IMSLP - International Music Score Library Project

  • Liebe ForianerInnen!


    Das IMSLP-International Music Score Library Projekt war eine Seite, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, gemeinfreie Partituren von klassischer Musik der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
    Ich selbst bin durch Zufall auf die Seite gestossen und war begeistert.


    Große Teile der Orchester-, Klavier- und Kammermusikliteratur waren in kompletten Orchesterpartituren im PDF-Format vorhanden und einfach downloadbar. Dabei handelte es sich meistens um Scans von Partituren, was die Handhabung wessentlich einfacher macht, als andere Online-verfügbare Partituren, die nicht downloadbar sind.


    Im Oktober 2007 jedoch wurde die Seite vom Netz genommen. Grund hierfür waren mehrere Briefe der Universal Edition mit Sitz in Wien. Einige Werke, die online waren, waren zwar nach kanadischen Recht (Herkunftsland des Betreibers) nicht aber nach österreichischem Recht gemeinfrei.
    In Kanada werden Noten 50 Jahre nach dem Tod des Komponisten gemeinfrei, in Österreich aber erst nach 70 Jahren. In anderen Länder sogar noch später.


    Der Betreiber der Seite reagierte beleidigt und verschreckt und nahm die komplette Seite offline, auch nach Beteuerungen der Universal Edition einen Stop des Projekts nie beabsichtig zu haben.
    Angebote des Verlags dem Betreiber Software zur Verfügung zu stellen, die die Einhaltung des Copyrights gewährleisten sollte, wurde vom Betreiber abgelehnt.


    Glücklicherweise beschlossen mehrere Universitäten, Internetanwälte und die Gutenberg-Foundation, dass die Seite nicht sterben dürfe.


    Aus diesem Grund wird die Seite am 01.07.2008 wieder online sein. Laut Aussagen der (neuen) Betreiber werden nur Partituren online sein, die laut gängigem Recht keinem Copyright mehr unterliegen.



    Ich hoffe, dass die Seite für den einen oder anderen von euch von Nutzen sein wird. Für mich ist sie es auf jeden Fall.


    LG
    Georg


    P.S.: Ad Moderatoren: Ich habe den Thread im Bereich Allgemeinem Klassikthemen eröffnet, da ich meine er würde im Noten-Forum untergehen. Das IMSLP ist IMO für alle TaminoanerInnen interessant (und wichtig z.B.: für das Haydn-Projekt). Oft wird hier in Werkvorstellungen mit Taktzahlen operiert, was für viele aber mangels Partituren nicht nachvollziehbar ist. Mithilfe des IMSLP kann man sich einfach mal eine Partitur runterladen und nachschauen.

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Auf jeden Fall eine sehr nützliche Erfindung, ja wohl!


    Ich bin gerade mittels der ORF-Homepage darauf gestoßen und bin wirklich sehr begeistert, wie viele Werke einfach so zum Download bereitgestellt werden.
    Das wirft allerdings ein paar große Probleme auf:
    Lohnt es sich denn jetzt noch überhaupt Noten zu kaufen? Treibt diese Seite nicht die großen Verlage und Notengeschäfte (den Doblinger zB) völlig in den Ruin, weil sich niemand mehr die Mühe macht, die Noten zu kaufen? ?(


    Ich halte das Projekt für eine großartige Idee, aber was ist mit dem moralischen Hintergrund?


    Gruß,
    Renua

    Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann...
    Das Gegenteil ist schon schwieriger. (K. Tucholsky)

  • Für mich ist das eine wunderbare Nachricht! Ich habe die Seite bereits früher regelmäßig genutzt und war sehr enttäuscht, als sie ihren Betrieb einstellen musste.


    Der moralische Hintergrund ist meiner Meinung nach völlig in Ordnung. Die Schutzbedürftigkeit derartiger Werke ist rechtlich im Urheberrecht institutionalisiert. Bis der Schutz ausläuft, haben die Betroffenen wahrlich genügend Zeit, Geld zu verdienen.


    Freundlich grüßt
    Thomas

  • Renua: Ich glaube kaum, dass die Nutzer dieser Seite zur klassischen Klientel von Musikverlagen gehören.
    Größtenteils werden Musikinteressierte Laien (v.a. passive Musikliebhaber) die Seite nutzen. Musikschulen, Orchester aber auch Bibliotheken werden weiterhin die Noten ankaufen (vor allem wenn Stimmauszüge benötigt werden, die fast nicht online zu finden sind).


    Und schließlich hat das Projekt Gutenberg Reclam und Co. auch nicht in den Ruin getrieben.


    LG
    Georg

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)