Zu Unrecht vergessen? Der Komponist Louis Aimé Maillart

  • Dieser Thread hat eine Vorgeschichte, die vor fast einem Jahr begann. Deswegen sammle ich hier mal alle bisherigen Postings zu diesem, mir trotz einiger Sympathie für die französische Opéra comique bislang immer noch unbekannten Komponisten, dem dieser Opernführer nunmehr zu einer eigenen und hoffentlich noch ausbaufähigen Würdigung verholfen hat: MAILLART, Aimé Louis: DAS GLÖCKCHEN DES EREMITEN


    Die älteren Beiträge sind vom Nikolaustag letzten Jahres und stammen aus diesem Thread, in dem ich die Originale um des Zusammenhangs willen belassen habe: Im Schatten der Italiener ? - Die französische Oper J. R. II



    Zitat

    Original von Theophilus




    Zitat


    Original von Harald Kral
    Danke, Theophilus für den Tipp mit der Plattenaufnahme! Trotz des immer noch billigen Dollars werde ich sie mir allerdings nicht bestellen (drittklassige Sängerbesetzung).
    Ein Wort auf dem Plattencover hat mich jedoch weitergebracht: "Operette". Mit diesem Stichwort - ich hatte immer nach Oper oder "komischer Oper" gesucht, bin ich auf diversen französischen Internetseiten fündig geworden. So fand ich z.B. einen Plattenaufnahme (Querschnitt) von 1961 der Fa. Decca-France.
    Ausserdem eine Aufführung des Werkes im Theater der Stadt Montpellier (der Geburtsstadt des Komponisten) im Jahre 1987 zum 170 Geburtstag.


    [quote]
    Original von Jacques Rideamus, heute


    Da ich die Oper selbst noch nicht kenne, ein eigener Thread also nicht von mir kommen kann, stelle ich mal die anscheinend einzig verfügbare Aufnahme (vorläufig?) hier ein:



    Bei dieser Aufnahme handelt es sich wahrscheinlich um die schon vor knapp einem Jahr von Harald erwähnte.


    Beim französischen Amazonas gibt es auch noch diese hier, die wohl identisch mit der ist, die im deutschen Marketplace immerhin schon ab € 9,96 angeboten wird, und deren Cover hier schon mehrfach gezeigt wurde. Leider führt das Amazonas-Cover nur auf die deutsche Seite mit den Marketplace-Angeboten. Das URL der französischen Seite mit Hörproben ist hier:
    http://www.amazon.fr/Op%C3%A9r…sic&qid=1226256612&sr=8-1


    :hello: Jacques Rideamus

  • Den Maillart haben wir schon hier abgehandelt.


    Das ist die Oper auf französisch:



    Vielleicht könnte man daraus ja einen eigenen Thread machen?
    (ich wiederhole mich ungern)


    LG


    :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    nu haste ihn, und habe ich hoffentlich meine Gedächtnisschwäche hinreichend gebüßt.


    Bleibt nur noch zu hoffen, dass er genügend Interesse findet, denn Wikipedia weiß auch nicht sehr viel von ihm. Das Netz kann sich anscheinend noch nicht einmal darauf verständigen, ob der Mann Louis-Aimé oder Aimé Louis hieß.


    Weißt Du denn noch etwas mehr von seinen anderen Opern? Gibt es eventuell sogar Aufnahmen? Ich habe nämlich gar nichts sonst gefunden.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Eigentlich versuchte Maillard sein Publikum mit patriotischen Kantaten zu erreichen - aber seine Opwern waren erfolgreicher.
    Nach kurzem Hineinhören (in die deutsch Fassung) war ich sofort an Auber und Umfeld erinnert. Ich pflichte auch bei, daß die gehörten Teile nicht ganz so zündend waren, wie das was ich von Auber kenne..
    Indes: dennoch ein interessanter Komponist, die Opern dürften in französisch sicher beeindruckender sein, als in deutscher Übersetzung.


    Die weiteren Opern Maillarts:


    Gastibelza ou le fou de Tolede (UA 1847)
    Le moulin de Tilleuls (UA 1849)
    La croix de Marie (UA 1852)
    Les Pecheurs de Catane (UA 1860)
    Lara (UA 1864)


    Inhaltsangaben dieser 5 Werke finden sich in keinem meiner Opernführer
    Die Inhaltsangabe von "Das Glöckchen des Eremiten" findet sich jedoch sowohl in meinem Opernführer aus den Siebziger Jahren, als auch in Leo Melitz "Führer durch die Opern" (1912 ?)....
    Harenberg Opernführer ist natürlich Fehlanzeige......


    Ob Maillart "zu Unrecht" vergessen wurde, das will ich nicht beurteilen.
    Jedenfalls steht fest, daß der Stil, den Mailart vertritt, dertzeit völlig aus der Mode ist, man hört ja auch sehr wenig Auber.....etc


    mfg


    aus Wien



    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In meinem Opernführer ist der Komponist wenigstens mit ein paar Zeilen vertreten:



    Zitat

    Maillart, Aimé (d.i. Louis Maillart), frz. Komponist, * 24.3.1817 Montpellier, † 26.5.1871 Moulins-sur- Allier. Studierte ab 1833 in Paris u.a. bei Halévy, gewann 1841 den Rom-Preis der Akademie und 1847 kam seine erste Oper an der Opéra National (dem späteren Théâtre Lyrique) heraus (Gastibelza ou Le fou de Tolède). Dort folgte 1856 sein größter Erfolg, die v.a. in Deutschland beliebte Oper Les dragons de Villars (Das Glöckchen des Eremiten); schrieb außerdem 4 weitere Opern.
    [Maillart, Aimé. Reclams Opernlexikon, S. 3358 (c) 2001 Philipp Reclam jun.]


    Was seine - nur noch bei uns älteren - nicht vergessene Oper "Das Glöckchen des Eremiten" betrifft, so sei hier in erster Linie unserem Uwe aus Krefeld ein herzliches Dankeschön gesagt für die Mühe, eine so schöne Inhaltsangabe für der Tamino-Opernführer geschrieben zu haben!
    Das Bauernmädchen Rose, die Ärmste im Dorf, ist für mich ein frühes Beispiel cleverer, emanzipierter und vorausdenkender Frauengestalten!
    Was die Oper an sich angeht: Die Ouvertüre, ein melodienseliges Potpourri, ist ein Evergreen der Kurkapellen (soweit es die noch gibt) und der Vierhändigspieler. Der Rest ist - die beiden weiter oben erwähnten Arien einmal ausgenommen - vergessen. Ihre Funktion als später Nachzügler (1856) der Opera comique in einer Zeit, als in Paris bereits die neuen Operetten Offenbachs ihren Siegeszug begannen, kann nur noch historisch interessieren.
    Würden jedoch die beiden Hauptrollen - Sylvain und Rose - gut besetzt sein, könnte ich mir vorstellen, dass diese harmlose kleine Oper auch heute noch dem Theaterpublikum Vergnügen bereiten könnte!


    Die weiteren Maillart-Opern sind mir jedoch auch völlig unbekannt, ich habe auch keine Informationen über vorhandene Tonträger.
    Die oben gezeigte Walhall-Aufnahme scheint mit meiner alten Rundfunkaufnahme, die sich schon über 20 Jahre in meiner Sammlung befindet, identisch zu sein - wie die Plattenfirma da drangekommen ist, weiß ich allerdings nicht.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    In meinem Opernführer ist der Komponist wenigstens mit ein paar Zeilen
    Was die Oper an sich angeht: Die Ouvertüre, ein melodienseliges Potpourri, ist ein Evergreen der Kurkapellen (soweit es die noch gibt) und der Vierhändigspieler. Der Rest ist - die beiden weiter oben erwähnten Arien einmal ausgenommen - vergessenn. Ihre Funktion als später Nachzügler (1856) der Opera comique in einer Zeit, als in Paris bereits die neuen Operetten Offenbachs ihren Siegeszug begannen, kann nur noch historisch interessieren.
    Würden jedoch die beiden Hauptrollen - Sylvani und Rose - gut besetzt sein, könnte ich mir vorstellen, dass diese harmlose kleine Oper auch heute noch dem Theaterpublikum Vergnügen bereiten könnte!


    :hello:


    Es dürfte überraschen, daß ausgerechnet Knappertsbusch ein großer Liebhaber des Stücks war und es 1938 oder 1937 (müßte ich nachlesen) in einer Neuinszenierung an der Wiener Statsoper herausbrachte...

  • Knappertsbusch hat ja auch gar nicht unrecht gehabt. Das ist sehr hübsche eingängige Musik, elegant und reizvoll. Auber scheint auch mir der nächste Verwandte.
    Nun die große Frage: Zu Unrecht vergessen?
    Ja und nein.
    Zurecht vergessen, wenn man die strengen Maßstäbe anlegt. Maillart war kein Berlioz, er war kein Gounod, er war kein Bizet.
    Zu Unrecht vergessen, wenn man bedenkt, welche zweit- und drittklassigen Opern über die Bühnen gejagt werden, nur, weil sie von bekannten Komponisten wie Bellini, Donizetti, Verdi, Puccini oder Strauss stammen. Daher: Ehe ich mich nochmals der Tortur der "Lombardi" aussetzen muß oder der "Puritani", wären mir Werke wie das "Glöckchen" oder "Lakmé" oder auch die wunderbaren "Perlenfischer" allerherzlichst willkommen.
    :hello:

    ...

  • Weder die Lombardi noch die Puritani werden über die Bühne gejagt, sondern sind eher seltene Bühnenpflanzen (letztere überhaupt nur durch die Anstrengungen von Edita Gruberova [und dem damit zusammenhängenden stärkeren Interesse für Bellini generell] in letzter Zeit etwas präsenter). Das heißt natürlich nicht, dass man den von dir genannten Werken nicht auch ihre Chance geben sollte (wobei es natürlich ganz toll wäre, könntest du für Lakmé und Perlenfischer auch gleich die dafür benötigten Sänger beistellen; das wäre ein echter Grund für Operndirektoren, diese Werke öfter aufzuführen).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Theophilus,
    ich habe die "Puritani" durchlitten, ich habe die "Lombardi" durchlitten und einige Opern mehr dieses Genres, die für mich alle so verzichtbar sind wie ein Kropf, weil sich die Komponisten damit begnügen, eine Tralala-Melodie mit einem Hum-tata zu begleiten und alles völlig austauschbar ist. Dagegen sind "Glöckchen", "Lakmé" und "Perlenfischer" wahre Wunderwerke an intelligenter und keineswegs schablonenhafter Harmonik, feiner Orchesterbehandlung und geschmackvoller Melodik. Ich verrate Dir sicher nichts Neues, wenn ich auch Boieldieu ins Spiel bringe und meine, man sollte eventuell auch den "Zampa" von Monsieur Hérold einmal eine Chance geben.
    Was sind die Probleme? - Ganz klar: Die Tenorrollen. Weil die Franzosen so wahnsinnig hoch schreiben, daß man dafür fast eine Altstimme benötigen würde, ein Counter aber einfach fehlbesetzt wäre. Und diese Sänger gibt es nicht? Doch, es gibt sie. Man muß sie nur suchen, und zwar in den Besetzungen diverser französischer Barockopern. Dort werden diese Stimmlagen mit solcher Brillanz wiedergegeben, daß man nicht einmal dem unvergessenen Michel Sénéchal nachtrauern muß. Wenn die Herren Operndirektoren eine Spur wagemutiger wären, dann könnten diese Werke Bombenerfolge werden. Oder hat jemand an Halévys "Juive" geglaubt, ehe Holender gezeigt hat, daß dieses Werk spielbar ist - und wie gut obendrein!
    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Lieber Theophilus,
    ich habe die "Puritani" durchlitten, ich habe die "Lombardi" durchlitten und einige Opern mehr dieses Genres, die für mich alle so verzichtbar sind wie ein Kropf, weil sich die Komponisten damit begnügen, eine Tralala-Melodie mit einem Hum-tata zu begleiten und alles völlig austauschbar ist.
    :hello:


    Hallo Edwin,


    schade, daß Du diese Opern "durchlitten" hast. Das bezeugt aber die Qualität der Opern. "Tralala-Melodie mit einem Hum-tata" ist das Wenige was Du wahrgenommen hast?; besonders bei den "Puritani". Schade.


    Bis dann. ;)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Maillart, Aimé (d.i. Louis Maillart), französischer Komponist, * 24.3.1817 Montpellier, † 26.5.1871 Moulins-sur- Allier.

    Maillart studierte ab 1833 in Paris u.a. bei Halévy, gewann 1841 den Rom-Preis der Akademie. Im Jahre 1847 kam seine erste Oper an der Opéra National (dem späteren Théâtre Lyrique) heraus (Gastibelza ou Le fou de Tolède).
    Dort folgte 1856 sein größter Erfolg, die v.a. in Deutschland beliebte Oper Les dragons de Villars (Das Glöckchen des Eremiten); er schrieb außerdem 4 weitere Opern, die heute wohl vergessen sind.



    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo, Harald!


    Leider kenne ich auch nur die Arie des Sylvain "O schweige still" daraus. Aber ich habe mir die Gesamtaufnahme von WALLHALL mit Franz Fehringer vorgemerkt.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Wolfgang,


    neben dem Schlager "O schweige still..." kennt man auch noch die Ouvertüre. Die wird oft in Wunschkonzerten gespielt und ist auf vielen Sammelplatten zu hören.


    Die deutsche Gesamtaufnahme der Oper mit Franz Fehringer ist übrigens stark gekürzt. Der oben genannte Schlager ist, soweit ich mich erinnere, nicht darin zu hören.....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo, Harald!


    Gut, daß ich das weiß. Aber warum man diese Arie wegläßt, kann ich nicht verstehen. So schwer ist die auch nicht zu singen, die kriege ich in der Badewanne auch noch hin. Und Franz Fehringer erst recht.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • In meinem Archiv befindet sich noch eine französische Gesamtaufnahme der Oper. Die stammt aus dem Jahr 1957 und ist eine VARA-Produktion aus Hilversum/NL. Mit Albert Wolff hatte man den denkbar besten Dirigenten für dieses Fach gewonnen. Diese nie offiziell erschienene Einspielung ist die beste Aufnahme der Oper überhaupt - klanglich zehnmal besser als die weiter oben gezeigte französische Aufnahme. Hier die Daten:


    Les Dragons de Villars
    von A. Maillart


    Rose Friquet: Elly Ameling
    Georgette: Sophie van Santen
    Sylvain: Reiner Schweppe
    Thibaut: Jan Derksen
    Bellamy: Hans Wilbrink
    Un Pasteur: Hans Wilbrink


    Omroep Koor
    Omroep Orkest
    Dir. Albert Wolff


    Hilversum / VARA Studio's 01.12.1957 NL


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Aber warum man diese Arie wegläßt, kann ich nicht verstehen.


    Lieber Wolfgang,


    ich habe mir die CDs nochmal durchgehört. Da sind mehrere Lücken. Die Plattenfirma schreibt dazu, dass die fehlenden Stücke (u.a. das Lied des Sylvain und der Beginn des 3. Akts) darauf zurückzuführen sind, dass die Original-Bänder von 1948 verloren gegangen sind bzw teilweise gelöscht wurden.


    Damit werden wir uns wohl abfinden müssen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)