Haydn, Joseph: Symphonie Nr. 69 C-Dur

  • Hallo!


    Die Symphonie C-dur Hob.I:69 entstand 1775 oder 1776.
    Besetzung: 2 Oboen, 2 Fagotti, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken und Streicher.
    Die vier Sätze haben folgende Tempobezeichnung:
    I. Vivace
    II. Un poco adagio piu tosto andante
    III. Minuet & Trio
    IV. Finale: Presto
    (auf der Harnoncourt-CD ist Allegro vivace als Tempo des ersten Satzes ausgegeben)


    1. Satz:

    Das festliche 1. Thema erinnert mich an das von #48, geht dann aber leider nicht ebenso genial weiter. Bei 0:43 (meine Zeitangaben beziehen sich sämtlich auf die Fischer-Aufnahme) setzt dann dann ein 2. galantes Thema in Streichern ein, das die Bläser später kräftig übernehmen.
    Bei 2:17 beginnt fanfarenartig die Durchführung. Nach einer Generalpause steigert sie sich dramatisch in Moll. Der 2. Durchführungsteil ist nahe am Thema, eine sanfte Rückleitung führt zur Reprise. Die Durchführung ist für die Kürze des Satzes bemerkenswert ausgestaltet.
    Der Satz hat, ebenso wie das Finale, durch die Pauken und Trompeten ein festliches Gepräge.
    Harnoncourt wiederholt Durchführung und Reprise, Fischer nicht.


    2. Satz:


    Ein staccatohaftes, leises 1. Thema nur in den Streichern (mit einem kurzen Fagottsolo) sorgt für eine empfindsame, aber nicht wirklich ruhige Stimmung.
    1'18 beginnt eine harmonisch trübe, bläserdominierte Überleitung zu 2. Thema (dieses ab 1'44).
    Das tänzerische Thema geht schließlich in die analog zur Überleitung gestalteten Schlußgruppe über.
    2'40 Wdh. Exposition
    5'17 Durchführung mit heftigem, scharfem Moll-Ausbruch, danach leise Durchführung des 1. Themas. Bei 6'27 beginnt die Durchführung des 2. Themas.Die Durchführung (auch in diesem Satz bemerkenswert) verklingt leise im Nichts.
    Die veränderte Reprise (Hörner im Vordergrund) beginnt ab 7'07.
    Harnoncourt wiederholt auch hier Durchführung und Reprise.


    3. Satz:


    Hier höre ich ein klobiges Menuett mit witzigem Oboen-Trio (Oboe mit gezupfter Streicher-Begleitung).


    4. Satz:


    Es handelt sich um einen monothematischen Sonatenhauptsatz, der mit solistischen Streichern im Streichquartett-Sound beginnt, das ganze Orchester setzt erst ab 0'33 ein.
    1'21 Thema nochmal als „Streichquartett“
    1'39 Durchführung: Eine aufgeregte, „ziellose“ Streichermelodie trübt die Finalstimmung ein, die bei der Reprise (2'42) endgültig zurückkehrt.
    Eine Stretta-Coda mit kräftigem Schlußakkord beendet das Werk.


    Kommentar:


    Für die, die gerne die Strukturen der Sätze nachvollziehen wollen, habe ich ausführliche Zeitangaben gemacht, möchte aber darauf hinweisen, daß ich mich da hin und wieder irre.


    Zeiten Fischer: 4:19 – 9:10 – 2:55 – 3:59
    Zeiten Harnoncourt: 6:18 – 11:28 – 3:53 – 3:45


    Die Fischer-Aufnhame empfinde ich als spritziger und lebendiger – kurz: besser – als die Harnoncourts.
    Bei Harnoncourt klingen die Ecksätze mächtiger, aber dadurch nicht überzeugender. Tempounterschiede gibt’s zu Fischer in den Binnensätzen: Im 2. Satz ist Harnoncourt deutlich schneller, aber viel weniger klangschön; das menuett verschleppt er.


    Die CD mit #67-69 (Aufnahmedatum 1997) kann man getrost ins Töpfchen (statt Kröpfchen) innerhalb der Box geben.


    Trivia:


    Haydns Verleger Artaria plante, zusätzlich eine Klavierversion der Symphonie zu veröffentlichen. Diese wollte er mit dem Namen des seinerzeit berühmten österreichischen General Ernst Gideon Freiherr von Laudon versehen. Haydn war sowohl mit dem Anfertigen der Klavierfassung als auch mit der Widmung an Laudon einverstanden. Allerdings hielt er das Symphoniefinale für nicht geeignet, um es auf einem Klavier zu spielen und transkribierte es nicht. Sein Kommentar dazu: „Der Name Laudon wird dem Verkauf mehr helfen als zehn Finalsätze.“


    Viele Grüße,
    Pius.