Zoltán Kelemen - Alberich forever

  • Bei Zoltán KELEMEN (1926-1979) scheiden sich heute die Geister: Die einen lieben seine "zu schön" (Wikipedia) gesungenen Rollenporträts, die anderen verteufeln ihn dafür. In der Tat muß man jedoch festhalten, daß er (neben Neidlinger) der Alberich der 60er- und 70er-Jahre war (neben vielen anderen Rollen, versteht sich).


    Um Zwielicht zu zitieren, der es einmal köstlich formuliere:


    Zitat

    Manche guten bis hervorragenden Wagner-Sänger der 60er, 70er, 80er sind kaum auf CD vertreten, während andere einem immer wieder entgegenschallen (z.B. Kelemen, der unverständlicherweise eine Art Abo auf Rollen wie Alberich oder Klingsor hatte und leider auch den Kothner in den Dresdener Meistersingern vergurkt).


    Ein weiterer Kritikpunkt war sein ungarischer Akzent, der so manchem viele Aufnahmen verdirbt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bernds Zitat ist nichts hinzuzufügen.


    Naja, außer vielleicht, daß man mit dem Madjaren-Alberich leben lernen kann...eher als mit so manchem andern jedenfalls. Dies mag an einer gewissen Durchdringung seiner Wagner-Rollen liegen, die er schon geleistet hat - ich denke vordringlich an Soltis Klingsor.


    Außerdem, warum soll Alberich nicht solches Kauderwelsch von sich geben, immerhin hat er doch wenig sprachlich wirklich anspruchsvollen Umgang da drunten in seinen Klüften...


    Alex. (Nach Mitternacht auch: "Der grausige Graf")

  • Zoltan Kelemen gehört zu jenen Sängern, die man gesehen haben muss - seine darstellerische Begabung macht da viel wett, was gesanglich nicht ganz so geglückt ist.


    Wobei bei den Alberichen ja oft eine gewisse Ungenauigkeit im Gesang zu hören ist - Hermann Becht, Kelemens unmittelbarer Nachfolger in Bayreuth war da keine Ausnahme.

  • Zitat

    Original von Alviano
    Zoltan Kelemen gehört zu jenen Sängern, die man gesehen haben muss - seine darstellerische Begabung macht da viel wett, was gesanglich nicht ganz so geglückt ist.



    Kann ich mir gut vorstellen. Für mein oben zitiertes harsches Urteil muss ich mich nochmal rechtfertigen, nachdem ich kürzlich im Hotter-Thread die Bedeutung des Charakterisierens per Stimme gegenüber den rein gesangstechnischen Aspekten betont habe: Gerade bei Partien wie Alberich oder Klingsor finde ich es wichtig, dass nicht soviel chargiert und gegeifert wird. Man muss das nicht "schön" singen, aber die Partien sind schon charakteristisch genug: ein Verlassen der Gesangslinie zugunsten des Keifens und Schreiens tendiert da m.E. immer zur Karikatur.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Ist Kelemen nicht auch im Karajan-Video vom Rheingold der Alberich?
    Mir gefiel er in dem Ausschnitt, den ich kenne, eigtl. gut.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Gerade bei Partien wie Alberich oder Klingsor finde ich es wichtig, dass nicht soviel chargiert und gegeifert wird. Man muss das nicht "schön" singen, aber die Partien sind schon charakteristisch genug: ein Verlassen der Gesangslinie zugunsten des Keifens und Schreiens tendiert da m.E. immer zur Karikatur.


    Das teile ich - auch der Alberich verdient, dass man die Noten einhält, was für einen Bass (wie Kelemen oder von Kannen) zugegebenerweise nicht immer ganz einfach ist. Allzuoft wird dann durch überagieren die Gesangslinie vernachlässigt. Kelemen war lange Jahr in Köln engagiert, zu seinem Repertoire gehörten auch Partien wie der Osmin, aber der Alberich sollte soetwas wie sein Markenzeichen werden.


    Für den Klingsor gilt in etwa das selbe: mehr singen, nicht deklamieren und der Kothner - nunja, da ist es am wenigstens mit der Gestaltung getan, da fällt ein Mangel am richtigen Singen doch stärker auf...

  • Kelemen ist mir bis dato noch immer der neben Neidlinger liebste Alberich. Habe ihn jetzt auch im 60er-Jahre-"Rheingold" von Karajan gehört (neben Fi-Di usw.). Hat meinen Eindruck vom Video nur bestätigt. Die vielbeklagte Textunverständlichkeit finde ich nun gar nicht in diesem Maße gegeben.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Still ruht der Thread...

    Die habe ich, wie an anderer Stelle schon gepostet, neu im Regal. Die hier wie auch in Wikipedia vorgetragenen Vorwürfe, Kelemen habe seine Rollen mit zu großer Textunverständlichkeit gesungen, kann ich zumindest an diesem Beispiel nicht nachvollziehen. Da ist Vickers als Florestan noch viel schlechter drauf. Aber ich kann es nur auf diese Aufnahme beziehen, ansonsten habe ich den Sänger in keinen weiteren Einspielungen.
    Interessant fand ich die Bemerkung in Wikipedia "Tatsächlich verströmt er als Alberich oder als Don Pizarro eine lyrische Wärme und Eleganz, die zu den Zielen des heutigen Regietheaters nicht recht passen würden."
    Der Pizarro in dieser Aufnahme erscheint mir allerdings auch nicht dämonisch genug.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Seit dem letzten Beitrag von musikwanderer ruhte der Thread schon wieder dreieinhalb Jahre still. Heute möchte ich daran erinnern, und zwar mit einer Siegfried-Aufnahme:


    Dass Zoltan Kelemen am 12. März 1926 geboren wurde.


    Heute wäre er 89 Jahre alt gewoerden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zolan Kelemen ist einer der universellen Sänger, der ein ganz breites Rollenspektrum in seinem Fach niveauvoll abdecken konnte. Gut in Erinnerung ist mir ein Osmin von ihm in Zürich. Gesanglich kam er vor allem in der Tiefe und bei den vertrackteten Trilern und Koloraturen nicht an Kurt Moll oder Gottlob Frick heran, aber gestalterisch war dies eine ganz hervorragende Interpretation. Selbstverständlich war er auch ein ausgezeichneter Alberich. Wenn ich jetzt die großen Darsteller in dieser Charakterpartie Revue passieren lassen fallen mir neben dem herausragenden Gustav Neidlinger spontan Toni Blankenheim, Ekkehard Wlaschiha, Otakar Kraus, Hermann Becht, Günter von Kannen, Franz-Josef Kapellmann, ein, die alle in dieser Partie brillierten. Hier stellt sich die Frage, ob es Partien gibt, die wenn sie gemeistert werden, nahezu automatisch Erfolg garantieren: Hier könnte man bei den Damen an Mimi, Butterfly, Rusalka, Pamina, Carmen, die Frauenrollen im "Rosenkavalier" und bei den Männern an: Rocco, Sarastro, Wassermann, van Bett, Scarpia, Figaro, Leporello,Escamillo, Papageno, Tamino, Belmonte, Ducca, Rudolfo, Lohengrin denken. Sind dies Rollen mit quasi eingebauter Erfolgsgarantie?
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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