Inseln der Spielzeit 2007/08 - ganz weit weg vom Verfremdungstheater

  • Hallo Freunde traditioneller Inszenierungen,


    wo werdet Ihr noch fündig? Welche weltweit noch im Repertoire befindlichen Inszenierungen verweigern sich dem Regietheater? Wo findet Ihr Eure Inseln, mal ganz abgesehen vom heimischen Kopfhörer?


    Vielleicht können wir uns gegenseitig Brücken von Insel zu Insel bauen, indem wir für jede Spielzeit, die Inszenierungen benennen, die das Libretto nicht gegen den Strich bürsten.


    Ich persönlich habe nämlich schon lange keine Lust mehr, Vorstellungen zu besuchen, in denen ich Wesen und Inhalt total entstellt wiederfinde. Das Geld ist mir zu schade.


    Also im Rheinland gab und gibt es in der Saison 2007/08 wenig, was diese Kriterien erfüllt:


    [/list] Düsseldorf wirft wieder den von Ponelle inszenierten "Rigoletto" mit Renaissancekostümen, Wandmalereien und üppiger Bettlandschaft ins Rennen.


    [/list] Und auch die alte Inszenierung von "Hänsel und Gretel" stand wieder auf dem Programm, mitsamt Waldpanorama, Engelstreppe und windschiefem Lebkuchenhaus.


    [/list] "Die Meistersinger" - hier kann man wirklich noch von Nürnberg sprechen: Spitzgiebel, Fachwerk und Butzenscheiben at its best!


    [/list] "Der fliegende Holländer" gibt sich relativ gemäßigt. Das Ganze bietet immerhin Schiffe, Spukereien und Wellenmeer - aber auch eine kapitalistische Industriespinnstube. Man kann's überleben.


    [/list] "Der Nussknacker" ist der Renner in Düsseldorf: Eine opulente Weihnachtsmär mit Schnee und Tschinderassabumm.


    Bonn - Fehlanzeige! Hier triumphiert das Regietheater und ich kann nur einen weiten Bogen empfehlen, will man nicht geschockt miterleben. wie "Faust und Margarethe" entstellt über die Bühne wanken.


    Der in Köln arg gemobbte Intendant hat sich jede Spielzeit bemüht einen Ausgleich zwischen traditionell und modern inszenierenden Regisseuren herzustellen. Mal mehr, mal weniger mit Erfolg.


    [/list] In dieser Spielzeit gab es einen von der Kritik zerfetzten und vom Publikum gestürmten "Freischütz" mit Rieseneiche, Biedermeierkostümen und einem wirklich fiesen Samiel. Die Fotos sprechen für sich.


    [/list] Der von Rose inszenierte Hänsel bietet Wald, Lebkuchenhaus und Engel - aber auch einige unmotivierte Regiemätzchen, die man aber schnell vergisst, da das Gesamtkonzept dem märchenhaften verpflichtet ist.


    [/list] "Die Fledermaus" im Jugendstilambiente. Von Betulichkeit keine Spur. Diese Fledermaus kommt recht bissig daher und bietet einen sehr umfassenden Gesellschaftseinblick. Gelangweiltes Bürgertum, das im Ambiente von 1001 Nacht der Doppelmoral frönt.


    So, das wär's erst Mal. Gehe noch mal meine Programmhefte dieser Saison durch. vielleicht finde ich ja noch die eine oder andere krakenverwehrende Insel.


    LG,


    Christoph

  • Wunderbarer Einfall, lieber Christoph! :jubel:


    An alle:


    Wie sieht es derzeit bzgl. traditioneller Inszenierungen etwa an der Bayerischen Staatsoper aus? Oder an der Wiener Staatsoper? Oder in Berlin?


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Hallo Freunde traditioneller Inszenierungen,


    wo werdet Ihr noch fündig? Welche weltweit noch im Repertoire befindlichen Inszenierungen verweigern sich dem Regietheater? Wo findet Ihr Eure Inseln, mal ganz abgesehen vom heimischen Kopfhörer?


    Hallo,


    na hier:


    Drottningholm 2008


    Es "galt das Bemühen einem ganz und gar historisierenden Interpretationsansatz, nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch. Der Zuschauer sollte sich mit Aug' und Ohr, mit Haut und Haar in die Entstehungszeit der Oper zurückversetzt fühlen. Mit der größten Konsequenz wurde damit dem typischen Regietheater deutscher Prägung eine Absage erteilt...." und meine Drottningholm-Bibel beginnt mit den Worten "Välkommen till 1700-tallet":


    Willkommen im 18. Jahrhundert


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Da mache ich gerne mit und nenne die entsprechenen Aufführungen der Spielzeit 2008/2009 in der Staatsoper Hamburg:


    La Traviata, (16., 25. September 2008, 8., 12. Februar, 9., 16., 26., 29. Mai 2009) Die Inszenierung von Folke Abenius ist einer der großen Klassiker an der Staatsoper. Unzählige Hamburger haben sie gesehen, alle lieben sie. Rauschende Kleider, an der Decke ein Kronleuchter. So schön kann Oper sein. Die Premiere fand am 13. April 1975 statt. Seither gab es weit über 200 Vorstellungen.


    Le Nozze di Figaro (17., 26., 30. Oktober, 4. November 2008, 19., 29. März 2009) Inszenierung: Johannes Schaaf. Hier werden Perücken getragen, staubige...


    L´Esisir d´Amore (18., 21., 31. Oktober 2008, 18. Mai 2009) Inszenierung: nach Jean-Pierre Ponelle


    Hänsel und Gretel (28. November, 4., 11., 12., 15., 2. Dezember 2008 ,nachmittags und abends) Inszenierung: Peter Beauvais. Wer will schon die Kinder erschrecken, die hoffentlich in Scharen kommen und zu Opernfreunden werden?


    Carmen (1., 5., 10., 14. Februar 2009) Noch so ein Hamburger Klassiker. Inszenierung nach Piero Faggioni. Die Premiere war am 12.06.1980. Und die Oper ist noch immer voll. Das sagt wohl alles.


    Il Barbiere di Siviglia (28. Februar, 2., 15. Mai, 7. 20. 23., 25. Juni 2009) Inszenierung nach Gilbert Deflo. Auch diese Inszenierung ist ein Dauerbrenner: Premiere war am 29.12.1976. Als Graf Almaviva ist Lawrence Brownlee zur hören (nicht jedoch im Mai).


    Madame Butterfly (5., 11., 13., 18. März 2009) Inszenierung: Ulrich Wenk. Hier ist der Sieger der Hamburger Publikumsgunst. Die Premiere fand statt am 13. März 1963! Immer wieder schön.


    Otello (1., 8., 14. Mai 2009) Inszenierung: August Everding. Premiere: 28.09.1975. Diese Inszenierung habe ich mittlerweile schon so oft gesehen, dass ich mir, ehrlich gesagt, mal eine neue wünschen würde. Aber auch diese Spielzeit werde ich wieder hingehen und als Jago Franz Grundheber erleben.


    Grenzfälle sind Falstaff und Un Ballo in Maschera: Beide sind traditionell ausgestattet, verweigern sich aber insoweit der traditionellen Oper als in einzelnen Akten die Bühne so gut wie leer ist. Insgesamt gesehen sind beide Opern jedoch für Traditionalisten geeignet.


    Für die (ehemalige?) Regietheaterhochburg Hamburg keine geringe Ausbeute, stelle ich fest.


    Viel Spaß beim Besuch der Freien und Hansestadt Hamburg wünscht
    Thomas

  • Zitat

    Original von ThomasNorderstedt
    Le Nozze di Figaro (17., 26., 30. Oktober, 4. November 2008, 19., 29. März 2009) Inszenierung: Johannes Schaaf. Hier werden Perücken getragen, staubige...


    Da sollte ich ja direkt mal einen Abstecher gen Norden machen ... :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Also, ich bin auch schwer beeindruckt vom Hamburger Angebot. Eine Mitstudentin regte sich damals tierisxch auf über die dortige "Tosca": Ich glaube, es war eine Berghaus-Inszenierung, wo der Engel auf der Engelsburg, der aussah"wie ein kackendes Huhn" mittels Laserstrahl den armen Caveradossi umnietete. Irgendwie habe ich das auf sämtliche Produktionen Hamburgs bezogen.


    Habe mich jetzt direkt mal auf der Homepage getummelt. Neid! Und Helen Donath sang mal Eure Knusperhexe. Toll!

  • Guten Abend Felippe II.!


    Da weiß ich an der Wiener Staatsoper eigentlich nur eine Handvoll Inszenierungen, die noch älteren Datums sind:


    Der Liebestrank, Regie: Otto Schenk,


    La Traviata , Regie. Otto: Schenk,


    La Boheme, Regie: Franco Zefirelli,


    Madame Butterfly, Regie: weiß ich eigentlich nicht mehr,


    Tosca, in der Wallberg Inszenierung,


    [B]Lucia di Lammermoor: Regie ? [glaube die ist von Otto Schenk]


    So mehr fallen mir wirklich nicht ein, denn die alte Rennert Inszenierung vom Barbier und die schöne Maskenball Inszenierung, wer weiß wo da die Teile sind.


    Bei Aida bin ich mir nicht sicher, deshalb nicht aufgeschrieben, bei Otello denke ich an Otto Schenk, bin aber nicht sicher.


    Liebe Grüße Peter aus Wien.

  • Hallo Christoph,


    zu den von Thomas genannten traditionellen Inszenierungen kommen dann noch Cav & Pag sowie Turandot von Giancarlo del Monaco (alle drei aus den späten 70ern/frühen 80ern), Eugen Onegin (1974, Regisseur?), die Cosi von Marelli (Mitte der 90er) sowie eine Entführung wie aus dem Bilderbuch von Schaaf (Anfang der 90er). Vom Bühnenbild her besonders beeindruckt hat mich der 3. Akt des Otello, in dem von Pierluigi Samartini die beeindruckende Raumillusion des Inneren eines riesigen Festungsturmes erschaffen wurde. Die Treppenflucht windet sich schneckenhausgleich noch hinten und oben, gelbliches Licht fällt durch ein einziges hohes Fenster rechts oben. Durch einen vor der Bühne gespannten Gazevorhang bekommt die ganze Szenerie noch so etwas wie die Patina eines alten Ölgemäldes. Würde Dir bestimmt gefallen (Eine Neuinszenierung wie von Thomas gehofft wird es wohl so schnell nicht geben, denn in genau dieser Inszenierung hat Placido Domingo seinen ersten Otello gesungen, sie ist sowas wie ein Hamburger "Heiligtum"). Du siehst also, dass auch die "Staubis" in Hamburg zumindest bei Repertoirevorstellungen durchaus zu ihrem Recht kommen.


    :hello:


    GiselherHH


    @ Peter: Eine weitere traditionelle Inszenierung in Wien ist noch Schenks "Meistersinger"-Regie von 1975.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)


  • Fidelio (Schenk) und Der Rosenkavalier (Schenk?) sind soweit ich weiß auch noch im Repertoire. Zumindest der Rosenkavalier soll unter Meyer "geputzt" werden. Er meinte damit aber nur, dass die Personenregie neueinstudiert und das Bühnenbild restauriert/renoviert werden (und jetzt mal ehrlich: wenn da der Vorhang aufgeht, richt man förmlich den Schimmel in den Vorhängen :D)

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    Turandot von Giancarlo del Monaco


    del Monaco? Da muss der Hardcore-Staubi aber schon mutig sein, wenn er sich das anschaut - allein der Name dürfte da doch schon unschöne Gefühle hervorrufen...

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo Alviano,


    die "Staubis" brauchen sich da wirklich vor nix zu fürchten. Zwar lässt del Monaco den Folklore-Kitsch weg, aber sonst bewegt sich alles in gemäßigten Bahnen.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)


  • Momentan plane ich, meinen Hamburg-Besuch mit diesen Aufführungen zu koordinieren. Wie ich sehe, gibt es in Hamburg noch weiteres Futter für mich, mal sehen, mit welchen Opern sich das kombinieren lassen wird.
    :hello:

  • Giancarlo del Monaco hat auch hier inszeniert und zwar recht gut. Es gilt zwar einige "Aktualisierungen" zu verdauen. So hat er - der Sinn hat sich mir nicht erschlossen - die Handlung in eine Zeit verlegt, die so ca. 1920 sein durfte. Die Beziehung zwischen den Geschwistern Lescaut hat einen deutlichen inzestuösen Aspekt; das wird aber nicht ausgewalzt oder überbetont.
    Aber mir hats gefallen; keine "Effekte" (Fäkalien-Aktentasche-Toilette-KZ usw.) sondern eng an der Vorlage. Im heiklen letzten Akt lässt Wieland Wagner grüßen: Rundhorizont mit asymetrischer Ebene; Regie durch (gute) Personenführung und Lichteffekte.
    BTW: Wer kann, sollte unbedingt die Leipziger Manon besuchen. Musikalisch allererste Sahne. Chailly hat das Orchester zur Topform gebracht und die Solisten sind hervorragend.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Ad Wiener Staatsoper - konservativ sind:


    Liebestrank (Otto Schenk) - Herumstehen in opulentem Bühnenbild.
    La Traviata (Otto Schenk) - Herumstehen in opulentem Bühnenbild.
    La Boheme (Franco Zeffirelli) - Herumstehen in opulentem Bühnenbild.
    Tosca (Margarethe Wallmann und nicht Wallberg) - Freistilbewegungen in verstaubtem Bühnenbild.
    Lucia di Lammermoor (Boleslaw Barlog) - Herumstehen in abblätternd opulentem Bühnenbild.
    Rosenkavalier (Otto Schenk) - War einmal ganz nett, mittlerweile Freistilbewegungen in opulentem Bühnenbild.
    Fidelio (Otto Schenk) - Herumstehen in opulentem Bühnenbild.
    Fledermaus (Otto Schenk) - War einmal auf unterem Niveau vergnüglich, mittlerweile sieht's nach Schmiere aus.
    Carmen (Franco Zeffirelli) - Wer nicht weiß, was Kitsch ist: Hier erfährt man es.
    Ariadne auf Naxos (Filippo Sanjust) - Schenk-Zeffirelli-Verschnitt übelster Sorte.
    Barbiere (Bletschacher nach Rennert) - Patschert.
    Puritani (John Dew) - Harmlos, Herumstehen in häßlichem Bühnenbild.
    Elektra (Harry Kupfer) - suggeriert die Wucht der antiken Tragödie, weit entfernt vom Regietheater.
    Maskenball (Gianfranco de Bosio) - Herumstehen in opulentem Bühnenbild.
    Boris Godunow (Yannis Kokkos) - Herumstehen in relativ kargem Bühnenbild (aber immer noch besser als der Mist, den Schenk in der vorvorigen Inszenierung von sich gegeben hat).
    Salome (Boleslaw Barlog) - Einstmals schöne Inszenierung in morbidem Jugendstil ("wie sich der Jugendstil den Orient vorgestellt haben mag"), heute leider ziemlich abgespielt.
    Cosí (Roberto de Simone) - das spielt man ja auf einer Laienbühne mit höherem szenischen Anspruch.
    Cavalleria/Bajazzo (Jean-Pierre Ponnelle) - sehr kluge (konservative) Regie mit wunderschönen Details, die sich leider nicht gehalten haben...
    Butterfly (Josef Gielen) - Die Bühnenbilder (Tsugouharu Foujita) atmen immer noch eine eigene Ästhetik, von der seinerzeit klugen Personenführung ist nur noch Freistil-Herumstehen übrig.
    Figaro (Jean-Pierre Ponnelle) - Eine wunderbare Ausstattung, einst auch eine feinfühlige Personenregie, mittlerweile verflacht.
    Falstaff (Marco Arturo Marelli) - Modern stilisiert, shakespeare-nah, sicherlich nicht avantgardistisch.
    Don Carlo, ital. Fassung (Pier Luigi Pizzi) - Kolossalbühnenbilder, Personenführung inexistent.
    Stiffelio (Elijah Moshinsky) - Soll man bei dieser Schmiere lachen oder weinen?


    :hello:

    ...

  • Lieber Edwin,


    Schenks "Meistersinger" hast Du wohl mittlerweile erfolgreich verdrängt, oder? ;)


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    original Edwin


    Barbiere (Bletschacher nach Rennert) - Patschert.


    Wenn es mit den Karten klappt, sehe ich mir am 08.09.08 den Barbier an, nur wie ist er denn nun modern oder staubi?


    Mir wäre ein modernstaubi am liebsten. :yes:


    LG


    Maggie

  • Liebe Maggie,


    Der Wiener "Barbiere" ist "normal", aber natürlich ziemlich verstaubt (in buchstäblichem Sinn). Die Inszenierung war nie ein großer Wurf, aber durchaus brauchbar. Mit guten Darstellern immer noch angenehm, aber irgendwie ohne Pfiff, wie man ihn bei dieser Oper haben will.


    LG


    Waldi

  • Das ist mal eine Produktion, bei der selbst ich mitreden kann: ich habe sie vor ca. 25 (sic!) Jahren in Wien gesehen. Eher bunt, konventionell und schon damals war wohl von der Inszenierung von Rennert nicht allzuviel übrig. Um in Edwins Terminologie zu bleiben: "Freistilbewegungen in verstaubtem Bühnenbild" passt da schon ganz gut :rolleyes:

  • Falls das immer noch derselbe Barbiere ist, den ich vor 1 1/2 Jahren in Wien mit Garanca und Nucci gesehen habe, kann ich sogar auch mitreden: der war NN (nett und ncihtsagend), hat aber die tollen Sänger nciht weiter gestört und war daher unter diesen Umständen ziemlcih akzeptabel. Ausserdem hatten sie keine unvorteilhaften und hässlichen Kostüme an, was mir in letzter Zeit immer mehr auf die Nerven geht. :motz:
    Ich finde es unverschämt und geschmacklos , attraktive Frauen und Männer in hässliche Säcke zu stecken und genauso schlimm, unförmige Diven und Divos in viel zu enge, grelle Kleider, in denen sie sich unfreiwillig lächerlich machen. Beides habe ich in letzter Zeit leider oft gesehen und muss sagen, dass ich die besten Kostüme derzeit hier aus Frankreich oder von McVicar kenne. Das ist ja wol auch eine Art von Respekt gegenüber den Sängern, den man verlangen kann. :boese2:
    Aber zurück zum Haupt-Thema und Maggies Frage :
    Man fährt als erfahrener Tamino und eifriger Leser Severinas nicht wegen der Regisseure sondern wegen Sängern nach Wien! Als Canti ist man da jedenfalls richtig. :yes:
    Sonst kann man ja gleich nach Berlin umbuchen :D


    F.Q.

  • Tja, soooooo einfach ist das nicht.


    Ich fahre nach Wien um mir Wien anzusehen und werde von meiner nicht Oper interessierten Mama begleitet. Für den Besuch der Oper habe ich mich so :boese2: verhalten müssen. Das heißt, ich habe ihr den Opernabend verordnet und mir gedacht, den Barbier kann ich ihr zumuten. Sie beschreibt eine Arie wie folgt: "Das hört sich an als wenn man einer Katze auf den Schwanz tritt."


    Ich danke Euch für die Beantwortung meiner Frage und hoffe auf gute Sängerinnen und Sänger. Nächste Frage kann man irgendwo erfahren wer singen wird? Ich freue mich schon sehr darauf, vorausgesetzt ich bekomme Karten.


    Fairy, ich stimme mit Dir in der Kostümfrage überein. Sicher ist "schöne Kostüme " ein Begriff, den man wie ein Gummiband ziehen kann, aber wie laufende Kartoffelsäcke müssen die Sänger/innen nun wirklich nicht aussehen bzw. wie überdimensionale Bonbons.


    LG


    Maggie

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Maggie
    Nächste Frage kann man irgendwo erfahren wer singen wird?



    Liebe Maggie,


    man kann, der Internetauftritt der Staatsoper kündigt folgende Besetzung an:


    Dirigent - Karel Mark Chichon

    Graf Almaviva - Francesco Meli

    Bartolo, Doktor der Medizin - Wolfgang Bankl

    Rosina, dessen reiches Mündel - Aleksandra Kurzak

    Figaro, Barbier - Adrian Eröd

    Basilio, Rosinas Musiklehrer - Janusz Monarcha



    Du darfst Dich auf einen schönen Abend freuen!


    LG, Elisabeth


  • Liebe Maggie,
    auf http://www.bundestheater.at (Dann Staatsoper anklicken) findest du die Besetzung und weitere Infos (spielpläne usw.) Auf Francecso Meli (Almaviva) und Adrian Eröd (Für mich der derzeit beste Figaro!) kannst du dich schon mal freuen!
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Maggie Sie beschreibt eine Arie wie folgt: "Das hört sich an als wenn man einer Katze auf den Schwanz tritt."


    Auweia, hoffentlich stimmt das dann nicht auch noch (irgendwie bringt mich die Mama heimlich zum Grinsen :D)


    Ich kenne die Sänger jedenfalls nicht, aber verlasse mich auf euch, dass die Mama hier mit wenigstens etwas Wohlwollen ihr Urteil einigermaßen revidieren kann...


    LG
    :hello:


    Ulrica
    (ich weiß, wie das mit mäßig interessierter Mama ist)

  • Und Aleksandra Kurzak ist auch einen Besuch wert. Sie ist sozusagen ein "Hamburger Gewächs" (war Mitglied des hiesigen Opernstudios) und singt mittlerweile auf den großen Bühnen der Welt (Wien, New York, München, Salzburg...).


    :hello:


    GiselherHH


    P.S. @ severina: Herrn Eröd werde ich nächste Saison auch zu Gehör bekommen, er wird in Hamburg neben Michael Volle in einer Wiederaufnahme von Debussys "Pelléas" singen.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Liebe Maggie, diesen Figaro kannst du Mama sicher zumuten, der ist leicht zu hören, locker und unkompliziert inszeniert. Vielleicht kommt ja auch sonst Volksoper infrage? Dort gibt es doch auch oft sehr nette publikumsfreundlichee Sachen. Wir haben Hänsel und Gretel gesehen, das gefällt auch Mamas!
    Nicht die Hoffnung aufgeben! Ich habe meine opernfernen Geschwister mittlerweile infiziert! Meine Schwester plus Mama waren diese Woche sogar ohne mich in der Lucia di Lammermoor und total begeistert.
    Und mein Bruder der jede Art von romantischer Oper zum Weglaufen findet, geht nun immerhin in moderne Oper und fand Bernarda Albas Haus ganz toll. Steter Tropfen höhlt den Stein!!!!!!! :yes:
    Am besten anschleissend ein Riesenstück Mozarttorte in einem der tollen Kaffehäuser zur Belohnung und der Pawlow'sche Reflex ist in Gang gesetzt.
    Oper= traumhaftes Wiener Kaffehaus= Mozarttorte= wiederholungsbedürftig :D


    Viel Spass im schönen Wien :hello:


    F.Q.

  • Hallo Severina,

    Zitat

    PS: Mich würde interessieren, wo Edwins Anmerkung zu den "Meistersingern" und meiner zum "L'Elisir" hingekommen sind????


    Da ich nicht annehme, daß hier gegen mich Zensur geübt wird, gehe ich davon aus, daß etwas mit der Speicherung nicht geklappt hat. Also trage ich es gerne nach:


    Lieber Giselher,
    bezüglich Deiner Frage wegen der Otto-Schenk-"Meistersinger": Ich habe sie nicht vergessen, angeblich sind wir aber bis auf weiteres von ihnen befreit. Nie wieder Hans Sachs mit Nachttopf. Nie wieder Eva in eierspeisgelb mit einem Schnitt des Kostüms, dass sie aussieht, als wäre sie hochschwanger. Nie wieder herumzappelnde Deppen als Meister. Nie wieder ein zappelnder Beckmesser. Kurz: Nie wieder diese gezielte "Meistersinger"-Demontage.
    Oder anders gesagt: Nie wieder dieses das Werk verkleinernde und den Komponisten veralbernde Verfremdungstheater...!


    :hello:




    Lieber Edwin,


    Du findest den Beitrag unter


    Operninszenierungen - modern vs. altmodisch


    wieder. Ich habe ihn zusammen mit den Antworten dorthin verschoben.



    Liebe Grüße Peter

    ...

  • Liebe Maggie,


    von der Inszenierung des Barbiere gibt es ein Videobeispiel auf der Homepage der WSO. Schau dort doch einmal hinein.


    Am 06.09. steht in der Volksoper der Vetter aus Dingsda und am 07.09. und 09.09. die lustige Witwe auf dem Programm. Das wäre neben dem Barbiere doch auch was für Dich und Mama hätte daran bestimmt auch Spaß.


    LG :hello:


    Emotione

  • Jetzt hatte mich doch die Neugier gepackt und ich hab im Keller nach dem Programmheft geschaut: am 27.05.1983 habe ich in Wien die 149. Vorstellung des "Barbiere" gesehen, dirigiert hat Erich Binder, gesungen haben Araiza, H. Helm, Karin Ott (die ausgebuht wurde), Sramek, Mazzola und Czeslava Slania.


    Dass diese Produktion noch läuft...

  • Zitat

    Original von Alviano
    Jetzt hatte mich doch die Neugier gepackt und ich hab im Keller nach dem Programmheft geschaut: am 27.05.1983 habe ich in Wien die 149. Vorstellung des "Barbiere" gesehen, dirigiert hat Erich Binder, gesungen haben Araiza, H. Helm, Karin Ott (die ausgebuht wurde), Sramek, Mazzola und Czeslava Slania.


    Dass diese Produktion noch läuft...



    Oooch, das ist noch gar nichts - siehe unsere "Tosca"........ :D Allerdings ist der "Barbiere" irgendwann in der Ära Drese von Grischa Asagaroff leicht modifiziert worden, leider nicht zum Besseren :( Wobei ich aber sagen muss, dass mich bei diese Oper eine traditionelle Inszenierung nicht stört, ein "Barbiere" lebt in erster Linie von den Sängern, und wenn die nichts taugen, kann die tollste Regie nichts retten. Außerdem finde ich z.B. den so hoch gelobten, stylischen "Barbiere" aus Madrid (Emilio Sagi) trotz Flórez wesentlich langweiliger als unseren.
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Alviano
    Jetzt hatte mich doch die Neugier gepackt und ich hab im Keller nach dem Programmheft geschaut: am 27.05.1983 habe ich in Wien die 149. Vorstellung des "Barbiere" gesehen, dirigiert hat Erich Binder, gesungen haben Araiza, H. Helm, Karin Ott (die ausgebuht wurde), Sramek, Mazzola und Czeslava Slania.


    Dass diese Produktion noch läuft...


    Wenn man an die Premierenbesetzung denkt: Böhm am Pult, Waechter als Figaro (ogottogott...), Wunderlich und Grist! Als einzige lebt meines Wissens die Grist noch...

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose