150 Jahre Puccini

  • Am 22. Dezember diesen Jahres jährt sich der Geburtstag des bedeutendsten italienischen Opernschöpfers nach Verdi zum 150. Mal.


    Er hinterließ uns 12 Opern, darunter Klassiker wie La Bohème, Madama Butterfly, Tosca und Turandot. Durch sein Gespür für die musikalische Ausgestaltung extrem emotionaler Stoffe berührt Puccini immer noch die Herzen des Opernpublikums in aller Welt wie kaum ein anderer. Denn Puccini hatte die einmalige Fähigkeit, diese Gefühle in unsterbliche Hits zu verpacken, die - wie sein "Nessun dorma!" - sogar den Weg in die Fußballstadien finden.


    In diesem Thread soll nun all das zusammengefaßt werden, was uns zu seinem Jubiläum einfällt und nioch nicht in den Einzel-Threads über seine Opern behandelt wurde.


    Zuallerst möchte ich ein schönes Buch über den Komponisten vorstellen:



    Michael Klonovsky
    Der Schmerz der Schönheit
    Über Giacomo Puccini


    Zitat

    Klappentext:
    Der Mann, dessen Werk die Opernbühnen der Welt beherrscht wie kaum ein zweites, scheint gleichwohl kein Komponist von Rang gewesen zu sein - zumindest wenn man seine Rezeption in der Fachliteratur zum Maßstab nimmt. Ein skandalöses Missverständnis, findet der Puccini-Anhänger Michael Klonovsky - wurden und werden doch Millionen Hörer durch Puccinis Musik in regelrechte Gefühlsräusche versetzt und zu Tränen gerührt. Wer, außer vielleicht Mozart, hätte mehr musikalische Zärtlichkeit in die Welt gebracht als Puccini? Die Einschiffungsszene aus Manon Lescaut, das „Te Deum" aus der Tosca oder das ungeheuerlich-todesahnende „Che tua madre" der Butterfly gehören für Klonovsky zu den Sternstunden der Musikgeschichte, wie Turandot und der nahezu vergessene Il Tabarro vom ersten bis zum letzten Takt. Das Buch "Der Schmerz der Schönheit" hat sich die überfällige Rehabilitation des Musikgenies zum Ziel gesetzt. Das ebenso leidenschaftliche wie kenntnisreich geschriebene Porträt Puccinis und seiner Kunst ist eine hinreißende Hommage an einen wahren Meister seines Fachs, an einen, so Klonovsky, „der größten Schenker der bisherigen Menschheitsgeschichte".


    Berlin Verlag, 10/2008
    Umfang: 301 Seiten, 10 Abbildungen


    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Wenn es Puccini nicht gegeben hätte, man hätte ihn erfinden müssen!


    Wenn man sich vorstellt es gebe keine Tosca, keine Butterfly, keine Turandot,


    bei der Bohéme da gibt es ja eine von Leoncavallo,


    aber die von Puccini ist mir doch lieber.


    Die schönen Stunden die, nicht nur mir, Puccinis Musik uns gebracht haben, kann man nur mit großer Dankbarkeit, genießen.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello:

  • An anderer Stelle wurden schon jede Menge "Klötze" mit Puccini-Opern vorgestellt, dieses Paket enthält nur das, was unser Paul als "Schnipsel" bezeichnet - 3 randvolle CDs mit Puccini-Schnipseln:




    Puccini 150 - Musik für die Ewigkeit


    3 CDs
    Erscheinungstermin: 31.10.2008


    Arien & Szenen aus Manon Lescaut, La Boheme, Tosca,
    Madama Butterfly, La fanciulla del West, Gianni Schicchi,
    Turandot, Le Villi, Rondine, Edgar


    Künstler: Domingo, Carreras, Caballe, Price, Bergonzi, Nucci, Milnes, Scotto u. v.a.
    Dirigent: Lorin Maazel u.a.
    Label: Sony , ADD/DDD


    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)



  • Dann möchte ich mal ein anderes Buch vorstellen, dass den Maestro nciht so uneingeschränkt in den Himmel hebt, obschon der Autor auch ein Puccini-Verehrer ist.


    Hier geht es auch um Puccinis allzumenschliche Seiten und darum, wie sein Leben und insbesondere seine Erotomanie die Opern beeinflusst haben.
    "Der grösste Schenker" der Menschheit" ist in meinen Augen eine masslose Übertreibung und fordert geradezu den Widerspruch heraus.


    Ich hôre manche Arien von Puccini wirklich gerne und insbesondere für Sänger ist er wirklich ein grosser Schenker gewesen, aber man kann ihm durchaus auch Einiges wenig Schmeichelhaftes vorwerfen.
    Kolportage und Kitsch, das Bedienen der sentimentalsten Knopf-Druck- Mechanismen um des Erfolges willen und den verpassten Anschluss an die Musik-Entwxicklung seiner Zeit.


    Um nur mal ganz grobe Stichworte zu nennen.


    Jedem sei sein Puccini- Gefühlsbad Erlebnis von Herzen gegönnt , (ich hatte das selbst auch schon beim "Sogno di Doretta" aus der Rondine ) aber so ganz kritiklos und devot wie im Klappentext des Klonovsky sollte man den Maestro vielleicht nciht betrachten.


    Fairy Queen

  • Zitat

    Original von Fairy Queen


    Dann möchte ich mal ein anderes Buch vorstellen, dass den Maestro nciht so uneingeschränkt in den Himmel hebt, obschon der Autor auch ein Puccini-Verehrer ist.
    Fairy Queen


    In diesem von Fairy empfohlenen Buch geht es hauptsächlich um Puccinis mysteriöse Geliebte "Corinna". Elke Heidenreich hat es uns ja bereits ans Herz gelegt.
    Autor Helmut Krausser hat lange recherchiert für dieses Buch, und über seine Recherchen noch ein zweites Buch geschrieben:


    Die Jagd nach Corinna



    Broschiert: 126 Seiten
    Verlag: Belleville (Januar 2008 )


    Zitat

    Kurzbeschreibung
    Eines der größten Rätsel der Musikgeschichte und seine Lösung. Wer war die Geliebte Giacomo Puccinis, jene mysteriöse, sogennant "Corinna"? 14 Monate intensivster Recherche zu seinem Puccini-Roman brachten Helmut Krausser schließlich auf die Spur einer jungen Frau, deren Existenz vielen Menschen aus der Umgebung des Komponisten ein Dorn im Auge war. Alle Mitwisser haben Zeit ihres Lebens stillgehalten. Puzzleteil für Puzzleteil mußte zusammen kommen, bis, im Verlauf einer spannenden, oft auch frustrierenden Detektivarbeit, nach 104 Jahren doch noch Licht in diesen Fall gebracht werden konnte.


    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Wenn wir schon im Privatleben des großen Komponisten Giacomo Puccini herumwühlen, dann gleich nochmal, aber ordentlich:


    Der Fall Doria. Die Ehe von Elvira und Giacomo Puccini
    von Sophia Mott

    400 Seiten, Verlag: Katz (August 2002)



    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald, in Kraussers Roman geht es nur zum Teil um "Corinna", der zweite Teil handelt vo nder Doria-Geschcihte, die ein serh abstossendes Bild der Puccini-Gattin Elvira zeigt.
    Ihr Ruf als Xanthippe wird hier wohl fur alle Zeiten zementiert.
    Sie hat angeblich ja sogar die Kleidung des Maestro mit antiaphrodisierenden Lösungen getränkt, um seine Erotomanie einzudämmen.....


    Krausser spricht aber vor allem von Puccini selbst und dabei kommt der Maestro gar nciht mal so schlecht weg. Sein Genie wird ihm jedenfalls nciht abgesprochen! :D
    Ein typscher italienischer Opern-"Charakter" wird gezeigt, eine etwas schwache Persönlcihekit, sehr sentimantal und pathetisch und daher leicht zu beeinflussen- unter massivem Druck von aussen zu keiner klaren Entscheidung fähig. Immer zwsichen Ehefrau und der oder den jeweiligen Gelibten larvierend-das kennt man ja zur Genüge.
    Er möchte es Allen recht machen, auch seinem Publikum und insbesondere natürlich den so angebeteten Frauen.
    Es gibt auch viele Querverweise auf seine Musik.


    Den von Dir genannten Roman kenne ich noch nciht-lohnt das, wenn man bereits den Krausser kennt?


    F.Q.

  • Lieb Fairy Queen!


    Möglich, vielleicht bestimmt, dass Du Recht hast, dass Puccini den Anschluss an die Opernkomponisten seiner Zeit verloren hat,


    aber wer für eine Maria Jeritza, oder Lotte Lehmann, komponierte dem verzeihe ich alles.


    Einzig "Suor Angelica", da ist er mir endeutig zu schmalzig, schon vom Libretto her, auch wenn seine Schwester ins Kloster ging, und er es ihr widmete.


    Das ist wohl die einzige Puccini Oper, die ich etwas weniger liebe, aber von den anderen bin ich froh, dass er den Anschluss an die Komponisten, seiner Zeit, nicht mitgemacht hat.


    Melodien die im Ohr bleiben, also "Gassenhauer" wurden, wurden damals wenige geschrieben, man kann gerde noch E.W. Korngold da herausnehmen, den "Die tote Stadt", da gibt es auch einen Openschlager des 20. Jahrhunderts drin:


    "Glück, das mir verblieb",


    und Richard Strauss klingt eigentlich immer wieder gleich, von der "Ägyptischen Helena" bis zur "Daphne".


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien, mit den obligaten Handküssen. :hello: :hello:

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    ...
    Ich hôre manche Arien von Puccini wirklich gerne und insbesondere für Sänger ist er wirklich ein grosser Schenker gewesen, aber man kann ihm durchaus auch Einiges wenig Schmeichelhaftes vorwerfen.
    Kolportage und Kitsch, das Bedienen der sentimentalsten Knopf-Druck- Mechanismen um des Erfolges willen und den verpassten Anschluss an die Musik-Entwicklung seiner Zeit.
    ...


    Einen Anschluss kann man nur dann verpassen, wenn man ihn angestrebt hat. Das war bei Puccini nicht der Fall, er ist seinen eigenen Weg gegangen und brauchte sich nach niemandem zu richten. Im Gegenteil, es gibt einige Opern dieser Zeit, die sich hörbar an Puccini orientieren. Spätestens ab La Boheme gelingt es ihm, jeder Oper ihren eigenen, unverwechselbaren Ton zu geben und doch ganz leicht erkennbar Puccini zu bleiben. Das können nur die ganz großen Meister. Dass es anfangs des 20. Jahrhunderts auch andere erfolgreiche Richtungen in der Opernkunst gegeben hat, schmälert Puccini in keiner Weise. Wir sollten uns einfach an den verschiedenen Möglichkeiten erfreuen (wenn geht ;) ).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    [quote]Original von Fairy Queen
    Wir sollten uns einfach an den verschiedenen Möglichkeiten erfreuen



    Unbedingt!


    Wo hier schon Bücher über Puccini empfohlen werden: Dieses ist keins.
    Aber eine nicht unbrisante, im Gedächtnis haften bleibende Passage des eh nicht unbrisanten Werkchens beschäftigt sich genug mit dem Jubilar,
    es an dieser Stelle auftauchen lassen zu dürfen.
    Vom Inhalt darf man sich getrost erbost überraschen lassen.






    audiamus



    .

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Harald ,


    lieber Pter ( aus Wien ) !


    Ich teile Eure Meinung über die unerschöpfliche Bdeutung Puccinis für die Welt - Oper und dass man Puccini erfinden müsste , hätte es ihn nicht gegeben .


    Claudio Abbado hat sich in einem Interwiev 2002 im Berliner "§Tagespiegel" despektierlich über die Kunst seines Landmannes geäussert und auch Maestro Giulini hat meines Wissens keine Aufnahme einer Puccini - Oper hinterlassen .


    Gibt es für dies Ant - Haltungen eine ( theoretische ) Erklärung ?


    Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Frank!


    Ich bin erstaunt, dass gerade ein Italiener, wie Abbado, sich despektierlich über Puccini äußerst.


    Ich liebe alle Puccini Opern, ausgenommen wie geschrieben die "Suor Angelica" aber "Gianni Schicchi" und "Il Tabarro" sind doch wieder Meisterwerke.


    Die Leoncavallo "Bohéme" ist zwar musikalisch sehr schön (habe eine Aufnahme mit Bastianini als Rudolpho),


    aber die Puccini "Bohéme" ist doch so traumhaft schön.


    Man kann vieles "verinszenieren" aber ein "Turandot" wird auch das überleben.


    Auch eine negative Position von Giulini oder Abbado überlebt diese Musik, die vielen Menschen schon viele schöne Stunden bescherte!


    Recht liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Lieber Peter :


    Abbado hat einen direkten Wertevergleich zwisc<hen PELLEAS ET MELISANDE und - nota bene - a l l e n PUCCINI - Opern gezogen und sinngemäss erklärt , was den Pucini schon gegen Debussy sei .


    Ich habe selbst in Wien die legendäre Bohème - Inszennierung erleben können .


    Eines der grössten Opernerlebnisse meiner Zeiten als Opernbesucher !
    Es gibt ja auch einen Live-Mitschnitt mit Mirella Freni aus den 1960er Jahren aus Wien dieser Inszenierung unter Karajans Leistung . Musikalisch nach wie vor en aussordentlicher Genuss !


    Interessenhalber hab eich heute Nachmittag bei SATURN in Düsseldof nachgesehen : K e in e einzige Debussy - Opernaufnahme , aber gleich vier verschieden Bohème - Aufnahmen ( Pucccini ) .


    Die Leoncavalloaufnahme mit Bastianini ist sicherlich eine Rarität ( ich war und bleibe ein Bewunderer von Ettore Bastianinis Kunst ! ) .


    Viele Grüsse an Dich und nach Wien !


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Das mit der Schönheit usw. an Puccini ist mir aus folgendem immer etwas schleierhaft geblieben:


    Ich kenne nur die Boheme und die Tosca. Erstere ist schon sehr lange her.


    Aber als ich interessiert und mit gutem Willen die Tosca gehört hatte, war ich ob ihrer Grausamkeit und Brutalität wirklich im negativen Sinne verstört.


    Ich bin ja nicht sowas wie ein Purist in Sachen Gewalt oder sowas. (Wozzek zB hat ja auch einen harten Stoff)


    Aber dieser arme Kerl, der erst grausamst gefoltert wird, um diese arme Frau unter Druck zu setzten und am Ende dieser Hoffnungsschimmer, entkommen zu können, das getürkte Erschießungskommando, usw.


    Das ist doch alles ein schnödes Konstrukt mit plakativster, brutalster Gewalt (im doppelten Sinne) nur ja möglichst viel Emotionen zusammenzupressen.
    Brutalität und Gewalt sind doch die einzigen Mittel, mit denen Puccini hier arbeitet.
    Und alles was in dieser Oper nicht mit Gewalt zusammenhängt, habe ich als 08/15 Kitsch empfunden.


    Kurz: Ich bin nicht unterhalten oder angetan, wenn mir bloß vorgeführt wird wie jemand, möglichst eindrucksvoll, möglichst grausam, leidet und nichts sonst.


    Ich habe mich unangenehm berührt abgewandt und kann jeden verstehen, der Puccini, aus welchen Gründen auch immer, ablehnt und nicht mag.


    Und wenn ich rückblickend die Boheme betrachte ist das doch im Grunde auch ein ihren Figuren gegenüber kaltes und grausames Konstrukt (natürlich ein anderes extrem als Tosca), halt möglichst effektvoll umgesetzt, aber...


    Das Puccini schon ein Talent hat, seine Stoffe eben effektvoll aufzubauen, und dass wohl auch musikalisch etwa so untermalen kann, wie er sich das vorgestellt hat, will ich gar nicht bestreiten. Aber ich mag das in dieser Form halt überhaupt nicht.

  • Lieber Peter,
    es ist sicherlich in Ordnung, wenn du hier Puccini gegen jegliche Kritik verteidigst


    Hier findest Du ca 300 postings zu dem Thema:


    Puccini - Kitschfabrikant oder verkanntes Genie ?


    Aber im gleichen Atemzug ein dermassen undifferenzierten Rundumschlag zum Thema Strauss zu machen, finde ich dann doch völlig daneben :boese2:


    Zitat

    und Richard Strauss klingt eigentlich immer wieder gleich, von der "Ägyptischen Helena" bis zur "Daphne"


    So ein satz sagt wohl weniger über Strauss als mehr über Deine Zuhörerqualitäten aus.


    Gruss


    Syrinx

  • Zitat

    und Richard Strauss klingt eigentlich immer wieder gleich, von der "Ägyptischen Helena" bis zur "Daphne"


    Nun ja, wenn man von Richard Strauss nur die Werke von der ÄGYPTISCHEN HELENA bis zur DAPHNE rückwärts kennt, kann ich den Satz fast noch nachvollziehen. Aber da das hier, wo es um Puccini geht, total OT ist, lasse ch es mal bei: der Satz spricht für sich und sagt wenig genug.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Zitat

    Das Puccini schon ein Talent hat, seine Stoffe eben effektvoll aufzubauen, und dass wohl auch musikalisch etwa so untermalen kann, wie er sich das vorgestellt hat, will ich gar nicht bestreiten. Aber ich mag das in dieser Form halt überhaupt nicht.


    Also im Moment steht bei uns Turan.dot.com auf dem Spielplan, und das ist eine fantastische Musik von einem Komponisten, der schon ein Talent hatte.
    Es ist schon wichtig, darauf hinzuweisen, daß Puccini Talent hatte, ansonsten würde man wohl denken, daß der Kerl einfach nur so in die Partitur hineingeschmiert hat.


    Übrigens, kennt jemand den Film "Man spricht deutsh" ?

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Übrigens, kennt jemand den Film "Man spricht deutsh" ?



    Gell, Heinz-Rüdiger, oiso, dieser Putschini, mei, Melodien hot der! So rmmpf-da-da, rmpf-da - na, des wars ned.

  • Meine Lieben!


    Es gibt wohl keinen größeren Richard Strauss Verehrer wie mich, nur ihn in einem Atemzug mit Puccini zu nennen, war von mir falsch ausgedrückt,


    ich nehme das feierlich zurück,


    nur wenn ich in einer Puccinioper "aufgehe" dann klingt sie mir eben melodischer, als es Richard Strauss tut.


    Nichts für ungut.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Peter, Richard Strauss UND Puccini - da helfen auch keine Handküsse mehr....... :no: :faint: ;)



    Ich glaube kaum, dass irgendjemand ernsthaft Puccinis grosse Begabung anzweifeln würde (ausser Edwin..... :D), aber was er daraus gemacht hat, ist immer noch eine ganz andere Frage.


    Natürlich ist auch niemand gezwungen, den "Anschluss an die Musikgeschichte" zu wollen oder nicht - gerade Künstler, die vollkommen aus ihrer Zeit herausfallen und nirgends hineinpassen können sogar etwas ganz Ausserordentliches sein.


    Bei Puccini drängt sich mir allerdings so stark der Eindruck auf, dass er vor allen Dingen erfolgversprechende sentimentale Klischees bedienen wollte, dass ich diesen Status des Aussergewöhnlichen und ausserhalb seiner Zeit Stehenden nur schwer erkennen kann.


    Wie gesagt, ich gebe gerne zu, dass ich auf manche dieser Klischees nur allzu gerne anspringe - aber nicht so ganz unreflektiert..... :pfeif:


    Fairy Queen

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    ...
    Bei Puccini drängt sich mir allerdings so stark der Eindruck auf, dass er vor allen Dingen erfolgversprechende sentimentale Klischees bedienen wollte, dass ich diesen Status des Aussergewöhnlichen und ausserhalb seiner Zeit Stehenden nur schwer erkennen kann.
    ...


    Den kannst du auch nicht erkennen, da es nicht der Fall ist. Puccini mag kein Neuerer der Oper gewesen sein (man kann vielleicht sogar sagen, er hat ein gewisses Prinzip derart perfektioniert und zu einem Endpunkt gebracht, dass eine Fortführung fast zwangsläufig nur Epigonentum produzieren konnte), aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in der Opernwelt keine größeren (und mit mehr Spannung erwarteten) Ereignisse als neue Opern von Puccini und Strauss. Sie standen nicht außerhalb ihrer Zeit, sie definierten sie!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • @ Mr. Deeds :



    (1) Wozzeck .


    Wozzeck ( nach Georg Büchners 'Woyzeck' ) ist einer der grossen Stoffe der Weltliteratur ; aber mehr noch eine eine Realschilderung
    zynischer anti - humaner Realverhältnisse .


    Beeindruckend Umsetzunmg einer Literturvorlage in Musik allemal !


    (2) La Bohème .


    Ist wirkliches Leben der damaligen - nur der damaligen ? - Zeit umgesetzt in herrlichste Musik .


    Der übrigens nachgewisen wirklich Inhalt der Charaktere , dieser atmosphärischen Verdichtungen hat durchaus bis heute eine n Kontinuität erfahren . Nur es findet sich kein Komponist mehr , der dies sol innig wie bedrückend in Musik fassen kann .


    (3) Tosca .



    Auch ein konsequent durchkomponiertes Werk eines auch noch heute ungebrochenen REal - Zynismuses .


    ( Man müsste einmal untersuchen , warum ausgerechnet die grösste Interpretin der Tosca , Maria Callas , diese Rolle - nicht die Oper ! - nicht mochte . )


    Viva Puccini !


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    Claudio Abbado hat sich in einem Interwiev 2002 im Berliner "§Tagespiegel" despektierlich über die Kunst seines Landmannes geäussert


    Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    Abbado hat einen direkten Wertevergleich zwisc<hen PELLEAS ET MELISANDE und - nota bene - a l l e n PUCCINI - Opern gezogen und sinngemäss erklärt , was den Pucini schon gegen Debussy sei .


    Naja, das genaue Abbado-Zitat (Tagesspiegel vom 23.4.02) lautet:


    Doch letztlich interessieren mich nur Werke, die sich nicht sofort erschließen. So wunderbar viele Hits von Puccini sind, ich ziehe aus der Zeit dann doch Debussys "Pelléas et Mélisande" vor.


    "Despektierlich" scheint mir diese Aussage gegenüber Puccini nicht zu sein. Eher Ausdruck einer subjektiven Präferenz, die ich - obwohl Puccini-Freund - durchaus nachvollziehen kann.


    Ansonsten hat Syrinx zu Recht auf die zig hundert Postings im anderen Thread verwiesen. Puccinis Stellung in der Musikgeschichte und insbesondere der notorische Kitsch-Vorwurf gehören zu den Themen, die hier im Forum schon recht oft durch die Mühle gedreht worden sind. Dabei machen es sich viele zu einfach, aber lassen wir das...



    Viele Grüße


    Bernd

  • Lieber Bernd :


    Claudio Abbado verkennt , dass Puccinis Opern sich n i c h t aus "Hits" zusammensetzen , sondern von einer zwingenden Geschlossenheit sind . Mehr als bei vielen anderen Opernkomponisten sind sie auch von einer inhaltlich schlüssigen Logik . Und : Sie sind nicht konstruiert .


    Viele Grüsse ,


    Frank


    PS.: Danke für die Wiedergabe aus des Zitates aus dem Gesamtinterview .


    Zu Abbado könnte ich ..... Aber dies gehört nicht hierher . F.

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Puccinis Opern sind vor allem eines, ziemlich robust. Jedenfalls ist er der Komponist (mein persönlicher Eindruck), dessen Opern bisher am besten das modische Regie-Kasperle-Theater, das auf deutschsprachigen Bühnen und bei den Kritiker/innen in ist, überstanden haben.


    Herzliche Grüße
    Ermione

    Il mare, il mare! Quale in rimirarlo
    Di glorie e di sublimi rapimenti
    Mi si affaccian ricordi! Il mare, il mare!
    Percè in suo grembo non trovai la tomba?

  • Lieber Frank und liebe Waltrada,


    Zitat

    Doch letztlich interessieren mich nur Werke, die sich nicht sofort erschließen. So wunderbar viele Hits von Puccini sind, ich ziehe aus der Zeit dann doch Debussys "Pelléas et Mélisande" vor.


    Zitat

    Claudio Abbado verkennt , dass Puccinis Opern sich n i c h t aus "Hits" zusammensetzen , sondern von einer zwingenden Geschlossenheit sind . Mehr als bei vielen anderen Opernkomponisten sind sie auch von einer inhaltlich schlüssigen Logik . Und : Sie sind nicht konstruiert .


    Mit den Hits könnten auch ganze Pucciniopern gemeint sein, sicherlich ist. z.B. die Boheme ein Hit in der Opernliteratur. Ich vermute eher, dass der Satz so gemeint ist.


    Zitat

    Puccinis Opern sind vor allem eines, ziemlich robust. Jedenfalls ist er der Komponist (mein persönlicher Eindruck), dessen Opern bisher am besten das modische Regie-Kasperle-Theater, das auf deutschsprachigen Bühnen und bei den Kritiker/innen in ist, überstanden haben.


    Mal abgesehen, dass wir jetzt hoffentlich nicht wieder die Regietheaterdiskussion führen, :no: ,zu der die Bezeichnung "regie-Kasperle-Theater" einlädt. Inwiefern überlebt nach Deiner Ansicht Puccini besser das Regietheater als ander Komponisten, wie Verdi, Wagner... Gibt es da irgend eine Begründung ?


    Gruss :hello:


    Syrinx

  • Lieber Syrinx :


    Zu Deiner Frage folgendes :


    Die von mir exemplarisch genannten Opern "la Bohème" und "Tosca" sind , wie von mir beschrieben , besonders realitätsnah verarbeitete Opernstoffe .


    Nahezu unbestritten dürfte sein , dass etwa die legendären Bohème - Inszenierungen in Wien ( Staatsoper ) wie die Tosca - Inszenierungen in Paris wie London mit Maria Callas als Flora Tosca b l e i b e n d e Inszenierung über sehr viele Jahre sind . Heute noch so bewundert wie zum Zeitpunkt ihrer Erstentstehung vor über 40 (!) Jahren .


    Bei Wagner habe ich seit 1960 ( Lohengrin unter Lorin Maazel in Bayreuth mit Kony alternierend Windgassen , Grümmer und Varnay ) wie in den 1960er Jahren in erstklassigen Aufführungen in Wien , Düsseldorf und auch noch einmal in Bayreuth - Tristan und Isolde , 1966 - ) herausragende sängerische Leistungen in Verbindung mit zum Teil tief beeindruckenden Inszenierungen , Bühnenbildern etc. gesehen . die spätestens in den 1970er Jahren immer mehr ein Experimentierfeld für Inszenierungen geworden bei parallel dazu deutlich schlechter werdenden sängerischen Leistungen erlebt , die mir Wagner dann doch sehr verleidet haben und mich dann doch immer stärker zu den Mitschnitten aus Bayreuth oder den Plattenaufnahmen haben greifen lassen .


    Meiner Meinung nach liegt dies weitestgehend an dem frühen Tod von Wieland Wagner . Um die kenntnisreiche Anja Silja ( 2002 ; WDR - Interview ) zu zitieren :"Ohne Wolfgang Windgassen hätte Bayreuth zumachen könne " .


    Das Regieproblem in Bayreuth wie in anderen Kulturmetropolen ist nicht neu wird bekanntlich gebetsmühlenartig jedes Jahr aufs Neue in der kenntnisreichen Presse neu aufgegriffen .


    Im Falle Wagner ja nun fast bis zu Überdruss anlässlich der "Machtübernahme" n a c h Wolfgang Wagner . ( Mich selbst hätte das Konzept von Nike Wagner noch am ehesten überzeugt ) .


    Und Herbert von Karajans Konzept , dass vom Dirigenten bis zur Bedienungsanleitung für den Lichtschalter möglichst alles in einer Hand liegen sollte ( idealerweise ) hat auch mit seine eigene große Tradition als Wagner-Exeget ( und nicht nur Dirigent im Bayreuther Orchestergraben oder im Grossen Festspielhaus in Salzburg ) solide begründet .


    Bewährtes , grundsolides Opernhören wie Opernsehen sollte wieder im Mittelpunkt stehen .


    Nur ein Satz zu einer Inszenierung : es kann doch nicht angehen , dass eine Oper wie "la Traviata" , die bekanntlich einen realen Stoff hat , vor rund 10 Jahren in Köln auf einen Asche - Tennisplatz "verlagert" wird . Die ist weder "modern" noch kreativ , Das ist einfach albern , ja dumm . Eine Missachtung Verdis und eine Beleidigung des Publikums !


    Wie man es auch heutzutage grossartig machen kann , hat doch das Opernhaus Zürich vor über 10 Jahren mit "Le Nozze di Figaro" bewiesen . Harnoncourt war der Dirigent . Solche Aufführungen beenden jede Klassikproblematik schnell .


    Grüße ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Frank!


    Wir haben an der Wiener Staatsoper, zum Glück, noch die alte Margarte Wallmann "Tosca",
    in der neben der Tebaldi, Rysanek, Stella...., mit Corelli, di Stefano, Usunow (der die Stimme verlor) und keinen modernen Schnick-Schnack,


    auch die großartige alte "Turandot" Inszenierung ist von Margarete Wallmann.


    Und ich denke, dass Anja Silja, eine großartige Sängerin, völlig Recht hat, über ihre Meinung von Wolfgang Wagner - obwohl ich kein allzu großer Wagnerianer bin.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter, der niemals Richard Strauss schlecht machen wollte, sondern zwei Komponisten nebeneinander darstellen wollte.


    Es gibt ja auch bei Puccini gleiche Klangmuster.


    Da ich merke, das Du auch ein ähnliches Konzept von Regie-Arbeiten hast wie ich, kann ich Dir bei der "Traviata" nur beipflichten.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Sieh einer an...
    Ich mochte Abbado ja schon immer. Jetzt hab' ich einen Grund mehr.
    Allerdings: Den armen Puccini gleich mit dem "Pelléas" zu erschlagen, also ein epochales Meisterwerk gegen die lakritzige Konfektionsware ins Treffen zu führen, ist schon hart.
    Hart, aber gerecht.
    :hello:

    ...

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