Was erwartet Ihr von einer "Haydn -Sinfonie" ?

  • Liebe Forianer,


    Natürlich ist der Titel wieder mal (absichtlich) falsch formuliert .
    Gefragt wird vielmehr, welche Assoziationen ihr habt, wenn ihr den Begriff "Haydn-Sinfonie" hört.


    Die Frage ist nicht so simpel wie sie scheint (wie so oft bei mir), weil die Beantwortung natürlich auch davon abhängig ist, wie viele Sinfonien Haydn der Befragte kennt - und vor allem WELCHE


    Ich habe festgestellt, daß die Einzelthreads über Haydn Sinfonien nicht so richtig laufen, und daher versuche ich das Thema über diesen Hintereingang zu öffnen. :D


    Ich erwarte mit davon, daß offenbar wird, wie vielfältig Haydns Sinfonien sind- aber ich möchte dem Verlauf des Threads nicht vorgreifen


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Liebe Forianer,


    Natürlich ist der Titel wieder mal (absichtlich) falsch formuliert .
    Gefragt wird vielmehr, welche Assoziationen ihr habt, wenn ihr den Begriff "Haydn-Sinfonie" hört.


    Ehrliche Antwort: Einfach viel zu viele um sie alle wirklich zu hören :D

  • Guten Abend,


    gerade heute habe ich angefangen, mich mit Haydn-Sinfonien zu beschäftigen.
    Und zwar mit folgender Aufnahme:



    Habe diese eigentlich nur gekauft, um die Uhr zu haben, die ich vor einiger Zeit im Konzert unter Johannes Kalitzke gehört habe.


    Aber ich muss sagen: Diese Aufnahmen begeistern mich. Was für eine frische und lebendige Musik!
    Das hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht, wahrscheinlich bleibe ich auch erst einmal bei Harnoncourt. Der hat mich bis jetzt noch nicht enttäuscht.


    Vielleicht sind ja Haydn-Sinfonien doch nicht so langweilig und hören sich immer gleich an, wie man immer meint. :rolleyes:



    Gruß, Peter.

  • Salut,


    gehört habe ich sie alle schon einmal, aber (er)kennen würde ich die Nrn. 1-79 vermutlich nicht unbedingt, höchstens erahnen. Es gibt wohl eine Gesamteinspielung der Haydn-Sinfonien unter Antal Dorati mit der Philarmonia Hungarica, wenn ich mich recht entsinne. Spontan haben Eindruck hinterlassen „Le midi“, „Le matin“, „Le soir“, „Abschieds-Sinfonie“ [45 – ein wahrer mutiger Geniestreich zu der damaligen Zeit!!]„Maria Theresia“ [48], „Die Uhr“, „Militär“ [100?], „Surprise“, „La Reine“, „L’Ours“, „Die Henne“, „Londoner [104]“, „Klaviersolo“, … […] wohl 104 dergleichen (habe auch schon einmal etwas von 108 gelesen).


    Das besondere ist, keine Sinfonie ist wie die andere, jede besitzt ihre eigene Prägung und Eigenart, ihren Charme, Witz, ihre Freude, manchmal Melancholie und Wut…


    Das wichtigste an den Sinfonien Joseph Haydns – neben dem Inhalt natürlich - ist die Überschrift:


    di me Giuseppe Haydn mp..


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Hallo,


    Na endlich kommt da mal etwas Bewegung in die "Haydn-Szene"


    Das Vorutreil mit den "langweiligen" oder "immer gleichen" Haydn-Sinfonien ist nämlich nicht haltbar. Hätte Beethoven 89 oder mehr Sinfonien geschrieben, würde man das Gleiche sagen.
    Man darf IMO nur nicht den Fehler machen alle 104 in Bausch und Bogen zu kaufen und dann in Serie zu hören.
    Ich würde sagen 104 Sinfonien sind nicht so wahnsinnig viel - wenn man sie aufs ganze Leben aufteilt. Mann muß sich auch von dem Gedanken lösen, Haydns frühe Sinfonien wären "minderwertiger" als die späten, großen. Tatsächlich hatten sie bei vielen früher diesen Ruf. Das war jedoch injener Zeit, da die "Originalinstrument-Welle noch nicht aktuell war - die frühen Sinfonien werden IMO in der Tat durch alte Instrumete eindrucksvoller wiedergegeben, als mit modernen.


    Man muß sich dafür interessieren (man muß natürlich nicht, aber man tut gut daran) welcher Schaffensperiode Haydns eine bestimmte Sinfonie zuzuordnen ist, und wie damals der Zeitgeschmack war, aus welchem Anlaß die Sinfonie geschrieben wurde etc.


    Dann wird man draufkommen, daß sie eigentlich alle sehr eigenständig sind. Leicht gemacht wird das bei sehr vielen, die eine Bezeichnung haben, ich werde mich diese Nacht der Nr 101 "die Uhr" widmen, weil petemonova sie ja grade erst kennengelernt hat.


    Weitere werden folgen.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Erst vor einigen Jahren habe ich mit Haydn angefangen, aber sehr langsam.
    Auch jetzt besitze ich nur die "Pariser Sinfonien" 82 -87 und die "Londoner Sinfonien" 101 & 102 ( beide unter Kuijken, ich wollte natürlich "historische Aufführungspraxis).


    Zuvor hatte ich mir eine Naxos CD zugelegt "Best of Haydn", eigentlich vermeide ich solche Käufe, aber ich wollte erstmal das "Terrain" erkunden.


    Mittlerweile bin ich total begeistert und werde mich demnächst verstärkt mit seinen, wirklich großartigen, Sinfonien befassen.
    Ich verstehe eigentlich nicht wieso Haydn im Schatten Mozarts steht, er ist mindestens ebenbürtig.
    Allerdings muß ich sagen, die frühen Sinfonien finde ich besonders originell, vielleicht auch weil ich mich ja musikgeschichtlich "von der anderen Seite" her bewege.
    Vom Barock aus gesehen, sind diese frühen Sinfonien wirklich aufregend neu.


    Was mir aber mal jemand erklären könnte, was hat es mit dieser "Papa Haydn" Bezeichnung auf sich. Mir ist bekannt, dass wohl Mozart ihn so genannt hatte, aber was soll das Heute noch?
    Wenn das auf etwas altmodisches verzopftes hinweisen soll, dann kann ich nur noch die Stirn runzeln, ich empfinde Haydn wesentlich moderner als viele seiner Zeitgenossen.

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Was mir aber mal jemand erklären könnte, was hat es mit dieser "Papa Haydn" Bezeichnung auf sich. Mir ist bekannt, dass wohl Mozart ihn so genannt hatte, aber was soll das Heute noch?
    Wenn das auf etwas altmodisches verzopftes hinweisen soll, dann kann ich nur noch die Stirn runzeln, ich empfinde Haydn wesentlich moderner als viele seiner Zeitgenossen.


    :jubel: :jubel: :jubel:

    Gruß,
    Gerrit

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Was mir aber mal jemand erklären könnte, was hat es mit dieser "Papa Haydn" Bezeichnung auf sich..


    Ich denke, das war (und ist) ein Ausdruck des Respekts vor einem der bedeutendsten Komponisten überhaupt. Aber eben kein ehrfürchtiger, sondern ein liebevoller Respekt. Wer wünschte sich nicht einen so lieben, humorvollen Papa... =)


    Auf die Idee, von "Papa Beethoven" zu reden, wäre keiner gekommen. Vor Beethovens Größe haben sich die Nachfolgekomponisten ja alle gefürchtet.



    Gruß
    Heinz

  • Salut,


    möglicher Weise stammt der Ausdruck „Papa Haydn“ aus der Dedikation W. A. Mozarts an Joseph Haydn, in der er dem Freunde seine sog. „Haydn-Quartette“ zueignete und diese „wie ein Vater seine Kinder“ (das Original ist in Italienscher Sprache) in dessen Obhut gibt. Dies ist zumindest das älteste schriftliche Zeugnis, in dem padre (Vater) mit Haydn in Zusammenhang gebracht wird.


    Eventuell haben auch die Begriffe „Vater der Sinfonie“ und „Vater des Streichquartetts“ zur Bildung dieser Begrifflichkeit beigetragen - oder umgekehrt?


    Nach einem Vortrag meinerseits über die Mozart-Haydn-Theorie meinte ein Musikkritiker neulich zu mir, Robert Schumann habe die abwertend gemeinte Bezeichnung Papa Haydn in einer Schrift verwendet, um die angebliche Altbackenheit Joseph Haydns damit zu beschreiben und zu unterstreichen.


    So long
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Zitat


    Den lieben, alten Vater Haydn kann ich immer noch nicht wieder zu sehen bekommen; so oft wir auch hinausschicken, uns nach seinem Befinden und einer ihm gelegenen Stunde erkundigen zu lassen, erhalten wir von seinen Leuten stets die Antwort, er sei sehr schwach und könne niemand sehen.
    [...]
    Ich fürchte, sein edler Geist entflieht uns bald. Obgleich er eigentlich schon seit einem Jahre so gut als moralisch tot ist für die Welt, so fürchtet man doch immer das letzte Erlöschen des herrlichen, himmlischen Lichtes, das uns ein halbes Jahrhundert hindurch so herrlich vorgeleuchtet hat.



    Joh. Friedr. Reichardt - Vertraute Briefe

  • Hallo


    Noch in meiner Kindheit war es sehr vereinzelt allerdings, üblich ältere Leute mit "Vatterl" "Oma" etc anzuspreche, was damals auf der Kippe zwischen plumper Vertraulichkeit, Verächtlichmachung, aber auch noch Achtung war, der Begriff war damals mehrfach besetzt.


    Alter ist nur (momentan) in dieser schrecklichen, amerikanisierten Welt die vor nichts Halt macht, die keine Taboos mehr kennt, deren einiziger Maßstab die Verwertbarkeit von Menschenmaterial ist, ein Negativbegriff


    Das war nicht immer so. Meine Generation war noch sehr jung als Karl Böhm seine letzten Schallplatten einspielte, und wir hofften immer daß der alte Mann hundert Jahre alt würde um noch alles in erstklassiger Qualität auf Platte bannen zu können, ein Wunsch der größtenteils in Erfüllung ging, vereitelt lediglich durch die Schallplattenfirmen, die etliche Bänder solange in den Archiven belassen werden, bis sie absolut entmagnetisiert sind....
    In der Vergangenheit waren "Patriarchen" hochangesehen alte Männer, auf die man gerne hörte, "ehrwürdiger Vater" ist heute noch eine durchaus übliche Anrede in der katholischen Kirche, "Pater" ist soger eine offizielle.
    Man darf bei all diesen Betrachtungen den Wandel der Sprache durch die Zeiten nicht außer aucht lassen, bedeutete das heite abwertende wort "brav" ursprünglich "tapfer" (im englichschen bis heute)


    "Papa" ist eine sehr vertraute Form von Vater, das heißt Achtung mit persönlicher Nähe ist hier miteinander verwoben.


    Noch im frühen 20. Jahrhundert war in der konservativen Oberschicht das Siezen der Eltern üblich, die Anrede lautete dan manchmal "Werter Papa, wobei die Aussprache französich war also "Papaah" und nicht "Pappa" (oder Pappi :D )


    Erst dem 20. Jahrhundert war es vorbehalten die Werte auf den Kopf zu stellen. Somit stellt "Papa Haydn" HEUTE tatsächlich eine Abwertung dar, die wir nicht verwenden sollten.


    BTW: Auch Haydns Papagei rief: "Papa Haydn"


    Aber jetz sind wir doch alle ein wenig vom Thema abgekommen.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ave, Pater Alfredus! (ich meine es auf die alte Weise)


    bevor wir zum Thema zurückkehren: Danke für die wirklich aufschlussreichen Ausführungen zu der Begriffsverwendung von damals bis heute - man hat es zwar irgendwie im Hinterkopf, aber es kommt nicht so durch... also: Danke!


    Übrigens abschließend: Sogar die Eltern haben im 19. Jahrhundert ihre Kinder Gesiezt! So zum Beispiel Conszanze Mozart regelmäßig in Ihren Briefen an die Söhne Carl und Wolfgang:


    Ihre Mutter Mozart (Nißen) .


    So, Schluß jetzt... kehren wir zurück zu Papa Haydns Sinfonien.


    Viele Grüße,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Joseph Haydns Leben verlief ja recht unspektakulär: Er war zufrieden in den Diensten der Familie Esterházy, verließ die Zurückgezogenheit seines schönen Heims nur selten. Ein heiteres und liebenswürdiges Temperament wird ihm nachgesagt (sicherlich gewann er noch an Heiterkeit, nachdem er sich von seiner zänkischen Frau Apollonia getrennt hatte :yes: ).


    All dies findet sich in seiner Musik wieder: sie ist heiter und unbekümmert, sehr originell und verspielt. Genau das schätze ich an Haydn.


    Da ich prinzipiell keine Gesamtaufnahmen kaufe, habe ich mir nach und nach einige seiner beliebtesten Sinfonien zugelegt. Ich kann sie allesamt empfehlen.


    Gruß, Cosima




    (Symph. 44, 45, 49: Amsterdam Baroque Orchestra, Koopman)




    (Symph. 82-87: Orchestra of the Age of Enlightenment, S. Kuijken)




    (Symph. 99 & 101: Concertgebouw Orchestra, Harnoncourt)




    (Symph. 94, 100, 101: Philharmonia Hungarica, Dorati)

  • Zitat

    Er war zufrieden in den Diensten der Familie Esterházy, verließ die Zurückgezogenheit seines schönen Heims nur selten


    Salut,


    ich denke, dass gerade diese freiwillige Gefangenschaft Haydns den Großteil seiner von den Arbeiten anderer Komponisten losgelösten Neuerungen ausmacht. Hätte Haydn als freischaffender Künstler im Strudel Wiens (Sturm und Drang, also vor 1780) solche Sinfonien entwickeln können?


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Hallo,


    Zitat

    Original von Ulli
    ich denke, dass gerade diese freiwillige Gefangenschaft Haydns den Großteil seiner von den Arbeiten anderer Komponisten losgelösten Neuerungen ausmacht



    Ich denke, dass mehrere Komponenten zusammenkommen musste, um aus Haydn den „Vater der Sinfonie“ werden zu lassen:
    Erstens: das großzügige und dem fortschrittlichen Geist gegenüber wohlgesonnene Umfeld, in dem er lebte. Zweitens: seine selbstgewählte Abgesondertheit von der Welt, in der er relativ unbeeinflusst von den vorherrschenden Strömungen blieb und die ihn auf sich selber und seine Ideen zurückwarf. Und drittens: sein ganz eigener optimistisch-heiterer Charakter, der ihn zu allerlei scherzhaften Ideen (Paukenschlag, Abschiedssymphonie usw.) bewog.
    Dies alles – gepaart mit Haydns genialem Talent – ebnete m.E. den Weg für seine originellen Neuerungen.


    Zitat

    Hätte Haydn als freischaffender Künstler im Strudel Wiens (Sturm und Drang, also vor 1780) solche Sinfonien entwickeln können?


    Seine erste Sinfonie komponierte Haydn ja bereits 1759, in der „Sturm und Drang“-Periode (ab ca. 1770?) entstanden seine Sinfonien ab der 35. Insofern verstehe ich diese Frage nicht so recht, muss aber einräumen, dass ich in Sachen Musikgeschichte noch recht am Anfang bin.



    Gruß, Cosima

  • Hallo,


    Jetzt ist das Thema bei einem Punkt angelangt, wo es mich wieder interessiert.


    Einige Punkte wären da erläuterungsbedürfig, andere bedürfen aus meiner Sicht einer Korrektur:


    Zunächst hat nicht nur Haydn Sinfonien (und ich meine da "klassische" geschrieben, es gab auch andere Komponisten, die hier eine Vorreiterrolle übernahmen.


    Wenn Haydns Sinfonien, wie immer behauptet wird, so revolutionär und einzigartig waren, warum sind sie dann so bald nach seinem Tod in Vergessenheit geraten oder zumindest ins Abseits gedrängt worden ? Man bedenke nuir das unsägliche Verdikt Schumann uber Haydn.


    Aus meiner Sicht sind die späten Haydn Sinfonien (Es hörten zwar etliche Leute welche in den letzten Tagen, die auslösenden Threads wurden jedoch kaum frequentiert, elegant formuliert.....)
    jenen Mozarts absolut ebenbürtig, und die ihrerseits waren das Modernste bis Beethoven kam, wobei Beethovens 1. und 2 Sinfonien, obenso wie die 1. und 2. Sinfonie Franz Schuberts durchaus noch mozartsche und Haydnsche Züge tragen.



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat


    Seine erste Sinfonie komponierte Haydn ja bereits 1759, in der „Sturm und Drang“-Periode (ab ca. 1770?) entstanden seine Sinfonien ab der 35. Insofern verstehe ich diese Frage nicht so recht, muss aber einräumen, dass ich in Sachen Musikgeschichte noch recht am Anfang bin.


    Salut,


    ich meinte damit: Wäre Haydn in der Zeit 1760-1780 nicht bei Osterhasi gewesen, sondern im Trubel Wiens... hätte es dann bei ihm diese Entwicklung und diese Menge [an Sinfonien] gegeben?


    @Alfred: Haydn hat "ungünstig" gelebt... Nach seinem Tode kam ja im Prinzip die Romantik auf, welche ohnehin alles "Alte" plattgemacht hat. Als Beethoven kam, abgesehen von seinen ersten beiden Sinfonien (die keineswegs richtungsweisend sind), war Mozart schon lange und Haydn fast tot. Haydn hat in den letzten Jahren 1803-1809 einem Beethoven (der ihn übrigens sehr verehrt hat) nicht mehr paroli bieten können oder wollen...


    Cordialement,
    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Haydn hat in den letzten Jahren 1803-1809 einem Beethoven (der ihn übrigens sehr verehrt hat) nicht mehr paroli bieten können oder wollen


    Beides wird in gewisser Hinsicht stimmen, wohl werden die wenigsten wissen daß die beiden miteinander konzertiert haben, das bedeutet, ihre Kontakte waren enger als gemeinhin angenommen:


    Robbins Landon schreibt:


    Zitat

    Als Haydn von London zurückkehrte gaben er und Beethoven häufig gemeinsame Konzerte. Beethoven trat dabei als Klaviersolist in Erscheinung, Haydn dirigierte seine Londoner Sinfonien........


    Tatsache ist, daß Haydn in den letzten Jahreen seines Lebens von allen Teitzeugen als eher depressiv, schwächlich und zurückgezogen geschildert wird, ver das beraf dann eher die Jahre nach 1803 oder 4



    Beste Grüße
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    Frage (eine echte, weil ich es nicht weiß und keine Lust habe, es herauszusuchen):


    Was hat Haydn in den Jahren 1803-1809 noch wirklich revolutionäres ( = neuartiges, von den „alten“ Formen abweichendes) geschrieben (nicht eine Frage der Schönheit)? Seine letzte Sinfonie (N° 104) finde ich z.B. im Vergleich zur 100 „Militaire“ sehr schwach (bei Haydns Masse an Sinfonien darf man, glaube ich, ein wenig abstufen, bei Mozart ist das schon wieder schwieriger… :evil: ).


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Hallo Ulli,


    Wenn meine Quellen stimmen, hat er in dieser Zeit weder Revolutionäres noch weniger revolutionäres geschrieben.
    Ab 1804 hat er überhaupt nichts mehr geschrieben, er war alt,
    krank und verbraucht.


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Also ein "Großpapa" :D

    Gruß,
    Gerrit

  • Salut,


    wie ich wieder rein intuitiv Recht hatte!!!


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Grüße, Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    es gehört zwar nicht ganz zum Thema Sinfonien...


    Griesinger schreibt:


    [...]Man staunt über eine so seltene Fruchtbarkeit; Haydn selbst pflegte sich darüber zu wundern, und zu sagen, er wisse sich keine passendere Grabschrift, als die drey Worte:


    Vixi, scripsi, dixi!


    zu setzen. Dennoch äußerte er, der schon so vieles geleistet hatte, an seinem 74ten Geburtstag: sein Fach sey gränzenlos; das, was in der Musik noch geschehen könne, sey weit größer, als das, was schon darin geschehen sey [...]


    Wie recht er hatte...


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Beim Durchforsten älterer Threads bin ich auf jenen gestoßen - da wurde doch schon manches geschrieben, allerdings auch vieles das am Thema vorbeiging.


    Inzwischen hat sich seit dem letzten Eintrag die Zahl der Forianer fast verdoppelt, und die Frage ist aktuelle wie eh und je.
    Ich stelle sie an dieser Stelle gleich richtig:


    Welche Assoziationen habt ihr zum Begriff "Haydn-Sinfonie" ?


    Liebe Grüße


    Aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo Alfred,


    idas Thema lautet Was erwartet Ihr von einer "Haydn-Sinfonie"?
    Ich will ehrlich sein --- da ich nicht viel von einer Haydn-Sinfonie erwarte höre ich diese auch nicht so oft.


    Mein Einstieg zu Haydn war die in der Kritik überschwenglich positiv besprochene Decca-Aufnahme der Londoner Sinfonien mit Solti / Chicago SO. Es wurde in der STEROPLAY für Interpretation und Klangqualität die höchstwertige Note 10 vergeben. Das hatte mich damals (Anfang80er-Jahre) neugierig gemacht und ich habe damals eine Decca-LP mit zwei Sinfonien (ich glaube es war Nr.100+101) mit Solti gekauft und war ganz angetan von Haydn.
    Im Haydn-Sinfonien-Thread in diesem Forum mußte ich aber vor Monaten erfahren, das die Solti - Aufnahmen gar nicht so doll sein sollen und Solti nicht den erforderlichen Interpretationansatz für Haydn findet.
    Du schriebst in diesem Thread auch, das meine DG-CD-Aufnahmen aller Londoner Sinfonien mit Haydn unter Karajan / Berliner PH den Haydn wesentlich besser treffen - da bin ich ja zufrieden.
    Von einigen wenigen habe ich aber auch in anderen Thread´s lesen müssen, das Karajan bei Haydn auch nicht immer "gefällt".


    :) Mir persönlich reichen die Karajan-Aufnahmen und wenn ich mal Appetit auf Haydn habe, dann diese Aufnahme, die Beethoven´s Vorbild klar erkennen läßt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Als Zyniker würde ich antworten:
    Bei Haydn und der Eierfrau
    kommts auf die Menge an - genau!
    Doch da täte ich dem Altklassiker Unrecht,hat er doch den Genies Mozart und Beethoven als Symphoniker Pate gestanden.
    Also ich erwarte mir von einer Haydn-Symphonie immer ein klassisches Vergnügen fürs Ohr und fürs Gemüt.Und das kann sehr viel sein.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo!


    Wolfgang:


    Zitat


    Ich will ehrlich sein --- da ich nicht viel von einer Haydn-Sinfonie erwarte höre ich diese auch nicht so oft.
    Du schriebst in diesem Thread auch, das meine DG-CD-Aufnahmen aller Londoner Sinfonien mit Haydn unter Karajan / Berliner PH den Haydn wesentlich besser treffen - da bin ich ja zufrieden.
    Von einigen wenigen habe ich aber auch in anderen Thread´s lesen müssen, das Karajan bei Haydn auch nicht immer "gefällt".
    :) Mir persönlich reichen die Karajan-Aufnahmen und wenn ich mal Appetit auf Haydn habe, dann diese Aufnahme, die Beethoven´s Vorbild klar erkennen läßt.


    Also, mich wundert dann nicht, daß Dir die Londoner nicht wirklich zusagen. Das, was Karajan da zusammendirigiert, klingt für mich nicht nach Haydn!



    Ich erwarte von einer Haydn-Symphonie schlicht und einfach, daß sie mir gefällt. Die ein oder andere gefällt mir besonders und ein paar finde ich hervorragend.
    Aber bis jetzt kenne ich deutlich weniger als die Hälfte. Das wird sich nächstes Jahr ändern, denn unter dem Weihnachtsbaum werde ich

    vorfinden.


    In Haydn-Weihnacht-Vorfreude,
    Pius.

  • So, und jetzt nähern wir und wieder - fast wie von selbst - der Ausgangsfrage. Aber wir können noch ein wenig variieren: Was darf man sich von einer Haydn Sinfonie erwarten ?


    Oder: Wie ist uinsere Erwartungshaltung, wenn wir "Haydn Sinfonie hören ?


    Hiezu muß gesagt werden, daß Haydn etwa 50 jahre aktiv war, seine Sinfonien unterliegen einem Stilwandel - Zudem wurden sie ihmmer den Gegebenheiten zur Zeit der Komposition angepasst.


    Widmen wir uns zuert mal Haydns Letzten Sinfonien, jenen die als "Londoner-Linfonien" in die Musikgeschichte eingegangen sind.
    Hier handelt es sich um Sinfonien mit viel Effekt, Großorchestral - jedoch sollten sie niemals zu "dick" gespielt werden (Die Crux der Solti Einspielung) , auch nicht zu gepflegt (Karanjans Manko) oder "neutral"


    Sie sind ähnlich zu behandeln wie Mozarts "späte " Sinfonien, einesteils wuchtig und majestätisch , andrerseits spritzig und durchhörbar.
    Hier würde ich von allen mir bekannten Einspielungen mit "modernem" Orchester, jene von Eugen Jochum vorziehen. (Die oft gelobte Dorati- Einspielung erscheint mir zu indifferent)


    Manche mögens rabiater und nehmen Harnoncourt.


    Entgegen ihrem Ruf, sind diese Sinfonien sehr abwechslungsreich.
    Um das festzustellen muß man sie allerdings einige Male hören......


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo!


    Inzwischen habe ich o.g. Gesamtaufnahme, und ich habe auch schon einige frühe Symphonien daraus gehört.
    Von den frühen Haydn-Symphonien darf man nicht zu viel erwarten, die sind wohl eher etwas für "Fans". Aber Nr. 13 z.B. hat mich positiv überrascht. Auch wenn im großen und ganzen die Symphonien kompositorisch immer ausgefeilter und besser werden, ist der Verlauf keineswegs linear und es findet sich zwischendurch die ein oder andere Perle.


    Viele Grüße,
    Pius.

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