Ich bitte euch um Hilfe!
Ich suche nach Interpreten von Bach, die mich vom Stuhl reißen. Und finde so gut wie nie etwas.
Entweder mehr oder minder mechanisch herunter geleiert oder wie gerade eben gehört fast schon dissharmonisch klingend. Wo ist der gute Bach?
Mir ist klar, das Bach als Organist ein Genie war, an den seitdem vermutlich seitdem nie wieder jemand auch nur annähernd herangekommen ist. Mir ist klar, dass Bach an seine groß angelegten Kompositionen mit seiner ganzen Hingabe, Liebe und Technik ging. Mag sein, das die eine oder andere Kantate, die er im Zuge der Leipziger Zyklen aufführen musste, nicht gerade ein Meisterwerk ist.
Doch was ich von den bekannteren Bach Interpreten meistens höre, ist schlichtweg langweilig. Nichts, was mich vom Stuhl reißen würde. Doch genau danach suche ich.
Beispielsweise habe ich gerade probehalber in eine neuere Aufnahme von Helmut Rilling mit der Gächinger Kantorei rein gehört und es überkam mich die große Langeweile. Gerade höre ich in die h-moll Messe von Hengelbrock rein. Sie reisst mich zwar nicht vom Stuhl, doch es ist die Feinheit der Interpretation, die mich aufhorchen lässt. Zugleich kommt sie mir jedoch zu gekünstelt vor. Auch einige Aufnahmen von Herreweghe lassen mich aufhorchen. Es kann doch nicht sein, dass es keinen einzigen Interpreten gibt, der Bach überzeugend spielt.
Mit gut meine ich nicht die Technik. Mit gut meine ich auch nicht die Instrumentierung. Mir ist es völlig egal, ob etwas auf Original Instrumenten oder auf modernen Instrumenten gespielt wird. Es muss mich einfach vom Stuhl reißen. Es muss mehr rüber kommen als Töne. Es muss Atmosphäre rüber kommen.
Liebe oder Harmonie, aufrichtiger Glaube oder auch Zweifel, irgendwas halt. Oder schlichtweg die totale Freude an der Musik, die Freude und der Jubel zum Preise Gottes.
Ich werde nie eine Aufführung des Weihnachtsoratoriums mit dem Tölzer Knabenchor vergessen, die ich mit organisiert hatte in der Münchner Markus Kirche. Trotz des eher drittklassigen Orchesters traten mir die Freudentränen in die Augen. Da schwang soviel Freude mit, da kam ein solcher Glaube rüber, es war unbeschreiblich. Direkt danach war ich in der Musikhochschule eingeladen, um das Weihnachtsoratoriums in einer Aufführung von Arnold Mehl mit einem Augsburger Profichor zu hören. Das Orchester war um Klassen besser, die jungen Solisten zum Teil ganz ausgezeichnet, doch insbesondere die Chor Passagen wirkten leer. Da kam einfach nichts rüber. Es war lediglich gut ein trainiert, technisch perfekt aber ohne jede innere Bewegung. Mechanisch eben.
Letzte Woche war ich zum ersten Mal in Rom und nach einer Besichtigung des vatikanischen Museums mit der sixtinischen Kapelle, die mich zum Staunen brachte und einige Betrachter mit offenem Mund stehen ließ, ein Foto vom großen staunen habe ich auf http://www.podere-carbone.de/Rom.html veröffentlicht (wenn Ihr Euch das vierte Foto von oben anseht, begreift Ihr vielleicht, wonach ich suche), war ich auf dem Petersplatz und anschließend im Petersdom. Der Platz und der Dom strahlen einen Frieden und eine Herzlichkeit aus, die ich gerade an diesem Platz für nicht möglich gehalten hätte. Erinnerte ich mich doch nur zu gut an die Renaissancepäpste und die Machenschaften, mit denen man den Bau des Petersdom finanziert hatte. Umso überraschter war ich von der Atmosphäre dieses Platzes und erst recht im Inneren des Petersdoms. Am Liebsten wäre ich dort geblieben.
Es gibt auch Musik, gerade die Musik von Bach, die davon etwas mittragen. Aber es gibt nur sehr wenige Musiker, die Musik mit Ihrem Herzen verstehen und interpretieren. Deshalb meine Bitte an euch, gebt mir ein paar Tipps für Musiker, die Musik mit dem Herzen spielen.