Hallo,
ich möchte hiermit allen Liebhabern klassischer Musik den amerikanischen Komponisten Philip Glass etwas näher bringen.
Schon im Titel „Philip Glass – Klassik oder Kommerz“ habe ich seine beiden Hauptrichtungen genannt. Wie viele andere Komponisten schreibt Glass auch Musikstücke, um damit Geld zu verdienen, aber mir ist kein anderer bekannt, der das so offen zugibt. Zitat:“… Mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Geld verdienen…..“
Wem diese Einleitung jetzt genügt bzw. wen ich verschreckt habe, der kann den Beitrag komplett überspringen, die andern sind eingeladen, weiterzulesen.
Um sich Stücke von Philip Glass anzuhören, muß man schon bereit sein, sich etwas gedanklich zu öffnen, man muß bereit sein, sich auf neues Terrain zu wagen, aber man wird dann auch belohnt, durch eine Vielzahl an „klassischen Stücken“, in Anführungszeichen, weil sich doch etwas anders sind als die übliche klassische Musik.
Philip Glass wird immer wieder in Verbindung gebracht mit dem Begriff „Minimal Music“, diesen Begriff lehnt er selbst aber inzwischen wieder ab, es gab mal eine Phase, da mag das gegolten haben, aber besser trifft es zu, wenn man seine Musik anders beschreibt: repetetive Musik passt etwas besser, es wäre aber ungerecht, sie nur so zu nennen. Seine Musik lebt oft von endlosen Wiederholungen, oft nur minimal modifiziert, und setzen viel Geduld beim Hören voraus. Musik lebt ja auch von der Wiedererkennung, und die ist schwierig, wenn aufs erste Gehör sich alles gleich anhört. Die Nuancen herauszufinden ist oft nicht ganz leicht, aber das unterscheidet ja den Klassikhörer vom Pop-Hörer, der kein Lied erträgt, das länger als 2,5 Minuten ist.
Melodien-Recycling: Das beschreibt eine der Arten, wie Glass Musik schreibt: Manche Melodien finden sich in mehreren Werken wieder, an manchen Wiederholungen erkennt man sofort: Das ist Philip Glass.
Philip Glass ist omnipräsent. Seine Musik ist überall zu hören, in Werbespots (zur Zeit: Robert de Niro macht Werbung für American Express), dauernd als Hintergrundmusik für Dokumentationen.
Zur Vita nur ganz kurz: geboren 1937, lebt hauptsächlich in New York, komponiert seit ca. 1980. Bis jetzt gibt es von ihm ca. 100 CDs, davon ein oder zwei Handvoll mit klassischen Werken. Er hat geschrieben 6 Sinfonien, ca. 15 Opern, ca. 20-30 Filmmusiken, einige Balletstücke, Klavier- und Violinkonzerte, Streichquartette und viel seltsame Musik, meist für irgendwelche Ereignisse geschrieben. Am Ende dieses Beitrags ist eine Liste der CDs, die ich von ihm habe, zu diesen Sachen kann ich auch befragt werden..
Eine Kurzübersicht über seine klassischen Werke:
1. Sinfonie: Low, nach einer Schallplatte von David Bowie.
2. Sinfonie (ohne Titel)
3. Sinfonie: eine Streichersinfonie.
4. Sinfonie Heroes, nach einer CD von David Bowie und Brian Eno
5. Sinfonie: ein sakrales Werk in 12 Sätzen.
6. Sinfonie: A Plutonian Ode
Opern: nur die wenigsten seiner Opern sind auf CD verfügbar, ich kenne nur diese 5:
- The Beauty and the Beast
- Einstein on the Beach 1979
- AKHNATEN
- The Fall of the House of Asher
- Satyagraha,
wobei ich nur AKHNATEN und Satyagraha zu den klassischen Opern zählen wurde. „The Beauty and the Beast“ ist eine Synchronfassung des gleichnamigen Films von Jean Cocteau, und in etwas gekürzter Form auch auf CD zu finden, zwar sehr schön, wie ich finde, kann aber aufgrund seiner „Bauart“ nicht als eigenständiges Werk gelten. „Einstein on the Beach“ ist mehr ein Versuch einer sehr modernen Oper, und man muß wirklich sehr viel Geduld aufbringen, sich mehr als auch nur eine Minute dieses Werks anzuhören, inzwischen höre ich es sehr gerne auch in voller Länge (4 CDs).
AKHNATEN ist eine Oper über den ägyptischen König Echnaton, Satyagraha ist über das Leben von Ghandi, in Sanskrit gesungen, beides Opern im klassischen Sinne (finde ich).
Diverse Balletstücke, z.B.
The Photographer. Hier gibt es leider nur eine stark gekürzte CD-Fassung. Das Werk lebt hauptsächlich von der hypnotischen Wirkung durch Steigerung der Intensität und Geschwindigkeit, und durch die Wiederholungen.
Weitere klassische Werke:
Ein Violinkonzert, nach einhelliger Meinung eher etwas langweilig.
Diverse Klavierkonzerte, besonders gelungen finde ich das „Tirol Concerto“.
„Organ Works“: das sind einige schöne Stücke für Orgel.
„Itaipu/The Canyon“ (Konzertstücke für großes Orchester)
Viele Stücke für Cello und Violine, so z.B. die Musik zum Film Dracula, gespielt vom Kronos Quartett.
Viele Vokalwerke, die ich aber nicht zur Klassik zählen würde, sie sind eine Art „amerikanische Neu-Klassik“, trotzdem sehr hörenswert, z.B. Hydrogen Jukebox.
„Solo Piano“, eine Sammlung von 7 simplen Klavierstücken, sehr beruhigend, die Noten kann man kaufen, und man kann sie auch selber spielen. Meinem Klavierlehrer waren die Sachen zu einfach (keine Geduld, auch mit mir nicht).
„Monsters of Grace“, ein Gesangswerk, bei dem simultan ein 3D-Film gezeigt wird, in Zusammenarbeit mit Robert Wilson, leider wurde der 3D-Film nicht rechtzeitig fertig und es wurde improvisiert, und besonders schade: noch nicht auf CD bzw. DVD erhältlich.
„Konzert für Saxophon und Orchester“: dort gibt für 4 Saxophone in vier Tonlagen je einen Satz, ich habe es schon öfters live erlebt, die spielen alle um ihr Leben. Geschrieben für das Rascher Saxophon Quartett, die tingeln andauernd durch die deutschsprachigen Lande und es gab in den letzten Jahren viele Gelegenheiten, sie zu hören.
„civil Wars“: ein sinfonisches Werk mit Gesang und Sprechgesang in vier Sätzen, ursprünglich komponiert für irgendwelche olympischen Spiele, dort sollte von vielen Komponisten ein Werk von 24 Stunden Aufführungsdauer geschrieben werden, was aber nicht zustande kam, an Glass lags allerdings nicht, dass es schiefging.
Die Aufführungsorte seiner Stücke sind oft sehr ungewöhnlich, z.B. wurde die Oper „Einstein on the Beach“ aufgeführt im Tresorraum der Deutschen Bank in Berlin, oder das Stück „1000 Airplanes on the roof“ wurde uraufgeführt in einer Flugzeughalle in Wien-Schwechat.
Wenn man über Philip Glass schreibt, dann sollte man auch den Dirigenten Dennis Russell Davis (DRD) erwähnen, er ist eine der wenigen, die sich trauen, Stücke von Glass aufzuführen. DRD ist zur Zeit Dirigent im Brucknerhaus in Linz.
Philip Glass’ Homepage: http://www.philipglass.com
Auf seiner Homepage kann man viele Stücke von ihm anhören, und das mit einem sehr interessanten Programm, es gibt eine Einteilung nach diversen Kategorien,z.B. Geschwindigkeit, Entstehungsjahr, alphabetisch nach Titel, und man kann in jeder Kategorie navigieren.
Die Aufzählung hat Lücken, ich habe hier die Nummern der CDs angegeben, so wie sie bei mir im CD-Wechsler sind, und da gibt es ein paar Lücken. Zu allen diesen Stücken könnte ich näher Auskunft geben:
1 Glassworks
2 1000 Airplanes on the roof
3 Hydrogen Jukebox
4 Songs from the trilogy
5 Music in motion
6 The essential Philip Glass
7 KOYANISQUATSI
8 The Photographer
9 ITAIPU and THE CANYON
10 Songs from liquid days
11 Dancepieces
12 Low Sinfonie
13 Solo Piano
14-15 The Beauty and the Beast
16-19 Einstein on the Beach 1979
20-21 AKHNATEN
22-24 Satyagraha
25 Heroes
26-27 Dances 1-5
28 Violin Concerto
29 Music with changing parts
30 Anima mundi
31 Music from the Screens
32 Organ Works
33 Mishima
34 Powaqqatsi
35 The Thin Blue Line
36-38 Music in Twelve Parts
39 KOYANISQUATSI (1) 1998
40 Glass Jukebox (2)
41 Sinfonie 2
42 Kronos plays Streichquartette
43 Secret Agent
44 Kundun
45-47 Einstein on the Beach 1993
48 Milarepa, The Truman Show
49 North Star
50 Circles
51 Dracula
51-53 GlassMasters (1999, Sampler von Sony)
55 the Civil warS
56 Passages
57 uakti, aquas de amaonas
58 Symphony No. 3
59-60 Symphony #5
61 Songs from liquid days/Crouch End
62 Glassworks 2
63 Silencio
64 Diverses, z.B.Compassion in Exile...
65 Streichquartette 2, 4 und 5
66 Philip on Film 1
67 Philip on Film 2
68 Philip on Film 3
69 Philip on Film 4
70 Philip on Film 5
71 The Music of Candyman
73 Music in the Shape of a Square
74 Early voice
75 A DESCENT INTO THE MAELSTROM
76 SAXOPHONE
77 The hours
78 Glass Salonen
79 Music of the Human Spirit
80 Tirol Concerto for Piano and Orchestra
81 The Thin Blue Line 2004
82 Cello Octet Conjunto Ibérico
83 The Orphee Suite for Piano
84 Etudes for Piano Vol 1 No. 1-10
85. The Fog Of War
86. Alter Ego performs 600 Lines by Philip Glass
87. Dennis Russell Davies performs Philip Glass
88. Glass - Rorem - Bernstein: Violin Concertos und Serenade/Gidon Kremer
89. Philip Glass Violin Concerto, Prelude and Dance from Aknaten, Company, Adele Anthony Violin, Ulster Orchestra, Takuo Yuasa
90. Philip Glass Up Close
91. The Concert Project Vol. 1
92. The Music of Untertow
93. Music from the Hours (Michael Riesman, Piano)
94. Music from the Kitchen Archives
95. Symphony no. 2 und 3, Bournemouth Symphony Orchestra, Martin Alsop