Da ja durch die Olympiade, Politik und Wirtschaft China zur Zeit hoch aktuell ist, lässt sich der Bogen zu der China Begeisterung vergangener Jahrhunderte leichter spannen.
Für die „Chinoiserien“ ist vor allem das 18. Jahrhundert berühmt.
Kaum ein Rokokoschloss ohne Chinesisches Lackkabinett, oder chinesischen Pavillons.
In Drottningholm hat man gleich ein ganzen Palast errichtet, auch Schloss Pillnitz ist ein „Chinesischer Palast“,
Schloss Pillnitz vom Wasser aus gesehen. (Bildquelle: Wikipedia)
Besonders beliebt waren Wandmalereien, bzw. Ausstattungen im chinesischen Stil.
Oder eben Pagoden und Pavillons im Garten.
Und nicht zu vergessen natürlich das Porzellan.
Kaum bekannt ist, dass eine der ersten „Chinoiserien“ im Park von Versailles zu finden war.
Wo heute der „Grand Trianon steht“ ließ Louis XIV für Madame de Montespan ein chinesisches Schloss errichten, das sogenannte „Porcelain Trianon“
Ein kleiner Palast der mit importiertem Porzellan aus China ausgestattet war.
Wie sündhaft teuer und edel dieser Prachtbau gewesen ist, kann man sicht leicht denken, denn in Europa kannte man zu dieser Zeit das Geheimnis des „weißen Goldes“ noch nicht.
Doch woher kam die Faszination ?
Zum einen liebte man im 17. und 18. Jahrhundert stets das Exotische, phantastische und Fremde zum anderen verkörperten diese Chinoiserien eine ganz andere Welt, in der sich der Adel zu fliehen suchte.
Eine vermeintlich heile Welt, wo selbst noch die Bauern philosophisch gebildet sein sollten.
Das die Geschichte Chinas genauso brutal und unmenschlich gewesen war, wie die der Europäer, verdrängte man.
Die Chinoiserie ist gewissermaßen der Vorläufer des im späten 18. Jahrhundert so beliebten „ländlichen, arkadischen Lebens“ auch da suchte man in einem stilisierten „Paradies“ eine heile Welt.
Aber gab es die „Chinoiserie“ auch in der Musik ?
Ja natürlich. Genauso wie man die Musik des Orients imitierte, oder die ländliche Musik Arkadiens (mit Dudelsack und Vielle) so versuchte man auch die Musik Chinas zu imitieren.
Die frühesten Beispiele die ich kenne stammen von André Danican Philidor und Michel Richard Delalande.
Philidor führte in der königlichen Domäne in Marly, am 7. Februar des Jahres 1700 die „Mascarade du Roy de la Chine“ auf, eine Art Ballett mit östlich angehauchter Musik.
In wie weit Philidor auch östliche Instrumente miteinbrachte lässt sich nicht mehr sagen, aber Hugo Reyne hat bei seiner « Philidor Einspielung » nicht darauf verzichtet einen großen Gong und ein Xylophon mit einzubeziehen.
In Delalandes „Symphonies pour les Soupers du Roy“ finden sich ebenfalls einige Sätze die als „musikalische Chinoiserien“ bezeichnet werden können:
In der 9. Suite finden sich einige Airs
„Premier Air pour les Siamois“
Deuxieme Air pour les Siamois : Pesament – Doucement – la Pagode
warscheinlich entstanden diese Airs nach dem Besuch des Botschafters von Siam, der von Louis XIV in Versailles empfangen wurde.
Und auch Couperin steuerte ein Cembalostück bei « Les Chinois »
In einigen Balletten und Opern drückt sich die China Begeisterung ebenfalls aus.
So schrieb der Komponist Nicolo Conforto (1718-1793) eine „Festa Chinesi“ (1751)
Diese kurze Oper hat allerdings keinerlei musikalische Anleihen an China, sondern folgt strikt dem Musikgeschmack seiner Zeit.
Ebenso Johann Adolf Hasse, der ebenfalls eine „chinesische“ Oper verfasste: „L’eroe chinesi“
Das Libretto stammte übrigens von Metastasio.
Welche Werke / Einspielungen kennt ihr ?