Herangehensweise an unbekannte Musik

  • Hallo,


    wie geht Ihr an Euch unbekannte Musik heran? Ich habe den Eindruck, daß das oft systematisch gemacht wird, und das der wichtigste Punkt überhaupt, nämlich ob man überhaupt gerade empfänglich für die Musik ist, vernachlässigt wird.


    Für mich persönlich siehts z.B. momentan so aus, daß ich Wagner liebe, die Meistersänger jedoch nicht kenne. Ich bin einfach noch nicht so weit, habe Angst vor dem Monster. Mit Gewalt oder System gehts nicht. Eines Tages werde ich (hoffentlich) sagen: Ich will mich jetzt in die Meistersänger reinfuchsen. Und dann gehts los.


    Wie geht Ihr das an?


    Gruß,
    Oliver

  • Hallo Oliver,


    am Einfachsten geht das sicher mit Partitur. Wenn man die Noten mitlesen kann, erschließt sich einem das Werk von ganz alleine, möchte ich fast sagen.
    So erging es mir bei einigen Beethoven-Klaviersonaten.


    Andere Aufnahmen muss man einfach immer wieder hören. Vielleicht nicht direkt nacheinander, aber doch mit relativ wenig Zeitabstand.
    So habe ich das 2. Klavierkonzert von Rachmaninoff kürzlich kennen und lieben gelernt.


    Von Vorteil wird es auch sein, vorher Eigenschaften oder Besonderheiten in Erfahrung zu bringen, auf die man dann besonders achten kann.


    Aber jeder macht das irgendwie anders, so wie es gerade passt.
    Man muss es nur irgendwie wollen.



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von petemonova
    ...Man muss es nur irgendwie wollen...


    ...und nicht darauf warten, daß der Heilige Geist and die Tür klopft.


    petemonova: je älter man wird, desto länger wartet man...Danke für den Denkanstoß!


    Oliver

  • Vor den Meistersingern braucht ja auch niemand Angst zu haben. Der erste Akt erfordert das meiste Sitzfleisch (nicht wegen der länge, sondern wegen der langsamen Handlung).
    Also Tip: erst das (Reclam-)Libretto eifrig studieren und dann ins Opernhaus setzen, da kannst Du nicht weglaufen.
    Oder erst mal in den Solti-Querschnitt (Decca) reinhören. Kennst Du erst die Schmankerln, wie das Quintett aus dem dritten Akt und den "Verachtet mir die Meister nicht"-Monolog, dann wird es dir nicht schwer fallen, die ganze Oper am Stück hören zu wollen, man wird ja musikalisch auch durchweg königlich bedient.
    Oder die DVD mit deutschen Untertiteln gucken (bekommt man mehr Handlung mit als von CD), allerdings bestaeht da mehr Vorspulgefahr als wenn du einfach in die Oper gehst.


    Ausserdem sind die Meistersinger immer noch viel leichter verständlich und besser konsumierbar als die Götterdämmerung und Parsifal.

  • @ Oliver


    Das ist eine schöne Frage. Für die unbekannte Musik brauchst du einen Anlass, um einzusteigen. Erst wenn du sie einmal gehört hast, kannst du sagen, ob sie dich angesprochen hat oder nicht.


    Für die Musik, die dich nicht angesprochen hat, brauchst du mehr Anstrengung, in der ersten Linie Zeit und Lust. Nichts erzwingen. Es ist deine Entscheidung, ob du das willst oder nicht. Vielleicht bleibt es Jahre liegen, bevor es plötzlich kommt, die Funke der Einfühlung. Oder durch Lektüre, durch den Meinungsaustausch, durch verschiedene Konzert- und Aufnahmeerfahrungen. Für Bruckner brauchte ich in meinen jungen Jahren zwei-drei Jahre, für Sibelius 5-7, es ist sehr individuell, hängt von der Umgebung ab. Von Erfahrungen der anderen kannst du auf dich nicht unbedingt schliessen.


    Gruß

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  • Zitat

    wie geht Ihr an Euch unbekannte Musik heran? Ich habe den Eindruck, daß das oft systematisch gemacht wird, und das der wichtigste Punkt überhaupt, nämlich ob man überhaupt gerade empfänglich für die Musik ist, vernachlässigt wird.


    Das ist ein sehr schönes Thema. Es wird wohl so viel verschiedene Meinungen wie Poster geben =)


    Da wär zuerst die Frage nach dem Anlaß. Warum höre ich etwas zum ersten mal?
    Da gibt es bei mir zwei Möglichkeiten:
    Ich bin auf etwas neugierig (gemacht worden)
    Es handelt sich um Repertoire, von dem ich der Meinung bin, man müsse es einfach kennen.
    Erstere Möglichkeit ist die weitaus öftere und liebere.


    Grundsätzlich höre ich nie Musik, wenn ich keine Lust darauf habe, dann sollte also die genannte Empfänglichkeit schon mal gegeben sein. Mit der systematischen Herangehensweise sieht es bei mir schlecht aus. Noten kann ich keine lesen - Partitur fällt also aus, die Neugier ist oft so groß, daß ich keine Lust habe, vorher in einem Konzertführer nachzulesen. Ich höre also meist völlig unvorbereitet (und unvoreingenommen), aber auch konzentriert.
    Was dann passiert, steht im Thread "Muß Musik schön sein"
    Ich versuche dann allerdings schon, mich noch zu belesen.
    Es gibt aber auch Ausnahmen von der Regel. Vor einiger Zeit habe ich mir Dvoraks "Dimitrij" zugelegt, aber noch nicht angehört, das passiert erst, wenn ich das Libretto gelesen habe.


    Gruß
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo


    Es stellt sich die Frage:


    Warum unbekannt ? Wenn ich beispielsweise an ein Werk des 18 Jahrhunderts herangehe, das bisher noch nie für die Platte eingespielt wurde - dann tu ich es in freudiger Erwartung :D


    Wurde der Komponist aber nach 1900 geboren, tu ich es ohne Illusionen.


    Hier wird klar, daß es verschieden Motive geben mag sich mit "unbekannter Musik" auseinanderzusetzen.


    Als ich jung war, setzte ich mich mit "Musik vor der ich Angst hatte" überhaupt nicht auseinander - Wozu auch ?
    Ich hatte zur Klassik in etwa jenes Verhältnis, das die meisten
    Jugendlichen zur "Trivialmusik" haben.
    Klassik war jedoch "meine Musik" - Warum da hab ich mit 15 noch nicht
    so nachgedacht - Hätte man mich damals gefragt warum ich die Klassik
    anderer Musi vorziehe hätte ich wahrscheinlich geantwortet: "Weil sie schöner ist"


    Heute höre ich Musik aus vielerlei Gründen. Zuerst jene die mir gefällt:
    Das wäre zunächst jene der Klassik zu nennen, gefolgt von Barock und Renaissance. Auch noch die Romantik. Ab 1900 wirds eng, aber natürlich gibt es da auch einges hörenswerte. Wenn ich aber die Wahl habe.... ;)


    Danüber hinaus höre ich musik aus kulturellem Interesse, mich interessiert die Musik des Mittelalters, weil mich alte Epochen prinzipiell interessieren, aber ich will auch zumindest über die gröbsten musikalischen Trends des 20. Jahrhunderts informiert sein. Den Anspruch, daß diese Musik mir gefallen soll, stelle ich erst gar nicht.


    So kann ich auch nicht enttäuscht werden.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Für mich ist es eigentlich DIE Grundvorraussetzung, dass ich die Musik noch nicht kenne. Ständig die gleichen Werke runterleihern das lasse ich nur bei Lully zu :D


    Aber das ist es doch gerade, das Aufregende, ein vollkommen unbekanntes Werk zu genießen, vielleicht sogar aus einer Epoche die einem nicht so vertraut ist (bei mir Mittelater und das 19. & 20. Jahrhundert).


    Bis jetzt habe ich niemals etwas bereut, und wenn ich mal eine Möglichkeit habe eine gute Aufführung einer Wagner Oper zu besuchen, dann tue ich auch das.


    Das viele Unbekannte ist doch ein richtiger Ansporn - man lernt soviel, man muss sich nur darauf einlassen und sich nicht selbst einengen.

  • Hallo,


    Partituren kann ich nicht lesen und von einem Libretto kann man nicht auf die Musik schliessen.


    Schnelles Durchhören und Verstehen ist nicht mein 'Ding', das kann ich nicht.


    Ich muss mental auf eine Musik eingestimmt sein und sie mir bei oberflächlichem Gefallen dann in vielen dutzend 'Sessions' erarbeiten.


    Gruß,
    Oliver

  • Auch ich habe, wie der Lullist, große Freude und Lust am Entdecken mir unbekannter Werke. Mit Systematik hat das aber nichts zu tun. Ich kaufe relativ wahllos CDs, meist, weil ich schonmal was positives von oder über die Interpreten oder Komponisten gehört oder gelesen habe. In verstärktem Maß spielen dabei Anregungen aus unserem Forum eine Rolle, sodass ich mich genötig fühle, ein herzliches Dankeschön an euch alle zu richten. :jubel: Ich höre die Neuerwerbung dann meist nebenbei nach Feierabend. Manchmal passiert es, dass ich meine Tätigkeit unterbreche und von der Musik gefangen werde. Solche Stücke höre ich dann gleich ein zweites und drittes Mal an. Wenn´s nur schön war, kommt´s auf den Stapel " Nochmal hören" und wenn´s mich kaum angesprochen hat gleich in´s Regal. Irgendwann entdecke ich dann so eine CD im Regal wieder und sie bekommt eine neue Chance.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

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  • Hallo Oliver,
    bei mir funktioniert es im Allgemeinen so: ich höre ein Stück im Radio (ich sage bewußt "ein Stück", weil ich zu spät eingeschaltet habe) und
    wenn es für mich interessant, aufregend, anregend, u.s.w. klingt, bin ich neugierig wie das ganze Werk anhört. Anschliessend besorge ich mir die entsprechende CD. Ein Beispiel: 1988 erklang während einer Sendung zu Friedrich Torberg`s 80.Geburtstag jeweils zu Torberg`s Originaltoneinspielungen Musik von Gustav Mahler. Ich war elektrisiert,
    wußte allerdings nicht aus welcher Symphonie diese Takte waren. Zufällig hörte ich einige Tage später genau diese Takte (und einige mehr) - es war Mahler`s sechste Symphonie. Am nächsten Tag erstand ich eine Aufnahme mit G.Solti - jetzt bin ich Mahler-Fan.
    Liebe Grüße aus Wien,
    Sonja

  • Lieber Oliver,


    das A und O ist natürlich wiederholtes Hören. Daß man schwierige Musik auch schon mal 3 oder4 mal oder sogar öfter hören muß, um sie zu verstehen, ist natürlich klar. Konzentriert hören natürlich und ohne Ablenkung.


    Partiturenlesen kann ich genausowenig wie Du. Allerdings empfehle ich Dir dringend, Musikführer zu kaufen. So habe ich zu Hause insbesondere die Reklamführer: Zum Beispiel einen Konzertführer, einen Kammermusikführer, Klaviermusikführer, Opernführer. So etwas zu besitzen, empfinde ich auch als sehr hilfreich. Da bist Du immer im Besitz einer kleinen Einführung ins Werk und das hilft auch sehr. Auch die kleinen Notenbeispiele helfen, auch wenn Du nicht Partiturenlesen kannst, wirst Du bestimmte Themen dann doch möglicherweise erkennen.


    Wichtig ist beim Hören auch, daß Du darauf achtest, ob Dir nicht bestimmte Melodien, musikalischen Höhepunkte etc. auffallen. Hast Du erst einmal Dir etwas von einem Werk erschlossen, so erschließt sich das andere meist ganz von alleine.


    Natürlich kannst Du Dir auch etwas Musiktheorie erarbeiten ( Sonatensatz oder so etwas). Oder Du kannst Dich hinsetzen, und ein Stück in verschiedene Teile zerlegen. Aber ob Dir eine solche "systematische Herangehensweise" viel bringt, ist eben die Frage. Versuchen kannst Du da ja mal, zum Beispiel bei einem langen Satz einer Brucknersinfonie ( wo ist die erste Themengruppe, die zweite, die dritte, wie ist die Durchführung aufgebaut usw.).


    Ich werde mich aber hüten, Dir dazu zu raten. Es könnte etwas bringen, den Aufbau eines Stückes besser zu begreifen, muß aber nicht. Es gab mal eine Zeit, da war das für mich ganz interessant, inzwischen überlasse ich mich aber nur wieder ganz dem "Zauber der Musik".


    Und natürlich ist es wichtig, daß man, wie Du sagst, auch "gerade empfänglich" für bestimmte Musik sein muß. Aber dazu läßt sich wenig sagen. Das muß dann halt so sein, wobei Dir Deine Empfänglichkeit auch nicht weiterhilft, wenn die Musik einfach wirklich schwierig ist, so daß Du um mehrfaches konzentriertes Hören gar nicht herumkommst, bis sie dann wirklich anfängt, Freude zu machen.


    Gruß Martin

  • Mein Rezept ist einfach und doch bewährt:


    Step 1: Man schimpft über diese Musik, ohne sie gehört zu haben. Das erleichtert und befreit das Gewissen.


    Step 2: Meine liebe Frau fällt mir nach Jahrhunderten glücklicher Ehe in den Rücken und bemerkt, daß die hundertste Aufnahme des Fidelio, des Troubadours auch nicht wirklich kreativ ist und ich unbedingt.....


    Step 3: Das Stück hat sie natürlich schon besorgt.


    Step 4: Gemeinsames Anhören und Ertränken des Kummers mit Heilwasser aus Goess.
    Ich muß es nur, und das ist schon angesprochen worden, einige Male hören. Partituren kann ich nicht lesen, einen Hörschaden habe ich auch. Das sind sozusagen ideale Voraussetzungen für diese Musik.


    Step 5: Komischerweise gefällt mir mehrheitlich das Neue. Bei Monteverdi habe ich da große Probleme, bei den Modernen kaum.


    Step 6: Sollte es gespielt werden, Konzertbesuch live.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo,


    ich bin ja nun nicht nur hier im Forum ein Neuling, sondern auch in der gesamten Klassikwelt!
    Deshalb ist es fast etwas tägliches bei mir, neue Musik oder besser, mir bis dato unbekannte Musik anzuhören.


    Mein Prinzip ist dabei nicht kompliziert oder gar etwas besonderes.
    Jeder, der mehr und mehr in die Welt der wahren Musik reinwachsen will, kann es ja mal mit meinem kleinen Crash-Kurs probieren. Bei mir klappt es!!!


    Ich habe so ein Hunger auf neues und unbekanntes, dass ich nur ne CD brauch, von einem mir unbekannten Komponisten und somit auch unbekannten Werken. Das was hierbei stimmen muss, ist der Dirigent und das Orchester!


    Jetzt z.Bsp. habe ich Shostakovich!
    Von diesem Menschen habe ich zuvor nie etwas gehört. Bei Peter zu Haus einfach aus der gigantischen CD-Sammlung gegriffen. Ausgeliehen und mir seit 3 Tagen 10 Sinfonien von ihm angehört.
    Fazit: Mir gefällt der überwiegende Teil seiner Kompositionen. Rudolf Barshai bringt den Stil des Russen fantastisch rüber.


    So hab ich mich auch an abstrakte Musik gewöhnt oder gefallen daran gefunden.
    Auch die Amerikaner Bernstein oder Gershwin haben mein Ohr gewonnen.



    Das mal als Beispiel einer Crash-Methode, die bei mir hervorragend klappt!


    Gruß Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von Maik
    Bei Peter zu Haus einfach aus der gigantischen CD-Sammlung gegriffen.


    Huihui, man merkt, dass du noch nicht lange im Forum bist, denn dann wüsstest du, was eine gigantische Sammlung bedeutet.
    Es gibt hier so einige, die die 1000er-Marke schon locker geknackt haben. Bis dahin ist es bei mir noch ein weiter Weg.
    Aber ein Weg mit noch viel unbekannter Musik zum Kennenlernen. :yes:



    Gruß, Peter.

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  • Ist das nicht ein herrliches Gefühl? Zu wissen, dass man noch so viel Unbekanntes vor sich hat und noch so manche Perle zu finden ist. Mir geht´s jedenfalls immernoch so.


    Also, lieber Maik, stürze dich in das weite Meer der klassischen Musik. Ersaufen kannst du dabei nicht und das Wasser schmeckt köstlich. :)


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Ich danke dir Thomas...


    In diesem Meer bade ich gern!


    Denn wer hat nicht täglich solch herrliches Wasser in seiner Umgebung überall und natürlich an jedem Ort ;) ...na gut Peter, fast jedem :]


    Aber dennoch werden die mir bekannten Klassiker nie versinken...jedes Schiff bleibt sicher auf hoher See!!!


    Gruß Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo,


    auch bei mir gibt es noch viel zu entdecken, besonders in der Orchestermusik.


    Bei mir sind mehrere Gründe, an ein neues Musikstück heranzugehen, möglich. Allen gemeinsam ist beim ersten Hören, dass ich zwar genau zuhöre, aber nicht in Bezug auf Einzelheiten. Ich versuche weder, Motive zu erkennen, noch die Kompositionstechnik herauszuhören u.s.w. Ich versuche lediglich, ein allgemeines Gefühl für das Stück zu bekommen, auch für die grobe Form.


    Damit ist bei mir die erste Hürde genommen. Mehr als 95 % der Stücke höre ich danach nie mehr wieder oder vielleicht nach ein paar Jahren noch einmal. Bei den anderen gehe ich während der folgenden Hörversuche allmählich ins Kleine.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • hallo,
    auch ich habe noch viel zu entdecken. Haupttriebfeder ist die Neugierde, Kriterium für das Gehörte ist, ob diese Neugierde geweckt wurde, und eine weiteres Kriterium ist, ob die Neugierde dann auch belohnt wird, und dies alles umschlägt in die Aufnahme in mein Gedächnis, dort gespreichert als abrufbare postive Erinnerung.
    Gruss


    Heiwes

  • Ich werde auf einen Künstler aufmerksam (natürlich durch Tamino) dann informiere ich mich, lese Meinungen und kaufe mir eine Aufnahme. Idealerweise von einem Dirigenten, der mir schon andere Aufnahmen näher gebracht hat. Wagner z. B. habe ich jedoch erstmal komplett nach hinten verschoben, weil die Meinungen so auseinandergehen, die Aufnahmen dann doch ihr Geld kosten und der Ring in der Bibo dauernd ausgeborgt ist :D.
    Höre ich dann eine Aufnahme finde ich mit Sicherheit etwas faszinierendes. An Bruckners Sinfonien habe ich mich festgebissen. Bei Bruckners Sinfonien kann man sich auch dumm und dämlich kaufen, was die Aufnahmen angeht. Und der nächste Komponist, der erforscht werden will, steht schon in der Warteschlange.
    Die Bibliothek stellt für mich diesbezüglich eine sehr wertvolle Hilfe dar, kann ich mir doch auf diese Art sehr viele Aufnahmen aneig... äh anhören :D

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

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  • ... sind für mich die Grundvoraussetzungen.
    Es ist einfach toll, Neues zu entdecken. Motivation war für mich idR eine beteiligte Person (Interpret, Dirigent, Komponist) mit der ich bereits etwas verbinden konnte oder auch nur ein "ansprechender" Titel - zB "Lieder und Tänze des Todes" von Mussorgsky, "Das Buch mit sieben Siegeln" von Schmidt.


    Als Wiener habe ich hier natürlich den Vorteil, keine Anreisekosten zu Konzerten und zudem jede Menge günstige Stehplätze (früher auch Studentenkarten) bekommen zu können - und 2 - 6 € kann man relativ leicht riskieren.
    Bei Platten/CD's hängt viel davon ab, ob mir die Interpreten bereits (positiv) bekannt sind - bei Abverkäufen/Räumungsaktionen riskiere ich aber auch gerne Blindkäufe. In den seltensten Fällen hat mich dabei meine Intuiton so getäuscht, dass ich mich wirklich geärgert hätte.


    Vom Partiturenlesen würde ich musikpraktischen Laien eher abraten (und spätestens bei Xenakis ist es damit ohnehin vorbei). Besonders wichtig: an bestimmten Epochen konditionierte Hörgewohnheiten und Erwartungen unbedingt vergessen, wenn man neues probiert. Hilft insbesondere bei Alter Musik und Zeitgenossen.

  • Ein durchaus hilfreicher Thread für Neulinge der sog. klassischen Musik mit sehr viel richtigen Hinweisen.


    Mir ging und geht es wie Alfred - bis auf die Tatsache, dass mir mittelalterliche Musik dann doch meist zu alt ist - und wie Martin. Bei neuen Werken mache ich mich auch erst mal in Musikführern schlau und aufgeschlossen.


    Ich bewundere Maik: In der Moderne so "belastbar" sind meine Ohren (leider?) nicht. Bei mir wird es wie bei Alfred ab etwa 1900 schwierig.

    Grüße aus Eisenach
    Alexander

  • Hallo Alexander!


    In Sachen Moderne brauchst du mich mittlerweile sicher nicht (mehr) bewundern. Von dieser habe ich Abstand genommen - jedenfalls auf CD. Das halte ich nicht aus und da es an mir liegt, die CD zu wechseln, mache ich das auch. Oder ich lege sie eben erst gar nicht ein.
    Klassische Moderne, die auch an die Romantik angelehnt ist und die Stile etwas vermischt, kommt dagegen gut bei mir an.
    Also vielleicht kann man sagen, dass es ab 1950 oder so schwierig wird, aber da lässt sich ja keine klare Grenze mehr ziehen.


    Durch meinen genannten Crash-Kurs haben sich doch aber sehr wohl meine Richtungen herauskristallisiert!
    Das ist nun ganz klar die Romantik. Nicht nur mit Dvorák...
    Aber eben auch noch mehr, nur die Moderne und auch die Klassik bleiben bei mir etwas auf der Strecke.


    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Ich handle sehr "dumm", denn ich schaue zuerst immer nach Geburts- und Sterbejahr des Komponisten.
    Sterbejahr < ± 1700 bedenklich
    Geburtsjahr > ± 1835 idem


    Geboren nach ± 1750 und verstorben bevor ± 1855 ist immer gut.


    So habe ich soviel "unbekannte Kleinmeister" kennen gelernt und, noch wichtiger, lernen schätzen.
    Und auch viel LPs (und jetzt CDs) gekauft mit oft unbekannte Kostbarkeiten.


    Dies ist ja auch eine Weise um Musik zu betrachten.


    LG, Paul

  • Hallo Maik,


    na das tröstet mich aber. Ich hatte schon Angst, Du würdest bei dem Tempo Deiner "Geschmacksexpansion" - steht auch nicht im neuen Duden, Du brauchst nicht nachschauen - schon bald bei Kompositionen des 22. Jahrhunderts angekommen sein, bevor ich so richtig im 20. angekommen bin.


    Aber gerade wenn Du nur moderat modern ausgerichtet bist, finde ich, müsste Dir auch schon Beethoven gefallen. Damit meine ich weniger seine populären sinfonischen Werke, sondern mehr seine noch fortschrittlicheren letzten Klavier- und Kammermusikwerke. Wie findest Du denn die Große Fuge für zwei Violinen, Viola und Violoncello B-Dur op. 133. Ich weiß nicht, wo ich das gelesen habe:


    »Die unglaublich energische, vitale und mitreißende Rhythmik ist unmittelbare Erholung. Mit den ersten Klangfiguren entspannt sich der Leib, nach fünfzehn Minuten der archetypischen Kraft des Werks hat man sich versammelt und die Umwelt vergessen.«

    Grüße aus Eisenach
    Alexander

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  • Hab ich gesagt, dass ich Beethoven nicht höre?
    Wie war das mit dem Übergang der Klassik und Romantik? Mmh...Beethoven ist Romantiker :rolleyes: Na ja, teilweise und ihn höre ich gerne, aber mir fällt gerade auf, auch ihn eine Zeit lang nicht mehr - muss am Zeitmangel liegen.


    Also Beethoven gehört zu dem Repertoire, das ich höre, allerdings ist er noch nicht sehr zahlreich vertreten. Wird sich aber alles bessern - alles zu seiner Zeit.
    Sein op.133 kenne ich allerdings nicht.


    LG Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Ich handle sehr "dumm", denn ich schaue zuerst immer nach Geburts- und Sterbejahr des Komponisten.
    Sterbejahr < ± 1700 bedenklich
    Geburtsjahr > ± 1835 idem


    Geboren nach ± 1750 und verstorben bevor ± 1855 ist immer gut.


    :D :D :D


    Da kenn ich noch jemanden, der das in seiner Jugend so gemacht hat - Ich verrate allerdings nich wer das war :baeh01:


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich kenne gar einen, der das heute noch so macht... allerdings sind die Grenzen für das Geburtsjahr bei 1806 abgesteckt... nach hinten jedoch offen...


    :rolleyes:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • als ich 15 oder so war, da hab ich das wohl auch so gemacht....


    da wurde ich schon skeptisch wenn ein Komponist das Jahr 1760 überlebt hatte :rolleyes:


    Eigentlich ist ja auch niemand verpflichtet sich Musik aus dieser oder jenen Epoche anzuhören - wieso auch.
    Schließlich ist das ja unser Hobby und kein Wettbewerb wer am meisten kennt. Ich finde es mehr als albern jemanden regelrecht Vorwürfe zumachen wenn er dies oder das nicht kennt. Aber solche Mitglieder sind hier Gott sei Dank wieder verschwunden....( :angel: ) :evil::D :kotz: [Insider]



    Ich bevorzuge immer noch ganz klar die Barockmusik, warum auch nicht ? Ich verstehe auch manchmal nicht warum man mir das nicht einfach lassen kann. Trotzdem höre ich auch viel Musik aus der übrigen Musikgeschichte und recht oft auch zeitgenössische Musik.
    Vielleicht erwecke ich bei einigen den Eindruck dass ich nur in einer bestimmten Epoche festsitze, aber so ist es nicht. Ich würde mir damit selbst soviel nehmen. Gerade das entdecken macht ja so großen Spaß und den größten reiz aus.


    Ich lasse mir eben viel Zeit, momentan erforsche ich für mich den Umbruch ab 1789, denn der hat auch ganz klar in der Musik stattgefunden. Allein mit Haydn kann man sich eine Ewigkeit beschäftigen....
    Sich aber nur auf die Heute großen Namen zu stützen bringt da nicht viel, aber das habe ich schon im Barock gemerkt und im 19. Jahrhundert wird das nicht anders sein.



    ... mittelalterliche Musik zu alt ? Ich glaube eher es liegt daran dass sie Heute recht modern und gespielt wird :baeh01:



    und eine Zählung meine Tonträger steht auch mal wieder an :rolleyes: :kotz:

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