ZitatLieber Paul,ich kann einfach nicht nachvollziehen, warum Kleidung und historisches Bühnenbild so ungeheure Bedeutung haben sollen. Es geht doch um die Geschichte und deren Botschaft selbst und nciht um das Ambiente, in der sie spielt. Ich würde gerne endlcih mal verstehen, warum das für die Gegner der Regietheater- Inszenierung eine so überragende Bedeutung hat.
FQ "zwang" mich vor Monaten mich mit dieser Frage zu beschäftigen. Zwei Krankenhausaufnahmen und eine schleppende Rekonvaleszenz führten dazu, daß die Antwort warten ließ.
Also: Warum werden Menschen enttäuscht, wenn sie eine Vorstellung (Oper/Operette/Theater) besuchen? Oder sind sie nicht enttäuscht, sondern sogar begeistert?
Es gibt, denke ich, mehrere Gründe. Ich kann nur für mich sprechen.
Erstens will ich, wenn ich jene Vorstellung besuche, mich amüsieren; mich entspannen. Und will ich nicht gezwungen sein mich zu zwingen etwas zu folgen. Es sei, ich besuche eine derartige Vorstellung absichtlich, und weiß, was mich da erwartet.
Zweitens bin ich mehr als ein absoluter Laie, wenn es geht um Geschichte. Ich habe z.B. eine Ahnung wie die Menschen im 14, 15, usw. Jahrhundert gekleidet waren.
Ich habe auch interessiert viel Bücher über Geschichte gelesen, und bin deshalb auch darin bewandert.
Drittens, und vielleicht ist dies der "crux", meine ich, daß man ein Werk Gewalt antut, wenn es in der heutigen Zeit versetzt wird.
Ich habe schon öfter gesagt, daß es für mich nur zwei mögliche Inszenierungen gibt. Eine, die das Werk sich läßt abspielen in der Epoche, wo sie geplant war. Und die Menschen davon eine Ahnung gibt (und auch nicht mehr).
Die andere, wenn die Inszenierung ist, als ob gespielt wird im Zeitalter, daß das Werk geschaffen wurde. Und die Menschen davon eine Ahnung gibt (und wieder auch nicht mehr).
Alles andere ist für mich Geschichtefälschung.
Viertens weigere ich zu akzeptieren, daß bewußt Analogien benützt werden, die nur schockieren. Vide das Land des Lächelns, wo Hitler, Stalin, Mao, Napoleon und mehr solcher Greuelherren herbeigeführt wurden.
Wenn das geschieht, hat für mich die Ausführung bereits alle Legitimität verloren.
Noch immer gibt es viel Menschen, die sofort eine schmerzliche Verbindung mit WK II fühlen.
Nur wenn es ins Libretto steht (Zar Ivan z.B.) darf und muß das.
LG, Paul