Schweizer Nischenlabel LAMER-CLASSICS ist wieder aktiv !!!!

  • Ein Lichtstrahl für alle Klassikfreunde:



    Das einst von Liebhabern des Nischenrepertoires so geschätzte Schweizer Label Lamer-Classics ist wieder da. Was keiner für möglich gehalten hatte ist eingetreten.


    Als Max Üggeli, der Labelinhaber 2002 – nach dem Konkurs seiner Firma – nicht sehr überzeugend verkündete: „Wir kommen wieder“ - da glaubte das kein Mensch – wahrscheinlich nicht mal er selber.


    Aber wie sagte schon Wilhelm Busch:
    „Stets findet Überraschung statt – wo man sie nicht erwartet hat“


    Nicht nur dass das alte Repertoire peu á peu wieder aufgelegt wird
    (Wer erinnert sich nicht an die Einspielungen des Helvetischen Sinfonikers Urs Blüntschli (1834 – 1888 ), oder an die legendäre Einspielung des Violinkonzertes von Max Ülimann (1829 – 1899) ? – nein man beginnt auch sogleich mit Neuaufnahmen:


    Gio Baldenstein – nicht jeder kennt den Großmeisters der helvetischen Romantik, aber diejenigen, die eine seiner Sinfonien hören konnten werden sich freuen zu hören, dass
    In den nächsten 5 Jahren die Gesamteinspielung seiner Werke geplant ist, wobei die Sinfonien
    An vorderster Stelle stehen. Verständlich, wenn man weiß, dass diesen 7 Exemplaren (die achte „Unter dem Maibaum“ gilt als verschollen) 277 Streichquartette gegenüberstehen – ein Mammutprojekt fürwahr. Kein Wunder, dass man hier den Sinfonien den Vorzug gibt.


    Dem Vernehmen nach wird die erste CD die Sinfonie Nr 3 und 4 enthalten


    Sinfonie Nr 3 in A.Dur „ Wilhelm Tell“ DBK 457*
    Sinfonie Nr 4 in C-dur „ Basler“ DBK 488


    (DBK= Deutsch- Baldenstein-Katalog
    Vom gleichen Wissenschafter zusammengestellt, der auch Schuberts Werke katalogisierte)


    Die Ausführenden sind - wie so oft bei Lamer-Classics -
    "Die Eidgenössische Compagney" unter ihrem langjährigen Dirigenten Herbert Haspel.



    Dann noch Pius Wurz (1751-1826) Der Meister der Wiederholung.:
    Er ist in der Sammlung mit seinem Konzert für Alphorn, Blockflöte und großes Orchester vertreten. Eine längst überfällige Aufnahme (das Werk wurde bis dato noch NIE eingespielt) eines Meilensteins in der Musikentwicklung des 18. Jahrhunderts.
    Es wird berichtet, dass Mozart, als er das Werk hören durfte, so ergriffen war, dass es den Entschluss fasste, selbst NIE ein Werk für Alphorn und Blockflöte zu komponieren –
    Eine Entscheidung an die er sich zum Leidwesen der Musikwelt zeitlebens hielt., wie das
    Köchelverzeichnis eindrucksvoll beweist.




    Die Sensation ist aber die Auffindung der Noten der Klavierminiaturen von Gottlieb Streiselberger.(1845 – 1902)
    Das Werksverzeichnis ist recht umfangreich und unübersichtlich – deshalb wurde eine sehr klar definierte Auswahl getroffen: „Der musikalische Zoo.“


    Streiselberger, der schon zu Lebzeiten als verschrobenes Original galt hat mit diesem Klavierzyklus Satie quasi vorweggenommen – und auch wenn ich diese Musik persönlich
    als „zu schrullig“ empfinde – so ist es doch ein Stück Musikgeschichte, welches dem Vergessenwerden entrissen wird.
    Es handelt sich bei diesen 2 Minutenstücken um musikalische Darstellungen von Tieren,
    die in Wirklichkeit nicht in Zoos gehalten werden – aber das ist eben der streiselbergersche Humor: Man mag ihn – oder man mag ihn nicht….
    Hier ein kurzer Auszug: „Der Goldfisch“ – „die Weinbergschnecke“ – der Angsthase – die Tanzmaus – der Salonlöwe – der Tastenwolf.
    Das Werk galt bis vor kurzem als verschollen – lediglich eine verstümmelte Abschrift des „Goldfisch“ war bekannt.


    Eingespielt werden diese Werke vom jungen Wiener Pianisten Sebastian Pfriemstriezel, der das Wiener Publikum in den letzen beiden Jahren durch seine virtuose und dennoch subtile Technik in seinen Bann zog , was beim anspruchsvollen Wiener Publikum schon viel zu sagen hat. Die CD ist jedoch die erste kommerzielle Aufnahme dieses jungen Künstlers…….
    Die Interpretation empfinde ich als schlichtweg kongenial – lediglich die „Weinbergschnecke“ – eigentlich für schweizerische Verhältnisse ein feuriges Werk – nimmt er mir eine Spur zu langsam….



    Was fehlt, das sind noch die Schweizer Komponisten des 17. Jahrhunderts – aber in einem
    Telefonat, mit dem Labelinhaber Max Üggleli konnte ich erfahren, dass man auch hier Aufnahmeprojekte im Hinterkopf hat.


    Weitere Projekte: Mitschnitt der Uraufführung eines Zeitgenössischen Werkes „ Heisser Cadaver“ von Quirin Gautschi., schlechthin DEM Vertreter der Schweizer Avantgarde, von dem auch die bekannte Oper “Gammelfleisch und Brötli“ stammt.
    Man darf gespannt sein.


    Eine weitere Opernaufführung wird auf den „Winterthurer Opernfestwochen“
    für Lamer live mitgeschnitten: „Der Rüetlischwur“ von Josi Grünli, (1813 – 1903) einem
    schweizer Opernklassiker des 19. Jahrhunderts. (Der „Schweizer Verdi“)


    Die Aufnahmen werden sämtlich in 4 Monaten erscheinen, also am 1. August
    Vorab-Kritiken finden sich im „Helvetischen Klassikkurier“. Natürlich hatten die Schweizer
    Kritiker die Nase vorn: Sie erhielten Rezensionsexemplare vorab – ebenso wie ich als Tamino-Rezensent.


    Die Cover dreier Neuerscheinungen, wo man auch das „Facelifting“ des Logos bewundern kann, bilde ich schließlich hier ab….



    Und zuletzt als Gustostück der Link zur Priemstriezlel- Aufnahme (50 sek Demo – „Der Goldfisch“)




    Ich gratuliere Lamer- Classics zum gelungenen Relaunch


    Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred!



    In dieser 6 CD-Box von Brilliant Classics mit romantischen Kammermusikwerken größerer Besetzung ist auch ein zweisätziges Oktett (für Violine, Viola, Cello, Harfe, Piccoloflöte, Horn, Fagott und Pauke) von Max Ülimann enthalten. Es ist eine Lizenzaufnahme von Lamer, das zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Box wohl ein totes Label war.
    Das Werk ist recht kurz, aber eigentlich ganz hübsch, mal was anderes (v.a. vom Klang her :D ).
    Man hielt es nicht mal für nötig, Ülimanns Namen vorne draufzuschreiben. X(


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Im Grunde genommen wäre das Label doch ideal geeignet, um endlich einmal die längst überfällige Gesamteinspielung der Werke Otto Jägermeiers in Angriff zu nehmen...

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt






    Das ist ja fantastisch!! Auf diese Einspielung warte ich seit Jahren, genau von dem Tag an, an dem ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Alphorn hörte.



    :yes: :jubel: :yes: :jubel: :yes:



    LG


    Maggie

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Weitere Projekte: Mitschnitt der Uraufführung eines Zeitgenössischen Werkes „ Heisser Cadaver“ von Quirin Gautschi., schlechthin DEM Vertreter der Schweizer Avantgarde, von dem auch die bekannte Oper “Gammelfleisch und Brötli“ stammt.
    Man darf gespannt sein.


    ... wie aus Insiderkreisen verlautete, wird diese Oper nicht nur wegen ihrer brilliant-avantgardistischen Tonsprache, sondern auch wegen ihres besonders lebensechten Librettos sehr geschätzt.


    Der Komponist wurde gebeten, das Werk zu einer Trilogie auszuweiten, die sich in Teil 2 insbesondere mit dem Geschehen rund um den Untersuchungsausschuß "Wildfleisch und Verbraucherschutz" beim Bayer. Landtag befassen wird. In einer neuen Tonsprache wird es hier - mit besonderer Rücksicht auf die mögliche Fortsetzung des thread "Ensemblegesang" hier im Forum - einige musikalisch sehr reizvolle Ensembleszenen geben.


    :baeh01:


    LG, Elisabeth


  • Ergänzend dazu möchte ich noch auf die Silberstiftzeichnung von Boris Schock hinweisen:



    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Auch ich bin ganz dankbar und habe, noch mit Tränen in den Äuglein, extra einen vormals so gehassten CD-Player angeschafft (auch ein Schweizer Fabrikat übrigens: "La marque CH-0815"), um jetzt Streiselbergers "Streichelzoo" in voller Perfektion seines glasigen Klangs genießen zu können. Meine eigene Repitiliensammlung habe ich darauf bei eBay eingestellt, da einem auf dem Tonträger so hervorragend Tiere nahegebracht werden, für die man nichtmal Futter kaufen muß und die auch nicht schmutzen. Vielen Dank, Lama!


    Wie ich der Presse entnehmen konnte, hat sich jetzt endlich auch das renommierte "Totentanz"-Quartett ins Studio begeben, um noch in diesem Frühjahr eine Gesamteinspielung der 277 Streichquartette von Gio Baldenstein in Angriff zu nehmen. Der Tonmeister des Labels, Fred Equalizer, hat daraufhin - auch dies ein findiger Zug in der frischen und erfolgversprechenden Politik der neupositionierten Firma Lamer - die Künstler in den Aufnahmeräumlichkeiten eingeschlossen und den Schlüssel ins Berner Oberland geworfen, auf daß das Projekt keine unnötigen und kostenintensiven Verzögerungen erleide!


    Schließlich bin ich, als Konsument, von dem Plan begeistert, jeder CD-Box handgebackene Plätzchen beizufügen, die geschmacklich auf das Repertoire der jeweiligen Tonträger abgestimmt sind. Dies dürfte schon aus Verfallsdatumsgründen den Verkauf beschleunigen.


    Danke, Lamer, schön, daß es Dich gibt!

  • Letztes Jahr überraschte den Musikliebhaber folgende sensationelle Schlagzeile: Gotthard Gschäftli (*1948) vertont Johanna Spyri! Niemals war zu erwarten gewesen, dass der „große Intellektuelle“ der alternativen eidgenössischen Musikszene sich auf die Bearbeitung eines solch trivialen Stoffes einlassen würde. Und doch hatte er sich im Wagnerjahr 2013 auf diese Herausforderung eingelassen und ein ironisch-patriotisches Mammutwerk geschaffen.

    Die kleine Sennerin

    Große Oper in einem Akt


    In Kürze gibt es für den neugierigen Opernliebhaber einen Mitschnitt des letztjährigen Thuner-See-Festivals von der Uraufführung von Gschäftlis Opernerstling „Die kleine Sennerin“ (einer freien Bearbeitung des „Heidi“-Stoffes nach einem Libretto der Schwester des Komponisten) zu erwerben. Unter der Leitung des renommierten Orchesterleiters A. Wedelstedt konnte ein leider (noch) relativ unbekanntes Gesangsensemble das gut 5 1/2stündige Werk in einem Open-Air-Konzert am 07.12.2013 der Öffentlichkeit präsentieren. Neben dem glasklaren Klang des Berner Kantonsorchesters (verstärkt durch zahlreiche Alphornbläser) wussten vor allem die junge Altistin Ursula Schlumpf in der Titelrolle und der Tenor Josef Heiser als ihr Großvater zu überzeugen.
    Endlich wird dieses Meisterwerk auf dem Label LAMER mit einem höchst informativen Booklet erscheinen. (Eine Veröffentlichung auf DVD ist ebenfalls noch in diesem Jahr geplant.)