Georg Muffat - "Les Goûts Reunis" in Reinform

  • Georg Muffat wurde am 1. Juni 1653 in Megève (Savoyen) geboren.
    Seine Familie scheint weitreichende Verbindungen nach England und Schottland gehabt zu haben.
    Wie er letztlich nach Paris in die Lehre des großen Lully gelangte ist nicht wiirklich bekannt.
    Zumindest behauptet Georg Muffat von 1663 – 1669 bei Lully studiert zu haben:



    Georg Muffat


    „der unter dem berühmtesten Johann Baptist Lully, damahls zu Pariß blüenden Art...durch sechs Jahr, nebst anderen Musicstudien embsig nachgetrachtet“


    Ob Muffat nun wirklich ein Schüler Lullys war oder nicht lässt sich nicht mit Sicherheit belegen, Lully führte meines Wissens kein Studienverzeichnis
    Muffat war wohl damals in Paris und Versailles und erlebte die öffentlich zugänglichen Ballettaufführungen mit, eventuell auch die großen Feste von Versailles.



    Jahre später taucht sein Name im Elsaß auf, wo er wohl als Organist tätig war.
    1674 ist Muffat Student an der Universität Ingoldstadt als Jurastudent eingeschrieben.
    (Was ebenfalls den Schluss nahe legt, dass er nie wirklich ein regulärer Schüler Lullys war – den um diese riss man sich bereits in ganz Europa)


    Das gleiche dann in Wien, dort „studierte“ er an der Hofkapelle Leopold I.
    Auch da gab es keine Anstellung, weder als Schüler noch als Musiker, sondern auch hier dürfte er mehr oder weniger „Gasthörer“ gewesen sein.


    Dann ab 1677 ist er in Prag und ein Jahr später erhält er eine feste Anstellung als Domorganist in Salzburg, beim Fürsterzbischof Max Gandolph.
    Diese musikliebende Landesherr, der ja auch Heinrich Ignaz Franz von Biber verpflichtete, ermöglichte ihm eine Reise nach Rom um dort als ordentlicher Schüler von Bernardo Pasquini sein Orgelspiel zu vervollkommnen.
    Durch Pasquini lernte er aber auch Corelli kennen und spielte diesem auch vor:


    „etliche dergleichen schön- und mit grosser Anzahl Instrumentisten auffs genaueste producierten Concerten vom Kunstreichen Hrn. Arcangelo Corelli mit grossem Lust und Wunder gehört. Als Verschiedenheit darinn vermeckte / componierte ich etliche von disen gegwärtigen Concerten, so in vorgemelten Hrn Arcangelo Corelli Wohnung probirt worden – deme wegen viler mir großgünstig communicirten nutzlichen observationen / disen Stylum betreffend / ich mich verbunden profitiere – und auff dessen approbation, habe ich dieser der Orten annoch unbekannten Harmonie einige Probstück der Erste in teuschland gebracht“



    1683 erschien Muffats „Armonico Tributo“ das er seinem Brotherrn widmete, eine Sammlung diverser Concerti Grossi.


    Diese Sammlung wurde von ihm später bearbeitet und unter dem Titel „Exquisitoris Harmoniae Instrumentalis Gravi Juducundae Selectus Primus“ in Passau 1701 erneut in den Druck gegeben.


    1695 erschien dann „Florilegium“ und 1698 „Instrumental Music“ mit Suiten im frz. Stil.



    Diese beiden Sammlungen frz. Suiten stellen Heute eine der wenigen Quellen für die Aufführungspraxis der frz. Orchestermusik dar.
    Dennoch sollte man sie mit Vorsicht genießen, denn wie bereits erwähnt war Muffat nie ein wirklicher Schüler Lullys und seine Instrumentierung dürfte auch eher den Möglichkeiten seiner Dienstherren angepasst gewesen sein, die unmöglich einen ähnlichen Aufwand wie in Versailles betreiben konnten.
    Ich denke dass man hierbei beachten muss, dass man seinen Dienstherren in der damaligen Zeit mit so etwas hätte kompromittieren können, und so beschränkte Muffat sich wohl auf das Elite Orchester „La Petit Bande“


    Denn das frz. Hoforchester, dass zu de großen Gelegenheiten spielte, bestand zum einen aus den 24 Violons du Roi, den 12 Grandes Hautbois, dem Generalbaß und den Mitgliedern der Grande Ecurie. Man kann also das Hoforchester locker auf 50 Mann schätzen.
    Die Petit Bande hatte im Gegensatz dazu etwa 14 – 16 Mitglieder, maximal vielleicht 25.


    Nur darf man nicht vergessen, dass diese kleinere Orchester ausschließlich für die Begleitung der Soupers, der Hofbälle und täglichen musikalischen Unterhaltung Louis XIV gedacht war – aber nie alleine eine Oper oder ein Ballett aufführte, so wie das Heute sehr oft (gerade bei CD Einspielungen) getan wird.



    Im Jahre 1687 starb der Fürst Erzbischof und der Nachfolger brachte Muffat wenig Wohlwollen entgegen.
    1690 spielte Muffat bei der Krönung des Erzherzogs Joseph zum römischen Kaiser in Augsburg.
    Im selben Jahr trat er dann in die Dienste des Bischofs von Passau.
    1695 wurde er zum Hofkapellmeister ernannt.



    Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714)
    (Schlacht von Denain, Sieg des Marschalls von Villars)


    Muffat erlebt den spanischen Erbfolgekrieg, der hauptsächlich auf Deutschen Boden ausgetragen wurde, hautnah mit.
    1703 standen die Bayerischen Truppen, die auf der Seite Louis XIV gegen die Alliierten Mächte kämpften vor den Toren der Stadt Passau.
    Die Truppen die auf den Befehl des Kurfürsten Max Emanuel die Stadt Passau belagerten und beschossen, müssen recht übel gewütet haben. Passau gehörte damals noch zu Österreich.
    Der Kardinal Johann Philipp von Lamberg konnte den General der österreichischen Besatzung jedoch dazu bewegen, die Stadt dem Feind zu übergeben, da das Leid überall unerträglich geworden war. 3000 Mann rückten in die Stadt ein und verblieben mehrere Monate dort, was die Bevölkerung natürlich weiteres Leid bescherte.
    Im Zuge dieser Einnahme der Stadt verstarb auch Georg Muffat am 23. Februar 1704.


    Muffat hinterließ ein nicht unansehnliches Vermögen und 9 Söhne, die es alle zu musikalischen Ehren bringen sollten.



    Muffats Bestreben lag darin, ähnlich wie es Steffani und Couperin versuchten, den „vermischten Geschmack“ zu fördern. In seinen Werken versucht er stets eine Synthese zwischen den Stilelementen der französischen und italienischen Musik herbei zuführen.
    In jedem Fall gehört Muffat zu den wichtigsten und bedeutendsten Vertreten des Hochbarock.

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von der Lullist
    1683 erschien Muffats „Armonico Tributo“ das er seinem Brotherrn widmete, eine Sammlung diverser Concerti Grossi.


    Diese Konzerte habe ich in zwei vorzüglichen Aufnahmen vorliegen:


    a.)


    in einer eher Kammermusikalischen Einspielung durch das Ensemble Les Muffati



    b.) In einer großbesetzen Einsppielung und mit reichlich besetzten Continuo versehen, sowie durch den gelegendlichen Einsatz von zwei Oboen und einem Fagott in einigen Tanzsätzen verstärkt,



    durch das Ensemble 415.


    Zitat

    Muffats Bestreben lag darin, ähnlich wie es Steffani und Couperin versuchten, den „vermischten Geschmack“ zu fördern. In seinen Werken versucht er stets eine Synthese zwischen den Stilelementen der französischen und italienischen Musik herbei zuführen.
    In jedem Fall gehört Muffat zu den wichtigsten und bedeutendsten Vertreten des Hochbarock.


    Muffat erschloß durch seine musikalische Vermittlertätig zwischen den Stilen für seine damaligen Zuhörer bestimmt Neuland; man kann ihn als frühen EU-Botschafter ansehen :hahahaha:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Vielen Dank für die Eröffung dieses Threads!!!
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Georg Muffat zählt zu meinen Lieblingskomponisten, seit ich etwas von ihm gehört habe - die Chaconne aus dem fünften Konzert des Armonico Tributo zu meinen Stücken für die einsame Insel. Er ist einer der wenigen Komponisten, von dem ich mir jede neue Aufnahme kaufe, mit Ausnahme der Orgelmusik, da hinke ich noch hinterher. Und die letzte von Les Muffati fehlt mir auch noch - aber wenn ich die nächsten Tage Zeit finde, werde ich mal Bilanz der bisherigen Aufnahmen ziehen.

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von miguel54



    Georg Muffat zählt zu meinen Lieblingskomponisten, seit ich etwas von ihm gehört habe - die Chaconne aus dem fünften Konzert des Armonico Tributo zu meinen Stücken für die einsame Insel


    Auch ich schätze Muffat sehr; und die "Chaconne in G-Dur" hat für mich niemand so hinreißend eingespielt wie R. Goebel mit seiner musica antiqua Köln in dieser



    Aufnahme verschiedener "Chaconnen" :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • wer von Muffat noch nichts kennt, dem kann ich folgende CD sehr ans Herz legen:




    Georg Muffat: Suiten & Concertos
    Armonico Tributo Austria / Duftschmid



    bei JPC für 5.99 zu haben




    die CD ist bisher die schönste, die ich von seiner Musik kenne.
    Vor allem ist auch die Auswahl der Werke besonders gelungen:


    Suite "Indissolubilis Amitia" oder unzertrennliche Freundschaft
    Concerto "Saeculum" oder hundert jährige Gedächtnuß
    Suite "Nobilis Juventus" oder Adeliche Jugend
    die Ciaconna Propitia Sydera oder Günstiges Gestirn
    Concerto "Quis Hic?" oder wer da ?
    Concerto "Coronatio Augusta" oder die Majestätische Krönung



    :hello:

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  • Guten Tag


    Zitat

    Original von der Lullist


    Der Kardinal Johann Philipp von Lamberg konnte den General der österreichischen Besatzung jedoch dazu bewegen, die Stadt dem Feind zu übergeben, da das Leid überall unerträglich geworden war. 3000 Mann rückten in die Stadt ein und verblieben mehrere Monate dort, was die Bevölkerung natürlich weiteres Leid bescherte.
    Im Zuge dieser Einnahme der Stadt verstarb auch Georg Muffat am 23. Februar 1704.


    Eine gewisse Tragik, dass Muffat unter solch kriegerischen Umständen in dieser an Kriegen (oftmals Erbfolgekriege; siehe auch den "Pfälzer Erfolgekrieg ein Jahrzehnt zuvor der die Kernlande der Kurpfalz fast volständig verwüstete) verstarb.
    Muffat schrieb einmal:


    "Mein Beruf ist weit entfernt vom Lärm der Waffen und der Staatsräson, die zu derselben ruft. Ich verstehe etwas von Noten, Akkorden und Klängen. Ich übe mich darin, eine liebliche Synphonie zu ersinnen,: wenn ich französische Weisen mit denen der Deutschen und der Italiener vermische, so geschied dies nicht, um Krieg heraufzubeschwören; vielmehr suche ich damit, der Eintracht all der Völker den Weg zu bereiten, den köstlichen Frieden."


    Dass Muffat mehr als etwas von Noten, Akkorden und Klängen verstand hat er mit seiner wunderbaren Musik bewiesen :jubel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag



    Das will ich bestätigen :yes:


    Und obwohl Muffat kein kriegerischer Mensch war, in seiner Suite "Vnzertrennliche Freundschaft" im Satz "Les Gerndarmes" haben Reuter mit Pistolen geschossen und an welchen Stellen die Streiter aufeinander treffen wird der Kenner leicht ersehen, schreibt Muffat.
    Muffat hat überhaupt viel über seine Aufführungsvorstellungen in seinen Vorworten der Concerti geschrieben:


    "Man kann sie musizieren nur à tre, indem man sich der beiden Violinen bedient und einem Violoncello oder einer Viola da Gamba für das Fundamernt...
    Wofern die größere Anzahl der Musicanten zu deiner Disposition hast / kannst du nicht nur deß großen Chors (concerto grosso) erste und anderte Violin, sondern auch beide mittlere Violen / und den Bass nach Discretion stärker besetzen / das kleine Chörlein aber / oder Terzel / so vnterm Wörtlein Concertino jederzeit zu verstehen ist / von deinen drey besten Geigern mit Accompagnirung eines Organist- oder Theorbisten nur einfach spilen / doch auffs trefflichst.
    wann aber unter deinen Musicanten einige die französische Hautbois / oder Schallmey lieblich blasen / und moderiren können / kanst du derer Zween beste,... und ein guten Fagotisten.. in etlich auß disen Concerten, oder derer darzu ausgesuchten Arien löblich brauchen / wann du nur solchen Thonen versetzest / die abgemelten Instrumenten taugen / nd wo darinns was wenigs zu hoch oder zu nider gehen sollte / solches ´mit Violinen ersetzt / oder in die bequeme Octav transponiert."


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Georg Muffat war auch ein begnadeter Organist. Er trat bekanntlich 1678 in Salzburg eine Stelle als Kammerdiener und Hoforganist beim Erzbischof Gangolf Graf von Kuenberg an. dieser schickte ihn zu einem zweijährigen Studium (1681 - 1682) zu Bernado Pasquini nach Rom (wo er auch Corelli kennenlernte).


    Indessen wollest du diese meine Art, als die ich mit der aus dem steten Umgang und Gemeinschaft mit denen vormehmsten Organisten in Teutschland, Welschland und Franckreich erlangten Erfahrenheit vermischet habe und welche noch nicht eben so bekannt und gebräuchlich ist, versuchen und nach Belieben für genehm halten.“


    Dies schreibt Georg Muffati m Vorwort seines 1690 bei Johann Baptist Mayr in Salzburg endgültig erschienen Apparatus musico-organisticus, der wohl zu den schönsten Musikdrucken überhaupt zählt.


    Eingespielt hat den Apparatus musico-organisticus von 1690 Josef Kelemen auf dieser




    hörenswerten CD.


    J. Kelemen "schlägt" die Freundt-Orgel der Stiftskirche



    zu Klosterneuburg, die auch noch über orginale



    Registerhebel verfügt
    und auf der Andreas Silbermannorgel



    zu Ebersmünster/Elsass.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Muffats überliefertes Vokalschaffen ist bescheiden, er hinterlies, nach Aussagen seines Amtsnachfolgers B.A. Aufschnaiter, nur drei Messen, ein Offertorium und zwei "Salce Regina"; Muffat soll dies uff seynem Todtenbette bedauert haben. Für die Nachwelt läßt sich nur ein Werk belegen und zwar die "Missa In labore requis", eine Meßkomposition zu 24 Stimmen, unterteil in zwei Vokal- und drei Instrumentalchöre sowie den Basso continuo. Der Entstehungsanlaß für diese Missa ist nicht bekannt, denkbar das Jubiläum der Gründung des Erzstiftes Salzburg 1682, die Inthronisation von Johann Graf Thun zum Erzbischof von Salzburg 1687 oder die Priesterweihe und Inthronation zu Pfingsten 1690 des Grafen Johann Philipp von Leamberg zum Passauer Bischof.
    Die "Missa" ist in ihrer instrumentalen Besetzung, als auch ihrer Konzeption der Salzburger Tradition erwachsen, Muffat war als Salzburger Hoforganist bestens mit dieser Musizierpraxis vertraut.


    Eine vorzügliche Einspielung dieser Missa ist auf dieser



    CD mit dem Cantus cölln und dem Concerto Paladino eingespielt.
    Die CD enthält u.a. die "Litaniae de Sancto Josepho" seines Salzburger Musikerkollegen Heinrich Ignaz Biber.

    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    eine reizvolle kammermusikalische Darbietung der "Sonate No. 2 g-moll" und der "Sonate No. 5 G-Dur" beinhaltet diese



    CD mit dem Freiburger Barockorchster Consort zusammen mit Sonaten H.I.F. Biber.
    Dass diese beiden Komponisten hochbarocker Musik am Salzburger Hof zusammentraffen, ist als glücklicher Umstand der Musikgeschichte anzusehen. Das Verhältnis der beiden Vollblutmusiker untereinander soll nicht immer das Beste gewesen sein.
    Der agile Biber soll den etwas behäbigen Muffat gelegenlich bei der Günstlingswirtschaft am erzbischöflichen Hof ausgestochen und übervorteilt haben.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

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  • Schaut man sich die Hülle der CD mit Werken von Biber und Muffat in der Reihe "musique d'abord" von harmonia mundi France genauer an, könnte man meinen, Biber triumphiert immer noch über seinen musikalisch wahrlich ebenbürtigen Kollegen Muffat, denn sein Name wird vorne wie hinten kleiner geschrieben und taucht auf dem Rücken, der allein im Regal zu sehen ist, gar nicht auf! Dabei ist seine "Missa in labore requies" das Hauptwerk auf der CD - zumindest das deutlich längere - und von höherem Repertoirewert, da diese Messe bedauerlicherweise das einzige geistliche Werk Muffats zu sein scheint, das auf uns gekommen ist. Der Komponist hat laut Aussage seines Kollegen Auffschnaiter selbst auf dem Totenbett bedauert, dass er nicht mehr Kirchenmusik geschrieben hat. Ein wahrlich beeindruckendes Werk, das mir auf Anhieb wesentlich besser gefallen hat als irgendeines von Biber, der wahrhaft viel und grandioses geschrieben hat - aber Muffat war eindeutig der bessere Melodiker. Die Interpretation von Cantus Cölln und dem Concerto Palatino lässt auch nichts zu wünschen übrig.


    Auf der Hülle der Originalveröffentlichung waren die Namen übrigens auch nicht gleich groß geschrieben:



    Was sich die Coverdesigner hier wohl (nicht) gedacht haben? ?(

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von miguel54
    Schaut man sich die Hülle der CD mit Werken von Biber und Muffat in der Reihe "musique d'abord" von harmonia mundi France genauer an, könnte man meinen, Biber triumphiert immer noch über seinen musikalisch wahrlich ebenbürtigen Kollegen Muffat, denn sein Name wird vorne wie hinten kleiner geschrieben und taucht auf dem Rücken, der allein im Regal zu sehen ist, gar nicht auf!


    Was sich die Coverdesigner hier wohl (nicht) gedacht haben? ? (


    Wenn überhaupt, Biber schien ihnen wohl der bekanntere Komponist gewesen zu sein ? Und der Namen "Muffat" ihnen vielleicht zu "muffig" klang ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard
    (Dem beide Komponisten schon seit Jahrzehnten geläufig sind :D )

  • Hier weitere, bisher nicht erwähnte Empfehlungen von CDs mit Werken Muffats:



    Auch hier taucht Muffats Name nicht auf dem Cover auf! Die CD enthält seine einzige (nur im Manuskript erhaltene, seinerzeit nicht gedruckte) Violinsonate, von Anton Steck wunderbar mit schönem, vollem Ton kraftvoll und einfühlsam interpretiert.


    Es gibt noch eine weitere Aufnahme dieser Sonate mit Ingrid Seifert und London Baroque (hier mit Sonaten von Schmelzer gekoppelt), aber ich halte Stecks für die bessere.



    Erfreulicherweise wiederveröffentlicht wurde Christopher Hogwoods Aufnahme der Fasciculi I-IV aus dem Florilegium secundum - nicht ganz der Schmelz heutiger Aufnahmen, aber 1981 war das eine Pioniertat, und sie spielen mit viel Engagement und rhythmischer Verve.



    Ein besonderer Liebling von mir ist Siegbert Rampes Aufnahme sämtlicher Cembalostücke Muffats, die ihm erst vor kurzer Zeit einigermaßen sicher zugeschrieben werden konnten. Das Cembalo ist der exakte Nachbau eines Instrumentes österreichischer oder süddeutscher Herkunft aus dem Bayerischen Nationalmuseum München (das Original ist nicht mehr spielbar), mit einem verblüffenden Reichtum an Klangfarben, der an die Farbigkeit von Renaissancemusik erinnert. Klangtechnisch nicht ganz optimal: MDG musste im Münchner Museum aufnehmen, dessen Saal dem üppigen Klang des Geräts nicht ganz gerecht wird. Trotzdem für Muffat-Fans ein Muß, wie für Cembalo-Freaks.



    Gibt es vom Armonico Tributo gleich mehrere Gesamtaufnahmen (vielleicht, weil man nur eine CD dafür braucht), so werden die anderen Drucke mit Orchesterstücken selten komplett eingespielt. Eine Ausnahme ist diese Doppel-CD mit der Capella Savaria mit allen 12 Concerti grossi der Sammlung Auserlesene Instrumental-Music (Passau 1701). Einige der hier zu hörenden Stücke sind spätere Bearbeitungen von Stücken aus dem Armonico Tributo, trotzdem ist die Sammlung voller neuer schöner melodischer Einfälle, wie sie für Muffat typisch sind.


  • Eine ältere, aber immer noch sehr respektable Aufnahme des Apparatus musico-organisticus ist diese hier:



    Zwar an einer modernen Orgel aufgenommen, nämlich der damals glücklicherweise noch nicht umgebauten Beckerath-Orgel der Markkirche Hameln, aber nicht umsonst gehört Beckerath zu den bedeutendsten Orgelbauern des 20. Jahrhunderts.
    Dazu gibt es ein ausführliches Booklet, das sich mit den Auslegunsmöglichkeiten der Kompositionen beschäftigt. Wenn ich mich noch halbwegs richtig erinnere, geht es vor allem und in extenso um astronomische Bezüge, eben der auf dem Cover zitierten Harmonie universelle.

  • Ich habe heute Vormittag noch einmal gewühlt und vergleichsgehört. Dabei ist eine weitere Aufnahme der Violinsonate aufgetaucht:


    Manfredo Kraemer, The Rare Fruits Council (Naive Classique, 2001)



    Die CD enthält wirklich seltene Früchte: 2 anonyme Werke und solche von Böddecker, Westhoff, Bovicelli, Muffat und Bertali.
    Kraemer spielt die Sonate von Muffat nach seiner Formulierung bewußt sehr "französisch", m.a.W. sehr temperamentvoll und flamboyant, aber mehr Leidenschaft als bei Steck kommt auch nicht rüber.

    Interessant ist die Continuogestaltung der drei mir vorliegenden Aufnahmen:
    Steck: Violine, Cembalo
    Kraemer: Violine, Violoncello, Cembalo
    Seifert: Violine, Viola da Gamba, Truhenorgel


    Das im Archiv von Kremsier liegende Manuskript trägt die Signatur "G. Muffat, Prag 1677" - d.h. er hat diese Sonate mit 24 Jahren ins Reine geschrieben - ein Stück von großer Reife, singulär in der Violinliteratur seiner Zeit, weil architektonisch sehr schön gebaut, u.a. kommt das Anfangsthema am Ende wieder, und nicht nur auf violinbezogene Virtuosität geschrieben wie manches von Biber. Interessanterweise eine ganz eigene Mischung französischer und italienischer Einflüsse, die Schmelzers und Uccelinis Violinmusik zu kennen scheint, aber sich genausowenig nur nach ihm wie nach italienischen Vorbildern zu richten scheint - Corellis Violinsonaten scheinen da noch keine große Rolle gespielt zu haben. London Baroque und Ingrid Seifert ficht das nicht an, sie machen eher eine Sonata da chiesa à la Corelli draus. Das wunderbare Anfangsthema spielen sie am schnellsten, was seiner Schönheit im Vergleich eher abträglich ist.
    Steck lässt nur Christian Rieger an einem Cembalo nach Ruckers/Couchet begleiten, was große Klarheit und Einfühlung beider Musiker mit sich bringt. Steck ist nach wie vor mein Favorit.


    Eine weitere Aufnahme, wieder mit Stücken von Biber gekoppelt, gibt es von John Holloway mit Lars Ulrik Mortensen und Aloysia Assenbaum (ECM), aber die kenne ich noch nicht.


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  • Eine brandneue Aufnahme von Muffats "Auserlesener Instrumental-Musik" soll am 18. Juli bei dem niederländischen Label Channel Classics erschienen, das Klangbeispiel klingt vielversprechend:



    Matthew Halls, der das Ensemble leitet, ist zur Zeit der "keyboarder" des Ensemble Sonnerie und hat mit diesem eine ausgzeichnete Neuaufnahme von Händel-Orgelkonzerten gemacht. Beim Label bekommt man mehr Einzelheiten.

  • Kennt jemand unter den geschätzten Mit-TaminanerInnen zufällig diese Gesamtaufnahme? Ist die in HIP?



    Inzwischen scheint die Gesamtaufnahme aus Ungarn in HIP auch bei JPC wieder lieferbar zu sein:


  • Das Ensemble Musica Aeterna spielt HIP und auch auf historischen Instrumenten.
    Gerade beim Centre Musique Baroque de Versailles sind sie ein gern gesehener Gast, zusammen mit Oliver Schneebeli spielen sie häufig bei ihren Konzerten Grands Motets oder Opernauszüge von Lully, dann im Verband mit den "Instrumentalisten der Chapelle Royale", und der Singschule von Versailles - den "Pages et les Chantres de la Chapelle Royale"



    Ich habe Vol. 1 der Concerti Grossi, empfinde die Einspielung auch als ganz gelungen. Allerdings haben es Concerti bei mir recht schwer, da ich eben den frz. Stil bevorzuge.


    Das Basso Continuo ist reich besetzt:


    Cembalo, Theorbe, Kontrabass, Cello und Fagott



    :hello:

  • Zitat

    Original von miguel54
    Eine brandneue Aufnahme von Muffats "Auserlesener Instrumental-Musik" soll am 18. Juli bei dem niederländischen Label Channel Classics erschienen, das Klangbeispiel klingt vielversprechend:



    Matthew Halls, der das Ensemble leitet, ist zur Zeit der "keyboarder" des Ensemble Sonnerie und hat mit diesem eine ausgzeichnete Neuaufnahme von Händel-Orgelkonzerten gemacht. Beim Label bekommt man mehr Einzelheiten.


    Inzwischen hier und sehr empfehlenswert, ausgezeichnet gespielt.


    Achtung: Bei JPC (vielleicht auch anderen) muß man unter dem Namen des Ensembles suchen, unter Muffat erscheint die CD nicht - ist wohl dem Label und seinem Design anzulasten. Offenbar wollte man das relativ neue Ensemble von jungen Musikern sponsern, ist ja schön und gut, aber wer sie nicht kennt - in den Niederlanden müssen sie inzwischen viel Erfolg haben - wird allenfalls über Muffat auf diese CD stoßen.


    Im Begleittext steht, diese Concerti seien quasi Überarbeitungen der aus dem Armonico Tributo - blickt hier jemand durch bei den Beziehungen der Orchsterpublikationen Muffats? ?(

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  • Naxos hat sich jetzt auch der Orgelwerke Muffats angenommen, Martin Haselböck spielt an der Orgel der Abtei Klosterneuburg bzw. der Kollegiatskirche in Zwettl. Hat die hier schon jemand gehört?


  • Georg Muffat (* 1. Juni 1653 in Megève (Savoyen); † 23. Februar 1704 in Passau) war ein Komponist und Organist des Barock.


    [timg]http://upload.wikimedia.org/wi…jpg;l;280;400;*;WikiMedia[/timg]


    Muffat war ein musikalischer Kosmopolit, der eine wichtige Rolle beim Austausch europäischer Musiktraditionen spielte. Muffat schrieb entweder Musik im italienischen oder französischen Stil. Da die wenigsten Musiker seiner Zeit mit beiden Stilen vertraut waren, fügte er seinen Werken Erläuterungen zur jeweiligen Aufführungspraxis bei.
    Diese sind noch heute bei der Interpretation von Werken aus dieser Zeit nützlich.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Mit dieser Aufnahme möchte ich an Georg Muffats Todestag erinnern. Er starb am 23. Februar 1704.


    Heute ist die 311. Wiederkehr seines Todestages.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Bereits vor 9 Jahren wurde diese CD empfohlen. Ich habe sie erst jetzt in meine Sammlung aufgenommen. Vor mehr als 20 Jahren habe ich eine (heute nicht mehr erhältliche) CD mit Werken Von Georg Muffat erworben, die mich aber kalt gelassen hat, daher habe ich mich mit dem Komponisten nicht näher befasst. Durch einen Zufall wurde die ungeliebte CD indes zerstört. Um wenigstens EINE CD mit Werken von Muffat zu besitzen habe ich recherchiert, und bim auf diese gestoßen, zuglkeich habe ich Eine Cd mit Cembalowerken von Georg Muffats Sohn Gottlieb Muffat erworben.
    Diese hier gezeigte CD ist wirklich ein Gustostück für alle Freunde der Barockmusik, Sie hat mir Muffat nahe gebracht. Weitere anschaffungen mit Werken dieses Komponisten sind in Planung...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • daher habe ich mich mit dem Komponisten nicht näher befasst.

    Das war natürlich ein Fehler - Vielleicht aber nur en Frage des Geschmacks vot über 30 jahren.. ?

    Ich vermute nämlich, daß es die Aufneahem von "Armonico Tributo" waren - genau jene Werke, die mich derzeit begeistern und die ich gestern -und erneut heute -

    in der gezeigten Einspielung mit den "Muffatis" gehört habe.

    Im Booklet wird der Spitzenrang dieses Komponisten betont - und auch daß ihm dieser verwehrt blieb - bis zum heutigen Tag-

    Konzert und Kammermusikführer verschweigen ihn völlig, ebenso das "Reclam Musiklexikon"

    In der eigentlich nicht unbedingt musik-affinien Brockhaus Enzyklopädie wo er als österreichisch-französischer Komponist geführt wird - widmat man ihm 20 Zeilen. wogegen mein 4 bändiges Metzler Musilexikon ihn als deutschen Komponisten mit französischen Wurzeln deklariert. Laut Wikipedia bezeichnet sich Muffat als Deutschen.

    Als kurze Ergänzung zum seinerzeitigen Eröffnungsbeitrag erwähne ich lediglich, daß er zeitnah, als er in Prag war, auch in Wien aktiv war.


    Die von mir neulich erworbene Einspielung von "Armonico tributo" - 5 "Sonaten", die eigentlich Concerti grossi sind wurde schon am 15,April 2008 empfohlen und von einem weiteren User bestätigt

    Man sollte allerdings nicht den Fehler machen - oberflächlich hinzuhören - Dann geht der gesamte Effekt verloren (nein- das ist nicht bei jeder Musik der Fall !!!)


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich besitze die bereits gezeigte CD aus dem Hause Naxos:

    Einmal mehr hat Naxos hier eine mustergültige Einspielung vorgelegt, die es dem interessierten Musikhörer erlaubt, sich auf einfühlsame und qualitätvolle Weise unbekanntem Repertoire zu nähern. Die "Musica Aeterna Bratislava" ist -um eine vor Jahren in diesem Thread gestellte Frage zu beatworten- eine Formation, die vornehmlich Werke des 17. und 18. Jahrhunderts im Repertoire hat und bevorzugt auf historischen Instrumenten musiziert.
    Die Musik ist dynamisch und elegant, empfindungsreich und stimmungsvoll, sie wird hier sensibel und kompetent eingefangen. Auch die Tontechnik lässt die Instrumente in ihrer ganzen filigranen Schönheit aufleuchten und erstrahlen.
    In der Tat ein Komponist, der viel Freude bereitet und dessen Entdeckung lohnt.