In seinem Werkevezeichnüß trug Mozart den 20.9.1789 für die Fertigstellung seines Quintetts A-dur für Klarinette und Streichquartett ein. Komponiert hatte er es für seinen Freimaurer-Logenbruder Anton Stadler, einem seinerzeit sehr angesehenen Klarinettisten.
Dieser spielte eine selbstentwickelte Variante der üblichen Klarinette, die sogenannte Bassettklarinette, die vom Tonumfang um eine Terz in die Tiefe erweitert ist.
Die Uraufführung des Quintetts fand am 22.12.1789 bei einer Akademie der Tonkünstler-Sozietät in Wien statt.
Es handelt sich übrigens um das allererste Werk in dieser Besetzung überhaupt (u.a. Weber, Brahms, Reger und Hindemith sollten weitere Klarinettenquintette komponieren).
Mir fällt es schwer, die besondere Klangfärbung, die Klarinette und Streichquartett hier als gleichberechtigte Bestandteile erzeugen, zu beschreiben. Abgesehen von der kompositorischen Meisterschaft trägt sie stark mit zur Faszination dieses Werkes bei. Sollte man von „Klangzauber“ sprechen? In diversen Musikführern wird auch darüber geschwafelt, hier z.B. aus dem Mozart Konzertführer von Breitkopf und Härtel:
ZitatZwei Klangwelten - die sangliche, weiche, hochexpressive und dunkel-warm getönte der Klarinette und die homogene, ausdrucksstarke des Streichquartetts - werden miteinander verbunden. Gegenübergestellt konzertieren sie miteinander, ineinander verflochten entsteht ein dichtes kontrapunktisches oder motivisch-thematisch gearbeitetes Gewebe, dann wieder werden zwei Stimmen durch Oktavierung verdoppelt, wobei die so bewirkte Betonung keineswegs immer die melodische Linie betrifft.
Für Mozart war das Jahr 1789 keine einfache Zeit. Ihn plagten Geldsorgen, auch sonst hatte er bisweilen eine depressive Phase; zudem war Constanze krank. Im Klarinettenquintett ist davon freilich wenig zu spüren, auch wenn ich finde, daß das A-dur im 1. Satz kein rein heiteres ist, sondern ähnlich wie in KV 595 oder KV 622 etwas Schwermut beigemischt ist. Dies gilt auch für den 2. Satz. Vielleicht liegt das auch an der Klarinette, die für mich stets einen etwas melancholischen Klang hat.
In den vier Sätzen des Quintetts verwendet Mozart vier der fünf üblichen Satztypen für die Instrumentalmusik dieser Zeit: Der erste Satz (Allegro) ist ein Sonatenhauptsatz, der zweite (Larghetto, D-dur) in Liedform, der dritte Satz ein Menuett und das Finale Schließlich ein Variationssatz.
Insgesamt ist das Verhältnis von Klarinette zu Streichquartett wie oben schon erwähnt recht ausgewogen. Allein im zweiten Satz schwebt die Klarinette klar dominierend über dem Streicherteppich (die Streicher werden mit Ausnahme des Cello zudem con sordino gespielt). Mozart bewegt sich hier auf dem schmalen Grat zwischen Tiefgründigem und Schmalzigem. Schön ist es in jedem Fall.
Der erste Satz ist recht konventionell, hier gehört das 1. Thema eher den Streichern, das 2. der Klarinette. Er ist voller schöner Stellen und sicher einer der besten Sätze aus Mozarts Kammermusik.
Im Menuett gibt es interessanterweise zwei Trios, eines in überraschendem a-moll für Streichquartett und ein ländlerisches für die Klarinette.
Das Finale (Allegretto con Variazioni) birgt auch Besonderheiten: Nachdem das etwas derbe Thema streichquartettdominiert vorgetragen wird, gehört die erste Variation der Klarinette, die zweite der 1. Geige, die dritte (obligatorische Moll-Variation) der Bratsche; die vierte ist wie eine Vorübung zum Klarinettenkonzert. Danach aber schiebt Mozart einen langsamen Satzteil ein (ähnlich wie im Finale von KV 271), der an die Stimmung des Larghetto erinnert, bevor dann im abschließenden Allegro das Werk heiter und spritzig zu Ende geht.
Nun kanns losgehen mit „Alle Taminos hören Mozarts Klarinettenquintett“, ich hoffe, dadurch kommt mal etwas mehr Leben ins Kammermusikforum.
Was haltet Ihr denn von KV 581? Wie ist es im Vergleich zur übrigen Kammermusik Mozarts einzuordnen? Was sind Eure Lieblingsinterpretationen? Gibt es Aufnahmen mit rekonstruierter Bassettklarinette?
Vielleicht kann noch jemand der Mitdiskutiernden bei den musikalischen Gestaltungsmitteln Mozarts mehr ins Detail gehen als ich das vermag.
Im Laufe des Januar habe ich vor, noch drei Interpretationen des Klarinettenquintetts zu vergleichen und hier vorzustellen.
Viele Grüße,
Pius.