Hallo zusammen,
das Thema der Eintrittspreise für Konzert- und Opernabende hatten wir ja schonmal gestreift. Mir geht es aber eher insgesamt um die Frage, wie die Finanzierung von Nachwuchsförderung, Tourneen, Plattenaufnahmen, Konzerten, Festivals gestaltet werden soll/muss.
Schaue ich mir die Kulturlandschaft in Deutschland an, sind staatliche Subventionen eigentlich vollkommen normal. Oberflächlich betrachtet ist da auch nicht so viel dran zu meckern, schließlich profitieren die Kommunen ja auch von touristischen Anziehungskraft ihrer Opern, Philharmonien oder Theater. Kürzungsdebatten werden dann oft bis aufs Blut ausgefochten, Deutschland zur Kulturwüste ernannt. Hat sich der Rauch gelegt, kann man neben dem bedauernswerten (aber auch qualitativ zu begründenden?) Orchester- und Theatersterben auch feststellen, dass sich manche Häuser auf ihre ureigenen Fähigkeiten besinnen: Das Frankfurter Opernhaus etwa hat nach der Kürzung einen derartigen Qualitätssprung vollführt, dass man überspitzt formuliert, wünschte, alle Subventionen würden gestrichen.
Das bis vor wenigen Jahren noch teuflich verdammte private Sponsoring nimmt eine immer wichtigere Rolle ein. Was in fast allen Ländern schon seit Jahr(zehnten) normal ist, wird auch hier als immer wichtigerer Faktor anerkannt. Kurzfristige Irritationen - siehe Mozart-Inszenierung an der Komischen Oper - werden relativ schnell wieder ausgeräumt: Die Sponsoren halten sich mit ihrer Einflussnahme auf die Programmgestaltung zurück. Das Publikum scheint zu entscheiden.
Wie seht ihr die Entwicklung? Zwar bin ich nicht involviert, möchte aber dennoch ein wenig Werbung für ein in meinen Augen Musterbeispiel von privater Initiative und geringfügiger staatlicher Unterstützung: Die Kronberg Academy wurde vor mehr als zehn Jahren gegründet. Schirmherrin ist die Casals-Witwas Frau Casals-Istomin. Alle zwei Jahre finden im Wechsel Cello- und Viola-Festivals statt: Rostropovich, Schiff, Mork, Maisky, Pergamenshikov, Kremer, Kashkashian, Bashmet, Greenhouse, die Hagens etc. sind (waren) Stammgäste, geben Meisterkurs. Die Akademie hat mehrere Stipendien ins Leben gerufen, richtet die Pablo-Casals-Competition und den Emanuel-Feuerman-Grand Prix aus. Beim diesjährigen Cello-Festival im September werden Maisky, Schiff und Geringas zusammen an einem Abend konzertieren (Alte Oper in Frankfurt). Chamber Musik connects the World gibt jungen Nachwuchsmusikern (Studenten) die Chance mit etablierten Stars aufzutreten. Musik-Mit-einander verpflichtet diesen Nachwuchs dazu, sich der Schüler und Kinder anzunehmen. Kurz: in Deutschland wird es bald keinen Solo-Geiger, -Bratschisten, -Cellisten mehr geben, der nicht irgendwann einmal in dieser 15.000-Seelen-Gemeinde "ausgebildet" worden ist.
Einen habe ich noch: Die Eintrittpreise für die in Kronberg (in Kirchen und Stadthallen) stattfindenden Konzerte bewegen sich deutlich unter 20 Euro.