Liebe Forianer,
Was hier vielen wie eine unverständliche Frage vorkommen mag, ist in Wirklichkeit weder unverständlich, noch banal, sondern genau betrachtet höchst interessant.
Ich habe mir die Frage wiederholt beim Erstellen der Threads und beim Durchforsten der Schallplattenkataloge (CD-Kataloge) gestellt, vo allem wenn man in Beracht zieht, daß die anderen Vertreter der "Wiener Klassik" derzeit nicht so in der Gunst des "Publikums" zu stehen scheinen, man betrachte beispielsweise die Anzahl von vorhandenen Schubert-Sinfonie-Zyklen im Vergleich zu jenen von Beethoven.
Ähnliches kann über Haydn und Mozart gesagt werden, wobei man Haydn gern als "altväterlich" einstuft (was er zeitlebens NIE war, im Gegenteil, er war ein Neuerer. Mozart, der kritische Mozart, dessen Blick auch nicht der kleinste Fehler seiner Konkurrenten entging, wurde als der liebe "Wolferl" eingestuft. Der "arme" Schubert wird immer wieder bedauert, daß man ihn zu Lebzeiten "verkannte" (was eine Teilwahrheit ist) und daß man zu Lebzeiten keine seiner Sinfonien öffentlcht aufführte, wobei man geflissentlich übersieht, daß auch heute nur 2 oder 3, allenfalls 4 Sinfonien Beachtung finden (Die 8. "Unvollendete, die 9. "Große" C-dur, die 6. "Kleine" C-Dur, eventuell noch die Nr 5, - der Rest ist Schweigen.
Ganz anders bei Beethoven: Wenngleich einige Sinfonien bliebter, andere weniger beliiebt zu sein scheinen - aufgenommen werden sie alle. Die Oper Fidelio, musikalisch sicher wunderbar, hat sich trotz deutschem, teilweise sogar recht schwülstigem Text und vieler Ungereimtheiten (wie ich finde) seit ihrem Erscheinen auf den Spielplänen (und im Plattenstudio) behaupten könnnen.
Nur wenige Werke Beethovens werden von Musikwissenschaftern als "schwach" eingestuft, aber selbst das tut deren Beliebtheit keinen Abbruch....
Die Person Beethoven wird (meinem Dafürhalten nach zu Unrecht) immer wieder als unnahbar und düster geschildert, als "schwierig" etc.-
Dennoch - sein Stern strahlt ungebrochen. Was vielleicht kaum je ins rechte Licht gesetzt wurde: Auch zu Lebzeiten war Beethoven eine sehr geschätzte und anerkannte Persönlichkeit, seine Launen (so es denn welche waren) wurden nicht nur toleriert, sondern auch akzeptiert.
Hier, für diesen Thread ergibt sich die Frage, warum Beethoven gerade heute anerkannter zu sein scheint, als seine 3 Mitstreiter in Sachen "Wiener Klassik" (In Wirklichkeit waren es ja mehr, ich weiß...)
Beste Grüße aus Wien
Alfred