Die absolut allerbesten Filmkomponisten der Weltgeschichte

  • Zitat

    Original von Rideamus
    Deshalb gleich mein erster Vorschlag: ich fände es ideal, wenn hier auf Dauer ein Kompendium bedeutender Filmkomponisten entstehen könnte. Die hierher verschobenen Threads über Nino Rota und Leonard Rosenmann, der eher zufällig aus Anlass seines Todes entstand, können dafür erste Beispiele liefern. Wer also schreibt die ersten Beiträge zu Threads über Ennio Morricone, Hans Zimmer, Martin Böttcher, Georges Auric etc. etc. oder speziell über die Filmmusiken von Korngold, Schostakowitsch, Prokoffiew, Eisler, Walton usw.?


    Irgendwie scheint dieses Forum trotz der engagierten Bemühungen von Aquarius und anderen nicht so recht dieser in meinem Eingangsposting zu dem neuen Filmforum ajusgesprchenen Hoffnung entsprechen zu wollen, obwohl es immer wieder Leute gab, die sich fest vornahmen und versprachen, hier mal etwas beizutragen.


    Um einmal darauf aufmerksam zu machen, wie groß und fruchtbar das unbeackerte Feld ist, das von Tamino völlig zu Unrecht im Abseits brach liegen gelassen wird, während bald die letzte halbwegs namhafte Kehle ihren eigenen Feierthread hat, versuche ich es mal mit der Verlegenheitslösung der Beliebtheitsliste. Die Regeln sind aus vielen ähnlichen Threads bekannt, sollen hier aber mal anders umgesetzt werden.


    Kurz: Ihr könnt alle Filmkomponist/Innen nennen, die Eurer Meinung nach zu den international bedeutendsten, besten, gefälligsten oder Euch warum sonst immer am meisten beeindruckenden der Geschichte der Filmmusik gehören. Leistungen in anderen Fächern sollten dabei möglichst keine Rolle spielen, auch wenn sich das bei Leuten wie Korngold, Prokofieff, Schostakowitsch u.a. nicht ohne Weiteres trennen lässt.


    Damit auch eine gute Diskussion in Gang kommt, bitte ich Euch, nicht einfach eine Liste aufzustellen, sondern eine kurze Begründung mitzuliefern, warum Eure Kandidaten zu den absolut besten, wichtigsten etc. gehören. Dabei ist mindestens ein Film zu nennen, in dem die Bedeutung des Erwählten für Euch am ohrenfälligsten wird. Dafür ist auch niemand gezwungen, alle seine Nominierungen - oder die Begründungen - auf einmal abzugeben. Noch besser: es gibt keine Obergrenze: Ihr könnt also so viele "Allerwichtigste" nennen, wie Ihr wollt - solange Ihr die Nennung begründet und belegt.


    Hier meine ersten vier Unverzichtbaren. Die Reihenfolge ist alphabetisch und schließt ausdrücklich keinerlei Wertung ein. Der Rest folgt dann, wenn der Thread auf hinreichendes Interesse und einige Beteiligung stoßen sollte.


    Georges Auric (1899 - 1983)



    Von der berühmten "Groupe des Six" um Poulenc war Auric der aktivste Filmkomponist. Mit der Musik zu Jean Cocteaus LE SANG D'UN POÉTE und René Clairs Á NOUS LA LIBERTÉ schuf er gleich zu Beginn des Tonfilms zwei Meisterwerke, und er blieb einer der überragenden Filmkomponisten in der Geschichte des Mediums. Neben weiteren Partituren für die meisten Filme Cocteaus und Clairs sind die für DEAD OF NIGHT (1945), John Hustons MOULIN ROUGE (mit dem Evergreenthema "le long de la Seine";), William Wylers ROMAN HOLIDAY, Max Ophüls' LOLA MONTEZ und nicht zuletzt Jules Dassins RIFIFI besonders hervor zu heben - Letzterer auch durch seinen konsequenten Verzicht auf jede Musik dort, wo jeder andere sie zur Spannungssteigerung eingesetzt hätte.


    Georges Delerue (1925 - 1992)



    Delerue den Komponisten der Nouvelle Vague zu nennen, greift natürlich angesichts von weit über 340 Partituren zwischen den Stummfilmvertonungen LE CHAPEAU DE PAILLE D'ITALIE von René Clair und zjlertzt Bruce Beresfords RICH IN LOVE (1994) viel zu kurz, aber der Einfall kommt nicht von ungefähr. Immerhin schrieb er zu so verschiedenen Filmen wie Alain Resnais' HIROSHIMA MON AMOUR, Francois Truffauts TIREZ SUR LE PIANISTE, Godards LE MÉPRIS (DIE VERACHTUNG) und Philippe de Brocas Meisterwerken von LES JEUX DE L'AMOUR oder L'HOMME DE RIO bis hin Louis Malles VIVA MARIA kongeniale Partituren, die ein ungeheures Gefühl für Stimmung und sehr viel HUmor verraten. Für mich am wichtigsten bleibt er aber als Komponist der meisten großen Filme Francois Truffauts von JULES ET JIM bis zu VIVEMENT DIMANCHE - und nicht zuletzt des leider weitgehend übersehenen Juwels A LITTLE ROMANCE (1979) von George Roy Hill.


    Bernard Herrmann (1911 - 1975)



    Schon wegen seiner Musiken für die FIlme von Alfred Hitchcock von THE TROUBLE WITH HARRY bis zu MARNIE sollte Herrmann auf keiner Liste der großen Filmkomponisten fehlen, aber er teilte das Schicksal, seine kühnste und später nur erreichte, aber nie mehr übertroffene Leistung gleich mit seinem ersten Film erbracht zu haben, mit dem Regisseur, der ihm seinen ersten großen Auftrag anvertraute: Orson Welles und seinen CITIZEN KANE. Herausragend auch seine Beiträge zu dem klassischen THE DAY THE EARTH STOOD STILL von Welles' ehemaligem Cutter Robert Wise und die Filme Truffauts (LA MAIÉE ÉTAIT EN NOIR) Brian de Palmas (OBSESSION) und Martin SCorseses (TAXI DRIVER), die ihn mehr und länger zu schätzen wussten als Hitchcock selbst. Dennoch hört natürlich jeder bei der Nennung dieses Namens sofort an PSYCHO oder VERTIGO - und vergisst dabei, dass die berühmt-berüchtigten Effekte nur die prachtvollen Schaumkronen auf den gigantischen Wellen seines Werkes sind.


    Nino Rota (1911 - 1979)



    Gibt es wirklich jemanden, der an seiner unbestreitbaren Zugehörigkeit zum Olymp der Filmkomponisten zweifelt? Auch, wenn man daran erinnert, dass er nicht nur das berühmte Thema von LA STRADA, sondern fast alle zirkusartigen und sonstigen großartigen Musiken der Meisterwerke Federico Fellinis schuf? Oder darauf aufmerksam macht, dass er die zeitlose und doch ungemein passende Musik zu Zeffirellis ROMEO AND JULIET schrieb, bevor Baz Luhrman den Stoff verrockte, und die Musik zu Francis Ford Coppolas DER PATE mit seinem unvergesslichen Orgelthema komponierte, bevor Coppolas Vater die Fortsetzungen in seiner derivativen Soße ertränken durfte? Dennoch gibt es eine Filmkomposition, die ihn für mich über alle Konkurrenten hinweg hebt und zu den großen Kompositionen aller Gattungen des 20. Jahrhunderts gehört, und das ist die Partitur zu Luchino Viscontis IL GATTOPARDO / DER LEOPARD. Dieses Meisterwerk sollte man jedem vorspielen, der noch ernsthaft meint, Filmkompositionen gehörten nicht zur klassischen Musik.


    Dieses war mein erster Streich. Selbstverständlich sollte es über kurz oder lang zu allen vieren eigene Threads geben, in denen sie nicht nur gefeiert, sondern auch ihre Biographien und besonderen Leistungen beschrieben werden. Wenn es niemand sonst macht, werden die Threads zu diesen Vieren in hoffentlich absehbarer Zeit von mir kommen.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Lieber Videamus,


    dann mische ich auf Deinem Parnass mal zwei Briten unter das bunte Völkchen.


    Wie beispielsweise bei Schostakowitsch stellt ihr Schaffen für die Kunst der bewegten Bilder nur einen Teilaspekt ihres Oeuvres dar, doch ist er gewichtig genug, um die beiden Geadelten hier aufzuführen.





    Sir Malcolm Arnold (1921-2006) schrieb die Musiken für über sechzig Filme und etliche Fernsehproduktionen, darunter „1984“ von Michael Anderson und „David Copperfield“ von Delbert Mann.
    Irgendwo habe ich schon mal auf den bemerkenswerten Streifen „Whistle down the Wind“ hingewiesen, für den Arnold sich eine äußerst liebenswerte Melodie vom Kaliber Ohrwurm als Hauptthema ausgedacht hat.


    Am berühmtesten aber ist wohl sein Score für „Bridge on the River Kwai“ von David Lean.
    Der popuöäre, gepfiffene „Colonel Bogey Marsch“, der bereits in Hitchcocks „The Lady vanishes“ auftaucht, ist zwar einem Militärkomponisten aus der Zeit des ersten Weltkriegs entliehen, doch das Aufsetzen eines Gegen-Marsches ließ doch ein originäres Stück daraus werden.
    Arnold erhielt einen von sieben Oscars für seine Arbeit.











    Sir William Walton (1902-1983) ist vor allem in Bezug auf seine kongeniale Zusammenarbeit mit Laurence Olivier, auch Sir, und William Shakespeare, no Sir, erwähnenswert.
    Für die eindringlichen Filmmusiken zu „Henry V“ und „Hamlet“ wurde er immerhin nominiert, den Oscar erhielt er allerdings nicht. Sehr spannend die Einspielungen (auch Richard III) mit der Academy of St.Martin in the Fields unter Marriner, weiterer Sir, und der Beteiligung des Shakespeare-Altmeisters John Gielgud, noch’n Sir.









    Die Filmadaptation von "As you like it" ist allerdings keine Arbeit von Olivier, sondern entstanden unter der Regie von Paul Czinner, für den Walton drei weitere Partituren schrieb.



    Mit dem Score zur „Battle of Britain“ ging einiges schief, und so ist nur ein Teil der Walton’schen Originalkomposition in den Film eingearbeitet worden.






    Sir Audious



    .

  • Danke für diese beiden Nominierungen, lieber Sir Audi, die mir mindestens eine eigene aus den Fingern nahm.


    Damit hier aber nicht der Eindruck entsteht, hier ginge es nur um verstorbene Komponistenlegenden, die für große Orchester schrieben, hier mal zwei noch lebende und auch mit kleinen Besetzungen sehr inspirierte, mit denen mich zwar leider keine persönlichen Bekanntschaften, wohl aber die Erfahrung gemeinsamer Filme verbindet. Wie viele herausragende Filmkomponisten, wurden sie lange vor allem mit einem Regisseur verbunden, der sie "entdeckte" und mit dessen Werk sie wuchsen, bis sie sich im Bewusstsein der Filmwelt etablierten und auch in der Wahrnehmung des Publikums von ihrem ursprünglichen Mentor emanzipieren konnten.


    Bei dem ersten geschah dies nicht freiwillig, denn er war es lange Zeit durchaus zufrieden, fast nur für den polnischen Regisseur Krzysztof Kieslowski tätig zu sein, bevor dieser verstarb. Ich meine natürlich den polnischen Komponisten


    Zbigniew Preisner (geb. 1955 als Zbigniew Kowalski)



    Natürlich muss man bei Filmmusik immer ein wenig aufpassen, ob es tatsächlich die Musik ist, die einen berührt, und nicht doch primär der Film, den sie zur Geltung bringt. Ich hatte jedoch den Vorzug, einen Film mit produzieren zu können, für den Preisner die Musik schrieb, nämlich den portugiesischen O FIO DO HORIZONTE (1993) von Fernando Lopes, und konnte bei dessen Entstehung erleben, wie sehr er durch Preisners Musik verändert wurde und noch mehr an Tiefe gewann. Seine großen Flmpartituren schrieb er natürlich für Kieslowskis DEKALOG und die DREI FARBEN - Serie, die zu den großen Filmwerken des letzten Jahrhundertendes gehören. Schon bei einer oberflächlichen Betrachtung, aber erst recht beim Durchhören der durchweg vn Preisner selbst verlegten Soundtracks seiner Filmmusiken fällt immer wieder auf, wie stark die melodischen Einfälle Preisners sind, und wie wirkungsvoll sie durch seine enorm einfallsreiche Intrumentierung noch weiter werden. Nach Kieslowskis Tod, aus dessen Anlass Preisner sein ergreifendes REQUIEM FOR A FRIEND schrieb, konnten so verschiedene Filmemacher wie Axel Corti (RADETZKYMARSCH, 1995), Tomas Vinterberg (IT'S ALL ABOUT LOVE, 2003) und Max Färberböck (ANONYMA, 2008 ) diesen enorm wählerischen Komponisten für eine Mitarbeit interessieren, was ihren Filmen durchweg sehr gut bekam.



    Der "Leibregisseur" des nächsten Nominierenden, Atom Egoyan, gehört zu den von mir meistbewunderten, und das nicht nur, weil uns eine in gemeinsamer Arbeit entstandene Freundschaft verbindet. Seine faszinierend irisierenden Filme verdanken ihren außerordentlichen Reiz nicht unwesentlich den fast hypnotischen Stimmungen, die sein Komponist erzeugt:


    Mychael Danna ( *1958 )



    Seit Egoyans Durchbruchsfilm FAMILY VIEWING (1987) ist er der Hauskomponist dieses bedeutendsten der heute aktiven kanadischen Regisseure. Niemand, der jemals die Klänge von Egoyans EXOTICA oder die ganz anderen des erschütternden Dramas um einen Schulbusunfall, THE SWEET HEREAFTER, oder in ARARAT, Egoyans leider viel zu unbekannten Epos über den türkischen Völkermord an den Ameniern, gehört hat, wird sie ganz wieder aus dem Ohr verlieren können, obwohl sie mit sparsamsten Mitteln, nur mit zündenden Ideen und einer höchst originellen Instrumentation erzeugt wurden, denen eine Sensibilität für Klanggewebe zugrunde liegt, die auch unter den Minimalisten, an die sie vage erinnern, ihresgleichen sucht. Sehr früh entdeckten deshalb auch die führenden Regisseure des unabhängigen amerikanischen Films diesen enorm kreativen Komponisten, allen voran Ang Lee (THE ICE STORM, 1997), Bennett Miller (CAPOTE, 2005) und das Team Jonathan Dayton und Valerie Faris (LITTLE MISS SUNSHINE, 2007).


    Beide Komponisten sind zum Glück erfolgreich und unabhängig genug um sich ihre Auftraggeber aussuchen zu können, und da sie über einen vorzüglichen Instinkt für Qualität verfügen, kann man immer davon ausgehen, dass sich ein Film, für den sie arbeiteten, nicht nur wegen ihrer Musik lohnen dürfte - das aber auf jeden Fall.


    :hello: Jack Videamus


    Übrigerns. wer Threads zu einzelnen hier erwähnten Komponisten aufmachen möchte, die alle einen eigenen verdienen, möge bitte nicht darauf warten,. dass andere es tun. Ich werde mich noch lieber an einem beteiligen, den andere begonnen haben, als immer wieder eigene aufzumachen.


  • Wolfgang Amadé Mozart [1756-1791]


    :jubel: :jubel: :jubel:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Aber klar doch, schon auch deswegen:



    Zu blöde, dass Messter und Edison so spät geboren wurden, so dass er nur noch für Filmmusik benutz werden aber noch keine schreiben konnte.


    Für sowas gibt's aber schon eine ganze Reihe von Threads, z.B. den: Klassik im Kino


    oder im Extremfall sogar den: WIEGENLIEDER FÜR KNUT - MISSBRAUCH DER MUSIK


    Lassen wir hier also ruhig denen ihre exklusive Spielwiese, die anderswo zu kurz kommen, gelle?


    :hello: Jack Videamus

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  • Hallo


    Noch ein Nachtrag zu Bernard Herrmann: ich glaube mich dunkel zu erinnern, dass es bei ihm nicht an Hitchcocks Wertschätzung mangelte. Es soll die Filmfirma entsprechenden Druck auf Hitchcock ausgeübt haben, weil ihr Herrmann zu progressiv war (oder wie immer man das nennen will). Hitchcock soll ihn eine Zeit lang gehalten haben, musste sich aber letztlich gegen ihn entscheiden, um zur Finanzierung weiterer Filme zu kommen.



    Da überraschenderweise die entsprechende Nennung noch fehlt, werfe ich hiermit Ennio Morricone ins Rennen. Wenige Filmkomponisten sind mit ähnlich vielen Filmmusiken noch immer präsent und noch weniger sind so untrennbar mit einigen Filmen verbunden wie er. Per Un Pugno Di Dollari; Per Qualche Dollaro In Piú; Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo; C’Era Una Volta Il West; Sacco E Vanzetti; Il Mio Nome E Nessuno; Le Trio Infernal; La Cage Aux Folles; Once Upon A Time In America; The Untouchables; Nuovo Cinema Paradiso; Malèna sind ein Auszug der bekanntesten Werke dieses vielleicht fruchtbarsten aller Filmkomponisten.



    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Hallo


    Noch ein Nachtrag zu Bernard Herrmann: ich glaube mich dunkel zu erinnern, dass es bei ihm nicht an Hitchcocks Wertschätzung mangelte. Es soll die Filmfirma entsprechenden Druck auf Hitchcock ausgeübt haben, weil ihr Herrmann zu progressiv war (oder wie immer man das nennen will). Hitchcock soll ihn eine Zeit lang gehalten haben, musste sich aber letztlich gegen ihn entscheiden, um zur Finanzierung weiterer Filme zu kommen.


    Du erinnerst Dich fast richtig. Nachdem Herrmann schon bei DIE VÖGEL nur als Sounddesigner ohne Credit mitgewirkt hatte, weil der keine wirkliche Filmmusik hatte, wenn man nicht die Soundefekte von Oscar Sala als solchen bezeichnen will, und MARNIE, der nicht besonders erfolgreich war, ließ sich Hitchcock von den schon länger erhobenen Bedenken (nicht nur, aber auch) der Universal beeindrucken und forderte Herrmann auf, die damals in Mode gekommenen Popmusik in seinen Partituren stärker zu berücksichtigen. Herrmann nahm ihm das sehr übel, und so kam es zu dem Zerwürfnis der beiden (ich folge damit Äußerungen Herrmanns in mindestens einem Interview).


    Dass Hitchcock dann allerdings bei TORN CURTAIN ausgrechnet John Addison beauftragte und bei TOPAZ auf den auch nicht gerade von der Popmusik kommenden MAURICE JARRE zurück griff, lässt diese Anekdote zumindest etwas unvollständig erscheinen, zumal auch Ron Goodwin (FRENZY) und John Williams (FAMILY PLOT), die seine letzten Filme komponierten sehr traditionelle Filmkomponisten waren. Möglicherweise hatten die beiden einander einfach satt und war schon Hitchcocks Verzicht auf Musik bei DIE VÖGEL der eigentliche Grund des Zerwürfnisses.


    Danke auch für die Nominierung Morricones. Den habe ich natürlich nicht vergessen, aber wenn ich möchte, dass sich auch andere hier beteiligen, kann ich schlecht alle großen und besonders populären Komponisten selbst einbringen. Aber noch sind ja mehr als genügend übrig - auch in der bisherigen Qualitätskategorie.


    :hello: Jack Videamus

  • Auch wenn man hinsichtlich der "filmmusikgeschichtlichen" Wichtigkeit hier sicherlich Korngold, Waxman, Morricone, ... auflisten müsste sieht meine Favoritenliste doch etwas anders aus:


    Ganz geprägt von eher neueren Komponisten:


    1) Elliot Goldenthal: Auch, wenn dieser Schüler Coplands bereits seit längerer Zeit aufgrund eines schwereren Unfalls inaktiv ist halte ich sein bisheriges Werk sowohl auf dem Gebiet der Filmmusik (Alien 3, Interview mit einem Vampir, Michael Collins, Titus und und und!), sowie insbesondere sein symphonischen Oratorium "Fire Paper Water - A Vietnam Oratorio für ganz besonders wegweisend und kühn. Da prallt "fette" mahlerische Spätromtik auf spröde Moderne, bis sich dann aufeinmal eine minimalistische Reihe rausschält: Einzigartig und für den Zweck Filmmusik natürlich wunderbar geeignet auch nur jede Stimmung musikalisch zu erzeugen und zu begleiten.



    THE BEAST WITHIN: Perfekter kann man das Alien-Wesen und seine Eigenschaften nun wirklich nicht beschreiben!


    2) James Newton Howard: Ein Komponist der sehr viel mit minimalistischen Reihen arbeitet, aber dennoch nie die Sterilität eines Philip Glass verbreitet. Filme: Z. Bsp.: Signs, The Village, Sixth Sense, Waterworld, Lady In The Water...


    3) John Williams: Auch, wenn bisweilen fast schon epigonal: Mit Star Wars, ET, Jurassic Park, AI ... und und und hat er schon Masstäbe gesetzt


    4) Ennio Morricone: Hätte er mehr masstabsetztende Sachen wie "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Es war einmal in Amerika" geschaffen würde er auch bei mir viel weiter oben stehen. Musiken zu anderen älteren Italo-Western halte ich für Studien zu Spiel mir... und mit seinen anderen Sachen, ausser vielleicht noch das neue "Mission To Mars" habe ich es leider nicht so.


    Bei den "Golden Agern" und auch "Silver Agern" kenne ich mich leider nicht so gut aus. Vielleicht liegt es auch an der doch recht bescheidenen Klangqualität der Tonspuren alter Filme, dass mir die Musik von Korngold, Waxman und Co bisher noch nicht so richtig gefallen wollte. Kann ja noch werden...

    alle Menschen werden Brüder ...

  • Lieber Aquarius,


    Ich habe mir mal erlaubt, den Goldenthal zu illustrieren, bei dem Du meine volle Zustimmung hast. Auch John Williams gehört für mich schon wegen CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND dazu, in dem er mit Musik als Sprache arbeiten darf und das genial tut:



    James Newton Howard hat zwischen FIVE CORNERS und PRETTY WOMAN und zuletzt THE DARK KNIGHT so viel geschrieben, dass ich mir kein Urteil zutraue, aber seine Scores für M. Nighjt Shayamalan sind schon etwas Besonderes.



    Ennio Morricone wurde schon vorher von Theophilus nominiert, aber gerade der hat auch dringend einen eigenen Thread verdient, und sei es nur, damit wir uns bewusst werden können, WIE fruchtbar und vielseitig, und trotzdem fast immer großartig er ist. Mit "Missions" hatte er es ja immer wieder, aber sein Meisterwerk ist in meinen Augen diese Partitur:



    Warum er dafür nur für den Oscar nominiert wurde und gegen Herbie Hancock und dessen Jazzscore für ROUND MIDNIGHT verlor, ist wohl nur mit der legendären Rolle des Letzteren in einem ganz anderen Bereich zu erklären.


    :hello: Jack Videamus

  • Erich Wolfgang Korngold



    vor ihm gab es keinen bedeutenderen und nach ihm auch nicht. Zumal viele Komponisten nur Gelegenheits-Filmmusiken geschrieben haben, wie beispielsweise Schostakowitsch oder Prokofjew. Wohingegen Korngold jahrelang vom Filmmusik komponieren gelebt hat.


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

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  • Wie oben schon angedeutet, gehört Korngold natürlich unbedingt in den Olymp der Filmkomponisten, aber es wäre nett, wenn Du den Threadvorgaben entsprechend auch einen Film (oder mehrere) nennen würdest, an dem Du das festmachst bzw. mit dem Du das begründest.


    Mein Kandidat wäre THE SEA HAWK von 1940, aber nur, weil die Partitur zum SOMMERNACHTSTRAUM in erster Linie von Mendelssohn stammt.




    :hello: J. R. II

  • Aus aktuellem Anlass muss hier unbedingt Maurice Jarre Erwähnung finden. Am 12. Februar 2009 wird er im Rahmen der diesjährigen Berlinale den goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk empfangen. :jubel: :jubel:


    Quelle:
    h**p://www.berlinale.de/de/presse/pressemitteilungen/retrospektive/retro-presse-detail_4654.html


    Wer kennt ihn nicht - den "Mittelteil von Dr. Schiwago"?


    Viele Grüße
    Frank

  • Ein Filmkomponist größter Bedeutung ist Toru Takemitsu, der für weit über 100 Filme Musik komponiert hat. Die Palette reicht von reinen Auftragsarbeiten bis hin zur Entwicklung der Musik in engster Kooperation mit dem Regisseur.


    Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehört die Musik zu Kobayashis Kwaidan, Samurai Rebellion und Harakiri, zu Kurosawas Ran und Dodesukaden, zu Teshigaharas The Face of Another und Woman in the Dunes, Imamuras Black Rain und Shinodas Double Suicide und Assassination.


    Bei Kobayashi und Teshigahara war er später sogar von der ersten Fassung des Drehbuches an dabei, Film und Musik entstanden gleichzeitig. Enger geht es nicht.


    Die erste Filmmusik stammt aus 1956, zu dem Film "Kurutta Kajitsu" von Nakahira Ko, die letze (AFAIK) aus 1995 für Alexander Sokurovs "Die Stimmen der Seele".


    Im jap Kulturinstitut Köln ist 1996 "Traum, Fenster,Garten - Die Filmmusiken von Takemitsu Toru" erschienen. Mehrere Autoren beschäftigen sich mit allen Aspekten dieser Facette seines Schaffens. Das Buch enthält auch eine Diskographie der Filmmusik. Evtl. antiquarisch noch zu bekommen.


    Ich will keine Hitparade der besten Filmlomponisten aufstellen, aber IMHO steht Takemitsu ganz oben auf dem Treppchen.







    Über Takemitsu gibt es auf US-DVD sogar eine interessante Doku von der Regisseurin Charlotte Zwerin. Kann ich sehr empfehlen:


  • Wenn nun schon John Williams Einzug gefunden hat, dann hat auch Howard Shore einen Platz in dieser Runde. Sein Soundtrack zu "Der Herr der Ringe" ist das monumentalste Werk in diesem Genre seit Williams' Star Wars. Leitmotive, die die ganze Trilogie durchziehen; eine Instrumentation, die die einzelnen Völker charakterisiert (Hobbits, Ent, Rohan!) und nicht zuletzt eine unerreichte Symbiose von Bildern und Musik, die deren Wirkung verstärkt. Sicher nicht jedermanns Sache und manche Stücke wirken ohne die Bilder sicher weniger.
    Nichtsdestoweniger ein Komponist der mit Williams in Sachen einfallsreichtum auf einer Stufe steht.

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • @ Rideamus:


    Vielen vielen Dank für die Illustrationen. Das wertet die Posts ja wirklich schön auf!


    Aber was bin ich doch für ein Trottel:


    Wie konnte ich nur Williams`Close Encounters vergessen... dieses magische 5-Ton Motiv - Schande über mich!

    alle Menschen werden Brüder ...

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  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Erich Wolfgang Korngold



    vor ihm gab es keinen bedeutenderen und nach ihm auch nicht. Zumal viele Komponisten nur Gelegenheits-Filmmusiken geschrieben haben, wie beispielsweise Schostakowitsch oder Prokofjew. Wohingegen Korngold jahrelang vom Filmmusik komponieren gelebt hat.


    Absolute Zustimmung: Korngold war und ist immer noch der beste Filmkomponist, obwohl ihm Morricone schon sehr nahe gekommen ist, vor allem mit der Musik "Spiel mir das Lied vom Tod", eine unglaublich athmosphärische Musik, die jedes Kind erkennt.[ein Ohrwurm sozusagen]


    Meine Favoriten von Korngold sind allerdings:

    Robin Hood-übrigens auch mein Lieblingsfilm mit drei der größten Schauspieler ihrer Zeit, wenn nicht aller Zeiten.


    und wieder mit den drei Großen:

    Captain Blood- unbedingt die englische Version anschauen (114 statt 98 Minuten + die hochinteressante Dokumentation "Captain Blood - A Swashbuckler was born")!
    Vor allem die Specialeffects des Films beeindrucken mich untermalt von der unglaublichen Musik Korngolds.


    LG Joschi

  • Zitat

    Original von Joschi Krakhofer
    ... obwohl ihm Morricone schon sehr nahe gekommen ist, vor allem mit der Musik "Spiel mir das Lied vom Tod", eine unglaublich athmosphärische Musik, die jedes Kind erkennt.[ein Ohrwurm sozusagen]


    LG Joschi


    für mich ist Morricone der Größte, neben dem Lied vom Tod insbesondere der "Schwesterfilm" Es war einmal in Amerika. Aber auch viele seiner anderen zahllosen Filmmusiken sind Klassiker geworden.


  • Und Komponist v.a. von:



    Einer von meinen All-Time-Favourites. Perfekt in jeder Bestzungshinsicht vor und hinter der Kamera.


    Vielen Dank, übrigens Jacques Rideamus für diesen wundervollen Thread.


    Wichtig ist sicherlich auch Patrick Doyle


    oder


    obwohl ich gestehen muss, dass er mir oft zu "weichgespült" vorkommt. Bei Shakespeare bevorzuge ich dann doch das Pathos von Walton.


    Aus einer anderen Richtung:



    Man weiß kaum, illustriert Miles Davis den Film von Louis Malle oder ist es eher umgekehrt.


    Wenn wir schon beim Jazz sind:



    Hier fängt Duke Ellington die Stimmung in einem amerikanischen Provinz-Kaff der 50iger kongenial ein.


    Ich weiß nicht, ob Miklos Rosza zu den besten gehört, zu den eindrucksvollsten Filmkomponisten mit Sicherheit. Ich habe seine Kompositionen noch nie ohne Bild gehört, aber wer will sich das Wagenrennen (bzw. die Einleitung dazu, das Rennen ist selber ja "stumm") ohne ihn vorstellen können.



    oder andere "Sandalenfilme"


    oder


    So, nun ist erstmal Schluss, sonst schlage ich noch Martin Böttcher vor. :D


    :hello: Gustav

  • Hallo,


    in Superlative will ich mich nicht versteigen, aber ich mag sehr die Kompositionen von Michael Nyman zu den Peter Greenaway-Filmen, auch sonst höchst sehens- und hörenswerten Filmen:



    The draughtman's contract (einer meiner Lieblingsfilme)
    A Zed and two Noughts
    The Cook, the Thief, the Wife and her Lover
    Drowning by Numbers



    tukan

  • Nicht vergessen sollte man Howard Shore. Hat er schon die eine oder andere Partitur vorgelegt, so ist ihm m.E. mit der 'Herr der Ringe'-Trilogie ein filmmusikalisches Meisterwerk gelungen. Die musikalische Charakterisierung der Völker, nebenbei die Intensivierungen der ohnehin schon sehr intensiven Dramaturgie sind nach meiner Ansicht wert, dass er unter die Reihen der Besten gestellt wird!



    [Bei Dogma scheint mir das Cover verdaddelt zu sein!]



    Und - auch wenn er immer wieder umstritten ist, weil er in solchen Massen produziert - vergessen sollte man ihn dennoch nicht, denn seine Bedeutung für die (kommerzielle) Filmmusik ist aus meiner Warte immens: John Williams Einerseits hat er massentaugliche Gassenhauer abgeliefert (das Indiana-Jones-Thema kann doch fast jedes Kind nachsingen, das Harry-Potter-Thema prägt die Rezeption des literarischen Gesamtwerks fast wie die Gesichter der jungen Schauspieler und -innen), andererseits sind Filmmusiken wie die zu Schindlers Liste doch auch von einiger Tiefe und der Materie angemessener Ernsthaftigkeit.



    Hmmm... den Beitrag von Georgius hatte ich glatt übersehen... aber jetzt haben immerhin schon zwei diese Meinung. :D

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  • Ich habe heute morgen mal begonnen, den Soundtrack von Howard Shore zum Herrn der Ringe - den ich kürzlich geschenkt bekam - zu hören und finde den cleveren Mix aus Spät- und Postromantik, Carl Orff und Weltmusik auch ohne Film gut anhörbar.

  • Hallo,


    die Filmtrilogie Drei Farben halte ich auch für sehr, sehr gut. Es gibt die Musik auch auf drei CDs zu völlig absurden Preisen, wer aber auch mit gebrauchten CDs leben kann findet sie günstig hier:



    Ich habe sie mir bestellt und bin gespannt wie die Musik entkoppelt vom Film auf mich wirkt.


    Gruss


    Kalli

  • Wieder ein spannender Thread, den ich erst jetzt entdeckt habe. Ich wundere mich, dass Henry Mancini noch nicht genannt wurde, Schöpfer des genialen "Pink Panther Theme":



    http://www.youtube.com/watch?v=dUA7lHvAr0E


    Auch der Ohrwurm "Moon River" aus "Breakfast at Tiffany's" ist von Mancini.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Da passt doch mein Beitrag auch noch hin; ich habe diesen Thread durchgesehen und ich fand meinen Kandidaten nicht. Die Geschichte, die zu ihm führt, geht so:


    Den Schuldigen an meiner jugendlichen Filmobsession habe ich schnell ausgemacht: Es war mein damaliger Arbeitgeber, Druckereibesitzer und Inhaber eines großen Kinos. Alle seine Mitarbeiter, auch die Lehrlinge, bekamen einen Ausweis, der den kostenlosen Besuch des Kinos (was damals vornehm „Filmtheater“ genannt wurde) ermöglichte - natürlich bei den Azubis unter Beachtung der Filmfreigabe durch die FSK und natürlich bei entsprechend freien Sitzplätzen. Und dieses Angebot wurde ausgiebig genutzt - auch von mir.


    Trotzdem bin ich kein Cineast geworden, wohl aber ein Filmfan. Ich liebte (wie die anderen meiner Kollegen) US-Western mit (beispielsweise) Cooper, Douglas, Wayne, Lancaster, Scott, Widmark. Und US-Monumentalfilme wie „Die zehn Gebote“, „Quo vadis“, „Ben Hur“ (um nur diese wenigen zu nennen). Nicht zu vergessen die Hitchcock-Krimis oder die deutschen Edgar-Wallace-Streifen und die Otto-Preminger-Filme (mir bis heute unvergessen „Der Mann mit dem goldenen Arm“ mit Frank Sinatra).


    Zu einem guten Film gehörte für mich auch die entsprechende musikalische Untermalung, denn erst die machte das Filmerlebnis für mein Empfinden „rund“. Es blieb nicht aus, dass mir schon bald die Komponisten-Namen auf dem Plakat genauso wichtig waren, wie die der Schauspieler und der des Regisseurs (die Zeit wo es „Spielleiter“ heißen musste, war gerade vierzehn Jahre vorbei). Wenn ich dann Namen wie Steiner, Waxman (eigentlich Franz Wachsmann, der auch unter dem Pseudonym Victor Young schrieb), Rózsa, Rota, Korngold, Tiomkin oder Elmer Bernstein las, war für mich der Streifen auch musikalisch von Interesse. Dass mich später auch noch Namen wie Mancini und Morricone oder Prokofjew (für den Film Alexander Newski) oder Schostakowitsch (für Das neue Babylon) gefangen nahmen, sei am Rande vermerkt.


    Einem, vielleicht dem Besten und Produktivsten dieses Genres, möchte ich diesen Beitrag widmen: Dimitri Tiomkin, geboren am 10. Mai 1894 in Krementschuk (Ukraine, damals noch zum Zarenreich gehörig). Der musikalisch begabte Junge bekam ab 1908 ersten Klavierunterricht von seiner Mutter Marie Tiomkin, geb, Tartakovsky, einer Musik- und Klavierlehrerin und ab 1912 eine klassische Ausbildung am Konservatorium in St. Petersburg. Dazu gehörten Klavierunterricht bei Felix Blumenthal, der auch Vladimir Horowitz unterrichtete und die Kompositionsstudien bei Alexander Glasunow.


    1921 kam Tiomkin nach Berlin, wo er mit dem russischen Emigranten (und Pianisten) Michail Khariton bekannt wurde, der ihm eine Fortsetzung des Studiums bei Ferruccio Busoni empfahl. 1922 gab der junge Tiomkin sein Pianisten-Debüt mit den Berliner Philharmonikern und dem a-Moll-Konzert von Liszt. 1925 emigrierte er in die USA und wurde dort mit Musical und Jazz konfrontiert. Er lernte die drei Jahre ältere Ballett-Tänzerin Albertina Rasch kennen, heiratete sie 1927 und blieb bis zu ihrem Tod 1967 mit ihr zusammen. 1928 kam Tiomkin nach Paris, um hier die europäische Erstaufführung von Gershwins Klavierkonzert in F zu spielen; der Prestigeerfolg führte zu etlichen Engagements in der Carnegie-Hall. Im Jahre 1937 wurde Tiomkin amerikanischer Staatsbürger.



    Durch die klassische Ausbildung am Konservatorium von St. Petersburg hätte man eigentlich eine Karriere im Konzertsaal oder auf der Opernbühne erwarten können (und der Gedanke, dass seine Musik [beispielsweise] mit Prokofjew, Rachmaninow oder Skriabin „konkurriert“, ist in meinen Augen schon bestechend). Aber es kam nicht dazu, Tiomkin komponierte für das Medium Film. Besonders häufig wurde er von Frank Capra verpflichtet (z.B. „In den Fesseln von Shangri-La“, „Ist das Leben nicht schön?“ und „Mr. Smith geht nach Washington“), schrieb aber auch für Alfred Hitchcock („Im Schatten des Zweifels“ von 1943, dann 1951 „Der Fremde im Zug“ sowie 1953 „Ich beichte“ und Bei Anruf Mord 1954).



    Nimmt man Auszeichnungen (Oscar für die beste Filmmusik, Oscar für den besten Titelsong „Do not forsake Me, oh My Darlin“ und den Golden Globe Award für die Gesamtpartitur) als Maßstab für gelungene Filmkompositionen, dann ist ohne Zweifel die Musik zum Westernklassiker „High noon“ von Fred Zinnemann (1952) der Gipfelpunkt. Der Blick in die Liste seiner Filmmusiken (ich habe auf einer Webseite 119 gezählt), in die Oscar- und Golden-Globe-Prämierungen, ist wirklich beeindruckend (zu sehen bei Wikipedia):


    Alice in Wonderland (1933), Lost Horizon (1937), Mr. Smith Goes to Washington (1939), Shadow of a Doubt (1943), The Bridge of San Luis Rey (1944), Dillinger (1945), It's a Wonderful Life (1946), Duel in the Sun (1946), Red River (1948), D.O.A. (1950), Cyrano de Bergerac (1950), High Noon (1952), Return to Paradise (1953), Dial M for Murder (1954), Land of the Pharaohs (1955), Giant (1956), Night Passage (1957), The Old Man and the Sea (1958), Rio Bravo (1959), Last Train from Gun Hill (1959), The Unforgiven (1960), The Alamo (1960), The Guns of Navarone (1961), 55 Days at Peking (1963), The Fall of the Roman Empire (1964), The War Wagon (1967) und 1969 seine letzte Filmmusik zu Chaykovskiy, für die er 1972 mit dem Oscar nominiert wurde. Für diesen russischen Film, bei dem er zugleich als Koproduzent fungierte, adaptierte und dirigierte Tiomkin Musik von Peter Tschaikowsky.



    Von Dimitri Tiomkin stammen auch Kompositionen für Fernsehserien, beispielsweise Rawhide von 1959 (Tausend Meilen Staub), Gunslinger (Revolverheld) von 1961 oder „The Wild Wild West“ (1965). Im Jahre 1959 kam seine Autobiografie unter dem Titel „Please Don’t Hate Me“ heraus. 1972 heiratete er Olivia Cynthia Patch mit der er bis zu seinem Tod (am 11. November 1979 in London) zusammenlebte.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Als großer Fan des Filmemachers David Lynch sehe ich seinen Haus- und Hofkomponisten Angelo Badalamenti auch unbedingt in dieser Rubrik. Ohne seine atmosphärische Musik, die die oft surreal-bedrohliche Atmosphäre der Filme kongenial einfängt, sind diese kaum vorstellbar.


    Als Beispiel sei hier das Thema zu "Mullholland Drive" genannt:



    Und ein Thema aus "Lost Highway":



    Und wer erinnert sich nicht an die geniale Serie "Twin Peaks" und die Musik zur Eröffnungssequenz:



    Und an "Laura Palmer's Theme":


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Ich glaube, der Name Goran Bregovic ist noch nicht gefallen. Er hat mehrere Filme von Kusturica begleitet, unter anderem hat er das folgende geniale Stück komponiert, Underground Tango (aus dem Film Underground).


  • Zwar war er wohl nach eigenem Verständnis kein Komponist von Filmmusiken, aber er wirkte in zahlreichen Musikfilmen mit (siehe Wikipedia).


    Carlos Gardel hat aber eine Nummer geschrieben, die gleich in mehreren berühmten Filmen verwendet wurde, z.B.:
    - Titanic
    - Der Duft der Frauen
    - Wahre Lügen
    - Schindlers Liste


    Das Stück heißt Por una cabeza und ist, wie das meiste, das Gardel geschrieben hat, ein Tango.


    Hier die wohl beeindruckendste Szene:





    Das Hauptthema ist übrigens von Mozart, eine ganz kurze Sequenz in einem Rondo:


    , ab ca. 3:24 min

  • Unbedingt zu diese Liste gehört auch Mike Batt mit sein Soundtrack für 1978 Film "Caravans":



    Dieses Musik ist oft bei Bayerische Fernsehens "Space Night" zu hören!

  • Hier gebe ich dir vollkommen recht!


    Geile Mucke würde ich sagen ......neben vielem anderen von Mike Batt ....habe ich auch diesen Soundtrack ...


    hier


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Zu den allerbesten gehört mit Sicherheit auch John Barry mit seine fünf Oscars und vier Grammys: 11 James Bond Filme, auch solche Schätze wie Im Geheimdienst Ihrer Majestät oder Goldfinger. Und von die andere, Frei geboren – Königin der Wildnis und Ipcress – streng geheim





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