Haydn, Joseph: Sinfonie Nr. 77 B-dur

  • Zusammen mit den Sinfonien Nr. 76 und 78 bildet Nr. 77 in B-dur einen Zyklus, der 1782 für eine geplante England-Reise Haydns komponiert wurde. Aus ungeklärten Gründen (Verbot des Dienstherrn?) kam dieser Ausflug nicht zustande, was in London durchaus ein gewisses Aufsehen erregte. Haydn hielt sich schadlos, indem er die Werke gleich an drei Verleger verkaufte. Er charakterisierte sie dabei als prächtige und nicht gar zu lange Sinfonien bestehend in 2 Violin, Viola, Basso, 2 Corni, 2 Oboe, 1 flauten, und 1 Fagott, aber alles sehr leicht, und nicht vil Concertierend, für die Herrn Engländer, welche ich selbst überbringen und alldort produciren wollte; da aber ein einziger Umstand solches verhinderte, so bin ich bereit diese 3 Sinfonien händen zu geben […] (Brief an den Pariser Verleger Charles-Georges Boyer vom 25.7.1783). Leicht, und nicht vil Concertirend (letzteres bezieht sich auf das Fehlen anspruchsvoller Soli insb. für die Holzbläser) sind die Werke, weil sie für Orchester komponiert wurden, deren Leistungskraft Haydn unbekannt war – so die gängige Interpretation. Mir scheinen die spieltechnischen Ansprüche aber keineswegs gering zu sein, wenn auch nicht so gesteigert wie teilweise später in den Pariser Sinfonien.


    Die 77. Sinfonie ist m.E. ein besonders schönes, ausgeglichenes Werk. Walter Lessing befindet zur Stellung der Sinfonie unter ihren Schwesterwerken: „Unter dieser Trias gebührt die Krone zweifellos der B-dur-Sinfonie Nr. 77, einem Werk, das spielerische Eleganz und subtile kompositorische Ausarbeitung mit gleich hoher Inspiration in allen vier Sätzen verbindet.“


    Der erste Satz, Vivace im 3/4-Takt, exponiert das graziöse, fließende Hauptthema in den ersten Violinen, während die zweiten Geigen eine zunächst unauffällige Begleitfigur in Achteln spielen, die gleich darauf aber eigenständige thematische Kontur gewinnt. Alle Motive des Hauptthemenkomplexes sind aus diesen Elementen abgeleitet. Durch eine mit Fermate verlängerte Pause setzt Haydn eine deutliche Zäsur zum Seitenthema: dieses ist einerseits deutlich mit dem Hauptthema verwandt (so dass sich der Ersthörer fragt, ob es sich um eine weitere Abspaltung handelt), andererseits im Charakter sehr verschieden: sanglich, harmonisch eingefärbt, stockend, weil von Pausen durchsetzt. Die beiden Hälften der Durchführung sind geradezu schulmäßig den zwei Themen gewidmet: Das Kopfmotiv des Hauptthemas erscheint zunächst harmonisch dramatisiert im imitatorischen Wechselspiel zwischen Geigen und Holzbläsern und wird sodann in eine dichte Engführung hineingetrieben. Das Seitenthema begeht in der zweiten Hälfte der Durchführung harmonische Seitenwege, wirkt fast ein wenig frühromantisch. Unmittelbar, in forschem B-dur und fortissimo setzt die Reprise ein, was aber auch den Effekt hat, dass das Hauptthema jetzt als Ableitung des Seitenthemas erscheint. Während der Hauptthemenkomplex verkürzt ist, lässt Haydn dem Seitenthema eine zweite Durchführung von immerhin gut 40 Takten angedeihen, bei der alle möglichen Finessen zur Anwendung kommen. Besonders auffällig die Verselbständigung der drei Viertelnoten des Themenschlusses, die zweimal eine unterschiedlich gelöste Steigerung erfahren. Insgesamt ein nicht spektakulärer, aber ungemein abwechslungsreicher Kopfsatz.


    Ein besonderes Kleinod ist der zweite Satz, ein in F-dur stehendes Andante sostenuto (3/8-Takt). Klanglich wird er geprägt von den sordinierten Streichern, denen sich immer wieder die Holzbläser zu aparten Mischungen beigesellen. Das Hauptthema ist melodisch wunderschön, gleichzeitig zu allerlei thematischen Erweiterungen fähig. Ohne ein konkretes Vergleichsstück benennen zu können und ohne überhaupt einen „Einfluss“ zu postulieren, würde ich den Satz als ausgesprochen „mozartisch“ bezeichnen: in der ganzen Klanglichkeit, aber auch in manchen harmonischen Einfärbungen und Chromatismen. Obwohl das Stück quasi monothematisch ist (formal vage dreiteilig mit einem durchführungsartigen Mittelteil), gibt es nichts Repetitives, immer wieder überrascht Haydn mit neuen harmonischen Details und Klangverbindungen. Der Komponist greift den Serenadentonfall mancher Andantes der frühen Sinfonien wieder auf (worauf Lessing verweist) und überführt ihn in eine viel abwechslungsreichere, auch tiefere Klangsprache (man beachte die Mittelstimmen!).


    Das Menuett ist recht kurz, steht aber ungewöhnlicherweise im Allegro-Tempo. Zusammen mit den Betonungen auf schwachen Taktteilen erzeugt das fast Scherzo-Charakter. Eine größere thematische Verarbeitung versagt sich Haydn – als einmal eine solche entsteht, wird sie rüde von einem Fortissimo-Ton der Bässe und Hörner abgebrochen. Sehr schön das charmante Trio.


    Im Allegro-Finale (2/4-Takt; Haydn ergänzt die Tempovorschrift bei einer späteren Ausgabe zum Allegro spiritoso) gehört das Hauptthema einem Typus an, den Haydn in Finalsätzen häufig verwandt hat: schneller Zweiertakt, Auftaktigkeit, regelmäßige Periodisierung. Finscher stellt allein dreizehn solcher Themen in Sinfoniefinales Haydns zusammen. Es ist umstritten, ob es sich bei unserem Satz um ein „Sonatenrondo“ oder einen Sonatensatz handelt – wichtiger als eine Entscheidung ist wohl das Changieren zwischen den Formen. So wenig originell das Hauptthema ist, so verschieden erklingt es bereits in der Exposition, je nachdem, wie Haydn die Begleitstimmen arrangiert: in nachklappernden Achteln (tänzerisch), chromatisch eingefärbt, von Sechzehnteln „verflüssigt“. Besonders bemerkenswert die dramatische, polyphon verdichtete Durchführung, die dem Satz erhebliches Gewicht mitgibt.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Ein besonderes Kleinod ist der zweite Satz, ein in F-dur stehendes Andante sostenuto (3/8-Takt). Klanglich wird er geprägt von den sordinierten Streichern, denen sich immer wieder die Holzbläser zu aparten Mischungen beigesellen. Das Hauptthema ist melodisch wunderschön, gleichzeitig zu allerlei thematischen Erweiterungen fähig. Ohne ein konkretes Vergleichsstück benennen zu können und ohne überhaupt einen „Einfluss“ zu postulieren, würde ich den Satz als ausgesprochen „mozartisch“ bezeichnen: in der ganzen Klanglichkeit, aber auch in manchen harmonischen Einfärbungen und Chromatismen.


    Obwohl ich diesen Eindruck nachvollziehen kann, muß es sich hier wohl um eine parallele Entwicklung handeln. Ich weiß nicht, was für Werke Mozarts Haydn 1782 schon kennen konnte. Aber man hat doch hier den Stil Mozarts in den reifen Klavierkonzerten und Sinfonien im Auge, die alle erst ab etwa dieser Zeit entstanden sind. Oder fänden sich diese Elemente schon so deutlich in einigen früheren Werken, die er vielleicht für Aufführungen nach Wien mitgenommen hatte?


    Zitat


    Es ist umstritten, ob es sich bei unserem Satz um ein „Sonatenrondo“ oder einen Sonatensatz handelt – wichtiger als eine Entscheidung ist wohl das Changieren zwischen den Formen.


    Ich halte zwar die Entscheidung auch für nicht sehr wichtig, das Changieren aber beinahe ebensowenig. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß seinerzeitige Zuhörer reagierten: Grandios, Haydn oszilliert hier zwischen den Formen des Rondos und des Sonatensatzes. Auch wenn es gewiß Beispiele gibt, die sich sehr klar in eine der beiden Schemata einordnen lassen, so waren die dennoch so flexibel und Stücke mit wiederkehrendem Refrain und durchführenden Teilen häufig genug, daß solch ein Satz gewiß nicht deswegen für ungewöhnlich befunden wurde.


    Mir gefällt die Sinfonie jedenfalls gut (ebenso auch 76), sie wirken "runder" auf mich als 79-81. Interessant wäre sicher zu sehen, inwiefern sich hier die Errungenschaften der kurz vorher erschienenen Quartette op.33 zeigen. Diese Sinfonien sind wohl als erste nachweislich nach op.33 entstanden (73-75 etwa gleichzeitig, aber nicht so gut datierbar). Gemeinsamkeiten sind die relative Knappheit und die eher humorvolle Stimmung. Auch die konzentrierte thematische Arbeit einiger Sätze wie des ersten von 78 oder auch der anderen Kopfsätze und vielleicht auch des Finales der 77 könnte damit zusammenhängen.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Obwohl ich diesen Eindruck nachvollziehen kann, muß es sich hier wohl um eine parallele Entwicklung handeln. Ich weiß nicht, was für Werke Mozarts Haydn 1782 schon kennen konnte. Aber man hat doch hier den Stil Mozarts in den reifen Klavierkonzerten und Sinfonien im Auge, die alle erst ab etwa dieser Zeit entstanden sind. Oder fänden sich diese Elemente schon so deutlich in einigen früheren Werken, die er vielleicht für Aufführungen nach Wien mitgenommen hatte?


    An eine direkte Mozart-Rezeption glaube ich hier auch nicht, eher an ein etwa gleichzeitiges "Vertiefen" des Serenadentypus bei beiden Komponisten (vielleicht auch bei anderen Zeitgenossen, da kenne ich mich nicht aus). Wie gesagt, es fällt mir sogar schwer, direkte Vergleichsstücke bei Mozart zu benennen, Ganz vage könnte man an das Andante aus der A-dur-Sinfonie KV 201 denken oder an den (gleichzeitigen) Mittelsatz aus dem Klavierkonzert KV 414 oder auch generell an die Ilia-Klangsphäre aus dem Idomeneo. Aber so richtig passt das natürlich nicht (ganz abgesehen von den Gattungsdifferenzen).



    Zitat

    Ich halte zwar die Entscheidung auch für nicht sehr wichtig, das Changieren aber beinahe ebensowenig. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß seinerzeitige Zuhörer reagierten: Grandios, Haydn oszilliert hier zwischen den Formen des Rondos und des Sonatensatzes.


    Weiß ich nicht. Bestimmt nicht alle damaligen Zuhörer, aber die sog. Kenner - mit der Gattung generell und diversen Haydn'schen Beispielen vertraut - werden schon gemerkt haben, dass Haydn in den Finali mit zwei unterschiedlichen Formtypen hantierte und dabei oft auf eine Synthese hinarbeitete. Wieviele sowas wirklich geblickt haben, ist wohl kaum zu sagen, der Prozentsatz wird recht klein sein. Generell meine ich aber schon, dass man die bekannte Mozart-Briefpassage (Werke müssen so komponiert sein, dass sie den Laien "angenehm in den Ohren klingen" und gleichzeitig auch "den Kennern Satisfaktion bieten" - sinngemäß zitiert) auch und gerade für Haydn in Anspruch nehmen kann.



    Viele Grüße


    Bernd


  • Haydns Sinfonie Nr 77 ist in der Tat eine wundeschöne , ich würde sagen betörend schöne Sinfonie.Ich habe sie soben in 2 Aufnahmen gehört. Irgendein "Haydn-Autor"schrieb wenig schmeichelhafte über diese 3 Sinfonien und musse im Gegenzug dfür wenig schmeichelhaftes von einem Kollegen einstecken,. Diese Sinfonien dürften offt ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sein, weil auch im Harenber werden sie verteidigt - scheinbar gegen Angriffe aus fremder Feder, die hier aber nicht genannt werden.Und es ist auch irgendwie durchgekommen, inwiefern diese Sinfonien 76-77-78 (und ihre unmittelbaren Nachfolger) anderes gestrickt sind, und WARUM. Es sind die ersten Sinfonie für ein großes Publikum (hier war an das englische gedacht) Das Booklet derRussel Davies Aufnahme teilt die Sinfonien in bestimmte Gruppen ein, Die Nr 77 und ihre Nachbarn finden sich dort im Bereich: Musik für ein großes Publikum. Haydn komponiert gezielt darauf, einem großen Publikum zu gefallen. Der Hintergrund: Im Dienstvertrag Haydns von 1761 war ein Passus enthalten, der besagte, dass alle neuen Werke Haydn aussschliesslich als Eigentum des Fürsten zu sehen seien. Dennoch gelangten durch skrupellose Kopisten Haydns Werke bis nach Paris. Sie machten Haydn zwar berühmt - aber er konnte keinen finaniellen Nutzen daraus ziehen.

    Im neuen Dienstvertrag von 1779 verzichtete Fürst Nikolaus II auf diese Klausel. Das heisst, Haydn konnte in Hinkunft seine Werke nach Gutdünken verkaufen oder anderswie vermarkten. Und Haydn, ein gerissener Geschäftsmann wusste genau was ein "Massenpublikum" von ihm erwartetet.


    Kostprobe unter Christopher Hogwood


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Seitenthema: dieses ist einerseits deutlich mit dem Hauptthema verwandt (so dass sich der Ersthörer fragt, ob es sich um eine weitere Abspaltung handelt), andererseits im Charakter sehr verschieden: sanglich, harmonisch eingefärbt, stockend, weil von Pausen durchsetzt.

    Dieses Seitenthema (nach der Fermate) mag ich besonders; es könnte praktisch durch das 2. Thema aus dem Kopfsatz von Mozarts g-moll-Sinfonie KV 550 ersetzt werden: ich höre sogar bei Haydn in meinem inneren Ohr stets die nicht vorhandenen Oboen-, (Clarinetten-) und Fagottstimmen, die Mozart zwischen die Wiederholung des Seitenthemas integriert hat; bei Haydn „erklingt“ an der Stelle effektgeladene Leere.


    :yes:


    [Ich habe ein Notenbeispiel kreiert, kann es hier aber leider nicht einstellen; vielleicht so: https://photos.google.com/phot…xNZm2Q9bWGAc-X-WjbPJgmVzD]


    Wie gesagt, es fällt mir sogar schwer, direkte Vergleichsstücke bei Mozart zu benennen

    Das Thema des 2. Satzes klingt entfernt nach Il mio tesoro aus Don Giovanni. Zum vermeintlichen „Mozart-Sound“ tragen hier sicher vor allem die Sordini (Dämpfer) bei (das war wohl hinsichtlich der o.g. Beispiele zu 201/2 und 414/2 der Grund für die vage „Ähnlichkeit“; eine andere vermag ich nämlich nicht zu erkennen).


    Kurioser Weise lässt mich sogar der fugierte DF-Teil des Finalsatzes an entsprechende Stelle in Mozarts g-moll-Sinfonie denken.

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Ja,


    wie Alfred richtig schreibt, sie ist betörend schön. Vielleicht erinnert sie mich deshalb an Mozart ? Aber eine Mozart-Rezeption sehe ich auch nicht. Die Goodman Aufnahme ist wirklich empfehlenswert, aber gebraucht sehr teuer.

  • 77 und 80 sind m.E. die besten von den unterschätzten 76-81, sogar von 71-81.


    Eine gute, allerdings wie die meisten Aufnahmen dieses Ensembles zwar perfekt musizierte, aber etwas "neutrale" Einspielung der 77 gibt es mit dem Orpheus Chamber Orchestra.

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    (Bob Dylan)

  • Eine gute, allerdings wie die meisten Aufnahmen dieses Ensembles zwar perfekt musizierte, aber etwas "neutrale" Einspielung der 77 gibt es mit dem Orpheus Chamber Orchestra.

    Genau diese Aufnahme der Symphonie Nr. 77 hatte mich letzten Herbst begeistert. Ich hatte da eine Phase, in der ich viele Haydn-Symphonien hörte - verstärkt aus den 50er bis 70er-Reihen - und die Orpheus-Darbietung ließ mich nicht mehr los. Ich mochte diesen frischen, klaren, heiteren Zugriff der Interpreten auf dieses Werk.

    Anekdotisch dazu: Ende Oktober, Autofahrt Frankfurt - Fulda über die A66, die eine herbstliche Landschaft durchschnitt. Sowohl auf der Hin- wie der Rückfahrt hörte ich die Nr. 77 mit den Orpheusen je zweimal. Und die Kombination aus dieser Musik, dieser Interpretation, mit dem wunderbaren Blick in die Herbstlandschaft haben mir eine sehr große innere Ruhe verschafft, die mir oft etwas abgeht. Daher unvergessen, dieser Tag. Hat meine Gesamtlebenszeit bestimmt um zwei bis drei Minuten verlängert:yes:.


    Grüße

    Garaguly

  • Danke Garaguly !


    Deine Zeilen erwärmen mein Herz. Deshalb habe ich mir eben die Orpheus Chamber Orchestra Aufnahme gebraucht bestellt.


    Schönen Sonntag noch,


    Kalli

  • Ich hatte vor Jahren (lange nach Erscheinen, eher ums Haydn-Jahr 2009 rum) 5 CDs der Orpheus/Haydn-Aufnahmen gesammelt (es gab 7 oder 8); die CD mit 48+49 aber schon relativ bald wieder aussortiert, weil sie mir bei diesen Sturm&Drang Werken zu "glatt" schienen. Die beste von denen, die ich kenne, ist 22/63/80. die 44/77 fand ich neulich zwar auch ein bißchen glatt, aber sie wurde noch nicht aussortiert. ;) Bei 77 passt der Stil schon besser, und es gibt auch nicht so viele gute Optionen wie zB für 48/49.

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  • Ich hatte vor Jahren (lange nach Erscheinen, eher ums Haydn-Jahr 2009 rum) 5 CDs der Orpheus/Haydn-Aufnahmen gesammelt (es gab 7 oder 8); die CD mit 48+49 aber schon relativ bald wieder aussortiert, weil sie mir bei diesen Sturm&Drang Werken zu "glatt" schienen. Die beste von denen, die ich kenne, ist 22/63/80. die 44/77 fand ich neulich zwar auch ein bißchen glatt, aber sie wurde noch nicht aussortiert. ;) Bei 77 passt der Stil schon besser, und es gibt auch nicht so viele gute Optionen wie zB für 48/49.

    Da stimme ich dir schon zu. Bei den Sturm-und-Drang-Symphonien, besonders meinen Top-Favoriten 44/45/49 gibt es tatsächlich bessere Alternativen. Das mit der "Glätte" der Orpheus-Interpretationen sehe ich sogar auch so. Aber komischerweise hab ich bei der Nr. 77 für mich keine bessere Darbietung gefunden.


    Grüße

    Garaguly

  • Die Goodman Aufnahme ist wirklich empfehlenswert, aber gebraucht sehr teuer.

    Die bevorzuge ich auch, solange nicht Antonini in die Puschen kommt ... und dann hoffentlich die Vorschläge richtig spielt.



    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • aber schon relativ bald wieder aussortiert, weil sie mir bei diesen Sturm&Drang Werken zu "glatt" schienen.

    Na ja - diese Aufnahmen erschienen ab ca 1984. Damals wurde kein "witziger" oder "spritziger" oder gar "bissisger" Haydn geboten (ausser in usnahmefällen, sonderne eher ein großorchestraler, wuchtiger - oder aber - wie heier - kammermusikalisch, akademisch brav und gediegen.

    Hier eine Rezensien über EINE der Platten aus der Serie. Man kann zwischen den Zeilen durchleen was der Rezensent von "historischen Experimenten hält.

    Mir persönlich - ich hatte 2 oder 2 LPs - hat das Orchester nie gefallen - es erschien mir zu blutleer.


    G. Wienke in FonoForum 5/88: »...eine Platte, die dem Orpheus Chamber Orchestra zur Ehre gereicht. Allerdings verzichtet das Ensemble bewußt auf historistische Experimente und verläßt sich auf die Klangwirkung moderner Instrumente.«


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Die bevorzuge ich auch, solange nicht Antonini in die Puschen kommt ..

    Man mag ja über Antonini sagen was man will, er dirigiert ja durchaus effektvoll, aber es es eben Antonini und NICHT Haydn.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Man mag ja über Antonini sagen was man will, er dirigiert ja durchaus effektvoll, aber es es eben Antonini und NICHT Haydn.

    So wie Orpheus eben Orpheus ist, und NICHT Haydn.


    Das neue Projekt aus dem 2032er-Plan

    NO.20 __FOR ENGLISH GENTLEMEN :hello: Dr. Pingel

    wurde Anfang April vorgestellt:


    Sinfonie Es-Dur Hob. I:76

    Sinfonie B-Dur Hob. I:77

    Sinfonie c-moll Hob. I:78



    Die #77 ab Minute 35.

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  • Na ja - diese Aufnahmen erschienen ab ca 1984. Damals wurde kein "witziger" oder "spritziger" oder gar "bissisger" Haydn geboten (ausser in usnahmefällen, sonderne eher ein großorchestraler, wuchtiger - oder aber - wie heier - kammermusikalisch, akademisch brav und gediegen.

    Hier eine Rezensien über EINE der Platten aus der Serie. Man kann zwischen den Zeilen durchleen was der Rezensent von "historischen Experimenten hält.

    Mir persönlich - ich hatte 2 oder 2 LPs - hat das Orchester nie gefallen - es erschien mir zu blutleer.


    G. Wienke in FonoForum 5/88: »...eine Platte, die dem Orpheus Chamber Orchestra zur Ehre gereicht. Allerdings verzichtet das Ensemble bewußt auf historistische Experimente und verläßt sich auf die Klangwirkung moderner Instrumente.«

    Um 1984 erschienen u.a. auch die Solomons-Aufnahmen, oder etwas später dann Goodman und Hogwood oder Harnoncourts Mozart mit dem Concertgebouw. Es gab schon ein ziemlich breites Spektrum, selbst wenn historische Aufführungspraxis noch eher ein Nischendasein führte (aber Kammerorchester ohne Dirigenten ebenfalls...).


    "Blutleer" ist im Grunde eine ähnliche Charakterisierung wie "glatt" oder neutral. Anhand der Auswahl der Werke waren sicher mehr als 7 CDs mit insgesamt 16 Sinfonien (wenn ich recht sehe) über 10 Jahre geplant, aber anscheinend haben die sich auch nicht so besonders gut verkauft. Sie sind auch nie neu aufgelegt worden, bevor dann vor einigen Jahren eine Orpheus-Box erschien, aber abgesehen von zB den Mozart-Bläserkonzerten galt das für viele Aufnahmen des Ensembles. Und es sind ziemlich viele, d.h. grundsätzlich lohnte es sich wohl schon, wobei es Ende der 1980er im CD-Boom auch zahlreiche Fehleinschätzungen gab.

    Interessanterweise galt zB die "vollständige Mozart-Edition" (obwohl hauptsächlich aus schon produzierten Aufnahmen bestehend) als hochriskantes Projekt und der außerordentliche Erfolg war eine großer Überraschung. Da wurden manche übemütig und bedachten nicht, dass der Boom naturgemäß ein Ende haben würden, nachdem Leute ihre LPs ersetzt hatten und die Faszination der neuen Technik abgeklungen war.

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  • Die Goodman Aufnahme ist wirklich empfehlenswert, aber gebraucht sehr teuer.

    Lieber kalli,


    man muß nur etwas lange suchen, dann wird man meist fündig. Ich habe die Goodman-Aufnahme der Sinfonien Nr. 76-78 gestern für schlappe 5 € erstanden, "gebraucht, sehr gut".

    Nachdem ich festgestellt hatte, daß ich diese Stücke lediglich in der Nimbus-GA mit Adam Fischer und dem Österreich-Ungarischen Orchester hatte, will ich mir nun eine echte Alternative anhören. Sobald sie da ist, werde ich mich dazu äußern.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).