Emmy Loose auch Emmy Loose-Kriso wurde am 22.1.1914 in Karbitz bei Aussig in Mähren geboren.
Emmy Loose studiert am Prager Konservatorium und debütierte 1939 als Blondchen in "Die Entführung aus dem Serail", eine Partie die sie sehr lange begleitete, am Stadtttheater Hannover.
1941 kam sie an die Wiener Staatsoper, deren Ensemble sie seit 1942 angehörte.
Jetz kommt, wie bei Hilde Güden, auch ein Geständnis. Meine Mutter und ich waren, bis zum Ableben mit Emmy Loose befreundet und das, kann sich auf das Geschriebene (?) auswirken.
Schon bevor ein Güden, Lipp und Schwarzkopf ihre Karriere im Koloraturfach begannen, besaß Wien quasi schon ein echtes Pendant zu Alda Noni: nämlich Emmy Loose.
Ihr Stern war ja schon vor Beginn des 2. Weltkrieges aufgegangen, und sie zählte zu den schönsten Koloraturhoffnungen unserer Staatsoper:
neben ihrem anmutigen Ännchen im "Freischütz", der gleichnamigen Partie aus den "Lustigen Weibern von Windsor", der hoffnungslos falsch liebenden Marzellin im "Fidelio", der aufoperungsvollen Gilda im "Rigoletto" sowie der temoeramentvollen Norina und Rosina in "Don Pasquale" und "Barbier von Sevilla" waren es vor allem ihre Mozart- und Strausspartien (Sophie), die diese so unendlich charmante und liebenswerte Künstlerinnen in aller Welt berühmt gemacht haben.
Von ihrer Gilda gibt es eine reizende Anekdote:
Als im Theater an der Wien eine äußerst füllige Sängerin, die von der russischen Besatzungsmacht bevorzugt wurde und die sich herzlichst mit der Partie abtat, da holte Direktor Salmhofer, die im Haus sich befindliche Emmy Loose um die Gilda eben zu singen, und auf den Protest, des russischen Besatzungsoffiziers, meinte Salmhofer trocken: Entschuldigung, es wäre doch nicht in ihrem Sinn gewesen, dass die der Schlag trifft!
Da ich und meine Mutter, wie oben schon erwähnt, mit Emmy Loose und auch ihrem Gatten dem berühmten Wiener Larynologen Dr. Kriso, befreundet waren, kamen wir auch manchmal auf ihre Karriere zu sprechen.
Da sie nicht weit von mir wohnte, hüllte mich immer in einem Zauber von Vergangenheit ein aber auch von jenem unvergleichlichen Wiener Opernensemblegefühl ein, das sich jetzt wie ein roter Faden durch das Geschriebene zu ziehen scheint. Sie, die zu den letzten getreuen der alten und zu den allerersten Mitglieder, unserer Sängergilde vor, bzw. nach dem 2. Weltkrieg zählte, war lange noch als Pädagogin mit der Sangeskunst verbunden.
Und gerade deshalb muss man ihren Worten Glauben schenken, das es das ureigenste Geheimnis der Auferstehung der Wiener Oper aus Schutt, Trümmern und Ruinen war, dass eben a l l e Künstler der damaligen Zeit wie eine große Familie wirkten und mit Feuereifer und einer künstlerischen Besessenheit ohnegleichen ihre Partien immer wieder aufs neue Miteinander durcharbeitenden.
Wenn man die heutigen Produktionen mit den Tondukumenten der damaligen Zeit vergleicht, so wird einem dies eindrucksvollst bestätigt:
wie wäre es denn sonst möglich gewesen ein "Cosi" - oder "Zauberflöten" - Team so lange an der Weltspitze hielt und auch heute noch die Inkarnation für die Kongenialität in puncto Stil und Stimmführung darstellt? Bei Mozart wird uns Emmy Loose sicherlich noch lange als bezauberndes Blondchen, als bäuerlich-naive Zerline, aber auch als urkomödiantische Despina in "Cosi van tutte" - unvergesslich bleiben.
Zusammen mit der vor allem durch die unverwechselbare Partnerschaft von Erich Kunz gekennzeichnte Papagena ist die Hauptdrahtzieherin in "Cosi" meiner Meinung ist wohl die typischte Rolle dieses Wiener Opernlieblings. Kaum je zuvor und sicherlich danach wird es einer Sängerin unseres Hauses gelungen, diese Opernpartien, neben vollendetem stilistischenGesang, in solch perfekter Komödiantik über die Rampe zu bringen.
Doch das hieße das Portrait von Emmy Loose, unvollständig bleiben zu lassen, würde man ihrer, leider oft ein wenig in den Hintergrund getretenen Beschäftigung mit dem Lied und dem Oratorium nicht auch ihre Verdienste um die Wiener Operette nennen.
Auf der Bühne gestaltete sie neben der "Galathee von Franz von Suppé vor dem Debüt von Wilma Lipp vor allem die Adele in der "Fledermaus".
Gott sei Dank schuf in der damaligen Zeit Otto Ackermann, einer unserer Wiener Hausdirigenten, bei der EMI Colunmbia mit dem damaligen Ensemble eine Reihe von Einspielungen: und so wurde Emmy Loose auch eine kokette, vergangenheitsbehaftete Valencienne in der "Lustigen Witwe", eine Arsena im "Zigeunerbaron", eine resche Probiermamsell Pepi im "Wiener Blut", eine flotte Ciboletta in der "Nacht von Venedig" - ja, und vor allem eine zutiefst berührende Mi im "Land des Lächelns". Hier lehrte sie uns mit dem bezaubernden Glanz ihrer Stimme, dass gerade diese Partie es ist, die unseren Lehár mit dem italienischen Neoveristen Puccini so eng verbindet. Die unglücklich liebende und in den tröstenden Armen ihres Bruders zurückbleibende Mi ist gewiss ein österreichisches Pendant zu einer Liù oder Butterfly - schon allein deshalb, weil diese Gestalt aus reiner, echter Liebe zum größten Opfer bereit ist: dem Verzicht.
Eine der letzten Partien war die Jungfer Leitmetzerin im "Rosenkavalier", wo Reri Grist die Sophie sang.
Es ist immer recht spät geworden, als ich "meine" Emmy Loose verließ, aber diese hat nur gemeint: "Du Peter, es ist doch einmal richtig gewesen, dass ich dir alles erzählt habe"; nicht zur Selbstbeweihräucherung hier anführe, sondern nur hoffen, dass ich ihre Liebenswürdigkeit und Gastlichkeit und Freundschaft hier erwähne.
Emmy Loose starb am 14.10.1987 in Wien.