Georg Philipp Telemann (1681-1767)

  • Dieser Thread sei dem großen Barockkomponisten Telemann gewidmet.


    Beginnen wir mit einer Kurzbiographie:



    Telemann, Georg Philipp (1681-1767), deutscher Komponist des Barock. Der Pastorensohn wurde am 14. März 1681 in Magdeburg geboren. Er erhielt seine musikalische Ausbildung bei dem Magdeburger Kantor Benedictus Christiani, blieb aber überwiegend Autodidakt. 1701 begann er ein Jurastudium an der Universität Leipzig. 1704 wurde Telemann Organist und Musikdirektor an der Neuen Kirche (heute Mattheikirche) in Leipzig, im gleichen Jahr ging er als Kapellmeister an den Hof des Grafen Promintz in Sorau (im heutigen Polen). Von 1708 bis 1712 war er Hofkapellmeister in Eisenach, anschließend wurde er Kapellmeister an der Barfüßer- und Katharinenkirche in Frankfurt am Main und bald darauf städtischer Musikdirektor. 1721 ließ sich Telemann in Hamburg nieder. Hier arbeitete er bis zu seinem Tod als Musikdirektor der fünf Hauptkirchen; er war Kantor am Johanneum und ab 1722 auch Leiter der Hamburger Oper. 1728 gründete er zusammen mit Johann Valentin Görner die erste deutsche Musikzeitschrift Der getreue Musicmeister, in der er zeitgenössische und eigene Werke veröffentlichte. Er starb am 25. Juni 1767 in Hamburg.


    Telemann, der einer der produktivsten und neben Georg Friedrich Händel und Johann Adolf Hasse einer der bekanntesten Komponisten seiner Zeit war, bildet ein wichtiges Bindeglied zwischen der Musik des Hochbarock, wie sie beispielhaft im Werk Johann Sebastian Bachs, mit dem Telemann seit seiner Eisenacher Zeit befreundet war, deutlich wird, und der Musik der Vorklassik, wie sie in den Werken Carl Philipp Emanuel Bachs oder Christoph Willibald Glucks zu hören ist. Er verband gekonnt den herkömmlichen, barocken Kontrapunkt mit anmutigen italienischen Melodien und der Klangfülle französischer Orchestrierung. Er nahm die Kompositionsweise des galanten Stils auf und wurde einer der Wegbereiter der Klassik.


    Telemann schuf Werke in allen Gattungen seiner Zeit: Er verfasste 50 Opern, 46 Passionen, etwa 1 400 Kirchenkantaten und 70 weltliche Kantaten, Oratorien, Lieder, Oden und Kanons, außerdem etwa 1 000 Orchestersuiten (davon 125 erhalten), etwa 120 Solokonzerte sowie Kammer-, Klavier- und Orgelwerke. Georg Philipp Telemann steht im Buch der Rekorde als "produktivster Komponist".


    (Quelle: Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2002. © 1993-2001 Microsoft Corporation.)

    Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die Menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.
    - Albert Einstein (1879-1955)

  • Da ja Telemann der produktivste Komponist der Musikgeschichte war, fange ich mal an einige seine Werke zu posten die mit Sicherheit keine Massenware darstellen.


    Er war in der 1. Hälfte des 18. Jahrhundert wohl der bekannteste und beliebteste Komponist Deutschlands, und das weit über die Grenzen hinaus.
    So ist es schon beeindruckend, dass er nach Paris eingeladen wurde um dort im "Concert Spirituel" zu gastieren.



    Eine der berühmtesten Kompositionen ist wohl seine Orchestersuite in a-moll die ein wenig an die Orchestersuite No.2 in h-moll von J.S. Bach erinnert, da auch hier eine Flöte als Soloinstrument eingesetzt wird. /Bei Telemann eine Blockflöte)
    Wer sich ein wenig auskennt weiß, dass zu dieser Zeit die vermischung des frz. und ital. Styles das Ziel vieler Bestrebungen war. Telemann hat das mit dieser Suite genial gelößt:
    Zwar ist sie formal eine Orchestersuite, doch mit der Blockflöte als Solinstrument reicht der Bogen bis zum Concerto.
    Der humorvollste Satz ist wohl das "Air à la italien", denn hier "äfft" er eine typische Dacapo Arie der Opera Seria nach. Die Blockflöte übernimmt hierbei den Part einer extravagnaten Sängerin.



    Dann darf natürlich die Tafelmusik nicht fehlen.
    Telemann wurde mit dieser Sammlung diverser Ouvertüren, Sonaten, Quartette und Konzerte reich und berühmt. Er stach selbst seine Kompositionen bevor er sie zum Verleger brachte um zu gewährleisten, dass keine Fehler darin waren.
    Bestellungen kamen aus allen Regionen Europas, den Löwenanteil stellten aber Franzosen. (Michel Blavet war z.B. einer der bekanntesten Besteller) daneben ettliche Fürsten - nur aus England kam nur eine einzige Anforderung, die eines gewissen Mister Hendel :D
    4 CD's die sich auf alle Fälle lohnen.
    Barocke Instrumentalmusik vom Feinsten.



    Eine weiter wunderbare Sammlung sind die "Pariser Quartette"
    Zwar besitze ich eine eher alte Einspielung, bin aber immer noch davon begeistert. Diese Quartette wurden von Blavet, Guignon, Forqueray und Edouard im Concert Spirituel unter größtem Beifall aufgeführt und selbst Telemann war hingerissen von der Interpretation.
    Noch Jahre nach seinem Parisaufenthalt schwärmte er von der Darbietung.




    Die Akademie für alte Musik Berlin hat hier eine wunderbares Programm zusammengestellt.

  • Für mich als Norddeutschen und Küstenbewohner gehört natürlich die Wassermusik Telemanns mit der Hamburger Ebb und Flut zur Genußmusik:



    Die Einspielung mit Reinhard Goebel ist vorzüglich.


    Und als Kammermusik-Freund gehören auch die Fantasien für Violine Solo zu Telemann-Stücken, die ich wirklich gern höre. Mir sagt die Aufnahme mit Andrew Manze sehr zu (Harmonia mundi).



    Mit besten Grüßen aus Bremen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Ich mag sehr die Vokalwerke von Telemann, angefangen bei Passionen und Oratorien zu diversen Anlässen bis hin zu Kantaten, wirklich sehr. Er hat eine Unmenge davon komponiert, und immer mehr wird auf CD gebannt.


    Eine Passion, die mir besonders gut gefällt, hat den Titel: Das selige Erwägen des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi
    in der Aufnahme mit Locher, Vandersteene, Dörr, Possemeyer, Schmidt, dem Freiburger Vokalensemble, L'Arpa Festante unter Wolfgang Schäfer, erschienen bei Amati.



    Oder die Serenata Eroica, eine Trauerode auf denTod des Starken August. Aufnahme mit Schlick, Winter, Mammel, Post, Mertens, der Rheinischen Kantorei, Das Kleine Konzert unter Herman Max.



    Und eine CD mit Kantaten, auf die ich schonmal irgendwo hier hingewiesen habe, mit sehr interessanter Besetzung: Cornett-Kantaten mit Spägele, Voss, Jochens, Mertens, dem Bläserkollegium Leipzig, Telemann-Kammerorchester Michaelstein unter Ludger Remy.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • salisburgensis:

    Zitat

    Er hat eine Unmenge davon komponiert, und immer mehr wird auf CD gebannt.


    Hallo Thomas!
    Lästerzungen behaupten ja, Telemann säße noch immer irgenwo im Verborgenen und komponiere froh und munter UND vor allem unentwegt weiter. Die meisten meiner Telemann-Neuwerwerbungen der letzen Jahre waren denn auch Überraschungen im positiven Sinn; ich gehe später sicher noch einmal darauf ein !


    Von DIESER eben erworbenen CD jedcoh kan ich nur dringend abraten, denn die bestätigt schlechthin ALLE Vorurteile, mit denen man Telemann seit seiner "Wiederentdeckung", er sei "uniteressant", "unisnpiriert","oberflächlich", "epigional" und dgl. mehr, punktgenau.
    Öder und langweiliger, dazu auch noch fast 80 min. lang, gehts wirklich nimmer. Auch die Interpretation zieht auf gleichem Niveau voll mit, also nochmal: Hände weg von:



    PS: wolltest du nicht mal was über Morales schreiben ?? :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Moin,


    ich kann meinern Vorschreibern bzgl. der Aufnahmen "Wassermusik" und "Tafelmusik" von Goebel nur zustimmen. Sie gehören nun schon seit vielen Jahren zu meinem Standardabspielrepertoire und unterliegen keiner meiner eigenen Moden. :yes:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • BBB schrieb:

    Zitat

    Lästerzungen behaupten ja, Telemann säße noch immer irgenwo im Verborgenen und komponiere froh und munter UND vor allem unentwegt weiter.


    :D Den Eindruck hab ich auch manchmal. Aber ich habe nichts dagegen, weil die meisten Sachen sehr gut anhörbar und interessante Musik sind (Ausnahme bestätigen diese Regel).


    Morales kommt noch, das ist nicht vergessen. Aber wie ich dir schon schrieb, stecke ich mitten im Umzug (C.Huth, sie gegrüßt, Leidensgenosse!). Ab morgen werde ich für ein paar Tage keine Möglichkeit haben CDs zu hören. ;( ;( ;(



    Noch ein paar Worte zu Telemanns Ouvertürensuiten. Ich finde, am stärksten ist er in programmatischen Suiten, wie die schon genannten oder auch der Suite Don Quixote oder der Suite La bizarre oder Suite La Galante oder die Alsterouvertüre usf. Diese Stücke strotzen nur so von wundervollen Ideen. Und viele davon haben inzwischen Eingang gefunden ins Repertoire vieler Barockensembles und sind immer mal wieder zu hören.


    Thomas

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    - H. Heine -

  • Ein Tipp eines sehr spaßigen Werkes von Telemann: Pimpinone oder die ungleiche Heyrath, Intermezzo in drei Akten (1725)


    Dieses Intermezzo ist die damals sehr beliebte und oft vertonte Geschichte des armen Mädchens, welches einen alten aber reichen Kerl den Kopf verdreht und ihm nach der Heirat gehörig auf der Nase rumtanzt. Telemann hat ähnliches am eigenen Leib erfahren, seine Frau hinterließ einen großen Schuldenberg als sie mit einem schwedischen Offizier durchbrannte. Nichtdestotrotz hat er das Stück mit unglaublich viel Witz vertont. Am köstlichsten ist eine Arie des Pimpinone, in der er sich über die Kapriolen seiner Frau beklagt und dabei nachäfft, wie sie mit ihrer Base tratscht. Köstlich auch das Duett, in dem sich beide "Kosenamen" an den Kopf werfen. Das ist wirklich zum totlachen!


    Ursprünglich war Pimpinone ein Intermezzo zu einer Produktion von Händels Tamerlano in der Oper am Gänsemarkt in Hamburg. Die meisten Arien wurden aus einem italienischen Libretto, welches Albinoni schon vertont hatte, übernommen und in der Orginalsprache belassen. Es kamen noch zwei weitere Arien in deutsch hinzu; die Rezitative wurden sämtlich ins Deutsche übertragen. Pimpinone wurde Telemann größter Bühnenerfolg.





    Georg Philipp Telemann: Pimpinone
    Mechthild Bach und Michael Schopper,
    La stagione Frankfurt unter Michael Schneider, erschienen bei DHM



    Oder in der alten Aufnahme aus den sechzigern mit Erna Roscher und Rainer Süß, bei der allerdings die Arien ins Deutsche übersetzt wurden (wie damals noch üblich). Sängerisch gibt es hier nichts zu meckern, aber dem Orchester fehlt der Schwung und die Spritzigkeit.



    :hello:
    Thomas

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    - H. Heine -

  • Kennt jemand eine Matthäuspassion von Telemann?
    Habe ich eben (weil Schluß sein mußte und ich diesen Monat eigentlich nichts mehr kaufen wollte...) auf dem Wühltisch liegengelassen. Nur eine CD, erschienen bei NCA, u.a. mit Klaus Mertens?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,


    ja, die Aufnahme von NCA mit Klaus Mertens habe ich mir mal vor einem Jahr gekauft, weil ich was von Telemann haben wollte.
    Es blieb bis dato meine einzige Telemann-CD, deshalb kann ich da auch nicht großartig etwas zu sagen. Negativ habe ich sie aber nicht in Erinnerung.



    Gruß, Peter.

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  • Hallo,


    Vor nicht allzulanger Zeit habe ich mir folgende Gesamteinspielung der Tafelmusik von Brilliant Classics geholt:



    Exzellente Aufnahmen, guter Klang und gute Aufnahmequalität und das bei einem wirklich billigen Preis.


    Ich bin sehr zufrieden, und das liegt hoffentlich nicht daran, daß ich noch kaum andere Aufnahmen kenne... :D


    Viele Grüße,
    Daniel

  • Liebe Taminos und Paminas,


    auf dieser CD sind alle drei wässrigen Musiken von Telemann (Wassermusik, Alsterouvertüre und Froschkonzert 'Die Relinge') enthalten:



    Sehr mitreißend und vital musiziert, besonders originell ist natürlich die Froschmusik.


    Wer noch mehr Maritimes möchte, dem sei u.a. diese CD empfohlen. Telemann war als Leitender Kirchenmusiker auch für die musikalische Gestaltung öffentlicher gesellschaftlicher Anlässe zuständig.



    Leider habe ich kein größeres Bild gefunden, deshalb hier die Info:
    Hamburgische Kapitänsmusik von 1755(Oratorium und Serenata), Bach, Stapf, Georg, Norin, Türk, Schopper, Nolte, La Stagione, Michael Schneider (Ltg.)


    Als Tafelmusik habe ich die Aufnahme der Camerata des 18. Jahrhunderts unter Leitung von Hünteler, die ich auch nach Jahren mit Vergnügen höre.



    Ich bin gespannt auf die hier empfohlene Einspielung mit Musica Amphion. Das 'Corelli-Paket' mit Musica Amphion ist eine ausgezeichnete Einspielung, die ja auch in diesem Forum an verschiedenen Stellen tüchtig gelobt wird.


    Grüße von der Nordseeküste, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Vor Jahren kaufte ich die Pariser Quartette, weil sie im FF mal Stern des Monats waren... Und ich hab sie wohl mindestens sechs Monate lang gehört... Ich finde sie einfach phantastisch...

  • Eine der wenigen vollständig auf uns gekommenen Opern von Telemann ist Der geduldige Socrates, einmehr als 4-stündiges Werk. Die bisher einzige, und auch gelungene Einspielung ist bei Hungaroton erschienen:




    Gregor, Vamossy, K. Farkas, Esswood, de Mey und andere;
    Capella Savaria unter Nicholas McGegan



    Der gedulgie Sokrates ist ein urkomisches Stück. Es spielt im antiken Athen. Der Krieg hat die Anzahl der Männer derart dezimiert, dass jeder Mann per Gesetz gezwungen wird, zwei Frauen zu ehelichen. Die Handlung ist reichlich dürftig für ein vierstündiges Werk. Telemann versteht es allerdings meisterhaft, die Zeit nicht lang werden zu lassen (Außnahme der Schluß). Sokrates selbst ist mit zwei Frauen "gesegnet", Xantippe und Amitta, die sich ständig in den Haaren haben.Der schöne Melito wir von zwei Prinzessinen angehimmelt und liebt auch beide wieder, kann aber nur eine von beiden heiraten, weil sein Vater schon eine Verbindung mit einer anderen in die Wege geleitet hat. Wie die Prinzessinnen sich versuchen gegenseitig auszustechen, ist einfach köstlich. Und dann gibt es da noch die Schüler des Sokrates, die lieber saufen als lernen. Also eine Menge Stoff für komische Szenen. Nur am Ende der Oper, wenn sich alles in Wohlgefallen auflöst, zieht sich das ganze etwas.


    Telemann zieht hier alle Register. Nicht für die lustigen Stellen sondern auch für die dramatischen und schmerzvoll-traurigen Szenen hat er die passende Musik parat. Ein wahrhaftes Geniestück!



    :hello:
    Thomas

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    Das kommt so selten vor."
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  • Hallo Johannes,
    Zitat:
    Kennt jemand eine Matthäuspassion von Telemann?
    --------------------
    Eine Aufnahme mit der Rheinischen Kantorei ist absolut empfehlenswert, eine schöne Einspielung unter der Leitung von Hermann Max.



    Seine Veröffentlichungen sind absolut top!


    Mitwirkende:
    Jochens, Mertens, Hübner, Burmester-Streffer,
    Rheinische Kantorei, Das kleine Konzert, Leitung: Hermann Max.


    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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  • hallo, angesichts der (mir ziemlch unverständlichen ?( ) begeisterung für telemann getrau ich michs ja (fast) gar nicht zu sagen: ich kann mit ihm einfach nichts anfangen - bis auf ganz wenige ausnahmen ... :stumm:


    ich habs schon sooft versucht, von kammermusik, über oper und oratorium ...immer waren es nur wenige ausschnitte, die ich interessant fand :wacky:


    dann nahm der eindruck des schnell dahingeschriebenen (sorry, aber wie kann man soviele werke schreiben, daß der eindruck nicht entstehen könnte?), des langweiligen, zweitklassigen überhand ... :stumm:


    aber, ich gebe nicht auf .... gerade wieder eine fünfer-box mit orchestersuiten gekauft ..... es muß doch was gutes dabei sein ... :D


    nichts für ungut und einen schönen abend :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Klingsor,


    Zitat

    aber, ich gebe nicht auf .... gerade wieder eine fünfer-box mit orchestersuiten gekauft ..... es muß doch was gutes dabei sein

    ...


    Ich glaube nicht, daß das der richtige Weg ist, du solltest was kaufen, das ausserordentlich ist - das dich mitreisst.


    Ich könnte mir vorstellen, daß die hier gezeigte CD diesen Anspruch erfüllt. Wenn nicht bist Du vielleicht in Sachen Telemann wirkleich ein hoffnungsloser Fall.....



    mit freundlichen Grüßen


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ein kaum beachtetes, wunderbares Spätwerk Telemanns ist das Oratorium "Der Tag des Gerichts" von 1762. Es gibt sehr wenige Aufnahmen, die von Harnoncourt dürfte die beste sein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Man muß natürlich ein gewisses Faible für Barockmusik haben. Ich kenne auch nicht so viel, finde aber die Sammlung "Tafelmusik" sehr abwechslungsreich und hörenswert. Und es gibt (das dürfte meine erste Telemann-CD gewesen sein) mit Musica Antiqua die "Hamburger Ebb' und Flut" mit einigen anderen Stücken als Füller. U.a. ein Konzert f. Block- und Querflöte, besonders im Finale mitreißend rustikal.
    Ich habe eher als mit Telemanns farbiger Musik Schwierigkeiten mit einem der berühmtesten "Klassiker" des Barock, Corelli. Der schrieb alles andere als schnell und viel, aber ich finde das meiste doch etwas fad (mit Ausnahme der Sonaten op.5, die sind grandios, aber bei den Concerti grossi bevorzuge ich doch Vivaldi oder Händel bei weitem, obwohl der sich teils sehr eng an Corellis Vorbilder anlehnt).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Letzendlich hat das alles eine Menge mit persönlichem Gusto zu tun: Für mich ist einfach Telemanns 70jährige "Reise" durch die wechselnden Musiklandschaften seiner Epoche von großer Faszination: Er beginnt, von Rosenmüller inspiriert, was er, (was ein Affront war) auch noch ganz unverhohlen zugibt, mit Vokalwerken, deren "Themen in Blöcken" noch ganz dem Geist des
    17. Jahrhunderts verpflichtet sind und seine Lebens (und Schaffensreise) endet mit der Kantate "Ino" aus 1765, die schon im Stil der Frühklassik komponiert wurde.


    Besonders beeidruckt mich an ihm, daß er bei allen Wanderungen (und Gratwanderungen) durch die wechselnden Stile seiner Zeit immer als er selbst erkennbar und nacherlebbar bleibt.


    Darin ist er wirklich nur Igor Strawinski vergleichbar, von dem ähnliches zu vermelden ist.


    Telemanns Frühwerk präsentiert diese Kantaten-Aufnahme ganz vorbildlich.
    Das war die Musik, die Thomaskantor Johann Kuhnau, der ein gewiefter Praktiker und ein ausgezeichneter Komponist war, das Fürchtenm lehrte, machte sich doch ein 20jähriger Student daran, an seinem "Thron zu wackeln".
    Ich zähle diese Werke zu Schönsten überhaupt, was von Telemann überliefert ist und es brauchen diese Arbeiten einen Vergleich zu den Bachschen nicht zu scheuen:



    Auffällig ist an seiner Matthäus-Passion aus 1750, daß der Komponist um die neuesten Entwicklungen auf musikalischem Gebiet wusste und diese souverän in die Parxis umzusetzen in der Lage war:



    Berflügelt von den Klängen eines neuen Zeitalters ist die Kantate "Ino" des 84jährigen Telemann im Stil der "Mannheimer Schule", mit der sein Lebenswerk ausklingt:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Hallo,


    auch ich bin ein großer Freund von Telemanns Musik - egal, ob ich sie nun höre oder selber spiele.


    Zu Telemanns besten Werken rechne ich die "Darmstädter Ouvertüre" TWV 55 C6 in C-Dur. Vor allem die "Sommeille" reicht weit über die Barockzeit hinaus. Auf einem alten LP-Cover finden sich dazu ein paar schöne Zeilen: "Dieser ergreifende Satz offenbart seelische Bereiche, denen die großen kontemplativen Arien der Passionen Bachs entstammen. Das c-moll dieses Satzes läßt von weitem Mozarts Maurerische Trauermusik vorausahnen" (Carl de Nys).


    Von den Darmstädter Ouvertüren gibt es eine Naxos-Einspielung, die mich ziemlich überzeugt. Das Kölner Kammerorchester unter Helmut Müller-Brühl spielt dort auf modernen Instrumentarium, aber mit recht "barocker" Artikulation.


    Im letzten Jahr konnte ich bei der Aufführung einer Johannespassion von Telemann mitwirken. Auch dieses weitgehend unbekannte Werk hat mich regelrecht mitgerissen, der Schwung des optimistischen Schlusschores ist absolut verblüffend (vor allen Dingen im Kontrast zu den Schlusschören der Bachschen Passionen). Eine CD-Aufnahme existiert, aber ich habe es bislang versäumt, sie mir zuzulegen. Etwas, was ich dringend nachholen muss....


    Viele Grüße


    Bernd



  • Hallo Joschi,


    die Admiralitätsmusik ist ein weltliches Oratorium. Es wurde anläßlich des 100jährigen Bestehens der Hamburger Admiralität - eine Art Behörde für alle Belange der Seefahrt, insbesondere auch des Handels zur See - während eines "ansehnlichen Jubel=mahles" aufgeführt. Es gehörte zu Telemann Aufgaben, solche Feierlichkeiten mit Musik zu versorgen. Er landete damit einen großen Hit, wie man heute sagen würde. Solche anlaßgebundenen Werke erlebten normalerweise nur die eine Aufführung, wofür sie komponiert wurden. Bei der Admiralitätsmusik war das anders: es war äußerst beliebt und wurde auch in späteren Jahren immer wieder aufgeführt. Es wurde sehr für seine Volkstümlichkeit und seine bunte Instrumentierung gerühmt. Auch ist es - dem Anlaß gemäß - durchaus auch prächtig und dürfte damit für deinen Geschmack genau das Richtige sein.



    herzliche Grüße,
    Thomas



    *Joschis Frage stammt aus diesem Thread.

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo Thomas!!


    Danke für die ausführliche Antwort. Ich habe im Internet recherchiert und Vergleiche mit der Wassermusik von Händel gelesen.


    Das ist dann sicherlich das richtige für mich, schön pompös und prächtig.


    Freu mich schon tierisch drauf. :D :D


    LG joschi


    PS: Werde natürlich hier berichten!

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Vor Jahren kaufte ich die Pariser Quartette, weil sie im FF mal Stern des Monats waren... Und ich hab sie wohl mindestens sechs Monate lang gehört... Ich finde sie einfach phantastisch...


    Diese Aufnahme besitze ich auch - sie ist meiner Meinung nach unübertroffen, denn hier sind vier Altmeister der HIP-Bewegung zu hören (die drei Kuijken-Brüder und Gustav Leonhardt).


    Bei den Pariser Quartetten gibt es übrigens des öfteren Verwirrung, weil es zwei Sammlungen von Quartetten mit diesem Namen gibt. Die vom Lullisten genannte Aufnahme (die dieser Aufnahme übrigens deutlich unterlegen ist) enthält nur die zweite Sammlung, die hier erwähnte Aufnahme enthält beide. Leider ist sie nicht mehr erhältlich...


    :hello: Andreas

  • Hallo,


    Ich höre an Barockmusik ausser Bach sehr wenig! Ein Werk welches mich trotzdem immer wieder begeistert und eine CD die wohl zu meinen meistgehörtesten zählt ist die Donnerode in der Interpretation der Rheinischen Katorei beim Label Capriccio:




    Ein wundervoller, pompöser Eingangschor (welcher noch zweimal im Verlauf auftaucht) leitet die rezitativfreie "Kantate" ein. Es folgen viele kürzere, immer sehr originelle Arien, Duette und Chöre! Hauptthema ist wie der name schon sagt, der Donner und Gewitter als Zeichen Gottes Macht. Dies wird durch reichlich Pauken und Tropeteneinsatz oft einmalig plastisch dargestellt.
    Sämtliche "Tracks" der Donnerode sind sehr sehr eingängig und Markannt - ich kann schon mitsingen :D.
    Einfach ein wundervolles, fantastisch musiziertes Werk.


    Es gibt auch noch eine zweite Aufnahme (welche ich aber nicht besitze) aus dem Hause Chandos:



    Die Hörbeispiele bei jpc zeuchen zwar von einer ähnlich schönen, engagierten Interpretation und Gesangsqualität
    , jedoch gefällt mir der starke Hall des Aufnahmeortes weniger - die Durchhörbarkeit geht dabei oft drauf und die schönen Effekte Telemanns musik gehen ein wenig unter.


    Generell möchte ich das Stück allen Telemann-Fans dringend ans Herz legen!!!


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    LG
    Rpahael

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  • Guten Abend


    Zitat von MStauch

    Für mich als Norddeutschen und Küstenbewohner gehört natürlich die Wassermusik Telemanns mit der Hamburger Ebb und Flut zur Genußmusik:



    Die Einspielung mit Reinhard Goebel ist vorzüglich.

    Die Goebelaufnahme der Telemannschen Wassermusik finde ich auch gelungen, diese



    neuere Telemann-Aufnahme enthält u.a. die Wassermusik ebenfalls exzellent eingespielt. :jubel: :jubel:


    Auf dieser



    hat A. Staier einige Sätze aus der "Hamburger Ebb und Fluth" für´s Cembalo eingerichtet; reizvoll anzuhören :jubel: :jubel:



    Wennman es noch als Kammermusik ansehen will, diese beiden



    Telemann-Aufnahmen zählen für mich zum
    "Non-Plus-Ultra" :jubel: :jubel: :jubel:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von salisburgensis
    Ich mag sehr die Vokalwerke von Telemann, angefangen bei Passionen und Oratorien zu diversen Anlässen bis hin zu Kantaten, wirklich sehr. Er hat eine Unmenge davon komponiert, und immer mehr wird auf CD gebannt.


    Thomas


    Ja, z.B. auch diese schöne CD:



    Kantaten und Kammermusik mit dem
    "Balthasar-Neumann-Ensemble" :jubel: :jubel:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Erst heute habe ich mir Reinhard Goebels quasi Abschieds-CD mit der Musica Antiqua Köln gekauft, weil sie bei Viertausenddrei z.Zt. (neben anderen Telemann-Goebel-CDs der Archiv-Produktion) für schlappe € 7,99 zu haben ist - seine achte Telemann-Produktion für das Label, Quartette nicht nur für Flöte(n) - Block- wie Traverso- - sondern auch Oboe und Streicher.


    Was soll man sagen? Die hohe kompositorische Qualität dieser Stücke steht nach dem Anhören dieser CD außer Frage, hier klingt nichts nach biederem vielgeschriebenem Barock. Goebel schafft es, Telemann zeitlos modern klingen zu lassen. Zugreifen!


  • Guten Tag


    Zitat von miguel54

    Goebel schafft es, Telemann zeitlos modern klingen zu lassen. Zugreifen!


    Leider muss man schaffte es sagen, oder ? X( :(


    Auf eine gelungene Telemanneinspielung mit der musica antiqua Köln möchte ich noch hinweisen:



    die "Tafelmusik" :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

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