Haydn, Joseph: Sinfonie Nr. 9 C-dur

  • Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 9 C-dur


    Laut Eintragung im Autograph entstanden 1762 am Hof des Fürsten Esterházy in Eisenstadt.


    3 Sätze:
    Allegro molto (C-dur, 2/4-Takt, 137 Takte)
    Andante (G-dur, 2/4-Takt, 57 Takte)
    Finale: Menuet - Allegretto (C-dur, 3/4-Takt, 52 Takte)


    Besetzung: 2 Flöten (nur im Andante), 2 Oboen, Fagott, 2 Hörner in C, Streicher (Vl. I+II, Vla., Cel.; Kb.).


    Haydns Neunte folgt dem dreisätzigen Typus einer italienischen Opernouvertüre. Aus bestimmten musikalischen Gesten, vor allem den Bläserfanfaren im ersten Akt, hat man (Robbins Landon) auch darauf schließen wollen, dass es tatsächlich eine Verwendung als Vorspiel für eine der verlorengegangenen italienischen Komödien gegeben hat, die Haydn damals vertonte.


    Es handelt sich um ein ausgesprochen kurzes Stück - insgesamt ca. 12-13 Minuten bei Beachtung aller Wiederholungen.


    Walter Lessing hat die Sinfonie recht kurz abgetan und bemängelt, dass Haydn hier hinter seine etwa ein Jahr früher komponierten Tageszeiten-Sinfonien auf den Stand seiner allerersten Sinfonien zurückfalle. Da ist zweifellos etwas zuviel Entwicklungsdenken im Spiel, aber bei aller Vorsicht gegenüber solchen Wertungen finde auch ich, dass es unter Haydns frühen Sinfonien inspiriertere und originellere gibt als diese.


    Trotzdem ist es auch hier hochinteressant, die Entwicklung des Sinfonienkomponisten Haydn zu verfolgen und dabei zu sehen, wie verschiedene Charakteristika zum erstenmal auftauchen, andere modifiziert werden.



    Die einzelnen Sätze:


    Das einleitende Allegro molto ist in Sonatensatzform mit Exposition (T. 1-48 ), Durchführung (T. 49-88 ) und Reprise (T. 89-137) gegliedert. Sowohl die Exposition wie auch Durchführung und Reprise sollen wiederholt werden. Die Exposition entfaltet (mindestens) vier thematische Gestalten: Drei Akkordschläge mit anschließenden Sechzehntelkaskaden (T. 1ff.), die bereits erwähnten Bläserfanfaren (T. 20ff.), ein aufwärtsstrebendes Motiv in Geigen und Oboen (T. 24ff.) und ein dialogisierendes Thema, das aus einem energisch punktierten Geigenmotiv und einer kurzen sanglichen Phrase der Oboen besteht (T. 34ff.). Diese Themen/Motive wirken nicht übermäßig profiliert, aber sie werden in der Durchführung mit Ausnahme der Bläserfanfare allesamt verarbeitet, wobei an ihrem Anfang das erste Thema mit Synkopierungen und einem Ausflug in die Mollsphäre besonders auffällt.



    Das Andante ist zweiteilig, wobei der zweite Teil (T. 26-57) eine am Anfang leicht erweiterte Wiederholung des ersten (T. 1-25) darstellt. Der Charakter des Satzes lässt sich vielleicht am besten als zugleich galant und gravitätisch beschreiben, mit einer Spur Emphase im Quintaufschwung des ersten Themas. Der Klangcharakter ist dadurch geprägt, dass erste Geigen und Flöten parallel geführt werden (die Flöten eine Oktave höher).


    Schließlich das Menuett, das erste, das Haydn mit einer Tempoangabe versieht. Interessant zu hören die nicht wie späterhin geraden, viertaktigen, sondern ungeraden, dreitaktigen Phrasenlängen (die von T. 9-16 aber zu viertaktigen umgemodelt werden). Das Trio führt den Typus der Walzermelodie in die Sinfonie ein: zunächst spielt eine Solooboe über den nachschlagenden Vierteln der Streicher, dann - koloristisch reizvoll - Oboen und Hörner über einem nur hier im Trio notierten Fagott (man kann wohl daraus schließen, dass auch sonst im Bass immer ein Fagott mitgehen sollte). Übrigens wird in Takt 22ff. des Menuetts schon rhythmisch das Thema des Trios vorweggenommen. Insgesamt ein recht origineller Satz!



    Ohne großes Federlesen empfehle ich für diese Sinfonie die Aufnahme mit der Hanover Band unter Roy Goodman. Sicher gewählte Tempi, Sinn für Orchesterfarben, ein eher kantiger Klangcharakter und die Beachtung der Wiederholungen erfreuen den Hörer:





    Viele Grüße


    Bernd

  • Ich habe diese Sinfonie Nr 9 soeben gehört. In der Tat ein äusserst kurzes dreisätziges Stück, Die ursprünglieche Verwendung als Ouvertüre zu einer von Haydns Opern wird in diversen Quellen vermutet, aber es gibt auch Gegenmeinungen. Die Simfonie ist freundlich, gefällig, wobei mir der 3 Satz - ein als Schlußsatz sonst eher ungewöhnlich placiertes Menuett, am besten gefällt. Gemessen aber an den Sinfonien 6 - 8, den sogenannten "Tageszeiten-Sinfonien, ist dieses Opus indesem doch eher einfach gestrickt, man vermisst die Zahlreichen solistischen Partien. Die ältere einschlägige Literatur hat sich mit den meisten der frühen Sinfonien (6-8 bilden hier eine Ausnahme) nicht wirklich befasst, Entweder sie wurden die wurden einfch übergangen, oder ledig pauschal in einem Satz erwähnt......
    Auch ich habe mich beim Abhören, - wie schon der Threaderöffner - der vorzüglichen Aufnahme mit "The Hanover Band" unter Roy Goodman (Hyperion) bedient....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !