Martha Mödl - wisst ihr noch, wie es war?

  • Habe ich schlampig gestöbert, jedenfalls fand ich keinen Thread über die große MM. Auch wenn ich ihre ausdrucksstarke Stimme und ihre grossartigen Rollengestaltungen aufs höchste verehre, habe ich doch meine Probleme mit dieser Grande Dame.


    Höre ich jedoch ihre Isolde oder Fidelio-Leonore, so irritiert mich ihr gouvernantenhafter Tonfall aufs äusserste. Ich habe permanent den Eindruck, einen Klon der Frau Fluth zu vernehmen.


    Jedoch wenn ich ihre Klytämnestra oder Pik-Dame-Gräfin höre, rieselt mir der Schauer der Erregung über den Rücken.


    Diese große Ambivalenz bekümmert mich, da ich MM trotz allem als unverzichtbare Künstlerin einordne.


    Eure Meinung dazu wäre mir recht hilfreich.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • LIeber Milletre!


    Ich habe ihre Stimme geliebt, als Lady Macbeth, alternierend mit Elisabeth Höngen und als alte Gräfin in Pique Dame.


    Bei der Eröffnung der WSO am Ring am 5.11.1955 war sie indisponiert, aber bei der Voraufführung dafür blendend.



    Liebe Grüße Peter, auch aus Wien. :hello: :hello:

  • Zitat

    Original von Milletre
    Diese große Ambivalenz bekümmert mich, da ich MM trotz allem als unverzichtbare Künstlerin einordne.


    Martha Mödl ist ein Fall für sich: eine wirklich hochdramatische war sie eigentlich nie - die Zeitspanne, die sie diese Rollen singen konnte, war auch dementsprechend kurz. Was vor allem für sie einnimmt: eine unglaubliche, dramatische Intensität und eine unverwechselbare Stimme. Sie war allerdings eine Sängerin, die den Ausdruck klar über das korrekte Singen stellte, was manchmal, nunja, etwas Toleranz beim Zuhören erfordert.


    Ein frühes Beispiel für die Qualitäten von Martha Mödl ist der Bayreuther Mitschnitt des "Tristan" unter Karajan - den ich in dieser Aufnahme ebenfalls wirklich gut finde - die Frau singt völlig entfesslt, rücksichtslos gegen sich selbst im sängerischen Einsatz, eine sindgarstellerische Interpretation der Isolde, die absolut packend ist, aber auch klar macht, warum die Sängerin dieses Fach, s. o., nicht allzulange singen konnte.


    Gerade kürzlich habe ich ihre Brünnhilde unter Keilberth gehört, ebenfalls aus Bayreuth - das gefällt mir schon weniger gut. Vom Ausdruck her ist Mödl auch hier beachtlich, aber die sängerische Seite offenbart doch eine Reihe von Mängeln, seien es Ungenauigkeiten oder auch Probleme mit Tönen schon ab der Mittellage.


    Eine beeindruckende Künstlerin war Martha Mödl aber ganz sicher - und bemerkenswert, wie lange sie noch in der Lage war, Partien des Charakterfachs zu gestalten. Tatsächlich dürften viele hier Mödl noch live erlebt haben, ich gehöre auch dazu.


    Was eher keine gute Besetzung war: die Waltraute in der "Götterdämmerung" unter Böhm, die Rolle kam doch für die Sängerin ca. 10 Jahre zu spät.

  • Hallo,


    Martha Mödl habe ich noch gut in Erinnerung. Ich erlebte sie in einer tollen Aufführung Fortners Bluthochzeit in Düsseldorf. Die Mödl beeindruckte mich mit ihrer großen Ausstrahlung und Präsenz.


    Diese Aufführungsjahre in Düsseldorf waren mein persönlicher Opernhöhepunkt; es waren interessante und spannende Inszenierungen ebensolcher Opern.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hier in Düsseldorf erinnert sich jeder Opernfreund noch gerne an Martha Mödl. Nach ihrem Dübüt im Jahre 1943 am Stadtheater von Remscheid (im Bergischen Land) kam sie unmittelbar noch Kriegsende 1945 hierher nach Düsseldorf (zu Fuß über die Münxener Brücke - wie sie immer erzählte) und feierte ihren ersten großen Erfolg als "Carmen" gier im Opernhaus. Seit dieser Zeit ist sie - trotz internationaler Berühmtheit - diesem Haus bis zu ihrem Tod in Treue verbunden geblieben. Die Zahl ihrer erfolgreichen Auftritte auf unserer Bühne ist Legion. Und jede besuchte Vorstellung, bei der sie auftrat, war ein Erlebnis!
    Zuletzt sah ich sie auf der Bühne - da war sie schon über 88 Jahre alt - als Golde in dem Musical "Anatevka" (Fiddler on the Roof) - sie spielte ihren 50 Jahre jüngeren Bühnen-Ehemann - den Milchmann Tevje - locker an die Wand!


    Obwohl sie aus Nürnberg stammte - hier im Rheinland wird sie unvergessen bleiben!


    Als musikalisches Bespiel will ich hier eine meiner Lieblingsaufnahmen aus dem heiteren Fach zeigen (obwohl man hier im Forum Offenbach in deutsch eigentlich nicht erwähnen darf):


    Les Brigands


    Uraufführung: 10.12.1869 in Paris
    Libretto: Henri Meilhac, Ludovic Halévy



    Aufnahme: Nov. 1980, Funkhaus WDR, Köln - in deutsch


    Dirigent: Pinchas Steinberg
    Orchester des WDR Köln
    Chor des WDR Köln
    Chorleitung: Herbert Schernus


    Adolf de Valladolid: Alejandro Vásquez
    Antonio: Evelyn Künneke
    Barbavano: Gerhard Peters
    Baron de Campotasso: Otto Höpfner
    Bianca: Renate Zimmermann
    Captaine: Gottfried Mehlhorn
    Carmagnola: Kurt Steigers
    Cicinella: Edith Knaupp
    Comte de Gloria-Cassis: Theo Altmeyer
    Domino: Jörg Pavelec
    Duc de Braganza: Gerd Vespermann
    Duchesse: Martha Mödl
    Falsacappa: Hubert Möhler
    Fiametta: Margret Jacoby
    Fiorella: Eva Csapó
    Fragoletto: Jean van Ree
    Marquise von Malaga: Marita Knobel
    Page (1): Barbara Dommer
    Page (2): Rita Fischer
    Piétro: Heinz Kruse
    Pipa: Barbara Dommer
    Pipetta: Rita Fischer
    Pipo: Hein Heidbüchel
    Princess: Doris Bierett
    Un concierge: Josef Otten
    Zerline: Friedegard Herwig


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Bei Archipel gibt es ein Opern-Recital mit Ausschnitten aus ihren frühen-Opern-Aufnahmen:



    Martha Mödl singt Arien
    von Beethoven, Wagner, Verdi, Bizet,
    Mussorgsky


    Martha Mödl, Rothenberger, Litz, Fiedler, Schock,
    Staatsopernorchester Berlin, NDR SO,
    Rother, Schmidt-Isserstedt, Schüchter
    Label: Archipel , ADD, 1950-52


    Hörproben gibt es bei jpc.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • ...die Mödl habe ich diverse Male hier im Forum schon erwähnt...
    - ein eigener Thread ist in der Tat überfällig :yes: :yes:


    Die oben von Uwe Schoof erwähnte Düsseldorfer "Bluthochzeit" ist seinerzeit mein 4.Opernbesuch gewesen
    - und eine Art Initialzündung......



    noch heute SEHE ich sie vor mir, wenn ich in die beiden Opern-CD`s, die ich mit ihr habe, hineinhöre...


    (Purcells "Dido und Aeneas" in einer - dt. - NDR.Aufnahme von 1955
    - übr. mit dem damals 26jähr. H.Prey als Aeneas)


    (in einem 8min. Ausschnitt (1962/64?) aus Henzes "Elegie für junge Liebende",
    veröffentl. auf der "Oper 61/71"-CD im Rahmen der "Musik in D.land 1950-2000"-Reihe
    - hier ist sie als gräfliche Sekretärin des egomanischen Dichters Mittenhofer zu hören (mit FiDi wohl in einer seiner großen Rollen der frühen 60er))


    - - - - - die Tonqualität ist in beiden Fällen ganz erfreulich :yes:


    ...einen gewissen "herrschaftlichen" Tonfall kann ich ihr nicht absprechen ;)
    - aber just in den 3 von mir erwähnten Rollen stört`s ja nun nich.......



    - - - - - lesenwert ist i.Ü. auch der (späte) Interviewband, den Thomas Voigt mit ihr gemacht hat
    (Titel nicht präsent ... kenne ihn nur aus der Bibliothek)
    - freimütig bekennt sie dort, dass eigentlich immer Hotelzimmer und Opernbühne ihr eigentliches Zuhause geblieben sind..........


    einen schönen Rest-Sonntag wünscht
    micha

  • Unvergesslich nicht nur ihre Singstimme, sondern auch ihre Schilderung in breitem Fränkisch "von der Badewanne nach Bayreuth" beim Kaffeeklatsch mit den anderen beiden Veteraninnen Nilsson und Varnay.


    Einen Auszug gibts bei Youtube:
    "http://www.youtube.com/watch?v=V_DdAE8I5Z0"



    audiamus



    .

  • Wie Sie war, wie Sie ist, das ahnt Niemand das weiß keiner!


    Wenn Sie mit meiner Mutter telefonierte, und das war mehrmals im Jahr, da hat sie immer gesagt, so mein Schatz (das war ich) und jetzt gib mir die Sattler-Mutti!


    Dabei waren die ziemlich gleich alt!


    Sie war privat ein solcher Schatz und man hat mit ihr so viel lachen können.


    Da habe ich nicht die bekannte Opernsängerin bei mir gehabt - sondern den Menschen - Martha Mödl!


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

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  • Matha Mödl wurde vor allem im sogenannten Neu-Bayreuth in einem Fach eingesetzt, dass an den Grenzen ihrer stimmlichen Möglichkeiten lag und sogar darüber hinaus ging. Ich finde, dass es ein ähnliches Phänomen wie bei Hans Hotter ist. Beide Sänger konnten durch überragende Darstellung Bühnencharaktere schaffen, die so grandios waren, dass man hngerissen war, wenn sie auf der Bühne sangen und agierten. Das Gesangliche war nur ein Teil dieser singschauspielerischen Gesamtleistung. Schwieriger wird es, für alle Opernfreunde, die nicht das Glück hatten, die beiden Sänger auf der Bühne zu erleben. Die Tonaufzeichnungen können das Gesamterlebnis nicht wiedergeben. Nur auf Stimme und Gesangskultur reduziert können die Mödl genau wie Hotter ihr wahres Können nur bedingt zur Wirkung bringen. Die Tonaufzeichnung bleibt und ist in ihrer Reduktion und Konzentration gnadenlos.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus!


    Da hast Du völlig Recht, man hat nicht viel, wenn man Martha Mödl (und Hans Hotter) nicht singen gehört und gesehen hat, das waren reine Sangschaupieler.


    Ich denke, dass bei Martha Mödl, etwas Karl Böhm, Schuld war hochdramatische Sopran - Rollen zu singen.


    Die Fidelio Leonore hat doch schon vielen Sängerinnen, auch Lotte Lehmann unter Toscanini - in Salzburg, Schwierigkeiten bereitet, wobei Lotte Lehmann doch ein Sopran war, aber statt einen Halbton einen Ganzton bei der großen Arie runter, das war zuviel.


    Aber Martha Mödl war noch dazu bei der Eröffnung der WSO sehr stark verkühlt, ich war damals, durch meinen Onkel, bei der öffentlichen Generalprobe, da war sie bedeutend besser.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Mein Gott, wieviel herrliche Bühnenleistungen hat Martha Mödl in ihrer großen Karriere vollbracht. Deshalb wundere ich mich, dass immer wieder - auch wenn es ein spektakulärer Abend war - auf die Probleme als Fidelio-Leonore bei der Eröffnung der Wiener Staatsoper hingewiesen wird. Das war halt eine Indisposition. Für die Überbewertung solcher Einzelleistungen gibt es weitere prominente Beispiele: Immer wird bei Gottlob Frick auf die nicht seinem Niveau entsprechende Leistung als Sarastro in der Klemperer-Aufnahme der "Zauberflöte" hingewiesen. Einfacher Grund, Frick war krank und wollte die Partie abgebben. Klemperer und die EMI bestanden auf seiner Mitwirkung und haben sogar Aufnahmesitzungen verlegt. Wie souverän er gerade Sarastro singen konnte, wird durch eine andere Gesamtaufnahme unter Solti und verschiedene Einzelaufnahmen unter Schüchter und Grüber belegt.
    Bei verdienten Sängern mit langen Karrieren und großen Leistungen sollte bei einzelnen "Ausrutschern" der Schleier des Vergessens darüber gelegt werden. Bei allzu großer Beckmesserei könnte sogar das Bild der Monolithen Callas und Wunderlich angekratzt werden.
    Herzlichst Operus, der um Toleranz bittet

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Original von operus
    Mein Gott, wieviel herrliche Bühnenleistungen hat Martha Mödl in ihrer großen Karriere vollbracht. Deshalb wundere ich mich, dass immer wieder - auch wenn es ein spektakulärer Abend war - auf die Probleme als Fidelio-Leonore bei der Eröffnung der Wiener Staatsoper hingewiesen wird. Das war halt eine Indisposition. Für die Überbewertung solcher Einzelleistungen gibt es weitere prominente Beispiele: Immer wird bei Gottlob Frick auf die nicht seinem Niveau entsprechende Leistung als Sarastro in der Klemperer-Aufnahme der "Zauberflöte" hingewiesen. Einfacher Grund, Frick war krank und wollte die Partie abgebben. Klemperer und die EMI bestanden auf seiner Mitwirkung und haben sogar Aufnahmesitzungen verlegt. Wie souverän er gerade Sarastro singen konnte, wird durch eine andere Gesamtaufnahme unter Solti und verschiedene Einzelaufnahmen unter Schüchter und Grüber belegt.
    Bei verdienten Sängern mit langen Karrieren und großen Leistungen sollte bei einzelnen "Ausrutschern" der Schleier des Vergessens darüber gelegt werden. Bei allzu großer Beckmesserei könnte sogar das Bild der Monolithen Callas und Wunderlich angekratzt werden.
    Herzlichst Operus, der um Toleranz bittet


    Lieber Operus!


    Du hast völlig Recht!


    Martha Mödl war am 5.11.1955 total indisponiert.


    Ich war einige Tage vorher bei der Generalprobe da war sie bedeutend besser, aber ich finde die Aufnahme, vom 5.11.1955, schon aus historischen Gründen besonders erwähnenswert,


    und Martha Mödl überzeugte trotzdem als Leonore.


    Heute muss eine Sängerin,wie in Bregenz, Treppen runter rennen,während ihrer großen Arie, das die nicht bei der zweiten Vorstellung schon indisponiert sind,wunderte mich schon.


    Martha Mödl war für mich eine große Darstellerin und Sängerin, die ich nebenbei noch sehr schätzte, ja liebte. :jubel: :jubel:


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello: :hello:

  • Bei Preiser gibt es jetzt eine neue Doppel-CD mit Ausschnitten aus Opern-Aufnahmen der 50er Jahre:



    Martha Mödl singt Arien & Lieder
    von Gluck, Beethoven, Verdi, Bizet, Wagner, Mussorgsky


    Martha Mödl, WOlfgang Windgassen, Johanna Blattner, Rudolf Schock,
    Orchester der Städtischen Oper Berlin,
    Orchester des NWDR,
    Orchester der Bayreuther Festspiele,
    Artur Rother, Wilhelm Schüchter, Hans Knappertsbusch
    Preiser , ADD/m, 50-58
    2 CDs
    Erscheinungstermin: 10.9.2009


    Hörproben gibt es bei jpc.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Hallo,
    ich habe sehr günstig eine Aufnahme von Menottis "Medium" mit Martha Mödl in der Titelrolle bekommen. Leider gibt es keine Angaben über die andere Besetzung bzw. Ort und Zeit (eventuell 1967) der Aufnahme.
    Hat da jemand genauere Kenntnisse?
    Schöne Grüße
    wega

  • Ich finde, dass es ein ähnliches Phänomen wie bei Hans Hotter ist. (...) Die Tonaufzeichnung bleibt und ist in ihrer Reduktion und Konzentration gnadenlos.


    Verehrter Operus,


    es tut mir leid, aber Sänger wie Mödl und Hotter, die ich bloß von der Schallplatte her kenne, vermitteln mir weit eher als andere überhaupt einen Begriff von dramatischer Intensität einer Rollengestaltung. Gewiß war es weit großartiger noch, beide auf der Bühne erleben zu können. Aber das schmälert doch nicht den Wert der Furtwängler-Studio-Waküre, des Bayreuther Parsifal unter Knappertsbusch oder etwa der Walküre aus dem Solti-Ring.


    Ich würde meinen, angesichts der gestrigen Wiener Anna Bolena, die heutige Aufnahmetechnik sei desto gnadenloser.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Hallo,
    ich habe sehr günstig eine Aufnahme von Menottis "Medium" mit Martha Mödl in der Titelrolle bekommen. Leider gibt es keine Angaben über die andere Besetzung bzw. Ort und Zeit (eventuell 1967) der Aufnahme.
    Hat da jemand genauere Kenntnisse?
    Schöne Grüße
    wega


    Liebe Wega, mir ist nur eine Aufnahme des Stückes mit der Mödl als Mitschnitt bekannt, und die stammt aus Trier. Folgende Bersetzung habe ich dazu in meinem Archiv:


    Giancarlo Menotti
    DAS MEDIUM
    Orchester des Theaters Trier
    Dirigent Rudolf Bibl
    23. Juni 1972




    Madam Flora
    Martha Mödl
    Monica, ihre Tochter
    Sonia Han
    Toby
    Hans-Rudolf Spühler (stumme Rolle)
    Mrs. Gobineau
    Hilde Gorges
    Mr. Gobineau
    Lutz Rainer
    Mrs. Nolan
    Linda Horn



    Ich bin gespannt, ob diers die von Dir gesuchten Infomationen sind. Hast Du weitere Frage und Anregungen zu Martha Mödl, dann kannst Du Dich gern wieder melden. Ich freue mich immer, wenn ich den Nachruhm dieser Sängerin ein wenig mehren helfen kann.


    Lieben Gruß von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • In vielen Büchern ist diese "Elektra" beschrieben - nun ist endlich auch ein größere Stück daraus zu hören. Die Rede ist von jener Inszenierung von Ruth Berghaus, die 1967 an der Berliner Staatsoper einen handfesten Skandal verursachte. Martha Mödl sang die Klytemnästra, Ingrid Steger die Elektra. Beider Szene ist auf einem nagelneuen CD-Doppelalbum aus dem Hause Profil Hänssler zu hören, in hervorragender Qualität - stimmlich wie akustisch. Sogar Elisabeth Rose, einst eine bedeutenden dramtische Sopranistin hat noch einen Auftritt als Vertraute. Das ist nicht alles an Neuigkeiten auf diesem Album zum 100. Geburtstag der Mödl. Den Schlussgesang der Brünnhilde gibt es unter Georges Sebastian von 1957 aus Vichy sowie Auszüge aus "Bluthochzeit", "Melusine" und "Pique Dame" - und für ganz hartgesottene Mödl-Fans Lieder von Beethoven. Längere "Tristan"-Szenen von 1958 aus München (Ludwig Suthaus) und 1955 aus London (Wolfgang Windgassen) hatten sich bisher nur in Privatarchiven erhalten. Nun sind sie öffentlich.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Rheingold,
    danke für Deine Infos. Jetzt weiß ich auch, warum mir der Tenor so bekannt vorkam. Lutz Rainer hat lange Jahre hier in Hannover im Ensemble gesungen.
    Schöne Grüße
    wega



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  • Na, das ich bisher noch nichts zu Martha Mödl hier geschrieben habe, wundert mich aber selbst...
    Für mich DIE Sing-Darstellerin im besten Sinne. Kennengelernt habe ich sie mit ihrer Leonore in Furtwänglers "Fidelio" (auch wenn sie vielleicht nicht jung genug fürdie Rolle klingen mag, keiner glaube ich mehr, was sie singt) und von da an bin ich ihr in stetiger Bewunderung ergeben. Was war das nur für eine Sängerin...oder besser, was für eine Interpretin! Für mich gibt es bei Sängern immer nur kleine Momente in denen ich das Gefühl habe (bei einigen, bei den meisten eigentlich nie), sie wären einen Augenblick so mit ihrer Rolle verschmolzen, dass es keine klare Grenze mehr zu geben scheint zwischen Sänge und Rolle. Die Mödl ist für mich eine, die mir solche Hör-Momente gegeben hat (live muss das ja unbeschreiblich gewesen sein), der Kern der Figur atmet durch ihre Stimme, zB bei ihrer 52er Isolde unter Karajan im zweiten Akt...da habe ich wirklich immer das Gefühl sie hätte sich als Person einen Augenblick völlig vergessen und ist zu dieser Isolde geworden, mehr noch, sie ist zu einem Gefühl geworden, ein sanggewordenens Gefühl...da bekomme ich immer Gänsehaut.
    Die oben genannte neue CD mit ihr landete deswegen ganz eilig auch bei mir...auch weil ich an ihrer Mutter-Rolle aus Fortners "Bluthochzeit" interessiert war, denn ich kenne nur eine andere Aufnahme dieser Oper. Die Tristan-Ausschnitte sind für mich nicht ganz so gleissend wie bei Karajan, aber natürlich immer noch sehr gut. Ganz genial auch ihre Pythia-Darstellung in Henzes "Melusine"...so muss das sein. Gerade in ihren "Altersrollen" finde ich sie ja auch noch mal ganz speziell herrlich.
    Da fand ich den Kommentar im Booklet, sie habe wegen ihrer "Bühnensucht" selbst ihre Abneigung gegen moderne Musik überwunden, eher befremdlich. Wie soll man das verstehen?
    Und dann ihre Klytämnestra...die Inszenierung von 1967 war ein Skandal, warum?

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Da fand ich den Kommentar im Booklet, sie habe wegen ihrer "Bühnensucht" selbst ihre Abneigung gegen moderne Musik überwunden, eher befremdlich. Wie soll man das verstehen?
    Und dann ihre Klytämnestra...die Inszenierung von 1967 war ein Skandal, warum?


    Der Kommentar im Booklet dieses Albums wird der Mödl nicht gerecht. Er ist schlicht und hausbacken. Wenn Du, liebe SuW, etwas über diese große Künstlerin erfahren willst, dann besorge Dir das Buch "So war mein Weg" aus dem Parthas-Verlag. Du bekommst es zum Beispiel bei Amazon auch gebraucht zu einem günstigen Preis. Hier der Link:


    http://www.amazon.de/war-mein-…TF8&qid=1344363339&sr=8-1


    Das Buch beruht auf Gesprächen mit dem Musikschriftsteller Thomas Voigt, der die Mödl gut kannte wie niemand anderes. Er hat ihr die richtigen Fragen gestellt, was immer eine ganz besondere Kunst ist. So wie das Brecht in der "Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration" poetisch verarbeitet hat. Dort wird der Zöllner bedankt, weil er dem Weisen seine Weiheit abverlangt hat. Ein wunderbares Gedicht! In unserem Falle hat Voigt wunderbare Sache aus der Mödl herausbekommen.


    Was war mit der "Elektra" 1967 an der Staatsoper Unter den Linden im Osten Berlin? Es war die erste Inszenierung von Ruth Berghaus, der viel jüngeren Frau des berühmten Komponisten Paul Dessau. Sie wuchtete das Stück auf ein Brettergerüst vor einem weißen Rundhorizont, wie als modernes Zitat der Shakespeare-Bühne. Alles war auf die weiß geschminkten Figuren stilisiert in der Art des japanischen Kabuki-Theaters. Menschen, die sich heute noch an diese Inzenierung erinnern, schwanken zwischen Faszination und Verstörung. Die wurde sofort abgesetzt. In der DDR-Presse hagelte es totale Verisse. Man sah das gesamte Erbe in Gefahr. Es gibt etliche Anhandlungen über diese Elektra-Deutung. Nach meiner festen Überzeugung war diese Inzsnierung die Geburstsstunde des so genannten und heftig umstrittenen Regietheaters. Und die Mödl mittendrin. Das fand ich immer faszinierend. es passt zu ihr.


    Als Sängerin von höchsten Gnaden hatte die Möld nur eine kurze Zeit, die ich zwischen 1950 und 1955 sehe. Isolde, Brünnhilde, Kundry, mit etwas Abstand Fidelio-Leonore. Unerreicht sind Kundry in den frühen Bayreuther Mitschnitten und diie Isolde unter Karajan, wo sie rücksichtslos gegen sich selbst wie um ihr Leben singt. Sie hatte den Tod in der Stimme, schrieb ein Kritiker. Und wenn sie nur diese eine Vorstellung gesungen hätte, sie wäre zu ihrem eigenen Denkmal geworden. Sie brauchte wohl diese damals für sie günstigen Umstände. Kundry außerhalb Bayreuths ist viel routinierter. Bemerkenswert ist auch ihr Orff, nennen muss ich ihre Stravinsky'sche Jokaste. Und Bluthochzeit, eine bemerkenswerte späte Leistung. Anderes ist Klamotte bis peinlich. Ihr war es wohl egal, sie wollte auf die Bühne. Bis zum Schluss.
    Sie hatte nie eine Art Nachfolgerin. Die Mödl ist einzigartig.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Erstmal danke für die Informationen und den Buchtipp...werde ich mir auf jeden Fall besorgen!
    Diese "Elektra"-Inszenierung klingt interessant, gearde das mit dem Kabuki-Aspekt.


    Und wie konnte ich nur ihre Kundry vergessen! Natürlich ist das auch so ein Höhepunkt (ich meine vom 51er Parsifal).


    Anderes ist Klamotte bis peinlich. Ihr war es wohl egal, sie wollte auf die Bühne. Bis zum Schluss.
    Sie hatte nie eine Art Nachfolgerin. Die Mödl ist einzigartig.


    Demnach wäre diese Aussage im CD-Booklet ja doch irgendwie richtig.
    Was aber auf jeden Fall richtig ist, ist, dass sie einzigartig ist in der Intensität mit der sie sich in ihre Rollen geworfen hat.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Habe ich gestern erst gelesen, hat Wieland Wagner seinerzeit gesagt :


    Zitat

    Wahrhaft exemplarisch zeigt uns Martha Mödl, dass künstlerische Selbsthingabe - nicht etwa theatralischer Exibitionismus! - von der Bühne auch heute noch stärker auf das Publikum wirkt als glatte Perfektion. Diese Erfahrung ist wichtig in einem Zeitalter, das den Rekord (das lautetste hohe C), den Manierismus (das verlogenste Singen!) und auch die rillensaubere, kalte Mache europäischen und amerikanischen Provinz-Startums anzubeten pflegt. Gesang, Persönlichkeit und Darstellung sind bei der Mödl eine absolute, untrennbare Einheit...


    Nicht, dass ich das nicht schon selbst gewusst hätte ;) ...

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

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  • Heute vor 11 Jahren ist sie in Stuttgart gestorben:



    Martha Mödl (* 22. März 1912 in Nürnberg; † 17. Dezember 2001 in Stuttgart) war eine deutsche Opernsängerin (dramatischer Sopran, später Mezzosopran)

    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Schon wieder 11 Jahre. :( Die Liederabende, auf die das eingestellte Cover verweist, sind - bei allem Respekt - schrecklich. Die Mödl, diese große Frau, ist stimmlich völlig am Ende und wagt sich an Schubert und Wolf. Es ist fast tragisch.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ja sie gehörte leider zu den Sängerinnen die nicht rechtzeitig aufhören konnten.
    Das ist sicher sehr Schade!
    Trotzdem bleibt sie in Erinnerung die große Wagner Sängerin.
    Ihre alten Aufnahmen höre ich auch immer wieder sehr gerne!


    :hello:

    mucaxel

  • Ich fand heute beim Durchforsten meiner LP´s eine Single-Platte (17,5 cm) mit Arien aus der Oper "Carmen". Hier singt Martha Mödl eine hervorragende Carmen in jugendlicher Frische. Für mich eine ihrer besten Rollen. Sie wird begleitet vom Orchester der Städtischen Oper Berlin, unter der Ltg. von Artur Rother.

    W.S.

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