Richard Wagner und König Ludwig II

  • Salut,


    sicherlich nicht: Richard Wagner trat in einer sehr großen finanziellen Krise in da Leben von König Ludwig II. ein, der König half ihm durch Erteilung von Opernaufträgen aus diesem Desaster heraus.


    Wenn man sich mit dem Briefwechsel Wagner-Ludwig II beschäftigt (es sind immerhin vier dicke Bände!), so könnte man meinen, es handele sich bei den Autoren um mehr als ein großes – absolutes – Liebespaar! Bei den gegenseitigen Huldigungen, die nicht nur Anflüge, sondern schon veritables Gottsein offen legen, könnte man meinen, beide würden erheblich neben sich stehen… Wenn auch Wagner diese übertriebenen Floskeln verharmloste, so waren sie doch im Zeitpunkt der Niederschrift wahrhaftig und absolut. Ludwig II verschmähte sogar die Heirat mit Sophie (ich bin jetzt nicht sicher, ob Schwester oder Cousine von Sissi) – gab als Vorwand das vom Schwiegervater in spe gesetzte Heirats-Ultimatum an – und widmete sich wieder voll und ganz Richard Wagner. Das Thema „Frau“ ist seitdem für Ludwig II. erledigt gewesen.


    Richard Wagner fungiert sogar als politischer Berater des Königs und das – mit Erfolg! Nach dem verlorenen Krieg mit Preußen weiß Wagner dem König Mut zu machen, gibt Ratschläge, die der König umjubelt umsetzt!


    Wenn man Wagners Musik für sich betrachtet, so kann man sicherlich davon ausgehen, dass diese grundsätzlich auch ohne zutun des König hätte entstehen können, aber – Ludwig II. war immerhin Auftraggeber dieser Musik und der Finanzierende der üppigen Opernausstattungen (nicht ganz uneigennützig).


    Richard Wagner ist wohl Schuld daran, dass es überhaupt das Schloss „Neuschwanstein“ gibt. Ohne seinen „Lohengrin“ wäre Ludwig II. vermutlich nie auf die Idee gekommen, seinem Schwan ein solch unübertreffbares Heim zu geben…


    Letzlich ist aber dennoch die Berühmtheit der Musik Wagners auf ihre eigene Qualität zurückzuführen, worauf Ludwig II. natürlich keinen Einfluss hatte. Das ist eben Wagner pur...



    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hier noch ein paar Ergänzungen aus Füssen, am Fuße von König Ludwig's "Gralsburg" gelegen.... ;)


    Richard Wagner traf Ludwig II. zum ersten Mal in der Münchner Residenz 1864, als er zum König gerufen wurde. Ludwig schwärmte schon im frühen Knabenalter für alte Ritter- und Heldensagen. Als er 1861 das erste Mal "Lohengrin" sehen durfte, war er so ergriffen, daß er Tränen in den Augen hatte und immer wieder zuckte. Von da an war Wagner sein göttlicher Held.... Sein Traum ging dann 1864 in Erfülling, kurz nachdem er gerade als 18jähriger König den Thron bestieg.
    Träumerisch wie er war, hat er Wagner eine Villa am Starnberger See gekauft und ziemlich hohe Gehälter bezahlt. Die Rede war auch von einem Festspielhaus in München. Irgendwann ist es Ludwig's Ministern aber zu bunt geworden und Ludwig mußte sich von Wagner "trennen". R. Wagner zog dann nach Triebschen in die Schweiz. Der Kontakt brach aber nicht ab, man sagt aber, daß sich die beiden mehr und mehr von einander entfernten (Ludwig zog sich mit zunehmenden Alter auch immer mehr in seine Traumwelten zurück - man spricht vom Borderline Syndrom heutzutage... da haben wir's wieder :D). Ludwig soll aber auch schöne Summen an ihn bezahlt haben für die Bayreuther Festspiele.
    Da gibt es immer wieder Differenzen zwischen den "Königstreuen" und den "Wagnerianern": Wagner soll Ludwig ausgenutzt haben und ohne Ludwig II. würde heute kein Mensch Wagner kennen (die sogenannten Königstreuen). Wagnerianer behaupten, daß Ludwig II. keine Ahnung von Musik hatte, daß es ihm eher ums visuelle auf der Bühne ging. Auch Richard Wagner hat mal behauptet, der König habe keine Ahnung von Musik. Na, und dann gibt es wohl noch die Anekdote von Ludwig's Klavierlehrer...
    Vielleicht wäre Wagner ohne Ludwig II. heute nicht ganz so berühmt,
    jedoch stammen aber seine doch schon sehr bekannten Werke wie z.B. Thannhäuser aus einer Zeit vor Ludwig II.


    Viele Grüße,
    Susanne


    PS: Ulli
    Sophie war Sisi's Schwester - ebenfalls eine Wagnerliebhaberin. Auf Druck von Sophie's Mutter hat sich Ludwig mit ihr dann verlobt, obwohl zwischen beiden ein eher freundschaftliches Verhältnis bestand. Ludwig hat die Verlobung dann 1867 gelöst. Das kursieren auch 1000 Gerüchte... gehört aber nicht in dieses Forum.

  • Zitat


    Sophie war Sisi's Schwester - ebenfalls eine Wagnerliebhaberin. Auf Druck von Sophie's Mutter hat sich Ludwig mit ihr dann verlobt, obwohl zwischen beiden ein eher freundschaftliches Verhältnis bestand. Ludwig hat die Verlobung dann 1867 gelöst. Das kursieren auch 1000 Gerüchte... gehört aber nicht in dieses Forum.


    Salut, Susanne und alle anderen,


    und: Sissi (und damit auch Sophie) waren Ludwigs Cousinen! Deswegen kam ich wohl durcheinander!


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Das Thema „Frau“ ist seitdem für Ludwig II. erledigt gewesen.


    Also ich glaube ehrlich gesagt, daß das Thema "Frau" für Ludwig II. privat nie wirklich bedeutsam war, wie auch seine vor einiger Zeit publizierten privaten Briefe offenbaren - u. a. mit konkreten Anweisungen, hübsche Jünglinge abzulichten (offiziell als Modelle für griechisch-römische Statuen, soweit ich mich entsinne). :D
    Als König freilich war das Thema weitaus brisanter, ging es doch um die Zukunft Bayerns (sein präsumptiver Thronfolger und Bruder Otto war bekanntlich "schwermütig", wie man es euphemistisch umschrieb).


    Zitat

    Richard Wagner fungiert sogar als politischer Berater des Königs und das – mit Erfolg! Nach dem verlorenen Krieg mit Preußen weiß Wagner dem König Mut zu machen, gibt Ratschläge, die der König umjubelt umsetzt!


    Er hat Ludwig II. sogar angeblich überzeugt, doch nicht abzudanken.
    In der Tat soll sich aber das enge Verhältnis Ludwig II.-Wagner in den 1870ern abgekühlt haben - wie bereits erwähnt auch aufgrund der zunehmenden Abschottung Seiner Majestät.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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