Liebe Taminos (und andere Mitlesende),
in diesem Thread soll es um Chaconne und Passacaglia gehen, zwei sehr eng miteinander verwandte Formen, die, wie ich finde zum Großartigsten gehören, was die Musikgeschichte hervorgracht hat. Beides sind ursprünglich Tänze gewesen mit einem ostinaten, d.h. immer wiederkehrenden Baß ausgestattet, die im 16. Jahrhundert in Spanien entstanden. Bald fanden sie Einzug in die französische Barockoper, verloren dabei aber an Tempo und finden sich in den Werken von Lully bis Rameau als langsam schreitende Tänze wieder. Der Hamburger Musikschriftsteller und Komponist Johann Mattheson beschreibt den Unterschied zwischen beiden darin, dass die Chaconne stärker von ostinaten Baßmotiv abweichen darf als die Passacaglia. Mit der Abschaffung des basso continuo verschwanden auch die ostinaten Baßmotive, um Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt zu werden.
Nun aber ein paar Beispiele:
G.F. Händel, Schlußsatz seiner Cembalosuite Nr. 7 in g-Moll
J.P Rameau, Les Indes galantes oder im Dardanus, jeweils das letzte Stück der Oper
J.B. de Boismortier, am Ende von Dapnis & Chloe
J.B. Lully, am Ende von Acis & Galatée und im 5. Akt der Armide. Letzere halte ich für das großartigste überhaupt zu diesem Thema.
Und natürlich J.S. Bach, aus der Partita für Violine solo in d-Moll und die Passacaglia in c-Moll für Orgel BWV 582.
Auch Gluck hat für seine Pariser Fassung des Orpheus auf eine Chaconne zurückgegriffen, sie steht wiederum am Ende der Oper.
Ein auffälliges Merkmal ist auch die Länge dieser Stücke. Bei Lully sind die Passacaillen bis zu 15 Minuten lang.
Thomas