Philippe Jaroussky - Himmlisches Stimmchen


  • Der 1978 geborene Countertenor Philippe Jaroussky begann seine musikalische Ausbildung an den Musikakademien Versailles und Boulogne in den Fächern Klavier und Geige.
    Jedoch:

      "Als es darum ging, genauere Pläne für meine Zukunft abzustecken, wusste ich eigentlich nur, dass ich etwas mit Musik gern machen würde, war mir aber unschlüssig, welche Richtung es sein sollte. Ich dachte damals durchaus daran, vielleicht Komposition zu belegen oder aber Dirigent zu werden. Aber richtig entschlusskräftig war ich für keine dieser Optionen."


    Die Wende in seiner musikalischen Laufbahn brachte ein Treffen mit Countertenor Jacek Laszczkowski (einigen vermutlich noch aus der arte-Dokumentation "Himmlische Stimmen", die vor wenigen Monaten im Rahmen eines Themenabends über Kastraten ausgestrahlt wurde, bekannt).Jarousski war von dessen Gesang fasziniert und gelangte zu der Erkenntnis, dass

      "Singen in Kopfstimme, was ich durchaus auch schon probiert, aber nicht weiter verfolgt hatte, eine durchaus ernstzunehmende Option,[...] ist und dass man das auch als berufliche Karriere verfolgen kann."


    Laszczkowski weckte nicht nur Jarousskys Interesse für den männlichen Soprangesang, sondern machte den jungen Aspiranten auch mit seiner Lehrerin Nicole Fallien bekannt.
    Gemeinsam mit ihr lotete er sein Stimmpotential aus und wähnte sich in den himmlischen Höhen am besten aufgehoben.


    Seine erste Chance, sich in seiner neuen Rolle als Sopranist zu beweisen erhielt er 1999 von Gérard Lesne im Rahmen einer Einspielung des SEDECIA, RE DI GERUSALEMME von Alessandro Scarlatti. Mit dem Ergebnis, dass er einen Exclusiv-Vertrag mit Virgin Records einstrich.


    Danach folgte eine Zusammenarbeit mit dem Sopranisten Flavio Oliver für L'INCORONAZIONE DI POPPEA von Monteverdi.


    Bei seinem Erstkontakt mit Vivaldi, CATONE IN UTTICA, kam es auch zu einem Wiedersehen mit Jacek Laszczkowski. Auch dieses mal prägte das Treffen Jarousskys weitere Karriere. Von nun an stürzte er sich auf Vivaldi's Oeuvre und nahm an zahlreichen Aufnahmen im Rahmen der Opus111-Vivaldi-Edition teil.



    Doch auch das Mainstream-Publikum kommt in Jarouskys schaffen nicht zu kurz. Vivaldi für Schnipsel-Hörer findet man auf dessen Solo-Platte "HEROES".


    Wiederum in aussergewöhnliche Gefilde begibt sich der 29-jährige bei einem Projekt unter der Leitung von William Christie: Die Stefano-Landi-Oper "IL SANT'ALESSIO" in einer ausschließlich männlichen Besetzung, darunter sieben Counter, darunter Max Emanuel Cencic. (Die Aufführungen laufen seit Okober '07. CD und DVD folgen hoffentlich bald)


    Des weiteren erscheint im Februar eine CD im Zeichen des Kastraten CARESTINIi mit Arien von Händel, Hasse und Porpora:




    Das Fono-Forum meint:

      "Vor allem der Klang von Jarousskys Countertenor bereitet ein derartiges sinnliches Vergnügen, dass man nachvollziehen kann, warum die Menschen im 18. Jahrhundert den Kastraten zu Füßen lagen: eine Mischung aus kraftvollem, biegsamem Gesang, der in ein alles überformendes Legato eingebettet ist. Zudem ist Jaroussky keineswegs nur auf die dunkleren Mezzopartien beschränkt. Ohne Probleme agiert er in den höheren Lagen, ohne dass seine Stimme schrill wird."


    Sein Debut auf deutschen Bühnen gab Jaroussky unerwartet am 29.2.04, als er anstelle des erkrankten Andreas Scholl italienische Barockkantaten zum besten gab. Für dieses Jahr sind zwei Konzerte in Berlin geplant.
    2005 erhielt er den Klassik-ECHO als bester Nachwuchskünstler.




    Das war's von meiner Seite, ich gebe weiter an das Gros der Taminos (insbesondere jener, die diesen Artikel bestellt hat ;) ) und wünsche viel Spaß bei den CD-Besprechungen!


    :hello:
    Violoncellchen

    [Quelle: Die Zitate Jarousskis stammen aus einem Interview des Special-Interest-Magazins ( :D ) "Gaystation"]

  • sorry, ich bin gemein: aber die überschrift paßt gut ...'stimmchen' ... :stumm:


    ich möchte natürlich keinesfalls deine begeisterung stören, aber bei ihm denke ich wirklich an ein großes singendes kind (nicht nur von der stimme her gesehen). läßt mich einfach unberührt ...aber eine zweite chance wird er schon noch bekommen . vielleicht ändert sich meine meinung ja dann :yes:


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Liebe Violonchellchen,


    ganz herzlichen Dank für die so rasche Erfüllung meines Threadwunsches, der auf einem regelrechten "Aha-Erlebnis" meinerseits beruht.


    Denn bislang fand ich das, was ich als Counter gehört hatte, schlicht zum Davonlaufen :pfeif: . - Solange, bis mich kürzlich jemand auf den bei unserem Werbepartner jpc eingestellten Videotrailer zu folgender CD aufmerksam machte:


    Philippe Jaroussky - Beata Vergine


    Italienische Marienmotetten von Grandi, Legrenzi,
    Cavalli, Rigatti, Caprioli, Frescobaldi, Sances, Bassani,
    Mattioli, Casati, Colonna
    Philippe Jaroussky, Ensemble Artaserse
    Label: Virgin , DDD, 2005



    Und was da zu sehen (ich meine die Mühelosigkeit des Singens, nicht das - gute - Aussehen des Sängers ;) ) und zu hören ist, hat mich rundum begeistert! Die CD hält übrigens, was er Trailer verspricht.


    Eine beachtenswerte Stimme! :jubel: :jubel: :jubel:


    LG, Elisabeth

  • liebe elisabeth, ich lasse mich ja immer zum besseren gerne bekehren und wenn jemand heftig schwärmt, werde ich denn doch (nochmals) hellhörig ... :D welche cd würdest du denn als meisterstück nahelegen ..die oben genannte?


    lg jörg

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Lieber Jörg,


    die von mir genannte ist zugleich auch (noch!) die einzige, die ich bislang hören konnte.


    Hier hat mich aber wirklich alles begeistert - die Musik, die für mich absolutes Neuland war, das Ensemble Artaserse und auch Stimme und Interpretation von Philippe Jarousky.


    Ich glaube (und fürchte für meinen Geldbeutel), dass es nicht die einzige CD in meiner Sammlung bleiben wird.


    LG, Elisabeth

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  • na, dann werde ich mich demnächst nochmals auf entdeckungstour begeben. ;) bin gespannt und werde berichten.


    gruß an dich und den geldbeutel ;) :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Ich habe die Carestini-CD zu Weihnachten bekommen und kann sie ebenfalls empfehlen.


    Die Stimme von Jaroussky gefaellt mir auch sehr, wenn ich auch manchmal das Gefuehl habe, er hadert etwas mit der tiefen Lage. Trotzdem ist die CD uneingeschraenkt empfehlenswert ..

  • Hallo Klingsor,


    ich besitze die folgenden beiden CDs:


    Vivaldi-Kantaten
    Kantaten RV 670 "Alla caccia della'lme e de' cori";
    RV 671 "Care selve, amici prati";RV 674 "Perfidissimo cor!";
    RV 676 "Pianti, sospiri e dimandar mercede";RV 677 "Qual
    per ignoto calle"
    Philippe Jaroussky, Ensemble Artaserse


    Beata Vergine
    Italienische Marienmotetten von
    Grandi, Legrenzi,
    Cavalli, Rigatti, Caprioli, Frescobaldi, Sances, Bassani,
    Mattioli, Casati, Colonna
    Philippe Jaroussky, Ensemble Artaserse


    Von beiden würde ich die "Beate" vorziehen. Allerdings ist diese Präferenz repertoirebedingt und steht in keinem Zusammenhang mit den Leistungen Jarousskys.


    Ich teile im übrigen deinen Eindruck vom schlichten, knabenhaften Klang dieser Stimme. (Die Wahl der Überschrift war ja kein Zufall) Ob einem das gefällt, oder ob man dunklere, vibratoreichere Stimmen bevorzugt, ist letzten Endes eine Frage des Geschmacks.
    Mir gefällt Jaroussky nicht trotz, sondern gerade wegen dieser Eigenschaften. Bei mir gilt: Ich empfinde eine Stimme um so berührender, je natürlicher ihr Klang ist. Natürlich ist es etwas gewagt, bei einem erwachsenen Mann, der Sopran singt von "natürlich" zu sprechen, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine... :wacky:


    @ Eponine: Meinst du DIE Carestini-CD, die erst im Februar erscheint!?
    Geniesst ihr Insulaner etwa bevorzugte Behandlung von Virgin?? :motz:


    :hello:
    Violoncellchen

  • Zitat

    Original von Violoncellchen
    @ Eponine: Meinst du DIE Carestini-CD, die erst im Februar erscheint!?
    Geniesst ihr Insulaner etwa bevorzugte Behandlung von Virgin?? :motz:


    Ich wuerde mal sagen ja, denn hier ist die glaube ich schon im November erschienen.


    Manchmal MUSS es ja einen Sinn haben, diesen ewigen Regen hier auszuhalten :D

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  • Zitat

    Original von Blackadder
    Liebes Cellchen, Du hast doch Kontakte nach Frongroisch... Da gibbet die Caresdingenskirchen schon seit November....


    Danke für den Tip...so dunkel meine ich mich sogar zu erinnern, die das letzte mal im fnac gesehen zu haben...damals kannte ich den Namen "Jaroussky" allerdings noch nicht und hab nur mal die zwei Versucherle für je 7€ mitgenommen.


    Naja...beim nächsten mal...


    :hello:
    Violoncellchen

  • Guten Abend


    ich habe auch mehrere Einspielungen dieses farmosen Countertenors.
    Erstmals aufmerksam wurde ich auf seine Stimme mit dieser



    CD mit Vokal- & Instrumentalwerke, die für Kardinal
    Mazarin komponiert bzw. von ihm angeregt
    wurden, darunter Werke von Cazzatti, Frescobaldi, Turini,
    Monteverdi, Viadana, Cima, Rossi, Bassani.


    Erwähnen möchte ich noch diese



    CD mit Einspielungen von Opernarien Antoino Vivaldis :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard


  • Hallo!


    Ich besitze die Vivaldi-CD auch und muss es einfach direkt heraussagen: Ich hasse sie! Jarousskys Piepserstimme gefällt mir überhaupt nicht und macht die Arien einfach kaputt. Anstatt kraftvollen Tönen hört man entweder leise oder sehr leise Töne. Er mag zwar eine annehmbare Stimme haben, besitzt aber keine Kraft um diese anspruchsvollen Opernarien zu singen.


    :kotz: :kotz:


    LG joschi


    Achja, das Orchester spielt wirklich gut.

  • Zitat

    Original von DonBasilio
    Ich besitze die Vivaldi-CD auch und muss es einfach direkt heraussagen: Ich hasse sie! Jarousskys Piepserstimme gefällt mir überhaupt nicht und macht die Arien einfach kaputt. Anstatt kraftvollen Tönen hört man entweder leise oder sehr leise Töne. Er mag zwar eine annehmbare Stimme haben, besitzt aber keine Kraft um diese anspruchsvollen Opernarien zu singen.


    :kotz: :kotz:


    Naja, so schlimm find ichs jetzt nicht... :rolleyes:


    Allerdings fehlt mir persönlich bei seiner Stimme das besondere Charakteristikum - das fehlt den meisten heutigen SängerInnen, weshalb ich sie als langweilig [da alle gleich klingen] empfinde. Über die eigentliche Qualität der Stimme über das Können deren TrägerInnen sagt dies natürlich nichts aus.


    Ich ziehe natürlich Cencic vor. :D


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • die CD die ich besitze wurde bereits von Bernhard genannt:



    Un Concert pour Mazarin



    Allerdings soll der Richtigkeit gesagt werden, dass keine einzige Komposition von Mazarin angeregt oder in Auftrag gegeben wurde.
    Das ist heute nur noch bei den großen italienischen Opern von Rossi, Caproli und Cavalli belegbar.


    Die hier eingespielten Stücke stammen aus frz. Handschriftensammlungen.
    Und italienische Musik kommt nicht gerade häufig in Frankreich vor.
    Eine wichtige Quelle hierfür war die Sammlung von Sebastien de Brossard, aus der ja auch die sogenannten "kleinen Motetten des Herrn von Lully" entstammten.


    z.B. ist die Cantate "In caligine umbrosa" erst nach Mazarins Tod komponiert worden.
    Es gibt auch Werke die frz. Volksweisen zitieren, so z.B. die beliebte Melodie "Une jeune fillette"



    Die Interpretation des Ensembles ist wirklich sehr schön. Und auch die Auswahl der Stücke ist ganz gut gelungen.
    Nur leider ist Musik von den Komponisten, die Mazarin wirklich verplichtete nicht mit aufgenommen worden, wenn man mal von der Passacaglia von Luigi Rossi absieht - denn Luigi Rossi komponierte nachweißlich für Mazarin.


    Jaroussky ist halt Geschmackssache - besonderen Eindruck hat er nicht auf mich gemacht. Wenn, dann würde ich seine Platten nur wegen des Repertoires kaufen, nicht wegen seiner Stimme.



    :hello:

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  • Guten Abend


    Zitat

    Original von Ulli


    Naja, so schlimm find ichs jetzt nicht... :rolleyes:


    Wie vieles in der Musik, Geschmackssache :D
    Ich finde sein Gesang wirklich nicht schlimm, er verfügt eine schöne, souveräne und virtuose Stimme, die Hoffnungen erweckt.


    Zitat


    Ich ziehe natürlich Cencic vor. :D


    :hello:


    Ulli


    Der fehlt mit noch in meiner Sammlung :hahahaha:



    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Abend


    auf dieser



    CD ist Ph. Jaroussky ebenfalls seit kurzer Zeit zu hören.


    Und in dieser



    von mir geschätzten Monteverdieinspielung wird er als "Sopraniste" bezeichnet.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard


    PS. Vielleich tritt er mal bei den "Schwetzinger Festspielen" auf, würde ihn mal gerne "live" hören :pfeif:

  • Jaroussky ist hier in Frankreich ein ziemlicher Star und wird sehr viel im Radio gesendet. Obschon ich keine Cd von ihm besitze, kenne ich die Stimme sowohl daher als auch in live .
    Ich habe ihn letztes Jahr in Glucks Orphée et Eurydice als Orphée erlebt; die Leitung hatte Jean-Claude Malgoire. Da ich grundsätzlch keine Counter mag und erst recht nicht als Orphée, wo ich mir einfach eine warme Mezzo/Altstimme wie z.B. Bernarda Fink , Jennifer Larmore oder Susan Graham oder absolut anbetungswürdig: Kathleen Ferrier wünsche,hatte er es recht schwer, mir zu gefallen. Die Stimme an sich finde ich sehr gut geführt und für einen Counter sehr angenehm. Aber für den Orpheus war er viel zu jung, zu wenig emotional und zu nervös singend. Mich hat das als Rollenbild nicht sehr überzeugt, wenngleich es gut gesungen war, wenn man rein musikalische Massstäbe anlegt.
    In den barocken Kolorarturpartien gefällt er mir wesentlcih besser, allerdings nciht so, dass ich mir eine Cd kaufen würde......
    Counter-Tenor-Gesang ist für mich einfach so wenig herzerwärmend, dass ich mein Cd-Budget lieber an weiblcihe Altistinnen wie Sara Mingardo oder Kathleen Ferrier "verschwende".


    Fairy Queen

  • Zitat

    Original von Ulli
    Ich ziehe natürlich Cencic vor.


    Das ist interessant, dass hier der Vergleich zu Cencic gezogen wird: Max-Emanuel Cencic firmiert als Sopranist - Jaroussky als Countertenor.


    Aber auch ich finde, das Jaroussky eher in Richtung Sopranist tendiert - und egal, ob nun ganz in der Höhe oder dann doch etwas tiefer, zu den herausragenden Sängern seines Faches gehört.


    Meine erste Begegnung mit ihm war seine Mitwirkung an der Gesamtaufnahme der Monteverdischen "Poppea" unter der Leitung von Garrido, live dann in Händels "Agrippina" mit Jean-Claude Malgoire.


    Richtig punkten konnte er bei mir dann als Einspringer für den erkrankten Andreas Scholl in der Kölner Philharmonie - das war ein umwerfendes Konzert mit diesem sympathisch wirkenden Künstler.


    Klar, das ich dann auch seine neueren CDs gekauft habe - und bisher nicht enttäuscht wurde: mir gefällt die CD mit den Vivaldi-Kantaten sehr gut - aber so zum kennenlernen würde ich eine Gesamtaufnahme empfehlen: "Orlando furioso" von Vivaldi.


    Ich finde den Klang der Stimme von Jaroussky faszinierend - man könnte ihn, wenn mans denn nicht wüsste, auch für den einer Frau halten - und wie er seine Arien singt, ist absolut hörenswert.


    Einen besonderen Kontrast bildet hier der satte Alt von Marie-Nicole Lemieux - die dann schon eher mal wie ein Countertenor klingt.


    Doch, Jaroussky finde ich absolut toll.

  • Lieber Alviano,


    wenn Du den "frauenartigen" Counterklang magst (den ich uebrigens auch gegenueber dem engen, gepressten Klang manch anderer Counter bevorzuge), moechte ich Dir auch mal den Japaner Yoshikazu Mera ans Herz legen.
    Manche seiner CDs sind dann etwas schwer zu ertragen, wenn man sich miit der Art der Japaner, westliche Kunstmusik vorzutragen, nicht so recht anfreuden kann.


    Das mal beiseite, finde ich ihn stimmlich wirklich klasse. Sein Klang ist absolut organisch in allen Lagen, und er klingt wirklich GANZ anders als das, was man sonst so von Countern gewoehnt ist. Mache dazu vielleicht naechster Tage einen Thread auf ...

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  • Salü,


    Cencic offenbart in seiner DVD-Doku, daß "Countertenor" eher ein Oberbegriff ist. Er gibt an, als Countertenor zu "firmieren", um das Publikum nicht zu verschrecken. Diese Doku ist aber auch bereits ein paar Tage alt. Er selbst würde sich als Sopranist bezeichnen [tut er dies zwischenzeitlich?] - und auch ich ziehe diese Bezeichnung vor. Sie gilt m. E. ebenso für Waschinski, Jaroussky und Laszczkowski sowie sicherlich auch für viele andere Interpreten dieses Genres.


    Vergleichen kann man solche Interpreten m. E. eher nicht, aber einander vorziehen durchaus. Das ist - wie stets - Geschmacksache.


    Wie gesagt, finde ich Jaroussky sicherlich nicht schlecht, aber ein wenig fad und zurückhaltend.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Uli,


    es ist eher umgekehrt: Max-Emanuel Cencic hat sich früher als Sopranist bezeichnet, zieht aber wohl in jüngerer Zeit den Begriff "Countertenor" vor. Jacek Laszczkowski oder Jörg Waschinski bleibem beim "Sopranisten", Jaroussky beim Counter.


    Allen vier ist aber ein durchaus ähnlicher Stimmklang zu eigen - und natürlich eine sicher ansprechende Höhe, die etwas faszinierendes hat. Bis auf Waschinski habe ich die Herren auch schon live erlebt - und das ist teilweise wirklich erstaunlich, was da zu hören ist.


    Liebe Eponine,


    Suzuki mit Bach liegt mir nicht sonderlich (interessiert hat mich der Tenor Gerd Türk als Evangelist), aber in der "Johannes-Passion" singt Yoshikazu Mera die Alt-Partie und ich denke auch, dass sich Mera nicht hinter bekannteren Namen seines Faches verstecken muss. Wenn Du über ihn einen Thread eröffnest, freue ich mich auf die Vorstellung weiterer Aufnahmen mit diesem Sänger.

  • Guten Abend,


    Ich besitze 3 CDs mit Jaroussky:


    Beata Vergine ( für mich die beste, besonders der Sances!)
    Un Concert pour Mazarin (die, wie ich ja jetzt erfahren habe, gar nicht von Mazarin in Auftrag gegeben wurde ;-) Sie gefällt mir auch sehr gut) und Virtuoso Cantatas von Vivaldi ( gefällt mir weniger)


    In Opernarien kann ich ihn mir weniger bis gar nicht vorstellen.
    M.E. passt seine knabenhafte glatte Stimme nicht besonders zu dramatischen Werken!
    Am Anfang war ich total begeistert von seinen klaren Höhen, das ist ja auch faszinierend. Aber ich finde seine Interpretation immer sehr ähnlich - egal, was er singt; ich finde da mangelt es seinem Vortrag an Reife!
    " Heroes " habe ich mir nicht zugelegt, das klingt mir schon zu sehr nach Hype!
    Aber die geistlichen Marienwerke auf der Beata Vergine haben mich sehr angerührt, das fand ich schon beeindruckend!
    Finde allerdings auch, dass Jaroussky an den tieferen Stellen Probleme hat.
    Na ja, er ist ja noch ziemlich jung, vielleicht gewinnt er noch an Tiefe!
    Sieht jedenfalls nett aus! ;-)


    LG
    Juli

    Audio ergo sum

  • leider hat sich mein erster eindruck doch bestätigt. irgendwie gehen stimme und interpretationen nicht an mich ..
    nun ja, vielleicht entwickeln sich beide noch im laufe der zeit

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Guten Abend


    mal sehn was diese



    in der Presse* vorab hochgelobte CD bringt.


    Lt. *MM:


    "Jarroussky ist ein Stimmphänomen. Koloraturen wie gestochen, unforcierte Höhenflüge ins Sopranregister, lyrische Kantilenen von bestechender Natürlichkeit auf entlos langen Atem - so perfekt hat man italienische und deutsche Barockarien von Porpora, Capelli, Gluck und Graum (aus eigens für Carestini geschriebene Opern) lange nicht gehört. Und schon gar nicht die virtuosen Herausforderungen von Georg Friedrich Händel. Eine Offenbarung: die arie "Scherza, infida" aus Ariodante "


    Man darf gespannt sein :yes:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

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  • Falls sie jemand hat, wäre ich auf eure Eindrücke und Kritiken sehr gespannt. Ich hatte mich jedenfalls nach anfänglicher Euphorie wieder etwas von jaroussky entfernt. Wäre aber jederzeit bereit, einen neuen Versuch zu wagen!


    juli

    Audio ergo sum

  • Bernhard


    Du erwähntest die Monteverdieinspielung vom Ensemle Elyma /Garrido
    " Selva morale e Spirituale "


    Die hatte ich schon einmal ins Auge gefasst.
    Wie ist die denn so und wie gefällt dir Jaroussky darauf?


    Juli

    Audio ergo sum

  • Guten Abend



    Gibt es noch keinen "Selva morale e spirituale" Thread ?


    Jaroussky ist in dieser



    ausgezeichneten Einspielung eine Sänger unter Vielen, er singt nur auf der CD II, hier "Psalmi Vespertini" genannt.
    Garrido führt die Sammlung als Zusammenstellung für ein Märtyrer-Fest auf. er ergänzt die mehrstimmigen Vesperpsalmen und das Magnificat mit gregorianischen Antiphonen. Keine schlechte Idee, man erhält einen Eindruck der ursprünglichen liturgischen Zusammenstellung. Mit den Solisten adriana Fernadez, Cyril Auvity und Philippe Jaroussky hat er schon einen Glücksgriff getan, im Chorbereich gibts einige Schwächen, interessant auch der Einsatzes eines Kinderchores. Eine gemischte, aber keine schlechte Interpretaion und Freude am musizieren scheinen alle Beteiligten zu haben.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zumindest bei den (ganz) hohen Männerstimmen gibt's ständig hochwertigen Nachschub.


    Jaroussky ist meiner Ansicht nach ein hervorragender Sänger, der derzeit ein Stimmfach besetzt, das gewissermaßen ein biologisches Ablaufdatum hat. Derzeit ist er geradezu ideal für die perlenden, virtuosen Arien von Vivaldi, Scarlatti, etc., die regelmäßig für Sopran- und nicht für Altkastraten geschrieben wurden ("Stimmchen" ist daher ein wenig irreführend - diese Arien vertragen keinen händelschen Heldenklang).


    Eine solche Stimme lässt sich jedoch meist nicht dauerhaft konservieren - wie man es auch bei Sopranistinnen und Tenören regelmäßig nachvollziehen kann. Auch Max Cencic hat den Sopranisten mittlerweile völlig abgelegt - seine aktuelle Platte mit Hosenrollen von Rossini (Virgin), also klares Mezzo- bzw Alt-Repertoire, ist übrigens sehr empfehlenswert.


    Jaroussky wird wohl noch einige Zeit bei seinem aktuellen Fach bleiben, deutet freilich (in Konzerten und mit dem "Carestini"-Album) den Wunsch nach einer Entwicklung hin zu Händel-Partien an. Da ist zwar noch einige Arbeit nötig, aber das Potenzial ist bereits erkennbar.

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