Haydn, Joseph: Sinfonie Nr. 10 D-Dur

  • Die Sinfonie Nr. 10 D-dur ist 1761 entstanden. Ihre Besetzung umfasst zwei Oboen, zwei Hörner, Streicher und Continuo (Violoncello, Bass und Fagott spielen dasselbe). Die Sinfonie ist dreisätzig, dem 1. Satz (Allegro) folgt ein langsamer Satz (Andante), der dritte Satz ist wieder ein Sonatensatz (Presto).


    Die Sinfonie gehört zu den vier Sinfonien in D, die Haydn für den Grafen Morzin geschrieben hat (die anderen sind die Nummern 1, 4 und 15). Diese Werke haben einen ausgesprochen brillanten Charakter. Der zeichnet schon das Hauptthema aus, das mit seinen starken Kontraste und vollen Akkorden in den Violinen den Satz beginnt. Ein Forteschlag steht zu Beginn, dann folgen drei gebundene Noten in der 1. Violine über einer federnden Figur in den zweiten im Piano und dann wieder vier akkordische Achtelschläge, durch die Achtelpausen dazwischen deutlich abgesetzt über einer pendelnden Bewegung in den Violen und im Bass. In der weiteren Fortspinnung des Hauptthema spielt vor allem Sechzehntelfigur in den Violinen eine Rolle, die dem Ganzen einen lebhaft vorwärtsdrängenden Charakter gibt. Das Seitenthema (T. 24) im Piano führt wieder zu einer brillanten Schlussgruppe im Forte. Kaum hat die Durchführung begonnen, "verwirrt" Haydn schon mit einer Scheinreprise, die hier damit zu tun hat, dass Haydn so auf kurzem Weg zur Tonika zurück gekommen ist und nun erst richtig in die Durchführung einsteigt. Die damaligen Hörer muss es in ihrer Erwartung schon mal kräftig durchgeschüttelt haben. Der Durchführungsteil wird wie üblich mit der Reprise wiederholt.


    Der zweite Satz ist ein Andante in G-dur (2/4) nur für die Streicher. Das Thema ist geprägt durch Seufzermotivik. Die musikalische Sprache ist eher zurückhaltend, am Ende des ersten Teiles gibt es allerdings eine Gruppe, in der es einen mehrfachen Wechsel zwischen p und f gibt. So setzt dann auch der zweite Teil ein, beruhigt sich aber bald wieder zu dem ausgewogenen Fortgang. Am Ende des zweiten Teiles wiederholt sich der Einsatz von dynamischen Kontrasten.


    [Bemerkungen zum 3. Satz werden nach Rückkunft noch eingefügt]



    Liebe Grüße Peter

  • Die frühe - dreisätzig angelegte - Sinfonie Nr 10 (ohne Menuett) dürfte scheinbar niemanden so richtig interessieren, denn die Angaben in den Konzertführern sind spärlich bis nicht vorhanden.
    Das ist schade, denn diese Sinfonie sprüht in den Ecksätzen geradezu vor Vitalität - Man beachte den geradezu forsch-fröhlichen Beginn. Gleich nach dem etwas Heftigen ersten Tönen folgen die Hörner dem Satz ein lieblicheres Gepräge geben, ihn wärmer färben, und dennoch die Festigkeit betonen. Das Werk ist generell ausgesprochen bläserbetont und klangschön und weist ziemliche Kontraste auf, ist indes keineswegs schroff. Sie wird nicht zu den "Sturm und Drang-Sinfonien" Haydns gezählt. Der zweite Satz beginnt beinahe zärtlich (ist mir in voller Klarheit erst beim 2. Mal hören bewußt geworden) gleitet aber dann ein wenig ins unauffällige ab, daß man beinahe erschrickt wenn der 3. (Presto) einsetzt, fast ein wenig "aufdringlich" ähnich, wie "heißa Juchei"....Die Sinfonie ist IMO ein gutes Zeugnis dafür, daß auch Haydns frühe Sinfonien wunderbare Musik sind, und man sie keines falls den "berühmteren" gegenüber benachteiligen darf. Es ist halt so, daß man in Haydns langem Leben unter "Sinfonie" stets etwas anderes verstand, der Publikumsgeschmack hatte sich in den ca 50 Jahren Haydns aktiver Zeit mehrfach gewandelt.....
    Ich habe hier - obwohl ich die Goodman Aufnahme besitze - die Aufnahme der Heidelberger Sinfoniker eingestellt, ein weiterer geplanter Zyklus, der nun nicht fertiggestellt werden dürfte.

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe auch die Symphonie Nr. 10 in verschiedenen Einspielungen gehört und finde sie ebenfalls zu Unrecht vernachlässigt - ihr heller, lichtdurchfluteter, wonnevoller Charakter ist sicherlich kein Kriterium, sie gering zu achten - ob das kritische Ohr des Hörers dies als allzu gefällig und oberflächlich betrachtet? Oder ob er wohl im Licht der späteren Symphonien geringschätzig auf dieses Werk herabblickt? Beides fände ich unangemessen. Auch die Schlichtheit und Ungekünsteltheit des 2. Satzes empfinde ich als außergewöhnlich anrührend, pur und rein in seiner kostbaren, fragilen Schönheit. Sollte dort eben diese (vermeintliche!) Einfachheit zu dem Ergebnis führen, der Satz sei simpel und daher nicht hörenswert? Richtig gespielt ist dieser Satz für mich ein Kleinod und aller Ehren wert. Wem ein am Blattesrand zitternder Wassertropfen, in dem das Sonnenlicht gleißt und funkelt, beachtenswert erscheint, der wird diese Symphonie lieben.

  • Franz Joseph Haydn

    Sinfonie Nr.10 Hob. I-10

    1.5:27 (5:18)

    2.5:35 (5:25)

    3:3:55 (3:15)

    Takashi Asahina

    New Japan Philharmonic

    Live: 68. Abonnementkonzert,Tokyo Bunkakaikan, 8.03.1979

    Die Aufnahme geht direkt ins Herz : da wird lebendig und mit Liebe musiziert. Wunderbar warme und klare Instrumente, hervorragende Aufnahmetechnik. Da ist auch nichts zuviel - kein pathetisches Übertreiben. Einfach die gesamte musikalische Bandbreite von intimem kammermusikalischem Spiel bis hin zu sich auftürmenden großen Klanggebäuden.Es ist heilsame Musik. Wohltuend, freundlich, innig und mit aller Hingabe komponiert und vorgetragen. Es ist ein unbeschreiblicher Genuß, die vielschichtigen und feinverwobenen verschiedenen Stimmen zu hören, die durch die hervorragende Aufnahmetechnik ganz deutlich zu verfolgen sind.

    Vielleicht wären die Haydn Asahina Aufnahmen was für den lieben Alfred Schmidt.

    Liebe Grüße

    Patrik


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    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Ungeachtet dessen, daß ich gerade dabei bin alle Haydn Sinfonien in lockerer Folge zu hören hat mich dieser Thread, der soeben wiederbelebt wurde, dazu animiert die Sinfonie Nr 10 erneut zu hörenb. Auf diese Weise bleiben die Werk besser in Erinnerung und somit steigt der Wiedererkennungswert (Zumindest wollen wir das hoffen.)

    In meiner Samlung fand ich erfreulicherweise die hervorragende Aufname des Ensembles "Cantilena", welches einen sehr lieblichen Klang produziert und relativ gut erkennbar ist. Ich besitze die hier gezeigte Box mit der 12 frühen Sinfiien und eine weitere. Das auf modernen Instrumente spielende Ensemble wurde 1970 vom englischen Cellisten und Dirigenten Adrian Shepherd (1939-2013) gegründet. Es gab mehrere Aufnahmen von Haydn Sinfonien - weche aber leider sämtlich gestrichen sind. Das ist insbesondere schade, weil - die Aufnahme der 10. Sinfonie belegt das eindrucksvoll - die perfekte Balance zwischen Spritzigkeit und lieblichem Klang gefunden wird.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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