Haydn: Sinfonien - (Wieder)Entdeckungen und Geheimtips

  • Eigentlich wäre das wohl erst nach Abschluß des Sinfonienprojektes dran. Da ich aber fürchte, daß dann die Energie nicht mehr ausreichen wird, ist es vielleicht doch besser, schon parallel zu starten. Etliche, die manchmal mithören, aber aus verschiedenen Gründen nicht durchgehend dabeisein können, werden mitunter Interesse an Hinweisen auf weniger bekannte, leicht übersehene, aber durchaus hörenswerte der 104 Sinfonien haben. Noch mehr die, die bisher höchstens einige der Namensinfonien kannten und vor der großen Anzahl der Werke zurückschreckten.
    Nicht zuletzt aber auch die, die das Projekt mittragen oder jedenfalls enger verfolgen, vielleicht schon einen größeren Teil der Sinfonien wenigstens flüchtig kannten, aber durch die nähere Beschäftigung einen neuen, veränderten Blick gewonnen, Entdeckungen gemacht, Wertschätzung revidiert haben.


    Der thread soll in erster Linie als "Appetitmacher" bzw. den anderen o.g. Zwecken dienen, nicht aber in Konkurrenz zu den Einzelthreads treten. Detailliertere Kommentare sollten nach wie vor dort ihren Platz haben, wobei Verlinkung von hier aus durchaus erwünscht ist.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes und alle anderen Haydn-Fans!


    In den 40ern und 50ern kommen ja noch ein paar echte "Hits" - da wird das Projekt sicherlich wieder Schwung aufnehmen!


    Bis hierhin habe ich aber auch schon einiges Schönes entdeckt und wiederentdeckt. Ich sortiere mal grob nach Gefallen:


    - Nr. 90. Irgendwie sitzen die Symphonien 88 bis 92 ein wenig zwischen den Londoner und Pariser Stühlen, aber ich finde zumindest 88, 90 und 92 stärker als die meisten Londoner. 90 kannte ich jedenfalls vorher von den dreien noch nicht, aber auch diese ist fantastisch und widerlegt in Kombination mit den anderen beiden sehr schön, dass Haydn immer gleich klänge.


    - Nr. 94. Die kannte ich natürlich schon ewig und hatte sie mir überhört. Inzwischen ist sie nach genauerem Hinhören wieder ganz vorne dabei.


    - Nr. 70. Kannte ich vorher gar nicht, aber ich war schon vorher sehr gespannt - JR hatte die Symphonie an diversen Stellen propagiert, z.B. im entsprechenden "Hauptwerke"-Thread (Ja, die lese ich beim Kennenlernen eines Komponisten; ein paar Threads fehlen da noch!). Ich bin nicht enttäuscht worden. Sehr interessante Symphonie mit mitreißenden Ecksätzen (vor allem das Finale natürlich) und einem sehr schönen langsamen Satz. Dass aus der Zeit auch die ebenfalls tolle L'Imperial stammt (die erst in der letzten Woche als zusammen mit 52 sehr würdiger Abschluss drankommt), macht mich auch neugierig auf die anderen Symphonien bis zu den Parisern.


    - Nr. 93. Die lag für mich bei den Londonern irgendwie etwas am Rande, ich habe sie kaum beachtet. Zu Unrecht: Die teils stark kontrapunktischen Ecksätze gefallen mir inzwischen genauso wie das Menuett (letzteres ist sogar einer meiner Favoriten bei den Symphonien).


    - Nr. 87. Natürlich ist das nicht die beste Pariser, aber ich habe sie vorher mehr oder weniger ignoriert. Nach genauerem Hören finde ich sie sehr gut, mit einem mitreißenden Kopfsatz und einem sehr schönen Adagio.


    - Nr. 35. Diese Symphonie habe ich schon längere Zeit in der Pinnock-Box mit den Sturm-und-Drang-Symphonien, aber ihr nie groß Beachtung geschenkt (möglicherweise analog zur 93 wegen der "randständigen" Nummer). Erst durch Zwielichts sehr positiven Einführungsthread habe ich sie mir näher angehört und war erstaunt, wie mir eine so gute Symphonie bisher "durch die Lappen" gehen konnte.


    Da gibt es noch eine Menge Symphonien mehr, die ich jetzt anders einschätze als zu Beginn des Projekts und noch eine ganze Anzahl Symphonien, die in den Threads gelobt wurden, die ich aber noch gar nicht gehört habe. Aber die genannten haben die größten Sprünge gemacht!



    Gruß,
    Frank.


    Edit: Zweite Version mit Links. 8)

  • Hallo!


    Unter den Symphonien vor der Sturm-und-Drang-Zeit empfehle ich das Kennenlernen von Nr. 28 und Nr. 29. In den beiden threads habe ich mich näher dazu geäußert.
    Mein Favorit zwischen Sturm-und-Drang und den Parisern ist die Nr. 80.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Ich beginne auch mit den eigentlich schon bekannten Stücken. Tatsächlich fallen mir hier als erstes Nr. 94 ein, die zwar noch immer nicht mein Favorit unter den "Londonern" ist, aber deren Kopfsatz ich inzwischen für eine der größten Leistungen unter den Sinfonien halte. Ich habe aber alle 12 eher noch höher schätzen gelernt, besonders auch 96 und 98, die ich vorher auch eher vernachlässigt hatte.
    Ähnliches gilt für Nr. 91 (88, 90, 92 waren seit langer Zeit große Favoriten) und für die "bescheidensten" der Pariser Sinfonien 84 und 87 und sogar die berühmte 85 (wobei ich hier nach dem überragenden Kopfsatz den Rest noch immer etwas enttäuschend finde).


    Wirkliche Entdeckungen, die mir bislang kaum oder nur sehr flüchtig bekannt waren, sind 74-78 und 80. Das die mit Ausnahme der beiden Mollsinfonien (und der Nr. 73, die m.E. aber weniger interessant ist) kaum je aufgenommen werden, ist ein Rätsel.


    Von den früheren hat mir Nr. 21 besonders gefallen, auch die ganz frühen 5 und 11 mit langsamen Kopfsätzen fand ich ziemlich gut. 31 war ein alter Favorit. Auch die schon genannten 28 u. 29 sind bemerkenswert. 34 muß ich nochmal in Ruhe anhören.


    :hello:


    JR

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  • Die Londoner Sinfonien habe ich alle seit Beginn meiner Klassikhörerkarriere so häufig und kontinuierlich gehört, dass sich bei mir keine großen Überraschungen oder Verschiebungen mehr ergeben haben - was nicht heißt, dass ich nichts dazugelernt hätte. Nr. 94 mochte ich schon immer sehr, ich hatte nie den Hang zum Popularitätsmalus :D.


    Obwohl nun wirklich kein Geheimtip, möchte ich doch noch einmal auf die Nr. 102 mit ihrem unübertroffenen Kopfsatz hinweisen.


    Versuche, die Londoner Sinfonien gegenüber ihren Vorgängern abzuwerten, weise ich entschieden zurück. :D


    Nr. 90 kann nicht oft genug empfohlen werden, die ist phänomenal, wenn natürlich auch keine "Entdeckung". Mit Nr. 91 habe ich nach wie vor Schwierigkeiten.


    Unter den Parisern habe ich Nr. 84 immer als die graue Maus empfunden, das hat sich geändert. U.a. eine der schönsten langsamen Einleitungen!


    Nr. 79 und 80 verdienen mehr Aufmerksamkeit, sind aber aus verschiedenen Gründen nicht "einfach" zu hören.


    Sehr bereichernd fand ich die Beschäftigung mit der Trias 76-77-78. Nicht spektakulär, aber ein ungeheuer souveräner Umgang mit der Materie, die 77 hat es mir besonders angetan.


    In den letzten Wochen habe ich bei den Anfangssiebzigern und den Endsechzigern ein wenig geschlampt :rolleyes:, das muss ich noch nachholen.


    Ich muss zugeben, dass mir von den ersten zwanzig nicht soviel im Gedächtnis geblieben ist, am ehesten die Nr. 12 und 13.


    Aber Nr. 21 ist ein echter Qualitätssprung, Nr. 28 mit dem witzigen Menuett gehört zu meinen Lieblingen, Nr. 29 liegt gleichauf. Nr. 35 ist in allen vier Sätzen auf einer bewundernswerten Höhe der Erfindung.


    Und weil sie bald drankommt, nenne ich als dringende Empfehlung für alle Nicht-Haydnianer die Ecksätze der Nr. 39.



    Viele Grüße


    Bernd

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  • Hallo!


    Eigentlich hatte ich für heute Abend op. 131 vorgesehen, aber nach der Arbeit, etwas Sport und viel Essen ( :D ) bin ich viel zu müde dafür. Also habe ich ein paar von Euch genannte Haydn-Symphonien gehört...


    Die 80 finde ich tatsächlich in allen Sätzen sehr interessant; vor allem den zweiten Satz fand ich spontan sehr gut. Diese Symphonie muss ich für weiteres Verständnis aber noch ein paarmal hören.
    Die 31 fand ich sehr hübsch, die habe ich auch nicht das letzte Mal gehört.
    Die 13 hat mich überrascht: Ich habe die Symphonie schonmal im Konzert gehört und war nicht begeistert - das war allerdings auch kurz vor meiner "Haydn-Zeit". Beim kontrapunktischen Finale, das mir eigentlich auch damals hätte liegen müssen, haben die ersten vier Töne wohl eine astronomische Erwartungshaltung herbeigeführt. Die nordwestdeutsche Philharmonie Herford hat sich damals aber auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. ;)
    Jetzt und von Adam Fischer kredenzt finde ich sie sehr gut: Spritzige Ecksätze, schönes Cellokonzert im zweiten Satz, nur das Menuett ist mir etwas zu lang. Genau das richtige für heute Abend anscheinend.



    Zitat

    Original von Zwielicht
    Obwohl nun wirklich kein Geheimtip, möchte ich doch noch einmal auf die Nr. 102 mit ihrem unübertroffenen Kopfsatz hinweisen.


    Versuche, die Londoner Sinfonien gegenüber ihren Vorgängern abzuwerten, weise ich entschieden zurück.


    Nr. 90 kann nicht oft genug empfohlen werden, die ist phänomenal, wenn natürlich auch keine "Entdeckung". Mit Nr. 91 habe ich nach wie vor Schwierigkeiten.


    Das mit 91 und 102 geht mir interessanterweise genau andersherum - zu 102 bekomme ich bis auf den zweiten Satz ( :jubel: ) keinen rechten Zugang. Inzwischen habe ich zu Jochum noch den von Dir empfohlenen Klemperer, aber der ist mir zu langsam. Das Hauptthema im Kopfsatz finde ich bei beiden lärmend und die Durchführung gar nicht mal so dramatisch...
    91 ist in meiner Gunst nochmal gestiegen, seit ich die Kuijken-Einspielung habe. Weit hinter 88, 90 und 92 ist die nicht!



    Gruß,
    Frank.

  • Zitat

    Original von Spradow
    Das mit 91 und 102 geht mir interessanterweise genau andersherum - zu 102 bekomme ich bis auf den zweiten Satz ( :jubel: ) keinen rechten Zugang. Inzwischen habe ich zu Jochum noch den von Dir empfohlenen Klemperer, aber der ist mir zu langsam. Das Hauptthema im Kopfsatz finde ich bei beiden lärmend und die Durchführung gar nicht mal so dramatisch...


    Es geht ja ums Lärmen! :D Die Durchführung ist nicht monomanisch, aber außerordentlich abwechslungsreich mit überraschenden Stimmungswechseln, beinahe grotesken Transformationen der Gestalten usw. Aber das soll ja, wenn, dann im thread zu 102 besprochen werden


    :hello:


    JR

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  • :hello:


    Mir waren fast auch nur die Londoner Sinfonien bekannt, bis ich eine frühe Sinfonie im Konzert erleben durfte: "Lamentatione", Nr. 26 in d-moll. Seitdem habe ich mich für viele andere Sinfonien, vor allem aus "Sturm und Drang", interessiert. Aber "Lamentatione" ist immer ein besonderer Liebling geblieben.


    Gruß, Beryllo

  • Salü,


    ich finde den META-Thread zu den Sinfonien im Allgemeinen nicht (also bitte bei Bedarf und Gelegenheit verschieben). Vielleicht wurde das auch bereits irgendwo erwähnt?


    Als eine editorische Grosstat zum Haydn-Jahr 2009 kündigt der neue jpc-Courier die Gesamtausgabe aller Sinfonien (1-104) inkl. der Sinfonia Concertante (105) und der Sinfonien Hob. I:107a und 108 an:



    Kammerorchester Stuttgart
    Denis Russell Davies


    Der Preis von 49,99 € für 37 CDs ist natürlich umwerfend :D


    Zusätzlich gibt es zum 'Antesten' für schlappe 3,99 € die Sinfonien 9, 36 und 93 als Einzelausgabe:



    Das, was gelegentlich im Radio aus dieser Edition im vergangenen Jahr zu hören war, hat mich doch stets erfreut. Sehr schön, daß es nun eine weitere Alternative zu Dorati und Fischer gibt. Und es ist in Anbetracht der Tatsache, wie viele Projekte dieser Art bisher leider gescheitert sind, höchst erfreulich!


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Zitat

    Als eine editorische Grosstat zum Haydn-Jahr 2009 kündigt der neue jpc-Courier die Gesamtausgabe aller Sinfonien (1-104) inkl. der Sinfonia Concertante (105) und der Sinfonien Hob. I:107a und 108 an:


    Es ist IMO auch eine. Schon unter Münchinger hatte das Stuttgarter Kammerorchester einen angenehmen warmen Klang.
    Die kurzen Samples in die ich hineinhören durfte, bestätigen, daß sich der bis zum heutigen Tag erhalten haben dürfte, bzw zumindest bis zu Ära Dennis Russell Davies, wobei auch noch die exzellente Durchhörbarkeit erwähnt werden dürfte. Der Klang ist kräftig und hat Körper ist jedoch niemals dick, er ist durchhörbar , doch nicht spitz. Die Interpretation (immer bezogen auf das kurz Angehörte) ist temperamentvoll - aber nicht verhetzt.. Es scheint sich um eine optimale Einspielung zu handeln - unabhängig vom Preis.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Auch wenn hier schon seit längerer Zeit nichts mehr gepostet wurde, kann ich mir folgendes nicht verkneifen:


    Ich besitze eine eine alte DG-resonance CD (vermutlich um 1990 veröffentlicht, zu der kein Bild mehr auffindbar zu sein scheint). Darauf sind die Sinfonien Nr. 88 / 89 / 92 "Oxford" enthalten. Habe dazu nur das Bild einer offensichtlich nur in Frankreich erhältlichen neuen Ausgabe in der DG-entree-Reihe gefunden. Dort aber andere Sinfonien-Zusammenstellung (mit Nr. 91 anstelle der Nr. 89 - Schade, die Nr. 89 ist ein leicht verkanntes Topstück, das zwischen seinen berühmteren Schwesterwerken, die ihm vorausgehen und nachfolgen, irgendwie untergeht.)



    Ich liebe diese Lesart Böhms und den Sound, den er hier mit den Wiener Philharmonikern diesen tollen Werken angedeihen lässt.


    Weiter zur Sinfonie Nr. 89:


    Da gefällt mir aber auch die der Böhmschen Sichtweise doch sehr entgegen stehende Interpretation von Hugh Wolff mit den Frankfurter Hr-Sinfonikern:



    Ebenfalls "erste Sahne" - um es einmal so salopp auszudrücken - ist die Interpretation von Simon Rattle mit den Berlinern:



    Vielleicht hat ja jemand Lust auf die "89" von Haydn bekommen - man kann sie nur empfehlen!


    Grüße


    Garaguly

  • Bezüglich Nr. 89 unter Wolf kann ich mich der Empfehlung nur anschließen (auch wenn ich aufs Cembalo verzichten könnte). Die Rattle-Aufnahmen habe ich seit vermutlich zwei Jahren im Regal und leider noch keine rechte Gelegenheit zum Durchhören, was ich unbedingt nachholen sollte.


    Eine kurze Vorstellung und Diskussion dieses schönen und originellen Werks finde sich hier.


    viele Grüße


    JR

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  • Habe gerade bei jpc nach Haydns Nr. 89 mit Roy Goodman geschaut - leider nicht dabei, es gibt 85 - 87



    und dann erst wieder 90 - 92.


    Ich selbst besitze von der Goodman-Reihe bisher nur die "70er-Reihe" ( 70 - 78 ). Da dachte ich, diese Reihe um die 89 auszubauen, wäre toll.


    Weiß jemand, ob es die 89 von ihm gibt?


    Grüße


    Garaguly


  • Bin ziemlich sicher, dass es keine gibt. HIP-Aufnahmen dieser Sinfonie gibt es mit Brüggen und Kuijken, ob noch weitere entzieht sich meiner Kenntnis. Meines Wissens sind bei jpc alle Haydn-Sinfonien der hyperion-Reihe lieferbar. Es wurden nur die Werke eingespielt, die da angezeigt werden. Von den späten sind das 82-87, 90-95 und 101/102.
    Brüggens Aufnahme ist ebenfalls vergriffen, Kuijkens (die ich nicht kenne) noch zu haben und dabei recht preiswert:



    Man ist aber mit Wolf oder Rattle hier jedenfalls gut bedient. Auch Doratis und die Naxos-Aufnahme (war vor gut 10 Jahren, als ich sie kaufte, beinahe die einzige erschwingliche Einzel-CD mit diesem Werk) habe ich als sehr ordentlich in Erinnerung. (Und nach dem, was ich im oben verlinkten thread zur 89 schrieb, gefiel mir auch Fischers, selbst wenn ich da jetzt keine Erinnerung mehr dran habe.)

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  • Bin ziemlich sicher, dass es keine gibt. HIP-Aufnahmen dieser Sinfonie gibt es mit Brüggen und Kuijken, ob noch weitere entzieht sich meiner Kenntnis. Meines Wissens sind bei jpc alle Haydn-Sinfonien der hyperion-Reihe lieferbar. Es wurden nur die Werke eingespielt, die da angezeigt werden. Von den späten sind das 82-87, 90-95 und 101/102.


    Ja, ich habe es natürlich befürchtet. Hoffte aber auf einen Geheimtipp.


    Trotzdem danke für die Information. Werde mich mal nach der entsprechenden Brüggen-Einspielung umschauen. JPC hat sie jedenfalls nicht.


    Grüße


    Garaguly

  • Nein Nr 88 und 89 gibt es leider nicht.


    Es handelt sich bei der Roy Goodman Serie der Haydn Sinfonien mit der Hanover Band (für Hyperion) um ein abgebrochenes Projekt der Gesamtaufnahme aller Haydn Sinfonien. Vermutlich aus finanziellen Erwägungen wurde die Serie eingestellt nachdem 60 Sinfonien in 17 Folgen erschienen waren.


    Die bereits erschienenen Folgen wurden in die Midprice -Serie "Helios" verschoben, was darauf schliessen lässt, daß das Projekt leider für immer gestorben ist.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Während Bruckners f-moll-Messe durch die Wohnung hallt, suchte ich noch nach weiteren Aufnahmen der Nr. 89 von Haydn - und tatsächlich: es fand sich noch folgende Box (Bruno Weil, Sony), die ich wohl noch nicht so richtig durchgehört hatte:



    Da ist die Nr. 89 enthalten.


    Sie wird dann dem Bruckner noch folgen, jetzt aber erstmal weiter die weihevollen Klänge aus St. Florian.


    Grüße


    Garaguly

  • Die ist für Weil-Liebhaber Spitze.


    Diese aber auch:



    Es gibt sie sogar mit dem Altmeister Böhm, wers mag:



    LG, Bernward


    Auch hier nochmal der Hinweis: es ist genauso einfach und für den Leser praktischer direktlinks mit den "JPC" oder "Am" buttons under der Bestell- bzw. bei amazon "ASIN" Nr. zu erstellen. Habe nun auch noch die als mp3 downloads (oder vermutlich in JP) erhältliche Version mit 88-92+ Concertante verlinkt. Das ging leider nicht automatisch, geht aber auch: Man setzt zuerst einen link auf die amazon-Seite, den man z.B. "boehm" oder "xxx" nennt, dann fügt man statt des Linknamens von Hand die Grafikadresse ein. Aber damit es normalerweise leichter geht, gibt es ja die buttons! Bitte benutzen!
    JR


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Es gibt sie sogar mit dem Altmeister Böhm, wers mag:


    Das ist genau die, die ich auch habe, zu der ich kein Bild fand und die mir tatsächlich sehr gut gefällt. Neben so ganz anders gearteten Lesarten von Hugh Wolff etc., die ich als hervorragend bezeichnen würde, finde ich Böhms "Machart" hier einfach klasse, das hat Stil und wirkt überhaupt nicht langweilig.


    Grüße


    Garaguly

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  • Die "späten" Haydn Sinfonien entsprechen mehr dem momentanen Zeitgeschmack, da sie doch mehr oder weniger "großorchestral" angelegt sind. Das bedeutet aber meiner Meinung nach nicht, daß die den frühen "überlegen" sind.
    Man muß sich nur die Mühe machen einzelne frühe Haydn Sinfonien BEWUSST und WIEDERHOLT zu hören, bis sie einem "vertraut" erscheinen, man sie - zumindest an den (persönlichen) Schlüsselstellen wiedererkennt.
    So gesehen ist Haydn in der Tat kein Mainstream-Komponist, oder zumindest ein Grenzfall.
    Alfred


    Ich stimme dem unbedingt zu. Ich kenne ja alle Haydn - Sinfonien sehr gut, aber wenn ich mal wieder Lust habe, eine zu hören, dann ist das 22 (der Philosoph), 42, 44 (Trauer- mein Top-Favorit bei Haydn), 45 (Abschied) 46, 49 (La Passione), aber nichts jenseits von 88, schon gar nicht die mit dem Paukenschlag. Total subjektiv, aber den Grund hat Alfred oben genannt.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dieser Tage habe ich viel in den Themen zu Joseph Haydn und viel Kluges gefunden. Dennoch weiß ich immer noch nicht, auf welche Gesamtaufnahme seiner Sinfonien ich mich festlegen soll. Ich habe zwar etliche Sinfonien von ihm in meiner Sammlung, zusammengefasst aber nur die Londoner unter Minkowski, die mir ob ihrer Klarheit und Frische sehr zusagen. Behäbig soll es nicht klingen, wie ich das von Dorati hoffentlich zu Unrecht in Erinnerung habe. Zu niedlich auch nicht.


    Mein Eindruck ist nun, dass es die Aufnahme gar nicht gibt und es ratsam ist, eine Gesamtausgabe aus vielen Einzelteilen zusammenzubauen.


    Für guten Rat bin ich sehr dankbar.


    Es grüßt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich kann nur sagen, wie ich es gemacht habe. Bis Nr. 75 die 10 Boxen umfassende Gesamtaufnahme unter Hogwood. Die ist kaum zu übertreffen (ich habe das verglichen); danach zusammenstückeln nach Dirigenten: z.B. Jos van Immerseel, Bruno Weil, Harnoncourt, Cappella Coloniensis, Goodman, Sigiswald Kujken. Ich habe tatsächlich alle zusammengekriegt, einige doppelte sind dabei, und es sind alles Aufnahmen mit historischer Spielpraxis.
    Dazu möchte ich noch zwei Aussagen wiederholen, deretwegen ich hier schon oft kritisiert wurde:
    1. Haydn-Sinfonien mit großen Orchestern und "großen" Dirigenten lehne ich grundsätzlich ab; sie sind ein romantisches Missverständnis.
    2. Die Sturm-und-Drang-Sinfonien (also vor allem die 40er) sind die subtilsten und schönsten. Die späten ab den Parisern höre ich nicht gerne.
    Noch eine Anmerkung: die zweite Aussage wurde von einem Tamino-Mitglied so kommentiert: diese Aussage von Dr. Pingel ist einseitig (das stimmt; Geschmacksurteile sind oft so) und oberflächlich. Dass die Meinung, ich liebte die subtilen Sinfonien mehr als die populären, als oberflächlich gekennzeichnet wurde, hat mich doch etwas überrascht.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dr Pingel schrieb


    Zitat

    Mein Eindruck ist nun, dass es DIE Aufnahme gar nicht gibt und es ratsam ist, eine Gesamtausgabe aus vielen Einzelteilen zusammenzubauen.


    Das ist ein weiser Entschluss. Zumeist ist es ja so, daß jene Dirigenten, die den "späten" Haydn optimal gestalten mit den frühen Sinfonien wenig anfangen können.
    Ich besitze von den 104 Haydn Sinfonien etwa 75 - etliche davon mehrfach in diversen Aufnahmen, was sehr hilfreich ist um Vergleiche zu ziehen.
    Da ist alles dabei: von den (in der Tat) behäbigen Einspielungen unter Dorati, über jene durchaus spritzigen Londoner Sinfonien unter Jochum bis hin zu Karajan, der besser klingt als oft behauptet wird, aber im unmittelbaren Vergleich mit Spezialisten die Flagge streichen muß. Es gibt bei mir ferner Sir Georg Solti, dessen Aufanhmen ich als dröge empfand. Die Naxos unter diversen Dirigenten sind sehr durchwachsen je nach Studio, Orchester und Dirigenten. Dann habe einige Aufnahmen mit Bruno Weil, sowie alle produzierten Haydn Sinfonien unter Roy Goodman. Leonard Bernstein, George Szell, Bruno Walter - aber auch Nikolaus Harnoncourt, Thomas Fey - und das sind längst nicht alle. Ich besitze nach neuester Zählung 72 CDs mit Haydn Sinfonien. Da kann ich mich beruhigt zurücklehnen und .......
    Kann ich das wirklich ? Nein natürlich nicht, Denn immer wenn eine Haydn Sinfonie besprochen wird muss ich feststellen, daß es gerade einen von den wenigen ist, die noch in meiner Sammlung fehlen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dieser Tage habe ich viel in den Themen zu Joseph Haydn und viel Kluges gefunden. Dennoch weiß ich immer noch nicht, auf welche Gesamtaufnahme seiner Sinfonien ich mich festlegen soll. Ich habe zwar etliche Sinfonien von ihm in meiner Sammlung, zusammengefasst aber nur die Londoner unter Minkowski, die mir ob ihrer Klarheit und Frische sehr zusagen. Behäbig soll es nicht klingen, wie ich das von Dorati hoffentlich zu Unrecht in Erinnerung habe. Zu niedlich auch nicht.


    Mein Eindruck ist nun, dass es die Aufnahme gar nicht gibt und es ratsam ist, eine Gesamtausgabe aus vielen Einzelteilen zusammenzubauen.


    Ich habe, wenn ich recht erinnere, hier schon mal was dazu geschrieben . Wenn Geld keine allzu große Rolle spielt, würde ich keine Gesamtaufnahme kaufen, da man inzwischen einige recht günstige "mittelgroße" Boxen erhalten und durch die einzelnen Goodman-CDs, sowie Naxos und Fey fast alle Lücken schließen kann. Wie ebenfalls schon anderswo geschrieben, schätze ich sowohl HIP wie auch traditionelle Aufnahmen.


    Hogwoods (Decca/L'oiseau lyre) Einspielungen von 1-75, einschließlich einiger alternativer Sätze, 94, 96, "107" und "108" ist unlängst recht günstig wiederveröffentlicht worden. Das sind teils etwas trocken-karge HIP-Aufnahmen in ziemlich kleiner Besetzung. Mit Goodman (hyperion) kann man die nicht alle abdecken, aber seine Einspielungen sind tendenziell sowohl wärmer als auch spritziger; Manko ist das überprominente Cembalo (das bei Hogwood ganz fehlt, bei Pinnock höchstens sehr diskret hörbar ist).
    Eine weitere sehr preiswerte erwägenswerte Box ist Weils (Sony), die einige mittlere, sowie die Pariser und 88-91 enthält. Ich kenne davon nur die Pariser, mir waren die etwas zu einseitig schlank und schnell.


    Also nochmal konkrete Vorschläge. Es werden nicht alle Sinfonien abgedeckt, Lücken bei den frühen sind am einfachsten mit Goodman oder den älteren 3-CD-Boxen der Hogwood-Reihe zu schließen; ggf. mit Naxos.


    6-8 Freiburger Barockorchester oder Harnoncourt


    Außerdem 30,31, 45, 53, 59, 60, 69,73 mit Harnoncourt; die wurden alle in eine günstige Box gepackt, s.u.


    "Sturm und Drang": Pinnock (sehr preiswert und eine sehr gute, sichere Wahl, selbst wenn es einzelne packendere Einspielungen gibt)


    70 Fey, Rattle, oder Goodman
    73 Fey, Harnoncourt
    75 Fey, Goodman (73-75)
    76-78 Goodman
    79-81 ? mau, auf Fey warten; es gibt einige gute von 80 (Scherchen, Orpheus Chamber Orch., Freiburger Barockorch.) Müller-Brühl/Naxos ist o.k. in 81, unbefriedigend in 80. 79 und 81 sind aber nicht so zentrale Werke, die kann man zurückstellen.


    82-87 Pariser: Bernstein, Harnoncourt für großformatige, teils provokante HIP, Brüggen, Kujken, Weil oder Goodman für schlankere HIP, Marriner oder Wolff für modernes Kammerorchester, Fey für teils etwas überdrehtes Kammerorchester mit HIP-Einfluss (und Blech)


    88-92: modern: Rattle/Berlin, Wolff/RSO Frankfurt, oder Dorati (Box der älteren CD-Ausgaben mit 84-95), für HIP evtl. Kuijken (die ich nicht kenne)
    92: Rosbaud (DG)


    Londoner (hast Du schon, also keine Priorität): Brüggen für HIP, Herbig/Dresden ist eine günstige, gut klingende und schöne Aufnahme mit modernem Orchester, evtl. auch Harnoncourt/Concertgebouw, die ich jedoch nicht so überzeugend finde wie seine Aufnahmen mit dem Concentus.


    Da Du die Londoner schon hast, könntest Du mit zB Pinnocks Sturm&Drang-Box, einer Aufnahme der Pariser und Rattles 88-92 ds Wichtigste vom Rest abdecken. Die "Tageszeiten" und einige weniger bekannte frühe/mittlere gäbe es preiswert unter Harnoncourt


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  • Sagitt meint:
    Ich freue mich an den Londoner mit Norrington und den Stuttgartern. Früher hatte er schon einzelne mit seinen London classical players sehr überzeugend aufgenommen.

  • Prinzipiell schliesse ich mich - selten genug ;) Johannes Roehl an.


    Ich nehme hier gerne Bezug auf die Floskel "wenn Geld keine Rolle spielt"


    Ich möchte hierzu anmerken, dass Geld in diesem Zusammenhang eine relativ unwichtige Sache ist - weil man nämlich ohnedies ein solches Projekt wie die Haydn Sinfonien auf einige Jahre verteilen sollte. Ein schrecklicher Gedanke, wenn man mit 30 oder 40 "schon alles gehört" hätte.
    Ein paar Werke sollte man sich schon "für später" aufbewahren - gleichgültig ob man dieses "Später" erlebt oder nicht.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ein schrecklicher Gedanke, wenn man mit 30 oder 40 "schon alles gehört" hätte.


    ;( Mist, dann hab' ich ja wohl was falsch gemacht ...


    Eine Anmerkung noch zu der vor wenigen Jahren herausgekommenen neuen Gesamteinspielung aller Haydn-Symphonien mit dem Kammerorchester Stuttgart unter Dennis Russel Davies: Wie sehr habe ich mich auf diese GA gefreut, als ich hörte, sie solle bald erscheinen. Das war so um 2008/09. Ich glaubte nicht mehr an die Möglichkeit einer auf CD herausgebrachten Haydn-GA aus einem Guss - ich wähnte diese Zeiten auf ewig vorbei, nachdem ich in den 90ern den Abbruch großartiger Projekte mit Hogwood und Goodman 'miterleiden' musste, was mich völlig konsterniert zurückließ, damals.
    Nun also Dennis Russel Davies. Tja, bis heute bin ich mit dieser GA nicht 'warm' geworden. Das klingt durchgehend glatt und flach (ich habe stichprobenartig vielleicht 20 bis 25 der Symphonien ganz gehört, danach verließ mich die Lust auf mehr). Ich finde wenig charakterliche Eigentümlichkeiten, ich finde wenig Fortschritt erkennbar. Eine Symphonie aus der 40er-Reihe klingt ähnlich wie eine aus der 90er-Reihe. Alles bleibt insgesamt im großen Zusammenhang zu blass, auch wenn man mal eines der Werke durchaus mit Freude hören kann.
    Aber da gibt es so viele ungleich bessere Einspielungen, viele wurden hier auf dieser Seite dieses Threads bereits durch Johannes erwähnt. Da greife ich eigentlich immer zu anderen Lesarten. Was bleibt ist ein dicker Klotz im Regal, der gut aussieht. Tja, that's it. Also, lieber nicht kaufen.


    Grüße,
    Garaguly


  • Oh, davon hab' ich noch nie gehört. Die ist meiner Kenntnis nach noch nicht auf CD erschienen. Da muss ich mich wohl mal antiquarisch nach dieser von Dir, Harald, gezeigten LP umsehen. Denn als leidenschaftlicher Haydn-Fan möchte ich diese Deutung Klees mit dem Prager Kammerorchester natürlich kennenlernen.


    Grüße,
    Garaguly

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