Spielzeit 07/08: ...and the Oscar goes to...

  • Unabhängig ob traditionell oder nicht - sondern ganz einfach weil gut:
    Idomeneo in der Inszenierung von Olivier Tambosi in Luzern.


    Michael 2

  • Zitat

    Original von yago
    "carmen" n.y(met),würde dir sicherlich gefallen und wäre,was traditionell betrifft,sicher auch ein anwärter.


    "tiefland" in der vop wien,ist eine neuinszenierung der saison 07/08 u. könnte auch als traditionell durch gehen.
    (z.B.)


    lg yago


    Meinst du das im Ernst? 8o Vor der würden doch alle Staubis schreiend davon laufen, oder meinst du, die träumen bei "Tiefland" von einer Fabrikshalle??
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    Meinst du das im Ernst? Vor der würden doch alle Staubis schreiend davon laufen, oder meinst du, die träumen bei "Tiefland" von einer Fabrikshalle?


    Ich hab da auch so meine Zweifel. Aber ich glaube, in Wien hat man (im Gegensatz zu Frankfurt) die "Moulin Rouge"-Mühlen weggelassen...? Das macht die Sache schon knuffi-kompatibler.

  • Meine Oscar-Favoriten:
    - Patrice Chéreau für seine wunderbar menschliche und extrem werkgerechte Inszenierung von Leos Janáceks "Aus einem Totenhaus" (u.a. Wiener Festwochen).
    - Patrice Chéreau und Richard Peduzzi für "Tristan" an der Mailänder Scala mit einem zweiten Akt von einzigartiger Schönheit und einer einfach perfekten Personenführung.
    - Robert Carsen, der in Francis Poulencs "Dialogues des Carmélites" zeigte, dass eine konzentrierte Personenregie wichtiger ist als jedes Bühnenbild (u.a. Theater an der Wien).
    - Christine Mielitz, die im "Parsifal" an der Wiener Staatsoper eine beklemmende Deutung der Geschichte vornimmt und sogar Johan Botha zum Schauspieler machte.
    - Pierre Audi, der im Amsterdamer "Ring" den Mythos wiederauferstehen läßt, ohne in eine rückwärtsgewandte Ästhetik zu verfallen.
    :hello:

    ...

  • Mein Oscar für die beste nicht irritierende Inszenierung, die ich heuer bislang zu sehen bekam, geht an die gestern nacht (bislang allerdings wegen der späten Sendezeit nur zur ersten Hälfte) besichtigte Inszenierung der MEISTERSINGER VON NÜRNBERG von Otto Schenk in der Wiener Staatsoper.


    Zur Begründung:


    Endlich einmal wieder eine Inszenierung, bei der absolut nichts überrascht oder gar irritiert, sieht man einmal von einem gelegentlichen Stutzen des sonst eher zurückhaltenden Schauspielers Botha mit den Augen oder dem höchst unhistorischen Umstand ab, dass die Lehrbuben und -mädchen (???!!!) überwiegend etwas alt geraten sind und sich der eine oder andere Asiate unter sie gemischt hat, der offenbar schon lange vor Marco Polo den umgekehrten Weg gereist ist.


    Bemerkenswert der listige Kommentar des Bühnenbildners, der sehr subtil die das Werk beherrschende Grundfarbe braun als solche identifiziert und herausgestellt hat ohne damit irgendwelche Proteste hervorzurufen. Auch der Kostümbildner hat seine Aufgabe, die Wohlgenährtheit des mittelalterlichen Junkertums zu betonen, sehr gut erfüllt. Das ist Sozialkritik vom Feinsten.


    Der mit Abstand lobenswerteste Aspekt dieser Inszenierung ist jedoch, dass sie zu keiner Zeit durch irgendwelche überraschenden Einfälle von der Exekution der Musik abgelenkt hat, und die war tatsächlich und mit nur wenigen Abstrichen vom Feinsten, wenn mir das Werk diesmal auch (und wohl nicht nur durch die nächtliche Sendezeit verschuldet) langwieriger vorkam als fast alle bisherigen Meistersinger (etwa 10) meines Opernlebens.


    Da es, wie gerade in diesem Thread immer wieder betont, die vornehmste Aufgabe der Inszenierung ist, die Musik zur Geltung zu bringen, kann man ihr bedenkenlos das höchste Lob aussprechen: mit einer mit etwa zehn Fotografien der Inszenierung bebilderten cd-Box wäre sie optimal präsentiert und bräuchte einen Vergleich mit anderen guten musikalischen Realisierungen des Werkes keineswegs zu scheuen.


    Gebt Wagners Gesamtkunstwerk endlich den Deklama-Toren!


    :hello: Jacques Rideamus

  • für mich zählt diese meistersingerinszenierung zu jenen produktion,bei denen ich nur sagen kann:"augen zu und durch" oder einfach nach hause gehen.
    eine qual ohne ende.(und da kann noch so toll gesungen werden u. das orchester noch so gut sein)nein danke.
    die "meistersinger"-inszenierung in der VOP von der militz ist da eindeutig die bessere.
    noch besser,jene im aalto essen.
    lg yago

  • Lieber Rideamus,
    lieber yago,
    ich danke Euch für Eure Einschätzung dieser wirklich rundum verblüffenden "Meistersinger"-Inszenierung, wie sie eben nur ein Meisterregisseur wie Otto Schenk zuwege bringt. Ich sah sie zwar nicht im Fernsehen. Ich kenne diese wahrhaft einzigartige Inszenierung aber aus langjährigem eigenen Ansehen. Deshalb möchte ich Euer Augenmerk auf die außerordentliche gelbe Robe Evas im dritten Akt lenken. Das passt genau zur Forderung schöner und zeittypischer Kostüme. Diese gelbe Robe, seinerzeit geschmacklos als "Eierspeis-Fetzen" (Omlett-Tuch) bezeichnet, erweitert als bewußt gesetzter Farbtupfer von kühnem Geschmack den berühmten Kloß im Hals zu einem Würgereflexerlebnis.
    Auch hoffe ich, daß die Inszenierung in allen Details in ihrer Premierenvariante gezeigt wurde. Da hantierte Sachs im zweiten Akt mit einem Nachttopf, was für mich ein prägendes Erlebnis in Sachen tiefschürfender Interpretation eines Textes durch einen konzentriert nachdenkenden Regisseur wurde.
    Leider habt Ihr aber einen sehr wichtigen Punkt vergessen, durch den diese Regie ihren einzigartigen Rang weltweit behauptet: Allzu oft wird Beckmesser als Idiot dargestellt. Davon weicht diese Inszenierung ab. Sie macht nämlich alle zu Idioten, indem sie Meister wie Lehrbuben als herumzappelnde Trottel zeigt. Lediglich Stolzing und Eva weichen von diesem Konzept ab und werden als Menschen aus echtem Papier und Maché gezeichnet.
    Allein schon aus diesem Grund ist das eine jener Inszenierungen, vor der ich in rückhaltloser Begeisterung meinen Hut aufsetze.
    :hello:

    ...