Bekannte Interpreten mit unbekanntem bzw. ungewohntem Repertoire

  • Zwei Entdeckungen der letzten Zeit haben mich auf die Idee zu diesem thread gebracht.


    Nicht selten verbindet man bekannte Interpreten (Dirigenten seien in diese Gruppe einmal eingeschlossen) mit gewissem Repertoire.


    Wer denkt bei dem Namen Uchida nicht gleich an Mozart, wer bei Horenstein nicht gleich an Mahler??


    Gerade, was letzteren betrifft, habe ich beim Stöbern im Dreibuchstabenversand eine, genau genommen sogar zwei erstaunliche Entdeckungen gemacht:


    Zum einen eine Einspielung der Oper von Saul und David von Carl Nielsen:



    Zum anderen eine Einspielung der 3. Symphonie von den von mir geschätzten Robert Simpson - eine für mich noch erstaunlichere Entdeckung, zumal die Hörschnipsel bem Versand für meine Ohren ansprechender klingen als die unter Handley :stumm:



    Ich habe derlei terra incognita-Erkundungen berühmter Namen schon desöfteren gesehen, meist aber bei kleinen und unbekannten Labels erschienen.


    Welche Werke kennt ihr, die ihr niemals in einer Einspielung mit einem bestimmten Interpreten vermuttet hättet und die euch zu einem A-ha-Erlebnis, welcher Art auch immer, geführt haben??



    :hello:
    Wulf

  • Sagitt meint:


    Da muss einem Frau Bartoli einfallen, die seit vielen Jahren Musik ausgräbt, die ohne sie nicht das Licht der heutigen Öffentlichkeit erblicken würde.


    Wer kannte schon Vivaldi-Schätze oder oper proibita ?


    Speziell die Vivaldi CD habe ich sehr schätzen gelernt.

  • Zitat

    Original von sagitt
    Da muss einem Frau Bartoli einfallen, die seit vielen Jahren Musik ausgräbt, die ohne sie nicht das Licht der heutigen Öffentlichkeit erblicken würde.


    Wer kannte schon Vivaldi-Schätze oder oper proibita ?


    Speziell die Vivaldi CD habe ich sehr schätzen gelernt.


    Dazu - in eigener Sache :) - ihre Gluck-CD, die den Blick von der verkürzten Wahrnehmung [Furientanz/Reigen seliger Geister] ganz weit öffnete. Wenn jetzt der Ezio in beiden Fassungen vorliegt (und für mich die Darstellung der Fuliva durch Bartoli noch immer nicht getoppt ist), so ist das nicht zuletzt der Pionierarbeit von Bartoli geschuldet.


    Liebe Grüße Peter

  • Hallo Wulf,


    schön, daß Dich das Schaffen Horensteins interessiert. Der war tatsächlich weit mehr als nur Mahler und Bruckner. Diese Festlegungen verstellen oft den Blick auf die Bandbreite eines Interpreten. Ich selbst war baß erstaunt, Ernest Ansermet neben seinem russischen und zeitgenössischen Repertoire als Dirigenten von Brahms, Bach Beethoven und Mozart kennenzulernen, bei Aldo Ciccolini -festgelegt auf Liszt, Satie und Saint-Saens - war ich erstaunt und begeistert von seinen Schubert-, Schumann- und Beethovendeutungen und Karl Münchinger hat sich tatsächlich aus Barock und Wiener Klassik einmal ins 20. Jh. vorgewagt (mit besser klingendem Ergebnis als manches, was er im Bereich Wiener Klassik so dirigiert hatte).


    Zu diesen Repertoireabweichungen kommt noch das Engagement einiger Musiker für zeitgenössiche, wenig bekannte Künstler, die es im Nachgang auch nicht zu weitergehender Bekanntheit geschafft haben. Da sind oftmals Entdeckungen zu machen.


    Zu Horenstein noch ein Nachtrag: Saul und David war die letzte Studio-Einspielung von Horenstein. Über ihrer Fertigstellung ist Horenstein verstorben. Sein letzter Konzertmeister Joel Lazar hat die Aufnahmen fortgesetzt und zum Abschluß gebracht.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Den Namen John Eliot Gardiner würde man wohl nicht unbedingt mit dem Concierto de Aranjuez von Joaquin Rodrigo verbinden...


    Eine Jugendsünde?


    Ein A-ha-Erlebnis nicht unbedingt aber doch eine schöne Aufnahme. (Nur ist sich das Label wohl nicht im klaren darüber, wie es das Orchester benennen soll....!)


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  • Apropos Gardiner: diesen würde man wohl kaum im 20. Jhd. vermuten - Rodrigo ist wohl das erste (allerdings auch kaum nach 20. Jhd. klingende) Gegenbeispiel (das ich selbst bisher noch nicht kannte).


    Das zweite Gegenbeispiel erschien immerhin auf dem gelben Major-Label und hatte, wie ich bereits im entsprechenden thread schrieb, (größtenteils) familiengeschichtliche Hintergründe:




    Zitat

    Original von Thomas Pape
    Hallo Wulf,


    schön, daß Dich das Schaffen Horensteins interessiert. Der war tatsächlich weit mehr als nur Mahler und Bruckner. Diese Festlegungen verstellen oft den Blick auf die Bandbreite eines Interpreten


    Hallo Thomas,


    offen gestanden entdeckte ich die Aufnahmen nicht bei der Suche nach Horenstein, sondern bei der Suche nach Nielsen und Simpson. Daß Horenstein aber die beiden Aufnahmen gemacht hat (Nielsen sogar seine letzte ist 8o ) und ich einen derart positiven Eindruck allein aufgrund der Hörschnipsel habe, hat mich neugierig auf diesen Dirigenten gemacht.


    In einem weiteren thread wäre es interessant zu erörtern, warum es überhaupt gewisse Festelegungen gibt bzw. woher die kommen.


    Bei manchen Interpreten/Dirigenten frage ich mich häufig, ob man sie mit gewissen bekannnten Komponisten in Verbindung bringt, weil sie außerhalb dieses Spektrums nichts im Programm haben oder weil es die Label-Politik etc. "verbietet". Würde ein Simon Rattle auch heute noch unbekannteres Repertoire erschließen wollen? (Wieviel Mitspracherecht hat ein Dirigent eigentlich, was das Repertoire anbelangt, das er im Konzert dirigiert? "Ach, ich würde ja so gerne, aber de Intendant...."). Vielleicht können wir so was in einem gesonderten thread mal diskutieren.


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Wulf
    Apropos Gardiner: diesen würde man wohl kaum im 20. Jhd. vermuten


    Wieso nicht?
    Es gibt auch Strawinsky mit ihm auf CD, und diverses aus dem 19. Jahrhundert (z.B. Massenet, Chabrier)
    :hello:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Wieso nicht?
    Es gibt auch Strawinsky mit ihm auf CD, und diverses aus dem 19. Jahrhundert (z.B. Massenet, Chabrier)
    :hello:


    Stimmt. Inzwischen auch Strawinsky. Chabrier ist aber kein 20. Jhd. ;)


    Dennoch: für Gardiner eher die Ausnahme denn die Regel - oder täusche ich mich da?


    :hello:
    Wulf