G. F. Händel: Eternal source of light divine - Ode for the Birthday of Queen Anne

  • Schon bei seinem ersten Besuch in London 1711 führte Georg Friedrich Händel eine Kantate zum Geburtstag von Queen Anne auf. Im Oktober 1712 kam er zum zweiten Mal nach London, und er sollte hier nun seine Heimat finden.


    Um sich in die gesellschaftlich relevanten Kreise einzuführen, engagierte sich Händel für die Musik der staatlichen Festgottesdienste. Zu feiern gab es viel: Nach dem langen Spanischen Erbfolgekrieg, der Großbritannien unter seinem Oberbefehlshaber Marlborough einen opferreichen Sieg gebracht hatte, wurde am 7. Juli 1713 ein Dankgottesdienst in der St. Paul’s Cathedral gefeiert, für den Händel das Te Deum und das Jubilate komponierte.


    In der gleichen Zeit komponierte er eine zweite Geburtstagsmusik für Queen Anne: Die Serenata (Ode) for the Birthday of Queen Anne "Eternal source of light divine“ nach einem Text des Dichters und Dramatikers Ambrose Philips





    Diese Ode dauert eine knappe halbe Stunde und besteht aus sieben Strophen. Jede endet mit dem Refrain, der auch auf den Utrechter Friedensschluss anspielt:



    The day that gave great Anna birth,
    Who fix’d a lasting peace on earth.



    Queen Anne wurde am 06. Februar 1665 im St. James’s Palace in London geboren. Ihr Vater war der römisch-katholische König Jakob II., der 1688/89 durch die Glorious Revolution durch König Wilhelm entmachtet wurde. Anne hat diesen gewaltlosen Umsturz mit unterstützt. Nun regierten ihr Schwager und ihre Schwester.


    Glücklich verheiratet war Anne mit Prinz Georg von Dänemark. Die Regierungszeit Queen Annes von 1702 bis 1714 war geprägt inneren Krisen und Verfassungsreformen, sowie von großen militärischen und politischen Erfolgen, wirtschaftlicher Blüte und dem Aufbau des britischen Imperiums. Deshalb ist Anne als „Good Queen Anne“ in die Geschichtsschreibung eingegangen, auch wenn Historiker sich nicht einig sind, wie groß Annes Anteil als Regentin tatsächlich an diesen Erfolgen war. Kritiker beschreiben sie als ungebildete, starrsinnige Frau, die vor allem am Kartenspiel interessiert war. Dennoch hat sie ihr Amt mit hohem Pflichtgefühlt und Selbstbewusstsein und mit großem Erfolg ausgeübt.


    Persönlich hatte sie harte Schicksalsschläge zu verkraften: Fehlgeburten und Trauer um verstorbene Kinder – von 17 Kindern wurde keines älter als 11 Jahre, Trauer um den verstorbenen Ehemann. Nach Queen Annes Tod ging die Thronfolge auf das Haus Hannover über.


    Ob Queen Anne diese Ode zu ihrem 48. Geburtstag hören konnte, ist unklar. Aufgrund ihres Gesundheitszustandes konnte sie häufig nicht bei Hofe sein und musste bei wichtigen Anlassen fehlen. Es wird vermutet, dass die Aufführung der Geburtstagsode ein Jahr später nachgeholt wurde. Damit hätte Händels Geburtstagskomposition eine besondere Bedeutung bekommen, denn der 49. Geburtstag war der letzte Geburtstag von Queen Anne, die am 1. August 1714 im Kensintgton Palace in London nach langer Krankheit verstarb.





    Seine Geburtstagsode für die Königin lässt Händel mit einem Solo für Singstimme und Trompete beginnen. Der Vokalpart war von Händel für den damals für seine „angemessene Kraft und die rechte Emphase“ berühmten Countertenor Richard Elford.


    Der Text des Eröffnungssatzes lautet:



    Eternal source of light divine,
    with double warmth thy beams display,
    and with distinguish’d glory shine,
    to add a lustre to this day.



    Deutsche Übertragung:


    Ewige Quelle göttlichen Lichts,
    Schicke Deine Strahlen aus mit doppelter Wärme,
    Und scheine mit ganz besonderer Pracht,
    Um diesem Tag noch mehr Glanz zu verleihen.



    Händel war mit diesen Kompositionen überaus erfolgreich. Mit seinem Engagement für diese „staatsreligiösen Anlässe“ setzte er auch sich selbst ins rechte Licht. Dies wurde vom Londoner establishment auch so wahrgenommen und honoriert. Händel er hielt fortan eine jährliche Leibrente in Höhe von 200 Pfund Sterling und hatte sich in diesem establishment ebenfalls gut etabliert.


    Queen Anne, die letzte regierende Königin aus dem Hause Stuart, wurde am 23. August in Westminster Abbey beigesetzt. Hier erinnert kein Grabdenkmal an sie. Ist es übertrieben, zu sagen, dass Händels wunderbare Geburtstagskomposition zu Ehren dieser Königin auch ein wunderbares Denkmal für sie ist?


    Freundliche Grüße, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Kennengelernt habe ich die Geburtstagsode für Queen Anne auf dieser CD:



    Kathleen Battle & Wynton Marsalis:
    Baroque Duet (Sony)


    Bei allem für und wider zum Thema Sampler: Man lernt mitunter doch Musik kennen, derentwegen man die CD eigentlich nicht gekauft hätte, und die einem dann vielleicht sogar am besten gefällt.


    Diese CD versammelt mehrere Werke für Vokalstimme und Trompete von Händel, Predieri, Scarlatti, Stradella und Bach.


    Kathleen Battle singt die Eröffnung der Geburtstagsode aus, und auch von ihrem Gesang gehen Strahlen liebevoller Wärme aus.



    Als klassische Einspielung mit Countertenor würde ich diese Aufnahme empfehlen:



    Georg Friedrich Händel:
    Alceste-Theatermusik; Utrechter Te Deum & Jubilate; Anthem for the
    Foundling Hospital;Ode for the Birthday of Queen Anne
    Künstler: Nelson, Kirkby, Cable, Elliott, Thomas, Bowman, Academy of Ancient Music, Hogwood, Preston
    Label: Decca , ADD, 1977-1979



    Auf dieser CD sind auch Utrechter Te Deum und Jubilate enthalten sowie das Anthem for the Foundling Hospital mit einem Halleluja, das man schon mal irgendwo gehört hat … Auch Alceste ist mit drauf.


    Eine CD mit AAM, Hogwood, Bowman, Kirkby u.a. bedarf kaum weiterer Empfehlungen: Beste englische HIP-Händel-Performance. :jubel::jubel::jubel:



    Freundliche Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“