BELLINI: "La sonnambula" - Die hohe Kunst der Einfachheit

  • Meine Lieben,


    Vincenzo Bellini scheint mir im Verhältnis zu seiner Bedeutung im Forum noch immer etwas unterrepräsentiert. Es mag sein, daß seine Begabung, scheinbar mühelos in unendlicher Folge ohrwurmverdächtige Melodien schaffen, ihn für manche Kritiker zu wenig elitär erscheinen läßt. Doch zum Beispiel Verdi und Wagner haben sich nicht umsonst begeistert über ihn geäußert. Wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen, so scheint mir, verstand sich Bellini darauf, Schmachtfetzen und Virtuosität in sinnlicher Musik vereinigen, raffinierte Steigerungen und Bögen als einfach erscheinen zu lassen, Sentimentalität in Wohllaut zu verströmen. "La sonnambula" ist dafür sehr charakteristisch.
    Da meine Kenntnis von Einspielungen dieses Werks sehr beschränkt ist, hoffe ich auf ausreichend Stellungnahmen von Euch, die den Rang dieser Oper unterstreichen und auf die diversen Wiedergaben hinweisen.


    Mein Einstieg war/ist nachhaltig bestimmt durch eine Live-Aufnahme der Scala von 1955:



    Sie ist geprägt von einem hervorragenden Team, das sich da zu einer Sternstunde zusammengefunden hatte. Maria Callas als Amina ist hier ganz charakteristisch zu erleben. Ab und zu ein paar schrille Töne, aber eine unglaubliche Wandlungsfähigkeit und ein beseelter Ausdruck, der alles vergessen macht. Wenn man gesagt hat, die Callas ist die Amina, dann kann ich mich dem nur anschließen. La divina - pur. Cesare Valletti gibt einen kongenialen Elvino ab, der stilistisch vollkommen harmoniert. Und beide werden wunderbar getragen von Leonard Bernstein, der zum Teil sehr langsame Tempi nimmt, ohne je irgendwie durchzuhängen. Giuseppe Modesti als Rodolfo und Gabriella Carturan als Teresa ergänzen hervorragend. Lisas Eugenia Ratti beeindruckt zwar durch virtuose Stimmführung, scheint im Tonfall aber etwas zu karikaturistisch überzogen.
    Alles in allem würde es sich um eine exemplarische Aufnahme handeln, doch leider ist die Tonqualität teilweise an der Grenze des Zumutbaren; wiederholte Übersteuerungen beeinträchtigen den Genuß doch empfindlich, auch wenn - glücklicherweise - etliche Passagen recht gut anzuhören sind. Aber sehr professionell kann die Aufnahmetechnik nicht gewesen sein - oder was meinen da Kundigere, welche diese Edition kennen?
    Trotzdem: Für Bellini- und Callas-Fans sowie für Verehrer von nur scheinbar klischeehafter Italianità ein Erlebnis!


    LG


    Waldi

  • Eigentlich bin ich mit Vincento Bellini aufgewachsen! Lange bevor ich Donizetti und Rossini entdeckte, begleitete mich schon die Musik aus Opern wie der "Nachtwandlerin".


    Allerdings ohne Maria Callas. Die gehörte damals wie heute nicht zu meinen bevorzugten Sängerinnen (meine erste "Norma" hieß Gina Cigna - 1936). Meine erste und liebste Sonnambula damals war:



    La Sonnambula
    Siepi, Anelli, Pagliughi, Ruggeri, Latinucci,
    RSO Turin, Capuana
    Label: OM , ADD/m, 52


    Später kamen viele andere hinzu - heute sind es 10 Gesamtaufnahmen.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo miteinander,


    ich beginne allmählich, mich dem Belcanto "außerhalb von Donizetti" zu widmen.


    Von Bellini nenne ich immerhin zwei Aufnahmen von "I Puritani" und eine von "Beatrice di Tenda" mein Eigen.


    Welche Stereo-Aufnahme von "La sonnambula" ist hörenswert?
    Ich habe inzwischen nichts mehr gegen Mono (ein Lern- und Überzeugungsprozeß, bedingt durch Tamino), präferiere aber weiterhin Stereoklang.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Lieber Norbert,


    von den neueren Strereo-Einspielungen der Oper kann ich Dir empfehlen:



    Diese konzertante Aufnahme aus Amsterdam gefällt mir sehr gut.


    La Sonnambula
    Orgonasova, Gimenez, Artegna, Papadjiakou, Dilber,
    Netherlands Radio Chamber Orch.,Zedda
    Label: Naxos , DDD, 92


    Hörproben und eine ausführliche Kritik findest Du bei jpc.


    LG Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Liebe Taminos,


    auch ich kenne nicht viele Einspielungen der Sonnambula. Aber ich muß Waldi voll zustimmen: Die Bernstein-Live-Aufnahme ist ein Monument. Ich stehe persönlich Bellini-Opern zwiespältig gegenüber, denn große Momente (meistens die Zugnummern) stehen viel Trivialem oder besser: wenig Berührendem gegenüber. Wenn man Sutherland, Gruberova oder Caballé in den großen Partien hört (oder live erlebt hat), kann man sich des Eindrucks nicht recht erwehren, daß hier tolle Sängermusik teils brillant gesungen wird - doch darin erschöpft es sich dann auch.


    Wem das ähnlich geht: Callas gelingt es auf einmalige Weise (ähnlich und doch ganz anders als bei ihren Normas), jeden Gedanken an Zweitklassigkeit oder Banalität der Musik zu vertreiben. Die glänzende Verkörperung der Amina, gepaart mit einer lebendigen Virtuosität, die schlicht mitreißend ist - und die manchmal schrillen Spitzentöne gehören in diesem Fall dazu - hebt sich weit von dem ab, was viele am Diven-Belcanto nicht schätzen.


    Fazit: Es bedarf einer genialen Künstlerin, um Bellini wirklich faszinierend auf die Hör-(Bühne) zu bringen. Callas erfüllt diese unsagbar schwere Aufgabe in begeisternder Manier. Daß die restliche Produktion ebenfalls gutes Niveau aufweist, ist selten bei den Aufnahmen der Callas und trägt zum Vergnügen nicht unerheblich bei.



    LG,


    Christian

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  • Warum weiß ich nicht, aber bei mir steht an erster Stelle die Ausführung von Sutherland mit Pavarotti.



    Ich habe auch die Naxosaufnahme, lieber Harald, aber finde die Decca-CD deutlich besser.


    LG, Paul

  • La Sonnambula als Film - mit "La Moffo":



    Aufnahme: 1956, Film, s/w
    Spieldauer: 120'01
    Dirigent: Bruno Bartoletti
    Orchestra della RAI di Milano
    Coro della RAI di Milano
    Inszenierung: Mario Lanfranchi


    Alessio: Guido Mazzini
    Amina: Anna Moffo
    Elvino: Danilo Vega
    Il Conte Rodolfo: Plinio Clabassi
    Lisa: Gianna Galli
    Teresa: Anna Maria Anelli
    Un notaio: Giuseppe Nessi


    Letztes Jahr habe ich meine alte Video-Kassette ausgemustert und durch diese DVD ersetzt - war zwar teuer, aber kein Gewinn - die Videoqualität ist nicht besser geworden.


    LG


    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die Rolle der Sonnambula gehörte den leichten Sopranen – bis Maria Callas kam und der Amina eine dramatische Gestalt gab. An Callas kommt man daher in dieser Rolle wohl nicht vorbei.


    Die Liveaufnahme aus der Scala unter Bernstein ist sicher eine der spannendsten und am besten besetzten dieser Oper. Callas ist großartig, virtuos und auch Cesare Valletti, der mir sonst eher für noble Zurückhaltung bekannt ist, lässt sich mitreißen. Die Leidenschaft, mit der es im Finale des ersten Aktes zur Sache geht, ist wirklich bemerkenswert. Ob diese gewisse "Fetzigkeit" allerdings tatsächlich dem Bellini-Ideal entspricht, bleibt Ansichtssache.


    Callas’ Studioaufnahme aus dem Jahr 1957 hat da einen ganz anderen Charakter. Callas ist stilistisch etwas gereifter, singt aber etwas zurückgenommener und klingt dadurch mädchenhafter. Technisch ist das aber immer noch ausgezeichnet. Der Sänger des Elvino, Nicola Monti, war ein respektabler tenore di grazia mit schöner Stimme, als Künstler aber nicht sehr inspiriert. Antonino Votto leitet das Scala-Orchester routiniert, langweilt aber leider mit allzu peniblem Musizieren.


    Fast identisch besetzt ist ein Livemitschnitt desselben Jahres aus dem Kölner Opernhaus. Das Kölner Publikum ist begeistert und klatscht an den unmöglichsten Stellen. Ich finde dennoch, dass der Mitschnitt etwas hinter dem Scala-Mitschnitt und der Studioaufnahme zurückbleibt.


    Bleiben noch die Aufnahmen ohne Maria Callas. Ich sehe, dass ich hier insgesamt mit Harald auf einer Linie liege:


    Ganz besonders mag ich die älteste Aufnahme der Oper: Franco Capuana mit dem Turiner RAI-Orchester (1952). Warum, ist schwer zu beschreiben. Anders als bei Bellinis Norma fehlen der Sonnambula die scharfen dramatischen Zuspitzungen. Die Sonnambula ist aber auch kein oberflächliches Virtuosenstück sondern eher eine romantische von leichter Melancholie durchzogene Pastorale. In Capuanas Aufnahme passen alle Sänger gut zueinander und interpretieren das Werk mit einer schlichten Ernsthaftigkeit, die einfach die Atmosphäre dieser Oper besonders gut trifft. Lina Pagliughi ist dementsprechend als Amina keine kalte Koloraturenschleuder sondern ein naives verträumtes Bauernmädchen. Ferruccio Tagliavini setzt seine schöne Kopfstimme relativ oft, vielleicht zu oft, ein; einige Spitzentöne klingen nach meinem Empfinden auch etwas zu sehr "gehupt". Sein "Prendi, l’anel ti dono" ist aber einer der ganz großen magischen Momente aus meiner Opernsammlung: absolut aufrichtig gesungen – das ist das, was ich mit dem Begriff des Belcanto verbinde. Von Banalität keine Spur! Erwähnt werden muss bei dieser Aufnahme auch der Conte Rodolfo von Cesare Siepi: eine luxuriöse Besetzung. Insgesamt ist das eine sehr schöne poetische Darbietung und wohl die Aufnahme der Sonnambula, die ich am häufigsten gehört habe. Eine Aufnahme die dem Threadtitel, "der hohen Kunst der Einfachheit" voll gerecht wird.


    Unter den neueren Aufnahmen finde ich auch die von Naxos unter Albeto Zedda besonders gut gelungen. Luba Orgonasova hat auch den leichten innigen mädchenhaften Ton, der vielleicht ein wenig an Lina Pagliughi erinnert. Auch Raúl Giménez ist ein ausgezeichneter, an Rossini geschulter Belcanto-Tenor. Den Sutherland-Aufnahmen ist diese meines Erachtens überlegen. Es handelt sich allerdings auch um eine (konzertante) Liveaufnahme.


    Dann gibt es noch einige schöne Einzelszenen mit Tito Schipa, der einer der besten Elvinos des 20. Jahrhunderts gewesen sein muss, z.B. das Duett "Son geloso del zefiro errante" mit Amelita Galli-Curci.

  • @musikophil


    Lieber Paul,


    bist Du sicher, dass Du diese Aufnahme mit Pavarotti und Sutherland meinst? Die Sutherland war 1980, als die aufgenommen wurde, schon Mitte 50 und auch Pavarotti nicht mehr ganz frisch!


    Die Sutherland hatte die "Sonnambula" schon 1962 in Florenz aufgenommen, ich habe die Aufnahme auch, da singt sie doch noch etwas frischer! Auch ihr Mann dirigiert etwas lebhafter, und Fernando Corena als Conte Rodolfo ist spitze. (DECCA)


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    Ja, das meine ich. Sie ist hier, finde ich, "emotionell". Was man meist bei ihr kaum entdecken kann. Zwar ist es nicht soviel wie man bei andere Sängerinnen hören kann, aber dennoch.


    LG, Paul

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  • Liebe Taminos,


    meine Lieblingsaufnahme ist auch die aus dem Jahre 1952 mit Pagliughi, Tagliavini und Siepi; Zaubertons Ansicht über die Poesie dieser Darbietung kann ich für meinen Geschmack nur unterstreichen.


    Tagliavinis Stimme mag sich für manche Ohren vielleicht manchmal ein wenig zu nah am Schmachten bewegen, er überschreitet jedoch die Grenze ins Gefühlige nicht, sondern singt einen wirklich poetischen Elvino und kann in der Auseinandersetzung mit Amina auch den zornigen jungen Mann glaubhaft verkörpern.


    Über Lina Pagliughi habe ich mich hier im Forum schon so oft begeistert geäußert, dass ich fürchte, ein "nicht schon wieder" zu ernten, wenn ich hier noch einmal anfange ... :angel:


    Und Cesare Siepi ist ein weltmännischer Rudolfo, den ich vor allem in der ersten Schlafwandel-Szene, dem Duett mit Amina, sehr gern höre: Man nimmt ihm die Versuchung und das Zaudern wirklich ab, und im Duett mit Pagliughi ist er traumhaft!


    :hello: Petra


    P.S: Meine zweitliebste ist die "Sonnambula" mit Callas und Valletti.

  • Lieber Harald,
    lieber Paul,


    danke für die Tips.


    Die Naxos-Aunfnahme ist recht prominent besetzt, ich denke, die wird's wohl zum kennenlernen werden...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Manchmal ist auch das Schlechtere der Feind des Guten. Meine erste Begegnung mit Bellini war vor vielen Jahrzehnten (offenbar) die erste Aufnahme der Sutherland, die ich damals auch eher nur dem Namen nach kannte, und ich war hingerissen. Später hörte ich die Aufnahme mit Pavarotti und wunderte mich, was ich damals daran fand, so seelenlos erschien mir die Heldin. Jetzt erst wird mir klar, warum.


    Inzwischen habe ich diese (reichlich teure) Aufnahme mit Edita Gruberova, die ordentlich, aber auch keine Entsprechung meiner Erinnerung ist. Ich muss also wohl die alte Aufnahme beschaffen, die es übrigens bei jpc wieder bzw. noch gibt.


    Da ich mit dem Timbre der Callas notorisch meine Schwierigkeiten habe, halte ich sie bei Bellini für deplatziert, denn der will nicht nur, aber auf jeden Fall auch sehr schön gesungen werden. Natürlich muss auch bei Bellini die Titelrolle gestaltet werden (die Gruberova macht das gar nicht schlecht), aber eben nicht vor allem anderen, und gerade bei ihm tut mir eine schlechte Klangqualität mehr als weh.


    Da ich die Naxos-Aufnahme (noch) nicht kenne, wäre meine Wahl also die erste Sutherland-Aufnahme, wobei ich eingestehen muss, wie erläutert, dass diese Empfehlung teilweise einem Blindflug durch mein Gedächtnis entspringt. Soweit mein Senf zu dieser von mir trotz ihres leicht hirnrissigen Librettos besonders geschätzten Bellini-Oper.


    :hello: Rideamus

  • Seltsam, dass dieses Thema hier gerade behandelt wird, wenn ich in der Schweiz im Sonnambula Land bin.......
    Ich kann leider nur ganz kurz etwas sagen, ab Dienstag hoffentlich mehr, denn ic hkenne diese Oper serh gut und liebe sie heiss.
    Neben der unvergleichlichen Callas empfehle ich allerwärmstens zwei lebendige und aktive Aminas:
    Natalie Dessay und Eva Mei
    Da ich nicht zu Hause bin, kann ich die Aufnahmen nciht nachsehen und detailliert hier nennen. Wird bei Bedarf nachgeliefert.
    Die Oper lebt von der Protagonistin, daher ist der Rest nciht ganz so entscheidend bei der Wahl.
    Diese beiden lyrischen Koloratursoprane haben m. E. genau das richtige Timbre für diese Rolle und sowohl Caballe als auch Sutherland gefallen mir persönlcih überhaupt nicht. Ich nehme keiner von beiden eine fragile und zarte junge Schlafwandlerin ab, weder stimmlich noch sonstwie. Gesangstechnisch sind sie natürlich beide Spitzenklasse wie auch die Gruberova.
    Mehr geht leider heute nicht, Abmarsch zur Alpentour..... :hello:


    F.Q.

  • Hier schon mal die Abbildungen der Dessay-cd unter Evelino Pido und der DVD mit Eva Mei.


    Leider sind beide Aufnahmen mit € 30,-- nicht gerade die billigsten, obwohl der Videoausschnitt bei jpc schon ein überzeugendes Argument für die Dessay-Aufnahme ist:



    Die DVD mit Eva Mei vom Maggio Musicale Fiorentino unter Daniel Oren kenne ich leider gar nicht.



    Hier wird für mich wohl noch einiges nachzuholen sein. Trotzdem würde ich die FRÜHE Sutherland nicht gering schätzen. Wie gesagt: leider muss ich mich hier auf mein Langzeitgedächtnis verlassen. Kann jemand dazu etwas aus aktuellerer Kenntnis sagen?


    :hello: Rideamus

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  • Dr. Andreas Ommers Schallplattenlexikon nennt 55 Gesamtaufnahmen der Sonnambula.


    Dabei ist Joan Sutherland 5 x vertreten. Die früheste Aufnahme ist konzertant aus der New Yorker Carnegie Hall Dezember 1961 - da ist sie 35 Jahre alt. Die bekannte Plattenaufnahme der Decca entstand ein Jahr später in Florenz und war viele Jahre die Referenzaufnahme. Die 1980 in London gemachte digitale Neuproduktion kam m.E. schon etwas zu spät.


    Ich selbst besitze 10 Gesamtaufnahmen und kenne etwa ein dutzend weitere und muß sagen - ohne jetzt zu unkritisch zu sein- ganz schlecht ist keine davon.


    Wie Waldi in der Überschrift zu seinem Thread schon schreibt: "Die hohe Kunst der Einfachheit" das bedeutet auch, dass die Oper recht einfach zu besetzten ist. Zwar haben sich nach Maria Callas auch ein paar andere "Schlachtrösser" der Amina angenommen, aber meist sind es doch die zartlyrischen Soprane, die wir auf Platte finden (sieht man von Renata Scotto, Virginia Zeani und Maria Dragoni mal ab).


    Ich verkneife es mir, jetzt die Namen aufzuzählen, die 1948 bei Fiorella Ortis beginnen und im letzten Jahr mit A.N. :untertauch: enden.....



    LG



    P.S.: F.Q. - Montserrat Caballé war nicht darunter!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)



  • Lieber Rideamus,


    Du sprichst mir aus der Seele. Das ist aber ein Grundproblem. Als ich vor zwei Jahren meine ersten Live-Puritani sah, dachte ich auch, ich ende entweder in der Zelle oder lache ungehemmt in die Aufführung. Ein weiterer Grund, warum ich denke, daß bloßes Schön-Singen (immerhin ein oft vernachlässigter Wert) nicht ausreicht, um manchen Kram aus seiner Platitüde zu erheben.
    Übrigens: Callas singt das "Ah, non credea mirarti" in der Kölner Aufführung berückend schön, fast zurückgenommen und innig - durchaus ein Kontrast zu der Scala-Produktion.


    Ansonsten habe ich (noch nicht intensiv) im historischen Bereich gestöbert und Einzelaufnahmen von Adelina Patti (Stimmreste, aber ein tolles Timing) und Elvira de Hidalgo gehört (dünn und enttäuschend). Muß ich noch fortsetzen.


    LG,


    Christian

  • Hallo miteinander,


    beim stöbern ist mir diese Aufnahme aufgefallen, die ich mir der Neugierde halber geordert habe:



    Eva Lind soll tatsächlich nicht nur bei Gotthilf Fischer singen können ;) und außerdem mag ich William Mateuzzi.


    Ich bin also gespannt...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Norbert


    Diese holländische Aufnahme war meine erste "neuzeitliche" Einspielung der Oper. Die Fa. Naxos hatte sich seinerzeit mehr als 5 Jahre Zeit gelassen mit der Veröffentlichung der Orgonosava-Einspielung.
    Die Fa. Arts war schneller und hat die Eva-Lind-Aufnahme aus Enschede (Paul kann uns sicher besser erklären, was es mit der "Nationale Reisopera" auf sich hat) zuerst herausgebracht.


    Die Kritiken waren übrigens sehr gut, also habe ich sie mir sofort gekauft - zumal der Dirigent auch noch Gabriele BELLINI heißt!


    Meine CDs sahen damals so aus:


    Aufnahme: 1991, Studio
    Spieldauer: 139'45
    Dirigent: Gabriele Bellini
    Orchestra of Eastern Netherlands
    Chorus of the Nationale Reisopera
    ARTS MUSIC 47291-2 (2 CD)


    Alessio: Roberto de Candia
    Amina: Eva Lind
    Elvino: William Matteuzzi
    Il Conte Rodolfo: Petteri Salomaa
    Lisa: Stefania Donzelli
    Teresa: Sonia Ganassi
    Un notaro: Henk Pastoor


    Wie weiter oben schon gesant, das Niveau der vorhandenen Gesamtaufnahmen der "Nachtwandlerin" auf dem Markt ist erstaunlich hoch!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral


    Wie weiter oben schon gesagt, das Niveau der vorhandenen Gesamtaufnahmen der "Nachtwandlerin" auf dem Markt ist erstaunlich hoch!


    Diavolo, diavolo, da werde ich im weiteren Verlauf des Jahres wohl den Thread "...verdanke ich Tamino" füttern können - oder ich verbiete mir kategorisch die Dauerlektüre Eurer Beiträge, was ich ich aber schwerlich durchhalten werde. Aber danke jedenfalls für Euer intensives Echo, das meine Erwartungen weit übersteigt.


    LG


    Waldi

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  • Mitte der 70er Jahre gab es in Graz eine Produktion von "La Sonnambula" (Inszenierung: Alfred Woppmann) unter der Leitung von Argeo Quadri mit der noch jungen Sona Ghazarian (die damals als große Zukunftshoffnung galt; leider konnte sie das Versprechen nicht ganz einlösen), einem traumhaften Adolf Dallapozza (der für kleine Häuser ein wunderbarer Tenor war und seinem Stammhaus, der Wiener Volksoper, immer treu geblieben ist) und Giovanni Gusmeroli. Davon gab es sogar eine Übertragung im ORF (besitzt jemand diesen Mitschnitt ? für eine Kopie wäre ich dankbar).
    Damals habe ich mir die Callas-Bernstein-Aufnahme aus der Scala zum "Einhören" gekauft und bin seither dieser Oper verfallen.



    Michael 2


  • Hallo Harald,


    daß die Aufnahme sehr gute Kritiken erhalten hat, kann ich gut nachempfinden.


    Es handelt sich imo um eine sehr schön musizierte und gesungene Einspielung mit jungen, unverbrauchten Stimmen, die sprübare Freude am Mitwirken hatten.


    Eva Lind hat eine eher unspektakuläre, aber sehr gut und stilsicher geführte Stimme. Die zahlreichen Koloraturen bereiten ihr keine Mühe.
    William Matteuzzis Timbre ist sicherlich Geschmackssache. Mir gefällt es, deswegen kann ich mich immer wieder an seiner enormen Höhensicherheit erfreuen.


    Ein dickes Plus auch für das Orchester und den Dirigenten. Bellini wird nicht als "musikalisches Leichtgewicht" gesehen, sondern durchaus ernst genommen. Die "musikalische Provinz" erweist sich hier als Vorteil denn leider gibt es zu viele "große Orchester", die Bellini und Co. lediglich routiniert runterleiern.


    Fazit: Ein Gewinn meiner Sammlung. (...aber die Naxos-Aufnahme schaffe ich mir trotzdem irgendwann an... ;) )

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Zauberton


    Ganz besonders mag ich die älteste Aufnahme der Oper: Franco Capuana mit dem Turiner RAI-Orchester (1952). Warum, ist schwer zu beschreiben. Anders als bei Bellinis Norma fehlen der Sonnambula die scharfen dramatischen Zuspitzungen. Die Sonnambula ist aber auch kein oberflächliches Virtuosenstück sondern eher eine romantische von leichter Melancholie durchzogene Pastorale. In Capuanas Aufnahme passen alle Sänger gut zueinander und interpretieren das Werk mit einer schlichten Ernsthaftigkeit, die einfach die Atmosphäre dieser Oper besonders gut trifft. Lina Pagliughi ist dementsprechend als Amina keine kalte Koloraturenschleuder sondern ein naives verträumtes Bauernmädchen. Ferruccio Tagliavini setzt seine schöne Kopfstimme relativ oft, vielleicht zu oft, ein; einige Spitzentöne klingen nach meinem Empfinden auch etwas zu sehr "gehupt". Sein "Prendi, l’anel ti dono" ist aber einer der ganz großen magischen Momente aus meiner Opernsammlung: absolut aufrichtig gesungen – das ist das, was ich mit dem Begriff des Belcanto verbinde. Von Banalität keine Spur! Erwähnt werden muss bei dieser Aufnahme auch der Conte Rodolfo von Cesare Siepi: eine luxuriöse Besetzung. Insgesamt ist das eine sehr schöne poetische Darbietung und wohl die Aufnahme der Sonnambula, die ich am häufigsten gehört habe. Eine Aufnahme die dem Threadtitel, "der hohen Kunst der Einfachheit" voll gerecht wird.



    Volle Zustimmung! Eine ausgesprochen "zarte" Interpretation, bei der alle Mitwirkenden scheinbar mühelos göttlichen Belcanto schenken. Eine der Bernstein-Aufnahme als Alternative absolut gleichwertige Einspielung mit lyrischer Seele - und das ist auch ein Verdienst des Dirigenten Franco Capuana, der sich dem Stimmcharakter der Pagliughi, Tagliavinis und Siepis wunderbar anpaßt. Jeder der drei singt unübertrefflich deutlich und mit einer Piano-Kultur, für welche meine Sprache nicht ausreicht. Zum Heulen schön! Die Tonqualität ist übrigens ausgezeichnet.


    LG


    Waldi

  • Gibt's die noch????
    Ich ahne , dass das meine Trauminterpretation sein könnte(obschon ich die Protagonistin noch nie gehört habe) und bitte, falls nciht mehr ohne weiteres beschaffbar um Hilfe. :angel:


    Bis dahin insistiere ich weiter auf Nathalie Dessay, siehe oben.


    F.Q.

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  • Bei der Vielzahl der empfehlenswerten Aufnahmen der Nachtwandlerin wurde eine Aufnahme nicht genannt, die seit einigen Jahren vom Markt verschwunden ist und nur unter schwierigen Umständen oder zu überhöhten Preisen zu bekommen ist.
    Ich meine die erste Digital-Aufnahme dieser Oper, von Radio Bratislava 1986 eingespielt, mit jungen, einheimischen Sängern:


    Aufnahme: Sept. / Okt. 1986, Studio, DDD
    Spieldauer: 123'32
    Dirigent: Ondrej Lenárd
    Bratislava Radio Symphony Orchestra
    Slovak Philharmonic Chorus Bratislava
    Chorleitung: Pavol Procházka


    Label: Opus CD: 9356 1928-29


    Rollen und Sänger


    Alessio: Jan Galla
    Amina: Jana Valásková
    Elvino: Joszef Kundlak
    Il Conte Rodolfo: Peter Mikulás
    Lisa: Eva Antolicova
    Teresa: Jitka Saparová
    Un notario: Vojcech Schrenkel


    Diese Einspielung ist ein echter Geheimtipp. Die Leute, die sie kennen, sind alle rundweg begeistert und halten sie für die beste Aufnahme überhaupt.


    Bei amazon marketplace ist sie über den Umweg England zu bekommen, hier, etwas billiger gibt es sie bei ebay.


    Meine Doppel-CD ist von 1995, mit dickem Booklet incl. Libretto, Künstlerfotos und Biographien sowie interessanten Informationen über die Oper, den Komponisten und das Umfeld der Entstehung incl. einer kompletten Discographie der Oper (in deutsch und Englisch)


    Aufnahmequalität, Sound (digital Stereo) und Sängerleistungen sind echt vom feinsten!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Waldi,


    wieder einmal muss ich mich bei Dir für einen Tipp bedanken, der meinen Opernhorizont um eine fantastische Erfahrung reicher machte.


    Gerade höre ich erstmalig diese Einspielung und bin fasziniert.




    :faint: Wie kann man nur so gefühlvoll und herzergreifend singen? :faint:


    Leider scheint es von dieser wunderschönen Oper keine deutschsprachige Einspielung zu geben. :(


    LG


    Maggie

  • Gottseidank gib'ts die nicht! :yes: :faint:
    Man kann schliesslich nciht auch noch DIE Belcanto-Opern übnerhaupt, nämlich Bellini, vergewaltigen, wo wirklcih die vokalisische Gesangslinie Alles ist.
    Wenn ich nur daran denke , "Ah non credea" oder "Mi ravviso" in deutsch zu hôren, bekomme ich Ausschlag..... :motz:
    Eine übersetzung des Librettos kann ich aber in grossen Notfällen gerne versuchen, der Inhalt steht auch hier im Opernführer.


    P.S. Das ist keine Kritk an der musikbegeisterten sympathischen Maggie, sondern eine allgemeine Aussage zur Übersetzung von Bellini ins Deutsche, die aus serh guten Gründen nie durchgesetzt werden konnte.


    Fairy Queen

  • Liebe Fairy,


    das mag ja alles sein, aber ich erschließe mir eine Oper nun einmal gern über das gesungene Wort.


    Aus diesem Grund stehen in meinen CD Schrank die meisten Opern in Originalsprache und in deutsch. Interessant ist dabei, wenn mir eine Opern gefällt, dann gefällt sie mir in beiden Sprachen.


    Sorry für dieses kurze OT - gehört eigentlich in diesen Thread Oper - Original oder Übersetzung



    LG


    Maggie

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