Richard Tucker - der letzte, große "Met-Tenor".


  • Richard Tucker, geb. am 28.8.1913 in New York, war der Sohn rumänisch-jüdischer Emigranten. Seinen ersten Gesanguntericht erhält er als Kind in der Synagoge von einem Kantor. Später studiert er bei Paul Althouse. 1945 debütiert er als Enzo in "La Gioconda"an der Met, an der er bis zu seinem Tod in über 600 Aufführungen auf der Bühne stand. Die vielen Partien, vorwiegend aus dem italienischen Fach kann ich hier nicht aufzählen. Erwähnt seien aber sein Enzo, an der Seite von M. Callas in Verona und sein Radames unter Toscanini. !974 sang er am Teatro Liceo Barcelona noch den Eleazar in "La Juive" von Halévy.
    Am 8.1.1975 starb er völlig unerwartet während einer Konzertreise an einem Herzinfarkt. Richard Tucker besaß eine resonanzreiche kraftvolle und ausdrucksstarke Stimme, die aber auch zu feinem lyrischen Gesang fähig war.
    Er ist für mich einer der drei großen Verdi -Tenöre nach dem 2. Weltkrieg, neben J. Björling und C. Bergonzi.


    ( Bei You Tube kann man R.Tuckers herrliche Stimme in zahlreichen Aufnahmen bewundern.)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert,
    danke, dass du Richard Tucker hier vorgestellt hast, der auch für mich zu den ganz großen Tenören des italienischen Faches zählt - in meinem privaten Verditenöre-Ranking steht er nach Björling an zweiter Stelle.


    Tucker hatte, mehr noch als viele andere, eine unverwechselbare Stimme. Jedesmal, wenn ich nach längerer Zeit wieder eine seiner Aufnahmen anhöre, erschrecke ich fast etwas vor diesem eigenartig nasalen Timbre, das auf manche Ersthörer sicherlich zunächst unangenehm wirken mag. Reden wir zunächst über seine Schwächen: einige Manierismen, vor allem in der Aussprache des Italienischen (so "setzt" er sich oft übertrieben auf die Doppelkonsonanten und lässt das "r" zu sehr knallen) sind nicht zu überhören, und wenn seine Bühnenfigur in sentimentale Nöte gerät, ist Tucker, vor allem in den späteren Jahren, zu allerlei Larmoyanz und Schluchzerei fähig. Sehr viel schwerer aber wiegen seine Vorzüge: Tuckers hohe Töne, die er direkt angeht, anstatt sie quasi von unten heraufzuholen, sind brilliant und kraftvoll und wirken nie überanstrengt, er intoniert absolut sicher, und seine Agilität ist absolut überwältigend. Für seine überragende Technik spricht auch die ungewöhnlich lange Karriere, und selbst auf späten Aufnahmen aus den späten Sechzigerjahren sind kaum Qualitätseinbußen festzustellen.


    Einige Lieblingsaufnahmen aus den frühen Jahren:

    "La Bohème" mit der wundervollen Bidú Sayao, eine Studioaufnahme mit MET-Personal und -Orchester von 1947 in tadelloser Mono-Klangqualität. (Sehr viel bekannter ist seine 1961er Studio-"Bohème" mit Anna Moffo; ich ziehe die frühe Aufnahme aber vor.)



    Als "Don Carlos", live an der MET 1955, mit Ettore Bastianini als Posa.



    Ebenfalls 1955: Ein MET-Maskenball unter Mitropoulos.



    Mit Maria Callas in der "Forza del Destino", eine Studioaufnahme von 1954.


    Viele Grüße,
    Micha

  • Lieber Micha,
    zu der nasalen Beimischung in der Kopfresonanz kann man sagen, daß vor allem die jüdischen Sänger, die vom Kantorengesang herkommen, dieses Timbre haben. Bei Tuckers Schwager Jan Peerce war der nasale Klang ja noch stärker ausgeprägt; aber auch viele andere Sänger nutzten diese Technik zur Resonanzverstärkung z. B : Richard Tauber, Josef Schmidt, Helge Rosvaenge, Anton Dermota u.v.a. Ich empfinde ein solches Timbre übrigens als interessant und angenehm.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert! Lieber Micha!


    Eine der besten Aufnahmen mit Richard Tucker, ist für mich, folgende:



    wobei ich das Cover schrecklich finde, das auf meiner CD Gesamtaufnahme ist geschmackvoller,


    aber es geht ja um die CDs und Yasuko Hayashi als Rachel ist grandios. :jubel: :jubel:


    Bei Richard Tucker muss ich aber schon bemerken, dass mir manchmal seine Höhe, die er richtig bringt,es mir vorkommt als ob er an die Grenze seines Tenors kommt,


    mir scheint er stoßt irgenwie an, bildlich gesprochen, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.


    Lieb Grüße sendet Euch Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Persönlich schätze ich Richard Tucker sehr, aber ob dies seine "beste" Aufnahme ist, wage ich zu bezweifeln, er soll über diese Veröffentlichung nicht sehr glücklich gewesen sein:



    Richard Tucker war zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits über 60 Jahre alt, es existiert ein Privatmitschnitt, der 10 Jahre früher entstanden ist, da gibt es stimmlich keine Grenzen für den Eléazar.


    Überhaupt hatte er seine beste Zeit in den 60er Jahren, die Aufnahmen, die damals entstanden (meist mit Erich Leinsdorf als Dirigenten) haben bis heute noch Referenzcharakter.


    1964 entstanden auch die Aufnahmen auf dieser Recital-CD (waren ursprünglich 2 LPs, passte aber auf 1 CD):



    Die meisten Aufnahmen dieser CD entstanden übrigens in Wien. Als Orchester wird ein "Columbia Symphony Orchestra" angegeben, Edwin weiß sicher, was das für ein Orchester war. Vom Schlager über Volkslieder bis zur Barockoper sind hier alle Facetten der italienischen Musik zu hören.


    Was seine "Italianita" betrifft, so sei hier Kritikerpabst Kesting sinngemäß zitiert:


    Zitat

    "gefragt, wer der "größte" italienische Tenor nach dem Kriege war, so fiele die Entscheidung nicht für del Monaco, nicht für di Stefano, nicht für Corelli, nicht für Pavarotti, nicht für Domingo, sondern für den Amerikaner, der als Kantor begonnen hatte: Richard Tucker"


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Auf eine Recital-CD will ich noch besonders hinweisen, da sie ausschließlich dem Verdi-Tenor Richard Tucker gewidmet ist:



    Diese Aufnahmen sind ebenfalls zum größten Teil in Wien entstanden, Nello Santi dirigiert das Orchester der Wiener Staatsoper.


    Unbedingt hörenswert!


    LG


    :pfeif: :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Unbedingte Erwähnung sollte noch eine andere Verdi-Oper finden:



    -entstanden im Juli und August 1964 mit einer kaum zu überbietenden Besetzung.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Das gerade Kesting, trotz vorhandener und üblicherweise schwerer gewichteter Unarten, dem Tenor Richard Tucker den Posten des größten Verditenors nach dem Krieg anbietet, weißt hin auf dessen außergewöhnliche Fähigkeiten. Die lange Karriere spricht für sich und die Aufnahmen ebenfalls: Man hört immer eine tadellose Tonemission, sicher zentrierte und intonierte Töne in der gesamten Skala. Die Stimme zeigte auch am Ende der Karriere nur minimale Verschleißerscheinungen.
    Hinsichtlich des Timbre geht es mir wie Herbert, ich finde es sehr apart und denke, das es auch ein Resultat einer ökonomischen Technik ist, die resonante, tragfähige Spitzentöne ohne schädlichen Druck bilden konnte.


    Die Schattenseiten von Tucker sind aus meiner Sicht jene Larmoyanz und Schluchzerei, auf die schon Micha hinwies. Das verleidet mir beispielsweise seinen Alvaro. Andererseits singt Tucker manche Rollen, wie den Duca, vollkommen ohne solche stilistische Entgleisungen, wo mir seine Leistung sehr zusagt.
    Weiterhin muß man ihm zu Gute halten, dass er auch seine gesanglichen Tugenden herausstellt, selbst wenn er die Gesangslinie mit veristischen Effekten traktiert. Und letztlich gefällt vielen Leuten das ja auch und sie empfinden es als gefühlvolles Singen. Vermutlich tat Tucker das auch - oder er war schlicht ein Kind seiner Zeit.


    Der beste Verditenor nach dem Krieg ? Die Kombination aus stimmlichen Vorzügen, technischer Sicherheit und einer guten Musikalität sichern Ihm aus meiner Sicht zumindest die Spinto-Position. Bergonzi war allerdings, bei wesentlichen beschränkteren stimmlichen Mitteln, der stilsichere Sänger.


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Original von Antracis
    Die Schattenseiten von Tucker sind aus meiner Sicht jene Larmoyanz und Schluchzerei, auf die schon Micha hinwies. Das verleidet mir beispielsweise seinen Alvaro.


    Nachdem ich gerade auf die Anmerkung von Antracis hin mir noch einmal aus drei Tucker-Forzas den Beginn des 3. Aktes ("La vita è inferno all'infelice / Oh, tu che in seno agli angeli" - in MET-Produktionen ist das traditionell der Beginn des 2. Aktes) angehört habe, muss ich ein Vorurteil revidieren: zu meiner Überraschung bewahrt Tucker in der späteren Aufnahme, nämlich jener von Norbert erwähnten 1964er Studioproduktion, weitaus mehr die Contenance als in den beiden anderen - jedenfalls insofern man von einer Szene auf die gesamte Aufnahme schließen darf. Meine Vergleichsaufnahmen waren die bereits genannte 1954 mit Callas und live 1952 mit Milanov (letztere hier eher schwer zu ertragen, dafür ist das Dirigat von Fritz Stiedry stellenweise recht aufregend - und Leonard Warren ein fabelhafter Carlo).


    Grüße,
    Micha

  • Zitat

    Das gilt auch für die schwierige Rolle des Hoffmann, der nicht dieser weinerliche, schluchzende Tenor ist, wie ihn die Sänger gerne haben wollen, sondern eher ein passiver Held undurchdringlicher Schicksale um ihn herum, die er mehr stammelnd kommentiert, als sich in Szene zu setzen. Die zurückhaltende Diktion kann man studieren in der ersten Cluytens-Aunahme und vor allem auch bei Richard Tuckers Darstellung in dem Mitschnitt unter Monteux. Das Gegenbeispiel wäre Placido Domingos durchgehend larmoyanter Tonfall in der ehrgeizigen Produktion unter Richard Bonynge (1972).


    Dieses Zitat von Dietmar Holland gilt der großartigen Met- Live-Produktion aus dem Jahr 1955. Alle Rollen sind optimal besetzt, an der Spitze der Titelheld.


    Leider konnte ich das Cover dieser Referenz-Aufnahme nicht mehr im Internet finden. Es ist aber im Forum bei "TMMO-Les Contes d'Hoffmann" zu sehen).


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Herbert meint wohl diese Aufnahme (die ich auch habe und sehr schätze):



    Aufnahme: 3.12.1955, live, New York
    Dirigent: Pierre Monteux
    Metropolitan Opera Orchestra
    Metropolitan Opera Chorus
    Chorleitung: Kurt Adler


    Andrès: Alessio de Paolis
    Antonia: Lucine Amara
    Cochenille: Alessio de Paolis
    Coppélius: Martial Singher
    Crespel: Norman Scott
    Dapertutto: Martial Singher
    Frantz: Alessio de Paolis
    Giulietta: Rise Stevens
    Hermann: Calvin Marsh
    Hoffmann: Richard Tucker
    La Mère d'Antonia: Sandra Warfield
    Lindorf: Martial Singher
    Luther: George Cehanovsky
    Miracle: Martial Singher
    Nathanaël: James McCracken
    Nicklausse: Mildred Miller
    Olympia: Roberta Peters
    Pitichinaccio: Alessio de Paolis
    Schlemihl: Clifford Harvout
    Spalanzani: Paul Franke
    Stella: Natalie Kelepovska


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Michael M.


    Nachdem ich gerade auf die Anmerkung von Antracis hin mir noch einmal aus drei Tucker-Forzas den Beginn des 3. Aktes ("La vita è inferno all'infelice / Oh, tu che in seno agli angeli" - in MET-Produktionen ist das traditionell der Beginn des 2. Aktes) angehört habe, muss ich ein Vorurteil revidieren: zu meiner Überraschung bewahrt Tucker in der späteren Aufnahme, nämlich jener von Norbert erwähnten 1964er Studioproduktion, weitaus mehr die Contenance als in den beiden anderen - jedenfalls insofern man von einer Szene auf die gesamte Aufnahme schließen darf.


    Hallo Micha,


    Die späte Aufnahme kenne ich nicht, mir verleidet Tucker allerdings, ihn neben der großartigen Callas zu hören. Wobei er sich auch da streckenweise zusammennimmt. Ich muß aber auch zugeben, dass ich hinsichtlich Schluchzens und Drückens größtmöglich empfindlich bin, Hörer mit höherer Toleranzschwelle zu finden, ist nicht schwer. Ich werde mir aber mal die betreffende Aufnahmen anhören, die Norbert und Du beschreiben.


    lg
    Sascha

  • Richard Tucker war ohne Zweifel einer der größten amerikanischen Tenöre aller Zeiten. Die Stimme ist auch für mich eine der aufregendsten der Nachkriegszeit. Seine Hauptbeschäftigung hatte er als tenoraler Dauerbrenner an der MET, und viele New Yorker schwören Stein und Bein, dass es in den letzten 50 Jahren keinen ähnlich elektrisierenden Tenor an diesem Haus gegeben hat.


    Auch deshalb würde ich dazu raten, sich diesem Sänger über seine Live-Aufnahmen zu nähern. Auf der Bühne konnte er die ihm eigene Theatralik offenbar besser kanalisieren als im Tonstudio, wo er in der Tat manchmal zum "Overdoing" neigte.


    Gerade der schon mehrfach empfohlene Hoffmann ist von einer unwiderstehlichen Souveränität. Tucker ist stimmlich voll präsent und in der Tat kein weinerliches Wrack; hier singt er völlig schluchzfrei. Auch alle übrigen Sänger sind erstklassig. Die Tempi von Pierre Monteux sind flott und lebhaft (ganz anders als bei seiner Studio-Traviata aus dem folgenden Jahr).


    Sehr gut gefällt mir auch Tuckers Riccardo in Verdis Ballo in Maschera (s.o. bei Micha). Wie auch der Hoffmann gilt der Riccardo als eine technisch anspruchsvolle Rolle, die Tucker mit einer beeindruckenden Leichtigkeit singen konnte. Erst im Schlussakt steigt der Schluchzfaktor dann wieder an. Aber auch wegen Mitropoulos ist der Mitschnitt sehr empfehlenswert.


    Als dritte Live-Aufnahme würde ich La Gioconda aus dem Jahr 1946 nennen: mit der wunderbaren Zinka Milanov als Gioconda, Leonard Warren als Barnaba und Risë Stevens als Laura. Für Tucker ist das eine der ganz frühen Aufnahmen; erst ein Jahr zuvor hatte er in dieser Rolle an der MET debütiert. Es dirigiert Emil Cooper.


    Als Qualitäten Richard Tuckers habt ihr hier schon die Stimmqualität und die Technik herausgearbeitet. Natürlich war er kein "Baritenor", sondern ein echter Spinto mit einer eher hellen Stimmfarbe. Was Tucker die Herzen des Publikums sicherte, war ganz bestimmt auch die Höhenattacke; die Spitzentöne haben ein Squillo, dass es förmlich "ping" macht; das macht ihm kaum einer nach.


    Wenn man bei Richard Tucker überhaupt Kritik üben kann, dann ist das wohl in der Tat bei der Gestaltung der Charaktere, die doch manchmal etwas äußerlich ist. Auch wenn dieses Urteil anhand von ein paar Plattenaufnahmen möglicherweise albern ist, scheint er sich vielleicht seiner stimmlichen Qualitäten etwas zu sehr bewusst gewesen zu sein. Mir jedenfalls gefällt er in der Regel sehr gut bei den etwas schillernden Persönlichkeiten, denen auch eine gewisse Eitelkeit eigen ist, Hoffmann, Riccardo, Pinkerton, mit Abstrichen auch der Duca zählen dazu. Die echten jugendlichen Sympathieträger lagen ihm meines Erachtens nicht so sehr. Auch den Rodolfo finde ich nicht glaubwürdig; Tucker klingt hier einfach zu opernhaft. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich aber auch, zumindest was Tucker angeht, die frühere Bohème-Aufnahme mit Sayao der späteren mit Moffo vorziehen.

  • Zitat

    Original von Zauberton


    Auch deshalb würde ich dazu raten, sich diesem Sänger über seine Live-Aufnahmen zu nähern. Auf der Bühne konnte er die ihm eigene Theatralik offenbar besser kanalisieren als im Tonstudio, wo er in der Tat manchmal zum "Overdoing" neigte.


    Kann ich mir sehr gut vorstellen, das es im Zusammenhang mit den optischen Eindrücken weniger veräußerlicht wirkt. Von den Tenören, die ich selbst live erleben konnte, ist mir das noch recht lebhaft von Neil Shicoff in Erinnerung. Live habe ich meist sehr intensiv und effektvoll, auf Platten gelegentlich nur affektiert erlebt.


    lg
    Sascha

  • Jede Menge Tucker zum Runterladen gibt es auf der Podcast-Seite von Ed Rosen, einem New Yorker MET- und Tucker-Süchtigen, unter "http://premiereopera.libsyn.com". Rosen präsentiert so allerlei, von Zweiminutenschnipseln bis hin zu kompletten Recitals. Definitiv nicht alles davon braucht man, aber einiges, z.B. Aufnahmen mit Synagogengesänge oder auch Operettenliedern, ist hoch interessant und sonst kaum zu kriegen.


    Grüße,
    Micha

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  • Auf diese Studio-Aufnahme von Leoncavallos Pagliacci aus dem Jahr 1951, die schon länger ungehört bei mir einlagerte, war ich jetzt ziemlich gespannt. Letztlich handelt es sich dann aber doch um eine in jeder Beziehung durchschnittliche Aufnahme. Auch Tucker überzeugt mich als Canio nicht völlig; er singt seine Rolle sehr professionell, aber auch das ist für ihn hörbar nur eine Rolle. Zuweilen wirkt er hysterisch ("il nome, il nome") und sein Zorn im Finale ist - naja - schon ein wenig clownesk. In der berüchtigten Arie setzt er einige Schluchzer, allerdings auch nicht mehr als viele andere Tenöre.



  • Lieber Harald!


    Danke, dass Du geschrieben hast, wie alt Richard Tucker, bei der Aufnahme war, so habe zuerst "eine der besten Aufnahmen" geschrieben,


    aber das Anstossen, das ich bemerkte, kam wohl von dem schonen etwas gealterten Richard Tucker.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Original von Zauberton:
    [QUOTE] Auch den Rodolfo finde ich nicht glaubwürdig; Tucker klingt hier einfach zu opernhaft.



    Lieber Zauberton,


    wie darf man das verstehen? Ich war bisher der Meinung, La Bohème


    sei eine Oper. ?(



    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert,


    damit meine ich, dass man bei Tucker hört, dass er ein Opernsänger ist, der versucht, ein armer Poet zu sein. Ich nehme ihm die Rolle einfach nicht ab. Mit dieser kernigen Stimme und dem doch etwas oberflächlichen gestalterischen Instrumentarium kann er mich einfach eher in den repräsentativen Momenten überzeugen als in den intimen. Und so kommt es in der intimen Bohème eben manchmal zu Schluchzern, die einfach falsch und aufgesetzt wirken, eben wie Operngesten, die für den äußeren Effekt angebracht werden.


    Natürlich ist das auf subjektiver Ebene argumentiert; ich weiß auch, dass der Rodolfo eine der Rollen war, die Tucker am häufigsten gesungen hat. Also darfst Du das verstehen, aber Du musst nicht. :P

  • Lieber Herbert,


    gibt es für einen Opernsänger ein schöneres Kompliment, als zu sagen: Er singt wie ein Opernsänger! ?


    [Wie soll er denn sonst singen, etwa wie ein Handyverkäufer?] :untertauch:



    Es ist schön, daß es jetzt auch einen Tread über Richard Tucker gibt. Obwohl; oder weil er ein jüdischer Sänger war. Das hat er auch nie verleugnet. Es gibt auch zahlreiche Aufnahmen von ihm mit Gesängen aus der Synagoge.
    Zum Beispiel:



    Gesänge zum Sabbath.


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

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  • Wenn ich Richard Tucker singen sehe (auf youtube gibt es allerlei Möglichkeit dazu), fällt mir immer wieder auf, wie er sein Kinn beim Singen stark nach unten auf den Hals drückt. Beim Selbstversuch vorm Spiegel stelle ich fest: die Halsmuskeln werden dadurch hart, der Kehlkopf rutscht herunter. Das widerspricht allem, was diverse Chorleiter (leider meine einzige Erfahrung mit angeleitetem Singen) im Laufe der Jahre sagten: immer schön lockerlassen und den Kehlkopf frei schwingen lassen!


    Weiß jemand, der mehr vom Singen versteht, was diese Technik bringt, wieso sie gut ist bzw. was Gesangspädagogen heute darüber denken, und ob sie möglicherweise auch zu dem nasalen Timbre führt, das wir oben schon erwähnten?


    Viele Grüße,
    Micha

  • Wer von Richard Tucker nicht genug bekommen kann, der wird jetzt von membran bedient: mit einer 10-CD-Box!



    Richard Tucker - America's Best Tenor

    Arien von Verdi, Giordano, Ponchielli, Puccini, Mascagni, Leoncavallo, Donizetti, Flotow, Meyerbeer, Bizet, Halevy, Gounod, Offenbach, Massenet


    Künstler:
    Richard Tucker, Ettore Bastianini, Eleanor Steber, Leontyne Price, Bidu Sayao, Fernando Corena, Ljuba Welitsch, Anna Moffo, Leonard Warren,
    Columbia SO, Metropolitan Orchestra, La Scala Orchestra,
    Dir.: Tullio Serafin, Fausto Cleva, Kurt Adler, Dimitri Mitropoulos, Fritz Stiedry u. a.


    Documents, ADD, 1947-1960, 10 CDs


    Erscheinungstermin: 29.6.2012


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Tucker war ein ganz großer Sänger. Vielleicht stilistisch nicht iunbedingt ein ausgefeilter Interpret, aber der hatte sein "Instrument" IMMER 100% unter Kontrolle, konnte mit der Stimme machen was er wollte. Ein Voll-Profi.

  • Zitat

    Neue 10-CD-Box zum SchnäppchenpreisWer von Richard Tucker nicht genug bekommen kann, der wird jetzt von membran bedient: mit einer 10-CD-Box!


    Auweiah! Jetzt muß ich wieder mein armes Sparschwein plündern, obwohl ich von Tucker fast alles habe!

    W.S.

  • Wer von Richard Tucker nicht genug bekommen kann, der wird jetzt von membran bedient: mit einer 10-CD-Box!



    ...


    Von Tucker kann ich nie genug bekommen!


    Mir geht es zwar wie Wolfgang, dass ich schon sehr, sehr viel von ihm habe - viele Mitschnitte aus der Met allerdings nur auf Tape, und die höre ich denn doch kaum noch.
    Also werde ich nicht widerstehen, sondern einmal mehr der Versuchung von Membran erliegen!


    Ich freue mich schon: irgendwelche neue Entdeckungen wird es schon geben!


    Und manchmal ist ja auch lange nicht mehr Gehörtes so etwas wie eine Entdeckung!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Am 28.06.2013 bringt Sony zwei wunderbare "Album Collections" von Richard Tucker heraus: The Opera Recital Album Collection (10 CD) und The Song and Cantorial Album Collection (14 CD).



    Ich habe leider noch keine "tracking lists" im Netz gefunden - bin sehr gespannt. Alles habe ich von ihm nicht auf CD.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lieber Wolfgang,
    diese Aufzeichnung hat nicht nur technische Defizite.
    Die musikalischen Defizite sind viel größer, weil der Dirigent seine eigene Version der Oper aufführt. Fritz Stiedry war der Meinung, man müsse in dieser Schicksalstragödie alle heiteren Szenen streichen. Es fehlt z.B. die gesamte 2. Szene und die Ouvertüre wird vor dem 2. Akt gespielt. Die Partie des Alvaro (Richard Tucker) ist allerdings vollständig.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat von Herbert Henn

    Die musikalischen Defizite sind viel größer, weil der Dirigent seine eigene Version der Oper aufführt.

    Mein lieber Herbert!


    Wo du Recht hast, hast du Recht! Natürlich sind diese Kürzungen nicht zu entschuldigen. Wenn ich mich aber nur auf die Künstler beziehe, die vom Feinsten sind, ist die Aufnahme doch sehr interessant.


    Herzlichst
    Wolfgang

    W.S.

  • Aber ein Glanzstück meines Lieblings-Baritons, die Ballade: "Son Pereda, son ricco d'onore,"
    in der Warren am Schluß ein strahlendes hohes A singt fehlt mir doch sehr. ;)


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

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