Mayr - Passio Domini Nostri Jesu Christi

  • Ich las gerade das Textbuch von dieser Passion (eine sehr schöne). Nebenbei hörte ich die Musik.


    Da las ich plötzlich "Mayr does not limit himself to conceiving the musical element but allows himself a slight, but significant revision of the text. The Latin tradition of the Passion for the Phrase "Eli, Eli lamma sabacthani?" became "Deus meus, utquid dereliquisti me?" later passing into Italian as "My God why you have abandond me?" Based on the most reliable Greek version of the Gospels, Mayr substituted the "utquid" (why) with "ad quid" (in this situation), producing a disturbing change in the spirit of the phrase.


    Ganz grob zusammengefaßt also: Mayr ersetzte das "Warum hast Du mich verlassen" durch "Warum hast Du mich in dieser Lage verlassen".


    Jetzt dürfen die Pfarrer und Pastors sich äußern. Welcher Text ist besser?
    Für mein Gefühl ist übrigens überhaupt verlassen sein schlimmer, als unter bedingten Umstände. Aber das ist rein gefühlsmäßig.


    LG, Paul

  • Da ich Theologie studiere im 10. Semester an der UNI Wien, Katholische Fachtheologie,


    Es passt nur die lateinische Übersetzung, ohne Situation,wie unten,


    Im Koine - Griechisch heißt es:


    Bei Markus: "Mein Gott, mein Gott, wozu verließest du mich", (Ps 21,2).


    Bei Matthäus: dasselbe,


    ó deós mon , ó deós mon eis ti exatélipes me,


    O mein Gott, O mein Gott wozu verließest du mich.


    da sie aus eine Logienquelle (Q) arbeiteten.


    Bei Lukas und Johannes wird dieser Satz gar nicht geschrieben.


    In der lateinischen Vulgata heit es, ebenfalls nur bei Markus und Matthäus:


    Deus meus Deus meus ut quid dereliquisti me, (ebenfalls Psalm 21,2):


    Gott mein, Gott mein Gott warum hast du mich verlassen, und aus der hat ja auch Martin Luther, sowie aus der griechischen Evangelien übersetzt.


    Liebe Grüße Peter aus Wien

  • Zitat

    Original von oper337
    Deus meus Deus meus ut quid dereliquisti me, (ebenfalls Psalm 21,2):


    Mayr hat aber "ad quid" davon gemacht. Daher meine Frage.


    Wenn ich Dich aber verstehe, sagst Du, was im Booklet steht ist "Unsinn", denn "ad quid" ist einfach nicht richtig.


    LG, Paul

  • Meine lieben Zwei musicophils!


    Ich will nicht sagen es ist nicht Unsinn - es ist einfach falsch übersetzt.


    Doch unsinnig würde ich es nicht finden, weil Jesus auch hier die Situation, unbewusst, angesprochen hat,


    wie sie im Psalm 21,2 bewusst angesprochen wird (ad quid).


    Liebe Grüße und einen schönen Frühlingstag sende ich euch, so ich hoffe, aus Wien, Peter.

  • Ich verstehe nicht ganz, wie man "ad quid" mit "in dieser Situation" übersetzen kann. Das müsste doch wörtlich "zu was" = "wozu" heißen. Von daher sehe ich keinen Bedeutungsunterschied. Aber ich kenne mich mit dem Vulgata-Latein auch nicht so gut aus.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Das Vulgata Latein ist nicht mehr das Latein das bis Caesar in Umgang war, es wurde ungefähr um 230 n.Chr., durch Kaiser Decius, statt Koine - Griechisch, wieder Latein zur Sprache des römischen West)-Reiches, aber das war schon kein klassisches Latein mehr.


    Die Vulgata entstand dann überhaupt erst gegen 440 n.Chr. und da heißt est ut quid, das nicht, wie auch im Koine - Griechisch, auf die Situation dezidiert eingeht.


    In Psalm 21,2 würde ad quid besser sein.


    Mit "in dieser Situation" kann man es überhaupt nicht übersetzen, das steht nicht drin, weder in der Vulgata noch in der griechischen Bibel!


    Habe jetzt in der Biblia Hebraica Stuttgartensia, in Hebräisch beim Psalm 21,2 geschaut, aber da wird zwar von einer Situation gesprochen, aber nicht direkt im Gebet zu Gott, sondern von einer innerlichen Situation, die nicht angesprochen - und auch nicht angeschrieben wird.


    Liebe Grüße von Peter aus Wien.