Agnes Giebel wurde am 10.8.1921 in Heerlen in den Niederlanden geboren, wo sie auch ihre ersten Lebensjahre verbrachte.
Schon als junges Mädchen erregte ihre Musikalität Aufsehen, z.B. mit 13 Jahren sang sie Lieder von Richard Strauss als Solistin bei Chorkonzerten.
Während ihres Studiums an der Folkwangschule in Essen fand sie in Hilde Wesselmann die berufene Pädagogin und erfahrene Lehrerin.
1947 begann Agnes Giebel ihr Studium als Konzertsängerin, 1950 verpflichtete sie Karl Ristenpart für seine Sendungen von Bachkantaten am RIAS.
Seit jener Zeit war sie ständiger Gast bei den jährlichen Bachfesten.
Wie erklärt sich die Wirkung eines Künstlers, der ein solches Publikum hat, genauer wie erklärte sich der Ruhm von Agnes Giebel?
Darauf lässt sich schwerlich eine positive Antwort finden, viel eher ein negative: Die Reklame hat sicher keine Anteil an den stillen Triumphen der Sängerin. Also muss es die Ausstrahlungskraft rein künstlerischer und menschlicher Natur sein.
Und wahrscheinlich liegt der Schlüssel zum Verständnis in der glücklichen Synthese Mensch und Künstlerin.
Eine schlanke, in allen Lagen wohltönende, technische Schwierigkeiten scheinbar mühelos meisternde Stimme verbindet sich mit wohltuend unprätentiöser Ausdruckskraft. Jeder gesungen Phrase merkte man die dahinter stehende musikalische Pesönlichkeit an, den Sinn für melodische Bögen, für behutsames Interpretieren und vor allem diese Qualitäten auch in Klang umzusetzen.
Alles was Agnes Giebel sang, klang selbstverständlich. Kann man einem Künstler ein besseres Zeugnis ausstellen?
Es ist natürlich, dass eine solche Begabung auch die ihr gemäße musikalische Domäne benötigte.
An der Koordinierung des stimmlichen Materials mit einem spezifischen musikalischen Repertoire erweist sich der große Sänger.
Und hier musste man Agnes Giebel ein Kompliment machen: sie wusste, dass sich der Meister erst in der Beschränkung zeigte.
Der Konzertgesang war Agnes Giebels Fach, d.h.: ihr Repertoire reichte vom Oratorium zum Lied. Diese Eingrenzung war keine Einschränkung, sondern bewusste Abstimmung, der künstlerischen und natürlichen Gegebenheiten.
Dass Agnes Giebel ihr Reperoire ständig und vor allem gewissenhaft erweiterte, versteht sich für eine Künstlerin diese Ranges von selbst.
Viele Aufführungen mit dem Thomaskantor Günter Ramin machten die Sängerin bekannt und begehrt um so mehr als sich auch die Schallplatte meldete.
Auf vielen europäischen Festspielen wurde der Name Agnes Giebel zu einem festen Begriff.
Der endgültige Durchbruch gelang ihr 1956, als die Künstlerin bei einer Schallplattenaufnahme von Orffs "Carmina Burana" für ihre große Kollegin Elisabeth Schwarzkopf einsprang und mit einem Schlag berühmt machte.
Nun kam wie von selbst der Aufstieg in die internationale Spitzenklasse.
Agnes Giebels Verkörperung der Gräfin aus "Figaro Hoschzeit" bei einer Fernsehsendung, sowie der Pamina in einer konzertanten Aufführung der "Zauberflöte" unter Otto Klemperer bewiesen gleichfalls die künstlerische Spannbreite der Sängerin.
Ihre große Liebe galt aber dem Konzertgesang, dem Lied.
Ihre Karierre dauerte bis 1990.
Heute lebt die Kammersängerin Agnes Giebel in Köln.
Ihre Tochter ist die Musikerin Kristina Kanders.
Ihre Enkelin ist die Sängerin Julia Giebel.