Haydn Sinfonie Nr. 15 D-Dur
Besetzung: je 2 Oboen & Hörner, Streicher.
Enstanden vermutlich um (oder vor) 1760 noch vor Haydns Anstellung bei Eszterhazy, es handelt sich hier also um ein wesentlich früheres Werk als 6-8 oder 13.
1. Adagio - Presto - Adagio
Ein recht ungewöhnlicher und durchaus bemerkenswerter Beginn. Natürlich wird allenthalben die französische Ouverture mit ihrer langsam-schnell-langsam-Form genannt. Allerdings hat der adagio-Teil (3/4) wirklich gar nichts von dem pompös-punktierten Gestus dieser Gattung. Es handelt sich eher um einen sehr einfachen, dabei jedoch raffiniert und klangsinnlich instrumentierten Abschnitt mit eher serenadenhaftem Charakter: Über einer pizzicato Begleitung der restlichen Streicher stimmen die Geigen eine schlichte Melodie an, kontrastiert von Einwürfen der Hörner. Man könnte auch an eine Schauspielmusik denken vielleicht auch an eine Opernarie (mit erregtem Mittelteil)
Der energische Presto-Abschnitt im 4/4-Takt (T.34-111) muß dagegen als ein kompletter, wenngleich knapper Sonatensatz gesehen werden, mit einem Seitenthema in der Dominante ab T.49, Reprise ab T. 81 (Seitenthema in D-Dur, danach Moll ab T.93).
Die Wiederholung des Adagios ist leicht gekürzt.
2. Menuett
Der Hauptteil wirkt etwas altmodisch-feierlich mit seinen punktierten Rhythmen (die nun ein wenig an die französische Ouverture erinnern mögen)
Sehr hübsch ist aber das Trio (G-Dur, nur Streicher, aber Celli und Bässe getrennt), hier werden Violen/Celli den Geigen jeweils in schmeichelnden Terzen gegenübergestellt.
3. Andante (2/4) G-Dur (nur Streicher)
ist wieder ein recht typischer Satz für diese Zeit. Ein tatsächlich "gehender" Satz mit kleingliedriger Melodik. Zweiteilig /:1-25://:25-72:/ (beide Teile werden wiederholt). Der erste Teil endet auf der Dominante, ein melodisch oder motivisch wirklich eigenständiges zweites Thema ist aber kaum auszumachen.
Es gibt dann beinahe so etwas wie eine Durchführung mit rudimentärer Verarbeitung von Motiven, eher vielleicht als Dialog der 1. Vl. mit 2. Vl und Viola zu hören und recht deutlich eine Reprise des ersten Teils ab T.49.
Reizvoll hier ist das Wechselspiel von paralleler und eher dialogischer Führung der Streicherstimmen, ebenso wie einige rhythmische Finessen (Synkopen und sforzati, z.B. in T. 22 ff., 38-47 usw.).
4. Finale: Presto 3/8
Das ist quasi ein zweites Menuett (oder eine Art Gigue?) Fischer spielt es eher im Menuett-Tempo, m.E. viel zu langsam; Solomons ist deutlich schneller unterwegs. Jedenfalls bestärkt es für mich den Verdacht, daß es sich hier vielleicht um nachträglich zu einer Sinfonie zusammengestellte Stücke handelt, die vielleicht vorher schon eine andere Funktion als Schauspielmusik o.ä. hatten.
Ich sehe das als ein Rondo wie folgt:
Refrain "A": T. 1-20
"B" 20-32
A: 32-44
"C" Mittelteil/Trio in d-moll 45-102) nur für Streicher
A 103-124
B 125-136
A 137-158, der letzte Teil ist als kleine Coda (ab 148 ) gestaltet.
Wobei allerdings wegen der Verwandtschaft der B-Teile mit dem Refrain und ihrer Kürze beinahe der Eindruck einer einfachen Dreiteiligkeit überwiegt. Auch dieser leichte Kehraus zeigt, daß das Werk eher im Umkreis der Sinfonie Nr.1 anzusiedeln ist.
NB: Die Partituren der Sinfonien 13-18 sind erfreulicherweise online einsehbar:
http://www.dlib.indiana.edu/va…/ahb9900/large/index.html
JR