Salut,
für meinen heutigen 400. Thread habe ich mir etwas „besonderes“ ausgesucht:
wurde 1766 [das genaue Geburtsdatum ist unbekannt] in Schwanenstadt geboren. Süßmayr [bis 1795 auch Sießmayr oder italianisiert Dolcevillico genannt] erhielt ersten musischen Unterricht in Gesang, Violine und Orgel bei seinem Vater Franz Karl Sießmayr, welcher Mesner, Chorregent und Schulleiter war.
Süßmayr kam im Jahre 1779 nach Kremsmünster und besuchte dort als Angehöriger des Konvikts bis 1784 das Stiftsgymnasium, dann bis 1787 die ebenfalls dort befindliche Ritterakademie, wo er Unterricht in Philosophie und Jura erhielt. Er wirkte bei Musikaufführungen in Kirche, Kammer und Theater als Altist und Organist mit, ab 1781 im Fache Tenor und Violine oder Orgel. Die musikinteressierten Patres [u.a. Beda Plank, Placidus Fixlmilner] förderten den jungen Musikus, in Musiktheorie wurde er von Maximilian Piessinger und G. von Paterwiz unterwiesen.
Seit 1785 tritt Süßmayr als bemerkenswerter Komponist in Erscheinung. Seit 1788 befindet sich Süßmayr in Wien, wo er sich zunächst als Privatlehrer und mit Gelegenheitsdiensten durchschlug. Erich Duda schreibt: Im gleichen Jahr hat er bereits Mozart kennen gelernt, denn in einem Brief erwähnt er, dass seine Operette "Der rauschige Hans", die er mit 6. März 1788 datiert hat, "unter der Leitung des seeligen, unsterblichen Mozart" entstanden ist.
Vielleicht bereits 1790 – mit Sicherheit aber 1791 – wird Süßmayr Adlatus [Kopist und gelegentlicher Mitarbeiter] von Wolfgang Amadé Mozart. Es ist bekannt, dass Süßmayr die [heute bekannten] Rezitative der Oper La Clemenza di Tito verfasst und Teile des Requiem ergänzt bzw. vollendet hat. Süßmayrs Notenschrift ist der Mozartischen extrem ähnlich, was der Musikwissenschaft bis heute „Freude“ bereitet.
[„Mozart erläutert Süßmayr die Vollendung des Requiems“ - Erich Duda schrieb an mich: Es handelt sich um eine Lithographie, die im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufbewahrt wird, aber auch in vielen Drucken existiert. Das Original wurde von Friedrich Leybold (nach Franz Schamms) angefertigt und im Jahr 1857 vom Österreichischen Kunstverein angekauft. Da es lange nach dem Tod Suessmayrs entstanden ist, kann man davon ausgehen, dass es nicht dessen tatsächliches Aussehen zu Lebzeiten wiedergibt. Anlass für dieses Bild ist wohl der Bericht Sophie Webers [der Schwester Constanzes: …da war der Sissmaier bey M: am Bette dan Lag auf der Deke das Bekannte Requiem und M: Explicirte jhm wie seine Meinung seie dass er es Nach seinem Todte Vollenden sollte.]
Nach Mozarts Tod nahm Süßmayr Unterricht bei Antonio Salieri, mit dem er bereits zu Mozarts Lebzeiten Kontakt pflegte. 1792 feiert Süßmayr in Wien und Prag große Bühnenerfolge und wird am 9. Juli 1794 Kapellmeister der deutschen Oper im k.k. Nationaltheater zu Wien. Süßmayr pflegte Freundschaften zu Anton Stadler [Clarinettist und Clarinettenbauer, dem u.a. auch ein Clarinettenkonzert in D-Dur komponierte], Michael Haydn [dem etwas weniger berühmten Bruder Joseph Haydns], dem Komponisten Pavel Vranicky [auch Paul Wranitzky], Ignaz Schuppanzigh. Im Jahre 1801 fand eine Begegnung mit Ludwig van Beethoven statt.
[Autographes Titelblatt der Oper Der Spiegel von Arkadien, uraufgeführt am 14. November 1794 im Theater auf der Wieden, Libretto: Emanuel Schikaneder.]
Süßmayrs Œvre umfasst nach dem SmWV nach Erich Duda rund 820 Werke, darunter viele Opern bzw. Singspiele, z.B. Moses oder der Auszug aus Ägypten, Die Drillinge, Der Bürgermeister, Piramo e Tisbe, Meister Schnaps, Idris und Zenide, Die edle Rache, Die Freiwilligen, Der Wildfang, Liebe macht kurzen Prozeß, Die drei Sultaninnen oder: Soliman II, Gülnare, oder: Die Persische Sklavin, Phasma, L’imbarazzo degli amanti, Einlagen zu in Wien aufgeführten Opern anderer Meister, Kantaten, Sinfonien, Kammermusik aller Art und Formation, Missa solemnis in D, 2 Messen in C, 2 Messen in B, 1 Te Deum, 6 Offertorien, Gradualen, Vespern, Lieder, 1 Klavierkonzert, 1 Klarinettenkonzert, Ballette, Divertimenti, Märsche, Tänze, Cassationen, …
Zu Süßmayrs Klarinettenkonzert schreibt Erich Duda in den acta mozartiana Juli 1998 Heft 1/2, S. 22: […]Stadler sei angeblich sein Koffer mit Noten und Instrumenten gestohlen oder, nach anderen Angaben, verpfändet worden. […]Es scheint daher durchaus möglich, dass mit dem autograph von Mozart Konzert KV 622 auch das Autograph des Süßmayr-Konzertes abhanden gekommen ist […].
Süßmayr starb am 17. September 1803 in Wien an Lungentuberkulose. Sein musikalischer Nachlaß wurde zum Großteil vom Hause Eszterházy erworben und wird gerade „entdeckt“. Allen Interessenten empfehle ich, sich weitergehend unter http://www.suessmayr.at zu informieren. Hier gibt es auch eine handvoll Hörbeispiele [z. T. aus live-Aufnahmen].
Gerber schreibt, dass Süßmayr zu Lebzeiten einer der beliebtesten und würdigsten dramatischen Komp[onisten] war. Ludwig van Beethoven schrieb sechs Klaviervariationen über das Terzett Tändeln und Scherzen aus der Oper Soliman II.
Cordialement,
Ulli