MOZART: Klavierkonzert Nr. 18 in B-Dur KV 456

  • Hallo,


    dieses Konzert hat - wie sicherlich viele andere auch - einen eigenen Thread verdient, denn wer unter den Mozartliebhabern schätzt nicht besonders den in Mozarts "Haustonart" g-moll stehenden Mittelsatz? Dieser Satz erinnert melodisch lt. Herrn Observator an Susannas Arie L'ho perduto..., was ich nicht ganz abstreiten kann.


    Mozart trug das Konzert am 30.09.1784 als 8ten Eintrag ist sein erst frisches "Verzeichnüß aller meiner Werke" ein. Das Konzert hat Mozart für die blinde Pianistin Theresia de Paradis komponiert und es auch selbst am 13.02.1785 öffentlich vorgetragen.


    Es sind von Mozart


    zum 1. Satz drei eigene Kadenzen
    zum 3. Satz zwei eigene Kadenzen sowie eine "Fermata nel Rondo" erhalten.


    Diese Einspielung gefällt mir ausgesprochen gut:



    Christine Schornsheim am Fortepianonachbau durch Neupert nach Vorlage eines Dulcken von c1815, begleitet vom Ensemble Neues Bachisches Collegium Musicum.


    Die Tempi sind so gewählt, daß sich ein großer Detailreichtum offenbart und Schornheims vergleichsweise weibisches Spiel ist mal etwas anderes als agressivere HIP-Einspielungen. Hier wird die pure Schönheit dieses Konzertes offenbart, ohne daß daran die Tiefgründigkeit des Andante un poco sostenuto Einbußen hinnehmen muß.


    Im Zeitvergleich mit Brendel sieht das so aus:


    1. Satz [Br] 12:01 | [Sch] 13:00
    2. Satz [Br] 09:35 | [Sch] 10:17
    3. Satz [Br] 07:01 | [Sch] 09:42


    Gerade das Rondofinale ist für mein Empfinden extrem langsam gespielt, allerdings wird zwischendurch das Tempo beispielsweise in der rhythmisch außergewöhnlichen h-moll-Gegend deutlich angezogen. Ich persönlich halte diese Inhomogenität, insbesondere den gedehnten Beginn des Rondos, für nicht sonderlich sinnvoll und gelungen.


    Das enthaltene Konzert C-Dur KV 503 habe ich hier bepsorchen.


    Ich halte Schornsheim durchaus für eine bereichernde Alternative zu Immerseel...


    :]


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Wenn man die CD auftreiben kann, ist die Aufnahme mit Robert Levin, Christopher Hogwood und der Academy of Ancient Music eine Alternative zu Immerseel, den ich aber nicht missen möchte. Levin improvisiert seine Kadenzen. Er spielt einen Walter-Nachbau von Paul McNulty - ein Instrument, das kraftvolles und lyrisches Spiel gleichermaßen zulässt und sehr gut mit dem Orchesterklang harmoniert, jede Nuance ist zu hören. Ich bedaure immer wieder, dass diese Serie nie komplettiert werden konnte ...
    Das zweite Konzert auf der CD ist Nr. 19 KV 459.


  • Klavierkonzerte im allgemeinen und die Mozarts im besonderen stehen zur Zeit, aus welchen Gründen auch immer, bei den Taminos nicht sonderlich hoch im Kurs. Zumindest halten sich Neueinträge und Antworten in engen Grenzen.


    Nachdem ich mich in den vergangenen Tagen ziemlich intensiv mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 18 B-dur, KV 456 beschäftigt habe, will ich diesen vergessenen Thread (letzter Eintrag: 2008, u. im THEMENVERZEICHNIS KLASSISCHE MUSIK ist es bis heute nicht gelandet!) versuchen, neu zu beleben.

    KV 456 zählt seit langen Jahren zu meinen Lieblingskonzerten, und dementspechend ist es recht häufig in meiner Sammlung vorhanden: Barenboim (EMI), Engel (EMI), Brendel (Philips), Serkin (DGG), um nur einige zu nennen.


    Das Konzert beginnt mit einem marschartigen Hauptthema und wird deshalb, wie auch noch einige andere von Mozart, als "Militärkonzert" bezeichnet. Das Uraufführungsdatum ist unklar; man weiß, daß es in Paris und in London zu Gehör kam, bevor es am 12. Februar 1785 erstmals in Wien aufgeführt wurde, und zwar vom Komponisten selbst.

    Der erste Satz (Allegro vivace) weist keine formalen Extras auf, er ist lebhaft, durchgehend heiter und unterscheidet sich im Aufbau kaum von den benachbarten Werken der Gattung.

    Klarer Mittelpunkt (nicht nur formal) ist der zweite Satz, der in g-Moll steht. Das Hauptthema des Variationensatzes beginnt mit Anklängen an die Arie der Konstanze "Traurigkeit ward mir zum Lohne" aus der "Entführung". Düstere Stimmung durchzieht nun auch den ganzen ergreifenden Satz, der aus fünf abwechslungsreichen Variationen besteht und mit einer recht langen, aber tröstlich klingenden Coda beendet wird.

    Das abschließende Rondo steht wiederum in der Haupttonart B-dur, doch Mozart gestattet sich die Kühnheit, mittendrin nach h-Moll "auszubrechen", doch das tut dem heiteren Grundcharakter des Satzes keinen Abbruch.


    Interessant ist noch die Tatsache, daß Kopfsatz und langsamer Satz fast gleich lang sind, während das Finale sich im üblichen Rahmen bewegt.


    Nachdem ich das Konzert im Laufe einer Woche fünfmal durchgehört hatte, sind es zwei Aufnahmen, die mich besonders beeindruckt haben:

    Mozart: Concertos Nos. 17 & 18 - Murray Perahia, and English Chamber Orchestra (first edition)

    Murray Perahia (Klavier & Leitung) mit dem English Chamber Orchestra (Aufnahme: 1979), und:

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    Ingrid Haebler (Klavier) und das London Symphony Orchestra, Dirigent: Sir Colin Davis (9/1966).


    Beide Aufnahmen sind klanglich ausgezeichnet, Perahia erfreut vor allem mit seinem wunderbaren, weichen und doch klaren Anschlag (man beachte das köstliche jeu perlé in der Kadenz des Kopfsatzes). Überhaupt bietet er eine großartige Leistung, wie denn auch die GA sich insgesamt auf hohem Qualitätsniveau bewegt.

    Die kürzlich im Alter von 93 Jahren verstorbene Wiener Künstlerin Ingrid Haebler hatte stets eine enge Beziehung zu den Werken ihres Landsmannes, ihr klarer, fast filigraner Klavierton ist hier in jedem Takt zu bewundern. In der oben abgebildeten 2 CD-Box, die gebraucht immer noch zu haben ist, findet man die Aufnahme.


    Ich kann beide Versionen nur empfehlen, doch auch die weiter oben genannten sind nicht zu verachten. Das gilt für Brendel im Besonderen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ganz vergessen habe ich in meinem vorigen Eintrag eine Aufnahme, die ebenfalls zu den besten mir bekannten gehört:

    Mozart: Piano Concertos / Klavierkonzerte No.18 KV456, No. 19 KV459 Mitsuko  Uchida, English Chamber Orchestra conducted by Jeffrey Tate von Mozart,  Wolfgnag Amadeus, Mitsuko Uchida und Jeffrey Tate:: Sehr gut CD | Licus  Media

    Mitsuko Uchida (Klavier) und das English Chamber Orchestra, Dirigent: Jeffrey Tate (Aufnahme: 5/1988).


    Wieder ist hier das vorzügliche English Chamber Orchestra im Einsatz, wie bei Perahia. Nur diesmal ist ein Dirigent dabei, dazu noch ein sehr guter, und das hat den Vorteil eines reibungslosen Zusammenspiels. Selbst der beste Pianist hat an heiklen Stellen die Orchestermusiker nicht völlig im Griff, wie mir scheint.


    Obige Aufnahme, die gleichfalls einer GA entnommen ist, ist klangtechnisch besonders gut gelungen.


    LG Nemorino


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Es gibt eine sehr neue und sehr hörenswerte Einspielung des B-Dur Konzertes,gepaart mit dem "Jenamy"-Konzert, was ich im direkten Vergleich beeindruckender finde als dieses ..... Aber nicht nörgeln, zuhören :)


    Kristian Bezuidenhout mit dem Freiburger Barockorchester unterwegs. In dieser Einspielung ist er zur Abwechslung auch als Dirigent tätig. Darüber kann man durchaus diskutieren. Hier scheint es mir allerdings gelungen zu sein ...


    Bezuidenhout spielt auf einem McNulty-Nachbau eines Fortepianos von Walter aus dem Jahre 1805. Der Klang ist recht voll und passt sehr gut zum HIPpen Orchester. Die Klangcharakteristik ist nicht so ausgeglichen wie man es von einem Steinway kennt, aber das ist ja auch gerade der Sinn der Sache :) Die Freiburger bringen für meine Ohren den reich orchestrierten Satz so richtig zum Klingen .... Soloinstrument und Orchester spielen wunderbar zusammen.



    Hier der zweite Satz, ein getragenes Andante ....


  • Hallo, astewes,


    Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und das ist auch gut so.

    Ich habe soeben in das Andante von KV 456 reingehört und bin in meiner ganz persönlichen Animosität gegen HIP bestätigt worden. Das klingt mir alles so dürftig, ein wenig blechern. Nein, ich bevorzuge da eindeutig ein Orchester mit modernen Instrumenten - natürlich in kleiner Besetzung. Meist kommen ja heutzutage dafür Kammerorchester zum Einsatz, oder die Berliner bzw. Wiener Philharmoniker treten in kleiner Besetzung auf.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich habe soeben in das Andante von KV 456 reingehört und bin in meiner ganz persönlichen Animosität gegen HIP bestätigt worden. Das klingt mir alles so dürftig, ein wenig blechern.


    Das ist natürlich zutreffend, wenn man es so sehen (hören) will. Auf der anderen Seite ergibt sich schon (gerade bei dieser speziellen HIP Einspielung) ein ganz eigener Klangraum, den ich überzeugend finde. Die Einspielungen von Bilson/Gardiner überzeugen mich gerade im Klangcharakter da deutlich weniger.


    Auf der anderen Seite habe ich noch meinen Anda und auch Uchida .... Sehr schön sind auch die Einspielungen mit Pires/Abbado. Leider haben die nur eine kleine Auswahl eingespielt und KV 456 ist dabei hinten runtergefallen. Das von mir etwas höher eingeschätze KV 453 findet sich aber darunter.

  • Nachdem ich mich in den vergangenen Tagen ziemlich intensiv mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 18 B-dur, KV 456 beschäftigt habe, will ich diesen vergessenen Thread (letzter Eintrag: 2008, u. im THEMENVERZEICHNIS KLASSISCHE MUSIK ist es bis heute nicht gelandet!) versuchen, neu zu beleben.

    Lieber Nemorino,


    dieses Konzert ist bei mir in meiner Aufmerksamkeitsfixierung bislang leider "durchgerutscht". ^^ Mindestens zwei Aufnahmen habe ich: Anda und Ashkenazy. Ashkenazy habe ich mir mit meinen Ohrstöpseln angehört. Das ist ein sehr schönes, "symphonisches" Konzert. Das Philharmonia Orchestra, das Ashkenazy selbst dirigiert und dessen Ehrendirigent er inzwischen ist, finde ich ganz hervorragend. Der Kopfsatz hat etwas und wirklich schön ist der getragene langsame Satz. Allein deshalb finde ich es schade, dass das Konzert etwas im Abseits steht. Es hätte wahrlich mehr Beachtung verdient. Das Finale ist etwas burschikos, aber diese irdische Musizierfreude als Kontrast zum Vorherigen passt. Auf jeden Fall werde ich mir das Konzert noch einmal anhören. Svjatoslav Richter hat es auch gespeilt - da muss ich in meiner Sammlung mal forschen, ob ich seine Aufnahme doch habe.






    P.S.: Was mir bei Ashkenazy gefällt, dass er keine Rokoko-Possierlichkeit zulässt. So gibt es auch keine unverbindliche Glätte, so dass dieser Mozart an einem auch nicht nur vorbeirauscht, sondern man immer konzentriert zuhört.


    :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lieber Nemorino,


    gut, dass Du nochmals an die Klavierkonzerte erinnerst - natürlich erfreuen sie sich bei mir großer und größter Beliebtheit, wenn ich auch nicht oft genug darüber schreibe...

    Die Aufnahmen, die Du genannt hast, sind wichtige Referenzen; ich höre auch tatsächlich die Aufnahmen mit historischen Nachbauten ganz gerne an, möchte aber hier noch eine andere Einspielung mit modernen Instrumenten erwähnen, die mir sehr gut gefällt, und vor allem den forschen, packenden, auftrumpfenden Charakter des Konzertes betont, ohne dabei die funkelnde, geschmeidige Sanglichkeit schuldig zu bleiben.
    Ich meine die Aufnahme mit Rudolf Buchbinder aus dem Jahre 1996, der vom Flügel aus die Wiener Symphoniker leitet. Es handelt sich um eine Live-Aufnahme, die jedoch mit sehr gutem, transparentem und vollem Klang aufwartet. Buchbinder hat eine Gesamtaufnahme der Konzerte geschaffen, die durchweg einen äußerst farbenreichen, dynamischen und mitreißenden Zugang bieten. In dieser Einspielung verwendet er auch die Kandenzen im 1. und 3. Satz, die Mozart selbst komponiert hat. Das Booklet weist ein paar schöne Fotos und Zusatzinformationen auf Deutsch und Englisch auf. So wird darauf verwiesen, dass dieses Konzert wohl eine Auftragsarbeit aus Paris war, wo man Mozart nach seinem Besuch in sehr guter Erinnerung hatte; ebenso wird erläutert, dass hier die Einflüsse von Johann Schobert und Johann Christian Bach spürbar seien, ebenso wird auf Parallelen zum Gesang der Barbarina im letzten Akt des Figaro hingewiesen.


  • Arthur Schoonderwoerds Aufnahme des 18. Klavierkonzertes in B-Dur KV 456, die er mit dem Ensemble Christofori realisiert hat, ist etwas Besonderes: Jede Stimme ist solistisch besetzt und das Instrument ist eine Kopie eines Walter-Hammerklaviers aus dem Jahr 1782.


    Die Hörschnipsel geben einen Eindruck, was den Hörer erwartet. Mir gefällt diese Reduktion.


    Die Gesamtaufnahme der mozartschen Klavierkonzerte ist ins Stocken geraten. Ob die Edition weiter geführt wird, könnte ich nicht ermitteln. Ich hoffe, Schoonderwoerd macht weiter.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Ich habe soeben in das Andante von KV 456 reingehört und bin in meiner ganz persönlichen Animosität gegen HIP bestätigt worden. Das klingt mir alles so dürftig, ein wenig blechern. Nein, ich bevorzuge da eindeutig ein Orchester mit modernen Instrumenten - natürlich in kleiner Besetzung.

    Gut und unstreitig, damit sind wir groß geworden. Von den älteren Aufnahmen schätze ich sehr die GA von Geza Anda, deutlich höher als die von Barenboim, und Anda ist auch in Klavierklang und Orchester recht feingliedrig. Auch Ushida/Tate sind ein feines Gespann (die GA hatte ich letztens noch im Auto). Aber, Panta Rei, ich hör's mir an, duchaus mit Genuss, muss aber feststellen, dass tatsächlich Bezuidenheuit mittlerweile die größere Freude auslöst. Die alten Sachen klingen da ein wenig wie Mozart mit Übergewicht. Die Aufnahme jedenfalls, die Axel einstellte, gefällt mir ausnehmend gut.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Mindestens zwei Aufnahmen habe ich: Anda und Ashkenazy.

    Lieber Holger,


    die Anda-Aufnahme von Nr. 18 habe ich auch, aber "nur" auf LP; deswegen kann ich sie nicht hören, weil ich sie an einem sicheren Ort gelagert habe. Ashkenazy, ein von mir sehr geschätzter Pianist und Dirigent, ist bei mir nur als Mozartspieler mit folgender CD vertreten:

    Klavierkonz.8+9/Rondo KV 386

    mit dem London Symphony Orchestra, Dirigent: István Kertész (Aufnahme: 6/1966, London).


    Die habe ich aber Ewigkeiten nicht gehört, deshalb muß ich da meine Erinnerung auffrischen. Deine Version von KV 456 ist der späteren GA entnommen, die ich nie besessen habe. Die GA hat bei ihrem ersten Erscheinen gute überwiegend gute bis sehr gute Kritiken erhalten.

    Ich meine die Aufnahme mit Rudolf Buchbinder aus dem Jahre 1996, der vom Flügel aus die Wiener Symphoniker leitet. Es handelt sich um eine Live-Aufnahme, die jedoch mit sehr gutem, transparentem und vollem Klang aufwartet.

    Lieber Don_Gaiferos,


    auch diese Aufnahme kenne ich leider nicht. Aber Rudolf Buchbinder schon; etliche Beethoven-Sonaten stehen in meinem Regal. Mein (und sicher nicht nur mein) Problem ist der fehlende Platz. Meine Schränke sind mit CDs randvoll, und meine Regale nicht weniger. Ich weiß, man muß nicht mehr unbedingt sammeln, aber altmodisch wie ich nun mal bin, brauche ich sowohl Platten, Bücher oder CDs nun einmal in der Hand, wenn ich sie wirklich genießen will.

    Die alten Sachen klingen da ein wenig wie Mozart mit Übergewicht.

    Das stimmt sogar, lieber Thomas. Aber, das gilt zumindest für mich, der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und so bleibe ich bei meinem übergewichtigen Mozart. Doch es gibt auch genügend ältere Aufnahmen, die mit relativ kleiner Besetzung aufwarten. Das ist auch gar nicht mein Hauptproblem, sondern es sind die alten Instrumente, die meinen Ohren nicht schmeicheln.


    LG Nemorino :hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • die Anda-Aufnahme von Nr. 18 habe ich auch, aber "nur" auf LP; deswegen kann ich sie nicht hören, weil ich sie an einem sicheren Ort gelagert habe. Ashkenazy, ein von mir sehr geschätzter Pianist und Dirigent, ist bei mir nur als Mozartspieler mit folgender CD vertreten:

    mit dem London Symphony Orchestra, Dirigent: István Kertész (Aufnahme: 6/1966, London).

    Lieber Nemorino,


    das ist eine Aufnahme des ganz jungen Ashkenazy, die ich leider nicht habe. Gerade der junge Ashkenazy ist immer wieder eine positive Überraschung was herausragende Aufnahmen angeht. Ich bin ein großer Ashkenazy-Verehrer - als ich anfing in meiner Jugend, Schallplatten zu sammeln, waren die meisten Klavierplatten von ihm. :) Die CD-Box mit den Mozart-Konzerten habe ich mir aber erst vor einigen Monaten zugelegt, aber es einfach bis jetzt aus Zeitmangel nicht geschafft, mich da durchzuhören. (Die Zahl der ungehörten CDs bei mir ist leider immens... ;( ) Aber gerade bei diesem etwas weniger bekannten Konzert hat er es geschafft, dass bei mir der Funke übergesprungen ist. Perahia dagegen ist natürlich auch hochkarätig, aber mir dann doch ein bisschen zu "artiger" Mozart, wenn ich mir die ketzerische Bemerkung erlauben darf (allerdings nur nach Bewertung der Hörschnipsel und Ashkenazy im Ohr). :D


    Schöne Grüße

    Holger

  • Zwei Aufnahmen hatte ich vor Tagen gehört zum Vergleich mit Ashkenazy: Uchida mit Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern (Konzertmitschnitt mit Videoaufzeichnung) und Geza Andas Studioaufnahme. Wie unterschiedlich das Konzert KV 456 doch im Charakter zu KV 453 ist: KV 453 ist sublim zurückhaltend, romantisch angehaucht, KV 456 viel direkter, zupackender. Beide Aufnahmen sind ganz hervorragend. Bemerkenswert, dass Uchida dieses Konzert ganz anders interpretiert als KV 453 - sie schert demnach keineswegs alle Mozart-Konzerte über denselben Kamm. Sie verzärtelt und romantisiert die Musik also nicht künstlich. Bei Anda und Uchida ist aber immer noch das Bemühen zu erkennen, den "galanten Stil" zumindest ein wenig durchscheinen zu lassen als "sanfte Ästhetisierung" sozusagen. Deswegen gefällt mir nach wie vor Ashkenazy am besten - dieses Konzert insbesondere liegt ihm. Er spielt diesen Mozart "ohne Schminke und Politur", ästhetisiert also nicht, mildert die konzertante Direktheit nicht ab. Das passt hier einfach und gibt dem Konzert symphonisches Gewicht. Alle drei Aufnahmen sind aber wirklich von einem herausragenden Niveau. Welche man bevorzugt, bleibt letztlich eine persönliche Geschmacksfrage.






    Schöne Grüße

    Holger

  • Zwei Aufnahmen hatte ich vor Tagen gehört zum Vergleich mit Ashkenazy: Uchida mit Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern (Konzertmitschnitt mit Videoaufzeichnung) und Geza Andas Studioaufnahme.

    Lieber Holger,


    leider kann ich zu diesen drei Aufnahmen nichts sagen. Die von Anda (DGG) ist zwar bei mir vorhanden, aber als LP. Und die habe ich auslagern müssen, aus Platzmangel. Deshalb kann ich nicht leicht auf sie zugreifen.


    Zu Uchida/Tate habe ich in #4 meine Meinung gesagt. Den Mitschnitt mit Rattle muß ich mir noch anhören, bin in den letzten Tagen so gut wie zu nichts gekommen.


    Ich werde aber baldigst dazu etwas sagen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Mir sagte "Nr 18" zunächst gar nichts - mir fehlen "Titlbezeichning zur Orientierung";)

    Aber schon nach ein paar Takten erkannte ich "einen lieben alten bekannten", ein Konzert von ausserordentlicher Schönheit. ICh habe pber einen längeren Teitraum die vier "Wiener Klassiker" gemiede - eimfach, weil ich sie zu gern mochte, als sie als "Dauergedudel zum Mitsummen " im Ohr zu haben.

    Nun aber halte ich den richtigen Zeitpunkt für ein (auch mehrfaches) "Wiederhören" für gekommen - und die Stimmung im Forum trägt das Seine dazu bei....

    Ich habe die Aufnahme mit Kirschnereit und den Bamberger Sinfonikern unter Frank Beermann gewählr, eine gediegene klangschöne Aufnahme, die vermutlich -zu Unrecht - nocht als "Legendäre" Aufnahme gehandelt wird. Immerhin ist sie seit 23 Jahren (wenn auch - wie heute üblich - nur mehr als Gesamtaufnahme in eine Budget-Box - erhältlich Sie wurde von "ARTE NOVA" (BMG) übernommen und wird dertzeit unter dem Label "SONY" vertrieben. Das Label ARTE NOVA war schon a priory ein Budget Label - als "Waffe gegen NAXOS " gedacht. Man hatte hier Aufnahmen eingestellt, die von den damaligen "Experten" des Labels mit trefflsicherer Linie für falsche Einschätzungen als "2. Reihe" eingestuft worden waren - und sich im Gegensatz dazu als "Renner" erwiesen haben, die die "Vollpreislinie" gefährdeten . Dashalb war "ARTE NOVA" nur über einen beschränkten Zeitraum am Markt.

    Nun in die Gegenwart.

    Die meisten der heutigen Mozart Aufnahmen verursachen bei mir - freundlich ausgredrückt - Unlustgefühle

    Umso erfrischender empfan die jene Aufnahme, die ich gern hier verlinke:



    Ein blutjunger italienischer Dirigent, Sieva Borzak, teilweise mit russischen Wurzeln , ein ebenso junger Pianist, Francesco Grano , der schon wichtige Preise eingeheimst hat und ein (relativ) unbekanntes Orchester "Roma TRE Orchestra" (hat aber auch schon eine Aufnahme gemacht) - und ich bin hingerissen.

    Schon der Auftritt des jungen, leptosomen Dirigenten liess (mich) gutes erwarten, jugendlicher Schwung, voller Körper- und Mimikeinsatz, alles seher elegant und subtil, eine wunderbare Balanace zwischen lieblich und teilweise kraftvoll ohne je ins Aggressive, spröde, polternde oder allzu süssliche zu verfallen.Spielfred pur. Ich war hingerissen und konnte mir kam vorstellen, daß diese Aufnahme erst 2 Jahre alt sein solle. Allerding weist der schlanke duchsichtige Klang darauf hin und Datum un Aufnahmeort sind bekannt.


    Ich bin icht der einzig, der hier begeistert ist, denn auf youtube gab es zahlreiche Jubelrufe. Die sind indes meist eher belanglos, deswegen habe ich den it am wichtigsten erscheinenden herausgesucht und von Babelfisch aus dem Italienischen übersetzt:


    Zitat

    Hervorragende Interpretation von Mozarts Werken, mit dem richtigen Anstand und großem Selbstvertrauen aufgeführt vom hervorragenden Pianisten, dem hervorragenden Dirigenten und dem wunderschönen Orchester, pünktlich in allen seinen Elementen. Insbesondere Grano schien es mir auf besonders ausdrucksstarke, aber immer adäquate Weise gelungen zu sein, die verschiedenen Momente des Konzerts zu charakterisieren.

    Damit sind wir beim Klavier. Ich war zu Beginn so vom Dirigat und dem (charakteristischen ) Klang des Orchesters so fasziniert, daß ich erst etwas später die Genialität des Pianisten erkannte. Zudem - -ich bin mir nicht sicher - dürfte hier kein Steinway zum einsatz gekommen sein, man höre stellenweise den markanten Diskant (man kann aber jeden Flügel klanglich anpassen) Ich bin mir ebenfalls unsicher - aber - spielt er eine EIGENE Kadenz?

    Am Ende des Konzertes ist erkennbar - daß es sich - coronabedingt(?) - um eine Aufführung ohne Publikum gehandelt hat. Sicher Frustrierend für das Orchester. Aber die Aufnahme wurde scheinbar dadurch so optimal. Denn Bild und Tonqualität sind SUPERB !!!

    Macht eine CD draus !!!




    mfg aus Wien

    ALfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !