Schmankerln aus Salzburg: ORFEO-Festspieldokumente

  • Liebe Forianer,

    Obwohl wir ORFEO bisher noch nicht vorgestellt haben, werde ich heute eine Sonderserie dieses Labels präsentieren, bzw werde ich Euch bitten Kommentare zu dieser Serie abzugeben.

    Die Serie heiß ORFEO-FESTSPIELDOKUMENTE und wird gespeist aus Bandmittschnitten der Salzburger Festsoiele durch viele Jahre. Vom Liederabend bis zum Oratorium ist so ziemlich alles enthalten.

    Natürlich schwankt bei einem solchen Projekt die Klangqualität zum Teil erheblich, noch in den sechziger Jahren wurde teilweise in mono mitgeschnitten.

    ...

    Optisch ist die Serie einheitlich gestaltet (ein Labsal in der heutigen Zeit) in dunklem Weinrot gepaart mit schwarz, weiß und gold.

    Seitlich prangt das Logo der Salzburger Festspiele



    Wichtiger als all die beschriebenen Äusserlichkeiten ist allerdinge der Inhalt und las but not least die Klangqualität.

    Empfehlungen und Warnungen werden gerne entgegengenommen, wobei ich bitte hier auch Text zu posten, er ist auf den CDs kaum leserlich... und ausserdem zu erwähnen ob die Aufnahme mono oder Stereo ist

    Freundliche Grüße aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred


    Zitat

    ... , noch in den sechziger Jahren wurde teilweise in mono mitgeschnitten.


    Kennst du überhaupt eine Stereo-Aufnahme aus Salzburg aus den 60ern?


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Meine erste Ausgabe widme ich ausschließlich Claudio Arrau, der zwischen 1938 und 1982 insgesamt nur 8 mal bei den Festspielen auftrat.


    Als erstes ein Mitschnitt vom 23.08.1956 (mono, C459971B) - vom Jahr her kann es natürlich nur Mozart sein, beim Pianisten wundert es, aber es ist eine äußerst spannende Interpretation (Fantasie c-moll KV 475, Sonaten c-moll KV 457, d-dur KV 576, f-dur KV 332). Die a-moll Sonate KV 310 wurde leider aus Platzgründen nicht veröffentlicht.



    Das Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15 von Johannes Brahms war ja eigentlich das "Paradekonzert" von Arrau - hier gibt es inzwischen diverse Studioaufnahmen und Livemitschnitte. Von den Mitschnitten gehört das vom 18.10.1962 unter Kubelik zu den besten - zwar ORFEO jedoch nicht von den Salzburger Festspielen (obwohl er es auch dort gespielt hat), daher kein Bild....


    Am 15.08.1982 (stereo, C611031B) trat Arrau letztmalig bei den Festspielen auf und präsentierte, neben der hier nicht veröffentlichten Les Adieux-Sonate von Beethoven, die Appassionata sowie von Liszt die h-moll Sonate und Après une lecture du Dante. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Arrau bereits 79 Jahre alt und dieser Mitschnitt gehört zu den wenigen, bei denen er sich unzählige Patzer leistete, teils direkt schon am Anfang der Stücke - nichts desto trotz erfährt man hier von Arrau interpretatorische Höhepunkte seines (Alters-) Schaffens, ganz besonders bei den Liszt-Werken.




    Übrigens kenne ich bisher auch keine einzige Stereo-Aufnahme bei den Live-Mitschnitten - selbst Backhaus von 1968 wurde nur mono aufgezeichnet.


    Gruß,
    Juergen

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • Hallo


    Auch ich besitze und liebe mehrere Orfeo Festspieldokumente.


    Da wäre:


    Beethoven: Die Neunte: Furtwängler - Seefried; Wagner; Dermota; Greindl - Wiener Philharmoniker (wer sonst?), Staatsopernchor; 31.8.1951


    und noch viel bedeutender (denn Furtwängler Neunten gibts genug):


    Strauss: Elektra: Mitropoulos - Inge Borkh, Lisa della Casa, etc. WP, 7.8.1957

  • Sagitt meint:


    In diesem Jahr wird zu DFD´s 80zigsten ein Sonderkonzert inSalzburg stattfinden- von ihm dirigiert.
    Als Sänger war er über viele Jahre in Salzburg tätig.Das hat Orfeo natürlich dokumentiert. Seine Art war es,über einen längeren Zeitraum Programmgestaltung zu betreiben ( quasi didaktisch aufgebaut, der Vater war immerhin Oberstudiendirektor).
    Fischer-Dieskaus Liedgesang in den Jahren 1957 bis 1965 war noch völlig ungetrübt von späteren Einbrüchen. Als Liedsänger bleibt er immer Referenz. Man mag seine Stimme vielleicht nicht, ebenso seine prononcierte Wortbehandlung, aber die intellektuelle Qualität kann seiner Darstellung ebenso wenig abgesprochen werden, wie ein überragende Fähigkeit zu kleinsten Differenzierungen. In seinen Bereich des lyrischen Gesangs ist nicht zu toppen.


    Seine live-Auftritte waren von gleicher Qualität wie die Studio-Aufnahmen.Wenn man seinen eigenen Aussagen glauben darf,, hatte DFD oft sehr kurze Zeiten im Studio- das waren quasi live-Auftritte ohne Publikum.


    Deswegen sind die Orfeo-Produktionen für den zu empfehlen, der Liedgesang schätzt. Zur Ton-Qualität kann ich nichts schreiben, weil ich meine Beiträge zumeist -und eben auch diesen- aus der Hör-Erinnerung schreibe.

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  • Ansonsten gibt es diverse Mitschnitte, für die ich kein Cover finden konnte: *




    Gilels: Schubert D784, D 780, Liszt h-Moll Sonate



    Richter: Beethovens Andante favori, Chopin Walzer und Barcarolle, Debussy


    ....



    Scherchen dirigiert Mahler 7 und 9 und Schoenberg
    Berioz: Grande Messe (Mitropoulos)



    *soweit verfügbar, wurdendiese Bilder von der Moderation eingefügt. Alfred

    Gruß,
    Gerrit

  • Hallo,


    auch wenn es ein wenig geschummelt ist, möchte ich gern zwei Aufnahmen nennen, die zwar nicht bei ORFEO erschienen sind, gleichwohl aber autorisierte "Salzburger Festspieldokumente" darstellen.


    Zunächst einmal der "Don Giovanni" von 1956:


    [am]B000025DK5.03.LZZZZZZZ[/am]


    Zeitbedingt in Mono, eine bezwingend intensive, dabei aber immer schlanke Aufführung der Wiener Philharmoniker unter Mitropoulos (der für den toten Furtwängler übernommen hatte). Besetzungsmäßig ein Traum. Siepi ist neben Pinza der m.E. verführerischste Don Giovanni des 20. Jahrhunderts, daneben als "Sidekick" der Erzkomödiant Corena. Als Gegenspieler hört man den auch klanglich noblen Simoneau, zu della Casa und Grümmer braucht man eigentlich nichts mehr zu sagen und Streich/Berry sind einfach nur Luxusbesetzungen. Einziger Kritikpunkt: das schwäbelnde Italienisch des ansonsten großartigen Gottlob Frick.


    Dann noch der "Fidelio" von 1950:


    [am]B000002S56.03.LZZZZZZZ[/am]


    Ich ziehe diesen Live-Mitschnitt Furtwänglers seiner Studioaufnahme von 1953 vor. Auch wenn der Mitschnitt nicht fehlerlos ist (Flagstad ist nicht ganz auf der Höhe ihres technischen Könnens, Greindl singt (wie fast immer) über den Daumen und der Klang ist nicht so toll), besitzt er doch die größere Intensität. Furtwängler ist live eben fast immer besser als im Studio. Hinzu kommt der unvergleichliche Patzak (dessen ausgedörrte Stimme hier einmal wirklich zur Rollenphysiognomie paßt), die kokette Marzelline der Schwarzkopf und der wirklich dämonisch-bedrohliche Pizarro Paul Schöfflers.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Dank, Geiselher, für die Nennung von Mitropoulos wirklich außerordentlicher Don-Giovanni-Aufnahme, die ich subjektiv der Furtwänglers vorziehe.


    Was wäre noch zu nennen? Wenn wir schon bei Mitropoulos sind: Seine bemerkenswerte Aufführung der Achten Sinfonie Mahlers vom 28.8.1960, spieltechnisch (Ferntrompeten am Ende!!) nicht über jeden Zweifel erhaben, und für absolute Perfektionisten sicher nicht die rechte Wahl. Aber von einer Leidenschaft, wie man sie bei dieser Sinfonie selten findet. Das Solistenensemble ist zwar nicht einheitlich (Coertse, Zadek, West, Malaniuk, Zampieri, Prey, Edelmann), aber es wird beim Hören dieses Mitschnittes deutlich, was für ein Ereignis die Aufführung dieser Sinfonie immer war. Und Mitropoulos ist mit den Wiener Philharmonikern hervorragend.



    Wenige Tage zuvor, am 21.8.1960, dirigierte Mitropoulos die Berliner Philharmoniker in einem bemerkenswert zusammengestellten Programm: Auf eine feurig-stürmische Darbietung der 3. Sinfonie Mendelssohns (über die man trefflich streiten könnte) folgen die Variationen für Orchester op. 31 von Arnold Schönberg, die Mitropoulos so klingen lässt, als habe es sich damals schon um ein gut vertrautes Repertoirestück gehandelt. Danach noch eine sehr hitzige Deutung von Debussys "La mer".



    Aus neuerer Zeit will ich auf die Ausschnitte aus Messiaens "Saint Francois d'Assise" hinweisen, die unter der Leitung von Lothar Zagrosek mit Dietrich Fischer Dieskau, Rachel Yakar, Kenneth Riegel und Giles Cachemaille aufgeführt worden und dann in späterer Zeit durch die Gesamtaufführung der Oper durch Salonen und Nagano (Regie: Peter Sellars, mit Nagano als Festspielmitschnitt bei der Deutschen Grammophon) noch übertroffen wurde:



    Außerdem gibt es eine spannende Aufführung von Glucks "Iphigenie en Tauride" mit Susan Graham, Paul Groves, Thomas Hampson u.a., mit dem Mozarteum Orchester Salzburg unter Ivor Bolton:



    Ich höre vorerst einmal auf - offenbar auch bis in die neuere Zeit ein Schatzkästlein, quer durch alle Epochen, diese Reihe.....


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Alfred hat ihn zwar schon angeführt, aber für alle, die das vielleicht nur als Beispiel verstanden haben, es ist eine echte Empfehlung!


    Friedrich Gulda
    Beethoven
    Salzburger Festspiele
    Klavierabend 29. Juli 1964



    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Diese Serie ist einmalig, weil sie die ausführenden Künstler ohne Studio-Retusche zeigt. Für LIVE-Aufnahmen-Sammler ein MUSS!!
    Welche Aufnahme am empfehlenswertesten ist, mag jeder für sich selbst entscheiden.
    Mein Tip:Berlioz: Grande Messe des Morts/Simoneau, Mitropoulos (1956);
    Karel Ancerl mit der Tschechischen Philharmonie: Dorak-Programm(Violinkonzert mit Suk und op.95/Zugabe:Ouvert. "Prodana nevesta"-1963): :yes:

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Zitat

    Diese Serie ist einmalig, weil sie die ausführenden Künstler ohne Studio-Retusche zeigt.


    Genau das war es was mich anfangs abgeschreckt hat - und genau das ist es was mich heute begeistert.


    Warum sollte ich eine Platte/CD kaufen, die doch ohnedies im ORF übertragen wurde ?
    Indes - diese Aufnahmen sind heute Geschichte und man bekommt sie natürlich nicht mehr zu hören. Dazu habe ich die Erfahrung gemacht, daß in Einzelfällen sogar die Aufnahmetechnik jener von manchen Studioaufnahmen vorzuziehen ist. (wobei die Durchhörbarkeit und die Saalakustik, sowie die Klangfarbentreue gemeint ist - Publikumsgeräusche sind unvermeidbar, wenn man nicht starke Klangverfälschungen in Kauf nehmen möchte.....



    Auf der Suche nach Karl Böhm-Aufnahmen bin ich unlängst auf diese vorliegende gestoßen. Sie zeigt einen temperamentvollen Böhm (Beethovens 4.) , die Aufnahmetechnik ist dynamischer als bei seinen Studioaufnahmen, was ihm gerechter wird. Zudem kann man ihn auch mit Gustav Mahler hören - mit den "Liedern eines fahrenden Gesellen" , gesungen von Christa Ludwig....


    Auch Schumann ist unter Böhm kaum je zu hören, somit war diese CD - auch wenn ich ansonst "Sammelprogramme" mit verschiedene Komponisten auf einer CD nicht besonders mag für mich ein " Muß"


    mfg


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Indes - diese Aufnahmen sind heute Geschichte und man bekommt sie natürlich nicht mehr zu hören. Dazu habe ich die Erfahrung gemacht, daß in Einzelfällen sogar die Aufnahmetechnik jener von manchen Studioaufnahmen vorzuziehen ist. (wobei die Durchhörbarkeit und die Saalakustik, sowie die Klangfarbentreue gemeint ist - Publikumsgeräusche sind unvermeidbar, wenn man nicht starke Klangverfälschungen in Kauf nehmen möchte.....


    Aussagen, die auch auf die IMO folgende Aufnahme zutreffen - auch hier ein lohnendes Festspieldokument, das aber dirigentenbedingt(?) von einem anderen Label stammt:


    Joseph Haydn (1732-1809)
    Die Schöpfung

    Janowitz, Wunderlich, Prey, Borg,
    Wien PO, Karajan Label: DGG , ADD, LA



    Die Mono-Aufnahme zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie im Gegensatz zur späteren Studioaufnahme ein vollständiges Dokument des von Fritz Wunderlich gesungenen URIEL ist.


    LG, Elisabeth

  • Ohne Zweifel im einzelnen bereits an anderer Stelle erörtert, dennoch erstaunt es mich, dass vier meiner heissest geliebten (die bereits genannten Rezitale von Richter und Gilels gehören auch dazu, und noch weitere mehr) Orfeo-CDs hier noch nicht erwähnt worden sind:



    Enthält unter anderem das legendäre Bach Klavierkonzert Nr. 1 BWV 1052 mit Glenn Gould und Dimitri Mitropoulos.



    Kennen Fans schon als (klanglich noch weniger befriedigendes) Music&Arts-Remastering, enthält unter anderem Clara Haskils wohl schönste (da spontaner als im Studio) Wiedergabe von Schuberts letzter Sonate (alle drei Livedarbietungen gefallen mir besser als die entsprechenden, deshalb natürlich nicht weniger hörenswerten Studioaufnahmen).


    Bei den legendären Mittschnitten von Carlos Kleiber und Fritz Wunderlich erübrigt sich wohl jeglicher Kommentar:




    Liebe Grüsse aus der Schweiz, David.