Egon Wellesz: Die Sinfonien und alles andere auch

  • Vorbemerkung: Ursprünglich sollte der thread nur den CPO-Aufnahmen der Sinfonien gewidmet sein. Es kam dann allerdings der Wunsch auf, alle weiteren Werke Wellesz´ hier ebenso zu besprechen und den thread in die Komponistenabteilung zu verschieben. TB


    2. Versuch, da dass Thema zunächst wegen einer technischen Unstimmigkeit entfernt wurde.


    Hi!


    Kürzlich gekauft:




    Mir völlig fremdes Repertoire, dass beim hereinhören (Bilder-Links zu JPC folgen!) vielversprechend und interessant erscheint.


    Rezensionen auf Klassik.com:
    Sinfonien Nr. 3+5
    Sinfonien Nr. 1+8
    Sinfonien Nr. 2+9


    Wiki-Einträge:
    deutscher Eintrag
    englischer Eintrag


    Gerade läuft der 3. Satz der 1. Sinfonie.
    Ich kann nur sagen, ein großartiges, berührendes, dramatisches, zutiefst trauriges (aber dennoch schönes!) Werk!


    Wie soll auch Musik klingen, vollendet 1945, vom einem Komponisten dieses biographischen Backgrounds?


    Die erste Sinfonie des Schönberg-Schülers ist tonal komponiert, gleichermaßen in sich gekehrt wie ausdrucksvoll, und hinterlässt bei mir keinerlei Fragezeichen.


    Klang, Informationsgehalt des Beihefts, Interpretation, Gestaltung - bis hin zu den Covern mit Gemälden des Expressionisten Egon Schiele: einfach überragend.


    IMHO ein schlechter Scherz, dass der diskographische Einsatz der Label für diesen Komponisten so spärlich ausfällt.
    Erwähnenswert, dass die Scheiben preislich mit á 7,99 € zwischen Budget- und Mid-Price angesiedelt sind.


    Grüße


    Frank :)

  • Hallo,


    ich konnte jetzt die Sinfonien Nr. 1 und 8 bzw. 2 und 9 hören.


    Die Kopplung macht insofern Sinn, als das auf den CDs jeweils sinfonisches Früh- und Spätwerk zusammengefasst ist. Wobei die Bezeichnung „Frühwerk“ sehr relativ ist, hat Wellesz doch seine Erste im Alter von bereits fast 60 Jahren vollendet.


    Die Sinfonien Nr. 1 und 2 sind (relativ) leicht zugängliche Werke in der Nachfolge Gustav Mahlers, die mir ausgesprochen gut gefallen, und die den Geschmack einer breiteren Hörerschaft treffen könnten. Trotz des Mahler-Vergleichs klingt die Musik für mich ausgesprochen eigenständig und individuell.


    Das sinfonische Spätwerk in Gestalt der Sinfonien Nr. 8 und 9 ist da „schwieriger“, zerklüfteter und geht in der experimentellen Suche nach Ausdrucksmöglichkeiten weiter. Auch hier habe ich den Eindruck, dass Wellesz einen ganz eigenen Weg beschreiten will (und auch findet!). Fraglos Musik, die sich nicht zum nebenbei hören eignet und mit der man sich auseinandersetzen muss, wenn man sie verstehen und verinnerlichen will.
    Selbst wenn es sich hierbei um Werke handelt, die ich ganz sicherlich nicht zu jeder Gelegenheit hören möchte, so lohnt auch hier IMHO die Beschäftigung.


    Es bleibt aus meiner Sicht bei einer nachdrücklichen Empfehlung für die oben verlinkten CDs und den Kompopnisten Egon Wellesz.


    Es wäre schön, wenn CPO sich auch um seine Kammermusik bemühen würde.


    Grüße


    Frank :)

  • Daß der Einsatz für diesen Komponisten nicht auf die gewünschte Weise ausfiel, hing nur peripher mit seiner Musik zusammen.
    Wellesz hatte eine wirklich reizende Tochter, mittlerweile leider schon verstorben, die unglaublich charmant war, mit der nachdrücklichen Begeisterung für die Musik ihres Vaters allzuvielen Konzertveranstaltern und Labels aber so auf die Nerven ging, daß sie damit mehr Türen zuwarf als öffnete. So passierte es auch, daß ein Aufnahme-Projekt im Rahmen der so verdienstvollen "Entartete Musik"-Serie der Decca daran scheiterte, daß der Produzent die Interventionen einfach nicht mehr ertrug. Zumindest erzählte mir das ein Assistent des Produzenten.


    Was Wellesz weiter im Weg stand, war eine sehr verunglückte Aktion des "steirischen herbstes", eines Avantgarde-Festivals, das jährlich in Graz stattfindet. Man präsentierte dort die Wellesz-Symphonien quasi als "Vollendung von Mahlers symphonischem Denken". Das ist schon im Ansatz falsch - und suggeriert obendrein, Wellesz sei der "bessere Mahler".
    Bei den Aufführungen stellte sich dann heraus, daß dem natürlich nicht so ist...


    Nächstes Problem: Die Renaissance der Oper "Bakchantinnen", ein Werk, das meiner Meinung nach der "Elektra" von Strauss turmhoch überlegen ist, da es auf Süßlichkeiten verzichtet und mit gewaltig aufgetürmten Akkordsäulen das griechische Kult-Drama zu imaginieren versucht. Diese Oper muß szenisch gespielt werden, um ihre volle Wucht zu entfalten. In Bielefeld und in Linz gab es tüchtige Versuche - aber in beiden Häusern war das Orchester in den Streichern viel zu klein. Das Werk teilte sich nicht mit. Bei den konzertanten Aufführungen ging jedes Mal etwas schief: In Wien fiel die Agave aus und mußte über Nacht ersetzt werden (die Aufführung fand obendrein just an dem Tag statt, als in der Staatsoper "Die tote Stadt" Premiere hatte - also identisches Zielpublikum), und Albrechts Agave auf der CD ist indiskutabel.


    Dazu kommt die verlegerische Situation: Wellesz' Haupt-Verlag sieht zu, was passiert, wird aber kaum aktiv. Wellesz Zweit-Verlag ist international nicht stark genug, um diesen Komponisten zu positionieren.


    Somit gibt es bis jetzt nur ein paar Kenner und Feinschmecker, die auf Wellesz vertrauen und hoffen, man werde ihn doch noch durchsetzen können.

    ...

  • Hallo Frank,


    ich teile Deine Wertschätzung für diesen Komponisten ausdrücklich. Meine erste Begegnung mit seinem Werk war ein Zufall:



    Ich kam spät in der Nacht nach Hause und schaltete im Radio - wie so oft - das Nachtkonzert vom Deutschlandfunk ein. Ins Programmheft hatte ich nicht geschaut und somit auch keine Ahnung, was mich erwarten würde.


    Die den Boxen entströmende Musik erinnerte mich spontan an sowjetische Musiktraditionen. "Aha, Stalin'sche 'Maschinenmusik'; zwanziger, dreißiger Jahre." dachte ich und war sodann bass erstaunt, als ich erfuhr, daß es sich bei dem Komponisten um einen Österreicher handelte.
    Ich suchte im Internet nach Informationen und fand sie ... im Tamino-Klassikforum!
    Letztlich war es also (auch) Wellesz, der mich zu Tamino geführt hat.


    Gesendet wurde damals seine erste Sinfonie in der von Dir vorgestellten Aufnahme mit dem Wiener RSO unter Gottfried Rabl. (Gibt's überhaupt eine weitere auf dem Markt?)


    Meine persönliche Konsequenz war die Anschaffung der oben abgebildeten vier CDs mit der Gesamteinspielung aller Sinfonien. Mittlerweile besitze ich auch Aufnahmen anderer Werke Wellesz' und möchte meine Begeisterung über diesen Komponisten nicht verhehlen.


    An sich den modernen Kompositionen eher weniger zugetan, möchte ich Wellesz' Werke nicht mehr missen müssen!



    Beste Grüße!


    Laurenz :hello:



    Wegen rechtlicher Bedenken können wir die hier eingebetteten Fotographien Wellesz´ leider nicht eingebettet lassen. Jedenfalls ist nicht ersichtlich, dass die Bilder public domain sind. Ich belasse die Links dennoch in der deaktivierten Weise, so dass jeder von Hand Zugang zu den Bildern bekommen kann. Ich bitte um Verstäöndnis. TB.


    ttp://www.musicweb-international.com/wellesz/127.jpg
    ttp://www.musicweb-international.com/wellesz/126.jpg
    ttp://www.musicweb-international.com/wellesz/202(1).jpg

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • Hallo Edwin,


    sehr interessant, von diesen (außermusikalischen) Hintergründen zu erfahren.
    Sehr schade, dass der Weg zu größerem Erflg dadurch verbaut scheint.


    Zur Vermarktung als "besserer Mahler": Wellesz Werke sind kürzer als die Sinfonien Mahlers. Nicht so ausladend (weitschweifig... :stumm:), sondern knapper und rein zeitlich faßbarer. Dies vielleicht in der Tat ein Vorzug seiner Werke im Vergleich.


    Hallo Laurenz,


    als "Maschinenmusik" a la Prokofieff oder Antheil habe ich die erste Sinfonie nun nicht gerade erlebt. Welche Stellen der Ersten ließen bei Dir diesen Eindruck entstehen?


    Grüße


    Frank :)

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  • Zitat

    Original von Hüb'
    [...]


    als "Maschinenmusik" a la Prokofieff oder Antheil habe ich die erste Sinfonie nun nicht gerade erlebt. Welche Stellen der Ersten ließen bei Dir diesen Eindruck entstehen?


    [...]


    Prägend dafür war haupsächlich der Finalsatz dieser Sinfonie. Neben Prokofieff dachte ich spontan an eine der Schostakowitsch-Sinfonien (weiß im Moment leider nicht, welche das war) und an Sachen wie Mossoloffs 'Eisengießerei'.
    Das ist jetzt aber nicht schematisch begründbar, sondern entspricht eher subjektiven Assoziationen zu Werken, die ich zuvor einmal gehört hatte und die mir beim Anhören der Wellesz-Sinfonie wieder in den Sinn kamen.


    _________________________


    Sehr zu empfehlen (wenn auch nicht von CPO) ist übrigens auch seine Oper 'Die Bakchantinnen', welche mir in folgender Einspielung vorliegt:



    Egon Wellesz: Die Bakchantinnen
    Stamm, Gottschick,
    Alexander, Mohr, Barainsky
    Rundfunkchor Berlin
    Deutsches Sinfonieorchester Berlin
    Ltg. Gerd Albrecht



    Eine kurzweilige und amüsante Aufnahme, die zu hören mir immer wieder viel Freude bereitet.



    M. f. G.


    Laurenz :hello:

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • Liebe Wellesz-Liebhaber,


    die 'Bacchantinnen' habe ich mir vor ein paar Jahren ebenfalls zugelegt in der von Laurenz genannten (einzigen) Einspielung und bin sehr begeistert von der Expressivität und Dramatik des Werkes! :]


    Die Symphonien werde ich mir sicher auch bei Gelegenheit anschaffen.
    Die Werke, die mich jedoch noch sehr viel mehr interessieren würden, sind Wellesz' in den 10-er und 20-er Jahren entstandene Ballette und Opern, z. B.:


    Das Wunder der Diana - Ein griechisches Ballett / Tanzspiel, opus 18 1914
    Persisches Ballett - Tanzspiel, opus 30 1920
    Achilles auf Skyros - Ballett, opus 33 1921
    Die Nächtlichen - Eine Tanzsymphonie in 9 Bildern, opus 37 1923


    Die Prinzessin Girnara - Mysterium in 2 Akten, opus 27 1919/20
    Alkestis - Drama in 1 Aufzug, opus 35 1922/23
    Die Opferung des Gefangenen - Kultisches Drama in 1 Akt, opus 40 1924/25


    Als Liebhaber zu Unrecht vernachlässigter Werke würde ich es außerordentlich begrüßen, wenn diese ungehobenen Schätze ausgegraben und dem Publikum in Form neuer Einspielungen zugänglich gemacht würden. :yes: Bleibt zu hoffen, daß sich CPO auch dieser Werkgattungen in Sachen Wellesz' annimmt.


    :hello:
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    OT:
    sorry, dass es mit dem Telefonat gestern nicht mehr geklappt hat. :(
    Ich bin leider eher der frühe Typ (früh raus, früh rein).


    @Moderation:
    Vielleicht könnte man diesen Thread ins Komponistenforum verschieben. MW gibt es noch kein eigenes Thema zu diesem Komponisten und inhaltlich kann es ja nicht schaden, den Thread etwas breiter anzulegen. :)


    Grüße


    Frank :)



    Hallo
    Jetzt habe ich den thread verschoben und umbenannt und ein bisschen OT entfernt und die eingebetteten Bilder deaktiviert aus rechtlichen Bedenken.
    Solltet Ihr mit dem neuen threadtitel unzufrieden sein, schlagt bitte einen anderen Titel vor.
    Dieser Beitrag wird dann auch demnächst entfernt.
    TB

  • Zwei weitere derzeit erhältliche Einspielungen von Werken Egon Wellesz:




    Prosperos Beschwörungen, op. 53 (1934–36), fünf symphonische Stücke nach William Shakespeares The Tempest


    Violinkonzert, op. 84 (1961) Dem Geiger Eduard Melkus gewidmet




    Sonette der Elizabeth Barrett Browning


    Leben, Traum und Tod für Alt und Orchester, op. 55 (1936–37), Text: Hugo von Hofmannsthal


    Vision für Sopran und Orchester, op. 99 , (1966), Text: Georg Trakl


    Lied der Welt für Sopran und Orchester, op. 54 (1936–38 ), Text: Hugo von Hofmannsthal


    Ode an die Musik, op. 92 (1965) für Bariton oder Alt und Kammerorchester, Text: Pindar, in freier Nachdichtung von Friedrich Hölderlin


    Symphonischer Epilog, op. 108 (1969)


    Vorfrühling, op. 12 (1912), symphonisches Stimmungsbild für Orchester

  • Ich kann jedem, der auch nur ansatzweise ein Ohr für Neue Musik hat, "Prosperos Beschwörungen" wärmstens empfehlen. Ich halte diesen Fünfsätzer für Wellesz' bestes Orchesterwerk neben den späten Symphonien (7, 8, 9) - nur ist "Prospero" weniger avanciert in der Sprache.
    Woher kommt dieses Werk? - Die Einflüsse sind Mahler und Schönberg. Mahler in bestimmten Farben, Schönberg in der teilweise weitintervalligen, dennoch kantablen Melodik. Bei dem Werk handelt es sich um symphonische Sätze nach Shakespeares "Sturm", die durch ein Beschwörungsmotiv zusammengehalten werden. Jeder Satz ist ein herrlich funkelndes Meisterwerk, "Caliban" ist sogar ein echter Reißer, entfernt an Holsts "Mars" erinnernd, mit rumpelndem Rhythmus und auftrumpfender Banal-Melodik. Am herrlichsten aber ist der verhaltene Schluß "Ferdinand und Miranda", eine Musik, die wirklich eine Beschwörung ist, eine der wunderbarsten Liebesmusiken, die in dieser Zeit komponiert wurden: In den weiten Intervallen der Streicher erahnt man die Melodie eher, als daß man sie konkret hört - und dann, mit einem Mal, blüht die Kantilene auf, verklingt wieder in der geradezu magischen Stille. Nochmals das Beschwörungsmotiv - dann ist das Werk zu Ende. Ein schlackenloses Meisterwerk!


    Übrigens war Wellesz auch ein fabelhafter Musikwissenschaftler, sein Buch über Schönberg ist (obwohl unvollständig, da noch in der Vorkriegszeit geschrieben) auch heute noch lesenswert. Außerdem haben wir Wellesz die Entzifferung der byzantinischen Notenschrift zu verdanken. Als er nach England ging, um vor den Nationalsozialisten zu flüchten, erhielt er in Oxford einen Lehrstuhl für Byzantinistik. Seine Tochter erzählte mir, zum Leidwesen ihres Vaters kannte die gebildete Schicht in England den Byzantinisten Wellesz, aber kaum jemand wußte, daß dieser Byzantinist Komponist war. Einmal soll er nach der Aufführung eines seiner Werke sogar gefragt worden sein, ob er mit dem Byzantinisten verwandt wäre...


    :hello:

    ...

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  • Es freut mich, dass es hier Forianer gibt, die das Spätwerk von Wellesz mögen. Mein Wellesz-Erweckungserlebnis war der Radiomitschnitt von S. 9 unter Melles, der vom NDR vor 1 paar Jahren gesendet wurde (aus den 70zigern und sogar stereo !) . Wellesz Spätwerk wird leider viel zu wenig aufgeführt. Oe1 hatte vor ca. 1 Jahr mal eine 2-teilge Sendung im „Zeitton“ gebracht, die als Einführung sehr informativ ist. Der sinfonische Epilog (ca. 10 Minuten Spieldauer) + das Violinkonzert wären in der Aufzählung noch zu ergänzen. Die S. 6 ist auch nicht ganz ohne. Der Epilog wurde z.B. vor ein paaar Jahren vom D.R.-Kultur durch Epple-Wiederabe live übertragen.
    Meine Frage an Wellesz-Kenner: Welche Kammermusikwerke (+ damit auch von seinen Streichquartetten) von Wellesz haben den ähnlichen „Sound“ wie sein Spätwerk und welche kriegt man irgend auf CD zu kaufen. Wer könnte da mal Infos + Eindrücke dazu rüberwachsen lassen. ?


    :hello:

  • Hallo Amfortas,


    einfach zu bekommen sind noch die Klavierwerke und eine Streichquartett-CD auf Nimbus:



    Bei den Klavierwerken sind auch ein paar Spätwerke dabei - zumindest, wenn man aus der Opus-Zahl schließt. :)


    Grüße


    Frank :)

  • Sehr interessant ist eine Kammerkantate namens "The Leaden Echo and the Golden Echo" für Sopran, Klarinette und Klaviertrio aus dem Jahr 1944 nach einem visionären Text von Gerald M. Hopkins. Das Werk erinnert etwas an Webern, ist nur nicht ganz so fragil wie dessen Lieder aus der zwölftönigen Periode. Es gibt (nicht 12-tönige) Reihen, wobei alle Stimmen motivisch minutiös durchgearbeitet sind. Der Klang ist herb, aber in seiner Reduktion auf das Wesentliche ungemein beeindruckend. Leider gibt es keine Aufnahme davon, die Partitur ist bei Schott erschienen.
    :hello:

    ...

  • Egon WELLESZ: Sinfonie Nr 1


    Gerne komme ich an dieser Stelle einer Bitte nach, meine Eindrücke zu Wellesz' Erster Symphonie zu schildern:


    Symphonie Nr. 1 (in C) op. 60


    01. Largo - Adagio - Allegro energico
    02. Allegro agitato quasi presto
    03. Molto adagio sostenuto


    Entstehung: 1945 - 1946
    Uraufführung: 14.03.1947, Berlin
    Dirigent: Sergiu Celebidache
    Verlag: Edition Schott, Mainz
    Dauer: ca. 36 Minuten


    Orchester:


    3 Flöten, 3 Oboen, 3 Klarinetten, 2 Fagotte
    4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Tuba
    Pauken, Schlagzeug: Becken (auch hängend), große Trommel, kleine Trommel
    Streicher



    „Im Sommer 1945 gingen wir auf kurzen Urlaub nach Grasmer im Norden Englands. Die Gegend erinnert an das Salzkammergut, nur ist alles in kleinen Dimensionen gehalten. […] An einem Abend kamen mir plötzlich die Ideen zu zwei Themen symphonischen Charakters. Nach Oxford zurückgekehrt, nahm ich sie vor, und in knapp drei Wochen war die Skizze einer großen Symphonie in C fertig. Es war die aufregendste Arbeit meines Lebens, und ich schrieb gleichsam in einem Trancezustand. Im Herbst arbeitete ich die Skizze aus und instrumentierte das Werk, das am 1. Jänner 1946 beendet war. Es bedeutet einen neuen Abschnitt in meinem Schaffen, die geistige Rückkehr zu meinen großen Ahnen. “


    Egon Wellesz, 1948


    In „Österreichische Komponisten des XX. Jahrhunderts“
    Band II: Egon Wellesz. Eine Studie von Robert Schollum
    Verlag der Österreichischen Musikzeitschrift (1963)



    Über das Werk:


    Das aufwühlende Treiben und der dramatisch-leidenschaftliche Grundcharakter des ersten Satzes (c-moll) zogen mich vom ersten Takt an in den Bann. Hier werden Stimmungen produziert die mir seltsam aber nicht unangenehm aufs Gemüt schlugen. Ebenfalls begeistert bin ich von der kunstvoll angelegten und bis zum eruptiven Höhepunkt ausformulierten Fuge im Mittelteil des Satzes. Besonders gelungen, und überaus überraschend, finde ich das kraftvolle Finale. Mit viel Blech, Becken und Pauken endet der Satz in strahlendem C-Dur.


    Der zweite Satz, ich kann mir nicht helfen, erinnert mich an die Scherzi Anton Bruckners. Die Holzbläser fordern das Orchester zu einem unheimlichen Tanz (Allegro agitato quasi presto) auf. Der Satz wird durch ein Trio „mit fröhlich in den Raum geworfenen Dreiklängen“ (Robert Schollum) unterbrochen, welches ohne Unterbrechung den Tanz erneut aufgreift und ihn wie ein Derwisch zur Ekstase vorantreibt.


    Im letzten Satz, nach Gottfried Rabl „der schönste und gelungenste Satz aller Wellesz’schen Symphonien“, entfaltet der Komponist eine Klangwelt, die ein bisschen an Gustav Mahler und Anton Bruckner erinnert. Die tiefe Traurigkeit ist kaum zu beschreiben. Höhepunkt für mich ist der im Mittelteil auftauchende Blechbläserchoral, dessen Thematik sich nach einem dynamischen Höhepunkt langsam ans Ende schleppt. Wie es Wellesz gelingt sich am Schluss der Symphonie ein Lächeln abzuringen wird mir unbeantwortet bleiben.


    Davidoff 67.gif

    Verachtet mir die Meister nicht

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  • Erstmal Dankeschön für die Höranregung für Wellesz S. 1. Verlockend klingt auch die Beschreibung der Kammerkantate, um so frustrierender, dass sie nicht auf Tonträger erhältlich ist bzw. mal im radio gesendet wird. ich muss gestehen, dass ich von den Cds bisher mir nur den späten Wellesz mir reinziehe bzw. reingezogen habe, dessen Tonsprache in einem anderen Beitarg als "zerklüftet" bezeichnet wurde: Bezeichnung passt sehr gut zum Spätwerk von Wellesz, finde ich. Aber vielleicht gibt es auch in den früheren Werken Interessantes zu entdecken. Werde also da am Ball bleiben


    :hello:

  • Egon WELLESZ: Sinfonie Nr 1


    Jeder weiß, daß ich nicht unbedingt ein Freund der Musik des 20. Jahrhunderts bin. Dennoch habe ich mir aus Neugier die aufnahme mit der Sinfonie Nr 1 gekauft, welche weiter oben erwähnt wird.


    Ich kann den Eindruck jener, die an Gustav Mahler erinnert werden subjektiv nur bestätigen, jedoch würde ich eher auf späten Mahler tippen. Die Musik ist meiner Meinung nach hochwertig und interessant - FREUDE vermittelt sie indes nicht, die Klangfarben sind durchwegs düster und triste mit eher kurzen aggressiven Einsprengseln...


    Dennoch - hörenswert.
    Und: Sicher heute noch zu wenig gewürdigt.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,
    hör' Dir mal die Dritte an - die halte ich für die "österreichischeste" (Schubert, Bruckner, Mahler) - sie müßte Dir wenigstens stellenweise geradezu Bewunderung abnötigen!
    :hello:

    ...

  • Egon WELLESZ: Sinfonie Nr 3



    Ich habe sie soeben gehört, erstmals, die Dritte von Wellesz, nachdem ich im "Was hört ihr gerade"-Thread als Antwort auf Rolo Betmans Initialerfahrung mit Strawinskys "Petruschka" auch wieder einmal so etwas haben wollte ... :D


    Keine Ahnung. ob Rolo Wellesz kennt. Wahrscheinlich schon, könnte ich mir vorstellen. Falls nicht, wäre dies eine dringende Empfehlung von mir für ihn.


    Die zwischen 1949 und 1951 entstandene, aber erst im Jahr 2000 uraufgeführte dritte Sinfonie von gut halbstündiger Dauer ist durch tonale Zentren geprägt, die das Werk in Dur beschließen, wobei aber immer wieder freitonale oder bitonale Überlagerungen charakteristisch sind. Mit einem freitonalen, prägnanten, sehr breit angelegten Unisono-Thema beginnt der Kopfsatz. Der zweite Satz hat Choral-Charakter, der dritte ist ein Scherzo und das Finale trägt wieder Züge des ersten Satzes.


    Ich will nicht bestreiten, dass das hervorragende Beiheft von cpo hier Hilfestellung leistet, kann aber alle diese Eindrücke vom Hören her bestätigen.


    Bedenkt man die Melodiegebung und Formstrenge des Werks, seine bisweilen gestufte Dynamik und die kaum je impressionistische, sondern lineare Farbgebung, so fühlt man sich in nicht geringem Maße an Bruckner erinnert. Parallelen zu dem oben genannten Mahler sehe ich in dieser Sinfonie hingegen kaum.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo zusammen,


    alle vier oben genannten Wellesz-Aufnahmen des Labels CPO sind momentan bei JPC für je 2,99 € erhältlich und somit günstiger, als der Erwerb der Gesamtbox. Selbst habe ich diese Chance genutzt um nun seine Sinfonien kennenzulernen.


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

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  • Tja, jetzt sind es wohl nur noch 3 CDs. Die CD mit den Sinfonien 3 und 5 ist nicht mehr gelistet.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Hallo Frank und Enkidu,


    ich habe die Wellesz-Sinfonien soeben auch, dank euerer Werbung, bestellt und lasse mich nun überraschen.
    :thumbup: Die Hörschnipsel versprachen ja schonmal einiges ... besonders die Sinfonie Nr.4 ...


    Leider konnte ich die cpo-CD mit den Sinfonien Nr.3 und 5 nicht mehr bekommen. ;) Ich denke auch dafür gibt es eine Lösung ! :D


    jpc hat versandfreies Wo-Ende. Da war der Zeitpunkt der Bestellung gut gewählt.
    :!: Mal sehen was nun interessanter sein wird
    - diese 3 Wellesz-CD´s
    oder
    - die mitbestellte Swetlanow-CD mit Holsts Planeten (habe ich mind.7fach) und R.Korsakow: Mlada-Suite ... ???
    :D Ich tippe auf Swetlanow ! :D

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Egon WELLESZ: Sinfonie Nr 1


    Ich habe schon 2008 ganz kurz über die Eindrücke geschrieben, welche die erste Sinfonie bei mir hinterließ. Und ich würde sagen, daß ich heute einen etwas anderen Eindruck hatte als vor 3 Jahren.

    Das Werk ist tendenziell düster - aber dennoch erzeugt es keine unangenehmen Emotionen, es ist eine dunkle, eher geheimnisumwitterte Stimmung die hier erzeugt wird - und die Interesse weckt. Agressive Ausbrüche geben dem Ganzen das Feuer, welches den Gegensatz zu den unendlichen Tiefen (die ich zu hören vermeine) darstellt. Es gibt aber auch triumphierende optimistische Stellen, so beispielsweise das Finale des ersten Satzes.


    Persönlich höre ich in dieser Sinfonie eher Klangfarben als nachvollziehbare Themen, ausgenommen vielleicht im dritten Satz, der in der Tat ein wenig an Gustav Mahler erinnert. Alles in allem ist der musikalische Eindruck relativ pessimistisch und spröde. Musik die mich eher interessiert, als daß sie mir gefällt. Wellesz hat schriftlich niedergelegt, daß diese 1. Sinfonie, eine Reminiszenz an Alt- Aussee darstelle - eine Assoziation, die sich bei mir beim besten Willen nicht einstellen will - aber das ist letztlich nicht von Bedeutung. Auch wenn es die erste Sinfonie von Wellesz ist - so ist sie dennoch kein Jugendwerk, er war bereits sechzig. Warum Wellesz der Durchbruch nicht gelang muß Spekulation bleiben....
    Daß er vor 1938 als einer der bedeutendsten österreichischen Komponisten gehandelt wurde - das halte ich für Wunschdenken. Mein Konzertführer aus 1975 erwähnt ihn mit wenigen Sätzen - ohne ihm einen eigenen Artikel zu widmen. Der Harenberg Konzertführer (Auflage 2001) hat ihn nicht mal im Stichwortregister, ebensowenig wie Metzlers "Das neue Lexikon der Musik" in 4 Bänden (etwa 3000 Seiten - Auflage 1996)


    Kommen wir zu den positiven Seiten: Das RSO Wien unter Gottfried Rabl spielt mit Engagement und Verve - die Tontechnik ist makellos.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Egon WELLESZ: Sinfonie Nr 1


    Die Erste Sinfonie von Egon Wellesz von 1946 hat mich wirklich sehr angesprochen.
    Man findet bereits in der Sinfonie Nr.1 für Wellesz eine eigene Tonsprache vor. Kein Wunder, denn Wellesz hat sehr lange mit sich gerungen eine Sinfonie zu schreiben - und wenn man im Alter von 60 Jahrenals festandener Komponist seine erste Sinfonie schreibt, dann kann das nur ein reifes Werk sein. Es mag ja sein, das Wellesz in erster Linie von Bruckner beeinflusst sein mag (ich finde weniger von Mahler), aber die ständigen Vergleiche mit diesen beiden finde ich wenig angebracht, da er seine Tonsprache bereits in der Sinfonie Nr.1 hat.
    Ab der Sinfonie Nr.5 auch soll er sich auch der Zwölftontechnik bedienen - sein Lehrer war Arnold Schönberg (ein Komponist den ich nur bei wenigen seiner Werke schätze) - ich lasse mich überraschen ...


    :!: Der Dirigent der fabelhaften cpo-Aufnahmen Gottfried Rabl hat sich sehr für die Sinfone Nr.1 eingesetzt und das vorliegenden originale Notenmaterial vor der Aufnahme auf Fehler (die vom Verlag früher übernommen wurden) hin untersucht und eine neue Abschrift erstellt. Aber auch seine Interpretation voller Engagement und Verve (Zitat Alfred). Ja, das ist packend !


    Gottfried Rabl hält den 3.Satz (Finale) für den schönsten Satz seines gesamten sinfonischen Schaffens - ein Molto Adagio sostenuto. :yes: Kann ich gut nachvollziehen, da er diesen wunderbar interpretiert, aber auich die dramatischen ersten beiden Sätze wecken bei mir nicht nur Interesse, sondern begeistern wirklich. Geniessbare Musik des 20.Jhd.



    :hello: Ich möchet jetzt keine lange Abhandlung schreiben, da ich mich erst in Wellesz hineinhöre - :thumbup: ein wunderbarer Start !
    :thumbup: Klang und das mir bisher unbekannte RSO Wien haben Spitzenniveau und die cpo-CD´s aller Sinfonien sind wiedermal vorbildlich mit einem hochinformativem Textheft ausgestattet - weit entfernt von dem was man beispielsweise bei Brillant geliefert bekommt ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Egon WELLESZ: Sinfonie Nr 4

    Egon WELLESZ: Sinfonie Nr 5

    Zeit, nach über 4 Jahren (!) einmal wieder an den deutsch-österreichischen Symphoniker Egon Wellesz (1885-1974) zu erinnern. Der durch die Nazidiktatur zur Emigration nach England gezwungene Komponist, hat nach dem Krieg eindrucksvolle 9 Symphonien komponiert, die die symphonische Tradition von Bruckner und Mahler im 20. Jahrhundert fortsetzen und bis an den äußersten Rand der Tonalität weiterentwickeln. Obwohl wir in diesem Fall in der glücklichen Lage sind, alle Symphonien dank cpo auf hohem Niveau eingespielt vorzufinden (eine Situation die man sich für die Werke eines Günter Raphael, Max Butting u.a. auch gerne wünschte), ist auch die Musik Wellesz noch weit davon entfernt, über Spezialistenkreise hinaus rezipiert zu werden.


    Nach dem Anhören der 4. und 6. Symphonie werde ich mich jedenfalls dieser Musik wieder vermehrt zuwenden. Die viersätzige halbstündige vierte Symphonie gehört nach zu der Serie der ersten 5 Symphonien, die weitgehend aus der Bruckner-Mahler-Nachfolge schöpfen, wohingegen die 6. Symphonie schon den typischen Spätstil des Komponisten repräsentiert, gekennzeichnet durch Dreisätzigkeit (zwei langsame Ecksätze umrahmen ein scherzoartigen Satz), die auch klanglich deutlich pessimistischer und abweisender daherkommen.


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  • Wellesz ist ja nun nicht meine spezielle Linie, ich besitze derzeit eine CD mit den Sinfonien 1 und 8 von ihm. Aber von Zeit zu Zeit ist es ja so, daß man seinen Horizont erweitern möchte. Im konkreten Fall habe ich zwar nicht mehr die Chance eine weitere CD der Serie zuzukaufen, aber diese Tatsache wird dadurch versüsst, dass man um 24,99 Euro derzeit die gesamte Box mit allen Sinfonien bekommt. Ich weiß zwar nicht ob und wann ich dieses Sinfonien je hören werde, aber Wellesz ist ein bedeutender Komponist, und es wäre schade, wenn man in 5 Jahren sein Interesse für ihn entdeckte und fände keine Aufnahmen mehr von ihm vor. Die Aufnahmen entstanden für cpo in Zusammenarbeit mit dem ORF.....
    Sollten sie im März noch im Angebot sein, so landen sie in meiner Sammlung.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die DGG Emerson String Quartet Edition enthält netterweise auch diese recht aktuelle CD mit der Lyrischen Suite von Alban Berg und den Sonnetten von Egon Wellesz, die mit der wunderbaren Renee Fleming ein zusätzliches Sahnehäubchen enthält. Die CD erschien zwar auf dem Hauslabel der Fleming, aber Decca und DGG gehören ja beide zu Universal insofern war die Übernahme offensichtlich kein Problem. Diese CD kannte ich noch nicht.
    Den 6. Satz der Lyrischen Suite gibt es hier in zwei Alternativversionen, der bekannten nur für Streichquartett und einer Version mit Sopran und dem Text "De profundis clamavi" aus Baudelaire's Fleur du mal in einer Umdichtung von Stefan George. Da beide eingespielt wurden, kann man sich die Wunschversion programmieren.
    Die 5 Sonnette der viktorianischen Dichterin Elizabeth Barrett Browning gibt es in der Übertragung von Rainer Maria Rilke. Als lyrischer Laie kann ich zur Qualität dieser Sonnette wenig sagen, aber die Musik, die Wellesz dazu komponiert hat, gefällt mir, ein typisch spätromantisches Werk, Zemlinsky hat ähnliches geschrieben.
    Der Ausklang ist dann Erich Zeisl kurzes Lied "Komm, süßer Tod", das schon fast auf Strauss' Letzte Lieder hinweist.


    Die Emersons spielen diese Musik mit sinnlichem Ton, so dass bei der Lyrischen Suite eher die Bezüge zur spätromantischen Tradition als das Moderne betont werden. Eine legitime Herangehensweise.


    clck 4376

  • Egon WELLESZ: Sinfonie Nr 3


    In der Tat habe ich in der Zwischenzeit die Gesamtausgabe aller Sinfonien von Egon Wellesz gekauft. Eigentlich verstehe ioch nicht warum dieser Komponist bis heute von alllen mir bekannten Konzertführern totgeschwiegen wird. Immerhin - die Brockhaus Enzyklopädie, die ja nicht gerade sehr musikorientiert ist - fand ihn für würdig erwähnt zu werden. Vor etwa 9 Jahren hat Ex.Mitglied Edwin Baumgartner mir die 3. Sinfonie von Wellesz ans Herz gelegt - und heute habe ich sie gehört.
    Sie ist schon ein großartiges Werk, das schon zu Beginn in ihrer Bombastisch-majestätischen Art signalisiert: Hier kommt eine besondere Sinfonie. Und das ist sie in der Tat. Sehr eigenwillig - immer wird Wellesz mit Mahler verglichen - und sehr originell, zudem durchaus "eingängig", stellenweise geradezu betörend schön (Hörnerfanfaren im 3. Satz) und publikumswirksam instrumentiert. Oft dunkel, aber eher erhaben als niedergedrückt. Und grade eben höre ich im 4. Satz (1:52 ff) , warum auch Richard Strauss als Vorbild genannt wird....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Egon WELLESZ: Sinfonie Nr 2 - "Die Englische"


    Über die 2. Sinfonie wurde ja bislang nicht wirklich viel geschrieben, sie wurde allenfalls kurz gestreift. Geschrieben wurde sie 1947/48 in England. Sie trägt deshalb auch den Beinahmen "Die Englische" Im Beiheft ist das näher erklärt, einerseits setzte sich Wellesz in jenen Tagen intensiver mit englischer Literatur auseinander,andrerseits versuchte er sich dem Stil seiner neuen Heimat anzupassen. So ist denn das viersätzige Werk auch durchaus tonal und knüpft an die Tradition an. Es wird gern darauf hingewiesen, daß hier Anklänge an Mahler - oder auch Bruckner vorhanden sind, ich bringe einen weiteren Komponisten is Spiel, an den ich mich zu Beginn des ersten Satzes erinnert fühlre, und zwar an einen Satz aus Holsts "The Planets" Vielleicht kann das jemand bestätigen oder widersprechen. Die Sinfonie ist ungemein farbig, plastisch erhaben und rhytmisch pointiert zugleich. Schneidende Bläserattacken wechseln mit majestätischen Fanfaren und dunkel grollenden Etappenwechseln Es kommt keinen Augenblich bei diesem über 40 Minunten dauerndem Werk (es ist Wellesz' längste Sinfonie) Das Scherz (2. Satz) lockert das Werk deutlich auf, wer will kann hier einen stark vergröberten Mendessohn herauslesen. Bemerkenswert hier auch der melodisch-lyrische Mittelteil, der das Jahr der Komposition beinahe vergessen lässt. Der dritte Satz stellt erneut eine starken Kontrast zu de beiden vorangegangenen Sätzen dar, vorerst introvertiert versonnen mündet er in einen regelrechten Trauermarsch der von dunklen Nebeln umhült wird und kaum von der Stelle kommt.Im letzten Drittel leiten düstre Bläserfanfaren dann allmählich zu einem in sich selbst versunkenen tröstlicher klingenden Teil von melodiöser Melancholie. Leise verklingt der Satz. Der vierte Satz ist sehr wandlungsfähig, und deshalb kaum zu beschreiben, jedenfalls endet er das Werk mit beeindruckenden Klangeffekten.


    mfg aus Wien


    clck 4435


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zeit, nach über 4 Jahren (!) einmal wieder an den deutsch-österreichischen Symphoniker Egon Wellesz (1885-1974) zu erinnern.


    Genau das habe ich heute im Thread "Unbekannte Opern" getan. Hier möchte ich aber unbedingt darauf hinweisen, dass Wellesz als Sohn von jüdischen Bürgern aus dem ungarischen Teil der Habsburgischen Monarchie später die britische Staatsbürgerschaft annahm. Er war also ein österreichisch-britischer Komponist.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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