Die schönsten Aufnahmen des 21. Jahrhunderts

  • Ich weiß, dieses Thema wurde in verschiedenster Form schon abgehandelt - aber es ist Sommer - und so möchte ich einige leichtere Threads ins Leben rufen, die einerseits allen das Mitmachen ermöglichen - andrerseits leicht überschaubar sind.
    Zum Dritten möchte ich dokumentieren inwieweit dieses Jahrhundert, respektive das 3. Jahrtausend Aufnahmen hervorgebracht hat, welche vielleicht dereinst als "legendär" bzw "Referenz" bezeichnet werden könnten. Dazu erklärend möchte ich sagen, daß vieles, das heute als "legendär" bezeichnet wird, zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung allenfalls hochwertige Serienproduktion war. (und umgekehrt !!) Auch das Wort "Referenz" möchte ich nicht allzu eng gefasst sehen: So gibt es von Schuberts "Schöner Müllerin " beispielsweise nicht EINE Referenzaufnahme sondern (zumindest !!) DREI.


    Die Spielregeln:
    Jeder Mitspieler darf maximal 3 Aufnahmen nominieren - wobei das nicht in einem Betrag geschehen muß - es darf über den gesamten Sommer (Juni-Juli) verteilt gepostet werden.


    Begründungen wären sehr erwünscht - sind aber keine Bedingung.
    Bereits von anderen Mitgliedern IN DIESEM THREAD genannten Aufnahmen sollen nicht wiederholt werden (und werden von der Moderation im Falle des Falles gelöscht. Ebenso soll die Wahl anderer Mitglieder nicht kommentiert werden.


    Das so gewonnene Ergebnis unterscheidet sich in verschiedenen Punkten von jenen des "Tamino Klassikkanon"
    Zum einen werden hier nur neueste Aufnahmen zr Sprache gebracht - zum anderen ist der Thread relativ aktuell und übersichtlich


    Viel Spaß


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich verweise mal dorthin
    Für die, die noch Anregungen benötigen...



    Nicht nur ein erstaunliches Schnäppchen, sondern wirklich sehr gut, abwechslungs- und farbenreich. Man muß freilich historische Tasteninstrumente mögen und ein paar Sonaten hätten auf dem Hammerklavier besser gewirkt als auf dem Cembalo.


    Ich nenne erstmal nur die, weil ich sehe, daß zwei meiner spontanen Nennungen schon im alten thread (einmal von mir selber) angeführt wurden.


    Insgesamt bin ich der Ansicht, daß im Bereich der Musik bis 1800 und in der Kammermusik die Dichte an hochklassigen Einspielungen selten so hoch gewesen sein dürfte wie in den letzten Jahren. Sogar im Standardrepertoire enstehen hier immer wieder Aufnahmen, die es auch mit geheiligten Klassikern aufnehmen können.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Im Jahr 2001 haben das Auryn-Quartett und Christian Poltéra bei Tacet und dem DeutschlandRadio Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur D956 op. posth. 163 eingespielt:



    Diese Einspielung zeigt für mich tatsächlich den Rezeptionsweg ins neue Jahrtausend für dieses Streichquintett auf. Immer wieder greife ich auf die wunderbare Aufnahme mit Isaac Stern, Alexander Schneider, Milton Katims, Pablo Casals und Paul Tortelier zurück, im Juli 1952 auf dem Festival in Prades live aufgenommen, ihrer übergroßen Humanität und erschütternden Emotionalität wegen (CBS/Sony); immer wieder auch auf diejenige von Vera Beths, Lisa Rautenberg, Steven Dann, Anner Bijlsma und Kenneth Slovik aus dem Jahr 1990 bei Sony-Vivarte auf Stradivaris der Smithsonian Institution, ihrer Klarheit und Durchsichtigkeit, ihrer Strahlkraft und ihres Hoffnungsfrohsinns wegen, die dort Verständnis schafft, wo Stern und Casals es geschafft haben, mich zu überwältigen; oder auch auf die Aufnahmen mit Mstislav Rostropovich und dem Melos-Quartett und mit Heinrich Schiff und dem Alban-Berg-Quartett, die beide zu einer Ausdrucksvielfalt und -intensität und zugleich einer emotionalen Ausgeglichenheit und Ausgewogenheit finden, die am Ende einen tiefempfundenen Trost nach all diesen Kämpfen der vorangegangenen Sätze übriglassen.


    Dem Auryn-Quartett mit Poltéra gelingt es nun tatsächlich, diese Ansätze miteinander zu vereinbaren. Diese Fünf spielen mit hoher Emotionalität und hoher emotionaler Intelligenz und Ökonomie, mitreißend, erschütternd, aber nie um der Emotionalität selbst willen, niemals ausufernd, sondern stets in harter Arbeit an und Auseinandersetzung mit dem Notentext. Sie gelangen zu höchster Durchhörbarkeit, ohne jemals "dünn" zu wirken, wie dies bei der Aufnahme um Beths und Bijlsma gelegentlich ein wenig geschieht. Sie entfalten den gesamten Schubertschen Kosmos dieses Quintetts, ohne in der Ausarbeitung der Details je den Blick auf das Ganze zu verlieren.


    Was ich hier erstmals höre, ist eine Form des Singens der Streicher, die in anderen Einspielungen nie in dieser Form erreicht wird - Singen als Manifestation der Humanität dieser Komposition. Man höre sich hierzu bitte einmal das Nebenthema des Kopfsatzes an, die Beziehungslinien, die die beiden Celli hier vor dem Hintergrund der verbleibenden Drei in familiärer Zweisamkeit aufzeichnen, sind so schön herausgearbeitet und hinausgesungen, wie es sonst nirgends zu hören ist. Diese Behutsamkeit im Gespräch dieser fünf intelligenten Menschen miteinander durchzieht alle vier Sätze und bildet die stabile Basis, auf der die ebenso deutlich ausgefochtenen Auseinandersetzungen beispielsweise im Adagio in Zuversicht, ohne in Hoffnungslosigkeit verfallen zu müssen, ausgetragen werden können. Es gelingt den Fünfen, technisch makellos und in den musikalischen Entscheidungen stets überzeugend, diese Spannungsbreite bis zur letzten Note des Finales auszutragen, eine Konstanz und Konsequenz der Darstellung, wie ich sie aus den genannten Vergleichsaufnahmen in diesem Ausmaß nicht kenne.


    Die von Tacet und dem DeutschlandRadio verantwortete Aufnahmequalität ist außergewöhnlich, klar und in hohem Maße naturgetreu abgebildet, mit großer Wärme in einer sehr schönen Raumakustik, jedoch ohne störenden Hall, also eher nah aufgenommen. Eine Kammermusikaufnahme mit audiophilen Qualitäten.


    Neben dem Alban-Berg-Quartett und dem Melos-Quartett ist dies meine neue Referenzeinspielung von Schuberts Streichquintett.


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Zu den fünf nicht nur schönsten, sondern auch bedeutendsten Aufnahmen von Chormusik - die übrigen vier wurden anscheinend noch nicht eingespielt - zähle ich diese:

    György Kurtág (geb. 1926) - Sämtliche Chorwerke (Ersteinspielung)


    1. - 6. Omaggio a Luigi Nono op. 16 für gemischten Chor a cappella (1979-81)
    7. - 14. Acht Chöre zu Gedichten von Dezsö Tandori op. 23 für gemischten Chor a cappella (1981-84)
    15. - 20. Lieder der Schwermut und der Trauer op. 18 - Sechs Chöre für gemischten Chor mit Instrumenten


    Marcus Creed, SWR Vokalensemble Stuttgart, Ensemble Modern


    Hänssler classic/SWR music, Aufnahme März und Juni 2006


    Über die Einspielung habe ich mich an dieser Stelle schon einmal sehr begeistert ausgelassen. Im Zeitabstand hat sich meine Begeisterung nach neuerlichem intensivem Hören eher noch gesteigert. Kurtág stattet seine Chöre mit einer kolossalen Kraft und Emotionalität aus und Creed mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart verstehen es, diese Ausstattung ungemindert an den Hörer weiter zu reichen.


    Liebe Grüße, Ulrich

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  • Für die Orgelabteilung:


    Eine der beeindruckendsten Einspielungen der letzten Jahre, was die norddeutsche Orgelschule betrifft. Mehr demnächst unter den Unverzichtbaren.



    Vertreten sind auch Werke anderer, die im thematischen oder stilistischen Zusammenhang mit den Buxtehude-Kompositionen stehen: Martin Radeck, Delphin Strunck, Heinrich Scheidemann, Hieronymus und Jakob Praetorius, Matthias Weckmann, Franz Tunder und JSB.
    Wenn der Preis nur nicht so hoch wäre. :wacky:

  • Passend zum Namen des Threads möchte ich hier drei CDs mit Werken nennen, welche erst im 21. Jh. geschaffen wurden. Diese Werke stehen für mich für das beginnende neue Jahrhundert, weil sie alle, auf ihre Art, etwas musikalisch wirklich Neues geschaffen haben und dadurch zum Vorreiter einer neue Tonsprache und neuer Ideen sind.



    Zuerst sei das Konzert für E-Geige und Orchester (quasi das 2. Violinenkonzert) von John Adams genannt: The Dharma at Big Sur. Zum einen führt es die Minimal Music in das 21. Jh. indem es auf die minimalen Prinzipien zurückgreift, jedoch ohne die 60er jahre des letzten jahrunderts allzu penetrant zitieren zu müssen. Zum anderen ist die Wahl einer E-Geige ein interessante klangliche Erweiterung des orchestralen Klanges. Für mich ist dies ein Werk, welches wirklich neues zu bieten hat :yes:



    Die Chorwerke von Eric Whitacre gehören wohl zu bekanntesten a-capela Werken eines noch lebenden Komponisten überhaupt. Sie erfreuen sich außerordentlich großer Beliebtheit bei Chorsängern, Chorleitern und Publikum.
    Bemerkenswert ist, dass die moderne Tonsprache von Whitacre so überaus ohrenfällig ist und selbst Menschen, die mit moderner Musik nichts anfangen können, meist sofort gefällt. Damit steht die Musik für das Wiederfinden einer Musik, die an der Seele zu rühren scheint, ohne sich ihr intellektuell nähern zu müssen (und dadurch viele Menschen abhält).



    Das Chorwerk "Légende de la femme emmurée" des lettisschen Komponisten Erics Es(h)envalds ist ein außergewöhnliches Stück. Es verbindet uralte volkloristische Melodien mit einer modernen Tonsprache, die in dieser Form völlig neu scheint. Das Ergebnis ist ein ergreifend mystischer Charakter, der vor allem durch den komplexen Klang der Harmonien unterstrichen wird. Nicht umsonst ist dieses Chorwerk bei einem Kompositionswettbewerb ausgezeichnet worden und erlangt zur Zeit über die Grenzen Letttlands hinaus in Chorszene immer mehr Bekanntheit.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Meine dritte schönste Aufnahme des Jahrhunderts also, es standen verschiedene zur Wahl, entschieden habe ich mich für die folgende, über die ich mich schon vor drei Jahren anderenorts im nachfolgenden Sinn geäußert habe:


    [amx=B000B7AGWE]300[/amx]
    Dvorák, Cellokonzert Nr. 2 h-moll op. 104
    Jean-Guihen Queyras, Jirí Belohlávek, Philharmonia Prag, Aufnahme im August und Dezember 2004, Rudolfinum Prag (Harmonia mundi)
    (Das ebenfalls enthaltene Dumky-Klaviertrio op. 90 spielen mit Queyras Isabelle Faust und Alexander Melnikov)


    Interpretation: 5 Sterne - Aufnahmetechnik: 5 Sterne - Gesamteindruck: 5 Sterne.


    Zwar: Wer hier den Thrill des Neuen, Andersartigen aus interpretatorischen Mätzchen sucht, für den gilt: Fehlanzeige. Aber für alle anderen ist dies eine in jeder Hinsicht beglückende Einspielung, die ich nicht mehr unterbrechen konnte, als ich nur einmal kurz hineinhören wollte. Es könnte uns hier eine neue, auch aufnahmetechnisch sich auf dem aktuellsten Stand befindende Referenzaufnahme vorliegen, die sich ohne weiteres in die Reihe ihrer inzwischen leider viel zu "alten" Vorgänger einreiht.


    Lasst uns mit dem Orchester beginnen: mit den 2005 gerade ihr zehnjähriges (!) Bestehen feiernden Prager Philharmonikern (Philharmonia Prag) - was für ein Orchester, das Jirí Belohlávek dort zusammengestellt hat, dessen böhmisches Vollblut alle Stimmen durchzieht. Belohlávek ist offensichtlich detailbesessen und ein harter Probenarbeiter; schon das hörbare Ergebnis seiner Orchesterarbeit hebt diese Aufnahme aus der großen Masse der Einspielungen dieses Konzerts hervor, bei denen der Beitrag der Begleitung schlicht zum Weghören ist.


    Die durch Belohlávek herausgearbeitete Durchsichtigkeit des von manchem Dirigenten als problematisch empfundenen und nicht bewältigten Orchestersatzes stellt die in der Gruppe wie solistisch brillianten Bläser in den Vordergrund und knüpft damit an die nach wie vor maßstäbliche Aufnahme aus dem Jahr 1937 mit Casals, Szell und der Tschechischen Philharmonie an. Hilfreich für das Klanggleichgewicht ist die "reduziert" erscheinende, dabei angemessene Aufstellung der Streicher mit 8-6-5-4-3, die Belohlávek wählt und die der Sonorität des Streicherklangs keinerlei Abbruch tut.


    Gerne wüsste man, welches Instrument Jean-Guihen Queyras spielt, als er nach der ausführlichen Einleitung zum Orchester tritt. Sein Klang bezaubert, in den extra- wie den introvertierten Passagen. Das ist ein Zugriff, den ich nicht ohne weiteres erwartet hätte, nachdem Queyras sich so außerordentlich mit Haydn und Monn als scheinbarer Originalklangspezialist empfohlen hatte. Immerhin hat er auch schon Albert Roussel, Britten, Kurtag, Kodaly, Veress oder Dallapiccola eingespielt und im Wettbewerb zum Domnick-Cello-Preis den Schwerpunkt auf die zeitgenössische Musik gerichtet. Auch bei Boulez' Ensemble InterContemporain ist er Cellist.


    Dass Queyras "zweifellos zu den interessantesten Solisten seiner Generation zählt", wurde ihm schon an anderer Stelle bescheinigt. Diese sechs Jahre alte Aussage ist heute überholt, denn Queyras ist in die von ihr aufgestellten Parameter nicht mehr hinein zu zwängen: sein Vortrag ist meisterhaft, von hoher Individualität und dabei tiefgreifender Verbundenheit mit der Aussage des Komponisten, absoluter Seriosität im Umgang mit dem Notentext. Die Eleganz der französischen Celloschule nach Fournier (weniger nach Navarra) scheint in ihm Auferstehung zu feiern, ohne dass er nach der reinen "Glattheit" eines Yo-Yo Ma strebt: So bleibt er immer erkennbar. Obwohl sich hier eine in ihrer Treue zum Notentext eher "konventionelle" Auffassung Bahn bricht, ist die Vielzahl der "besonderen" Stellen, auf die hinzuweisen sich lohnen würde, bemerkenswert. Nur beispielhaft sei statt vieler die Poesie bei 9'30" in Track 1 herausgegriffen. Auffallend ist die Vielfalt bislang unerhörter Klangfarben, dies natürlich auch dank des mitgestaltenden Orchesters.


    Zu gleichen Teilen leistet die Aufnahmetechnik ihren Beitrag: Heute haben wir uns zwar in dieser Hinsicht an hochklassige Leistungen gewöhnt und leider hatte ich nur die Möglichkeit, die CD-Schicht dieser SACD zu hören. Aber schon dort wird "glasklar", welche Leistung die Techniker hier vollbracht haben. Sie haben gleichermaßen die - in ihrer Besonderheit neben derjenigen des Concertgebouw in Amsterdam stehende - Saalakustik des Prager Rudolphinums wie die Tiefenstaffelung und Durchsichtigkeit des Orchesters vorbildlich eingefangen. Auch diese Leistung hat Referenzcharakter.


    Fazit: Eine Aufnahme, die ohne Einschränkung empfohlen werden muss.


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Zitat

    Original von Ulrich Kudoweh
    Gerne wüsste man, welches Instrument Jean-Guihen Queyras spielt, als er nach der ausführlichen Einleitung zum Orchester tritt. Sein Klang bezaubert, in den extra- wie den introvertierten Passagen.


    Möglicher Weise jenes Instrument, welches er auch für die Einspielung der Beethoven- und Hummel-Trios mit Staier/Sepec vewrwendet hat:


    Violoncelle Gioffredo Cappa, 1696.


    Bei Eingabe von "Cappa Violoncello" in Google erscheint der Name Queyras verdächtig häufig. In der Regel wechseln Cellisten ihr Instrument ja nicht so häufig wie [hoffentlich] die Unterhosen.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Möglicher Weise jenes Instrument, welches er auch für die Einspielung der Beethoven- und Hummel-Trios mit Staier/Sepec vewrwendet hat:


    Violoncelle Gioffredo Cappa, 1696.


    Das Cappa-Cello kann es nicht sein, denn dieses von der Mécénat Musical Société Général zur Verfügung gestellte Instrument spielt er erst seit November 2005. Die Dvorák-Aufnahme hat er aber schon 2004 abgeschlossen.


    Liebe Grüße, Ulrich

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  • Hm.


    Laut amazon stammt die Aufnahme vom September 2005, das Instrument bespielt er seit November 2005, wie hier nachzulesen ist. Vielleicht hat sich's gerade überschnitten, vielleicht stimmen aber auch die Daten nicht ganz...


    :hello:


    Ulli


    Edit: Hm, hat sich wohl auch gerade überschnitten...Frag ihn doch einfach mal!

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Die eindeutige Antwort bringt der Blick in das Interview "Es steckt ganz viel Lego in Bachs Musik", das Felix Hilse mit Queyras für wewewe.klassik.com im September 2007 führte, abzurufen unter hatetepe://portraits.klassik.com/people/interview.cfm?KID=3406 , dort im vorletzten Absatz des Gesamttextes:


    "... Davor habe ich fast 15 Jahre auf meinem alten Cello gespielt, das ich auch weiterhin zu Hause habe und unheimlich liebe. Die Platten mit den Haydn-Konzerten und dem Dvorak sind darauf entstanden. Doch ich habe gemerkt, dass sein Klangvolumen für den Konzertsaal ein wenig begrenzt war. ..."


    Aha, also hat er das Dvorák-Konzert auf seinem "alten Cello" gespielt, das er unheimlich liebt. Na schönen Dank für die Info, noch genauer ging's ja gar nicht.


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Zitat

    Original von Ulli
    Hm.
    Laut amazon stammt die Aufnahme vom September 2005


    Hm.


    Eigentlich ist die Aufnahme laut Amazon seit 21. September 2005 im Handel (Klammerangabe hinter "Audio-CD"). Das wär eine schnelle Produktion, wenn Aufnahme, Pressung und Auslieferung im selben Monat stattfänden. :D Die Angabe der Aufnahmedaten August und Dezember 2004 stammt aus dem Booklet.



    Zitat

    Original von UlliURL=http://www.jeanguihenqueyras.com/contacts.shtml]Frag[/URL] ihn doch einfach mal![/SIZE]


    Jooo, vielleicht frag ich dann mal ...


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Frage überflüssig. Das BBC Music Magazine vom Dezember 1998, zitiert bei
    wewewe.jeanguihenqueyras.com/mediats.shtml#eng , allerletzter Nachweis zu Britten, Suites for Solo Cello, kennt die Antwort:


    “... His 17th-century Milanese cello doubtless adds to the welcome Gallic lightness of gesture and timbre. ...”


    Also ein Mailänder Cello aus dem 17. Jahrhundert hat er bei dem Dvorák-Konzert gespielt.


    :hahahaha: :baeh01: Schön, dass wir das endlich wissen.


    Einen netten Tag noch,


    Ulrich

  • Dürfen es auch DVDs sein?


    Dann nominiere ich mal diese, die ihren Referenzstatus sicher für lange Zeit behalten wird:



    Es gab schon andere grandiose Großherzoginnen, darunter Régine Crespin, deren Aufnahme leider schon länger vom Markt verschwunden ist. Diese Aufnahme übertrifft aber alle bisherigen, und da schließe ich ausdrücklich alle reinen Tonaufnahmen mit ein, in der Ensembleleistung wie auch in der geschickt zwischen subtil und massiv pendelnden Komik Felicity Lotts und dem maßstäblichen Dirigat von Marc Minkowski. Dass dazu noch eine vorbildliche und für Text und Musik gleichermaßen sensible Inszenierung hinzu kommt, macht das Vergnügen vollkommen.


    Eigentlich hätte Minkowskis Einspielung von LA BELLE HÉLÈNE (2001) ebenfalls eine Nominierung verdient (sein gleichermaßen grandioser ORPHÉE AUX ENFERS stammt ja noch aus dem letzten Jahrtausend), aber ich will nicht gleich mein ganzes Pulver für einen einzigen Komponisten verbrauchen, selbst wenn er mein Namenspatron ist.


    Im übrigen plädiere ich dafür, diese sogenannte Sommeraktion mindestens bis Ende August auszudehnen, noch besser aber mit offenem Ende fortlaufen zu lassen, denn eine mit der Zeit wachsende Sammlung herausragender Aufnahmen des 21. Jahrhunderts hat ja hier auch etwas für sich, auch wenn sie das Ende des Jahrhunderts kaum mehr erleben dürfte.


    :hello: Jacques Rideamus

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  • Auch kleine Dinge können uns entzücken!


    Eine meiner Lieblings-Cds der letzten Jahre



    Der so vielseitig begabte Reynaldo Hahn hat hier leider noch immer keinen Thread ( kommt noch, aber die Ladies hatten Vortritt und der Schumann- Dichterliebe-Thread muss auch erstmal fertig werden!) , aber bei mir im Cd-Regal hat er einen Ehrenplatz.
    Er ist heute vor allen Dingen als Geliebter und lebenslanger Freund des genialen Marcel Proust bekannt, war aber auch selbst ein sehr begabter Komponist, Sänger, Pianist und Dirigent. Nach dem 2. Weltkrieg war der der erste Direktor der wiedereröffneten Pariser Opéra.
    Susan Graham leiht auf dieser Cd in bester Harmonie mit dem Pianisten Roger Vignoles ihre wunderschöne Stimme und ihr exquisites Stilgefühl den schönsten Liedern dieses Pariser Salon-Lieblings und entführt uns in die Welt der Belle Epoque.
    100mal gewogen und niemals zu leicht befunden von Fairy Queen

  • Bei den Lieblings-Cds des 21. Jh darf sie natürlich nicht fehlen:
    Natalie Nationale! Sie,die aus der Met in der Pause der Kinoübertragung von Donizettis "Le fille du Regiment" aus vollem Herzen ihr "Salut à la France" in die Welt hinausjubilierte, hier mit italienischen Belcanto-Opernarien zum Hinschmelzen.




    Meine grenzenlose Bewunderung für diese Koloratursopransitin mit Herz, Ausdruckskraft und grandioser Schauspielbegabung ist hier im Forum wohlbekannt und auf dieser Cd nimmt sie sich nun endlich auch meines Lieblings -Belcantisten Bellini an.


    Nach der einer nicht immer sorgen- und schmerzfreien stimmlichen Entwicklung vom leichten Koloratursopran zur lyrischen Belcanto-Sopranistin begeistert Dessay hier als Giulietta, Elvira, Gilda und schwindelfrei an den Grenzen ihres Stimmfachs entlang balancierend auch als Violetta, Maria Stuarda und Lucia.


    Das Besondere dieser Stimme ist die Verbindung aus grosser Beweglichkeit und Höhe mit einem unverwechselbaren weichen und warmen Timbre, dass man bei Nachtigallen ihrer Couleur sehr selten findet.


    Fairy Queen

  • Und nach französcher Saloneleganz und italiensichem Belcanto-Schmelz mein drittes Lieblingsgebiet: Barockmusik.


    Wieder eine französische Produktion mit Emmanuelle Haïm, die ich schon aus Lokalpatriotismus heir aufführen mûsste, denn sie ist mit ihrem Barock- Ensemble "Le Concert dAstrée "fest an unserer Opéra de Lille engagiert.



    Auf dieser Cd vereinigen sich 10 herausragende Stimmen (Dessay, Gens, Petibon, Claycomb, Lascarro, Panzarella, Mijanovic, Mingardo, Asawa, Agnew) zu wahrhaft arkadischer Musik. Die eingesungenen Kammerduette-Duette sind überwiegend unbekannt, doch man erkennt des öfteren die typischen Händel'schen Selbstzitate.
    So Z.B. im zweiten Duett "Nion di voi,non vuo fidarmi" den Chor "Denn es ist uns ein Kind geboren" aus dem Messiah.
    Ein rarer Leckerbissen für Händelfans, Duettliebhaber und alle Freunde schöner Stimmen.


    Fairy Queen



    Leider sind ja nur drei CDs erlaubt und so fiel die Qual der Wahl auf Produktionen meiner Exilheimat im Bereich der Vokalmusik.

  • Ich habe ja auch noch zwei Plätze frei! Dann nominiere ich unbedingt diese:



    Moderne Ensemblemusik, die unmittelbar unter die Haut und ans Herz geht und zugleich das Hirn zum Arbeiten anregt. Unglaublich dicht, atmosphärisch, ausdrucksstark, mitreißend, fesselnd – zudem ungeheuer vielseitig und abwechslungsreich. Über knapp 90 Minuten lauscht man gebannt...
    Außerdem bietet der Chiffre-Zyklus einen wunderbaren Überblick über die Entwicklung des Komponisten Wolfgang Rihm seit den frühen 1980er Jahren - »Chiffre I« entstand 1983, die »Nach-Schrift« zum Zyklus 2004.
    Die MusikFabrik unter der Leitung von Stefan Asbury liefert eine Glanzleistung ab.


    Viele Grüße,
    Medard


    Übrigens bekommt man diese Doppel-CD beim Werbepartner aktuell zum Superbudgetpreis.

  • Und dann diese:



    Eigentlich mag ich ja keine Platten, auf deren Covern die Namen der Interpreten größer vermerkt sind, als der Titel des Werks oder der Name des Komponisten. Das ist hier dummerweise der Fall - und auch hier ist das verkehrte Größenverhältnis natürlich nicht angemessen.


    Trotzdem muß die Scheibe unbedingt genannt werden. »Les nuits d’été« des Herrn Berlioz sind einfach wundervolle Kleinodien und Véronique Gens interpretiert diese Sommernachtsgesänge mit einer hinreißenden, fast ein wenig unkeuschen Leidenschaftlichkeit. Mag sein, daß es klassischere Aufnahmen dieses Werkes gibt (V. de los Angeles oder J. Baker), mag sein, daß es weitere hochkarätige Konkurrenz gibt (etwa F. Pollet, B. Hendricks oder die seltsam frostig-schizoiden Sommernächte der Anne-Sofie von Otter) – aber keine der mir bekannten Interpretationen ist von einer solch prallen und zugleich fatalistischen Sinnlichkeit wie das, womit Frau Gens den Hörer hier zu erschüttern und erschauern zu lassen weiß.


    Ach so, ja - und da spielen dann ja auch noch ein paar andere mit.... :O Louis Langrée führt das vortrefflich disponierte Orchestre de l'Opera de Lyon überaus einfühlsam durch die Partitur und läßt die Berliozschen Sommernächte in dunklen, satten Farben erglühen!


    Auch die hier ebenfalls enthaltene Interpretation von »La Mort de Cléopatre« ist klasse.


    Wundervolle Scheibe!


    Viele Grüße,
    Medard

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