Johann Rosenmüller - Der Amphion seines Jahrhunderts

  • Sagitt meint:


    Alles andere als ein Kleinmeister.
    Rosenmüller begann seine musikalische Karriere als Musiklehrer und Organist in Leipzig. Mitte der 1650er-Jahre musste er Deutschland wegen des Vorwurfs der Päderastie verlassen,nachdem er rechtzeitig gewarnt worden war und baute sich in Venedig als Posaunist am Markusdom und als Komponist eine neue Existenz auf. Bald nannte er sich Giovanni Rosenmiller. Während seines 24-jährigen Aufenthaltes in Venedig wurde er ein angesehener Mann; eine Zeitlang war er Kapellmeister am Ospedale della Pietà. 1682 kehrte er nach Deutschland zurück und war bis zu seinem Tode Kapellmeister in Wolfenbüttel.
    Wesentlich verdanke ich die Wiederentdeckung dieses Komponisten dem cantus cölln. Es gibt eine großartige Marienvesper von ihm, die zu sehr im Schatten von Monteverdi steht. Früher bereits hat das Ensemble Concerti eingespielt, die italienische Virtuosität mit deutscher Klangfarbe kombieren. Man hört die deutsche Herkunft und zugleich sind die Kompostionen durch die italienische Schule gegangen. Leider scheinen die sacri concerti momentan auf dem deutschen Markt nicht erwerbbar zu sein- allein wegen des beatus vir müsste man diese CD haben.


    Aber ich bin sicher, dass Experten uns allen weiterhelfen ....

  • Zwei Aufnahmen die mir besonders gefallen haben:




    Sonaten und Suiten, grandios interpretiert von Hesperion XX unter Savall.




    Kantaten und Instrumentalmusik,
    Kings Noyse unter Davis Douglas, sehr kammermusikalsich, aber eine wunderbare Aufnahme.
    Ellen Hagis (Sopran) und Paul O'Dette spielt die Theorbe im Continuo.

  • langsam kommt Leben in die Rezeption der Werke von Johann Rosenmüller und ich möchte hier einige Aufnahmen empfehlen, die vor allem mit dem Ensemble "Cantus Cölln" verbunden sind und wahrscheinlich für einige Zeit "Referenz"bleiben werden:





    Hierbei handelt es sich um einen Werkbestand, der erst seit der Rückgabe des Archives der Berliner Singakademie vor 3 Jahren aufgearbeitet werden konnte.


    Rosenmüller in Italien: diese Kompilation verschiedener großbesetzter
    Psalmen-Konzerte zu einer gedachten "Marien-Versper"ist faszinierend und ein wahrer "Rausch der Sinne" =)



    Bedeutende Einspielung von geistlichen Konzerten zum Thema "Requiem", durch Musica Fiata Köln unter Roland Wilson (derzeit wohl nicht mehr lieferbar, aber für jeden "Rosenmüller-Freak" (der Verfasser ist ein Solcher) ein absolutes "Muss"


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich möchte hier noch anmerken, daß ich alles, was bislang von Rosenmüller auf Tonträgern erschienen ist, besitze...

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Sagitt meint:


    darum kann ich Dich nur beneiden. Ich hörte nie ein "schwaches" Stück von ihm. Prachtvoll fällt mir als Eigenschaft ein. Heute- nicht ganz jahreszeitengerecht- mal wieder in die Weihnachtshistorie hineingehört. Wie dankbar dürfen wir cantus cölln sein, dass dieses ensemble solche Schätze hebt.


    Und nachgeschoben gleich: es ist so traurig, welche Aufnahmen, natürlich auch von Rosenmüller, inzwischen gestrichen sind ,zB die sacri concerti von cantus cölln.


    Vielleicht gibt es irgendwann einen Aufstand der Klassikfreunde gegen diesen Raubbau ?

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat


    Bedeutende Einspielung von geistlichen Konzerten zum Thema "Requiem", durch Musica Fiata Köln unter Roland Wilson (derzeit wohl nicht mehr lieferbar, aber für jeden "Rosenmüller-Freak" (der Verfasser ist ein Solcher) ein absolutes "Muss"



    Moin,


    ich habe am Samstag mal in dieses Requiem beim Klassikhöckerer reingehört. Es hat mir gut gefallen, kommt aber meiner Meinung nach nicht an die Marienvesper von Monteverdi heran (Die ist aber meiner Meinung nach auch herausragend !!). Was ich nicht verstanden habe, sind die vom Dirigenten eingeschobenen gregorianischen Choräle, die das Werk dadurch auf zwei CDs verlängern. Ist das musikhistorisch belegt oder üblich? Sorry, aber ich bin kein Spezialist für diese Zeit.


    Wenn ich lese, dass das Werk nicht mehr lieferbar ist, dann sollte ich vielleicht sofort losrennen und eins der beiden noch vorhandenen Exemplare kaufen? Blöde Frage, ihr Hardcore-Rosenmüller-Fans werdet natürlich mit JAAA antworten. Also bitte keine Antworten mit JAAA oder JA oder JAAAA oder ähnlich.
    Aber ich würde mir jetzt einfach ein repräsentatives Werk von Rosenmüller zulegen. Wäre das Requiem die richtige Wahl, oder ist die Weihnachtsgeschichte z.B. einfach besser? Ich höre auch sehr gerne kammermusikalische Musik aus dieser Zeit. Sollte ich dann eher zu HesperionXX greifen?

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hallo, der Vegleich zwischen Äpfel und Birnen, also auf der einen Seite Monteverdis pompöse Marien-Vesper, auf der anderen Rosenmüllers durch gregorianische Einschübe verbundene Requiem-Sequenzen sind für die Rezeption BEIDER Werke wenig hilfreich, die zudem auch noch aus verschiedenen stilistischen und zeitlichen Epochen, (Monteverdi ca. 1610, Rosenmüller etwa 50 Jahre später, stammen und zudem etwas Grundverschiedenes bezwecken,bei Monteverdi der jubelnde Lobpreis, bei Rosenmüller Trauer und Klage.


    Die gregorianischen Einschübe waren notwendig, um die überlieferten
    Einzel-Konzerte zum Thema Tod und Ewigkeit zu einem Ganzen zu verbinden, eine damals durchaus übliche Praxis. Daß das Werk möglicherweise bei ca. 82 min Spielzeit auch auf eine CD gepasst hätte, hat dier Verkaufspolitik des Labels Sony zu verantworten !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Eine Aufnahme die bis anhin keine Erwähnung fand stammt vom Rosenmüller-Experten Arno Pauch. So wollen wir die lange Rosenmüller-Thread-Pause beenden.



    Arno Paduch: Deutsche geistliche Konzerte


    Arno Paduch, der sich seit Jahren mit diesem Komponisten beschäftigt und als einer der führenden Rosenmüller-Experten gezählt werden kann, stellt mit seinem Johann Rosenmüller Ensemble Geistliche Konzerte in deutscher Sprache vor und spürt mit seinem Ensemble besonders den italienischen Einflüssen nach. "Ein wenig Monteverdi, ein wenig Cavalli, ein wenig Legrenzi klingt denn auch in einigen seiner deutschen Vokalkonzerte immer wieder durch. Erstmalig dient dies nun als plausibles Argument für eine Datierung der Stücke auf Rosenmüllers italienische Zeit. Seine protestantische (und damit deutschsprachige) Kirchenmusik, die er entweder in seiner Leipziger Zeit oder als Auftragswerke von Italien aus schrieb (dieser Punkt wird von den Musikwissenschaftlern noch zu diskutieren sein) blieb bisher unbeachtet. Dabei steht diese Musik in Pracht und Glanz den lateinischen Werken in nichts nach.
    Diese Konzerte sind für ein bis fünf Solostimmen, üppig mit Bläsern und Streichern besetzt und fast durchweg Weltersteinspielungen. Dabei gelingt ihm ein plastisches Bild eines Komponisten, der einen prominenteren Platz in der Musikgeschichte verdiente.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Sagitt meint:


    Genau so geht es mir mit Rosenmüller. Ich hatte als erste CD die sacri concerti mit cantus cölln und war sofort begeistert. Rosenmüller ist alles andere als ein Kleinmeister. Seine Musik ist " süffiger" als diejenige von Schütz. Bei letzterem versteht man, dass diese vor-Bachische Strenge nicht goutiert wird, aber bei Rosenmüller ?
    Jeder, der sich ein wenig für Chormusik interessiert, sollte sich einmal eine der Aufnahmen, die hier vorgestellt wurden, anhören. Eigentlich könnte eine kleine Fan-Gemeinde entstehen !

  • Ach was, Fan-Gemeinde ! Holger Eichhorn hat sogar eine "Rosenmüller-Gesellschaft" gegründet, dei aber wohl immer noch keine Internet-Präsenz hat.
    Die von Romeo und Julia benannten Werke unter Arno Paduch sind mit einiger Sicherheit "eindeutschungen" italienischer Werke, auf die Bedürfnisse in den protestantischen Regionen Deutschlands zugeschnitten, in denen sich die Abschriften fanden, (Sachsen, Thüringen)
    Handschriften Rosenmüllers sind leider nicht erhalten, so daß sie hier schon die "Original-Frage" stellt. Offenbar ist sein vollständiger wolfenbütteler Nachlaß verloren gegangen.
    Das Frühwerk der Leipziger Zeit unterscheidet sich, hier sind Romeo und Julia offensichtlich nicht richtig informiert, sehr deutlich von der italienisch intendierten Periode, die "Kernsprüche" z.B. klingen doch mehr nach Schütz und Schein denn nach Legrenzi, Monteverdi und Cavalli. Eine "Erfindung" Rosenmüllers jedoch, die sogen. "Begräbnis-Arias" waren im ganzen 17. Jahrhundert deutschandweit populär. Sowohl Pachelbel wie auch Buxtehunde und Kuhnau zeigten sich darin von Rosenmüller beeinflusst:
    Bach übernahm den den wunderbar elegischen Satz von Rosenmüllers Begräbnis-Aria "Welt ade, ich bin dein müde" vollständig in seine Kantate
    "Wer weiss wie nahe mir mein Ende", BWV 27.



    Einer der frühesten bekennenden Rosemüller-Fans in einer Zeit, da ob des dramatischen Angangs des Komponisten aus Leipzig sein Name nur hinter vorgehaltener Hand erwähnt wurde, war übrigens Georg Philipp Telemann:
    So erinnert sich Telemann in seiner Autobiographie von 1740 „Die Sätze von Steffani und Rosenmüller, von Corelli und Caldara erwählte ich mir hier zu Mustern, um meine künfftige Kirchen- und Intrumental-Music darnach einzurichten...

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Interviebanner 1 Gelbe Rose
  • Hallo BBB !


    warum so unwirsch ? Du gibst Dich doch zumindest als Rosenmüller-Kundiger zu erkennen. Warum sollte die Musik von R. nicht weitere Verbreitung finden ?
    Im Forum ist Gelegenheit, dazu Kundiges zu lesen und Du würdest doch sicher Empfehlungen abgeben können, mit welchen Werken man Meister Rosenmüller ein wenig mehr ins Bewusstsein rücken könnte.
    Ich finde, neben der von mir genannten sollte die Marienvesper nicht unerwähnt bleiben ( andere haben sicher Bilder).


    Schöne Grüsse


    Sagitt


    und Vivat Rosenmüller

  • Hallo Sagitt, einige Zeilen weiter oben ist auch eine Abbildung der "Marienvesper" in meinem Beitrag zu Rosenmüller-Empfehlungen.
    Wenn ich mir den Thread durchsehe, sind die wesentlichen Tonaufzeichnungen
    eigentlich alle erwähnt und vorgestellt ! :D


    Das Frühwerk hat da natürlich als eher "schütz-nah" einen "schweren Stand" aber zu meiner bis jetzt leider unerfüllen "Wunschliste" mit Kompositionen, die ich gerne eingespielt sähe, stehen die "Kernsprüche" natürlich ganz oben.
    Die große Schwierigkeit in Sachen Rosenmüller ist einmal die ungesicherte Quellenlage zum einen und die Zuweisung an mehrere Komponisten mancher Manuskripte, die neben Rosenmüller auch als Werke Knüpfers, Schelles, Sebastianis und Kuhnau als Verfasser nennen. Sowohl die "Marienvesper" wie auch das "Requiem" sind keine Originalwerke, die Rosenmüller SO geschrieben hat, sondern Einrichtungen des Herausgebers, (Junghänel).


    Rosenmüller geht es in der Hinsicht nicht besser als als den meisten Komponisten VOR Bach, deren Aufführungszahlen immer klein bleiben werden, es sei denn, sie komponierten wie Monteverdi und Cavalli auch Bühnenwerke.
    Alles andre, und ich spreche da leider aus Erfahrung, verbleibt in nicht jedermann zugänglichen Hinterzimmern der Fachleute und bei dem kleinen Kreis derer, die sich für alte Musik interessieren. Ungeachtet dessen, werde ich aber hier im Forum nicht aufhören, genau dafür die "Werbetrommel" zu rühren !


    :hello:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo BBB


    ich verstehe, die Redundanz. Ist ja schon alles geschrieben.


    Im Ziel besteht gar keine Differenz. Für wen ist denn so wichtig, dass es Original ist ? Ich erinnere eine Diskussion um dem Schwanengesang von Schütz und weiss, dass Cordes mit der Weser-Renaissance das Werk nicht aufführte, weil es nicht " original" ist, Stimmbücher sind unwiederbringlich verloren.


    Ein Glück, dass diese Einstellung nicht von allen geteilt wird. Mit würde sehr was fehlen, wenn der Schwanengesang nicht eingespielt worden wäre.

  • Hallo Sagitt:


    Zitat

    Im Ziel besteht gar keine Differenz. Für wen ist denn so wichtig, dass es Original ist ? Ich erinnere eine Diskussion um dem Schwanengesang von Schütz und weiss, dass Cordes mit der Weser-Renaissance das Werk nicht aufführte, weil es nicht " original" ist, Stimmbücher sind unwiederbringlich verloren.


    DAS kann ich dem geschätzten Cordes NICHT nachempfinden: es fehlen 2 Stimmbücher, das ist wahr, aber die Orgelstimme aus dem Nachlass von Stefan Zweig liess, bei der "Bauart" des "Schwanengesang" eine "Treffsicherheit" von mehr als 90 Prozent zu. Zumindest das "Deutsche Magnificat",. das ja vollständig auch nich aus anderen Quellen vollständig überliefert ist, hätte er einspielen können, was er aber auch nicht machte. Also sowas riecht mir dann shcon verdächtig nach "esoterischem Zirkel"....

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo BBB,


    ich finde es ja auch vollkommen übertrieben. Fehlt nur noch, dass einer eine Aufführung ablehnt, weil er keine Originalpartitur mehr hat.


    Für mich als Hörer ist entscheidend,ob mich die Musik anspricht, die rekonstruiert oder nicht, aufgeführt wird. Und da ist das, was als Rosenmüller angegeben wird, mir zumeist äussert "lieblich" im Ohr.


    In diesem Sinne


    Vivat "Rosenmüller"


    Sagitt


    durch die Anführungszeichen habe ich die Bearbeitung integriert

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich möchte die Klagelieder Jeremias (Lamentationae Jeremiae) erwähnen,die Fritz Wunderlich in der Stuttgarter Villa Berg aufgenommen hat mit der Cembalistin Lisedore Praetorius und dem Cellisten Fred Buck.
    Ein sehr eindringlicher Gesang,besonders für die Karwoche!
    Bei Hänssler als CD erschienen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    ja, der Wunderlich singt das ganz passabel, aber die Begleitung dazu ist gähnend langweilig.



    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Nach elf Jahren der Stille gibt dieser Thread - quasi durch einen Zufall - ein Lebenszeichen von sich. Der Zufall besteht darin, daß ich neulich beim durchstöbern die hier gezeigte CD mit Werken von Johann Rosenmüller bei jpc im Angebot gefunden habe und ich in meiner Sammlung bislang kein einziges Werk von ihm hatte, notabene, da sein Schwerpunkt auf geistlicher Musik liegt, die - von Ausnahmen abgesehen - derzeit wirklich nicht so meine ist. Da kam mir diese CD mit Sonaten mit unterschiedlicher Besetzung quasi entgegen, speziell, weil ich sowohl meine Sammlung mit Werken des Barock erweitern, als auch diesen Bereich etwas mehr im Tamino Forum beleben möchte - Allerdings ist das eine undankbare Aufgabe - denn von Außerhalb des Forums kommt bislang keine Resonanz. Ich hatte eigentlich gehofft, daß ehemalige Mitglieder von "Prospero" hier aktiv würden, aber ich hätte das eigentlich wissen müssen - denn mit etwas mehr Einsatz hätte das Forum vermutlich gerettet werden können, aber man hat den dortigen Betreiber, Administrator und "Lokomotive" des dortigen Forums quasi mit seinen Problemen allein gelassen - worauf er resignierte. Was habe ich mir also erhofft?
    Kommen wir zurück zur empfohlenen CD mit Sonaten aus dem Jahre 1682, also bereits nach Rosenmüllers Rückkehr nach Deutschland und zwei Jahre vor seinem Tod komponiert.
    Die Aufnahme wurde 2010 aufgenommen, also 4 Jahre nach dem letzten Eintrag hier in diesem Thread.


    Heute kam ein ganzer Stapel mit Neuerwerbungen in meine Sammlung. Eigentlich hatte ich keine Lust, irgendetwas zu hören, die Hitze macht mir zu schaffen und ich habe fast den ganzen Nachmittag geschlafen. Aber es geht nicht, immer wieder zu kaufen und kaum zu hören. Ich entschied mich - ohne große Begeisterung für den mir unbekannten Rosenmüller (namentlich natürlich schon bekannt - aber lediglich als Komponist geistlicher Werke).
    Schon die ersten Takte machten mich hellwach - was für eine WUNDERBARE Musik, originell instrumentiert, abwechslungsreich und eingängig, eine wirkliche Entdeckung und Bereicherung. Für jeden Liebhaber barocker Musik mit kleiner Besetzung ein MUSS. Musica fiata unter Roland Wilson hat hier IMO eine sehr gelungene Einspielung vorgelegt.
    Wer zu spät kommt, den betraft das Leben. Die gezeigte Aufnahme ist derzeit zum Budgetpreis erhältlich, die meisten vor 11 Jahren empfohlenen Einspielungen indes nicht mehr.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Selbst auf die Gefahr hin, penetrant zu sein und weil es hier auch Mitleser finden: 47 von 400 fehlen noch.


    Diesen Beitrag werde ich in ein paar Tagen wieder entfernen. Also bitte nicht antworten, lieber spenden. :thumbup:

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Nein das kann schon bleiben - man soll ruhig sehen, wie sich Tamino-Klassikform für Projekte einsetzt.


    Hier von mir DREI Anmerkungen, zwei davon zum neuen Rosenmüller Projekt:


    1) Ohne Kenntnis des BIC (Swift Codes) ist es nicht möglich aus dem Ausland zu spenden - Es täte mir leid, wenn Tamino Klassikforum nicht auf der CD vermerkt wäre.
    2) Ich empfehle, ein Impressum anzulegen - es kann teuer kommen , wenn man keines hat.....
    ____________________-
    Punkt 3 Befasst sich wieder mit der heute von mir gezeigten Rosenmüller CD mit den Sonaten von 1682:


    Auf Seite 2 finden wir ein schwarz weiß Photo eines Gemäldes, das einen Herrn mit weiß gepuderter Perücke des späten achtzehnten Jahrhunderts, den man uns als Johann Rosenmüller verkaufen will. Das kann aber nicht sein. Johann Rosenmüller trug selbstverständlich eine Allongeperücke, wie alle seine Zeitgenossen.
    Wer aber ist nun der Dargestellte? Es handelt sich - so ergab meine Recherche bei WIKIPEDIA - um Johann Georg Rosenmüller (* 18. Dezember 1736 in Ummerstadt bei Hildburghausen; † 14. März 1815 in Leipzig). Er war ein deutscher protestantischer rationalistischer Theologe.
    Das Bild stammt übrigens von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und wurde 1802 gemalt - ich lag also mit meiner Einschätzung "spätes 18. Jahrhundert" nur knapp daneben.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Interviebanner 1 Gelbe Rose
  • Auf der Seite von Ensemble 1684 (das ist das bewußte mit der CD, s.o.) findet sich folgende Bemerkung:


    Zitat

    ENSEMBLE 1684:


    Wie so vieles bei Johann Rosenmüller ist auch sein Erscheinungsbild in Dunkel gehüllt. Einzig eine Bemerkung aus einem satirischen Text Joachim Meiers, der Rosenmüller persönlich kannte, liefert einen Hinweis: Rosenmüller soll angeblich dem Komponisten Wolfgang Carl Briegel (1626-1712) zum Verwechseln ähnlich gesehen haben – und so erlaubt uns eine etwas verfremdete Darstellung von Briegels Bildnis zumindest eine Annäherung.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Das stimmt, das Bild, das Rosenmüllers "Doppelgänger" Briegel darstellt, ist mir bekannt. Aber das ist nicht das Bild, das bei der bewussten CD gezeigt wird. Dort wird Johann GEORG Rosenmüller gezeigt, mit dem typischen Beffchen der Theologen und mit weißgepuderter Perücke. Und der hat in diesem Booklet absolut nichts verloren....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Inzwischen gibt es Kontakte zwischen mir als Vertreter des Tamino Klassikforum und Markus Berger, dem Mitbegründer des Ensemble 1684. Er wird in Hinkunft gelegentlich Beiträge zu entsprechenden Themen für das Tamino Klassikforum schreiben.
    Vorläufig hat er mir einen Text zur Veröffentlichung überlassen, der sich mit dem Sodomievorwurf befasst und den derzeit aktuellen Stand der Wissenschaft darstellt. Dazu dann anschliessend noch eine Anmerkung von mir.


    Zitat

    Johann Rosenmüller

    Persona non grata


    Leipzig im Frühjahr 1655. Johann Rosenmüller, der neue Stern am Sächsischen Musikhimmel und heißer Kandidat für das Thomaskantorat, verliert alle Ämter und flieht Hals über Kopf aus der Stadt. Was war geschehen?
    In den erhaltenen Leipziger Archiven ist nur wenig Konkretes über den Vorgang zu finden, die Quellen sind erstaunlich schweigsam. Nur allgemein werden in zwei Ratsprotokollen das "von Johann Rosenmüllern bei dieser Stadt erschollene böse Geschrei" und der "wegen einer Verbrechung flüchtige Johann Rosenmüller" erwähnt. Wessen Johann Rosenmüller konkret bezichtigt wird, steht dort nicht. Eine einzige zeitgenössische Quelle gibt genauer Auskunft zu den Anschuldigungen. Es handelt sich bei dem Dokument um einen Briefauszug, den ein Dresdner Kanzleikopist im Mai 1655 aus einem offenbar anonym aus Leipzig übersandten Schreiben erstellte. Darin heißt es, dass der Musicus Rosenmüller "der sodomitischen Knabenschänderei" mit Thomasschülern verdächtig und wohl nach Italien geflohen sei. Unter "Sodomiterei" wurden zu jener Zeit alle nicht-heterosexuellen Beziehung zusammengefasst, z.B. Homosexualität, sexuelle Handlungen an Tieren und auch Pädophilie. Der Fall scheint also klar: Johann Rosenmüller hat seine Schüler sexuell missbraucht.
    - Und er ist es dennoch nicht. Denn im erwähnten Briefauszug wird auch mitgeteilt, dass Briefe der Schüler entdeckt wurden, in denen diese sich verabredet hätten "eben diese Sodomiterei miteinander zu begehen". Und mehr noch: Sechs Schüler seien danach verhaftet und zur Sache vernommen worden. Dies zusammengebracht mit der Tatsache, dass die Hälfte der Thomasschüler im 17. Jahrhundert zwischen 17 und 20, ja einige bis zu 23 Jahren waren (und altersunabhängig als Knaben bezeichnet wurden), lässt auch die Deutung zu, dass es sich bei dem "Delikt" um homoerotische Beziehungen zwischen (jungen) Männern handelte, was in der Moral der Zeit aber eben nicht weniger verwerflich war. (Markus Berger / Dr. Michael Maul)


    Mir ist dazu aufgefallen, daß diese Vorwürfe gerade zu jenem Zeitpunkt kamen, als Rosenmüller einen interessanten Posten erhalten sollte. Seine Flucht ist IMO kein Schuldeingeständnis, wie manche vermuten könnten, sondern zeugt von realistischer Einschätzung der Lage. Jede Zeit hat ihre eigenen "Keulen", wobei es immer darauf ankommt, wie einflussreich derjenige ist, der sie schwingt. Wir wissen im konkreten Falle nicht, wer es war, Rosenmüller wusste es mit Sicherheit. Auch er muß ziemlich gut vernetzt gewesen sein, denn immerhin wurde er ja gewarnt.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nuin fehlen nur noch 19 Unterstützer für dieses Projekt einer Rosenmüller CD


    Was manchem heutigen Klassikhörer fremd anmutet, nämlich Geld für eine Veröffentlichung von Nischenprojekten zu sammeln, war in der Vergangenheit, bis zurück zu Mozarts Zeiten, vermutlich aber noch früher eine übliche Methode


    Das Verfahren der Subskription wurde im 17. Jahrhundert auf dem deutschen Buchmarkt eingeführt, um das Erscheinen von Werken, die höchstwahrscheinlich aufgrund ihres speziellen Inhalts, ihrer künstlerischen Gestaltung oder aufgrund ihres geplanten Umfangs nur schwer verkäuflich sein würden, zu ermöglichen. Dieses Verfahren wurde auch im Buchhandel des 18. Jahrhunderts weiterhin genutzt, um beispielsweise bei Kupferstichwerken, mehrbändigen Enzyklopädien oder wissenschaftlicher Fachliteratur eine der Nachfrage angepasste Auflagenhöhe zu ermitteln und die Deckung der Herstellungskosten zu gewährleisten. Eine besondere Form der Subskription war die Pränumeration, bei der das Werk zusätzlich im Voraus bezahlt werden musste.


    Häufig waren in dieser Zeit die bekanntesten Subskribenten oder Pränumeranten mit Name, Beruf, Wohnort u. a. auf einer Liste im Titelbogen des Werkes genannt.


    Das Rosenmüller-Projekt wird indes durch das sogenannte Crowdfunding unterstützt, also durch Spenden, die noch keine Vorbestellung beinhalten. So wurde (siehe Wikipedia) Auch diese Methode hat Tradition, wenngleich der Name neu ist. So wurde Beispielsweise der Sockel der Freiheitsstatue durch 160.000 Spender ermöglicht


    Im Falle des Rosenmüller-Projekts geht es um andere Summen.
    Aber jedem Geschäftmann wird klar sein, daß die benötigte Spendensumme lediglich eine Teilfinanzierung darstellt, der Löwenateil wird von cpo, dem Produzenten der CD getragen. Aus meiner Sicht ist es ein interessanter Hinweis auf den Stellenwert von alter Musik, daß die bescheidene Summe noch immer nicht völlig aufgebracht wurde. Und ich wundere mich auch, daß (soweit mir bekannt) kein bedeutender Hersteller von Klassik CDs die Chance wahrgenommen hat, auf dieser CD als Sponsor aufzuscheinen - für einen geradezu winzigen Spendenbeitrag.


    Es ist die Frage, ob denn jemand die Namen der Spender überhaupt wahrnimmt. Bei Privatpersonen wird das vermutlich nicht wirkiich der Fall sein, es sei denn man wäre prominment, oder aus der Klassikbranche. Aber natürlich könnte sich auch ein führendes großes Tonträgerlabel oder ein Klassiksender auf der Spendenliste verewigen.....


    Derzeit fehlen noch 19 !!!! Spender a 5 Euro (eine große Eisportion :P )


    Hinweis für potentielle Spender aus dem Ausland (also z. B. Österreich)
    ZUSÄTZLICH zur veröffentlichen Kontonummer ist BIC (Swift Code) verbindlicherforderlich, sonst akzeptiert die Bank die Auslands-Überweisung (trotz EU-Inland) nicht


    Dieser BIC Code ist im konkreten Fall: GENODEM1GLS


    freundliche Grüße aus Wien



    Anmerkung: Zahlreiche Textstellen dieses Beitrags wurden won WIKIPEDIA übernommen







    http://www.ensemble1684.de/cd-projekt-2017/

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In meiner email gefunden:


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Heute in meinem Postfach:



    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Seit einer knappen Woche ist die bereits seit längerer Zeit angekündigte Rosenmüller CD erhältlich. Bei Anklicken des Covers ist - in gewohnter Weise - der Zugriff auf die jpc Soundsamples möglich.Die CD wird beo jpc derzeit - bis 15. Dezember 2017 - zum Einführungspreis von 14.99 Euro angeboten, danach iat der reguläre Preis 17.99


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute in meinem Postfach eine Mail von Herrn Berger. Hier vielleicht besser passend, als bei "Heute im Radio":


    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Während sich die von Tamino mit unterstützte Rosenmüller CD laut Herrn Berger gut verkauft, ist das Ensemble 1684 mit seinem Programm "Fürchte Dich nicht - Barocke Trostmusik" erfolgreich unterwegs.


    Zitat

    Markus Berger:
    Wir haben unsere Saison vor 3 Wochen mit vier schönen Konzerten eröffnet und sind glücklich, dass unser diesjähriges Programm so gut angenommen wird. In gut zwei Wochen fahren wir damit auch ins Burgenland. Und da das sehr nahe an Wien ist, dachte ich man könnte dies den Alte Musik Freunden dort über Tamino zur Kenntnis geben.


    Was ich hiermit sehr gern tue.


    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)