Lieber Forianar und willige Mitleser.
Wer kennt sie nicht, alle jene die die Klassikweisheit scheinbar quasi mit dem Löffel gegessen haben - und sich in dieser Sparte auch gerne in Pausenräumen und Foyers von Opern- und Konzerthäusern produzieren...
Solche Kapazitäten stellen oft die Leitfigur einer ganzen Gruppe dar und nehmen nicht unwesentlich Anteil an der öffentlichen Meinungsbildung.
Hiezu gibt es nun einige Tipps.
Einerseits wie man als Neuling in einer solchen Gruppe bestehen kann - andrerseits welche Maßnahmen zu treffen sind, selbst als Opinionleader einer örtlichen Community akzeptiert zu werden.
Beginnen wir beim (relativ ahnungslosen ) Neuling.
Es wäre vermessen schon jetzt zum Gruppenführer mutieren zu wollen (wobei es Ausnahmen gibt) weil hierzu gehören schon ein paar Jahre Erfahrung, zumindest im Umgang mit Menschen - wenn schon nicht mit Musik.
Daher wird man (unauffällig) die Nähe des Opinion Leaders suchen und diesem (und der Gruppe) unauffällig zu vermitteln, man wäre (in groben Zügen) seiner Meinung.
Dies erreicht man nicht etwa durch plumpe Anbiederung oder Sätze wie "Das ist auch meine Meinung" - weil hierbei die Gefahr bestünde, daß man gefragt würde WESHALB man auch die Meinung von Herrn XY vertrete. Sowas kann peinlich enden, und daher empfehle ich die stille Methode, die aus folgenden Modulen besteht, die natürlich nicht alle immer angewendet werden müssen. Weniger ist hier oft mehr:
Täuschen sie vor, sie würden DENKEN - das macht sich gut und kaum jemand wird Sie mit Fragen unterbrechen wollen...
Lächeln sie hintergründig - Auch hier wird eine geistige Tiefe vorgetäuscht, die nicht vorhanden ist.
Nicken sie wissend, geheimnisvoll - aber lassen sie sich auf keine Diskussionen ein - man könnte sonst erkennen wie es mit ihren Kentnissen zum Thema WIRKLICH steht. Dieses Nicken muß natürlich synchron zu den Worten des Opinion-Leaders erfolgen, quasi als Bekräftigung. Dieses Nicken sollte so erfolgen, daß es von der Gruppe nur unterbewusst wahrgenommen wird.
Fragt man sie etwas konkretes, so sagen sie, sie hätten sich erst einen ersten Eindruck verschafft - hätten jedoch noch kein endgültiges Urteil gefällt.......
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Nun widmen wir uns der "Meisterklasse"
Ein idealer Ort, sich selbst zu produzieren ist nun mal der Pausenraum.
Blicken sie eher gelangweilt, eventuell auch leicht leidend oder säuerlich.
Auf Anfrage teilen sie lediglich mit, daß die guten alten Zeiten leider schon vorbei seien, mit Wehmut erinnern sie sich an ein Konzert, das sie vor 30 jahren in Moskau (jede entfernte Stadt ist hier geeignet) mit yxz gehört haben. XYZ ist hier durch den Namen eines Interpreten der Vergangenheit zu ersetzen-vorzugsweise dem eines bereits verstorbenen Künstlers. Tote Interpreten sind ja der Idealfall eines jeden Kritkers, vorzugsweise wenn nur wenige Tonaufnahmen von ihnen existieren....
Bei lebenden jungen _Künstlern (alles unter 60 ist "jung")sind hingegen strenge Maßstäbe angebracht
Hier kann man durchaus variieren.
Sind Sie selbst noch in der Blüte Ihrer Jahre, dann können Sie schonungslos die Interpretationen zerpflücken und vernichten.
Lassen Sie kein gutes Haar daran - das lieben die Leuite und man zollt ihnen Respekt.
Sollten Sie auch schon ein wenig reifer sein, dann ist diese Taktik nicht zielführend: Man wird Ihnen öffentlich oder aber (eher !!) im Geheimen, den Vorwurf machen, sie würden die Jugend beneiden - und DESHALB negativ beurteilen.
Daher empfielt es sich in diesem Falle, eine subtilere Methode anzuwenden, nämlich milde lächelnd stets zu betonen, wie froh, man sei, daß es doch immer wieder Nachwuchs in Sachen klassischer Musik gäbe - WENN auch nicht mehr ganz so überragend wie dereinst...
Es ist natürlich klar, daß sie als Opinion Leader gelegentlich auch BEGEISTERT sein sollten - also sind sie es bitte !!!
Suchen Sie sich ein mittelmäßiges Talent aus und bezeichnen Sie es als Genie - und das möglichst provokativ.
Die Reaktionen darauf werden ihnen zeigen, wie weit die Gruppe gewillt ist, ihnen zu folgen - ihre Autorität anzuerkennen....
Der Autor hat das Glück diesen Parnass schon erklommen zu haben, kleine Hinzufügungen zum einstigen Originaltext zeigen nur die Autorität, welche ihm schon zugestanden wird:
ZitatInteressant, das mit dem Krieg habe ich nicht gewusst. Aber Schimpansen führen Kriege, auch in freier Wildbahn. Und sie können Klavierspielen! Der Tiergarten Schönbrunn hat einen Schimpansen, der gibt Konzerte! Das erste heuer im April. Habe das in einem Klassik-Forum gefunden und der Betreiber dieses Klassik-Forums war begeistert über die Sensibilität und Interpretationskunst dieses Affen. Er bekam den Künstlername "Chopin", spielt aber nur Beethoven, denn Chopin mag er nicht. Angeblich tritt er nun öfters im Musikverein auf.
(zitiert aus dem Freidenkerforum http://forum.freidenkerin.at/forum/thread.php?postid=3608)
Ich hoffe deser kleine Exkurs hat Ihr Interesse geweckt -
und ist gebenenfalls der erste Schritt auf dem Weg zu einem zu einem veritablen "Klassikkenner"
Diese Menschen werden mehr benötigt als neue Interpreten, daher diese Anleitung.
Andere Mitglieder des Forums sind explizit aufgerufen, die Tipps des Verfassers nach Gutdünken zu erweitern und zu verbessern...
Neue Amateurkritikergrößen braucht das Land - äh Europa....
mfg aus Wien
Alfred