der reine Kunstgenuß !? einWunschtraum

  • Darf ich ganz kurz die Frage stellen, ob dieses Ideal des "ungetrübten reinen Kunstgenusses" seine Richtigkeit hat?


    Mir scheint allzuoft, daß man sich eine Aufführung erträumt, bei der keine Wünsche offen bleiben, bei der man einerseits gepackt wird und die andererseits den Erwartungen entspricht...(ich glaub schon, daß das ein Widerspruch ist!)


    wieviele Opernaufführungen erlebt man (im ganzen Leben), bei denen wirklich alles stimmt? (live vielleicht gar keine ;) )


    bei Konzerten dasselbe - es gibt doch immer etwas, was einen stört - Tempo, Dynamik, Akzentuierung, Rubato was auch immer


    selbst die Perfekten Aufnahmen (abgesehen davon, daß das jeder für sich entscheidet) kann man an einer Hand abzählen, oder.


    objektiv läßt sich das schwer bis gar nicht sagen...


    Vieles von unserer Unzufriedenheit ist ja selbstfabriziert
    ich hab da die unangenehme Frage: bin ich zufrieden, oder gebe ich mich zufrieden? - Vorsicht, daran kann man gefährlich scheitern!! 8o

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Salut, tastenwolf und alle anderen!


    Zitat

    bin ich zufrieden, oder gebe ich mich zufrieden?


    Ein Versuch des Scheiterns:


    Ich bin niemals zufrieden, wenn ich mich selbst beurteile und kann mich deswegen auch nicht damit zufrieden geben. Was "andere" betrifft, so würdige ich jedwede Höchstleitung allemal, ob's mir interpretatorisch gefällt oder nicht, verrate ich nicht (seltendst).


    Ungetrübter, reiner Kunstgenuß ist für mich ungetrübter, reiner Quatsch. Das wäre eine in den Himmel zu hebende Absolutheit, die dann auch noch auf alle anderen Zuhörer (-seher) zutreffen müsste. Eher gewinne ich im Lotto :D.


    Am besten finde ich nach wie vor live-Aufführungen, die kleinen "Patzer" sind schnell und zum Glück unwiederbringlich vergessen und werden durch andere Schönheiten verdrängt resp. aufgewogen. Unterschiede in Tempo, Ausdruck, Dynamik sind ein Muß bei jedem Konzert, sonst wäre es langweilig, oder? Die metronomisierte und klanglich computerisierte Zeit haben wir zum Glück noch nicht (sind aber teils auf dem besten Wege dorthin)!


    Entscheidend für ein "gelungenes" Konzert ist für mich die allgemeine (feierliche, erwartungsvolle) Atmosphäre mit kleinen Höhepunkten.


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Am besten finde ich nach wie vor live-Aufführungen, die kleinen "Patzer" sind schnell und zum Glück unwiederbringlich vergessen und werden durch andere Schönheiten verdrängt resp. aufgewogen.


    :jubel: :jubel: :jubel:

    Gruß,
    Gerrit

  • Hallo,


    Natürlich gibt es dein reinen Kunstgenuss, wiewohl das natürlich eine Definitionsfrage ist.


    Um in desn Genuss desselben zu kommen sind alledings einige Gegebenheiten Vorbedingung.


    Wie schon gesagt, ist der "reine" Kunstgnuß nur live möglich, die Verfärbunge durch die Medienkette sind sicher eine Beeinträchtigung.
    (Leute, die wie ich allerdings regelmäßig Konserbe hören, empfinden die Einschränkung jedoch bals kaum als solche - jedoch ist sie vorhanden.


    Ferner würde ich als Bedungung postulieren, daß zum "reinen" Kunstgenuß notwendig ist, daß das Werk erstmals gehört wird, also keine Vergleichsinterpretationen verfügbar, bzw bekannt sind.
    Die Werke waren einstmals ja für eine einmale Aufführung gedcht, bzw,
    so daß ein Hörer das Werk "einmal" zu hören bekommt. Nur unter dieser Bedingung kommt er in den Genuss allfälliger komponierter "Überraschungseffekte".
    Beim zweiten Mal Hören wird unwillkürrlich mit dem ersten Mal verglichen, eine Wertung wird vorgenommen. Obgleich völlig legitim, geht die spontane Aussage eines Stückes verloren.


    Das Gute dabei ist. ist, daß auf diese Weise dem (geeigneten) Einsteiger anfangs (fast) jede Interpretation gefällt.


    Natürlich kann ich bei auch bei "vergleichendem Hören" Kunstgenuß empfinden, allerdings keinen "reinen" IMO


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred


    Beste Grüße aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • @Alfred:


    Ich glaube, dass dieser absolute Hörgenuss auch noch nach dem ersten Mal möglich ist. Man muss nur ohne Vorbehalt an die Sache herangehen, einfach naiv sein. Dabei kann man aber natürlich auf die Erfahrungen der Erkenntnis von musikalischer Sprache aufbauen. Dies ist mir zum Beispiel bei Mahler widerfahren.


    Grüße
    nubar

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  • Zitat


    Original von Alfred-Schmidt


    Wie schon gesagt, ist der "reine" Kunstgnuß nur live möglich, die Verfärbungen durch die Medienkette sind sicher eine Beeinträchtigung.


    Salut,


    es hat jedoch in einem Ausnahmefall eine ganz besondere Bedeutung: Nämlich der Uraufführung! Beziehungsweise noch als kurzer Appendix: Die Einzigaufführung! Dies ist ein unwiederbringlicher Moment von Glückgefühlen, der festgehalten - egal, wie das Stück gespielt wurde - diese Euphorie mit auf die CD brennt!


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Natürlich kann ich bei auch bei "vergleichendem Hören" Kunstgenuß empfinden, allerdings keinen "reinen" IMO


    Danke Alfred, sehr ehrlich und schonungslos 8)
    es soll nicht als mein Anliegen herauskommen, die Konserve als zweitrangig zu diffamieren. (ok, vielleicht ein bißchen :D )


    Nein, ich will niemandem von euch das Musikhören mit dummen Sprüchen vergällen - würde mir nicht gelingen! aber ich bin schon glücklich, wenn das Problem (ist es eins?) erkannt wird
    mir ging es auch darum, meine Angst vor dem Schreckgespenst des Zuhörers, der selbstzufrieden im Konzertsaal sitzt, am Ende alles besser weiß und keinen Moment meiner Musik wahrgenommen hat, zu formulieren.
    "Rein" ist für mich ein Reizwort, daß nur noch in der Waschmittelwerbung verwendet werden dürfte =)


    ausübende Musiker haben das Problem, immer von ihrem Interpretations- und Denkschema auszugehen und ihre Analyse zu ernst zu nehmen. Oder zugeben zu müssen, daß andere Ansichten existieren und ihre Berechtigung haben..
    In seltenen Fällen habe ich das Glück, eine Idee mit nach Hause nehmen zu können, eine neue Hörerfahrung...


    Zusätzlich gibts noch die Berufskrankheiten, wenn man zu heftig auf wirkliche Fehler (z.B. Aussprache) reagiert, daß man die Lust verliert weiterzuhören.


    nubar
    Man muss nur ohne Vorbehalt an die Sache herangehen, einfach naiv sein
    :yes:


    das ist richtig und ganz schön schwer - vor allem bei jahrelanger Musikerfahrung (egal, ob aktiv oder passiv)


    Muß an der Stelle mal sagen, daß ich großen Respekt habe vor Leuten, die die Disziplin haben (klar bereitet es auch Vergnügen) stundenlang (aktiv)Musik zu hören. Die Überwindung, sich den Ring oder Tristan mehrmals anzuhören... 8o
    (jetzt ist wahrscheinlich ein Teil der Sympathie verspielt..)


    manchmal schalte ich völlig ab beim hören, finde es nur noch ok - kann aber kein Urteil abgeben; und ich werde leider danach gefragt (- im Opernbereich..)



    vielleicht fällt mir jetzt wieder was zum Nachwuchskünstler vs Legenden Thread ein... ;)


    Ciao,
    Wolfgang

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Hallo tastenwolf


    Zitat

    Die Überwindung, sich den Ring oder Tristan mehrmals anzuhören...


    :D Du bist eben noch kein Eingeweihter! ;) Das erinnert mich übrigens an einen Bekannten, den ich hatte. Mehrmals im Jahr setzte er sich an einem Samstag um 8:00 mit einem ausgewählten Ring in sein Musikzimmer und hörte ihn, von physiologisch notwendigen Unterbrechungen abgesehen, in einem Stück durch und war zumeist noch vor Mitternacht fertig. Das ist Enthusiasmus!



    Zitat

    (jetzt ist wahrscheinlich ein Teil der Sympathie verspielt..)


    Aber wieso denn, wir sind doch nachsichtig... :D



    Frohe Ostern

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Den reinen Kunstgenuss, zunindest annähernd, erlebe ich häufig, fast täglich. Es ist ein Gefühl, ein Gedanke, eine Vorstellung. Meist erlebe ich ihn, wenn ich alleine bin und Ruhe herrscht. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl. In diesen Momenten "höre" ich innerlich Musik, aber weder in konkreten Tönen noch in Zeitverläufen. Ich kann es leider kaum beschreiben. Es scheint vielmehr das Prinzip der Musik, das Wesen, zu sein, vielleicht auch die Summe meiner bisherigen musikalischen Erfahrungen, ich weiß nicht. In diesen Momenten empfinde ich ziemlich klar, was Musik für mich ist und wie sie beschaffen sein muss, um sich in mir zu entfalten.


    Auch der Kunstgenuss beim konkreten Hören von Musik kann bei mir ziemlich groß sein, in Konzerten meist höher als durch elektronische Vermittlung durch CD u.ä.


    Ich gestehe, dass mich im Gegensatz zu einigen meiner Vorschreiber Fehler wie z.B. falsche Töne etc. stören und den Genuss schmälern können.


    Einige weitere Bedingungen für möglichst großen Kunstgenuss im Konzert:


    - Ich bin ausgeschlafen (Beginn des Konzerts möglichst nicht später als 19.00 Uhr)
    - Meine direkten Sitznachbarn haben ihren hochgradigen Schnupfen und Husten bereits hinter sich und vor dem Konzert geduscht
    - Die Interpreten legen eine gewisse professionelle Sachlichkeit, an den Tag. Sportliche Beilagen sowie übermäßige Emotionalisierung im Spiel mag ich nicht.
    - Die entsprechende Atmosphäre im Konzertsaal. Sie ist die Summe vieler äußerlicher wie innerlicher Komponenten. Sie ist da - oder nicht.
    - Das gefühlsmäßige Vorhandensein der Einheit der Wirkungskreise von Komponist, Interpret und mir als Zuhörer.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Meine ganz persönliche Vorstellung vom reinen Kunstgenuss ist die Auflösung des Selbst in der Kunst - das Ich wird zur Form des Kunsterlebnisses.


    Am intensivsten erlebe ich das beim Kontrabassspielen wenn es mir gelingt, mich aktiv dienend ins Ensemble zu integrieren und die Melodieinstrumente von unten mit Fundament und Energie zu versorgen. Vor allem beim Continuospielen (natürlich mit Darmsaiten und Barockbogen) führt das regelmäßig zu in Worten nicht zu beschreibenden Glückserlebnissen totaler Erlösung von der Individuation.


    Weshalb ich auch meist reich transpirierend von verzückt lächelnd hinter meinem Bass gesichtet werde...


    Völlig unprofessionell.


    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

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  • Hallo.


    Barockbassflo, das hast Du sehr schön formuliert; ich stimme Dir da vollständig zu: Reiner Kunstgenuss ist die Auflösung des Selbst in der Kunst.


    Das ist bei einem ausübenden Musiker natürlich sehr viel leichter, und letztlich ja auch Bedingung für sein Tun. Beim bloß Konsumierenden ist das natürlich etwas schwerer. Man muss sich eben darauf einlassen wollen - und können, wie Uwe ja ganz anschaulich aufgeführt hat.
    Das ist dann auch bei jedem unterschieldich. So würde ich Alfred auch widersprechen wollen, wenn er nur Live-Erlebnisse aufführt. Neben dem, das Uwe listete, würde ich beispielsweise noch den Sitzplatz nennen; wenn ich bei jedem Paukenschlag oder Hornstoß zu Tode erschreckt oder mindestens betäubt werde, mindert das den Genuss natürlich nicht unerhebelich. Dann ist auch zu fragen, inwieweit die Konserve manchmal nicht sogar der besser Ausgangspunkt ist. Ebenso muss es für mich kein erstmaliges Elrbenis sein. Ich erinnere mich an die jetzt laufende Saison in Berlin, in der ich Rattle mit Mahlers 2. hörte - und es mich nahezu aus den Pantinen hieb, ich wirklich von dem Konzert überwältigt war, und die 2. hatte ich (auch live) zuvor schon ausgiebig gehört.


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Also ich bin um ehrlich zu sein nur einmal in meinem Leben auf einem Konzert gewesen, wo ich mit allem zufrieden war.
    Also manche Stücke gefielen mir nicht, aber die die mir gefielen, an denen hatte ich rein gar nichts auszusetzen.
    Unter anderem wurden da die "Fantasia para un gentilhombre" und das "concerto aranjuez" von Rodrigo gespielt. Aber nicht mit Gitarre und Orchester, sondern mit Gitarre und Orgel.
    An den beiden Interpretationen konnte ich wirklich nichts aussetzen.

  • Ein Gruß dem Schwanenritterlächeln,


    und noch ein paar ergänzende Gedanken.


    Zitat

    Original von lohengrins
    (...) sehr schön formuliert; ich stimme Dir da vollständig zu: Reiner Kunstgenuss ist die Auflösung des Selbst in der Kunst.


    :untertauch: Ist ja auch bei Schopenhauer und Nietzsche geklaut :angel:


    Zitat

    Das ist bei einem ausübenden Musiker natürlich sehr viel leichter, und letztlich ja auch Bedingung für sein Tun. Beim bloß Konsumierenden ist das natürlich etwas schwerer. Man muss sich eben darauf einlassen wollen - und können, wie Uwe ja ganz anschaulich aufgeführt hat.


    Ich weiß nicht so ganz, ob das bei einem ausübenden Musiker wirklich sehr viel leichter ist. Ich selbst bin ja nur ein enthusiastischer Dilettant, aber selbst da ist man (wenn auch in abgeschwächter Form, weil es so genau nicht genommen wird) mit dem Problem konfrontiert, eine technisch einwandfreie Leistung abliefern zu müssen. Und das erfordert ein Balancieren auf schmalem Grat, denn eine Überdosis an Kontrolle führt zu einer leblos-objektiven Lesart, während ein begeisterungsbedingter Kontrollverlust desaströse Folgen haben kann. Anders ist es wohl nur für diejenigen Ausnahmekünstler, die technisch derart souverän sind, dass sie sich völlig frei bewegen können.


    Ich jedenfalls bin beim Spielen eher seltener in der Lage mich so weit auf die Musik einzulassen als beim Hören: denn beim Spielen gibt es einfach zuviel zu verarbeiten. Ich muss auf die anderen hören (als Kontrabass sollte man ja tunlichst sich darauf beschränken, das für den "Normalhörer" nicht gesondert wahrnehmbare Fundament zu spielen), ich muss meine Intonation im Rahmen des tolerablen halten (ist beim Bass auch nicht leichter als bei anderen Instrumenten), ich muss vorauslesen und mich auf die nächsten zu spielenden Noten vorbereiten - das erfordert im Regelfall zu viel Hirnarbeit als dass ich mich in Düften süß verhauchen könnte.


    Und dann gibt es noch so ganz gemeine Effekte wie den, dass ich aus lauter Begeisterung musikalisch kontraproduktive Dinge tue: verkrampfen z.B. oder (leider eine unter Bassisten grassierende Schwäche) tiefe Abschlussnoten einer Phrase überbetone ("herausrotze" ist Bassistenslang, und genau so klingt es auch) - das Heimtückische am Kontrabass ist ja, dass er dem Orchesterklang Fülle und Volumen verleiht. Wenn die Bässe also zu laut sind oder zu schwerfällig wird für den Zuhörer der Gesamteindruck schwerfällig und dick: ich muss mich also permanent kontrollieren und diesen Effekt und die langsamere Klangentwicklung des Instruments miteinkalkulieren um diesen Effekt zu verhindern. Denn es hat schließlich keiner was davon wenn auf einmal ein Kontrabass verzückt Amok läuft und von unten das Stück überschwemmt :no:


    Auch ist es nicht gesagt, dass ein Künstler nicht auf der einen Seite selbst sehr kühl distanziert vorgehen kann, die Wirkung auf den Zuhörer aber eine ganz andere ist. Denn warum soll der Zuhörer sich nicht in eine Interpretation verlieren, die der Künstler aus einer ganz anderen Musizierhaltung heraus gestaltet hat? Andersrum geht's natürlich auch, dass man als Zuhörer kühl distanziert bleibt während der Künstler in höchster Ekstase mit dem Werk verschmolzen ist...


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Hallo Flo,


    ich schließe bei deinem letzten Absatz an, der mir gut gefällt...


    diese Arten von Musik würde ich so definieren:


    1. Musik, die "erst interpretiert" werden muß und sich durch die interpretatorische Leistung erschließt


    2. Musik, die "an sich" schon fertig ist


    für mich kommt noch die (erste) kompositorische Ebene hinzu:
    also die Folge: Komponist - Interpret - Hörer


    und dann gibt es die "Bewegungsrichtungen", also z.B: der Komponist oder der Interpret möchte das Publikum (emotional...) bewegen


    der Hörer will - durch Musik bewegt werden, an der Bewegung des Interpreten/der Komposition teilhaben...


    für mich ist z.B: Ravel ein Komponist (auch Mozart, Bach), den man nur ausführen, aber nicht interpretieren soll - Zutaten finde ich störend


    diese Kunstwerke muß man erfassen


    andere z.B: Schumann sind auf Zutaten angewiesen


    solche Kunstwerke muß man nachempfinden und gestalten


    generell bin ich ein Interpret, der die eigenen Zutaten auf das Nötigste beschränken möchte.


    ich denke, daß es mehrere Formen für das Verständnis zwischen Interpret und Publikum gibt.
    solche, in denen der Wunsch des Interpreten mit dem Publikum übereinstimmt und solche, in denen gegensätzliche Wünsche vorhanden sind:


    - Interpret ist emotional bewegt und Publikum läßt sich mitreißen


    - Interpret ist rational kontrolliert und Publikum wird ruhig bzw. beeindruckt... (die Wirkung z.B: bei den Goldberg-Variationen ist eine andere Form der Begeisterung... oft ist hier die berühmte Stille vor dem Applaus)


    - der Interpret kalkuliert die Effekte und das Publikum ist hingerissen und begeistert.


    - Interpret zeigt tiefe Emotionen und das Publikum ist bewegt, gerührt (z.B: Schubert-Klaviersonaten...)


    dann die negativen Situationen:
    - der Interpret kalkuliert - und das Publikum bleibt kalt


    - der Interpret steigert sich hinein - und das Publikum glaubt ihm nicht oder fühlt sich abgestoßen


    manchmal erhält man auch vom Publikum genau die entgegengesetzte Reaktion, die man erzielen wollte - zuviel an Manipulation...


    - der Interpret ist blaß und farblos und das Publikum ist enttäuscht - zuwenig an persönlichem Einsatz


    oder


    der Interpret hat das Stück falsch verstanden und das Publikum ist verärgert oder belustigt


    der Interpret hat das Stück gar nicht verstanden und das Publikum will sein Geld zurück...


    et cetera...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)