Carl Czerny - ein Verehrer Beethovens

  • Liebe Taminoianer,


    Dieser Thread ist dem "Wunderkind", Beethovenschüler, Pianisten Komponisten und Pädagogen Carl Czerny (1791-1857) gewidmet, der uns über 1000 Werke hinterlassen hat, viele davon für didaktische Anwendungen komponiert.



    Leider ist Cerny, gerade wegen seines pädagogischen Einsatzes, nicht allzu beliebt , ist doch vielen ehemaligen Klavierschülern "Die Schule der Geläufigkeit" in unangenehmer Erinnerung.


    Beethoven war vom Spiel des Knaben Cerny so beeindruckt, daß er ihn 3 Jahre kostenlos unterrrichtete.Der blieb dann auch sein Leben lang ein glühender Beethoven-Verehrer.....
    Als Pianist trat Czerny ungern und selten auf, er war stets ein Opfer des Lampenfiebers...
    Als Lehrer war er unduldsam un leicht in Zorn zu bringen, immerhin war er hier sehr erfolgreich, einer seiner berühmtesten Schüler war Franz Liszt.


    Neben den "pädagogischen Werken" schrieb Czerny allerdings auch etliche Klaviersonaten und Sonatinen, diverse Klavierstücke, teilweise auch für mehrere Klaviere sowie die damals so beliebten Paraphhrasen und Klavierkonzerte, bzw Werke für Klavier und Orchester.


    Während Czerny heute eher als Kleinmeister abgetan wird, war er Zeitseines Lebens vor allem durch seine Klaviervariationen und Paraphrasen bekannt, von deinen uns Cecilius eine ja schon in einem eigenen Thread vorgestellt hat.


    Bevor ich etwas aus meiner (sehr kleinen) Czerny-Schatzkiste auspacke, frage ich Euch: Was kennt, bzw mögt oder habt ihr von Czerny?


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • naja, man merkt, daß Czerny nicht wirklich beliebt ist...


    ich hatte eine längere Czerny Phase in meiner Ausbildung, kaufte mir die "Kunst der Fingerfertigkeit" und die "Schule des Virtuosen" und übte ausdauernd daran...


    aus Czernys Metronomangaben lassen sich die Tempobezeichnungen der Klassik gut rekonstuieren...jedoch


    bereits in der Schule der Geläufigkeit kommen wahnwitzige Tempoforderungen... die "Schule des Virtuosen" enthält dann Etüden, neben denen Liszt leicht erscheint...interessant ist, daß die chromatischen Läufe der berühmten 10/2 von Chopin (nur mit 3,4,5 der rechten Hand) bereits vorweggenommen werden...


    alles in allem, die Methode der vielfachen Wiederholung ist überholt und Czerny dadurch pädagogisch in Verruf geraten, geistloses technisches Spiel zu fördern...


    die Stücke können musikalisch nett gestaltet werden, ein ausdrucksvolles Spiel ist möglich...


    trotz allem habe ich mich nicht durchgerungen, andere Literatur von Czerny zu spielen...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Naja ich glaube nicht dass Czerny wirklich überholt ist.
    Immerhin sind Generationen von Pianisten damit gut gefahren! Und nur weil jetzt irgendwelche alternativen Lehrmethoden aufkommen, müssen die alten nicht schlecht werden ;)


    Meine Erfahrung zeigt dass das beschäftigen mit den Czerny Etüden einen gewaltigen technischen Fortschritt bedeuten kann!
    Und der ist nun mal Grundvorrausetzung für das Weiterkommen. Man kann noch so musikalisch sein, wenn einem die Technik fehlt wird man es nicht weit bringen.


    Von daher finde ich es sinnvoll nebenher Czerny Etüden zu üben.

    Einmal editiert, zuletzt von MatthiasR ()

  • Hallo!


    Da der Czerny-thread gerade aktuell ist, möchte ich noch auf diesen vergessenen thread hinweisen.


    Von Czerny besitze ich nur ein einziges Stück auf Tonträger, nämlich die "Gerittenen Variationen" op. 23, gespielt von Horowitz (ich hoffe, ich habe "Rode Variations" korrekt rückübersetzt). Na ja...


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Nein, es handelt sich um Variationen über ein Thema eines Herrn Pierre Rode (Komponist und Geiger; geritten = ridden).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • @matthias


    ich hatte ausdrücklich von der Methode vielfacher Wiederholungen gesprochen - in der Schule des Virtuosen ist ein Übungsstück in mehrere Abschnitte unterteilt - am Anfang des Stückes sind Angaben wie: 16 mal Wiederholen, 30 Mal wiederholen...


    heutige Übungstechniken bestehen darin, im langsamen Tempo die Schwierigkeiten bewältigen und allmahlich das Tempo zu steigern - vielleicht hat Czerny das ähnlich gemeint - aber er hat es nicht so beschrieben.


    es ist hier nur von der Wiederholung die Rede, die in den meisten Fällen zu geistiger Abstumpfung führt, wenn man es nicht mit exzellenter Musik zu tun hat....Passagen aus dem 4.Klavierkonzert von Beethoven, oder aus Rachmaninows 3. kann man schon auch 200 mal Wiederholen - ich übe manchmal eine Stunde an wenigen Takten, aber das muß einen Sinn haben, ein Ziel, keine bloße Beschäftigung der Finger.


    nebenher etwas zu üben - da stört mich das "nebenher" ein wenig..."heutige, altenative Methoden" legen Wert auf volle Konzentration auf die technischen Vorgänge...das steht im Widerspruch zu jenen Wiederholungsangaben - wenn das Stück nach dem 7. Mal fehlerlos ist, muß man das sich nicht 9 mal bestätigen...



    Zitat

    Einer der wichtigsten instrumentalpädagogischen Fortschritte der letzten Zeit besteht darin, dass geistloses, unendliches Wiederholen einer zu übenden schweren Passage durch ein überlegtes Studium der ihr innewohnenden Schwierigkeit und Zurückleitung auf ihr Elementarprinzip abgelöst wird. (Alfred Cortot, Grundbegriffe der Klaviertechnik 1928 )


    mein Gedanke ist also kaum neu...


    außer du meinst nur eine Art "Einspielen", bevor du zu üben beginnst...


    gerade die Pädagogik vergangener Zeiten ist sehr wohl unvollkommen gewesen;obwohl mir klar ist, daß nicht jede Veränderung eine Verbesserung darstellt...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Noch nicht erwähnt wurden die Sinfonieeinspielungen von Czerny.
    Momentan gibt es folgende



    Sinfonien Nr.2 & 6 - SWR RO Kaiserslautern - Nowak



    Sinfonien Nr.1 & 5 - Staatsorchester Frankfurt/Oder - Athinäos


    Vom gleichen Orchester wurde die 2.Sinfonie ebenso eingespielt.


    Ich habe die 2.CD, dessen Inhalt glücklicherweise nicht mit der Qualität des Covers konform geht.
    Natürlich kann man sich hiervon nicht Musik in der Klasse eines Beethovens an seinem Höhepunkt erwarten. Einige Stilelemente ähneln, jedoch nicht so viel wie man es vielleicht von einem Beethoven-Verehrer, Helfer und vor allem Schüler erwarten würde. Manches klingt mehr nach Mendelssohn, manches an Schumann,...auch wenn er meist nicht an die jeweilige Klasse herankommt bietet vor allem m.M. nach vor allem die 1.Sinfonie in c-moll vereinzelt großartige Höhepunkte. Im Gegensatz zu Beethoven achtet Czerny in der Regel auf einen homogenen Fluss und verzichtet großteils auf aprupte Stimmungswechsel, hat aber auch durchaus diverse Schattierungen und Kontraste zu bieten (meist in Form von abwechselnd rythmischen Tutti-Passagen und lyrischen Teilen.)


    Zur 5. kann ich jetzt leider nichts sagen da es schon eine Zeit lang herliegt wo ich sie gehört habe. Da sie aber nicht sonderlich viel Eindruck auf mich gemacht hat ist sie mir auch nicht in Erinnerung geblieben.(und mir fehlt jetzt die Zeit sie anzuhören ;) )


    Noch nicht erwähnt wurde (was speziell ja für Alfred in Bezug zum "Wiener Klang" interessant sein könnte) das er in Wien geboren wurde, genau gesagt am 20.02.1791 - (rechtzeitig zu seinem morgigen "Geburtstag", was jetzt aber rein zufällig ist)


    Was noch rein informativ interessant sein könnte, Czerny scheint ja allgemein meist ausschliesslich als Klavierpädagoge bekannt zu sein. Jedoch sind laut booklet immerhin ungefähr ca. 300 Werke dem "ernsten Stil" verpflichtet (kirchen-,kammermusikalische-,symphonische Werke)


    Das bislang kaum etwas davon eingespielt wurde liegt wohl wahrscheinlich oder vielleicht nicht immer an der miserablen Qualität (obwohl ich natürlich kein Urteil darüber abgeben kann, da ich nur die 1 CD von ihm besitze) sondern eventuell auch von je her vorherrschenden Meinung er würde ein "schlechtes Stück 19. Jahrhundert" repräsentieren: mechanische Klaviervirtuosität, basierend auf der Trennung von Kunst und Technik.


    Angeblich hatte er gegen Ende seines Lebens das Gefühl seine Zeit mit "Kindereyen" vertan und zu wenig für die holde Kunst getan zu haben. Wenn ich so seine c-moll-Sinfonie höre würde ich auch meinen, das hier eventuell zum. ein gutes Potential vorhanden gewesen wäre - für eine 1.Sinfonie ist sie m.M. nach doch ziemlich beachtlich (aber ich vermute er schrieb sie schon im forgeschrittenen Alter...)


    Vielleicht hat noch jemand rein zufällig - aus Versehen :D - ebenso eine Sinfonieeinspielung von ihm und kann seine Meinung dazu äußern.


    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Hallo,


    Vor einiger Zeit wurden die Symphonien von Czerny bei WDR3 druchaus gelobt!
    Ich kenne nur die 2.Symphonie flüchtig, kann aber sagen, dass sie durchaus anhörbar war! Wie Beethoven, aber ganz sicher nicht auf dessen Level!


    Besser kenne ich die "Kunst der Fingerfertigkeit Op.740" (Nicht das ich etwas davon je in perfektion gespielt hätte...) Einige Nummern (z.B. Nr.12) sind sogar recht hübsche Werke mit einigem melodiösem Reiz!
    Frappanterweise gibt es, wie ich soeben feststelle, mittlerweile sogar eine Einspielung (Allerdings nicht ganz billig für das bisschen virtuoses Geklimper...)


    Eine CD welche ich wirklich sehr Liebe ist folgende:


    Die Enthaltene "Ouverture characteristique et brillante" ist ein wahres Schmuckstück der Kalviermusik zu 4 Händen. Aber auch der Rest der CD ist meiner Meinung nach lohnend!


    LG
    Raphael


    PS: Im Musikinstrumente-Musem hier in Berlin läuft (oder lief?) eine Ausstellung zu Czerny. Veranstalter ist glaube ich die "Gesellschaft der Musikfreunde Wien"

  • Eigentlich kann ich sagen, daß ich (fast) täglich Czerny hörte, bis ich um die 10-12 Jahre alt war. Denn meine Mutter ist damit gedrillt worden, als sie Klavierunterricht hatte.
    Sie begann das Klavierspielen am 4. Lebensjahr (1922) und hat um die 20 Jahre Unterricht genossen. Aber auch danach, für sich selbst, übte sie seine Werke. Und darum wuchs ich damit auf. Der Expert kann sich dann ausrechnen, wieviel Jahre da Czerny geübt wurde. So sind "Die Schule der Geläufigkeit" und "Die Schule der Fingerfertigkeit (Band 1 und 2)" oder wie sie heißen, bis die Mäuse sie in kleine Stückchen verteilt hatten (1980), immer in ihre Wohnung gewesen.


    Diese CDs habe ich (oder noch mehr ??)




    Besonders das Divertissement, und die Variationen über den Kaisershymne gefallen mir außerordentlich.
    Nee, mehr. :jubel: :jubel: :jubel:


    LG, Paul

  • Nachdem ich gestern an 4 Dirigenten und 2 Sopranistinnen erinnern durfte, sind es heute drei Komponisten, alle aus dem 19. Jahrhundert, obwohl Carl Czerny ja noch am Ende des 18. Jahrhunderts geboren wurde. An den dritten Komponsiten, Leo Delibes, und an die drei Sänger, aus jeder Stimmlage einen, Josef Metternich, Martin Ritzmann und Ludwig Welter, habe ich schon im LV-Thread erinnert.
    Carl Czerny nun, der am 21. Februar 1791 geboren wurde, hat im nächsten Jahr wieder ein großes Jubiläum. Dann haben wir nicht nur wieder ein Mozart-Jahr, sondern auch ein Czerny-Jahr.
    Ich habe heute eine CD mit Sonaten ausgesucht, passt ja auch gut zu meiner "Nebenbeschäftigung" mit den Beethoven-Sonaten :D :


    Heute ist die 224. Wiederkehr seines Geburtstages.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Und heute ist Carl Czernys Todestag. Er starb am 15. Juli 1857. Zu diesem Anlass habe ich Folgendes ausgesucht:



    Heute ist sein 158. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Naxos nimmt sich weiterhin Carl Czernys an; es erscheint dieser Tage die abgebildete Einspielung. Die Hörproben klingen vielversprechend; vielleicht kann jemand bereits etwas zu diesen Werken sagen bzw. die CD kommentieren. Im März dieses Jahres erschien ebenfalls bei Naxos, dirigiert von niemand Geringerem als Richard Bonynge(!) (der bereits Ende des Monats 85 Jahre alt wird!) folgende Aufnahme für Klavier und Orchester:
    Auch hier würden mich Meinungen und Kommentare der Czerny-Kenner interessieren.

  • Eigentlich gilt ja Carl Czerny als Mann des Klaviers- Folgerichtig müsste man ihm einen Speziellen Thread für dieses Thema spendieren, wie man es ja auch im Falle der Sinfonien getan hat. Indes fürchte ich,daß einerseits die Zahl der vorhandenen Einspielung seiner Werke für Klavier solo, andrerseits das allgemeine - eher bescheidene - Interesse an diesem Komponisten einem solchen Projekt im Wege steht, daher werde ich meine Neuerwerbung in Sachen Czerny hier in diesem Thread unterbringen. Das Label EtCetera hat sich überraschenderweise entschlossen, eine bereits aus dem Jahre 1994 stammende Digitalaufnahme der Klaviersonaten Nr 1-4 mit dem Pianisten Daniel Blumenthal neu aufzulegen. Als "Nicht-Ex-Klavierschüler" habe ich keine ablehnende Haltung gegenüber Czerny und höre die Sonaten ohne Belastung im Hinterkopf.
    Ebenso wie die Sonaten von Ferdinand Ries erreichen Czernys Klaviersonaten nicht das Niveau von jenen Beethovens . aber für sich gesehen sind sie hörenswerte beeindruckende Stücke. Interessant auch , die 5 sätzige Anlage der Sonaten 1 und 2, an sich eher unüblich.

    Die Sonaten 1-4 entstanden im Zeitraum von nur 4 Jahren
    Sonate Nr 1 in A.dur op 7 (1820)
    Sonate Nr 2 in a-moll op 13 (1821)
    Sonate Mr 3 in f-moll op 57 (1824)
    Sonate Nr 4 in G-dur op 65 (1824)


    ES gibt von einigen Sonaten Alternativaufnahmen, mir scheint die hier vorliegende, mit dem Pianisten Daniel Blumenthal, die überzeugendste, farbigste zu sein. Gegenmeinungen werden gern gelesen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Eigentlich gilt ja Carl Czerny als Mann des Klaviers- Folgerichtig müsste man ihm einen Speziellen Thread für dieses Thema spendieren, wie man es ja auch im Falle der Sinfonien getan hat.


    Ich kann mich noch erinnern wie ich damals mit mir gerungen habe, und dann doch vorerst auf einen eigenen Thread verzichtet habe. Indes - es gibt doch mehr Aufnahmen von Czernys Klaviersonaten, Sonatinen und Klaviersonaten zu viel Händen - und es kommen - langsam aber sicher - immer mehr Aufnahmen auf den Markt. Somit werde ich noch heute einen Thread mit den Klaviersonaten, es dürften alles in allem (Sonaten, Sonatinen, etc.) an die 20 sein, eröffnen. Wer nicht wagt - nicht gewinnt.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Im Spezialthread über Czernys Klaviersonaten Carl Czerny - Die Klaviersonaten und -Sonatinen wurde die Frage aufgeworfen, warum seine Sonaten so relativ unbekannt sind.
    Relativ ist hierbei noch ein Euphemismus, denn vor 3 Jahren hat es so gut wie keine Aufnahmen davon am Markt gegeben.
    Es wird immer wieder angenommen, Czerny wäre heute wegen seiner Werke für den Klavierschüler so unbeliebt, aber ich glaube das ehrlich gesagt nicht. Diejenigen Amateure, die heute noch ein Klavier besitzen oder klassische Musik drauf spielen können, sind eher dünn gesät. Im "Wurzbach" Lexikon werden Czernys Werke in drei Gruppen eingeteilt
    a) jene die dem Unterricht dienen
    b) jene die den Publikumsgeschmack bedienen, brillant und effektvoll sind, dem Zeitgeist entsprechen
    c) jene die höheren Ansprüchen genügen


    Mit der Gruppe a) hat sich Czerny seinen (bis heute andauernden) Ruhm als hervorragender Klavierpädagoge erworben, was aber immer den Geruch eines akademischen Zugangs zur Musik mit sich bringt.


    mit der Gruppe b) hat sich Czerny zu Lebzeiten seinen Ruf als Komponist beim zeitgenössischen Publikum gesichert. Über 300 Paraphrasen, Variationen, Potpourries- vorzugsweise aus damals oft gespielten Opern - hat er geschrieben und sich so beim breiten Klassikpublikum beliebt gemacht, zeitweise war er beliebter als Beethoven !! Gleichzeitig geriet er so in den Ruf eines "Vielschreibers", was ja irgendwie auch stimmte, denn der Bericht, daß er oft gleichzeitig an 4 Komposotionen arbeitete, an 4 Tischen , wo er jeweils von einem zum andern wechselte, damit die Tinte trocknen konnte, entspricht der Realität.


    Kommen wir zu Gruppe c) Hier wurde er immer wieder mit Beethoven verglichen, was natürlich (?) stets zu seinen Ungunsten ausgehen musste. Ich fand indes eine Bemerkung in einer der mir zur Verfügung stehenden Texte, wo behauptet wird, Czernis FRÜHE Klaviersonaten überträfen jene (frühen) von Beethoven. Mag sein - oder nicht - andere schrieben, die Qualität seiner Sonaten sei durchaus mit Beethoven oder Schubert vergleichbar.


    Man sollte nicht allzuviel Beethoven in Czernys Sonaten suchen, denn er war - das wird im im allgemeinen bestätigt - kein Epigone. Zwar fänden sich Stilelemente anderer Zeitgenossen (z.B. Mendelssohn) in Czernys Sonaten, aber die wäre wohl so, weil auch die anderen Komponisten jener Tage dem damaligen Zeitgeist (Modetrends) unterworfen waren.


    Czernys Schüler Franz Liszt war beispielsweise von der Klaviersonate Nr 1 op 7 so begeistert, daß er sie in sein Programm aufnahm und in ganz Europa aufführte....


    Heute stehen die Chancen für eine Renaissance Czernys schlecht, denn die Leute sind an "Sensationen", "Genies" und "Aussenseitern mit Charisma" interessiert - nicht aber an Musik, die es nicht geschafft hat auf Dauer "berühmt" zu bleiben.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mit dem Komponisten Czerny in Berührung kommt der Liebhaber von Klaviermusik zumeist durch die großen Pianisten, die ihn spielen, wie z.B. Vladimir Horowitz:




    Aktuell auch erhältich in dieser Ausgabe:



    Natürlich ist das zu wenig, um sich ein Bild von seinem Schaffen als Komponist zu machen, aber immerhin ein Anfang!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Die vorliegende Naxos CD enthält vier Konzertstücke für Klavier und Orchester, die Carl Czerny um 1830 herum nach Themen aus beliebten kontemporären Opern komponiert hat. Ich habe bisher nur das erste nach einem Thema aus Bellini's Norma gehört, kann mir aber denken wie es weiter geht. Das ist gefällige, fürs Klavier brilliant geschriebene Musik, die reingeht wie Sahne, wenn man romantische Klavierkonzerte mag. Das mag nicht sehr tiefschürfend sein, aber es ist die perfekte Musik zum abendlichen Glas Weiss- oder Rotwein, mit dem man Entspannung nach einem anstrengenden Tag sucht. Und um die Qualität der musikalischen Einfälle braucht man sich auch keine Sorgen zu machen, denn die stammen von den führenden Opernkomponisten der Zeit (2x Bellini, Auber, Pacini). Die australische Pianistin trifft mit ihrem leichten Anschlag und perlenden Spiel den Charakter der Musik perfekt und welchen besseren Begleiter hätte sie finden können, als den Belcanto-Dirigenten schlechthin, Richard Bonynge. Auch hier bereitet die Abwesenheit jeglicher HIP-Manier Freude.

  • Zitat

    Das ist gefällige, fürs Klavier brilliant geschriebene Musik, die reingeht wie Sahne, wenn man romantische Klavierkonzerte mag. Das mag nicht sehr tiefschürfend sein, aber es ist die perfekte Musik zum abendlichen Glas Weiss- oder Rotwein, mit dem man Entspannung nach einem anstrengenden Tag sucht.


    Diese Art von Musik war es, die Czerny bei den Zeitgenossen so beliebt gemacht hat. daß er angelblich sogar Ludwig van Beethoven und Carl Maria von Weber an Beliebheit übertraf. Sie ist es aber auch, die Czerny in den Augen vieler HEUTIGER Klassikhörer "entwertet"
    Man muß sich vor Augen halten, daß im 19. Jahrhundert Klaviervariationen und Paraphrasen über Opernthemen oft die einzige Möglichkeit waren, daheim im Salon die bekannten Themen beliebter Opern zu hören. Heute sind diese Werke durch die Existenz von Tonaufnahmen weitgehend entbehrlich geworden - ausgenommen man schätzt - wie beispielsweise ich selbst - KLaviervariationen (die heute natürlich ebenfalls via CD genossen werden). Erfreulich, daß es im Forum auch andere Mitglieder gibt, die diese Art von Musik gerne hören und die darauf hinweisen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Über Carl Czerny gibt es derzeit 2 Threads - Diesen hier (ein allgemeiner Mix) und einen über die Sinfonien (Ursprünglich doppelt - liess sich aber problemloa aneinanderfügen, da es nicht aufeinander bezugnehmende Beiträge gab, sondern "Stand-Alone" Statements. (siehe unten)


    Es sit bis zu den CD Produzenten durchgedrunden, daß Cerny auch Kammermusik geschrieben hat, und dementsprechend werde wir mir ein oder der anderesn Neuaufnahme verwöhnt. Leider gibt es kein zuverlässiges Werkeverzeichnis, wo man abschätzen könnte ob sich ein Spezialthread rentierte.


    So habe ich mch entschlossen hier - wie schon bisher - Werke für Klavier Solo und auch Kammermusik vorzustellen


    CPO hat vergangenes Jahr eine Aufnahme zweier Violinsonaten veröffentlicht

    Heute habe ich somit erstmals die

    Grande Sonate pour Pianoforte et Violin in A.dur gehört


    Czerny hat sie - dem Booklet zufolge bereits im Alter von 16 Jahren geschrieben und sie hat eigentlich nichts von einem Jugendwerk an sich. Äusserst einfallsreich, klangschön und gelegentlich auch temperamentvoll ist dieses etwa 42 Minuten dauernde Musikstück geradezu das Aushängeschild einer Ausnahmebegabung.

    Bemerkenswert ist auch - vor allem im Mittelsatz zu bemerken eine durchaus eigenständige Klangsprache - auch nicht wirklich an Beethoven orientiert.

    Ich war sowohl vom Klang als auch von der frappierenden Gesamtwirkung des Stückes begeistert und es wurde mir bewusst, welch Schaden es gewesen wäre, hätten nich findige Plattenproduzenten (in konkreten Fall cpo in Cooperation mit dem Bayrischen Rundfunk) zwir unbeknnte Kammermusikwerke Cerny s augegraben. Die CD enthält auch eine weitere Violinsonate, welch knapp 40 Jahre später entstanden ist - Dazu bei Gelegenheit mehr.....


    mfg aus Wien

    Alfred


    Carl Czerny - Die Sinfonien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Etwas zum Schmunzeln … :baeh01:


    Czerny-Titel

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)