Schönberg, Arnold: "VERKLÄRTE NACHT", Sextett für 2 Violinen, 2 Violen und 2 Violoncelli op. 4

  • Liebe Musikfreunde,


    "ja, am Anfang hat der Schönberg noch schöne und verständliche Musik gemacht". Ähnliche Aussagen haben wir alle wohl schon gehört. Wer Schönbergs später entwickelten Zwölftontechnik ablehnend gegenübersteht, wird sich maximal auf die wenigen Frühwerke des Komponisten beschränken müssen. Dazu mag das Streichsextett "Verklärte Nacht" gehören, das 1899, in Schönbergs Alter von 25 Jahren, für jeweils 2 Violinen, Bratschen und Violoncelli komponiert und veröffentlicht wurde.


    Ich selber bin ein großer Bewunderer und Liebhaber der Musik Schönbergs, von der frühen bis zu zur späten. Die "Verklärte Nacht" ist mir dabei besonders ans Herz gewachsen; von meiner Jugend bis heute hat sie mich gefesselt.


    Dem Sextett liegt ein Gedicht des deutschen Lyrikers Richard Dehmel (1863 bis 1920) aus der Gedichtsammlung "Weib und Welt" zugrunde. Wenngleich das Musikwerk seine volle Wirkung meiner Meinung nach auch ohne Kenntnis der programmatischen Vorlage, also als "absolute Musik", erzielt, ist der Aspekt der Programmusik durchaus reizvoll; und zwar nicht getragen von einem großen, vielfarbigen Orchester, wie zur Zeit der Komposition üblich, sondern von einer kammermusikalischen Streichsextettbesetzung. Schönberg stellte das Gedicht Dehmels der Partitur voran.


    ---


    Verklärte Nacht


    Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain;
    der Mond läuft mit, sie schaun hinein.
    Der Mond läuft über hohe Eichen,
    kein Wölkchen trübt das Himmelslicht,
    in das die schwarzen Zacken reichen.
    Die Stimme eines Weibes spricht:


    Ich trag ein Kind, und nit von dir,
    ich geh in Sünde neben dir.
    Ich hab mich schwer an mir vergangen;
    ich glaubte nicht mehr an ein Glück
    und hatte doch ein schwer Verlangen
    nach Lebensfrucht, nach Mutterglück
    und Pflicht - da hab ich mich erfrecht,
    da ließ ich schaudernd mein Geschlecht
    von einem fremden Mann umfangen
    und hab mich noch dafür gesegnet.
    Nun hat das Leben sich gerächt,
    nun bin ich dir, o dir begegnet.


    Sie geht mit ungelenkem Schritt,
    sie schaut empor, der Mond läuft mit;
    ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht.
    Die Stimme eines Mannes spricht:


    Das Kind, das du empfangen hast,
    sei deiner Seele keine Last,
    o sieh, wie klar das Weltall schimmert!
    Es ist ein Glanz um Alles her,
    du treibst mit mir auf kaltem Meer,
    doch eine eigne Wärme flimmert
    von dir in mich, von mir in dich;
    die wird das fremde Kind verklären,
    du wirst es mir, von mir gebären,
    du hast den Glanz in mich gebracht,
    du hast mich selbst zum Kind gemacht.


    Er fasst sie um die starken Hüften,
    ihr Atem mischt sich in den Lüften,
    zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht.


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    Arnold Schönberg war, wie er es selbst sagte, gleichermaßen von Brahms und Wagner / Strauss beeinflusst: Von Brahms (kurz zusammengefasst; wir können ja später bei Bedarf näher darauf eingehen) hinsichtlich seiner architektonischen Komponente, von Wagner / Strauss hinsichtlich der Motivbehandlung.


    Ich denke, dass dies u.a. ein Grund ist, weshalb mir das Sextett so gefällt: Es ist einerseits sehr dramatisch und von großem Ausdruck, andererseits verliert es sich nicht im rein Romantisch-Emotionalen, sondern verbleibt im mehr oder weniger streng formalen Rahmen.


    Meine Taschenpartitur ist übrigens von Verlag Dreililien. Gibt es die Taschenpartitur dieses Werkes überhaupt noch?


    Ich bin gespannt, wie es Euch mit der "Verklärten Nacht" ergeht.


    Schöne Grüße,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Durch Zufall bin ich gerade auf diese schöne Werkeinführung gestoßen und bemerke mit Bedauern, daß sie, wenn nichts geschieht, unverdient und einsam in den Tiefen des Forums zu verschwinden droht. Das darf nicht sein, und deshalb habe ich meine Sammlung gesichtet und diese Aufnahmen gefunden (bin selbst überrascht, daß es so viele sind):



    1) LaSalle Quartet; Donald McInnes, 2. Viola; Jonathan Pegis, 2. Violoncello
    DGG 1982


    2) Mitglieder des Ensemble InterContemporain; musikalische Supervision: Pierre Boulez
    Sony 1983

    Schönberg selbst bearbeitete 1917 das Sextett für Streichorchester, mit einer Überarbeitung 1943. In dieser Fassung habe ich diese Aufnahmen (wobei nur bei Karajan und Venzago ausdrücklich darauf verwiesen wird, daß die 1943er-Fassung eingespielt wurde):



    3) Los Angeles Philharmonic Orchestra; Ltg.: Zubin Mehta
    Decca 1967


    4) Berliner Philharmoniker; Ltg.: Herbert von Karajan
    DGG 1973


    5) New York Philharmonic, Ltg.: Pierre Boulez
    Sony 1973


    6) Deutsche Kammerphilharmonie; Ltg.: Mario Venzago
    Virgin 1987

    Gehört habe ich das Werk schon einige Zeit nicht mehr (daher auch keine Bewertung der einzelnen Aufnahmen); wenn ich in der richtigen Stimmung bin, hole ich das gern nach und berichte hier.


    Kann ja wohl nicht sein, daß sich hier niemand für dieses sicher faszinierende Werk interessiert!?

  • Ich kenne in der Streichsextettfassung (das ist die Urfassung) nur zwei Einspielungen, die bereits oben erwähnte mit dem erweiterten Lasalle-Quartett und die mit dem erweiterten Leipziger Quartett:


    [tIMG]http://www.jpc.de/image/w300/front/0/0760623077321.jpg;l[/tIMG]
    Die Einspielung mit dem Leipziger Quartet finde ich sinnlicher (man beachte den zugrunde liegenden Text, der einer Sinnlichkeit ja nicht entgegen steht), nicht so kühl wie die Lasalle-Einspielung. Ich bevorzuge klar die Einspielung der Leipziger.


    Orchestral mag ich die Einspielung mit Sinopoli.

  • Zitat von Wolfram

    Orchestral mag ich die Einspielung mit Sinopoli.


    Hallo Wolfram,


    Ich kenne die Sinopoli-Aufnahme nicht. Wenn Dich andere Sextett-Fassungen interessieren, lass es mich wissen, ich müßte noch andere Interpretationen haben und könnte nachschauen.
    Ich nehme oft auf Mini-Disc ganze ARD Nachtkonzerte auf. Heute habe ich eine Aufnahme den halben Tag gehört...ich gucke dann absichtlich vorher (manchmal) nicht auf das Programm sondern will mich von Musikstück und INTERPRETATION überraschen lassen. Heute waren zwei Leckerbissen dabei. Neben einer famosen Aufnahme (von Ausnahmerang) der AARGERICH von 1975 (damals halb so alt) mit Chopin II f-moll ,unter Ernest Bour (SWF), gab es die VERKLÄRTE NACHT mit dem selben Orchester....ich war fasziniert von dem Pathos (ohne zuuu viel Gefühl) von der Klarheit, der Stringenz und dem wunderbaren Streicherklang.........................dann die Ansage:
    Michael Gielen dirigierte das Sinfonieorchester des SWF.
    Gibts auf CD.


    Gruß............."Titan"

  • Die „Verklärte Nacht“, obwohl von Arnold Schönberg, ist ein tonales Werk, das einerseits an Johannes Brahms (ungerade Taktzahlen von Phrasen, entwickelnde Variation), andererseits an Richard Wagner (Tristan-Harmonik) und Franz Liszt (formale Anlage) anknüpft. Daher ist es wohl das beliebteste Werk Schönbergs und ein hervorragender Einstieg in dessen Musik.


    Entstehung des Werkes


    Arnold Schönberg und sein Lehrer Alexander von Zemlinsky hatten bereits den Sommer des Jahres 1897 in Payerbach verbracht, im südlichen Niederösterreich. Zu dieser Zeit war das unnummerierte Streichquartett D-Dur entstanden.


    Zwei Jahre später waren sie wieder am selben Ort in Sommerfrische. Dieses Mal war auch Zemlinskys Schwester Mathilde mit von der Partie. Schönberg hatte sie bereits in Wien kennen gelernt. Zu jener Zeit hat wohl die Liebesbeziehung zwischen Schönberg und Mathilde von Zemlinsky begonnen. Nochmals zwei Jahre später, im Jahre 1901, heiraten die beiden.


    Ein Vierter war im Bunde: der im Jahre 1896 erschienene Gedichtband „Weib und Welt“ von Richard Dehmel, der das Gedicht „Verklärte Nacht“ enthielt, das Schönberg seinem Streichsextett op. 4 zugrunde legte. Dehmel war seinerzeit ein sehr angesagter Dichter.


    Dies ist der Hintergrund, vor dem die Komposition „Verklärte Nacht“ entstand – und zwar innerhalb von nur drei Wochen. Allerdings zog sich die finale Ausarbeitung des Werkes bis ins Spätjahr.


    Das Gedicht ist dankenswerterweise schon eingangs dieses Threads zu finden. Bei Dehmel hatte es autobiographischen Bezug: Ida Auerbach, Ehefrau des Konsuls Auerbach, war schwanger mit einem Kind des Dichters.


    Schönberg selbst nannte seine Musik eher die „Wiedergabe der Empfindungen“ als eine bloße Illustration des Textes – vgl. Beethoven Wort zur Sinfonie Nr. 6: „Mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey“.


    Dieses Werk ist nicht die erste musikalische Umsetzung außermusikalischer Inhalte in der Kammermusik. Man denke an Haydns Quartettfassung der „Sieben Worte“ op. 51, an Beethovens „Heiligen Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit, in lydischer Tonart“ in op. 132, an Beethovens „Der schwer gefasste Entschluss“ in op. 135 oder auch an Smetanas Streichquartett „Aus meinem Leben“. Aber es ist die erste programmatische Komposition im Sinne einer symphonischen Dichtung für eine kammermusikalische Besetzung.


    Programmmusik stand in jener Zeit hoch im Kurs. Man denke etwa an „Don Juan“ (1889), „Tod und Verklärung“ (1891), „Till Eulenspiegel“ (1895) und „Also sprach Zarathustra“ (1896) von R. Strauss, an das „Prélude à l’après-midi d’un faune“ (1892-94) von C. Debussy, an die „Vier Legenden“ (1895/96) von J. Sibelius sowie an Tondichtungen von A. Dvorak („Der Wassermann“, „Die Mittagshexe“, „Das goldene Spinnrad“ und „Die Waldtaube“, alle 1896). – Schönberg kannte davon vermutlich nur die Straussschen Werke, wenn überhaupt.


    Wien war um 1900 herum in musikalischen Fragen gespalten: Da gab es auf der einen Seite die Konservativen rund um Hanslick, die Johannes Brahms als Bewahrer der echten Musik hochhielten, und auf der anderen Seite die Anhänger der „Neudeutschen“ im Gefolge von Liszt und Wagner. Bezüglich der verwendeten Formen lagen bekanntlich Welten zwischen beiden: Brahms schrieb im wesentlichen Werke derselben Gattungen wie Beethoven: Sinfonien, Ouvertüren, Konzerte, Sonaten, Streichquartette, Lieder usw. Liszt hingegen schrieb vor allem Klaviermusik und einige sinfonische Dichtungen. Kammermusik, Sinfonien und Konzerte waren bei ihm Ausnahmen, wenngleich gerade diese Werke später teilweise recht prominent wurden. Wagner schrieb, abgesehen von Frühwerken, den „Wesendonck“-Liedern und dem Siegfried-Idyll, eigentlich nur Musikdramen. Bruckner wurde den Neudeutschen zugeordnet und hatte es in Wien lange schwer.


    Zemlinsky bemühte sich um Ausgleich zwischen den beiden Lagern, doch ohne rechten Erfolg. Aber Schönbergs „Verklärte Nacht“ op. 4 kann als das erste Werk gelten, das so etwas wie eine Synthese herstellt: Einerseits findet man darin die „entwickelnde Variation“, ungerade Taktzahlen von Phrasenlängen und die selbstgewählte Beschränkung des musikalischen Materials wie bei Brahms, andererseits wendet Schönberg in op. 4 die Tristan-Harmonik weidlich an und folgt Liszts Ansatz der Programmatik einer Sinfonischen Dichtung. Charakteristika beider Seiten werden in etwas Neues integriert.

  • Schönberg versuchte, den Vorstand des Tonkünstlervereins zu einer Aufführung zu bewegen – vergeblich. Das Werk wurde einer Jury vorgelegt und abgelehnt. Kommentar eines Jury-Mitglieds: „Das klingt ja, als ob man über die noch nasse Tristan-Partitur darübergewischt hätte!“. Wer dieses Mitglied war, ist nicht klar. Gerüchteweise war es der erfolgreiche Operettenkomponist Richard Heuberger. – Schönberg und Zemlinsky kannten ihn gut: Gemeinsam mussten sie dessen Operette „Der Opernball“ instrumentieren und verachteten ihn in der Folge für sein Schaffen.


    Gustav Mahler setzte sich vehement für die Uraufführung des Werkes ein. Seinem Schwager Arnold Rosé, dem Primarius des Rosé-Quartetts, sagte er: „Das müssen Sie aufführen!“


    Das Werk wurde dann in Abwesenheit Schönbergs, der in Berlin beschäftigt war, am 18. März 1902 im Wiener Musikverein vom Rosé-Quartett uraufgeführt. Das Quartett wurde verstärkt durch Franz Jelinek an der 2. Bratsche und Franz Schmidt am 2. Cello. (Franz Schmidt war nicht „nur“ Komponist, sondern auch Cellist der Wiener Philharmoniker, später sogar Solocellist im Hofopernorchester, dem heutigen Orchester der Wiener Staatsoper.)


    Wie schon bei früheren Uraufführungen von Liedern Schönbergs gab es einen prächtigen Skandal, der nicht nur auf den erotisch aufgeladenen Text von Richard Dehmel zurückzuführen ist, sondern auch auf den Tabubruch der Komposition einer Programmmusik für kammermusikalische Besetzung und auf die gewagte Harmonik. Zemlinsky berichtete brieflich an Schönberg:


    Lieber Freund, unser Telegramm hat Dir bereits einen Vorgeschmack meines Eindrucks über den Erfolg deiner „verkl. Nacht“ gegeben. Nun ein wenig Ausführlicheres. Mit Ausnahme einiger grossen Längen u. Gespreiztheiten in der Mitte des Werkes, habe ich einen grossen Eindruck empfangen. Es sind Stellen von wirklicher Schönheit u. tiefster Empfindung, sowie von echter grosser ungewöhnlicher Kunst darin! Du musst unbedingt die Sache noch einmal redigiren, herausgeben u. Verbreitung suchen. Es ist sehr viel Tristan noch zu hören - aber du weißt, wie ich darüber denke. Wir, unsere wirklichen Freunde, waren begeistert. Ich habe auch [Heinrich] Reinhard[t], Robert [recte: Gustav?] Schönaich gesprochen, sie alle haben den Eindruck eines Werkes von Bedeutung „wenn auch mit starken Auswüchsen“ gehabt. Wie Heuberger darüber denkt, weiss ich bis jetzt nicht. Wahrscheinlich nicht anders als damals. Das wäre ja zu „beschämend“ für ihn.
    Der Erfolg war so wie du ihn wünschtest. Starke oftmalige Hervorrufe mit Opposition gemischt. Wir haben die paar tüchtig niedergestunken. [...] Es kommt für uns Alle die Zeit!! U. die Heubergers u. Genossen seh ich doch noch am Schindanger umkommen.


    Heuberger schrieb einige Tage später in der Neuen Freien Presse:


    ...Da es noch genug „ungebildete“ Leute zu geben scheint, welche das Gedicht nicht kennen, so stiess diese Programm-Kammermusik (Gott schütze uns in Zukunft vor dieser Species!) auf das Unverständnis aller nicht secessionistisch angehauchten Zuhörer. Das Eine fühlte aber ein Jeder, dass diese verklärte Nacht erschrecklich lange gewährt haben muss, und nicht einmal durch allerhand Finessen, wie Pizzicati, Flageolet-Töne, Sordinen etc. war einiges Licht in sie zu bringen. Es ist nicht wegzuleugnen, dass Herr Schönberg es versteht, für Streichinstrumente wirkungsvoll zu schreiben; möge er diese Gabe bei einem gediegenen Kammermusikwerk auszunützen versuchen! Die durch die Novität aufgeregte Zuhörerschaft, welche applaudirte, zischte und schrie, wurde erst durch das herrlich schön gespielte Quintett in F-Dur von Brahms beruhigt.


    Was wohl wirklich los war, beschreibt Schönberg im Jahre 1950:


    Man darf nicht vergessen, dass dieses Werk bei seiner Erstaufführung in Wien ausgezischt wurde und Unruhe und Faustkämpfe verursachte. Aber es hatte sehr bald großen Erfolg.


    Heute ist die „Verklärte Nacht“ wohl eines der beliebtesten Werke Schönbergs. Zählt man die Orchesterfassungen von 1917 und 1943 mit, ist es sicher das meistaufgeführte seiner Werke. Es gibt auch eine Bearbeitung für Klaviertrio. Diese wurde von Eduard Steuermann erstellt, der den Klavierpart mehrerer Werke Schönbergs bei der Uraufführung spielte („Pierrot lunaire“ op. 21, Klavierkonzert op. 42)


    Die folgende Formanalyse und Zuordnung von Text und Musik verwendet Spielzeitangaben von folgenden Einspielungen und in dieser Reihenfolge:

    - LaSalle Quartet mit Donald McInnes (2. Viola) und Jonathan Pegis (2. Cello) (1982)
    - Raphael Ensemble (1990)
    - Leipziger Streichquartett mit Hartmut Rohde (2. Viola) und Michael Sanderling (2. Cello) (1996)
    - artemis quartett mit Thomas Kakuska (2. Viola) und Valentin Erben (2. Cello) (2002)


    Zu den Orchesterversionen siehe hier.


  • Vorbemerkung zur Vorbemerkung: Ich finde solche Vorbemerkungen problematisch, da die Versuchung naheliegt, nur die eigenen Befindlichkeiten und Problemchen auszubreiten. Das heißt ja nichts anderes, als dass die Sachebene verlassen wird und die Ebene des Persönlichen betreten wird.


    Ich werde zum einen den Versuch machen, die Sonatenform in ihrer Spezialausprägung „Vielsätzigkeit in der Einsätzigkeit“ in der „Verklärten Nacht“ nachzuweisen. Das haben schon mehrere versucht – und diese Versuche wurden bisher überwiegend für gescheitert erklärt. Es gibt also keinen Grund zur Annahme, dass mir da ein bleibendes Ergebnis gelingen solle. Nun denn: Erkenntnisgewinn, nicht Rechthaben steht im Vordergrund. Auch dieser Versuch wird eventuell widerlegt werden, aber er wird vielleicht doch einige formale Elemente des Werkes treffend benennen.


    Zum anderen werde ich versuchen, die Teile des Textes verschiedenen Abschnitten der Musik zuzuordnen. Das Dumme dabei ist, dass Schönberg dies selbst im Jahre 1950, also 51 Jahre nach der Komposition, gemacht hat - allerdings nur recht grob. Er nimmt in wenigen Details eine andere Zuordnung vor (und er sollte es doch klar besser wissen als ich). Ich finde einige Zuordnungen jedoch so überzeugend, dass ich frage, warum Schönberg die Sache anders dargestellt hat – wollte er sich etwa vom illustrativen Komponieren eines verliebten 25jährigen, dem aus dem Abstand eines halben Jahrhunderts etwas Odioses angehaftet haben mag, im Nachhinein distanzieren? Er bleibt auch seltsam knapp in seinen Erläuterungen …

  • Die Form kann verstanden werden als eine Sonatenform mit „Vielsätzigkeit in der Einsätzigkeit“, wie sie ähnlich auch in Liszts Sonate h-moll für Klavier vorliegt. Gleichzeitig – und das ist verblüffend – orientiert sich das Werk an der Strophenform des Gedichtes, die recht einfach nachzuweisen ist. Für einzelne Zeilen des Gedichtes ist es sogar möglich, die unmittelbare Umsetzung in Musik aufzuzeigen. Vorausgeschickt sei: Das mag in manchen Fällen spekulativ sein, in einigen Fällen ist es jedoch meiner Meinung nach so zwingend, dass ich es selbst neben Schönbergs eigenen Angaben aufrecht erhalten will. Man verzeihe die Hybris.


    Das Gedicht, das eingangs dieses Threads von Uwe Schoof dankenswerterweise bereitgestellt wurde, besteht aus fünf Strophen. Die Strophen 1, 3 und 5 bilden die Rahmenhandlung, die Strophen 2 und 4 geben die Rede der Frau bzw. des Mannes wieder.


    Langsame Einleitung - Strophe 1 – Rahmenhandlung


    Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain;
    der Mond läuft mit, sie schaun hinein.
    Der Mond läuft über hohe Eichen,
    kein Wölkchen trübt das Himmelslicht,
    in das die schwarzen Zacken reichen.
    Die Stimme eines Weibes spricht:


    Das Stück beginnt mit einer wiederholten Oktave d-D in 2. Bratsche und 2. Cello (Track 1, 0:00/Track 5, 0:00/0:00/0:00). Nach zwei Takten setzt ein stufenweise abwärts steigendes Thema (b-a-g-f-e-d) ein, das man „Mondnacht“-Thema (1a) nennen könnte. Dies eher, um ihm einen Namen zu geben, als um eine Illustration von „Mond“ oder „Nacht“ in dem fallenden Hexachord anzudeuten. Das Mondnacht-Thema erscheint zunächst zweistimmig in Oktaven, dann in Terzen, gespielt von 1. Bratsche und 1. Cello („Zwei Menschen gehen durch kahlen, kalten Hain“?). Die beiden Violinen oktavieren kurz darauf diese Terzen („Der Mond läuft mit“?).


    Wiederum kurz danach (Tr. 1, 1:07/Tr. 5, 1:10/1:16/1:07) nimmt die 1. Violine einen Aufschwung in die dreigestrichene Oktave („sie schaun hinein“?), um zwei Takte später das „Mondnacht“-Thema in dieser Lage zu spielen („Der Mond läuft über hohe Eichen, kein Wölkchen trübt das Himmelslicht“?).


    Wir erreichen eine Stelle (Tr. 1, 1:51/Tr. 5, 2:00/2:06/1:52), in der Tritonus-Doppelgriffe im 1. Cello verschiedene dissonante Vierklänge grundieren, bis die Musik auf einem verminderten Septakkord abreißt („in das die schwarzen Zacken reichen“?).


    Ein lyrisch-ausdrucksvolles zweites Thema (1b) wird zweimal von der 1. Bratsche gespielt (Tr. 1, 2:09/Tr. 5, 2:22/2:25/2:11) und von fallenden chromatischen Linien begleitet. Das „Mondnacht“-Thema hebt wieder an und steigert sich in Bewegung und Lautstärke, aufgewühlte Tremoli sind zu hören. Ohne Zäsur geht es weiter mit der


    Sonatenexposition - Strophe 2 – die Rede der Frau


    Ich trag ein Kind, und nit von dir,
    ich geh in Sünde neben dir.
    Ich hab mich schwer an mir vergangen;
    ich glaubte nicht mehr an ein Glück
    und hatte doch ein schwer Verlangen
    nach Lebensfrucht, nach Mutterglück
    und Pflicht - da hab ich mich erfrecht,
    da ließ ich schaudernd mein Geschlecht
    von einem fremden Mann umfangen
    und hab mich noch dafür gesegnet.
    Nun hat das Leben sich gerächt,
    nun bin ich dir, o dir begegnet.


    Die zweite Strophe beginnt sogleich (Tr.1, 2:44/Tr. 6, 0:00/2:58/2:44) mit dem ersten Thema der Sonatenexposition (2a), gespielt von der 1. Bratsche. Der Text lässt sich sogar darauf singen: „Ich trag ein Kind__ , / und nit von dir__“ (das ginge sogar noch weiter, aber Wortakzent und musikalischer Akzent würden nicht mehr zusammenfallen). Dieses Thema 2a könnte man „Schwangerschaftsthema“ nennen, wiederum eher um der Namensgebung willen. Die Tremoli in den beiden Celli spiegeln die innere Erregung wieder.


    Noch zur ersten Themengruppe gehört ein zweiter Gedanke (2b), der im weiteren Verlauf des Stückes wichtig ist (Tr. 1, 2:58/Tr. 6, 0:12/3:09/2:59, „Ich hab mich schwer an mir vergangen“?), vorgetragen von der 1. Violine.


    Die erste Themengruppe schließt mit einer „unmöglichen“ Kadenz – unmöglich deshalb, weil sie einen „unmöglichen Akkord“ beinhaltet. Dieser Akkord führte wesentlich dazu, dass dieses Stück von einer Jury, die über eine öffentliche Aufführung entscheiden sollte, abgelehnt wurde. Es ist ein Nonenakkord (Tr. 1, 3:21/Tr. 6, 0:38/3:32/3:25), der die Non im Bass hat. Diese Umkehrung ist nach den altehrwürdigen Regeln des Tonsatzes nicht erlaubt, egal ob nach Riemann, Schenker oder anderen.


    Die Überleitung (Tr. 1, 3:37/Tr. 6, 0:51/3:47/3:39) bringt ein fallendes Motiv (2c), erst Quartfall, dann kleine Sekunde abwärts, d. h. es wird ein Tritonus aufgespannt („Ich glaubte nicht mehr an ein Glück“?).


    Das zweite Thema (2d, Tr.1, 3:55/Tr. 6, 1:10/4:12/3:58, „und hatte doch ein schwer Verlangen nach Lebensfrucht, nach Mutterglück und Pflicht“?) in b-moll wird zunächst vom 1. Cello vorgetragen. Man könnte es „Sehnsuchtsthema“ nennen, aber auch „Mutterglücksthema“.


    Das zweite Thema wird sogleich im Sinne der „entwickelnden Variation“ (Brahms) weitergesponnen, zuerst in der 1.Violine, geheimnisvoll umspielt (Tr. 1, 4:13/Tr. 6, 1:32/4:33/4:19). Ein zweiter Gedanke (2e, Tr. 1, 4:47/Tr. 6, 2:08/5:07/4:50), vorgetragen vom 1. Cello, komplettiert das Material der 2. Themengruppe und mündet sofort in eine lebhafte Kombination von 2d (1. Violine) und 2e (2. Cello, Tr. 1, 5:08/Tr. 6, 2:27/5:27/5:10).


    Ab Tr. 1, 5:25/Tr. 6, 2:45/5:45/5:25 folgen weitere „entwickelnde Variationen“ von 2d (1. Violine), zweimal interpoliert von 2e (pianissimo, mit Tremoli, „Etwas zurückhaltend“).


    Bei Tr. 1, 6:04/Tr. 6, 3:27/6:29/6:04) heben dann erregte Tremoli und rasche Arpeggien an („da hab ich mich erfrecht, / da ließ ich schaudernd mein Geschlecht von einem fremden Mann umfangen, / und hab mich dafür noch gesegnet. / Nun hat das Leben sich gerächt.“?), weiter wird 2e verarbeitet, um bei Tr. 2, 0:00/Tr. 6, 3:51/6:49/6:25 in eine überwältigende Stelle in reinem E-Dur zu münden, die nach den vorangegangen harmonischen Komplexitäten völlig unerwartet ist. Das kann m. E. nur zum Text „nun bin ich dir, o dir begegnet“ gehören – diese Zuordnung finde ich zwingend! - Wenige Takte später beginnt dann die Schlussgruppe mit einem neuen Gedanken („Etwas ruhiger“, Tr. 2, 0:21/Tr. 6, 4:15/7:11/6:48').


    Es gehört zum Wesen der einsätzig-vielsätzigen Sonate, dass die Mittelsätze auch Durchführungs- oder Reprisencharakter haben. An dieser Stelle folgt ein längerer Abschnitt, der die Rolle die Scherzos und gleichzeitig die Rolle der Durchführung der beiden Themengruppen der Sonatenexposition übernimmt. Diesem Abschnitt ist kein Text direkt zuzuordnen - hier gilt Schönbergs Wort von der „Wiedergabe der Empfindungen“: Das Coming out der Frau ist geschehen und kann nicht zurückgenommen werden. Was wird passieren? Eine unheilvolle Mischung von Ängsten, Zweifeln, Schuldgefühlen brodelt, dies ist in der Musik dargestellt.


    Durchführungs-Scherzo – ohne direkte Entsprechung im Text, „Wiedergabe der Empfindungen“ nach dem Coming out


    Ohne klare Zäsur beginnt dieses Durchführung-Scherzo („Drängend, etwas unruhiger“) bei Tr. 2, 1:30/Tr. 7, 0:00/8:22/8:03. Die verarbeiteten Themen der Exposition sind meist gut zu erkennen. Hinter der (mit Dämpfer zu spielenden) Stelle bei Tr. 2, 1:56/Tr. 7, 0:29/8:50/8:32 verbergen sich die Konturen von 2b.


    Diese Scherzo-Durchführung erreicht ihr Ende bei Tr. 2, 3:47/Tr. 7, 2:27/10:49/10:24 in einem Ausbruch von 2b im dreifachen Forte im Unisono aller sechs Streicher, kurz darauf folgt bei Tr. 2, 4:02/Tr. 7, 2:45/11:06/10:42 wieder die „unmögliche Kadenz“, die dieses Mal das erste Thema 2a grundiert. – Ein Rezitativ-artiger Abschnitt ab Tr. 2, 4:35/Tr. 7, 3:24/11:41/11:20 führt zur


    Durchführung der langsamen Einleitung – Strophe 3 – Rahmenhandlung


    Sie geht mit ungelenkem Schritt,
    sie schaut empor, der Mond läuft mit;
    ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht.
    Die Stimme eines Mannes spricht:


    Bei Tr. 3, 0:02/Tr. 7, 4:35/12:53/12:26 hebt das “Mondnacht“-Thema 1a wieder an, wieder von Tritoni grundiert („Sie geht mit ungelenkem Schritt“?). Wie zu Beginn des Stücks übernimmt die erste Violine in hoher Lage („sie schaut empor, der Mond läuft mit“?). – Auch das zweite Thema der langsamen Einleitung erscheint wieder (Tr. 3, 0:44/Tr. 7, 5:24/13:46/13:16). – Solistische Arpeggien der ersten Violine, Akkorde in höchster Lage (“Ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht“?), abschließend in einem es-moll-Akkord mit „ges“ als höchster Note.


    Langsamer Satz mit Reprise – Strophe 4 – die Rede des Mannes


    Das Kind, das du empfangen hast,
    sei deiner Seele keine Last,
    o sieh, wie klar das Weltall schimmert!
    Es ist ein Glanz um Alles her,
    du treibst mit mir auf kaltem Meer,
    doch eine eigne Wärme flimmert
    von dir in mich, von mir in dich;
    die wird das fremde Kind verklären,
    du wirst es mir, von mir gebären,
    du hast den Glanz in mich gebracht,
    du hast mich selbst zum Kind gemacht.


    Das zuletzt als Oberstimme gehörte „ges“ wird enharmonisch umgedeutet nach „fis“ und erscheint als Oberstimme eines tief gesetzten, sonor klingenden D-Dur Akkordes (Tr. 4, 0:00/Tr. 7, 6:57/15:16/14:45). Nicht nur dieser ist unerwartet, sondern auch das folgende Rahmenthema (4a) des langsamen Satzes, das nun im 1. Cello zu hören ist: Reinstes D-Dur, zunächst sogar nur Töne des D-Dur-Akkordes verwendend. Es ist wie ein Einbruch einer reinen Welt (fast hätte ich „einer heilen Welt“ gesagt“) in die Gebrochenheit, in die Ängste, in das Schuldbekenntnis der zweiten Strophe. – Das Cello steht offenbar für den „Mann“.


    Es liegt an der Handlung des Gedichtes, dass die Reprise die Themen der Exposition nicht wortgetreu wiederholt. Wir sind an der Peripetie des Dramas angekommen, hier findet die „Verklärung“ statt, hier geschieht die Umdeutung der Ereignisse der Vergangenheit.


    Die Rede des Mannes beginnt mit den Worten „Das Kind, das Du empfangen hast, / sei Deiner Seele keine Last“. Folgerichtig steht hier die Reprise des Schwangerschaftsthemas 2a. Aber wie anders klingt es hier in einer Dur-Version (Tr. 4, 0:34/Tr. 8, 0:27/15:47/15:18')! Zunächst im 1. Cello, dann in Imitation zwischen 1. Violine und 1. Bratsche. Thema 2b erfährt vorerst noch keine Reprise. Vielmehr wird zuerst der Text „o sieh, … “ kurz vertont: Flageolettklänge, dazu rasch aufsteigende Tonleitern, die den sich hebenden Blick nachzeichnen (Tr. 4, 1:38/Tr. 8, 1:29/16:47/16:28'), also aufsteigende Bewegung, analog zur entsprechenden Stelle in der langsamen Einleitung (“Der Mond läuft mit, sie schaun hinein“ ).


    Der nun folgende Abschnitt ist dem Text „[oh sieh,] … wie klar das Weltall schimmert! Es ist ein Glanz um Alles her, “ gewidmet (ab Tr. 4, 1:48/Tr. 8, 1:40/16:57/16:37). 2. Violine und 1. Bratsche erzeugen eine flimmernde Klangfläche aus raschen Noten, die von Pizzicato-Akkorden in beiden Celli grundiert wird und durch Pizzicati in der 2. Bratsche zusätzliches Funkeln erhält. Die Tonart ist Fis-Dur. Kurz darauf setzt die 1. Violine in sehr hoher Lage mit einem neuen Thema ein. Man kann dieses als eine „verklärte“ Version des 2. Themas 2d hören. (Lässt man die zweite Note in 2d weg, so erhält man eine verminderte Quarte und eine Quinte als auffällige Intervalle. Diese erscheinen nun zu fallenden Quarten harmonisiert – verklärt. – Hörend ist die Verwandtschaft von 2d und der „verklärten“ Version für mich besser zu erfassen als mit den Noten vor Augen.) – Ein Wechselspiel zwischen 1. Violine und 1. Cello hebt an, das Motiv ist ebenfalls aus 2d ableitbar.


    Bei Tr. 4, 2:49/Tr. 8, 2:47/17:59/17:42 ist im 2. Cello und in der 2. Bratsche ein neues, dunkles Motiv (4b) zu hören („du treibst mit mir auf kaltem Meer“?), doch die Musik wird bald wieder verbindlicher und erreicht bei Tr. 4, 3:50/Tr. 8, 3:52/19:02/18:42 einen Abschnitt, der von Schönberg selbst den Worten “Doch eine eigene Wärme flimmert von Dir in mich, von mir in Dich.“ zugeordnet wurde. Der Reprise von 2d, die bei Tr. 4, 4:48/Tr. 8, 4:52/19:57/19:35 beginnt, kann daher kein Text zugeordnet werden, denn die nächste Textzeile hat er auf eine spätere Musik bezogen. – Ein Abschnitt mit raschem Wechsel von zuversichtlichen und aufgewühlten Takten (ab Tr. 4, 5:40/Tr. 8, 5:38/20:41/20:24, nicht in jeder Interpretation deutlich herausgearbeitet) scheint dem von Dir in mich, von mir in Dich zu entsprechen.


    Ein neues, bei Tr. 4, 6:12/Tr. 8, 6:12/21:13/20:55 einsetzendes Motiv in der ersten Violine (4c) gehört nach Schönberg zum Text “die wird das fremde Kind verklären, / Du wirst es mir, von mir, gebären.“, im 1. Cello ist gleichzeitig und völlig folgerichtig Thema 2d zu hören – dieses Thema wurde ja im Zusammenhang von Lebensfrucht und Mutterglück eingeführt.


    Somit ist die Apotheose, die 4c bei Tr. 4, 7:12/Tr. 8, 7:17/22:18/21:53 erfährt, dem Text “Du hast den Glanz in mich gebracht, / du hast mich selbst zu Kind gemacht.“ zuzuordnen. Unmittelbar folgt das Rahmenthema des langsamen Satzes (4a), wiederum im 1. Cello, welches die Rede des Mannes so beendet, wie sie begann. Abschluss in einem elfstimmigen D-Dur-Akkord in weitester Lage.


    Was folgt, ist der innere Nachhall der vorherigen Worte.


    Epilog – Strophe 5 – Rahmenhandlung


    Er fasst sie um die starken Hüften,
    ihr Atem mischt sich in den Lüften,
    zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht.


    Bei Tr. 5, 0:00/Tr. 9, 0:06/24:52/24:24 setzt das Mondnacht-Thema 1a in höchster Lage ein, nun in D-Dur, gespielt von der ersten Violine, begleitet von der verklärten Fassung des zweiten Themas 2d im 1. Cello, flirrend umspielt von der 2. Violine. – Ein ganzer Strauß von Reminiszenzen früherer Themen und Motive ist zu hören; die Musik steigert sich ein letztes Mal und mündet in ein drittes und letztes Auftreten von 4c (Tr. 5, 1:28/Tr. 9, 1:49/26:27/26:03), dem sofort die „unmögliche Kadenz“ folgt, die hier jedoch in den Quartsextakkord von D-Dur abfließt. – Beide harmonisch auffälligen Stellen sind somit genau dreimal erklungen, beim letzten Mal gemeinsam.


    Noch einmal wird das Mondnachtthema 1a im Pianissimo („dolcissimo“) durchgeführt, bis bei Tr. 5, 2:50/Tr. 9, 3:36/28:04/27:34 der letzte Abschnitt des Werkes erreicht ist: Reines Flimmern, Funkeln, Leuchten, Verklärung.

  • Behauptet wurde, dass hier eine Sonatenform mit „Vielsätzigkeit in der Einsätzigkeit“ vorliegt, in etwa analog zur Klaviersonate in h-moll von Franz Liszt. Hier allerdings dreisätzig mit Einleitung, Intermezzo und Epilog:


    - Langsame Einleitung
    - 1. Satz: Sonatenexposition mit 1. und 2. Themengruppe
    - 2. Satz: Scherzo, gleichzeitig Durchführung der Themen der Sonatenexposition
    - Intermezzo: Durchführung der langsamen Einleitung
    - 3. Satz: Langsamer Satz, gleichzeitig Reprise der Themen der Sonatenexposition in verklärter Fassung
    - Epilog: Reprise der langsamen Einleitung in verklärter Fassung, dazu Reminiszenzen anderer Themen


    Die Sonatenbestandteile sind sehr einfach nachzuweisen. – Es sei noch erwähnt, dass als Tonart der „Verklärten Nacht“ d-moll zu nennen ist, also dieselbe, die auch der symphonischen Dichtung „Pelleas und Melisande“ op. 5 und dem Streichquartett Nr. 1 op. 7 zugrunde liegt.


    Allerdings, und das gilt für den Nachweis der Sonatenform wie die Zuordnung von Text und Musik, sind diese Überlegungen für den ersten Teil den Werkes (bis zum Beginn des langsamen Satzes) durchweg etwas schlüssiger als für den zweiten Teil.


    In wie weit die oben vorgenommene Textordnung, die im Detaillierungsgrad in Einzelfällen bis auf halbe Zeilen geht, Schönbergs Intentionen tatsächlich entspricht, ist natürlich fraglich. Seine eigene Zuordnung in einem Konzertprogramm von 1950 scheint dem zu widersprechen, denn diese ist deutlich gröber. Die Übereinstimmung ist im ersten Teil des Werkes allerdings so frappierend, dass es schwer fällt, darin keine kompositorische Absicht zu erkennen.


    Man könnte die Zuordnung von Texten bzw. Inhalten sogar noch weiter treiben, bis in die Nähe von Wagnerschen Leitmotiven. Vereinzelt wurde dies versucht („Schwangerschaft“, „Mutterglück“). Die Frage ist, in wie weit dies noch Schönbergs Absichten entspricht – oder eventuell sich unbewusst ergeben haben mag.

  • Nirgends klingt diese Musik so modern wie in der Einspielung des LaSalle-Quartetts. Manche thematisch wichtigen Mittelstimmen sind nur hier so deutlich wahrzunehmen. Andererseits finde ich nicht alle Übergänge bezüglich der Tempowahl gelungen, das Stück klingt nicht so „rund“ wie bei mancher anderen Einspielung. Auch ist der Ensembleklang nicht immer homogen. Für diese Einspielung spricht aber ihr günstiger Preis und die interessante Kopplung mit dem späten Streichtrio op. 45.

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  • Beim Raphael Ensemble fällt eine sehr große Zartheit im ersten Abschnitt auf, aber später auch oft ein schwelgerischer Ton. Etwas platt gesagt: Viel romantischer klingend als beim strukturbetonten Ansatz der LaSalles. Ausgezeichnetes Ensemblespiel, sehr homogen, auch in den technisch aberwitzig schwierigen Stellen immer sehr gut ausbalanciert. Hinreißend sind die mit „wild, leidenschaftlich“ überschriebenen Passagen im Scherzo. Im letzten Abschnitt ist wieder dieselbe berückende Zartheit wie zu Anfang zu hören. Insgesamt gehen die Briten das Werk eher gelassen an, mit 30:27 dauert diese „Verklärte Nacht“ über eine Minute länger als die nächstlangsame dieses kleinen Vergleichs und fast drei Minuten länger als bei den LaSalles. Doch diese Zeit ist bestens angelegt: eine herrliche Aufnahme. Klangtechnik sehr gut.


    Gekoppelt ist das Werk auf dieser CD mit dem Streichsextett von Korngold. Eine Rarität. - Sehr instruktives Beiheft, leider nur in Englisch, verfasst vom Präsidenten der Erich Wolfgang Korngold Gesellschaft. Dessen ungeachtet ist es gerade auch zur „Verklärten Nacht“ sehr informativ. Um dieses kondensierte Wissen aus anderen Quellen zusammenzutragen, braucht man schon eine kleine Schönberg-Bibliothek. Dies ist die einzige Aufnahme, die die Track-Einteilung an den Strophen des Liedes orientiert?


    Das Leipziger Streichquartett mit Hartmut Rohde an der 2. Viola und Michael Sanderling am 2. Violoncello liegt mit seinem klanglichen und emotionalen Ansatz etwa zwischen der Nüchternheit der LaSalles und dem Schwelgen des Raphael Ensembles. Mir fehlt manchmal das klangliche Raffinement des Raphael Ensembles, durch welches die hohe Kunst des Schönbergschen Streichersatzes besser zur Geltung kommt. Auch die Tempowahl ist durchweg eine mittlere.


    Insgesamt halte ich dies für eine Aufnahme der (sehr guten!) Mitte, bestens geeignet, wenn man nur eine Aufnahme der originalen Streichsextettfassung haben will. Ob die Kopplung mit Schönbergs zwölftönigen dritten Streichquartett jedermanns Sache ist, bezweifle ich vorsichtig. Aber warum nicht – tolle Musik, wenn man keine Angst vor Dodekaphonie hat!


    Die Musiker des artemis quartet haben sich prominent verstärkt: Thomas Kakuska und Valentin Erben vom ehemaligen Alban-Berg-Quartett spielen die 2. Viola bzw. das 2. Violoncello. Eingangs klingt es ziemlich fahl – gar nicht schlecht. In der Rede der Frau agieren die Musiker übernervös, in den überwältigenden E-Dur-Höhepunkt fallen sie hinein, da fehlt mir etwas Vorbereitung und Aufbau. – Mit dem Kopf sage ich mir, dass diese Nervosität zur Rede der Frau passt, beim Hören habe ich dennoch meine Probleme. Irgendetwas passt nämlich nicht, ohne dass ich benennen könnte, was. – Auch die Rede des Mannes klingt seltsam „unrund“. Kam diese Aufnahme schlichtweg zu früh, ohne hinreichende Konzertpraxis mit dem Werk? - Valentin Erben sägt übrigens seine gezackten Linien, dass es eine Freude ist (das war ein Manko in der Aufnahme des Raphael Ensembles).


    Trotz interessanter Kopplung mit dem Streichsextett aus „Capriccio“ von Richard Strauss und der Klaviersonate op. 1 von Alban Berg in einer Bearbeitung von Heime Müller kommt die Hochpreis-CD nur auf eine Gesamtspielzeit von 51 Minuten. Ich kann sie nicht empfehlen.

  • Lieber Wolfram,


    für deine Erläuterungen und Werkanalysen bin ich dir sehr dankbar, ist dieses op.4 doch eins meiner ganz großen Lieblinge, sowohl in der Sextett-, der Klaviertrio-, als auch in der Orchesterfassung.


    Vielen herzlichen Dank!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Lieber Milletre,


    vielen Dank für Deine Worte! Ja, ich mag dieses Stück auch sehr! Das ganze Fin de siècle scheint zu Klang zu werden. Was hat der Schönberg da nur mit sechs Streichern gezaubert ...

  • Ich habe, neben La Salle, das verstärkte Talich-Qt. auf Caliope (gekoppelt mit Dvoràk op. 48 ) sowie - mein Favorit - Die Kammermusiker Zürich aus der Jecklin Edition (mit Schulhoffs Streichsextett).


    Allgemein möche ich behaupten, daß die Verklärte Nacht sich nicht al fresco oder "musikantisch" vom Blatt spielen läßt, sondern nur in höchster Genauigkeit auch wirklich in allen Abschnitten überzeugt. Ich höre für Vergleiche gerne die Partiturabschnitte P und Q; und da überzeugt mich bei LaSalle weder die Intonation noch der entfaltete Drive. Es ist wohl fast unmöglich, für die irrlichtenden Schockmomente im ersten Teil, die winterwonnemondwebenden Nachschlag-Sechzehntel im zweiten, die rieselnden Elfenquellen, die Flageoletts und sul Ponticello gestrichenen Phrasen, die wienerisch süßen und die innig-warmen Gesangspassagen, die spiegelverkehrt geführten Arabeskenbögen, die Tempimodifikationen zugleich mit dem poetisch-dramatischen Gehalt zu realisieren. Die Zürcher spielen in jeder Hinsicht klangschön, was also möglich ist.


    Eine Musik demnach, deren geballter romantizistischer Gehalt dadurch gewinnt, daß man ihn mit höchster Zurückhaltung zu Gehör bringt, doch, je leidenschaftlicher und pathetischer gespielt, desto banaler klingt. Sozusagen eine unterkühlter Greta-Garbo-Effekt.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Lieber Farinelli,


    vielen Dank für den Hinweis - sehr interessant!


    Ich habe lecture 1 und gut die Hälfte von lecture 2 gesehen. Der Sprecher kommt zu ganz anderen Schlüssen und Zuordnungen, als sie sich mir aufdrängten - spannend. Manchmal bleibt er recht pauschal ("Angst"), wo man doch präziser zuordnen könnte. Dennoch: Sehenswert!

  • Lieber Wofram,


    klar gibt es keine illustrative Eindeutigkeit; für mich persönlich war der Weg von Dehmel zur Musik sowieso immer sehr weit (ich hab das Stück eigentlich früher nie programmatisch gehört). Vor allem fand ich den Beitrag sehr anrührend - er zeigt doch, wie dieses Stück Wiener Jugenstil noch heute, so weit von Europa entfernt, mit jeder Faser ernst genommen und gewürdigt wird. Und daß die Tonschöpfer insgeheim große Erzähler sein möchten (nur wir hören ihnen nicht hingebend genug zu).


    Es gibt übrigens eine hübsche Parodie auf ""Zwei Menschen", von Hanns von Gumppenberg:


    Zwischen zwei Rappen jappjachtert ein Schimmel!
    Getümmel, Gebimmel, Verschwimmelgewimmel ...
    Ein Weib und ein Lümmel
    hetzen dahin zwischen Erd und Himmel!


    (usw.; leider gibt es leicht antisemitische Untertöne, da die beiden Sarah und Isidor heißen - nun, bei Dehmel heißt die Dame Lea, der Galan Lukas).


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Dieser Beitrag wurde von Uwe Schoofs Favoriten hierher verschoben, da dort keine Kommentare erwünscht sind.



    Hallo Uwe Schoof,


    es gibt 3 Versionen der "Verklärten Nacht", für Streichsextett aus dem Jahr 1897, eine Fassung für Kammerorchester aus 1917 und die revidierte Fassung für Streichorchester von 1943.


    Ein direkter Vergleich mit Deiner Aufnahme für Streichsextett ist nicht möglich, deshalb nur meine Bemerkung zu der Orchesterfassung (ohne Noten, nur hörend).


    Zuerst zu dem Gedicht, was den Werk zugrunde liegt, was ich als bekannt voraussetze.
    Es dürfte m. E. ein für die damalige Zeit in bürgerlichen und höheren Kreisen (Künstlerkreise ausgenommen) inhaltlich ungewöhnliches Gedicht gewesen sein. Die Lebensdaten von Dichter und Komponist incl. Entstehung der Werke bringen keinen direkten Zusammenhang. Bemerkenswert scheint mir: Dehmels beide Ehen waren kinderlos - Schönberg schrieb an Dehmel "…was Ihre Verse in mir aufwühlten…"


    Ob Schönbergs Werk eine Tondichtung, programmatische Musik oder weder noch ist, soll für meine Bemerkung Nebensache sein (wer mag kann dennoch, begleitend zur Musik, das Gedicht lesen). Für mich ist von Bedeutung, dass es keine verklärte Nacht ist, sondern in der Nacht geschieht etwas (Ver-)klärendes.


    Der Anfang ist sehr ruhig im Tempo und der Lautstärke; die Harmonik ist im Charakter spätromantisch, die Tonart- und -geschlechtwechsel sind durchaus tonal; zu den tiefen Streichern kommen dann sehr hohe Töne der 1. Geigen, die den insgesamt warmen Klang wie abrunden. [Das klingt für mich beruhigend und dahin fließend, ohne Dramatik.] Dann kommen in den Geigen schnelle Aufwärtsbewegungen, die tiefen Streicher bringen Akkordbrechungen [Unruhe kommt auf]. Ab Celli aufwärts erklingt eine Melodie, immer wieder wie unterbrochen und neu beginnend, die sich in den 1. Geigen festsetzt, stets tonal, aber mit leicht ungewohnten Akkordverbindungen. Die Dynamik hat, inzwischen immer wieder auf und abschwellend, zugenommen. [Aus dem ruhig dahin fließend ist etwas Bewegtes geworden.] Ein "Motiv" wird oftmals wiederholt, leise, laut, in tiefer und hoher Tonlage, was sich aber im Fortgang in Dur-Akkorden beruhigt, später aber die 1. Geigen die Akkorde mit zunehmender Intensität umspielen [was etwas Dramatik bringt]. Wieder erklingt das "Motiv" (verändert), nun aber mit deutlich mehr Klangerregung. Große Tonintervalle werden in Läufen von den Geigen zu den Bässen und zurück überwunden. Das "Motiv" erklingt in Sequenzen auf- und abwärts, mit großer Dynamiksteigerung und in Moll-Akkorden endend. Die Celli bringen eine Phrase, die in ihrer Dur-Moll-Harmonik und starker Rücknahme der Dynamik Ruhe verbreitet, aber dann mit großer Dynamik und oftmals wiederholt erneut Dramatik bringt, unterbrochen von der Phrase leise in den 1. Geigen, die sich dann in sehr ruhigen hohen Akkorden durchsetzen. Dur-Akkorde in ruhigem Zeitmaß und bestimmender Tongebung ohne 1 Geigen folgen, die sich aber dann doch dazu gesellen und in hohen Akkordbrechungen enden. Die 1. Sologeige spielt nun eine [betörende] Melodie, später von den Bratschen verstärkt, von [schmeichelnden] Orchesterakkorden, z. T. sequenzierend, begleitet, was fast nur in Dur erfolgt, wenn auch die Tonart wechselnd und im Ausdruck an Dramatik zunehmend und in immer höhere Tonlagen aufsteigend, aber sich wieder, bei abnehmender Dynamik, beruhigt. Gegen Ende reine Dur-Akkorde, deren Wirkung sich durch dazwischen geschobene Moll-Akkorde verstärkt. Das Werk endet ohne Dynamik (sehr leise) auf einem sehr hohen Ton der 1. Geige(n) und einem quasi Ostinato in Dur-Akkordbrechungen des Orchesters.



    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Was ich nicht geschrieben hätte, wäre ich zuvor auf diesen Thread gestoßen.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Ich habe jetzt rumgesucht und musste erstaunt feststellen, dass ich nur zwei Aufnahmen dieses Stückes habe, nämlich mit dem Talich Quartett und die Orchesterfassung Karajan/Berliner Philharmoniker. Sollte ich die Sextett-Fassung überhaupt nicht kennen??
    Ich habe zuerst die Orchesterfassung kennengelernt, kannte vorher gar nichts von Schönberg und bin auch nachher nicht mit ihm warm geworden. Später kam mir die Kammerfassung immer näher und mittlerweile mag ich sie sogar etwas lieber. (Wobei ich ja wirklich eher die großen Aufnahmen mit viel Blech und Pauken bevorzuge).
    Der Text ist dabei für mich wichtig. Ich erkenne einen Gleichklang in der verzweifelten Annäherung an positive Gefühle sowohl im Text als in der Musik. Beides ist ein einzigartiger Pathos fern von jedem Kitsch und doch zu Tränen rührend, klar und rein beeindruckend.


    Ich erinnere mich an den Ausspruch eines mittlerweile verstorbenen Organisten, der das WErk als handwerklich minderwertig bezeichnete, es aber immer wieder auflegte, wenn er sich unbeobachtet glaubte.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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  • Hallo Klaus,


    Du hast eine Streichquartettversion der "Verklärten Nacht"? Es war mir bisher unbekannt, dass dies existiert. Ich kann mir eine Verdünnung des Werks ohne Einbußen an Dramatik kaum vorstellen, bin aber - deshalb - neugierig, wie das klingt.



    Hallo zweiterbass,


    ist doch schön, dass Du die Beschreibung mitgeteilt hast. Du hast geschrieben, dass für Dich von Bedeutung ist, dass es sich nicht um eine Verklärte Nacht handelt, sondern dass in der Nacht etwas (Ver)klärendes geschieht. Das hört sich interessant an. Kannst Du erklären, wie Du das meinst?


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)


  • Ich weiß von keiner Quartettfassung; ziemlich sicher ist "Talich Quartett" + 2 Musiker eine Aufnahme des Sextetts, hier eine Neuauflage:

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • dass es sich nicht um eine Verklärte Nacht handelt, sondern dass in der Nacht etwas (Ver)klärendes geschieht. Das hört sich interessant an. Kannst Du erklären, wie Du das meinst?


    Hallo Uwe Schoof,


    wenn Du Dir die 4. und die 5. Strophe (Epilog) des Gedichts durchliest, wird Dir klar sein, was ich meine (Menschlichkeit über ...Moralvorstellungen); Dein Kommentar hat mich gefreut.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Neben den "Gurre-Liedern" mein absolutes Lieblingsstück von Schönberg, dessen spätere Werke mir selbst Glenn Gould nicht näher bringen konnte. Übrigens soll der musikalische Erstling Leverkühns im "Dr. Faustus", die Symphonische Phantasie „Meerleuchten“, in welcher er öffentlich und vor allem so ironisch wie ironisierend zeigt, dass er den Stil der Zeit beherrscht und über sein Ende zu führen vermag, unter anderem sein Vorbild in jenem Frühwerk „Verklärte Nacht“ haben.