Franz SCHUBERT - Zeitgenossen -Epigonen - Artverwandte

  • Hallo liebe Forianer,


    Es handelt sich natürlich um Komponisten, nicht um seinen "normalen" Freundeskreis. Und hier wiederum um eine spezielle Gruppe - jene, die man unter "artverwandt" einsortieren könnte.


    Bei Mozart ist es - trotz Mozarts immer wieder propagierter Einzigartigkeit - relativ leicht Zeitgenossen zu finden, die ihm im Stil ähnelten. Bei Beethoven wird die Luft schon dünner. Mir sind zumindest nur wenige Komponisten bekannt die man als "beethovennah" bezeichnen könnte (Ries und Czery)


    Bei Schubert fällt mir zunächst kaum jemand ein, obwohl ich sicher bin, daß es hier etliches gibt, was von der Musikgeschichte zugedeckt wurde...


    Das lässt sich allerdings nur aufdecken, wenn hier die Tonträgerindustrie (zumindest teilweise) mitspielt. Komponisten deren Werke NIE auf Platte verfügbar waren sind im wahrsten Sinne des Wortes tot.


    Also beweisen wir, daß wir nicht nur Mozart - und Brucknerspezialisten unter unseren Mitgliedern haben (Oper ist momentan ausgeklammert) sondern auch in Sachen Schubert und seine Wirkung etwas zu sagen haben.


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • kein Komponist - aber Musiker und durch Schubert bekannt geworden:


    Michael Holzer, Chorregent von der Pfarrkirche Lichtenthal, bei dem das Kind Franz in die "Lehre" gegeben wurde. Dieser beteuerte, einen "Schüler wie diesen noch niemals gehabt zu haben".... Als 13jähriger sollte er dem Lehrer sein erstes kirchliches Werk - eine Messe - widmen.


    ...und Salieri war ein Zeitgenosse, der im hohen Alter seine Kompositionen lobte: "Der kann alles: Lieder, Messen, Streichquartette und nun auch eine Oper" (es handelte sich um 'des Teufels Lustschloss', 1814).


    ...auch Brahms äusserte sich: über das 'Suleikalied', "Das schönste Lied, das je geschrieben wurde"


    Mendelssohn dirigierte die Uraufführung der 4. Symphonie bei der Gesellschaft der Musikfreunde


    ein Zeitgenosse ist auch C.M. von Weber 1786-1826 - fünf Jahre früher geboren, dafür 5 Jahre länger gelebt...


    Ludwig Berger, der sich schon vor Schubert an der "Schönen Müllerin" versuchte, auch bekannt als Klavierlehrer von Felix Mendelssohn


    Carl Ludwig Albert Banck 1809-1889


    usw... ich lass mal Gescheitere ran....

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Zitat

    Original von nala


    ein Zeitgenosse ist auch C.M. von Weber 1786-1826 - fünf Jahre früher geboren, dafür 5 Jahre länger gelebt...


    usw... ich lass mal Gescheitere ran....


    franz p. schubert 1797-1828


    aber nett, wenigstens irgendwas wieder von dir zu lesen :]

  • Hallo,


    ich werfe mal die Namen Heinrich Marschner, E.T.A. Hoffmann und Franz Berwald in den Raum.
    Alle kommen an die Qualität eines Schubert nicht ran. Was ich aber von ihnen gehört habe, hat durchaus Ähnlichkeiten mit seiner Musik, es geht aber eher in die frühromantische als in die klassische Richtung.


    Vielleicht ist es ähnlich mit Konradin Kreutzer, aber der ist, glaube ich, schon eher Mendelssohn- als Schubert-Zeitgenosse.


    Und eigentlich gehört C.M. von Weber auch in diese Zeit. Der ist aber IMO zu eigenständig, als dass er sich mit Schubert vergleichen ließe.


    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von petemonova
    ich werfe mal die Namen Heinrich Marschner, E.T.A. Hoffmann und Franz Berwald in den Raum.
    Alle kommen an die Qualität eines Schubert nicht ran. Was ich aber von ihnen gehört habe, hat durchaus Ähnlichkeiten mit seiner Musik, es geht aber eher in die frühromantische als in die klassische Richtung.


    Vielleicht ist es ähnlich mit Konradin Kreutzer, aber der ist, glaube ich, schon eher Mendelssohn- als Schubert-Zeitgenosse.


    Und eigentlich gehört C.M. von Weber auch in diese Zeit. Der ist aber IMO zu eigenständig, als dass er sich mit Schubert vergleichen ließe.


    Weber war 13 Jahre älter und ganz gewiß in keiner Weise von Schubert beeinflußt. Von Kreutzer kenne ich ein ziemlich triviales Septett (oder Oktett oder so), vermutlich ebenso wie Schuberts Oktett am Vorbild von Beethovens Septett orientiert. Berwald (ich kenne nur die Sinfonien) ist m.E. ein sehr origineller, eher unterschätzter Komponist, aber schubertsch klingt er mir eher selten.


    Es ist m.E auch sehr gut nachvollziehbar, dass es keine "Schubert-Epigonen" gibt. Zum einen wurde Schuberts Instrumentalmusik größtenteisl erst etliche Jahre nach seinem Tod bekannt. Wer sich in den 1820ern/30ern nach Vorbildern richten wollte, nahm Beethoven (oder Mozart und Haydn) Zum anderen scheint es mir unmöglich (und der Versuch verheerend) den späten Schubertstil als Vorbild zu nehmen. Gewisse Anklänge mag man in einzlnen Werken von Schumann und Brahms (ZB das Finale des 1. Sextetts, auch der Variationensatz dieses Stück erinnert etwas an Tod&Mädchen) vernehmen, die beide Schubert verehrten, aber gewiß nicht imitieren wollten.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • josef netzer 1808-1864.
    er wurde in zams im oberinntal ( :hello: nala, lass dich nicht vergraulen ;) ) geboren. obwohl er erst 1828 nach wien gekommen war, freundete er sich schnell mit schubert an, sie bildeten oft ein tastentier mit 4 händen. kleine parallele mit dem großen: wie dieser war er sich nicht zu gut beim berühmten kontrapunktiker simon sechter (1788-1867, naturgemäß auch ein zeitgenosse) noch was zu lernen (5 jahre kurs trotz fertiger komponistenausbildung in innsbruck). später machte er kapellmeisterkarriere u.a. in mainz und leipzig (dort kollege von lortzing).die letzten 10 jahre seines lebens verbrachte er in graz.
    einige werke:
    4 symphonien
    4 streichquartette
    klaviertrio
    die oper "mara" war ihrerzeit sehr bekannt

  • Anselm Hüttenbrenner (1794 - 1868 )


    Aus der freien Enzyklopädie:
    Hüttenbrenner erhielt schon während seiner Schulzeit in Graz eine musikalische Ausbildung an Klavier und Orgel. Bereits während seines in Graz und Wien erfolgreich absolvierten Jurastudiums wurde er 1815 Schüler von Antonio Salieri in Wien, bei dem er Gesang und Komposition studierte. Bei Salieri lernte er auch Franz Schubert kennen, mit dem ihm bald eine herzliche Freundschaft verband und mit dem er auch gelegentlich öffentlich auftrat. 1821 kehrte er nach Graz zurück, wo er -inzwischen mit Elise von Pichler verheiratet - als Komponist und Musikkritiker tätig war.
    Für die Musikgeschichte ist Hüttenbrenner von Interesse, weil er an Beethovens Sterbebett zugegen gewesen sein und Beethoven nach dessen Tod die Augen zugedrückt haben soll. Hüttenbrenner hatte auch die Originalpartitur von Schuberts "Unvollendeter" in Besitz, die er bis unter 1865 unter Verschluss hielt und die erst danach aufgeführt werden konnte.


    Er komponierte um die 200 Lieder, zahlreiche geistliche Werke, darunter ein Requiem in c-moll, 8 Symphonien, 2 Streichquartette, 1 Streichquintett sowie Klaviermusik.


    Ich habe leider noch nichts von Hüttenbrenner gehört, mich würden aber vorallem seine Streichquartette und seine Klaviermusik interessieren. (Kennt da vielleicht jemand vorhandene und gute Einspielungen?)
    Eine zeitlang nahm man ja sogar an, dass die "Grazer Fantasie" eine Komposition Hüttenbrenners sein soll, vorallem weil sie lange in seinem Besitz war, heute wird sie jedoch einhellig Schubert zugeschrieben. (D.605a)


    mit Grüßen
    Christoph

  • ja danke! obsi - das ist wo meine wurzeln sind - aus Tirol kommt doch nur das Allerbeste nach Wien

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  • Ist zwar weder Epigone (weil eigenständig, z.T. sehr originell), noch Zeitgenosse weil ein wenig zu jung obwohl durchaus überschneidend, noch artverwandt (glaube ich jetzt einmal. Aber ich frage mich, welcher Komponist mit Mozart artverwandt war, wenn Alfred meint, da fände man rasch einige.)


    Ist aber für Interessenten am österreichischen Klavierlied nach Schubert eine allerwärmste Empfehlung, vor allem die Vertonungen ironischer Heine-Texte mit Belcanto-Ver...ung bringt in Zusammenhang mit anderen durchaus romantischen Liedern eine Komponistenpersönlichkeit ans Licht, die die unterschiedlichen Strömungen ihrer Zeit zielsicher einsetzen konnte.


    Als einizger vertonter er Heines "Heimkehr"-Zyklus komplett inklusive aller "ungeeigneter" Gedichte, deren Vertonungen aber besonders interessant sind!


    Ganz wunderbar interpretiert gibt es das Ganze auf 3 CDs mit Markus Schäfer:


  • Zitat

    Original von petemonova
    Hallo,


    ich werfe mal die Namen Heinrich Marschner, E.T.A. Hoffmann und Franz Berwald in den Raum.
    Alle kommen an die Qualität eines Schubert nicht ran.


    Gruß, Peter.


    Hallo Peter!


    Das kann ich so nicht im Raum stehen lassen. Heinrich Marschner (sowieso bekannt als Opernkomponist!!!), E.T.A. Hoffmann (so umfangreich ist sein musikalisches Ouevre ja nicht) zusammen mit Berwald in einen Topf zu schmeissen, ist nicht fair.


    Ich habe auch etwas länger gebraucht, aber Berwald ist schon eine ganz andere Größe und seine Symphonien brauchen sich hinter den Schubert-Symphonien nicht zu verstecken - und erst recht nicht hinter den ersten Schubert-Symphonien!


    Sein Ansatz ist ein gänzlich anderer, Berwald vermied allzudeutlichen romantischen Gestus und irritierte sein Publikum (zumindest das in Schweden) mit seinen schroffen und abrupten Wechseln in Tempo und Harmonie.


    Lange Zeit verkannt, gelten seine Symphonien zumindest heute als wesentlicher Beitrag dieser Gattungsform in der ersten Hälfte des 19. Jhd.


    Bei einem Vergleich mit Schubert muß man eh vorsichtig sein. Seine reifen, von Vorbildern losgelöste Werke wie die Symphonien entstanden alle mehr als ein Jahrzent nach Schuberts Ableben (1842-1845)....


    :hello:
    Wulf.

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  • nö wulf, das kann ich nicht unwidersprochen stehenlassen.
    :D
    marschner kann sich sehr wohl mit berwald messen, da gibt es lieder von großer ausdrucks-tiefe - ich hoffe mal auf hervorragende einspielungen seiner bedeutenden opern, vielleicht kommt das eines tages.


    berwald in einer reihe mit schubert 8o:no:


    :hello:

  • Doch KSM!


    Marschner wollte ich nicht kleinreden, kenne nur seine Kammermusik.


    Aber mal ehrlich. Von den Schubert-Symphonien sind die letzten beiden ein großer Wurf, da kann Berwald vielleicht nicht ganz mithalten (auch wenn ein Vergleich schwer ist).


    Ohne den in diesem Forum heiligen Schubert einen Zacken aus der Krone zu brechen:


    Was ist bitte an Schuberts 3. Symphonie besser als an einer Berwald-Symphonie?


    M.E. nichts! :yes::untertauch::yes:


    LG
    Wulf.

  • Nun ja, ich messe die Herren Komponisten nach ihren besten Werken, das wird nicht unbedingt Schuberts 3. sein.


    Aber wenns denn sein muss, da gibt es doch von Berwald so ein Frühwerk, ein Geigenduo glaube ich, das muss ich auch nicht haben ...
    :D


    P.S.: Duo concertant in A-Dur für 2 Violinen. Undatiertes Frühwerk.
    Habe mal die Noten angesehen.
    Sieht sehr langweilig aus.
    :baeh01:

  • Na ja, KSM - es gibt da auch Frühwerke Schuberts, die muß ich nicht haben.


    Und ich habe selbst darauf hingewiesen, daß Berwalds Reifewerk erst nach Schuberts Ableben entstand....


    Daß Dilemma an Berwald ist seine Unzugänglichkeit für den Hörer. Schubert macht es dem Hörer deutlich einfacher. Mal ehrlich: die Unvollendete, die "große C-Dur" - wundervolle Werke gewiß, aber eben auch Werke, die sogar Klassikresistente Leute rühren - Werke also, die nicht unbedingt Kennern oder Insidern, wenn Du so willst, auf den Leib geschrieben sind...
    :stumm: Berwalds Musik läßt dem Hörer kaum einer dieser etlichen Vertiefungschancen, die Schubert bietet. Daher ist Berwald auch nicht unbedingt "Massengeschmack" - die "Unvollendete" Musik gewordene Romantik schon eher....


    :hello:
    Wulf.

  • merkwürdig, ich finde berwalds "singuliere" viel einfacher zugänglich als schuberts "lange" - äh, große. ich habe aber mich noch mit wenigen leuten über berwald ausgetauscht - dennoch habe ich eher den eindruck, dass das einer der wenigen weniger bekannten komponisten aus schuberts generation ist, der eher eine chance auf einen bleibenden platz im repertoire hat, bei ihm ist die originalität offensichtlich, und ich dachte, mit berwald-lob rennt man offene türen ein.


    (sofern mans nicht übertreibt)


    zeitlich kommen berwalds symphonien nach der zwickauer von schumann und den 1 1/2 von burgmüller und sind somit bereits hochromantischer konkurrenz ausgesetzt, stilistisch werden sie aber noch mit "frühromantisch" etikettiert. mit ihrer auf eigentümlichkeit setzenden beethovennachfolge passen sie womöglich weniger in diesen thread als schumanns symphonien, oder?

  • Dem kann ich zustimmen, KSM.


    Berwald ist einfach ganz dezent angewandte Romantik, um es mal maximal blöd zu formulieren.


    Bei mir rennst Du wirklich offene Türen ein, wenns um Berwald geht.
    Ich bin auch der Ansicht, daß ich nicht übertreibe.


    Ich habe letztens einen musikwissenschaftlichen Artikel über die Neuerungen die Berwald (natürlich nach seinem vernachlässigbaren Jugendwerk!!) an Form und Satzsyntax eingebracht hat. Da kann ihm kaum einer das Wasser reichen.


    Und Schubert: natürlich, er hat einen Zauber in der Musik wie kaum ein zweiter. Seine Musik ist außerordentlich populär. Ob alles in dem Maße genauso gut ist ...... :stumm:

  • Zitat

    Original von Wulf
    Ich habe letztens einen musikwissenschaftlichen Artikel über die Neuerungen die Berwald (natürlich nach seinem vernachlässigbaren Jugendwerk!!) an Form und Satzsyntax eingebracht hat.


    kannst du das mal anhand von beispielen konkretisieren? (öh, haben wir noch gar keinen berwald-thread?)


    das "verbiegen" klassischer formen geht mit beethoven und (noch brutaler) reicha los. beethoven wurde dermaßen berühmt, dass seine verbiegungen wiederum vorbildgebend wurden (ich darf auch mal blöd formulieren ...). in der um 1800 geborenen generation gibt es da z.b. berwald und berlioz, von denen berlioz der extremere ist (anarchie! - die symphonie fantastique und harold in italien sind beide vor berwalds symphonien entstanden!). somit fällt berwald in eine zeit, in der das zerbeulen der klassischen form durchaus angesagt ist - und seine eigenwilligkeit kann man wohl auch im zusammenhang mit romantischem genie-streben sehen.

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    zeitlich kommen berwalds symphonien nach der zwickauer von schumann und den 1 1/2 von burgmüller und sind somit bereits hochromantischer konkurrenz ausgesetzt, stilistisch werden sie aber noch mit "frühromantisch" etikettiert. mit ihrer auf eigentümlichkeit setzenden beethovennachfolge passen sie womöglich weniger in diesen thread als schumanns symphonien, oder?


    Ich kenne zwar nur die Sinfonien Berwalds, sehe aber auch wenig Gemeinsamkeiten mit Schubert; es ist ein sehr eigenartigerund -ständiger Stil.
    Unzugänglicher als die große C-Dur finde ich Berwald auch nicht.


    Man muß dabei auch berücksichtigen, dass die wirklich populären Instumentalwerke von Schubert nicht viele sind (Unvollendete, 5. Sinf., Forellenquintett, Moment musical). Die wichtigen späten Werke sind mit evtl. Ausnahme von Tod&Mädchen-Quartett und C-Dur-Sinf. nicht wirklich bei breitem Publikum beliebt. Bis in die 50er galten die Klaviersonaten als für den Konzertsaal nur bedingt geeignet und die Fantasie f. Violine/Klavier kann heute noch als Geheimtip durchgehen.
    Von Marschner kenne ich zwar praktisch nichts, aber der ist wohl eher mit C.M. v. Weber zu vergleichen (Oper). Webers Instrumentalmusik kann man noch eher als die frühen Schubert-Werke als klassizistisch bezeichnen, vieles davon entstand ja auch schon um 1810-15.


    viele Grüße


    JR

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  • Hallo KSM!


    ICh glaube, wir müßten einen Berwald-thread haben....


    Konkrete Beispiele an Berwald-Neuerungen gibts Montag auf die Mütze. jetzt muß i zur Arbeit und WE ist ja bei mir momentan nischt mit Internet.


    (Nicht daß Du denkst, ich drück mich :D )


    LG
    Wulf.

  • Leider muß man sagen, daß die Hoven Lieder nicht den Schubertschen Zauber haben - aber das mag auch an der Interpretation liegen, bzw an der Tontechnik (Akustik)
    Die Aufnahme - soweit ich hineingehört habe wirkt eher, wie von einem Amateur in einem Kabinett eingespielt.


    In dieser Hinsicht sicher besser sind die Lieder von Lachner



    die von Rufus Müller für OEHMS Classics aufgenommen wurden - jedoch glaube ich ein Hermann Prey oder DFD hätten den Liederkreis überzeugender gebracht, eigenartigerweise würde ich mir gerade hier ein modernes Klavier wünschen, die Aufnahme klingt IMO ein wenig verstaubt - aber ohne, daß ich das reizvoll fände....


    Alles in allem dennoch besitzensvert - Alternativen gibt es IMO keine...


    mfg
    aus Wien


    Alfred

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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Bei Schubert fällt mir zunächst kaum jemand ein, obwohl ich sicher bin, daß es hier etliches gibt, was von der Musikgeschichte zugedeckt wurde...


    Salut,


    spontan fiele mir da F[SIZE=7]erdinand[/SIZE] Schubert ein. Ist immerhin sehr naheliegend...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Leider muß man sagen, daß die Hoven Lieder nicht den Schubertschen Zauber haben - aber das mag auch an der Interprtation liegen, bzw an der Tontechnik (Akustik)
    Die Aufnahme - sowit ich hineingehört habe wirkt eher, wie von einem Amateur in einem Kabinett eingespielt.


    In dieser Hinsicht sicher besser sind die Lieder von Lachner


    ?(
    Ich bin ja kein HiFi-Mensch, aber die Interpretation betreffend sind die von mir genannten Hoven-Einspielungen großartig!
    Von Franz Lachner kenne ich nur Kammermusik, die ich für deutlich weniger originell als Hovens Heimkehr-Zyklus halte.

  • Natürlich gibt es auch Zeitgenossen Schubert, die nicht dem Vergessenwerden anheim gefallen sind, aber besondere Beachtung schenkt man heutzutage Leuten wie beispielsweise Anselm Hüttenbrenner sicher nicht. Von seinen 8. Sinfonien ist keine einzige in einem Klassikkatalog zu finden.


    Ähnlich geht es den Werken von Cypriani Potter desen 10 Sinfonien (ich besitze lediglich 2 davon auf einer vergilbenden CD der marke Capricorn, nämlich die Nr 8 und 10) und 4 Klavierkonzerte kein menschliches Ohr der Gegenwart erreichen.


    Als ich die CD erwarb, meinte ich, die Werken seine in Schubert Nähe - aber das halte ich heute nicht mehr aufrecht - ehrlich gesagt - ich kann sie überhaupt nicht zuordnen


    Franz Lachner - stets in Schubert Nähe gerückt - hier gab es vereinzelte Veröffentlichungen. (Lachner der Schubert um Jahrzehnte überlebte hat übrigens auch kein Klavierkonzert geschrieben - obwohl er 87 Jahre alt wurde und erst 1890 starb. Er hinterließ etwa 200 Werke mit Opuszahl...


    Diese 3 Namen sollen nur ein Anstoß zu diesem Thread sein.


    Sollte jemand ein oder das andere hervorragende Werk eines dieser (oder anderer) Schubert Zeitgenossen (Mendelssohn und Schumann laufen ausser Konkurrenz !!) hier nennen wollen - sehr gerne.


    Vielleicht lerne ich noch was hörenswertes kennen...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich frage mich, ob es Sinn macht, Franz Lachner als einen Zeitgenossen Schuberts zu bezeichnen. Als Schubert starb, war der später eine extrem wichtige Position im Musikleben einnehmende Lachner noch kaum am Zenith angelangt.


    Zeitgenossen Schuberts wären z.B.: Beethoven, Weber, Rossini, Field, Cherubini, Reicha, Spontini, Hummel, Spohr, Meyerbeer, Marschner, Loewe - ohne dass ich bei jedem wüßte, was er zu Schuberts Lebzeiten geschrieben hat, und was später.

  • Hallo Alfred,


    ich halte Potter - sprich das bißchen,was ich mal gehört habe, für interessanter als Hüttenbrenner.


    Ansonsten empfinde zumindest ich die Ouverturen von Kuhlau (bei Chandos) für sehr interessante Werke. Hier gibt es IMO wirklich was zu entdecken.


    :hello:
    Wulf

  • Salü,


    ich habe noch einen gefunden, der vor Schubert geboren, und nach dessen Ableben gestorben ist:




    Christoph Ernst Friedrich Weyse [1774-1842]
    Sinfonie Nr. 1 g-moll DF 117
    Sinfonie Nr. 7 Es-Dur DF 123


    Concerto Copenhagen
    Lars Ulrik Mortensen


    Weyse ist also per definitio ein Zeitgenosse Schuberts. Schubert und Weyse sind sich aber wohl kaum begenet. Weyse wurde 1774 in Altona geboren, studierte dann weniger erfolgreich in Bezug auf die gestellten Erwartungen bei Carl Philipp Emanuel Bach und verbrachte seite Zeit ab 1792 am Dänischen Hofe: Dort komponierte er in der Zeit von 1795-1799 seine sieben einzigen Sinfonien. Im Jahre 1801 erhaschte ihn wohl eine tiefschürfende persönliche Krise, die zur vollständigen Einstellung seiner Kompositionstätigkeit führte. 1806 nahm er diese jedoch wieder auf, komponierte aber keine einzige Sinfonie mehr. Ein direkter Vergleich mit Schuberts Sinfonien ist daher nicht möglich, da alle zum Vergleich heranzuziehenden wichtigen Werke Schuberts erst nach dem Zyklus von Weyse entstanden.


    Das 1795 komponierte Werk des 21jährigen hat jedoch meine Sammlung von g-moll-Sinfonien durchaus bereichert. Besonders Kopf- und Finalsatz sind wirklich gut! Das ist das, was ich unter g-moll verstehe: Die Tonart ist unverkennbar! Interessanter Weise steht an zweiter Stelle das Menuett - in Dur, gefolgt von einem allzu trüben Andante. Das Werk ist noch deutlich erhörbar dem Sturm & Drang verhaftet, zeigt aber bereits einige harmonische und melodische Wendungen, die später bei Schubert vorkommen. Auch die Instrumentation ist bereits bei dem Erstlingswerk romantic-kitschig, besonders im Bläserpart. Das sind Stellen im Werk, die mir geschmacklich eher nicht sonderlich zusagen. Solches trifft am ehesten auch auf Méhul zu, der schließlich auch [wie übrigens Beethoven :D ] ein Zeitgenosse Schuberts war.


    Das Concerto Copenhagen, welches sich selbst CoCo nennen lässt, spielt ganz hervorragend auf alten Instrumenten - aber keineswegs schrammig, sondern eher fast zu brav - cremig wie Häagen-Dazs.


    Die Sinfonien sind durchaus eine kleine Hörreise wert, aber mit Schubert haben sie nicht viel gemein - nichtmal mit dessen frühen Sinfonien Nos. 1-3. So im direkten Vergleich Schubert->Weyse wird dann doch klar, was an Schubert so besonders ist, wobei ich Weyse in keinster Weyse damit abwerten mag. Weyses sinfonisches Schaffen halte ich persönlich für nicht so bedeutend, aber es gehört nun mal dazu und ist sehr angenehm zu hören: Sehr eigen[artig] und manchesmal verblüffend.


    Die beiden von CoCo eingespielten Sinfonien können kaum unterschiedlicher sein: Während die g-moll-Sinfonie sehr dramatisch, manchmal melancholisch ist, wartet die 7te Sinfonie Es-Dur mit kaum zu übertreffender Luftigkeit auf.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von musicophil
    Muß man auch nicht Friedrich Witt als Zeitgenosse Schuberts betrachten?


    LG, Paul


    Der ist schon Zeitgenosse Beethovens [u.a. wegen der Jenaer Sinfonie]


    :wacky:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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