Video killed the Opera-Star? Videoprojektionen in der Oper

  • Liebe Forianer,


    am Sonntag war ich im "Lohengrin" in Nürnberg und da wurde mir mal wieder bewusst, was für einen auffälligen Bestandteil Videoprojektionen mittlerweile in Opern-Produktionen einnehmen. Meine Frage nun ins Forum: Wie steht ihr zum Einsatz dieses Mediums? Was sind die allgemeinen Chancen dieses Mediums in der Oper, was die Probleme? Habt ihr schon Videoeinspielungen in der Oper erlebt, die ihr besonders gut oder besonders schlecht fandet? Oder gehören Videoprojektionen nicht auf die Opernbühne?


    BITTE BITTE BITTE: Dies soll kein neues Schlachtfeld für eine allgemeine Traditions- / Regietheater-Auseinandersetzung sein!!!!! Hier geht es NICHT um das sogenannte Regietheater als Ganzes, sondern NUR um das Thema Videoprojektion und deren Sinn oder Unsinn! :yes:


    Demnächst mehr von meiner Seite!


    Florian

  • Zitat

    Original von Diabolus in Opera
    BITTE BITTE BITTE: Dies soll kein neues Schlachtfeld für eine allgemeine Traditions- / Regietheater-Auseinandersetzung sein!!!!! Hier geht es NICHT um das sogenannte Regietheater als Ganzes, sondern NUR um das Thema Videoprojektion und deren Sinn oder Unsinn! :yes:


    Was solls denn sonst sein?
    :P
    Grundsätzlich hat es meiner Ansicht nach keinen Sinn, der Gattung Oper irgendwelche Schranken setzen zu wollen, wie: "keine Videoprojektionen". Die sind doch seit Alban Berg vorgesehen, haben also schon mindestens 70-jähriges Jubiläum betreffend Integriertheit in die Gattung Oper.
    :baeh01:

  • Also ich lehne Videoprojektionen nicht prinzipiell ab, habe aber oft ein Problem damit. Es gelingt (mir oder dem Bühnenbildner ?) nämlich meist nicht, diese zweidimensionale Darstellung harmonisch in den dreidimensionalen Bühnenraum zu integrieren. Die Bühne als Ganzes bildet dann keine Einheit mehr, sondern zerfällt in Rampe und Leinwand.


    Wenn es allerdings gut integriert wird, was auch hohe Ansprüche beispielsweise an die Beleuchtung stellt, warum nicht.


    :hello:
    Sascha

  • Prinzipiell stehe ich allen technischen Möglichkeiten grundsätzlich positiv gegenüber, soweit sie die Regie unterstützen und nicht zum Selbstzweck werden. Als positives Beispiel habe ich aus Hamburg die Inszenierung von "La Damnation de Faust" von Nikolaus Lehnhoff in Erinnerung (Besetzung: Cole, Titus, Borodina, Dirigent: Marc Albrecht), in die Animations(Trick-)filme der amerikanischen Künstlerin Suzan Pitt integriert waren. Insbesondere an die Sequenz beim Rakoczy-Marsch kann ich mich noch erinnern, da gab es rätselhafte Bilder von Türen, die von verdorrten Händen geöffnet wurden und den Blick auf Alptraumlandschaften eröffneten, wo Menschen von einer Art behelmtem Kriegsgott ergriffen wurden und mittels einer Maschine mit Sägeblättern etc. in Einzelteile zerlegt wurden.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Videoprojektionen können schöne und stimmige Effekte bringen, sind für mich also kein Teil der Diskussion "alt" gegen "neu". Übertrieben eingesetzt kann es allerdings sehr nerven wie z.B. die Neuinszenierung der Forza del Destino dieser Saison in der Wiener Staatsoper - zur Ouverture wird für die ganz schlichten Gemüter ein Film mit Schmetterling (Butterfly Effect), das Rad des Schicksals und eine Pistole nebst daraus abgeschossener Kugel (rinnendes Blut - Tod!) auf einen Vorhang projiziert. Sehr überflüssig.
    Sind Projektionen nicht Selbstzweck sondern transportieren Stimmungen des Werkes empfinde ich sie als Teil der Möglichkeit moderner Bühnenbild- und Beleuchtungstechnik. Für mich also bei professioneller und sinnhafter Umsetzung ein gutes theatralisches "Tool" das aber zur Zeit leider eine überbordende Modeerscheinung ist.


    LG
    Isis