George London - großer Bariton der Vergangenheit

  • Mein, neben Michael Bohnen, absoluter Favorit in Sachen Bassbariton !
    Wer schreibt mir seine Meinung zu diesem grossen Sänger ?


    Gruss Guido :yes:

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Zitat

    Original von heldenbariton
    Mein, neben Michael Bohnen, absoluter Favorit in Sachen Bassbariton !
    Wer schreibt mir seine Meinung zu diesem grossen Sänger ?


    Lieber Guido,


    als vor Urzeiten meine Wagner-Leidenschaft begann, war eine meiner ersten Schallplatten, die ich mir zulegte, George Londons Aufnahme von Monologen aus Holländer, Meistersinger und Walküre, mit den Wiener Philharmonikern unter Hans Knappertsbusch. Wie bei vielen anderen Aufnahmen, mit denen mein Musik-Einstieg begann, brauche ich sie heute nicht mehr zu hören : Ich habe sie im Kopf, im Herzen oder im Bauch oder wo auch immer.


    Ich hörte anschließend das Ständchen aus einem frühen, damals bei Philips erschienen Böhm-"Giovanni", und mich störte an Londons Tongebung etwas, was ich bei seinem Wagner nicht wahrgenommen hatte : die Stimme saß nach meinem Eindruck ziemlich tief im Hals und klang dadurch sehr gaumig, "knödelig".


    Trotz dieser Einschränkung halte ich George London für einen der großen Baritone, und es bleibt eine Frage des eigenen Geschmacks, ob man ihn als Heldenbariton bezeichnet oder nicht. Sicherlich hat er mit Holländer, Wotan, Amfortas u.a. Partien des Heldenbaritonfachs gesungen, aber doch auch Giovanni, Figaro-Graf und sogar Wolfram.


    Ich hatte das Glück, ihn in Bayreuth einige Male auf der Bühne erleben zu können. Ich schreibe absichtlich "erleben", denn er war nie "nur" Sänger, sondern ein immenser Sänger-Darsteller. Nachdem Wieland Wagner ihn in seinem Kölner Ring die Wotane als Vorbereitung auf Bayreuth hat ausprobieren lassen, hätte der für 1965 vorgesehene Wotan in Bayreuth ein Höhepunkt seiner Laufbahn werden sollen, doch obwohl er dort schon geprobt hatte (es existieren Probenfotos), mußte er absagen und wurde durch Theo Adam ersetzt - erste Anzeichen seiner Stimmbandlähmung, die zum frühen Abbruch seiner Karriere geführt hat.


    Neben der schon erwähnten Monolog-Platte gibt es zum Glück noch weitere Aufnahmen, die London in Höchstform zeigen. Ich würde dazu unbedingt seinen Mandryka unter Solti zählen, den ich letzlich sogar dem damaligen Abonnement-Mandryka Fischer-Dieskau vorziehen würde, weil dieser mir trotz aller Stimmschönheit und Charakterisierung zu "professoral" war (letzlich Geschmackssache). Londons Wotan ist neben Nilsson unter Leinsdorf erhalten; ich würde die drei Wotane jedoch in Live-Mitschnitten von der Met vorziehen, selbst den Walküre-Wotan von 1965, obwohl London gleich zu Beginn des 2. Aufzugs einzugehen droht. Aber seine ungeheure Ausdruckskraft entschädigt für diese Anfangsschwierigkeiten.


    Vierte der Muß-Aufnahmen (neben den Monologen, dem Mandryka und einem der Amfortasse) : sein Boris, der für den USA-Vertrieb in eine Melik-Pashaev-Einspielung hineingeschnitten wurde, in der eigentlich Ivan Petrov die Titelpartie sang. Neben Christoff und Ghiaurov für mich die Boris-Interpretation.


    Mich erstaunt nur, daß auf Guidos Thread-Beginn keine Reaktion einging. Den Wienern müßte George London doch aus seiner Wiener Zeit noch ein Begriff sein!


    VG,


    Sune

  • Lieber Sune,


    in welcher Reihenfolge sind die beiden Boris-Fassungen unter Melik-Pashaev eigentlich entstanden? Z.T. wird nämlich auch die mit London als die frühere angegeben. Auf jeden Fall hat man wohl nicht einfach dazugeschnitten sondern in Moskau neu aufgenommen, denn meniens Wissens sind ein paar kleine Rollen anders besetzt.


    Liebe Grüße
    Hartmut

  • Hallo HartmutHH;
    die Besetzung ist, was die CBS-Ausgabe angeht, identisch, als Aufnahmejahr wird 1963 angegeben.



    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Zitat

    Original von HartmutHH


    in welcher Reihenfolge sind die beiden Boris-Fassungen unter Melik-Pashaev eigentlich entstanden? Z.T. wird nämlich auch die mit London als die frühere angegeben.
    Liebe Grüße
    Hartmut


    Die Szenen mit London wurden ein Jahr nach der ersten Aufnahme gemacht und dann hineingeschnitten.



    Wie schon im Lieblingssängervoting gepostet, ist George London mein absoluter Favorit - seinen Mandryka kannte ich - dank Schallplatte - schon im Vorschulalter, auch wenn ich zu jung bin, als dass ich ihn noch hätte live hören können.


    Zum Glück sind jetzt die meisten seiner Aufnahmen auf CD erhältlich, ich denke da neben dem Solti-Rheingold an die Walküre und den - gerade erschienenen - Siegfried unter Leinsdorf, natürlich an den Holländer unter Dorati und die Tosca unter Mollinari-Pradelli.
    Don Giovanni gibt´s in mehreren Aufnahmen mit ihm, ich hoffe, dass die derzeit vergriffene unter Rudolf Moralt wieder aufgelegt wird.
    Eine Traum-besetzung ist wohl nicht mitgeschnitten worden: der Don Giovanni Münchner Opernfestspiele von 1963 - neben George London stand Fritz Wunderlich als Ottavio auf der Bühne. :jubel:


    Und die gestrige Meistersinger-Übertragung aus Bayreuth machte nur noch schmerzlicher bewußt, dass London nie einen Sachs gesungen hat - na ja, wenigstens gibts die Monologe daraus unter Knappertsbusch...


    Viele Grüße
    Elisabeth

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo Elisabeth,
    was hälst Du vom George-London-Recital auf Sony "Heritage" ??


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Zitat

    Original von heldenbariton


    was hälst Du vom George-London-Recital auf Sony "Heritage" ??


    Hallo,


    ich mußte erst mal zum CD-regal gehen: Du meinst "Of Gods and Demons".


    Eine schöne Zusammenstellung auch des z.T unbekannteren russischen Repertiores. Ein Großteil davon war von Preisser Records schon mal auf Vinyl veröffentlicht und klang technisch da weniger steril. Auch in diesem Repertoire finde ich London sehr überzeugend! Ein eindrückliches Beispiel dafür, wie internsiv und gleichberechtigt er den Text behandelt. Russisch hatte er ja (obwohl ursprünglich russisch-jüdischer Herkunft) nie gelernt und mußte sich alles phonetisch erarbeiten...


    Kennst Du die Bücher seiner Frau Nora?
    "Aria for George" und "Of Gods and Demons". Beide leider nur über den Amerikanischen Markt (amazon marketplace) erhältlich, sie lohnen sich!


    Viele Grüße
    Elisabeth

  • Hallo,
    George London war einer der großartigen Heldenbaritone, die es
    heute garnicht mehr gibt. Er war als Wagnersänger einmalig, ich
    denke nur an Holländer, Wotan und Amfortas. Das war aber nur
    ein Aspekt seiner Rollengestaltungen. Er war auch ein unüber=
    trefflicher Don Giovanni, Amonasro, Onegin, Scarpia, Boris Godunow, oder
    Bösewicht in Hoffmanns Erzählungen, sowohl in französischer
    wie in deutscher Sprache. Ich werde sentimental, wenn ich an ihn
    denke und an das traurige Ende seiner Sängerlaufbahn.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ein absuluter Missgriff!


    Ich habe sie mir gekauft und war ziemlich enttäuscht. Hinterher mußte ich erfahren, dass London selbst mit den Aufnahmen unzufrieden war und sie zu Lebzeiten nicht zur Veröffentlichung freigegeben hat.


    Nur etwas für eingefleischte George-London-Fans, oder für Sammler, die alles haben müssen!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Elisabeth
    [q
    Eine Traum-besetzung ist wohl nicht mitgeschnitten worden: der Don Giovanni Münchner Opernfestspiele von 1963 - neben George London stand Fritz Wunderlich als Ottavio auf der Bühne. :jubel:
    ...
    Viele Grüße
    Elisabeth


    Doch doch... gibt es und habe ich *freu* Offiziell ist die Aufnahme zwar nicht im Handel, aber auf einem Wunderlichsampler der DG sind die beiden Arien enthalten.

  • Hallo Elisabeth,


    das Buch "Aria for George" steht bei mir im Regal...
    das andere auf der Wunschliste.


    Gruß Guido

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Zitat

    Original von Armin Diedrich


    Doch doch... gibt es und habe ich *freu* Offiziell ist die Aufnahme zwar nicht im Handel, aber auf einem Wunderlichsampler der DG sind die beiden Arien enthalten.


    Die Aufnahme stammt vom 11. Dezember 1963 aus dem Prinzregententheater und es sangen außerdem noch mit:
    Annelies Kupper - Donna Anna
    Maud Cunitz - Donna Elvira
    Erika Köth - Zerlina
    Mino Yahoa - Commendatore
    Karl Christian Kohn - Leporello
    Albrecht Peter - Masetto
    Fritz Rieger dirigierte die Münchner Philharmoniker
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Siegfried
    [
    Die Aufnahme stammt vom 11. Dezember 1963 aus dem Prinzregententheater
    :hello:


    Kleine Korrektur: aus dem Nationaltheater, eine der Vorstellungen der Eröffnungsfeierlichkeiten

  • Hallo zusammen,


    nun möchte ich diesen thread um biographische Hinweise ergänzen. Die beiden Bücher seiner Frau Nora habe ich oben ja schon aufgeführt - sie sind lesenswert (und selbst mit verschüttetem Schulenglisch zu schaffen)!


    Nun noch der Artikel aus dem großen Sängerlexikon von Kutsch/Riemens:



    London, George, Baß-Bariton, * 30.5.1919 Montreal (Kanada), † 24.3.1985 Armonk (New York); eigentlicher Name George Burnstein; die Familie, aus der er stammte, war russischer Abkunft, lebte aber seit 1935 in Los Angeles. Zunächst Schüler von Richard Lert, von Hugo Strelitzer und Nathan Stewart in Los Angeles. 1942 debütierte er unter dem Namen George Burnson in Hollywood als Grenvil in »La Traviata«. Weiteree Studien bei Enrico Rosati und bei Paola Novikova in New York. Er trat dann in Operetten und Musicals und 1943 an der Oper von San Francisco als Monterone im »Rigoletto« auf. 1947 bildete ein Manager aus ihm, Frances Yeend und Mario Lanza ein »Belcanto-Trio«, das Tourneen durch die ganze Welt unternahm. Karl Böhm verpflichtete ihn 1949 für die Wiener Staatsoper, an der er als erste Partie den Amonasro in »Aida« ohne jegliche vorherige Probe sang und dabei einen sensationellen Erfolg erzielte. Seit 1949 war er an der Wiener Staatsoper u.a. als Escamillo in »Carmen«, als Don Giovanni, als Titelheld im »Eugen Onegin« und in den vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen« zu hören. 1950 sang er bei den Festspielen von Glyndebourne den Figaro in »Figaros Hochzeit«. Bei den Festspielen von Bayreuth hatte er 1951-53, 1956-57 und 1961-62 als Amfortas, 1956, 1959 und 1961 als Fliegender Holländer große Erfolge; 1963 sang er dort das Baß-Solo in der 9. Sinfonie von Beethoven. 1951-66 war er Mitglied der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Amonasro in »Aida«), in deren New Yorker Haus er 22 Partien in 249 Vorstellungen gesungen hat, darunter 1966 nochmals mit besonderem Erfolg den Escamillo. Seine größten Erfolge hatte er hier als Boris Godunow, als Don Giovanni und als Scarpia in »Tosca«. 1955 sang er an der Metropolitan Oper in der Premiere der Richard Strauss-Oper »Arabella« den Mandryka. Von den Partien, die er dort vortrug, seien noch der Amfortas, der Wolfram im »Tannhäuser«, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, der Eugen Onegin, der Wotan im Nibelungenring, der Golo in »Pelléas et Mélisande« und der Abdul in »The Last Savage« von Menotti genannt. An der Mailänder Scala sang er als erste Partie 1952 den Pizarro im »Fidelio«, bei den Salzburger Festspielen des gleichen Jahres den Grafen in »Figaros Hochzeit«. 1952 übernahm er als Antrittsrolle an der Covent Garden Oper London den Pizarro im »Fidelio«, 1962 an der Grand Opéra Paris den Don Giovanni. Seit 1956 (Debüt als Graf in »Figaros Hochzeit«) gastierte er am Teatro Colón Buenos Aires. Weitere Gastspiele an den Opern von Chicago und San Francisco, in Amsterdam und Brüssel. Als erster amerikanischer Sänger trat er nach dem Zweiten Weltkrieg 1960 am Bolschoj Theater Moskau als Boris Godunow auf. 1962-64 war er in den Inszenierungen des Nibelungenrings durch Wieland Wagner in Köln der Wotan. 1962 sang er bei der Einweihung der Philharmonic Hall in New York in einer konzertanten Aufführung von de Fallas »L'Atlantida«. 1967 verlor er durch eine Teil-Stimmbandlähmung seine Singstimme, nachdem er in Wien ein letztes Konzert gegeben hatte. Er betätigte sich jetzt als Pädagoge, Regisseur und Manager. 1968 wurde er zum musikalischen Leiter des Kennedy Centre in Washington ernannt. Er inszenierte u.a. Mozarts »Zauberflöte« an der Juilliard School of Music New York, 1973-75 den Nibelungenring an den Opern von Seattle und San Diego. 1975 wurde er Direktor der Opera Society Washington. 1977 erkrankte er während einer Reise nach Bayreuth in München schwer und mußte jede Tätigkeit beenden. Er blieb bis zu seinem Tod ein Pflegefall. - Die warm timbrierte, ausdrucksstarke Stimme des Sängers, der dazu ein großer Schauspieler war, bewältigte ein sehr umfangreiches Repertoire, das seine Höhepunkte im Wagner-Gesang, aber auch in Mozart-Opern, im Bereich der russischen Oper und im Konzert- wie im Liedgesang hatte.


    Lit: Nora London (Witwe des Sängers): »Aria for George« (New York, 1987).


    Schallplatten: Philips (»Don Giovanni«), RCA (»Fliegender Holländer«, »Fledermaus«), Decca (»Arabella«, »Rheingold«, »Parsifal«, »Tosca«, »Walküre«, Szenen aus Wagner-Opern), Columbia (»Figaros Hochzeit«, »Hoffmanns Erzählungen«), Melodram (»Fliegender Holländer«, Bayreuth 1959), Frequenz (»Don Giovanni«), Music and Arts (8. Sinfonie von Gustav Mahler). Auf CBS singt er die Titelpartie im »Boris Godunow«. Diese Aufnahme kam so zustande, daß man alle Szenen mit George London neu aufnahm, und diese in eine im Jahr zuvor (1961) in Moskau entstandene Aufnahme der Oper einfügte, in der Iwan Petrow diese Partie gesungen hatte. Auf Artists International Video als Scarpia in »Tosca« zusammen mit Renata Tebaldi.


    [Nachtrag] London, George; in den Jahren 1956-65 war er auch Mitglied der Staatsoper von Stuttgart. 1975 inszenierte er an der Oper von Seattle den ersten vollständigen Nibelungenring in englischer Sprache in den USA. - Schallplatten: Myto (»Eugen Onegin«, »Kindertotenlieder« von Gustav Mahler).


    [Lexikon: London, George, S. 1 ff.Digitale Bibliothek Band 33: Sängerlexikon, S. 14687 (vgl. Sängerlex. Bd. 3, S. 2113 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]




    LG, Elisabeth

  • Hier ist meine neueste Errungenschaft zum Thema "George London"



    Die DVD enthält Ausschnitte aus Fernseh-Auftritten von George London. Szenen aus Faust, Tosca, Don Giovanni, Othello und Boris Godunov.
    Ferner die Aufzeichnung eines Konzertes vom 21. Juni 1984 aus Wien mit bekannten Opernstars zugunsten der "George London Foundation for Singers, Inc."

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo, Elisabeth und Harald,


    ich habe mir die George London Spirituals ebenfalls zugelegt und kann nicht ganz nachvollziehen, was er daran so unbefriedigfend fand, daß er der Veröffentlichung nicht zugestimmt hat. Er war ja sehr streng mit sich, was den künstlerischen Anspruch angeht.


    Was macht die Aufnahme, lieber Harald, denn in Deinen Augen zu einem "absoluten Mißgriff"?


    George Londons Interpretation, seine stimmliche Verfassung oder die Arragements?
    Die sind partiell etwas hollywood-mäßig, aber doch auch nicht so, daß es kitschig wird.


    Simon Estes hat übrigens auch eine Spirituals-CD gemacht, die noch auf meiner Liste ist. Kennt Ihr die?


    LG, Ulmo

    SINE IRA ET STUDIO (Tacitus)

  • Hallo Elisabeth,
    ich bin zwar nicht der Harald, kann aber zu der Tosca-DVD, die
    ich besitze etwas sagen. Die Bildqualität(schwarz,weiß)ist sehr
    schlecht.Die Tonqualität recht mäßig.London ist die absolute
    Nummer eins dieser Liveaufnahme.Die Tebaldi wirkt ziemlich
    matronenhaft.Der Tenor E.Tobin, den ich aus Kölner Maskenball-
    Aufführungen kenne konzentriert sich vorwiegend auf die hohen
    Noten, ansonsten läßt seine Intonation doch sehr zu wünschen
    übrig.Fazit ist: Wegen George London lohnt sich die Aufnahme
    allemal, trotz der anderen Schwachpunkte.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Danke für diesen Beitrag, Herbert.


    nachdem Filmdokumente von George London rar sind - außer den beiden hier genannten DVDs ist mir nichts bekannt - ist es natürlich schön, dass sich die Tosca hinsichtlich GL lohnt!


    LG, Elisabeth

  • Hallo, liebe Taminesen,


    in der Edition mediciMASTERS ist eine Aufnahmen Otto Klemperers


    mit dem Kölner Rundfunksinfonieprchester von 1955 erschienen, auf


    der auch die Kindertotenlieder - und zwar mit George London -


    enthalten sind. Ansonsten Beethovens Egmont-Ouvertüre und die


    erste Sinfonie vom Brahms.


    Bestellnummer laut Note1-Heft 10.07 ist MM 0052 (N01).


    LG, Ulmo

    SINE IRA ET STUDIO (Tacitus)

  • Danke für dieses Hinweis, lieber Ulmo,


    die Kindertotenlieder in der am 17.10.1955 entstandenen Aufnahme mit George London sind in letzter Zeit einige Male wiederveröffentlicht worden. Ich selbst habe sie vom Label Archipel in der Zusammenstellung mit der 4. Sinfonie von Mahler in der Besetzung mit Tötschel - Rias RSO - Klemperer.



    Und diese CD habe ich gerade entdeckt:

    Elisabeth Schwarzkopf / George London / Hermann Schey - Lieder
    Bach:Hochzeitskantate BWV 202 (Elisabeth Schwarzkopf,
    Concertgebouw Orchestra, Otto Klemperer / 1957)
    +Mahler:Kindertotenlieder (George London, WDR SO,
    Otto Klemperer / 1955),Lieder eines fahrenden Gesellen
    (Hermann Schey, Concertgebouw Orchestra, Otto Klemperer / 1948) Label: Urania , ADD/m, 1948-57




    :hello:


    Elisabeth

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo,


    da George London auch zu meinen absoluten Favoriten zählt, möchte ich auch gerne meinen Senf dazugeben.
    Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, in dem ich seine Stimme zum ersten Mal hörte. Das war in einem Sängerporträt im österreichischen Rundfunk, das mit der Spiegelarie begann. Dürfte mehr als 30 Jahre her sein, aber der Eindruck, den diese dunkle, warm strömende Stimme bei mir hinterließ, ist bis heute unvergessen. "Solche Stimmen sind selten" kam es dann vom Moderator, und ich musste ihm recht geben.


    Da ich die Sendung auf Kassette aufgenommen hatte, konnte ich sie mir immer wieder anhören, bald aber begann ich mich auf die Suche nach Platten mit diesem Sänger zu machen. Eine der ersten Erwerbungen war die schon von Elisabeth erwähnte Aufnahme des Don Giovanni unter Rudolf Moralt. In meinen Augen hatte sich da eine absolute Traumbesetzung getroffen: Einer der besten Don Giovannis allerZeiten Seite an Seite mit dem Ausnahme-Leporello von Walter Berry, der orgelnde Ludwig Weber als Komtur, Sena Jurinac als Donna Elvira, Hilde Zadek als Donna Anna, Leopold Simoneau als Ottavio und selbst Masette und Zerlina waren mit Eberhard Wächter und Graziella Sciutti hervorragend besetzt.



    Was mir an George London neben seiner prachtvollen Stimme besonders aufgefallen ist, das ist die Ernsthaftigkeit, mit der er sang, ich erlebte seine Darstellung als unglaublich intensiv. Dazu kam der dämonische Aspekt, der ihn gerade für die Rolle der Bösewichter prädestinierte, die Bass-Baritone üblicherweise zu singen haben: Mephisto, Jago, Dapertutto, Boris Godunow und natürlich auch Don Giovanni. Auch Pinza und Siepi waren durchaus überzeugend in der Rolle, aber was den dämonischen Aspekt betrifft, hat George London sie meiner Meinung nach bei weitem übertroffen.


    Sehr gut gefällt mir auch seine Interpretation des Figarografen unter Karajan, da ist wirklich jeder Zoll ein Edelmann, diesem Mann nehme ich die aristokratische Arroganz jederzeit ab, während Alfred Poells Italienisch in der Aufnahme unter Kleiber eher zum Schmunzeln verleitet. Siepi/London und Poell/Kunz hätten in dieser Hinsicht als Paarungen wohl besser zusammengepasst.


    George London war auch der Sänger, der mir Richard Wagner näher brachte, ich konnte einfach von dieser Stimme nicht genug kriegen, obwohl mir Wagners Werk ansonsten eher fremd ist. Ist halt nicht meine Welt. Aber alleine die elementare Klage des Amfortas wäre die Anschaffung des Parsifal wert gewesen.


    London soll übrigens einer der wenigen Sänger gewesen sein, die den Escamillo überzeugend singen konnten. Diese Rolle ist ja bekanntlich nicht leicht zu besetzen, da sie sehr schwierig liegt. Bässe verführt sie zum Brüllen, während hohe Baritone oft nicht die nötige Substanz dafür haben, und die Stimme von Heldenbaritonen dazu zu schwer und sperrig ist. Neben Tibbett und London fallen mir da auf Anhieb auch nicht sehr viele Kandidaten ein.


    Als Kuriosum fällt mir auch noch eine Aufnahme der Fledermaus ein, in der London den Falke sang. Leicht überbesetzt, würde ich sagen, aber im Grunde hat es mir gefallen, und seine Art, "Mauserl" auszusprechen, war einfach nur köstlich. :D


    Schade nur, dass seine Karriere vergleichsweise kurz war, und was die Diagnose "Stimmbandlähmung" für einen Sänger wie ihn bedeutet hat, will ich mir lieber gar nicht vorstellen. Aber zum Glück für uns gibt es ja die modernen Tonträger, die dafür sorgen, dass seine Stimme auch in Zukunft erklingen wird.


    Viele Grüße
    Kurt

  • Hallo Kurt,


    auch von mir Zustimmung und Dank!


    Zwei von Dir genannte Aufnahmen möchte ich gerne noch verlinken:


    Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
    Die Hochzeit des Figaro


    London, Schwarzkopf, Kunz, Seefried, Jurinac,
    Wien PO, Karajan Label: EMI , ADD, m



    Zitat


    Sehr gut gefällt mir auch seine Interpretation des Figarografen unter Karajan, da ist wirklich jeder Zoll ein Edelmann, diesem Mann nehme ich die aristokratische Arroganz jederzeit ab, während Alfred Poells Italienisch in der Aufnahme unter Kleiber eher zum Schmunzeln verleitet. Siepi/London und Poell/Kunz hätten in dieser Hinsicht als Paarungen wohl besser zusammengepasst.


    Ich kenne beide Aufnahmen - Deine Idee hat was!




    Die Fledermaus (Great Moments From) (englisch )
    (Aufnahme Wien 1963)


    Moffo, Svovotti, Lewis, London
    Danon



    Leider nur ein Querschnitt - aber was für einer! :jubel: :jubel: :jubel:


    LG, Elisabeth

  • Hallo Elisabeth,



    Vielen Dank für die Verlinkung der beiden Aufnahmen. Diese Fledermaus hatte ich allerdings gar nicht im Sinn, die Aufnahme, auf die ich mich bezog, war in deutscher Sprache, oder vielmehr auf Wienerisch, bzw den mehr oder weniger gelungenen Versuchen der Sänger, wienerisch zu klingen. :D
    An Details kann ich mich leider nicht mehr erinnern.


    Umso interessanter finde ich die von dir zitierte Aufnahme, da scheint sich ja auch ein erlesenes Esemble gefunden zu haben. Aber ich denke, dass die Fledermaus genügend Substanz hat, um auch große Stimmen verkraften zu können, solange sie über eine gewisse Flexibilität verfügen. Mit Vergnügen denke ich dabei an Wolfgang Windgassens Auftritt als Prinz Orlofsky zurück, den ihm ja angeblich einige Wagnerpuristen übel genommen haben sollen. Ich fand ihn einfach nur köstlich. Aber mit dem Humor (Hamur?) ist das ja bekanntlich so eine Sache... :D


    ciao,
    Kurt

  • Die deutsche "Fledermaus"-Aufnahme mit George London habe ich auch auf alten LPs, leider scheint es keine CD davon zu geben.
    Hier die Besetzung:


    Aufnahme: Jun. 1963, Studio
    Dirigent: Oscar Danon
    Orchester der Wiener Staatsoper
    Chor der Wiener Staatsoper
    Chorleitung: Wilfried Weber
    Kommentar: Dialoge stark gekürzt, ohne Szenen Frosch, Einlage Frühlingsstimmenwalzer für Adele 2. Akt
    Label: RCA (2 LP)


    Rollen und Sänger
    Adele: Anneliese Rothenberger
    Alfred: Sándor Kónya
    Dr. Blind: Erich Majkut
    Dr. Falke: George London
    Eisenstein: Eberhard Wächter
    Frank: Erich Kunz
    Prinz Orlofsky: Rise Stevens
    Rosalinde: Adele Leigh


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose