CHESS am Aalto

    Am Aalto Theater läuft seit ein paar Wochen das Musical Chess:


    Besetzung :
    (Zweitbesetzung in alphabethischer Reihenfolge)


    Musikalische Leitung Heribert Feckler
    Inszenierung und Choreographie Paul Kribbe/James de Groot
    Bühne Dirk Becker
    Kostüme Martina Feldmann


    Florence Ann-Christin Elverum
    Femke Soetenga
    Svetlana Claudia Hauf
    Reporterin Marie-Helen Joël
    Frederick Kai Hüsgen
    Henrik Wager
    Anatoly Serkan Kaya
    Kristian Vetter
    Arbiter Romeo Salazar
    Molokov Michael Haag
    Walther Günter Kiefer
    Tänzerin Raquel Lopez


    Wie ich finde, eine ganz reizvolle gelungene Inszenierung dieses ansonsten eher unterdurchschnittlichen Werkes! Hat es jemand gesehen und gibt es Meinungen dazu? Würde mich sehr interessieren!
    LG Azucena

    Hallo Azucena,


    ich habe CHESS noch nie auf der Bühne gesehen und kenne es nur von Aufnahmen, finde dieses Musical aber alles andere als unterdurchschnittlich. Das ist für mich eher MAMMA MIA. Man muss es allerdings sehr gut präsentieren, denn es hat fraglos dramaturgische Schwächen.


    Für mich sind Andersson/Ulvaeus sogar die mit Abstand meistversprechenden Musicalkomponisten, die aus der Pop-Ecke kommen.


    Ich werde mal die Gelegenheit nutzen und einen Musicalführer zu dem Werk einstellen, den ich vor einiger Zeit für einen anderen Zweck geschrieben habe, der aber gut hierher passt.


    Der erklärt besser, als ich das jetzt könnte, warum ich das Musical schätze und schon überlange auf eine außerschwedische Premiere des Opernmusicals KRISTINA FRAN DUVEMALA von den beiden warte, denn das wenige, was ich mal von der schwedischen Aufnahme gehört habe, bevor sie vom Markt verschwand, fand ich enorm vielversprechend.


    :hello: Jacques Rideamus

    danke für deine Stellungnahme...ich werde mich morgen nachdem was du gesagt hast nochmals genau darauf konzentrieren! Wir haben letztens Jesus Christ Superstar gemacht und ich fand das auch schon nicht so besonders...dachte aber dann, neben Chess sei das ja musikalisch noch eine Offenbarung gewesen! Ich finde die Musik von Chess halt schrecklich seicht! Aber wie gesagt ich werde morgen nochmals mit anderen Ohren hinhören!Und Dir biete ich an, Dir einmal eine Karte zu besorgen, falls du es dir mal ansehen möchtest! Wenn du interessiert bist können wir das ja via PN regeln!
    Ich würde so gerne einmal einen Gilbert&Sullivan machen, das finde ich sehr abwechslungsreiche nette Musicals-sind das eigentlich Musicals?
    LG Azucena

    Liebe Azucena,


    sorry für die späte Antwort auf Deine Frage, die ich wohl übersehen hatte.


    Die Operetten von Gilbert & Sullivan (sie selbst betrachteten sie als komische Opern) sind keinesfalls Musicals, und nicht von ungefähr nannte Bernstein seinen CANDIDE, der diesen Werken von allen wohl am nächsten kommt, eine Operette. Zwischen Sullivan und Andersson, geschweige denn Lloyd Webber, den ich wirklich seicht finde, liegen in der Tat Welten.


    Das ist aber nicht nur eine Qualitätfrage - obwohl ich Sullivan natürlich auch vorziehe, denn der war einer der ganz Großen des Metiers und hatte einen der witzigsten Librettisten, die jemals lebten - als eine Stilfrage. Wenn Du mehr über die Geschichte des Musicals und die Unterschiede zur Operette wissen möchtest, schau mal hier nach: Die verkannte Kunstform - DAS MUSICAL


    Da werden auch eine ganze Reihe vorzüglicher Musicals genannt.


    Dein Angebot, CHESS in Essen zu sehen, würde ich liebend gerne annehmen, aber leider sieht es nicht so aus, als würde mich in absehbarer Zeit etwas in diese Ecke Deutschlands bringen. Wie lange wird das denn noch gegeben?


    :hello: Jacques Rideamus

    Lieber Jacques Rideamus,
    Danke für die interessanten Ausführungen! Ich habe bei Chess heute nochmal genau hingehört! Sei mir nicht böse, ich kann mich mit dieser Musik einfach nicht anfreunden! Um so mehr hat mich gefreut, dass du auch Gilbert&Sullivan so zu mögen scheintst! Deinen Link werde ich demnächst besuchen und ausführlich lesen!Danke! Chess wird bei uns sicherlich noch mehrere Spielzeiten laufen denn es beschert uns stets ein ausverkauftes Haus ;) ! Und du kannst gerne jederzeit auf mein Angebot zurückkommen!
    LG Azucena

    Liebe Azucena,


    warum sollte ich Dir böse sein? Du bist es mir ja sicher auch nicht, weil ich die Musik trotzdem mag. :D


    Zu Gilbert & Sullivans PIRATES OF PENZANCE habe ich übrigens gerade in meinen Rätsellösungen einen längeren Beitrag geschrieben, in dem ich auch auf zahlreiche Ausschnitte bei YouTube hinwies, die Dir vielleicht gefallen:Banditenstreiche - Das diebische Rätsel zu kriminellen Vereinigungen im Musiktheater


    Emotione war davon jedenfalls so begeistert, dass sie gleich die DVD orderte. :yes:


    :hello: Jacques Rideamus

    Ich hatte von Chess eine LP, Betonung liegt auf " hatte". Heute Abend habe ich nochmals alle auf Youtube verfügbaren Titel gehört. Seicht finde ich das Musical keinesfalls, im Gegenteil glaube ich, dass es gerade auch für den Chor ziemlich anspruchsvolle Momente hat. Andersson/Ulvaeus sind m.E. mehr als nur ABBA, wenngleich auch diese Konstellation nicht an WATERLOO gemessen werden sollte.


    :hello:


    Emotione

    Ich habe diesen Thread nochmals aufgewärmt, da ich mir erst vor kurzem das sog. Konzeptalbum angehört habe, welches noch vor der szenischen Uraufführung in London erstellt worden ist . Ich war in jüngeren Jahren einmal Abba-Fan, habe mich aber lange nicht an dieses Musical herangetraut- vielleicht, um nicht enttäuscht zu werden. Vor Jahren habe ich von einem (guten) Laien-Chor einmal einen Querschnitt live gehört und war eigentlich angetan, einige Ausschnitte auf YouTube haben mich aber dann eher wieder verschreckt (vielleicht bin ich an die falschen Titel bzw. Interpretationen geraten).


    Erst jetzt habe ich mir einen Ruck gegeben und das ganze Konzeptalbum angehört, und ich muss sagen, im Ganzen finde ich die Musik grandios und ganz und gar nicht seicht. Viele Titel hören sich wie die besten Abba-Songs an, manche steigern sich im Niveau auch noch darüber hinaus. Unabhängig vom eingesetzten Symphonie-Orchester gibt es auch moderne Anlehnungen an die Klassik; ich denke da beispielsweise an die polyphone Gesangstechnik im "Quartett".


    Da das sog. Konzeptalbum im Studio produziert worden ist frage ich mich, ob man eine solche Qualität auch auf der Bühne realisieren kann. Wie ich gelesen habe, gibt es zwei verschiedene Original-Instrumentationen, eine reduzierte Fassung für 13 Musiker und eine mit Symphonieorchester und (Big)Band. Eine Umsetzung des Klangbildes mit 13 Musikern kann ich mir nicht besonders effektvoll vorstellen und ob eine Bigband die im Konzeptalbum eingesetzten elektronischen Instrumente ersetzen kann, scheint mir auch fraglich zu sein. Einige entsprechende YouTube-Beispiele konnten mich da auch nicht überzeugen.


    Zum Schluss noch ein Zitat einer Kritik über die Grazer Aufführung 2016/2017:


    Zitat

    „Am Pult steht der junge Dirigent Tom Bitterlich, der das Grazer Philharmonische Orchester mit Enthusiasmus und großer Sicherheit durch die abwechslungsreiche Partitur führt, die von klassischen Elementen über typische Musical-Motive bis hin zu Rocksongs reicht.“

    :thumbup:Uwe